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Str. I». 18. August IS25. Erzgedlrgischer DoMssreunv. Beria g T. M. «Srkner, Aue. Belblalk. Oertliche Angelegenhetten. Die Seide blüht. Klar werden die Tage in unbewegter Luft. Einsam nur gleitet «ine schneeweiße Wolke am Himmel, schwimmend in einem Meer von lichtem Blau. Ueber die ersten Stoppelfelder webt ein feiner Lusthauch schimmernde Marienfäden. So rüstet der Sommer zum Abschied. Da schmücken sich die Wäl der, ehe sie noch in leuchtendem Erglühen die Kronen der Buchen und Birken färben, mit einem feinen Hauch von Blau und Rot. Milliarden winziger Kelche weben über die Blößen und Schonungen einen bunten Teppich. Die Heide blüht! Das Blühen säumt alle Hänge mit lachendem Glanz; es streut sein freundliches Schimmern zwischen die düsteren, ernsten Fels blöcke, über di« Moos und Flechten ein dichtes Netz gezogen haben. Zwischen die Farnkräuter, die schon zu vergilben be ginnen, bricht die blaurote Woge. Sie füllt die Waldgründe und überflutet die kahlen Höhen, auf denen einsam eine alte, windzerzauste Föhre Wache hält als Hüter des Waldes. Zwi- schen den vielen, vielen honigreichen Kelchen brummeln und summen die Hummeln und Lie Bienen. Goldgriine Käfer wie gen sich auf den schlanken Stielen. Und die Alen schen gehen sinnend über die Heide und sehen das Blühen, soweit das Auge reicht, und sind von einer leisen, unbestimmten Wehmut erfüllt. Sie fühlens unbewußt, daß hier der Wald einen Ab schied verhüllen will durch eine lachende Gebärde. Er schmückt sich zum Scheiden von den goldigen Tagen des Sommers, von den schwirrenden Schwalben oben in sonnengoldiger Luft, von den Liedern wanderfroher Menschen, die nun bald rauhere Tage wieder in die schmucklosen Straßen der Stadt bannen werden. Und die Menschen brechen lächelnd Zweig um Zweig von der blühenden Heide und ordnen sie zum Strauß oder flechten sie gar zum Kränzlein. Das soll zu Haus um ein liebes Bild an der Wand sich winden. Das Sträußlein soll in der alten Vase zu Haus den ganzen Winter über ein Gast im Zimmer sein und soll in dämmernden Abendstunden erzählen vom grünen Wald, von Sonnenschein und Finkenschlagen und von der wunderschönen Zeit, da der Sommer Abschied nahm und weit über die Lichtungen hin di« Heid« blühte. Die Senkung -er Umsatzsteuer. Das Gesetz zur Aenderung der Verkehrssteuern sieht fol gende Milderungen auf dem Gebiet der Um s a tz steu er vor: 1. Mit Wirkung vom 1. Januar 1925 sind Privatge - lehrte, Künstler und Schriftsteller von der Um satzsteuer befreit, sofern die steuerpflichtigen Umsätze im Kalen derjahr den Betrag von 6000 NM. nicht übersteigen. Dom gleichen Zeitpunkt ab sind ferner von der Umsatzsteuer befreit Handlungsagenten und Makler, sofern die steuer pflichtigen Umsätze im Kalenderjahr den Betrag von 6000 RM. nicht übersteigen; diese Befreiung setzt aber voraus, daß die Handlungsagenten und Makler Bücher führen. 2. Mit Wirkung vom 1. August 1925 wird die Beh « r - bergungssteuer, die Verwahrungssteuer, die Reittiersteuer und die Anzei genste.uer aufgeho ben. Die bisher diesen erhöhten Steuern unterliegenden Leis tungen sind vom 1. August 1925 ab nach den Sätzen der allge meinen Umsatzsteuer steuerpflichtig. 3. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1925 wird der Satz der allgemeinen Umsatzsteuer von 1^ v. H. auf 1 v. H. und der Satz der Hersteller- und Kleinhandelssteuer von 10 v. H. auf 7^ v. H. Herabgesetz t. Die auf 1 und 714 v. H. gesenkten Säße der allgemeinen Umsatzsteuer und der Hersteller- und Kleinhandelssteuer haben die Monatszahler erstmals bei den Umsaßsteuervorauszahlungen im November 1925, die Vierteljahrszähler erstmals bei den Umsaßsteuervor- auszählungen im Januar 1926 der Umsatzsteuer zugrunde zu legen. Bei den im August, September und Oktober 1925 zu leistenden Umsaßsteuervorauszahlungen haben die Monats- und die Vierteljahrszahler die Steuer in Höhe von 1tL v. H. und von 10 v. H- zu entrichten. 4. In den Uebergangsbestimmungen wird ein zivilrecht licher Anspruch auf Preisnachlaß in Höhe der Steuerminderung für Leistungen aus Verträgen gewährt werden, die vor dem 15. August abgeschlossen worden sind, aber erst nach dem 30. September 1925 ausgeführt werden. * Großhandelsindexziffer. Die auf den Stichtag des 12. August berechnete Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist gegenüber dem Stande vom 5. Au gust von 133,8 v. H. auf 134,2 gestiegen. Höher lagen die Preise für Gerste (neuer Ernte), Butter, Schmalz, Zucker, He ringe, Fleisch, Baumwollgarn, Zink und Kupferbleche. Ge sunken sind die Preise für Brotgetreide, Hafer (neuer Ernte), Hopfen, Treibriemenleder, einige Textilrohstoffe und Nicht eisenmetalle. Don den Hauptgruppen haben di« Agrarerzeug nisse von 133,0 auf 133,9 oder um 0,7 v. H. angezogen, wäh rend die Industriestoffe von 135,2 auf 134,8 oder um 0,3 v. H. nachgegeben haben. * Aussperrung der Textilarbeiter. Eine von iiber 1000 Firmen besuchte Mitgliederversammlung des Verbandes der Arbeitgeber der sächsischen Textilindustrie in Chemnitz beschloß die Gesamtaussperrung der westsächsischen und thü ringischen Textilarbeiter zum 5. September, nachdem sämtliche Einigungsverhandlungen an dem Verhalten des Textilarbei ter-Verbandes gescheitert sind. Von der beschlossenen Aus sperrung werden rund 200 000 Arbeiter betroffen. * Die Chemnitzer lleberfälle. Landtagsabg. Voigt (D. Vp.) hat im Landtage folgende kurze Anfrage eingebracht: In Chemnitz sind in letzter Zeit u. a. ein Ncichswehrsoldat und mehrere Mitglieder des Christlichen Vereins Junger Männer nachts von Trupps grundlos überfallen und roh mißhandelt worden. Die Ueberfälle gehen von kommunistischer Seite aus und entsprechen offenbar einem planmäßigen Terror. Was gedenkt die Regierung zu tun, um neuerdings wieder auf tauchende kommunistische Umtriebe wirksam zu unterdrücken? * Der Mittelstandskrrdit erschöpft. Wie aus Dresden ge meldet wird, ist der vom Landtag bewilligte Mittelstandskredit von 21» Millionen bereits erschöpft. Beim Kreditstock fürs sächsische Handwerk und Gewerbe, der über 400 000 Mark ver fügte, sind allein Kreditgesuche in Höhe von rund 1^ Millio- neu Mark eingegangen! Auf eine Eingabe des Landesaus schusses des sächsischen Handwerks an die Negierung, die Kre dite zu erhöhen, haben Wirtschafts- und Finanzministerium erwidert, sie sähen sich aus schwerwiegenden finanziellen Rück sichten nicht in der Lage, dem Gesuch zu entsprechen; ohne Ge nehmigung des Landtages könne dies auch gar nicht geschehen. Dagegen hat das Finanzministerium bezüglich der Zinssätze Entgegenkommen gezeigt, so daß den Darlehnsnehmern jetzt höchstens 7 Prozent Zinsen einschließlich aller Unkosten berech net werden dürfen. * Sächsischer Obermeistertag des Fleischergewerbes. Der Bezirksverein Sachsen im Deutschen Fleischerverbande hielt in Leipzig unter dem Vorsitz Les Ehrenobermeisters Dreßler- Freiberg einen Obermeistertag ab, der aus allen Teilen Sach sens zahlreich besucht war. Auf den Vorschlag des Vorsitzenden gelangte folgende Entschließung einstimmig zur An nahme: Der Obermeistertag billigt die Stellungnahme und das Vorgehen des Deutschen Fleischerverbandes zum neuen Ge setz über den Verkehr mit Vieh und Fleisch. Die Ablehnung aller berechtigten Forderungen des Fleischergewer bes seitens des Reichstages ruft tiefste Erbitterung hervor, um so mehr, als das Fleischergewerbe nur Befreiung von den Rechten der Zwangswirtschaft und Gleichstellung aller am Fleischverkauf beteiligten Personen verlangte. Der 8 2 Abs. 3 des Gesetzes eröffnet dem wilden Fleischhandel Tür und Tor. Der Obermeistertag erwartet, daß in den Ausführungsbestim mungen geregelt wird, welches Vieh unter den Begriff dieses Paragraphen fällt, denn es kann nicht Sinn des Gesetzes sein, daß jeder Tierhalter ohne entsprechende Arbeits- und Ver kaufsräume den Fleischverkauf betreiben kann. Weiter erwar tet Ler OLermeistertag, daß der Verkauf von Schlachtvieh auf den Schlachtviehmärkten nicht mehr nur dem Handel nach Lebendgewicht unterliegt, sondern daß die Art des Handels mit Schlachtvieh, und sei es zunächst nur versuchsweise, der freien Entschließung der Beteiligten überlassen wird. * Briefsendungen nach dem Auslande, namentlich nach den ehemals deutschen, durch den Friedensschluß abgetretenen Gebieten und nach den Nachfolgestaaten der früheren öster reichisch-ungarischen Monarchie werden sehr häufig unzu reichend frcigemacht. Hierdurch erwachsen den Empfängern so- wohl als auch den Absendern empfindliche Nachteile. Für un zureichend freigemachte Briefsendungen werden im Auslands verkehr in der Regel Nachgebühren in doppelter Höhe des Fehl betrages vom Empfänger eingezogen. Verweigert der Em pfänger die Zahlung der Gebühren, so werden die Sendungen zurückgesandt, sie verfehlen daher ihren Zweck; dazu muß noch der Absender die Gebühren nachträglich entrichten. Die voll ständig« Freimachung Ler Briefsendungen nach dem Auslande ist daher den Absendern dringend zu empfehlen. Die Gebühren betragen: für Briefe nach dem Auslande bis 20 Gramm 25 Pfg., für jede weiteren 20 Gramm 15 Pfg., jedoch nach -er Tschechoslowakei und Ungarn bis 20 Gramm 20 Pfg., für jede weiteren 20 Gramm nach der Tschechoslowakei 15 Pfg., nach Ungarn 10 Pfg.; für P o stk a r ten nach dem Auslande, ein fache 15 Pfg., mit Antwort 30 Pfg., jedoch nach der Tschecho slowakei und Ungarn einfache 10 Pfg-, mit Antwort 20 Pfg. Für Briefe und Postkarten nach Freie Stadt Danzig, Litauen und Memelgebiet, Luxemburg und Oesterreich sind die Ge bühren di« gleichen wie nach dem Inland«. Postkarten nach dem Auslände, ausgenommen nach Freie Stadt Danzig, Litauen und Memelgebiet, Oesterreich und Ler Tschechoslowakei sind nur bis zur Größe von 14 X 9 Zentimeter zugelassen. Post karten nach Ungarn dürfen 14,8 X 10,5 Zentimeter groß sein. Aue, 14. Aug. Vom 17. August ab werden an Werktagen versuchsweise noch zwei Kraftpostfahrten -wischen Aue und Zschorlau nach folgenden Fahrtzeiten ein- geführt: ab Aue 7,15 Uhr, an Zschorlau 7,45 Uhr abends; ab Zschorlau 8,45 Uhr, an Aue 7,15 Uhr abends. Aue, 14. Aug. Jagdkarten werden künftig nur aus gestellt an Personen, die gegen Haftpflicht in ausreichen der Höhe versichert sinb. Lauter, 14. Aug. Auf Anregung eines russischen gelk Missionars, der z. Zt. zur Erholung in Deutschland weilt und hier von seinen russischen Erlebnissen erzählte, verdolmetscht durch n'ne Frau, konnte der hiesige Zweigverein des Evange lischen indes für etwa 60 Mark neue Bibeln cm mitgeteilte Anschriften deutscher Familien in Rußland abschicken. Ein Antwort- und Dankschreiben verdient, weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden. U. a. schreibt Ler Deutschrusse: Mit Herz- lichem Danke bestätige ich «den Empfang von 5 Taschenbtbeln, die Sie hierher geschickt haben. Der Herr wolle es Ihnen und allen Beteiligten vergelten. Wir waren durch den Emp. fang der Bibeln sehr erfreut und haben sie auch schon alle verteilen dürfen, und zwar unter i>en neu eingetretenen Kran kenpflegerinnen, von denen eine ganze Anzahl nicht im Besitze von eigenen Bibeln war. Sollten Sie auch in Zukunft die Möglichkeit haben, Bibeln zu verteilen, so wären wir gerne bereit, ja dankbar bewegt, dieselben hier weiter zu leiten. Nach, frage ist noch da. — Will jemand mithelfen, Taschenbibeln ins „bibelgeplünderte" Rußland zu schicken und durch persön liche Mithilfe bewegten Anteil daran haben, daß noch Freude herrscht über eine Bibel, ja über unsere Lutherbibel? Anschrif- den werden gern vermittelt durch Pfarrer Schmidt, Lauter. Bockau, 14. Aug. In Dresden verschied an Gchirnschlag der Oberforstmeister und Forsteinrichtungsdirektor Eugen Krumbiegel, der vom-1. Mai 1898 bis 30. September 1919 der hiesigen Forstrevierverwaltung vorgestanden hat. K. erfreute sich in unserem Orte großer Beliebtheit. Er ge- )örte viele Jahre dem Gemeinderat an und betätigte sich auch onst im Gemeindeleben. Sosa, 14. Aug. In der Nacht zum Dienstag wurde in Lev Forstmeisterei ein Wäschediebstahl verübt, wobei den Dieben eine ziemliche Menge wertvolle Wäschestücke in die Hände fiel. * * Scheibenberg. Die hiesige Schüßengilde beging ihr 360jähriges Jubiläum, das mit dem 75jährigen Jubiläum der einst von Ler Königin Carola geschenkten und in dem alten Nißschhammerschen Hammerwerk gegossenen Kanone verbun den war. * * Wilsdruff. In Sachsdorf wurde beim Getreideeinfuh ren von einen: hochbeladenen Erntewagen die elektrische Lei tung zerrissen. Sie fiel auf den Erntewagen und setzte das Getreide in Brand. Wagen und Ladung verbrannten bis auf die Eisenteile. * * Grumbach. An einer Straßenkreuzung wurde ein von Chemnitz kommendes Lastauto beim Ausweichen gegen einen Baum geschleudert und zertrümmert. Von den beiden In- fassen wurde der eine schwer verletzt, während der andere mit weniger erheblichen Verletzungen davonkam. * * Döbeln. Die 11jährige Tochter des Musikers Puffky verließ in Schlaftrunkenheit das Bett, lief nach der Wohnstube und stürzte durch das geöffnete Fenster aus dem dritten Stock werk in den Hof hinab. Sie war sofort tot. * * Tharandt. In Weißig holte am Dienstag nachmittag ein Landmann sein Getreide vom Felde. Während er oben auf dem Wagen die Garben in Empfang nahm, wurde er von einem Blitze aus heiterem Himmel erschlagen. Der Wagen mit Getreide stand sofort in Flammen. Der Frau des Land wirts gelang es, die Leiche ihres Mannes vom Wagen zu zie- hen und sie dadurch vor Lem Verbrennen zu retten, auch die Pferde vermochte sie durch schnelles Ausspannen in Sicherheit zu bringen. Aus dem Gerichlsfaal. Unter dem Ausschluß Ler Oeffentlichkeit wurde vor dein Zwickauer Schöffengericht gegen den 42 Jahre alten Eisen- former Anton Günther aus Nieders chlema wegen Blut schande und Notzucht an seiner eigenen Tochter verhandelt. Den Angeklagten, der schon einmal wegen Sittlichkeitsver gehens und Körperverletzung vorbestraft ist, bezeichnet der Gerichtsarzt als geistig schwach entwickelten Menschen. Günther erhielt 2 Jahre 2 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechts verlust. Vesskis * * * s 16. VIII., n r/r 2 vtir, suksrorM. 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