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WUMMUM D«r »<r»-«btr>tsch» D»I»f»«unb- ««schein! »glich mH Ausnahme der Tag« nach Sonn- und Festtagen. Der Prel» sür di« 34 mm brett« Colonel-Anjelgenzett« lm lslmlsblulldezlrk ist 30 lFamMenanzelgen «ud Slellengelnche Dedllrlllger 11), auswürl» »1, Ilir die 90 mm brcile Peill- Redlainezette »0, nnswSrls 100, für die SO mm brelle amtt. Coloneljett« 11, anowlirls »1 Soldpsennlg. P»Mch««-S»at»> Leipzig Nr. ILAS. <<m«ind«^t«o-aonto i An», Crjged. Nr. 23. Anzeigen - Annahme sgr di« am Nachmittag «scheinend«, Nummer di» oormtttag, S Uhr In den «aupl,-schüft», stellen. Cin« Sewühr sgr dl« ülusnahm» der Wueige» am oorgeschriedenen Tag« sowie an destimmier Slell«. wird ntchi gegeben, auch nuhi sgr dl, Richttgdeil »er durch Fernsprecher ausgegedenen Anzeigen. — Für Rückgabe ua- oerlangl eingeiondier Schriftstück« gb«rnimml die Schrift. leilung d«In« D«ranlworiung. — Uni«rbrechungen de» »«- I schüftsd«lri«bn b«gründ«n dein« Anspruch,. Bei Jahlunge- rxrzug und «onkur» gellm Rabatt« al, nicht »««labürl. 0audl,«s-»üftüft«ll«a In: An«, Liihnlh, Schn-l«, und Schwarz«nb«rg. » mlhallend die amMche« Bekanntmachungen der Amlshaupkmannschaft und der Staalsbehörden in Sch»arzenberg, der Slaals- u. »ädlischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustödlel, Brunhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Stadlräte zu Aue und Schwarzenberg und dec Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag L. M. GSrlnsr» Aue» Erzgeb. z»m!»r«-«: «»« »1 und »1, Uhnlh <«mt Aue) «40, Schn,«b«rg io. Schwor,«nL«rg »»1. vrahianschrlst, Dolldsnund «üttrjgidlrg». Nr. 187. Donnerstag, den 13. August 1S2S. 78. Iahrg. Politik und Kirche. IV I. Die große kirchliche Konferenz in Stockholm vom Äugust 1925 wird sich auch mit Fragen befassen, die den Staat uni) die Staaten angehen. Wenn z. B. der deutsche Reichs kanzler Luther oder der englische Arbeiterführer Minister- Präsident a. D. Macdonald nach Stockholm reisen, so tun sie das als Männer der Kirche; den Staatsmann können sie aber nicht zu Hause lassen. Das Konzil von Nicäa vor 1600 Jahren, dessen Beschlüsse teilweise noch heute Bedeutung haben, war nicht die erste Kirchenversammlung. Worin lag das Neue? Hier in Nicäa in Kleinasien im Jahre 325 spricht die Kirche als Staatskirche, und der römische Kaiser Konstantin gewährleistet auch die Durchführung der Beschlüsse. Ich möchte wissen, ob das wirk lich allen 318 Bischöfen damals als ein so gewaltiger Fort schritt erschienen ist. Die Kirchenversammlung in Stockholm bedeutet jedenfalls das Ende dieser Entwicklung und zeigt zum erstenmal in größter Öffentlichkeit, wie die Kirche, jetzt innerlich und fast überall auch äußerlich frei vom Staate, ein neues Verhältnis zu den Aufgaben des Staates und der Poli tik suchen muß. Vorarbeiten gibt es in Hülle und Fülle. Dor allem hat die christlich-soziale Bewegung in Deutschland den Acker ge pflügt. Früher vertraten weite Kreise innerhalb und außer halb der Kirche die Meinung, die Kirche habe überhaupt nichts mit Politik zu tun. Sie beriefen sich dabei besonders auf zwei Worte im Evangelium. „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist", sagt Christus zu dem, der ihm den Zinsgroschen zeigt und fragt, ob es recht sei, dem römischen Fremdhervscher Steuern zu zahlen. Und als einmal ein Mann mit seinem Bruder in Erbstreitigkeiten gerät und Christus bittet, den Streit zu schlichten, spricht dieser: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter Uber euch gesetzt?" — Heute sind es nur ganz enge Kreise, die aus diesen Worten eine grundsätzliche Ablehnung mit politischen und sozialen Fragen herauslesen. Christus will verhüten, daß geistliche Kurpfuscher nicht an Dingen herumdoktern, die sie nicht verstehen. Die Kirche be hält aber ihre große Aufgabe, die Grundlage für gesunde Politik zu pflegen: d. h. die Seele lebendig zu erhalten, den Genius des Volkes anzuregen, oder wie man es sonst aus drücken will. Die Aufgabe der Kirche ist ebenso notwendig wie die andere, von der hier nicht die Rede sein kann: das Reich Gottes zu verkündigen. Beide Aufgaben ergänzen sich. Der Mutterboden aller Kultur, der Quell aller kraftvollen Politik ist und bleibt die lebendige Seele. Es muß jemand da sein, der sie hegt und betreut. Wenn es die Kirche nicht gäbe, müßte sie erfunden werden, wenn sich ein Staat oder ein Volk nicht selbst das Todesurteil sprechen will. Ihr verweist auf Sowjet-Rußland, wo der Staat und die Politik grundsätzlich auf Religionslosigkeit aufgebaut sind? Es sei eine Weissagung erlaubt, und zwar nicht eine aus den Linien der Hand oder aus der blauen Luft, sondern aus deut lichen, jetzt schon erkennbaren Anfängen: eine Neugeburt der Frömmigkeit und der Kirche wird der Osten erleben, die bis zu uns im Westen wirken wird. Vermutlich wird es dann auch dort zu mehreren kraftvollen politischen Gebilden kommen. Den Dienst der Kirche an der Seelengrundlage des Volkes haben viele ersetzen wollen, die einen durch den Arzt, andere durch den Lehrer, die dritten durch den Künstler. Alles ganz gut und schön. Wer die Kunst wendet sich an das Schön- hcitsgefühl, die Schule vor allem, wenn sie ihre Aufgabe recht erfaßt, an den Verstand, und die Heilkunde an das ungeheure Gebiet der Leibespflege. Ja, wenn Arzt und Erzieher und Künstler außerdem entzündet sind vom Seelenfeuer, dann werden sie ihren Beruf „gewaltig" und nicht wie die Mietlinge erfüllen. Aber der Kirche sind die Seelen anvertraut, die Grundlage für die geordnete Lebensführung, für das Pflicht- gefühl und für das Verantwortlichkeitsbewußtsein. Ist es dann nicht selbstverständlich, daß es eine Hauptaufgabe auch der Politik sein muß, die Bedingungen für eine nachhaltige Seelenpflege zu schaffen? Hervorbvingen und ordnen kann der Politiker sie nicht. Denn hier gilt das Wort: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Aber er muß jeden willkommen heißen, der den Zusammenhang mit den Quellen aller Kraft aufrecht erhält und pflegt. Der Politiker hat dann an die Kirche weiter nichts als die Forderung zu stellen, daß sie ihren eigensten Beruf möglichst erfüllt. Was heißt das im täglichen Leben? Der Pfarrer und seine kirchlichen Helfer müssen alle Vertrauensleute der Gemeinde sein. Wenn sie auf die andern singehen, ohne zu richten und zu kritisieren, werden sie ganz von selbst das Gewissen in ihren Kreisen. Geistliche Stelzen helfen da nicht viel. Im Gegenteil, sie hindern und machen lächerlich. Wenn aber die Beauftragten der Kirche von Mensch zu Mensch leben und reden, wird sich ganz von selbst Gelegenheit geben, auch auf jene kostbare Perle hinzuweisen, die nicht vor die Säue geworfen werden soll. Luther hat das Wesen und die Bedürfnisse des Staates wundervoll gekennzeichnet, wenn er einmal spricht: „Darum ist dem Staate mehr zu sorgen, daß gute und verständige Männer an der Spitze stehn, als daß Gesetze gegeben werden!" Und der Theologe Schleiermacher hat die Sachlage erfaßt, wenn er als die wichtigste Angelegenheit nach dem Zusammenbruch Preußens 1806 bezeichnet, der Jugend klar zu machen, was der Staat ist. Auch er meint, daß der Staat eben nicht ein Netz werk von Gesetzen und Verordnungen ist, — die sind Außen werk, Gerüste —, nein, es kommt auf den Geist an, in dem der Staat gebaut und geleitet wird. „Es kann in der Welt nur gut werden durch die Guten", das ist ein Wort der Königin Luise. Bei der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche wird der Politiker im Auge behalten, welchen Wert die Kirche für das Volksganze hat. In Lübeck verlangte kürzlich ein Mitglied der Bürgerschaft die Beseitigung der Geistlichen aus der Behörde für Wohlfahrt und Arbeit. Da sagte ein sozia listischer Senatsvertreter: Die staatliche Wohlfahrt sei nicht imstande, alle Not so zu lindern, wie sie gelindert werden müßte. Gerade die kirchliche Wohlfahrtspflege erfasse einen großen Teil der zu Unterstützenden. Ein inniges Zusammen arbeiten mit diesen Kreisen sei durchaus notwendig. In der Frage „Politik und Kirche" handelt es sich aber keineswegs bloß um Wohlfahrtspflege. 3n Stockholm werden in den zwölf Tagen vom 19. bis 30. August die schwerwie gendsten Dinge besprochen werden: Ueber das Verhältnis der Völker untereinander, über das Verhältnis der Volksklassen zueinander, über die Minderheitsfrage usw. vom Standpunkt des Christentunis. Möge der kräftige nordgermanische Geist in Stockholm helfen, daß nicht allzuviel amerikanisch-englische Redensarten in die Ergebnisse der „Weltkonferenz für prak tisches Christentum" kommen. Abreise des Reichspräsidenten nach Bayern. Berlin, 11. Aug. Reichspräsident v. Hindenburg hat sich heute abend mit dem fahrplanmäßigen Zuge 9,02 Uhr zum Besuche der bayerischen Regierung nach München bege ben. Im Anschluß cm diesen Besuch wird Ler Reichspräsident einen kurzen Erholungsurlaub in Bayern verbringen. München, 11. Aug. Die Bayerische Staatszeitung wid met heute an leitender Stelle dem Reichspräsidenten v. Hindenburg anläßlich seines bevorstehenden Besuches Worte des herzlichsten Willkommens, die der Freude darüber Ausdruck geben, daß Hindenburg als Reichs präsident mit seinem Staatsbesuche die Ehrung des zweit größten deutschen Bundesstaates und die Würdigung seiner staatspolitischen Bedeutung für das Reichsganzs sichtbar zum Ausdruck bringt. Die Räumung der Sanktionsstädte. Düsseldorf, 12. Aug. Von der Besatzungsbehörde ist mit- geteilt worden, daß die Räumung der Stadt durch die fran zösischen Truppen am 21. August beginnen und an, 28. August beendet sein werde. Aus Duisburg wird gemeldet, daß nach Mitteilungen der belgischen Militärbehörde die Stadt am 25. August besatzungsfrei sein werde. Berlin, 11. Aug. Das Reichskabinett hat sich gestern mit der Dertagungder Räumung der drei Sanktions- städte am Rhein befaßt. Ein formeller Protest ist, da es sich um eine Verschiebung der Räumung lediglich auf wenige Tage handeln soll, seitens des Reiches nichtin Aussicht genommen. Leipzig, 11. Aug. Bor dem Reichsgericht hatte sich der Kutscher Albert Schlagerus aus Königsberg i. Pr. wegen Bei hilfe zun, Hochverrat, Verheimlichung größerer Waffenlager und unbefugten Waffenbesitzes zu verantworten. Schlagerus war Bezirksführer der Kommunistischen Partei in Königsberg. Er wird beschuldigt, am 14. März v. I. einen großen Posten Waffen, die für die Kommunistische Partei bestimmt waren, versteckt zu haben. Mittels Autos waren die Waffen nach Königsberg gebracht und von mehreren Kommunisten in einem Stall versteckt worden. Um sicher zu sein, war der Beschluß gefaßt worden, die Waffen in einem nahm Wäldchen zu ver- graben. Unterwegs wurden die Täter von der Polizei über rascht und verhaftet. Schlagerus war nach Polen geflüchtet und stellte sich im April dieses Jahres freiwillig der Polizei. Er wurde zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis und 200 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Besprechungen in London. Briand ist befriedigt. London, 11. Aug. Die erste Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Briand fand heute mittag gegen 12 Uhr statt. Nach einem Havasbericht haben Briand und Chamberlain ausführlich den Text der Antwort an Deutsche land besprochen. Die Unterhaltung hat zu der Erledigung eines Teiles des Programmes gesühnt, das die beiden Minister sich vorgezeichnet hatten. Sie haben sich nach der Berichti gung gewisser Einzelfragrn über dm Text der Antwort ver ständigt. Es wurde vereinbart, daß über die im Foreign Office stattgefundene Unterredung eine offizielle Mit- teilung an die Presse herausgegeben werden soll, sobald die beiden Außenminister ihre Verhandlungen zu Ende geführt haben. London, 11. Aug. Nach einer amtlichen Mitteilung wur den die Besprechungen zwischen Briand und Cham berlain heute nachmittag fortgesetzt. Die Besprechun gen verlaufen in befriedigender Weise. Sie werden morgen wieder ausgenommen werden. London, 11. Aua. Die Besprechungen zwischen Briand und Chamberlain, die um drei Uhr im Foreign Office wieder begonnen hatten, Lauern im Augenblick noch an. Es kann berichtet werden, daß ein befriedigender Fortschritt zu verzeichnen ist. Nach einer weiteren Meldung hofft man, daß es möglich sein werde, die Zusammenkunft schon morgen zu beendigen. Die heutige Aussprache war, wie verlautet, der Erörterung der französischen Einwände gegm dis deutschen Vorschläge in der Sicherheitsfrage gewid met. Ueber die Form und den Inhalt der französischen Ant- wortnote, Lis mit Kenntnis und Billigung der britischen Re gierung abgesandt werdm soll, scheinen Meinungsverschieden heiten nicht mehr zu bestehen. London, 11. Aug. Der Londoner Berichterstatter des WTB. erfährt, daß der bisherige Verlauf der Besprechungen zwischen Briand und Chamberlain als günstig be zeichnet werden kann. Als das Hauptmerkmal der französi schen Note wird Lie Tatsache bezeichnet, daß sie sich nicht an ge wisse in der deutschen Note aufgefllhrte Punkts stark anlehnt, sondern der Entwurf der französischen Antwortnote erkenne mit Genugtuung den versöhnlichen Charakter der deutschen Note an und drückt die Hoffnung aus, daß jetzt das Ende des schriftlichen Meinungsaustausches erreicht ist und daß bald mündliche Verhandlungen beginnen könnten. Es ist nicht an- zunehmen, daß das Wort „Konferenz" gebraucht wird. Was die deutschen Bemerkungen Uber die Rückwirkungen des Ab schlusses eines Sicherheitspaktes auf die Rheinlandbesetzung betreffe, so werde in der französischen Note angedeutet wer den, daß der Sicherheitspakt keine Beeinträchtigung der Be stimmungen des Friedensvertrages darstellen darf. Paris, 11. Aug. Der Londoner Havasvertreter berichtet, die ziemlich kurze Antwort an Deutschland behandle Lie Gesamtheit der Fragen und vermeide die Möglichkeit von Kontroversen. Sie werde der italienischen, der belgischen und der japanischen Negierung übermittelt und darnach Deutsch land durch den französischen Botschafter in Berlin zugestellt werden. Bezüglich der Einladung Deutschlands zu Ler vor bereitenden Sitzung hege man noch Zweifel, aber man sei in London der Ansicht, Laß es notwendig wäre, eine derartige vorbereitende Sitzung noch vor der Zusammenkunft des Völker bundes einzuberufen. In der Nachmittagssitzung war, wie Havas weiter meldet, der delikateste, wenn nicht sogar mißlichste Punkt Lie Anwendung Ler Sanktionen gegen Deutschland oder genauer i>as Verfahren, das dieser An wendung vovausgehen würde. Die französischen und britischen Diplomaten hätten sich bemüht, eine beide Regierungen und Lie öffentliche Meinung beider Länder befriedigende Formel zu finden. Beiderseits habe man durch gegenseitige Konzessi onen einander näher zu kommen versucht. Diese Bemühungen seien nicht vergebens gewesen. Es dürfte sich darum handeln, ein Kompromiß zu finden, das es Frankreich erlauben würde, in gewissen Fällen, Lie Len Charakter des oasus bellt tragen, unmittelbar zu handeln, und das zugleich ein« Unter« scheidung zwischen einÄ: Verletzung der Grenzen und einem Einfall in Lie besetzte Zone machen würde. Es sei angebracht, die Einstimmigkeit Ler Franzosen und Engländer für eine List? dieser Fälle und für eine Definition Lieser beiden Angriffe herzustellen. Es sei wahrscheinlich, daß das Sanktonsverfahrsn durch eine Definition Lieser Art festgelegt werde. London, 11. Aug. Die „Times" melden: In Len englischen Regierungskreisen erwartet man, daß nach der Unterredung zwischen Briand und Chamberlain der Meinungsaus tausch zwischen Berlin und den alliierten Hauptstädten wieder ausgenommen wird. Die eigent liche Sicherheitskonferenz könnte nach englischer Auffassung nicht vor Ende Oktober «inberufen werden