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ladung abzulehnen, die sich darauf bezieht, sich über die Ein zelheiten des Vertragswertes zu informieren, schon um dies« Informationen als Grundlage für ihre eigene Stellungnahme zu verwerten. Im allgemeinen darf man sagen, daß die in der franzö sischen Note vertretene Anschauung in einer weniger starren Form zum Ausdruck kommt als in der ersten französischen Note. Inwieweit die Note sachliche Annäherungen an den Standpunkt der deutschen Note vom 20. Juli -um Ausdruck bringt, ist beim ersten Studium schwer zu erkennen, da ihre einzelnen Wendungen ausdeutungsfähig sind und sowohl einer optimistischen wie einer pessimistischen Auslegung Raum geben. Auf zwei Punkte sei bereits heute hingewiesen. Die französische Note erklärt Deutschlands Eintritt in den Völkerbund erneut als die Grundlage jeden Sicherheits- Paktes. Hinsichtlich der deutschen Vorbehalte wegen seines Ein trittes in den Völkerbund erkennt Deutschland an, daß es formell richtig sei, daß diese Frage noch zwischen dem Völker- bund und Deutschland gelöst werden muß. Frankreich aber rrnd seine Alliierten verfügen über einen entscheidenden Ein fluß im Völkerbund, der, wie Deutschland glaubt erwarten zu können, auch dazu benutzt werden wird, uni in der Frage der tatsächlichen Gleichberechtigung Deutschlands dessen berechtig ten Wünschen zu entsprechen. Deutschland fordert auch keine Sonderrechte, sondern wünscht, daß für alle Völker, die in der gleichen Lage sind, ihre militärische, geographische und wirt- schaftliche Lage bei der Völkerbundsexckutive berücksichtigt wird. Die deutsche Negierung verweist in diesem Zusammen hang auf die im deutschen Memorandum vom September v. I. ausgesprochene Zurückweisung der Anerken nung einer moralischen Schuld und auch auf die weitere Erklärung, daß Deutschland zu kolonialen Man daten ebenso zugelassen werden müßte wie andere Nationen. Die weitere Aufrechterhaltung der nach deut scher Ansicht vertragswidrig besetzten ersten Zone ist nicht vereinbar mit Versöhnung und Verständigung und der daraus sich ergebenden endgültigen Befriedung in Europa. Deutschland hat alles getan, den Ent- waffnungsbedingungen zu entsprechen. Die wenigen noch bestehenden Ncstpunkte dürfen nicht Anlaß sein, die nördliche Rheinlandzone noch weiter besetzt zu halten. Je früher dieses Hindernis einer endgültigen Verständigung beseitigt ist, desto eher wird auch diejenige Einstellung des deutschen Vol kes gewonnen werden können, welche die nötigen Voraus setzungen dafür gibt, daß die Bemühungen der Neichsrcgie- rung von dem Willen der überwiegenden Mehrheit in Deutschland getragen werden. Berlin, 26. Aug. Die deutsche Antwort auf die französische Sicherheitsnote wird heute abend nach Paris über- nnttelt werden. Der Wortlaut wird nach Uebergabe veröffent- Berlin, 26. Aug. Für die bevorstehende Konferenz der juristischen Sachverständigen ist von deutscher Seite Ministerialdirektor Dr. Gauß in Aussicht genommen. Die Konferenz wird voraussichtlich am kommenden Montag in London zusammentreten. Paris, 26. Aug. Wie Havas aus London meldet, hat der amerikanische Botschafter Houghton das Foreign Office ausgesucht, wo er eine Mitteilung seiner Negierung über die französische Antwort in der Sicherheitsfrage zu machen hatte. Blatterstimmen zur Antwortnote. Berlin, 26. Aug. Zu der französischen Antwortnote auf die deutsche Note vom 20. Juli nimmt nur ein Teil der Blätter in längeren Ausführungen Stellung. Die Artikel der Rechts presse tragen stark pessimistischen Charakter. Die ,K re u z z tg." betont, die französische Note lasse so ziemlich alle deutschen Einwendungen, Wünsche und Bedenken, die in der Note vom 20. Juli ausgedrückt sind, unberücksichtigt oder umgehe sie. Für die deutsche Negierung bilde die Derhand- lungsbasis die Note vom 20. Juli, an der Deutschland unbe dingt festhalte. Auch die „Deutsche Tageszeitung" unterstreicht, daß den deutschen Vorbehalten, wie sie in der Note vom 20. Juli mit Zustimmung der großeir Mehrheit des Reichstages niedergelegt worden sind, durch die Note Briands in keinem Satz« Rechnung getragen wirk. Es sei besyaw auch völlig unrichtig, wenn die französische Note schon zu Beginn ein« Uebeveinsttyrmung der Anschauungen der beiden Regierun- gen feststell«. Tatsächlich stehe heute noch Note gegen Note. Das „Berl. Tage bl." sagt: Die englische Regierung hat vor einigen Tagen noch in einem ganz ungewöhnlichen Appell die deutsche öffentliche Meinung aufgefordert, die französisch« Antwort mit Wohlwollen zu prüfen. Auf deutscher Seite wird es an gutem Willen nicht fehlen. Aber guter Wille auf uns«, rer Seite genügt nicht, um all die Hindernisse wegzuräumen, die diese Note noch nicht beseitigt hat. Aufhebung der Aus- und Einfuhrverbote? Berlin, 26. Aug. Berliner Abendblätter bringen dl« Nachricht, daß zum 1. Oktober der Reichskommissarfür Aus-und Einfuhrbewilligung in Liquidation tritt und daß mit dem gleichen Zeitpunkt die Ein- und Ausfuhr verbote bis auf einen geringen Rest aufgehoben werden. Es trifft, wie uns hierzu mitgeteilt wird, zu, daß in Aussicht genommen ist, zahlreiche Einfuhrverbote im Zusammenhang mit dem Intraftreten des Hauptteils der Zolltarifnovelle auf zuheben. Es sind jedoch über den Umfang und Termin der Aufhebung endgültige Entschließungen noch nicht getroffen. Feldmarschall Lonrad von Hötzendorff -f. Wien, 26. Aug. Der frühere österreichische Feldmarschall Graf Conrad v,on Hötzendorff ist im 73. Lebens jahre gestorben. * Conrad v. Hötzendorff gehörte zu den nicht eßen zahl reichen militärischen Führern in den Reihen unserer ehema ligen Bundesgenossen, die es in Deutschland zu einer gewis sen Volkstümlichkeit gebracht haben. Allerdings ist es die Schuld Conrads, daß der Plan eines gemeinsamen Oberbe fehlshabers der Mittelmächte scheiterte. In seinen „Erinne rungen" ließ er sich zu sehr scharfen Angriffen gegen die deutsche Oberste Heeresleitung verleiden. Insbesondere stand er in scharfem Gegensatz zu General von Falkenhayn. Lndgiltiger Vorschlag Churchills an Frankreich. London, 26. Aug. Die Negierung hat Churchill er mächtigt, zur Regelung der französischen Schulden einen cnd- giltigcn Vorschlag zu machen auf der Grundlage von 62 Iah- ! reszahlungen und eines Gesamtbetrages von 12^ Millionen Psd. Sterl. Caillaux wird diesen Vorschlag der französischen Regierung unterbreiten. Zwischenfall im Seemannsstreik. London, 26. Aug. Im Stadtteil Stepney wurde das Ge- werkschaftsgeoäude des Seemannsverbandes von Kommuni sten bedroht. Aus dem obern Stockwerk wurden fünf Re volverschüsse abgegeben, wodurch ein Kommunist ver wundet wurde. Der dem Seemannsverbande angehörende Gewerkschaftssekretär Reed wurde verhaftet. Er soll in der Notwehr geschossen haben. * London, 26. Aug. Während der Kabinettssitzuna warf heut« ein gutgekleideter Mann Ziegelsteine durch die Fenster der Wohnung des Premierministers. Er wurde ver- hastet. Unrecht Gut . . . Rom, 26. Aug. Bei den zurzeit stattfindenden italieni schen Marinemanövern ist der ehemalige leichte deutsche Kreu zer „Pillau", nunmehr Aufklärer „Bari", bestückt mit acht Kanonen und mit 4420 Tonnen Wasserverdrängung, infolge noch unbekannter Ursachen während der Auslegung eines Minenfeldes in der Bucht von Castellamare gesunken. Nene Zwischenfälle in Schanghai. Schanghai, 26. Aug. (Reuter.) Vor der Polizeistation wurde von. der Menge eine Kundgebung für die Freilassung von vier Arbeitern veranstaltet, die wegen eines Ueberfalles auf einen Kuli verhaftet worden waren. Die Polizei gab zu nächst blinde Schüsse ab und feuerte dann scharf auf dis Menge, wobei zwei Personen getötet und mehrere ver wundet wurden. Der erste Eindruck. Der erst« Eindruck der französischen Not« ist der, saß von dem sog. deutschen Sicherheitsangelbot nichts übrig bleibt. Das, was der deutsche Außenminister bezweckt hat, ist durch die monatelangen Verhandlungen zwischen Paris und London wenn nicht in das Gegenteil verkehrt, so doch derartig verwässert und verklausuliert worden, daß eine völlig neue Sachlage entstanden ist. Auf diesen Umstand war die -deutsche öffentliche Meinung durch die Vorarbeit der wie immer gut disziplinierten eng lischen und französischen Presse vorbereitet. Diese hatte es verstanden, dem deutschen Angebot gewissermaßen scheibchen weise seinen ursprünglichen Inhalt zu nehmen. Was uns am meisten interessiert, ist der ausdrückliche Hinweis der französischen Note auf die „Unverletzbar keit" des Versailler Pakts. Dabei haben die Herren an der Seine ganz vergessen — oder vielmehr vergessen wollen —, daß der Pakt selbst die Möglichkeit seiner Abände rung vorsieht, wenn Lie veränderten Verhältnisse es verlangen. Was die Franzosen von jeher so auszulegen pflegten, daß nur Veränderungen zu ihren Gunsten in Frage kommen können. Den Engländern ist sicher nicht wohl gewesen, als sie zu dieser Unlogik Ja und Amen sagten. Sie haben sich alle Mühe gegeben, Berlin in dieser Hinsicht zu beruhigen. Ob mit oder ohne Erfolg, das wird sich auf den kommenden Konferenzen herausstellem Don der Abrüstung, welche der Versailler Pakt vor sieht, ist natürlich weiter keine Rede. Man legt den Hauptwert darauf, daß Deutschland in den Völkerbund eintritt, und scheint den Deutschen zwischen den Zeilen weißmachen zu wollen, daß sich dann alles weitere finden werde. Auch hier werden die Verantwortlichen in der Wilhelmftraße gar sehr aufpassen müssen. Sie können sich gerade in diesem Punkte auf den Willen der Mehrheit des Deutschen Volkes stützen, die nicht gesonnen ist, sich eins weitere Verschlechterung des gewiß schon schlimmen Friedenspaktes gefallen zu lassen. Berlin, 26. Aug. Der französische Botschafter hat die Uebergabe der Antwortnote in der Sicherheitsfrage Lurch die beiden folgenden Erklärungen ergänzt, die durch gleichlautende Erklärungen des englischen Botschafters und des belgischen Gesandten bestätigt worden sind: 1. Frankreich und seine Alliierten würden es für zweck- mäßig halten, wenn die juristischen Sachverständigen der Außenministerien von Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien sobald als möglich zusammenträten, um dem Vertreter des Deutschen Reiches die Möglichkeit zu geben, die Ansichten der alliierten Regierungen über die juristische und die technische Seite der zur Erörterung stehenden Fragen ken nen zu lernen. 2. Nachdem diese Vorarbeit erledigt ist, könnten die Außen minister Deutschlands, Belgiens, Frankreichs und Großbritan niens eine Zusammenkunft verabreden, von der die alliierten Mächte eine Beschleunigung der endgültigen Lösung der vor- liegenden Fragen erhoffen. Die Auffassung -er Regierung. Berlin, 26. Aug. Die deutsche Regierung veröffentlicht eine Erklärung, die die Note Briands im ganzen ablehnt. Ebenso ist eine Antwort cm die beteiligten Negierungen ab gegangen. Diese Antwort ist recht kurz und ist nichts weiter als ein« Empfangsbestätigung, die mit der Versicherung schließt, auch Deutschland sehe den Notenwechsel als beendet an und behalte sich di« weiteren Schritte für mündliche Ver handlungen vor. In der von der Negierung veröffentlichten Erklärung heißt es u. a.: Man hat früher von dem Gedanken einer Iuristenkonfe- venz gesprochen, einer Anregung, Lie nach den ersten Presse- äußerungen so aufgefaßt werden mußte, als ob ihre Bestim mung sei, einen förmlichen Vertragsentwurf auszuarbeiten. Einem solchen Gedanken hätte die deutsche Negierung nicht zustimmen können. Dagegen hat sie keinen Anlaß, eine Ein- Ohre große Reise. Skizze von Lita Wolff. Seit zwei Jahren dachte die FünfunLsiebzigjährige nur an die große Reise an die Ostsee, lebte sie nur in diesem Ge- danken. Noch niemals war sie aus ihrem Bergstädtchen weiter als bis zur nahen Kreisstadt gekommen. Die See — Herrgott, die See! Wo die großen Schiffe fahren, wo die Wellen haushoch und brüllend herankommen. Schaurig muß das sein. „Ob ich's wohl erlebe?" fragte sie ihre alten Kundinnen, zu denen sie jahraus, jahrein auf dem Rücken die hochgepackte Kiepe mit Gemüse trug. Er war allmählich krumm geworden, dieser alte Rücken, und die schneeweißen Haare lichteten sich. Die braunen Hände, Li« wie zerknittertes Pergament waren, zitterten schon ein bißchen, wenn sie die Groschen nachzählte, aber gut und blau leuchteten noch immer die Augen aus dem faltigen Altfrauengesicht. Jeder wußte von ihrem -bevorstehenden Glück. Ihr Sohn feierte sein« Silberhochzeit -da oben an der fernen ostpreußischen Küste. „Wenn ich bloß di« Reis' aushalle", sagte sie zaghaft. „Aber natürlich, Mutter Riekchen, Sie sind doch so rüstig, machen Sie sich nur keine Sorgen," ermunterte sie Lie alte Frau Wagner, die zwei Jahve jünger aber viel weniger rüstig war. „Mein Schwarzseidenes hat mir Li« Näh-Tilli auf modern geändert" — der Stolz strählte ihr aus den Augen. „Min Jung soll sich doch sin oll Modder nlch schämen —" Wenn sie aufgeregt war, fiel sie ins Plattdeutsche. „Ja — aber dat Water — för Lat grote Water is mir doch «en bäten bang—" „Na, Mutter Riekchen, Sie bleiben Loch am Strande stehen, da tun Ihnen ja die Wellen nichts". „Dat kann -man nie wäten —- nä — Lat Water — Een ollen Onkel is mal vertrunken " Mutter Riekchen erlebte den Abreisetag» Die Mitreisen den waren alle sehr nett zu ihr und nahmen bald in Gedanken an der Silberhochzeit teil, denn Mutter Riekchen schüttete von ihrem übervollen Freudenbecher jedem einen Tropfen ins Herz. „Das Glück — nä — das große, große Glück — —" Ihr Sohn war ein ganz besonderer Sohn. Und wie er seine Kindererzogen hatte. Die Elli war mit einem Lehrer verlobt. Ja — und sie brauchte gar nicht mehr mit Gemüse zu handeln, das wollte ihr Sohn gar nicht. Aber was soll inan so den ganzen Tag anfangen? Nein, das war viel zu langweilig. Und die Frau Pastor sagte immer: „Mutter Riek chen, so'n zarten Blumenkohl hat wirklich keiner weiter als Sie," und Herr Bürgermeister will bloß ihr« Rettiche essen. Er leidet an Callenslmnen und muß eine Rettichkur machen. Eigentlich sollte sie schon vor Jahren ganz zu dem Sohne übersiedeln. Aber Las will sie nicht. Nein ihr Häuschen soll nicht in fremde Hände kommen, so lange sie lebt Und dann hat sie doch ihre Ziege und ihre Hühner, nein — nein, sie ge hört in ihr altes Bergstädtchen. Da will sie auch begraben werden. Draußen flitzten die Telegraphenstangen vorbei. Die tehen hier aber mal dicht beieinander. Sie staunte. Berge ieht man gar nicht Nun der breite Fluß — oh — oh — dagegen ist ja die Bode ein kleiner Dachl Mutter Riekchen euszt« ein bißchen, als der Zug über die Oderbrücke fuhr. Wenn Lie schon so breit war, wie würde erst das Meer aus- sehenl Sonst fan sie die Fahrt aber ganz gemütlich. Man saß wie in einer Stube, und die Menschen unterhielten sich mit ihr. Lin bißchen hart war ja di« Dank auf Lie Dauer. Du lieber Gott ja, das Glück muß man halt teuer erkaufen. Endlich brach die Nacht an. Richtig ein schlafen konnte sie aber nicht. Sie machte wohl hin und wieder ein Nickerchen, fuhr jedoch bei Len Kurven inrmer wieder zusammen. Wie ein großer, roter Lampion hing der Mond über dem Waldrand«, dem der Zug entgegenfuhr. Allmählich stieg er höher, und nun leuchtete er wie eine riesige, elektrische Lampe. Wundervoll war die weite, nächtlich« Ebene im Bollmond schein l Silberteiche und Silberbäche blitzten auf und verschwan- Len wieder. Don allen Bäumen rieselte das flüssige Silber- Ganz andächtig schaute Mutter Riekchen in die Nacht hin aus. Und die alten, runzeligen Hände falteten sich zum in brünstigen Dankgcbet. Was für komische Namen all die verschlafenen, kleiner Städte hatten. Noch nie hatte sie die gehört. Jetzt kam gewiß der polnische Korridor. Ach Gott, und sie konnte doch nicht polnisch sprechen! lieber dieser Sorge schlief sie dann aber doch ein. Als si« bei einen: plötzlichen Ruck erwachte, mußte sie blinzeln, so blen det« sie die rote, glühende Feuerkugel, die hinter der Weichsel aus der Ebene omporstieg. „Das Meer!" rief -die alte Frau laut und aufgeregt und weckte damit ihre Mitreisenden, die belustigt ihren Irrtum auf klärten. Es war ein überwältigender Anblick, -er sich allen bot Der Himmel war in Feuergarben gehüllt, und das Wasser des gewaltigen Stromes floß wie ein breites Goldband dahin. So breite konnte ein Fluß sein! — Das war nicht zu fassen. Auch die längste Fahrt nimmt einmal ein Ende, und so langte denn Mutter Riekchen glücklich bei ihren: Sohn« an. Wie alle Festtage, so ging auch der Tag der Silberhoch zeit viel zu schnell vorüber. — Und nun stand Mutter Riekchen an der See! Das Ziel ihrer Sehnsucht war erreicht. Da lag es vor ihr, das unend- liche Meer und hob und senkte seine schäumenden Wellen im ewigen Wechsel seit Urzeiten her. Dor Bewegung konnte sie nicht sprechen. So also war das Meer — so weit und unend lich, daß sich Himmel und Wasser begegneten. Fern am Hori zont dunkelte ein« Wolke, -da hielt ein großes Schiff den Kurs nach Norden. Weiße Möven mit Silberflügeln umkreisten flatternde, braun« Segel das war das Meer. Sie konnte sich gar nicht trennen — und Loch hieß es Abschied nehmen. — Die letzte Station auf ihrer Lcbensrei-se lag hinter ihr Und diese hatte ihr das große Erleben gebracht. Was jetzt kommt, liegt in Dunkel gehüllt. Nun geht es allmählich dem letzten Ziel« zu, nun wartet das groß«, golden« Tor auf sie, dahinter sich La« unbekannte, unermeßlich« Meer der Ewigkeit ausbreite