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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192508250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250825
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-08
- Tag 1925-08-25
-
Monat
1925-08
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.08.1925
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* Italienische Frechheit. Die Südtiroler Deutsche« solle« a«»ge»les«a «erde«. Boze », 23. Aug. „Popolo d'Italta" in Mailand droht »rit der Ausweisung aller Deutschen aus Süd- tiro l, die sich an der irredenttsttschen Propaganda beteiligen. Da» Matt sagt, daß die Agitation unerträglich geworden und die Geduld der Italiener erschöpft sei. Di« irredentistische Propaganda werde von Innsbruck und München aus finanziell unterstützt. Wie Frankreich und Polen dl« unerwünschten Deutschen mit Sonderzügen über die Grenze gesclMt hätten, könnten auch in Südtirol eines Tages in einigen Sonderzügen alle diejenigen Deutschen, die die Bevölkerung verhetzen, nach Innsbruck geschafft werden. » Es wird nun wcchrlich die höchste Zeit, daß die reichsdeut. schen Reisenden, welche das Hauptkontingent der Italienfahrer darstellen und dadurch die Finanzen Italiens wesentlich stär ken, die altitalienischen Gebiete meiden. Wer es ermöglichen kann, sollte aber Südtirol besuchen und den bedrängten Leut- schen Brüdern dort zu erkennen geben, daß die reichs deutschen Herzen für sie schlagen. Zur Räumung Düsseldorfs. Düsseldorf, 23. Aug. Fast alle Familien der Besatzung Haben Düsseldorf verlassen. Die Quartiere in Privathäusern md ebenso fast vollzählig freigegoben. Besetzt sind Haupt- ächlich nur noch Kasernen und größere Gebäude. Die Kon rolle der Besatzung endet nach amtlicher Mitteilung am 25. August um Mitternacht. Am 26. August findet aus Anlaß der beendeten Räumung eine feierliche Stadtverordnetensitzung statt. Wiener Volkstag gegen den Zionksten-Kongreß. Wien, 23. Aug. Der vom Perband deutsch-völkischer Ver eine für Sonnabend nachmittag einberusene und von der Poli zei genehmigte Volkstag gegen den Zionistenkon greß verlief in größter Ordnung. Nach einer Kundgebung vor der Dotivkirche, in deren Verlauf ein Protest gegen die Abhaltung des Zionistenkongresses einstimmig angenommen wurde, begaben sich die Teilnehmer über den Ring am Parla ment und der Oper vorbei nach der Karlskirche, um zu einem nochmaligen. Protest zusammenzutreten. An den Kundgebun- gen nahmen rund 20 000 Menschen teil. Der lettische Außenminister verunglückt. Riga, 23. Aug. Der Minister des Aeußeren Meiero- cs ist bei einem Automobilunfal getötet worden. Er hatte zusammen mit seiner Familie von Tukkum aus eine Fahrt im Automobil unternommen. An einer Biegung der Straße, die an dieser Stelle steil abfällt, kam der Wagen aus der Fahrbahn, rutschte über den Abhang und schlug um. Wäh rend der Minister mit schweren Verletzungen an, Kopf und im Gonick bewußtlos liegen blieb, kamen seine Gemahlin und seine Kinder mit leichten Verletzungen davon. Der Leichnam des Verstorbenen ist inzwischen nach Riga übergeführt worden. Die Slsaß-Lothringer sollen in Marokko blute«. Paris, 23. Aug. Im Elsaß und in Lothringen hatte man sich über Lie Tatsache beunruhigt, daß von 'den weißen Trup pen, die zu den Kämpfen in Marokko verwendet werden, -er größte Prozentsatz — man sprach von 80—85 Prozent — aus Els ässern und Lothringern bestehen solle. Das fran. zösische Kriegsministerium behauptet, daß die entstandene Be unruhigung unbegründet sei, ein so hoher Prozentsatz Elsaß- Lothringer, wie man ihn angegeben habe, würde in Marokko nicht verwendet werden. Das französische Kriegsministerium vermeidet es, genaue Angaben über den Prozentsatz der Elsaß-Lothringer zu geben. Jedenfalls läßt di« Mitteilung keinen Zweifel darüber, daß die nach Marokko entsandten Truppen zum größten Teil aus Elsaß- Lothvingern bestehen. Ein Kommentar dazu ist überflüssig. Paris, 23. Aug. In Earriere-sur-Seine sind 350 Arbeiter einer Flugzeugfabrik in einen Streik getreten. Man glaubt, daß die Bewegung auf Umtriebe der Kommunisten zurückzuführen ist, welche die Herstellung von für Marokko 'bestimmten Flugzeugen verhindern wollen. Paris, 23. Aug. Ueber einen Anschlag auf den Gou- aerneur von Martinique, Richard, teilt das Kolonial ministerium mit: Der Täter ist der Sohn des Generalrats des Etages, der bei den Zwischenfällen anläßlich der Wahlen am 24. 'Mai getötet wurde. Er hat bereits ein Geständnis abge legt. Der Zustand 'des Verwundeten, der u. a. einen Lungen schuß erlitt, soll befriedigend sein. Wahabiten-Angrisf auf Medina. Jerusalem, 23. Aug. Nach zuverlässigen Meldungen aus Medina begannen die Wa Habiten am letzten Donnerstag Medina zu beschießen. Es wurde großer Schaden an- gerichtet, darunter auch an der Kuppel der großen Moschee mit dem Grabe Mohammeds. Eine andere Moschee wurde zerstört. Scheitern der englisch-chinesischen Verhandlungen. Hankau, 23. Aug. Die Verhandlungen zwischen dem bri tischen Generalkonsul und dem chinesischen Kommissar für aus wärtige Angelegenheiten über di« Verteidigung -es Konzes- sionsgebiets, insbesondere das Zusammenwirken mit -er chine sischen Polizei, sind gescheitert. Der Kommissar forderte eine Entschädigung in Höhe von 7500 Lstr. für di« bei den Un- ruhen am 11. Juni Getöteten und Verwundetem Der Gene ralkonsul verließ darauf das Verhandlungszimmer, und die Verhandlungen wurden ergebnislos abgebrochen. O Reue Unruhe« i« Schanghai. London, 23. Aug. Dvr dem Gewerkschaftsgebäude in Schanghai kam es heute zu Ansammlungen. Es handelte sich um ein« Protestkundgebung gegen einige radikale Arbeiter- fühver, denen vorgeworfen wirb, daß sie die Arbeiter irrege- führt und ausgenutzt hätten. Im Verlauf der Kundgebung kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Demonstranten, die mit Messern und Stöcken bewaffnet waren, und den Radikalen, von denen einige getötet sein sollen. Auch sind mehrere Per- sonen auf beiden Seiten verwundet worden. — 5000 Arbeiter der Handelsdruckerei in Schanghai, des größten chinesischen Derlagsuntevnehmens, sind in einen Lohnstreik getreten. Die Stockholmer ÄIrchenkonferenz. Stockholm, 23. Aug. Unter dem Vorsitz des Lordbischofs von Winchester trat die Weltkirchenkonferenz gestern in die Beratung des zweiten Verhandlungsthemas: „Soziale und sittliche Probleme" ein. Prälat Schöll- Stuttgart setzte sich für eine klare christliche Gegenwartsethik ein, die sich auch auf die Ehe, die Familie, die Jugend und das Berufsleben erstrecken müsse. Es darf, erklärte der Red ner, keine Trennung zwischen privater und Geschäftsmoral geben. Im praktischen Leben muß für die Wirkung der christ lichen Grundsätze eingetreten werden und zwar durch Einwir kung auf die Presse, auf das Parlament, auf die Gesetzgebung und Verwaltung. In allen Ländern muß in dieser Beziehung einheitlich vorgegangen werden. Alsdann erstattete die Eng länderin Miß Cadbury Bericht über das Wohnungs problem, sie erklärte u. a.: Seit 1919 sind in England fast eine halbe Million Häuser gebaut worden. In den nächsten 15 Jahren will man zweieinhalb Million Häuser bauen. Hier auf ergriff die deutsche Reichstagsabgeordnete Margarete Behm das Wort. Sie führte u. a. aus: Wenn die Mutter daheim Berufsarbeit leisten kann, so ist das ein großer Segen, denn wo die Mütter daheim arbeiten, da sinkt die Kindersterblichkeit und die Kriminalität der Jugend. Die Organisierung der Heimarbeiterinnen und die Schaffung ge- sunder Lebensbedingungen für ihre Familie bildet eine Auf gabe, der sich die ganze Welt widmen muß. Die Ausführun gen der Rednerin wurden mit stürmischem Beifall ausgenom men. Der Gewerkschaftsvorsitzende Streiter-Berlin schilderte das Wohnungselend in Arbeiterquartieren. Der Führer Ler deutschen Jugendbewegung Dr. Staehlin- Niirnberg beschäftigte sich mit der Lage der deutschen Jugend. Er erklärte u. a.: Wenn man die deutsche Ju gend bettachtet, so zeigt sich deutlich die Kulturkrise, in der wir leben. Cs ist die Aufgabe der Kirche, die Jugend ernst zu nehmen in ihrem Ringen um Wahrhaftigkeit und Lebensein- hcit. Hierauf geißelte die Rcichstagsabgeordnete Frau Mül- ler - Otfri e d - Hannover unter starkem Beifall der deut schen Delegation die Einrichtung von Bordellen im besetzten Gebiet und richtete an die Konferenz den Appell, gegen diese Schinach vorzugehen. Die preußische Landtagsabgeordnete Frau v. Tiling erörterte sodann die Geburtenfrage. Ncichsgerichtspräsident Dr. Simons sprach über Christentum und Verbrechen. Das Verhältnis des Christentums zu den Problemen des Verbrechens und der Strafe scheint, je länger man sich damit beschäftigt, desto ver wickelter zu werden. So war denn auch die Haltung der christ lichen Gemeinschaft gegenüber dem Strafrecht des Staates von jeher schwankend und widerspruchsvoll. Christus selbst hat es abgelehnt, sich bei Streitfällen zwischen seinen Jüngern zum Richter anrufen zu lassen. Von den Modernen haben Tolstoi und Gandhi das Strafrecht des Staates abgelehnt. Der Punkt, gegen den die neuen Gegner ihren Angriff richten, ist der Begriff der Schuld. Auch von anderer Seite kommen An griffe und zwar von der psychologischen Analyse und der so ziologischen Wissenschaft, die alle Verantwortung auf die un heilvolle Umgebung des Verbrechers schiebt. Der Redner er örterte in diesem Zusammenhangs auch die Frage des beding ten Straferlasses. Jedoch begegnet der Strafaufschub gerade bei Lem einfachen Volke ernsten Bedenken. Im anderen Lager stehen die Anhänger der Vergeltungsstrafe, denen es nicht um die Täter, sondern um die Tat zu tun ist. Die Ver letzung der Rechtsordnung muß nach ihrer Auffassung gesühnt werden. Dieses System kennt für die gleiche Tat auch nur die gleiche Strafe. Eine klare Entscheidung hinsichtlich dieser ein ander gegenüberstehenden Meinungen gibt das Christentum nicht. Auch Tolstois Auffassung findet im Christentum keine Rechtfertigung. Die Frage der Zulässigkeit der Todesstrafe muß das Christentum den Rechts-Politikern überlassen. Das Christentum wird zwar stets eine Einschränkung der Todes strafe fordern, -och befinden sich sowohl unter den Anhängern als auch unter den Gegnern der Todesstrafe ernste Christen. Bemerkenswert ist auch, daß man selbst in den aufgeklärtesten christlichen Ländern immer wieder bei grausamen Verbrechen zur Todesstrafe zurückkehrt. Die christliche Religion wird es jedoch nicht unterlassen dürfen, den Staat vor einer Ueber- spannung seiner Strafgewalt zu warnen. Der Christ bedarf in gleicher Weise eines gnädigen Schutzes wie eines gerechten Staates. Aufgabe der Christenheit ist es, die Ursachen des Verbrechens zu bekämpfen. Eine weitere Aufgabe entsteht dann, wenn die Verbüßung der Straße beginnt. Der Redner fordert freien Verkehr für den Seelsorger mit dem Verbrecher. Die Ausdehnung der Begriffe des Verbrechens und der Strafe auf das internationale Völkerrecht eröffnet neue Ausblicke und Aufgaben. Die Ausführungen des Redners fanden bei der Versammlung lebhaften Beifall. O Stockholm, 23. Aug. Aus Anlaß der Weltkirchenkonfcrenz veranstaltete der deutsche Gesandte v. Rosenberg am Sonnabend im Grand Hotel einen Empfang der deutschen Delegierten und Preßvertreter, an dem u. a. auch Sven Hedin teilnahm. An: heutigen Sonntag predigten in vielen Kirchen der Stadt deutsche TÄlnehmer an der Konferenz, u. a. Vizepräsident Conrad-Berlin, Universitäts- Professor Alphaus-Crlangen und Domprediger Döring-Berlin. Heute abend wurde ein Gedächtnisgottesdienst für den Patriar chen Tichon veranstaltet, der von dem über 80 Jahre alten Patriarchen von Alexandrien geleitet wurde. Eingeborenen-Ausstand in Belgisch-Kongo. Kapstadt, 23. Aug. Nach hier eingsgangenen Telegram, men aus Elizabeth ville (Belgisch-Kongo) haben einge borenen religiöse Fanatiker in der Gegend von Sakania 50 Eingeborene eines Dorfes niodergemetzelt. Eine Abtei lung eingeborener Polizei, welche in die Gegend entsandt wurde, um Erkundigungen einzuholen, wurde von den Auf- ständischen unter Verlusten zurückqesch lagen. Die bel gischen Behörden haben Truppen entsandt, um die Ruhe wie derherzustellen. Prag, 23. Aug. Bei den Verhandlungen zur Beilegung des Lohnstreiks in der ostböhmischen Textilindustrie ist zwischen beiden Parteien eine Einigung erzielt worden. Der, Streik sowie di« Aussperrungen werden widerrufen. Kairo, 23. Aug. Sieben Mörder des Sirdars sind heute Morgen hingerichtet worden. Ein zum Tode verurteilter achter Mörder ist vom König zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt worden, weil sein Geständnis es er möglicht hatte. übrigen Täter dem Richter zuzuführen. Woynungsvaa. Der deutsche Städtetag hat über di« Wohnungsbautättg. keit in den deutschen Städten mit mehr als 20 000 Einwohnern im Jahr« 1924 eine statistisch« ErhÄung veranstaltet, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht werden. Die Zusammenstellung zeigt, daß trotz der Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Knappheit der verfügbaren öffentlichen Mittel, der Bau- geld und Realkreditnot usw. di« Neubautätigkeit immerhin an. vielen Orten einen verheißungsvollen Anlauf genommen hat. Der Veröffentlichung ist zu entnehmen, daß 8250 (17,4 Proz.) Ncudauwohnmrgen in Einfamilienhäusern, 12122 (25,6 Proz.) in sonstigen Flachbauten und 22 783 (48,1 Proz.) in Hochbauten, das sind Gebäude mit mehr als einer Wohnung, von 3 Geschossen und darüber errichtet worden sind. Bemer kenswert ist, daß darnach die Hochbauten trotz der Propagay-a für Flachbauten nahezu die Hälfte der neuen Wohnungen 'ge liefert haben, ein Zeichen, daß diese Bauform denn doch ihre große Bedeutung hat. Das dürfte namentlich für die Groß- stüdte gölten, die nun einmal einer dichteren Besiedelung, als sie der Flachbau ermöglicht, nicht entraten können. Von den 47 353 im Berichtsjahr in Angriff genommenen Neubauwoh nungen haben 1082 einen Wohnraum, 5429 zwei, 12 317 drei, 14757 vier und 11199 fünf und mehr Wohnräume einschließ lich Küche; von 2341 Wohnungen ist die Zahl der Wohnräums nicht bekannt. Was die Neubautätigkeit in den einzelnen Län- Lern und Städtegrupprn anbetrifft, so ist sie durchaus nicht gleichmäßig. In der Stadt Braunschweig entfallen auf 1000 Einwohner 0,97 Neubauwohnungen, in Hessen 3,79, in Len preußischen Städten 2,09, was ungefähr den Durchschnitt bs» deutet. Die Zusammenstellung läßt schließlich noch ersehen, wer die Bauherren in den einzelnen Städten und in der Gesamt heit der Städte der einzelnen Länder sind, so daß man den Umfang des gemeindlichen Eigenbaues, der gemeinnützigen und der privaten Bautätigkeit erkennen kann. Es ergibt sich da, daß von den Neubauwohnungen, soweit Antworten der Städte vorliegen, 3,8 Proz. durch Reich, Staat, Provinz und Kreis, 17,5 Proz. von Gemeinden, 39,8 Prozent von gemeinnützigen Dauvereinigungen und 38,2 Proz. von Privaten erstellt wur den. Diese Zahlen zeigen, daß Lie private Bautätigkeit im vergangenen Jahre sich wieder im zunehmenden Maße zu regen begonnen hat und sich mit einer beträchtlichen Quote (nicht ganz zwei Fünftel) am Wohnungsneubau beteiligte. Nach den bisher vorliegenden Angaben aus dem Jahr» 1925 hat es leider den Anschein, als ob die Bautätigkeit in dein laufenden Jahre sich nicht ganz auf der Höhe des vorigen ge halten hat. Es wird also eine der dringendsten Aufgaben der Regierung sein, auch weiterhin wirksame Maßnahmen zur Abhilfe des Wohnungsmangels zu ergreifen. Daß dazu mit in erster Linie gehört, die private Bautätigkeit mehr als Lis- her anzurvgen, steht außer Zweifel. 1 Kandel, Jn-uslrie, Volkswirtschaft. Aus der sächsischen Eisenindustrie. In der sächsischen Eisenindustrie wird Lie gegenwärtige und zukürftige Lage nicht besonders günstig beurteilt. Durch die neulich erfolgte Lohnerhöhung von 7,7 bis 9 Prozent sind die Belastungen, denen die einzelnen Zweige der Metallindu strie bisher schon ausgesetzt waren, noch bedeutend gestiegen, was auf die Konkurrenzfähigkeit im Weltmarkt von empfind lichem Einfluß sein wird. Schon jetzt ist, vor allem durch die hohen Steuern, dann aber auch durch die deutschen Frachtsätze, durch hohe Zollschranken verschiedener Länder der Export von Maschinen, vor allem aber Werkzeugmaschinen, einem Haupt zweig der sächsischen Industrie, sehr schwer geworden, um so mehr, als in einigen Ländern starke eigene Industrien errichtet worden sind. Das Letztere gilt namentlich von Italien, wo die sehr blühende Automobilindustrie z. B. ihren Bedarf an Werk zeugmaschinen weit mehr als früher aus inländischen Fabri katen deckt, wobei zu berücksichtigen ist, daß Italien früher ein besonders guter Abnehmer deutscher Werkzeugmaschinen war. Im April/Mai war in der Werkzeugmaschinenbranche der Auf tragseingang recht zufriedenstellend gewesen, hat aber dann wieder nachgelassen, vor allem unter dem Einfluß der zer störenden Geldnot, die dazu zwingt, oft dringend nötige Neu anschaffungen zu vertagen. Aus dem Ausland hat der Auf tragseingang im Juli weiter nachgelassen. Leider kann, so lange keine Besserung bezüglich Ler Belastung im Inland ein- ttitt, keine günstige Wendung in Aussicht gestellt werden. Er- schwort wird die Lage dadurch, daß die in der Maschinen industrie unvermeidlichen Anzahlungen von den Abnehmern nur sehr schwer oder gar nicht zu erlangen sind. Das erhöht naturgemäß die Gefahr von Verlusten, um so mehr, als auch in der Ersenbranche die Zahlungsschwierigkeiten vieler Firmen sich mehren. Die Preise sind nach wie vor sehr gedrückt un- nur daraus zu erklären, daß viele Maschinenbaubetriebe um jeden Preis Beschäftigung haben wollen. Wenn trotzdem -ie meisten Unternehmungen noch leidlich beschäftigt sind, so liegt das viel fach an der Ausführung älterer Aufträge. Es wird aber zweifellos nicht mehr lange dauern, bis auch in -er Maschinen industrie größere Einschränkungen erfolgen müssen, sofern nicht ein Umschwung in der Konjunktur einttitt. Das Gleiche gilt übrigens auch von der Lage der Metallwarenfabrikation, dis nur zum Teil eine befriedigende Beschüftignug aufzuweisen hat. Die Mehrzahl der Firmen leidet ebenfalls unter Absatz mangel. Besonders der Export ist stark ins Stocken geraten, so daß Kurzarbeit und teilweise Betriebscinschränkungen be- reits vorgenommen werden mußten. Gut beschäftigt sind in: Augenblick die Textilmaschinenindusttie, die für das Ausland zu tun hat, sowie die Automobilindustrie, die Mühe hat, den Bedarf des Inlandes zu decken, soweit es sich um die Her stellung von kleineren und mittleren Wagen handelt. * * Die Auswertung von Jndusttie-Obligationen. Nach dem Aufwertungsgesetz haben Inhaber von Industrie-Obliga tionen außer dem Anspruch auf 15 Prozent Aufwertung ein Anrecht am Reingewinn des bett. Unternehmens. Beding, ung ist, daß der Inhaber dieser Obligation bereits vor dem 1. Juli 1920 im Besitze derselben war, dieselben geerbt oder sie unter bestimmten Voraussetzungen von Geldinstituten oder Versicherungsgesellschaften in Zahlung erhalten hat (Altbesitz). Obwohl die diesbezüglichen 'Ausführungsbestim mungen noch nicht erlassen, haben eine Reihe von Industrie unternehmen bereits die Aufforderungen zur Anmeldung dieses Altbesitzes veröffentlicht. Da mit Ler Anmeldung bezw. nachttäglich Ler Nachweis des Altbesitzes geführt wer den muß, werden Inhaber von Industtieanleihen gut tun, schon jetzt sich solche Nachweise, sei es der Schlußschein, ein« Bescheinigung der Bank Uber den Erwerb der Papiere, ein Nachweis des Finanzamtes, daß die Papiere seinerzeit zur Verteuerung angemeldet worden sind oder deral. zu be schaffen.
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