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Moskau, 2. August. Wie die Telegraphen-Agcniur der Sowjetunion meldet, hat der französische Botschafter in Mos kau Herbette offiziell gegenüber dem Außenkommissariat die Nachricht als unzutreffend erklärt, Frankreich werde erst dann mit der Sowjetregierung in Wirts chaftsverHand lu n g e n eintreten, wenn letztere zunächst ihr Verhältnis zur kommunistischen Internationale in jeder Weise klargestellt habe. Herbctte habe gleichzeitig die Meldung einer französischen Agentur, daß im September -. I. in Frankreich eine Konferenz Englands, Frankreichs, Italiens, Belgiens und der Kleinen Entente stattfinden wlle, als unrichtig bezeichnet. Köln wird am 15. September geräumt? Loudon, 2. August. Der „Manchester Guardian" will von zuverlässiger Seite erfahren haben, daß Köln endgültig am 15. September geräumt werde. Berlin habe mit der Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der Cntwaff- nungsfopderungen den Verzicht aus eine Ablehnung der For derungen ausgesprochen und damit den ersten Schritt zur Lösung des Entwnffnungsproblems getan. Sofia, 2. August. In dem Prozeß gegen die Kommm nistische Organisation von Aitos hat das Kriegsgericht von den 70 Angeklagten 14 zum Tode verurteilt. 7 wurden frenze- prochen. Die anderen haben insgesamt 182 Jahre Gefängnis- träfe erhalten. Sofia, 2. August. Der König hat das Todesurteil gegen den Obersten Milteno ff wegen Hochverrats unter« chrieben. Der Skandal bei der Reichsmonspolverwaltung. Berlin, 2. August. Einer der hauptbeschuldigten Direktoren der Neichsmonopolverwaltung hat unter dem Druck des Be lastungsmaterials nunmehr ein umfassendes Geständnis abgelegt, durch das die bisher gehegten schlimm st en B e - fürchtungenbestätigt werden. Dieses Geständnis wird zum Ausgangspunkt weiterer Ermittelungen gemacht werden. Das Landesfinanzanst Perlin teilt im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft mit, daß die Nachrichten, wonach der Kreis der bestochenen Beamten sich erweitert habe, nicht zutreffen. Die Untersuchung innerhalb der Beamtenschaft der Reichs- monopolvcrwaltung werde sich nicht weiter ausdchnen. Gegen die beteiligten Personen werde ein Ermittelungsverfahren ein- geleitet werden. England fordert von Frankreich 20 Millionen Pfund Sterling. London, 2. August. „Sunday Times" erfährt: Der nächste Schritt in Sachen der Regelung der Kriegsschuld Frankreichs an England liegt bei Caillaux. Das von den französischen Sachverständigen in der letzten Woche unter breitete Angebot lautete auf eine Iahreszahlung von 6 bis 7 Millionen Pfund. Dagegen lehnt das Schatzamt die Er- wägung jedes Angebotes ab/ das nicht eine Annuität von 20 Millionen Pfund vorsieht, welche Summe zu zahlen nach Ansicht Les Schatzamtes Frankreich durchaus in der Lage ist. Außerdem konnten die französischen Sachverständigen nicht den Transfer der deutschen Mark als Frankreichs Anteil an den Dawes-Annuitäten, die einen Teil der französischen Zahlungen ausmachen sollen, garantieren. Die Vertreter des Schatzamtes lehnten es ab, Liese Mark zu ihrem Nennwert anzunehmen. Um sicher zu gehen, berechneten sie sie zu 50 Prozent ihres Nennwertes. Berlin, 2. August. Anläßlich Les 50jährigen Priester- 'sjubiläums des Bischofs von Rottenburg, D r. v. " ' " ster Dr. Luthe« ein Telegramm Moskau, 2. August. In der nächsten Woche wird hier eine o» Stubturender der Königsberger kausmän- « Hochschule erwartet, die unter Führung von zwei Pro- London, 2. August. „Observer" schreibt zur Sicher- heitsfragö: Chamberlain hält an dem Gedanken des Sicherheitspaktes fest. Aber es wird eines vorsichtigen und geschickten Steuerns bedürfen, um den Pakt in den Hafen zu bringen. Auf dem Wege des schriftlichen Meinungsaustausches wird die Sichcrheitsfvage niemals gelöst werden können. Denn während Chamberlain für die Methode der persönlichen Aus sprache ist, widersetzt sich Briand den diesbezüglichen deutschen Wünschen vor dein Zustandekommen eines französisch britischen Uebereinkommens. Im übrigen wird niemals die Zustimmung Einglands oder Deutschlands zu einem Pakt ge wonnen werden, der Frankreich ermöglichen würde, im Inter esse seiner östlichen Bündnisse ohne Ermächtigung -es Völker bundes in Deutschland einzumarschieren. Außerdem muß der Artikel 19 Ler Dölkerbundssatzung, der ausdrücklich die von den Franzosen noch immer zurückgewiesens Möglichkeit einer Revision der Friedensverträge vorsieht, genau als das ge nommen werden, was er bedeutet. Es ist besonders befriedi gend, Laß auch Vandervelde auf diesen, StanLpunkt steht, daß also die britische Ansicht sich mit der belgischen zu decken scheint. Das Blatt kommt dann auf die Frage desEintritts Deutschlands in den Völkerbund zu sprechen, er innert an die kürzliche Aeußerung des Obersten House, daß Deutschland als Mitglied des Völkerbundes sicherer und stärker sein würde, als wenn es außerhalb desselben bliebe, und schließt: Wenn Deutschland einmal dem Völkerbund beigetreten ist, so wird es keine Schwierigkeiten haben, seine Beziehungen zu Rußland ebenso günstig zu erhalten, wie sie augenblicklich sind. Im Gegenteil müßte das wirkliche Ziel der deutschen Politik sein, daß auch Rußland in den Völkerbund gebracht wird, was eins der wünschenswertesten Dinge ist. Paris, 2. August. Dom Kriegsministerium wird die Nach richt des „Petit Parisien", der Vorsitzende der Interalliierten Militärkontrollkommission, General Walch, habe seine Demission eingereicht, dementiert. — „Intransige- ant" behauptet, die Nachrichten, die von General Walch über die mit der deutschen Regierung geführten Verhandlungen in Paris eingctroffen seien, trügen einen optimistischen Charakter. Anerkennung der Borkriegsschulden durch die Sowjetregierung? Paris, 2. August. In -er Frage der französisch, russischen Schuldenverhandlungen ist eine sen. sationelle Wendung cingetreten. Es wird erklärt, daß Krassin währe:,d der Verhandlungen, die er dieser Tage mit dem Präsi. deuten der Kommission für russische Angelegenheiten, Dalbiez, hatte, diesem neueDorschläge unterbreitet habe, Lie von den bisherigen stark abweichen. Danach soll die Sowjetrvgierung Lie Vorkricgsschulden anerkennen und die Verzinsung nicht mehr von der Gewährung einer Anleihe abhängig umchcn. Italien verlangt Kolonien. Williamstown, 2. Aug. Im Rahmen Ler vom Institute of Politics vorgesehenen Vorträge sprach Ler Faschistonsenator Graf Antonio Cippico über das Problem Ler Uebervölke- rung Italiens. Er sagte u. a.: „Die anderen Nationen müssen entweder Italien Lie Erwerbung von Kolonien gestatten oder italienischen Auswanderern erlauben, sich in fremden Län- >ern als national-italienische Gruppen anzusiedeln und zu ar- Kiten, ohne sie zu zwingen, ihre italienische Staatsangehörig keit aufzugeben. Es sei einer Ler schlimmsten Irrtümer der Pariser Fr loden svcrhan dlungen gewesen, daß man Italien nicht größere Koloniegebiete zugeteilt habe. Italien habe keine ge ringeren Wünsche auf Erwerbung von Gebietsteilen als andere Nationen, aber der Ausschluß Italiens von der Verteilung )er eh emali g en d eu ts ch e n K ol onien Lurch den Ver- rag von Versailles sei ein einzig dastehender Fall von Mangel an Weitsichtigkeit seitens der Alliierten Italiens, woraus für Italien immer schiimmer werdende Folgen entstanden seien. Eine versöhnliche Rede Painleve's. Parts, 2. August. In Anwesenheit des Ministerpräsiden ten Painleve ist heute auf der Loretto-Höhe ein Denkmal für Lie im Kriege Gefallenen eingeweiht worden, dem man die Form eines Leuchtturmes gegeben hat. Pain leve hielt die Weiherede, in der er sagte: Die Freiheit fordert Selbstzucht und Gerechtigkeitssinn. So grausam die Kriegs- Wunden waren, wir müssen uns doch bemühen, der Gerechtig keit zwischen uns und jenen, die jenseits der Feuerlinie sich in dem großen Kriege haben tötet lassen, zum Siege zu verhelfen, denn das Heil Europas hängt davon ab. Gerechtigkeit ist nicht mit der Macht unvereinbar. Der Bischof von Arras hat auf diesen Leuchtturm die Worte setzen lassen: „Völker, seid eins, Menschen, seid menschlich!" Es wäre zu schrecklich, wenn dieser ungeheure Friedhof einen Appell zu neuen Massacves bedeu ten würde. Dieser Leuchtturm möge nicht nur unvergeßlich über die Grabstätten der unendlich vielen, die nach so hartem Kampfe im Tode mit einander versöhnt wurden, das Licht ent senden, er möge auch als ein Lichtschimmer in die Nacht drin gen, als ein Zeichen von Brüderschaft. Fr<mzMch-r«Mche Annäherung. Russisch-französischer Handelsvertrag? Pari», 2. August. Laut „Chicago Tribune" hatte k Sowjetbotschafter Krassin mit Brian- eine Unty re-ung. Er sprach dabei den Wunsch nach Abschluß ein«! Handelsvertrages aus. Ferner erbot er sich, eine groß, Anzahl von Bestellungen und Verträgen mit der französische» Industrie obzuschließen. — Der russische Finanzsachverständig. Rheingold ist von -er Sowjetregierung ermächtigt worden, mit Frankreich einen Vertrag über die Anerkennung de, Schulden abzuschließen. Innere Schwierigkeiten in Bulgarien. Belgrad, 2. Aug. In Bulgarien erwartet man wichtige und schwerwiegende Äenderungen in der politischen Lage. König Boris hatte den Ministerpräsidenten Zankoff am 29. Juli zu einer Audienz zu sich gerufen. In Lieser Hütte Zankoff zugegeben, daß die Lage unhaltbar sei und daß er be reit sei, z urückz utreten. Nach dieser Audienz berief der König den Führer der Landwirte und gewesenen Minister im Stanibulinskikabinett Tur la ko ff zu sich und verlangte von ihm Aufklärung über die innerpolitische Lage. Die Konferenz, Lie sehr lange Lauerte, endete damit, daß der König Tur la- koff die Kabinettsbildung anbot. Der König ver langte von den: neuen Kabinett Garantien für das Leben Zan., vffs und der übrigen Minister. Turlakoff nahm die Kabinetts- üldung nicht an und erklärte nur, daß er die Bedingungen dem Volke unterbreiten werde. Nach abgehaltenem Referen dum werde er den: König auf das Angebot, Antwort geben. vov zwei Pro- Mbmrchmen Der Straßburger Bischof gegen die französisch« Anleihe. Paris, 2. August. „Petit Parisien" zufolge hat Ler Bischof von Straßburg, Monsieur Ruch, auf einer religiösen Kon ferenz von etwa 100 Geistlichen erklärt, er weigere sich, an der Propadanda zugunsten der jetzt aufgelegten inneren An- leih« mitzuwtrken, weil in mehreren elsässischen Städten den Katholiken das Recht, ihren Kindern konfessionellen Unterricht gu geben, genommen worden sei. i nd Bischofsjubiläums des Keppler hat Reichskanzl an Dr. v. Keppler gerichtet. Neuer Skandal im Reichstag. Sntfermmg zweier Kommunisten durch die Polizei. Berlin, 2. August. Dor Eintritt in die Tagesordnung der eM eigen Reichstagssttzung gab Abg. Graf Westarp <Matl») eine LrkIärungab, inder er Bezug nimmt auf die Erklärung des Präsidenten Löbe über den angeblichen über- triebenen Alkoholgenuß von Mitgliedern des Reichstags. Namens der deutschnationalen Fraktion stellt er fest, Laß an diesen Beschuldigungen kein wahres Wort ist. Er müsse das so- wochl flir die namentlich genannten Abgeordneten, die sofort Strafantrag gegen die „Rote Fahne" gestellt hätten, wie für jedes andere Mitglied der Fraktion entschieden zurück- weisen. Diese Feststellungen seien erforderlich, um einer ebenso umoahrchaftigen wie verhetzerischen Agitation einen Niegel vor- «uschiÄen und alles zu tun, was dazu Lienen könne, die Würde -es Hauses zu wahren. Abg. Neugebauer (Kom.) erhält wegen des Zurufes „Lügner" einen Ordnungsruf. Abg. Höllein (Kom.) ruft: „Wir werden schon beweisen, wer besoffen war. Mit Frechheiten kommt man nicht darüber hinweg." Das Haus tritt dann in die Tagesordnung ein und setzt die Ei n ze l be s pre chun g zum Reichsbewertungsgesetz fort. Als nächstes Steurrgesetz gelangt das Gesetz zur Abänderung Ler Verkehrs steuer und des Verfahrens zur Beratung. Vize präsident Griff macht zunächst unter lärmenden Protostrufen der Kommunisten Mitteilung von einer weiteren Verkürzung der Redezeit, Lie der Aeltestenrat für die folgenden Gesetze be schlossen hat. Vizepräsident Gräf erteilt dem Abg. Hertz (Soz.) das Wort in -er allgemeinen Aussprache zum Derkehrssteuer- aesetz. Bei den Kommunisten dauert der Lärm an. Abg. Höllein sKom.) erhält einen Ordnungsruf wegen -es Zurufes: Haus knecht! Der Präsident droht, wenn der Lärm anhält, Lie Ruhe störer aus Lem Saal zu verweisen. Da auch dies« Drohung ihren Zweck nicht erfüllt, verweist der Präsident den Kommu- Nisten Jadasch aus dem Saale. Die Kommunisten antworten mit höhnischen Zuriffen und Gelächter. Vizepräsident Gräf verläßt das Präsidium und unterbricht die Sitzung. Die Aus einandersetzungen zwischen Sozialdemokraten und Kom munisten Lauern fort. Um ^2 Uhr eröffnet Vizepräsident Gräf wiederum die Sitzung. Der Abg. Iadasch ist im Saale geblieben. Vize präsident Gräf erklärt, Laß, wenn Iadasch auch jetzt noch nicht den Saal verläßt, er zu feinen: Bedauern gezwungen sei, zum allerletzten Mittel der Geschäftsordnung zu greifen. (Un geheurer Lärm bei den Kommunisten). Vizepräsident Gräf schließt darauf den Abg. Höllein wegen fortgesetzten Lärmens aus -er Sitzung aus. (Beifall bei -er Mehrheit, ungeheurer Lärm bei Len Konnnunisten). Da Abg. Höllein den Saal nicht verlaßt, unterbricht der Präsident Lie Sitzung uv: fünf Mi nuten und kündigt an, daß gegen den Abg. Iadasch Brachial gewalt angewandt werden wird. Die Kommunisten antworten mit stürmischen Zurufen. Es herrscht nnnutenlanger Lärm. Ilm 2 Uhr betritt Vizepräsident Gräf wieder -en Saal und wird von Len Kommunisten mit Lärm empfangen. Besonders Höllein ruft ihm unaufhörlich entgegen: Sie Henker! Vize präsident Gräf stellt fest, daß Höllein noch nicht den Saal ver bissen hat und damit automatisch auf 8 Tage ausgeschlossen wird. (Toben bei den Kommunisten). Gräf fordert Höllein nochmals auf, -en Saal zu verlassen. Höllein erwidert: Nein, Eie Henker, vollziehen Sie Ihr Henkeramt bis zum Ende! Da rauf wird Höllein auf 20 Tage ausgeschlossen. Der Kom- munisten bemächtigt sich bei dieser Feststellung eine ungeheure Erregung. Sie schreien mit voller Lungenkraft in den Saal. Vizepräsident Gräf stellt fest, daß die Tribüne geräumt ist. Der Präsident bittet die Abgeordneten, den Saal zu verlassen. Die Kommunisten erheben einen ohrenbetäubenden Lärm und stoßen wilde Schreie aus und beschimpfen den Präsidenten. Einen Augenblick wird es still, als fünf Kriminalbeamte in Zivil den Saal betreten. Die Kommunisten drängen sich um Iadasch und Höllein, um -en Beamten ihre Tätigkeit zu er schweren. Sie reden auf die Beamten ein und verlangen ihre L^itimation, die ihnen auch gezeigt wird. Da der Knäuel von Menschen ganz unentwirrbar scheint, werden noch fünf Beamte in den Saal gerufen. Da es meist höhere Beamte sind, werden sie von Len Kommunisten höhnisch als Kinder bezeichnet. Der Abg. Iadasch erklärt endlich, er weiche der Gewalt und läßt sich abfuhrcn, währen- Höllein wilde Schimpfwort« ausstößt. Da- vauf erscheinen vier Schupobeamte in Uniform im Saale, von den Kommunisten mit einem betäubenden Geheul begrüßt. Höllein erklärt, er weigere sich nicht, Len Saal zu verlassen, er wolle aber wissen, wer die Beamten beauftragt habe. Schließ lich läßt auch er sich abführen, indem er drohend ausruft: „Ich weiche nur der Gewalt!" Präsident Löbe eröffiwt die Sitzung wieder um 3,50 Uhr. Darauf wird die Steuerbcratung fortgesetzt, und zwar bei den Derkehrssteuern. Nach kurzen Debatten werden die Beratun gen abgebrochen. Das Haus vertagt sich auf Montag, den 10. August, lO Uhr vormittag. Belgiens Stellung zum Pakt. Pari«, 2. Aug. In einem Memorandum zu der deutschen Antwortnote vom 20. Juli, das Freitag am Quai d'Orsay Übervrittelt wurde, stellt Lie belgische Regierung grundlegen fest, -aß -er geplante Garantiepakt so weit wie möglic dem Genfer Protokoll angepaßt werden muss«. Die belgische Regierung glaube, daß -er Eicherungspakt größer Wirkungen erziele, wenn zu den gegebenen Garantien di wirtschaftliche Garantie der Dölkerbundsstaaten hin zu komme. Vandervelde wünsche, daß in den Sicherheitspak eine Zusatzklausel aufgenonnnen werde, nach Ler die ver tragschließenden Mächte sich verpflichten, in jedem Falle von einer Kriegserklärung abzusehen. Der Grundsatz der Schieds gerichtsbarkeit werde damit in noch größerem Maßstabe zur Anwendung kommen als im Genfer Protokoll. Der Brüsseler Vertreter des „Echo de Paris" weist darauf hin, daß Belgien sich mehr und mehr an den Völkerbund wie an eine Rettungs planke anklammerv und deshalb könne num annehmen, daß d: nächste Genfer Sitzung auf die Definierung un Modalitäten des Garantiepaktes einen größeren Einfluß haben werde. Die belgische Regierung bearbeitet eine Denkschrift, die in zwei Wochen veröffentlicht wird und sämtlick in der Frage des Garantiepaktes ausgetauschten Schriftstiiä enthält. Die Eisenbahner-Forderungen. Ohne Tariferhöhung keine Bewilligung. Berlin, 2. Aug. Die von den Gewerkschaften beantragten Verhandlungen über Neu rege lungderLntlohnung, -i« nach Ler Kündigung der bis zum 1. August laufenden Ver träge notwendig geworden sind, haben am Sonnabend bei der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft begon nen. Welche Basis für die von Len Gewerkschaften gewünschte Lohnerhöhung in Frage kommt, läßt sich noch nicht feststellen, jedenfalls würde eine Bewilligung Ler Forderungen eine Be lastung des Etats um schätzungsweise 240 Millionen Goldmark zur Folge haben. Dieser Erhöhung der Bezüge ständen aber, wie Lie Reichsbahnverwaltung bereits bekannt gibt, keine irgendwie faßbaren Einnahmen gegenüber, so daß ein Ausgleich nur durch eine weitere Tariferhöhung geschaffen werden müßte. Es läßt sich nicht leugnen, -aß ebenso wie bei den Beamten auch bei -en Reichsbahnangestellten tatsächlich im Augenblick ungünstige wirtschaftliche Verhältnisse vorliegen. Di« Erhöhung der Lebensmitellpreise un- der Preise für an- d«ve unentbehrliche Bedarfsartikel spricht wesentlich mit. Nur hier in diesem Falle immer wieder die große Gefahr vor, -er Löhne un- Gehälter eine Schraube wir langsam auf ein Niveau zurück- Feiten -er Inflation zum Schaden der -esamtheit zur Genüge kennen gelernt haben. Sofia, 2. August.Die Blätter berichten über neue Ueber - "älle auf bulgarische Grenzorte durch bulga- rische Emigranten aus Jugoslawien. Danach ist in Ler vorgestrigen Nacht Lie Grenzstadt Dragoman von einer großen kmde von Emigranten angegriffen worden. Ls kam zum Kampf mit der Grenzwache, wobei einige Soldaten schwer ver wundet wurden. In der gleichen Nacht erfolgt« ein Ueberfall auf das Grenzdorf Retljana, der von den Einwohnern selbst abgewiesen wurde. Der Ortslehrer fiel in dem Kampf.