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Erzgebirgischer Volksfreund : 19.06.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192506190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250619
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- 1. Beiblatt in der Vorlage nicht vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-06
- Tag 1925-06-19
-
Monat
1925-06
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 19.06.1925
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Da» Konkordat. Der Bericht -er DaweskommWonen. Berlin, 17. Juni. Der Generalagent für Reparations zahlungen und die aufgrund des Dawesplanes geschaffenen Kommissare und Treuhänder haben der Repavationskommis- fion einen Bericht über die Ausführung des Dawes- planes in den ersten acht Monaten ihrer Tätigkeit vorge legt. Einleitend wird in diesem Bericht betont, daß es zu früh sei, Schlüsse über die volle Wirksamkeit des Planes zu ziehen. Immerhin habe seins Wirkung im ersten Stadium den geheg- kn Erwartungen entsprochen. Es sei zu hoffen, daß die Kenntnis der bisherigen Leistungen dazu beitragen werde, die jenigen Kräfte in der Welt zu bestärken, die für den Wieder aufbau tätig seien. Die Einnahmen der Reichsbahn in den ersten sechs Monaten hätten ungefähr den Schätzungen entsprochen. Verzeichnet wird eine Resolution Les Transfer- komitees vom 10. April 1928, wonach die Herausgabe der EiserHahnbons an das Publikum bis zu einem späteren Zeit- punkt aufgefchoben werden solle. In Bezug auf die kommen- den Aufwertungsverpflichtungen des Reichs stellt der Bericht fest, daß die Reichsleistungen in jedem Falle hinter den Reparationsverpflichtungen zurücktreten müssen. Zum Schluß erklärt der Generalagent: Durch die Erreichung der bei- den wichtigen Ziel«, der Herstellung des Gleichgewichts im Reichshaushalt und der Aufrechterhaltung der Währungsstabi- lität, ist der Wiederaufbau nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas ermöglicht. Zur Lösung der verbliebenen schwie- eigen Probleme bedarf es allgenreiner Bereitwilligkeit, die Tat sachen so zu sehen, wie sie sind. Bei der Durchführung des Dawesplanes haben die Alliierten und Deutschland, sowie alle beteiligten Stellen im Geiste freundschaftlichen Entgegenkom- mens loyal gearbeitet. Berlin, 17. Juni. Der deutsche Botschafter in Washington ist angewiesen worden, anläßlich des Eisen bah nun- glücks bei Hackettstown der Regierung der Bereinigten Maaten das Beileid der Reichsregierung und des deutschen Volkes auszusprechen. — Die Zahl der Toten bei dem Eisenbahnunglücks beträgt jetzt 4 2 und es wird befürch tet, daß von den Schwerverletzten noch 12 kaum mit dem Leben davon kommen werden. Bisher sind folgende Todesopfer fest- gestellt: Franz Bendix, Frau Bernhard, Robert Brunner, Edwin Brunner, dessen z^njähriger Sohn, Frau Büchner, Antonie Ernst, Martin Heinig, dessen zehnjähriger Sohn, John Irwing, Auguste Isemann, Hermine Kannans, Wilga Meyer, Gustav Laferae, Barbara Sarner, Philipp Schuster, Georg Taub, Rudolf Troike, Frau Trotte, Heinrich Wagner, Hermine Weinert, Marke Zink. Brüssel. 17. Juni. Das neue Kabinett seht sich aus 8 Katholiken, 5 Sozialisten und 2 Mitgliedern mit liberaler Lenden- zusammen, Berlin, 17. Juni. Im Reichstag stand heute die sozial- demokratische Interpellation über den Schutz derReichs- Verfassung wegen Verletzung durch das bay rische Konkordat zur Beratung. § Staatssekretär gweigert teilte mit, daß der Reichs- Innenminister Gchiele sich eine erhebliche Fußverletzung zu- gezogen hab« und an das Krankenzimmer gefesselt sei. Eine Kabinettssitzung über die auswärtige Lage habe daher heute im Krankenzimmer stattfinden müssen. Dasselbe Verfahren lasse sich gegenüber dem Reichstag leider nicht anwenden. (Heiter- reit.) Der Minister bedauere außerordentlich, daß er die Inter pellation nicht selbst beantworten könne. Abg. Sanger (Soz.) vertrat di« Ansicht, daß das bay- Lisch« Konkordat mit der katholischen Kirche und die Verträge mit der evangelischen Kirche mehrfach die Reichsverfassung ver. letzten. Staatssekretär Zweig « r: Es ist das erste Mal seit der Reuregelung Ler Staatsverhältnisse, daß ein deutsches Land Beziehungen zwischen Staat und Kirche durch Verträge gere- gelt hat. Die bayrische Regierung habe das Konkordat vor der Unterzeichnung der Reichsregierung vorgelegt. Der damalige Reichskanzler habe erklärt, daß Einwendungen auf Grund der Neichsverfassung nicht zu erheben seien. Die gegenwärtige Reichsregierung habe keinen Anlaß gesehen, von Lieser Stel lungnahme abzugehen. Abg. Wallraf (Dn.): Die Interpellation hat Len Zweck, die verhaßte Regierungskoalition stören zu wollen, namentlich das Zusammengehen von Zentrum und Deutschnationalen. Die Sozialdemokraten stellten sich auf einmal schützend vor den Katholizismus, sie, die bisher immer Len Sturz von Thron und Altar predigten. Das sei ein neues Kleid, aber ein fadenschei- niges. Der Redner erinnert an ein« Aeußerung des Papstes Leo XIII., wonach in keinem Lande der Katholizismus sich so frei bewegen könne wie in Deutschland. Eine Verletzung der Reichsverfassung durch das bayrische Konkordat sei nicht zu erkennen. Abg. Bell (Ztr.) gab für das Zentrum eine Erklärung ab, in der es heißt: Das zuständige Reichsministerium ist zur Bejahung der verfassungsrechtlichen Zuständigkeit und der Zu- lässigkeit des Konkordats gelangt. Wir haben keinen Anlaß, dieses Ergebnis in Zweifel zu ziehen. Die Auffassung der Interpellanten, Laß es gegen Recht und Verfassung verstoße, daß Lehrer, die grundsätzlich die Erteilung von Reli gionsunterricht ablehnen, von den konfessionellen Schu len ausgeschaltet werden können, müssen wir zurückweisen. In der Verfassung ist nämlich in bezug auf Lie Bekenntnisschule der Schwerpunkt auf den Willen der Erziehungsbe rechtigten gelegt, und Lie Bekenntnisschule ist dort fest verankert. Die Erziehungsberechtigten haben verfas- sungsrechtlichAnspruch darauf, daß von den Lehrern der Unterricht im Geiste des Bekenntnisses erteilt wird. Diese Gewähr ist aber nicht gegeben bei Lehrern, die grundsätzlich keinen Religionsunterricht erteilen wollen. Wer als Lehrer an der Bekenntnisschule angestellt werden will, muß sich dazu verstehen, im Geiste des Bekenntnisses den Unterricht zu leiten. Man verwirrt vollständig Grundbegriffe wahrer und edler Toleranz, wenn man die entgegengesetzten Anschauungen zu Angriffen gegen dqs bayrische Konkordat auszuwerten sucht. Abg. Kahl (D. Dp.): Nach der Neichsverfassung ist die Zuständigkeit Bayerns zum Abschluß eines Konkordats unbe streitbar. Verträge der Länder mit dem Papst bedürfen weder der Zustimmung der Reichsregierung noch des Reichstages. Di« Einholung der Zustimmung der Reichsregierung war «in Akt der Höflichkeit, aber nicht der Rechtsoerbindlichkeit. Der loyale Wille der bayrischen Regierung sei in keiner Weise zu bezwei- feln. Für ein Reichskonkordat lieg« hier kein Bedürfnis vor. Es gäbe keine Reichskirche. Polens „Abrüstung". Warschau, 17. Juni. Kriegsminister General Sikorsk rechtfertigte im Senat die für das laufende Jahr vorgesehenen ordentlichen militärischen Ausgaben, die 27 Milli, onen Sloty betragen. Die Bewaffnung Polens habe in jeder Hinsicht gewaltige Fortschritte gemacht. Auch in der Entwicklung der KriegsinLustrie sei man dem Ziele der völligen Unabhängigkeit vom Auslands näher gekommen. Im Jahre 1924 seien nicht weniger als 40 neue Fabriken zur Her stellung von Kriegsmaterial errichtet worden. Das Militär programm sei in Rücksicht auf di« Umstände nur bescher« den (I). Verständigung in Marokko? London, 17. Juni: In einem Artikel der „Times", -er di« Ueberschrift „Frieden in Marokko?" trügt, geht das Blatt näher auf die Erklärungen Painleves ein und glaubt darin ein Anzeichen dafür zu sehen, daß man die Absicht habe, sich mit Marokko zu ver st ändigen. Reue Offensive? London, 17. Juni. „Daily Mail" meldet aus Paris: Un mittelbar nach der Rückkehr Painleves aus Marokko sind in drei französischen Armeekorps allgemeine Einberufungsbefehle ergangen. „Journal" und „Temps" kündigen neue große Marokkovorb«reitungen an, für die Painleve zu nächst die Linksparteien in der morgigen Kammersitzung zu ge- winnen suchen will. * Eine Rif-Republik? Rom, 17. Juni. Abd-el-Krim sagte in einer Unter redung mit einem Berichterstatter Ler „Popolo d'Italia", massenweise seien di« Soldaten der Fremdenlegion in das Rif- lager übergelaufen. Er hoffe daher, daß der Konflikt mit der Errichtung der Nifrepublik enden werde. Tumult in der französischen Kammer. Paris, 17. Juni. Die vier Kammer-Kommissionen, 150 Mitglieder, traten heute nachmittag in der Kammer zur An- hörung Painleves Bericht über Marokko zusam men. Zu Beginn der Sitzung nahm Ler Ministerpräsident den Anwesenden das Versprechen ob, über seine Mitteilungen 'trengstes Stillschweigen zu bewahren. Die sechs anwesenden Kommunisten lehnten jedoch die Aufforderung entschieden ab. Unter diesen Umständen beschlossen die Präsidenten der Kommissionen, die Sitzung in einem Privatsalon -er Kammer abzuhalten. Die Mitglieder begaben sich darauf nach dem be zeichneten Ort, wurden jedoch von den Kommunisten verfolgt, )!« versuchten,mit Gewalt in den Saal einzudringen. Franklin Bouillon, der Präsident der Kommission für auswärtige An- gelegenheiten und Präsident Irod, der Präsident der Armee kommission, leisteten Widerstand, wobei es zu einem heftigen Handgemenge kam, bei dem die Kommunisten ihre Gegner mit Faustschlägen und Fußtritten bearbeiteten. Durch ein Aufgebot von republikanischen Garden wurden die Kommu- nisten zum Rückzug gezwungen. Nach dein Zwischenfall ging in der privaten Sitzung Mini- sterpräsident Painleve auf alle Fvagen, die ihm von Len Vertretern aller Parteien gestellt wurden, ein. Die etwa 100 Mitglieder Ler drei Kommissionen sprachen Painleve den Dank aus« Die Wirren in China. Paris, 17. Juni. Die „Chikago Tribune" meldet, daß sich die an Len Verhältnissen interessierten Mächte über folgende Fvagen geeinigt haben: 1. Keine Macht soll unabhängig von den anderen einen Schritt unternehmen. 2. Eingriffe in chinesische Angelegenheiten sollen nur dann stattfinden, wenn Leben und Eigentum fremder Untertanen gefährdet ist. 3. Es soll eine allgemeine Konferenz mit China stattsin-en, da es keine feste Zentralregierung gibt. 4. Eine Konferenz zur Re vision -er chinesischen Zölle soll sobald wie inöglich stattfin-en. Es soll China gestattet werden, die Zölle zu erhöhen, wenn Friede und Sicherheit wieder hergestellt sind. * Keine gemeinsame Aktion in China. London, 17. Juni. Nach Reuter kann eine gemein same Aktion Ler Mächte in China nicht in Frage kommen. Die Politik -er offenen Tür und der Nichtein mischung in Lie inneren Verhältnisse «des Landes soll weiter befolgt werden, * Peking, 17. Juni. Die Studenten an der Reichsuniversität haben beschlossen, die Boykottpropaganda gegen Japan fallen zu lassen und die Bewegung aufEnqlandzu konzentrieren. In Peking wird bereits der Versuch ge- macht, die englische Gesandtschaft zu boykottieren, indem man es ihr erschwert, Waren einzukaufen und Bedienungspersonal zu engagieren, In Kanton droht jetzt gleichfalls ein Fremden- boykott. . Paris, 17. Juni. Die Agenee Havas meldet aus Schang- Hai: Der englische Konsul in Swatau teilte gestern abend tele graphisch mit, der Generalstreik habe begonnen. Er for derte Schutzmaßnahmen. Ein englisches Schiff hat Hongkong verlassen und sich nach Swatau begeben. Ein englischer Kreuzer hat ebrcits Marinesoldaten gelandet. In Kinkiang herrscht Ruhe; ein amerikanischer Torpedobootszevstörer landete dort Marinesoldaten, die bei der Verteidigung der Konzessionszone Mitwirken. Pari«, 17. Juni. Die Behörden von Kanton teilen mit, daß sie nach dem Siege über die Söldnertruppen von ZUnnan diese in einer Zahl von 40 000 Mann entwaffnet haben. Leipzig, 17. Juni. Der süddeutsche Senat Les Staats - gerichtshofes verurteilte den Angeklagten Hanf wegen Vergehen gegen das Republikschutzgesetz und wegen Der- brechens gegen dos Sprengstoffgesetz zu 3 Jahren Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe. Ein Jahr und die Geldstrafe werden auf die Untersuchungshaft angerechnet. Kassel, 17. Juni. Der Streik der städtischen Arbeiter hat auch auf andere größere Orte Hessen-Nassaus übergegriffen. So sind in Eschwege und Fulda die Gemeindearbeiter in den Ausstand getreten, während in Bad Nauheim, Friedberg Md Metzlar der Streik am Donnerstag beginnen soll. England unter den Folgen von Versailles Don Dr. Paul Ostwald. „England hat keine großen Staatsmänner mehr", diese, Wort eines englischen Militärs zu einem deutschen Diplomaten bald nach Lem Abschluß der Versailler „Friedensverhanü. lungen" wird immer mehr Mr Wahrheit. Denn was Hot England durch unsere völlige Vernichtung Md gänzliche Wehr, losmachung anderes erreicht, als daß Frankreich heute am Rhein und sogar im Ruhrgebiet sticht, daß Frankreich ein der artiges militärisches und mochtpolitisches Uebergewicht sich aus Lem europäischen Kontinent hat aneignen können, wie Eng. land es bisher nie erlebt, und wie es durch seine bekannt ge. schickt betrieben« Politik Les europäischen Gleichgewichts auch immer zu verhindern verstanden hatte. Wenn England viel, leicht meinte, auf diesen Grundsatz seiner Politik, die es seit den Feiten Elisabeths befolgt hatte, und Lem es sein« Größe vordankt, jetzt im Zeitalter der Weltpolitik verzichten zu können, so hat sich gerade das als ein schwerer Irrtum er- wiesen. Gewiß handelt es sich heute für die Londoner Politik nicht mehr wie früher in erster Linie um eine europäische Orientierung, sondern aus England ist heute das britische Weltreich geworden und sein« Sicherheit verlangt Lie volle Auf- merksamkeit der Londoner Diplomatie und hat für diese bei allen politischen Berechnungen vovanzustehen. Aber wie Eng- land ohne Rücksicht auf Europa friiher nicht Weltpolitit treiben konnte, so kann es Las britische Weltreich jetzt um so weniger. Die europäische Gebundenheit des britischen Welt- reiches ist nicht beseitigt, di« Londoner Politik kann welt politisch sich nicht frei betätigen, solange sich das englische Mut terland Lurch eine europäische Kontinentalmacht bedroht fühlen muß. Denn auch das Mittel hat versagt, Las die Londoner Politiker nach dem Weltkrieg erdachten, um di« Abhängigkeit der britischen Sicherheit von der des englischen Mutterlandes zu lösen, der Völkerbund. War dieser Völkerbund von Lloyd George und den anderen Lazu ausersehen, Europa in englische Hände zu spielen, mit seiner Hilfe auch dem europäischen Kvn- tinent eine Mächtekonstellation zu schaffen, wie sie den je- weiligen britischen Reichsinteressen entsprach, so hat sich gerade dieses Instrument zu einem solchen französischer Machtpolitik entwickelt. Denn überblicken wir die bisherigen Leistungen der VMerbundspvlitik, so haben diese ausnahmslos ikü Dienste Frankreichs gestanden. Es ist daher gleich, oh wir dabei an Oberschlesien, Ruhr, Rhein, Saar, Memelland, Danzig denken. Immer und überall hat England in solchen Fragen im Völker, bunde vor Frankreich zuvückweichen müssen, ja es hat sich sogar, wie Las die Kölner Räumungsfrage beweist, gegen seinen besseren Willen und auch gegen sein besseres Wissen zum Bruch >er Versailler Bestimmungen zwingen lassen. Möglich aber ist das olles nur gewesen, weil die englische Politik durch das auch von ihr mitverbrochene Versailler Dikktt in einen cireulus vitiosus von englischer und britischer Sicherheit hineingeraten st, aus Lem schwer ein Herausfinden ist. Jedenfalls bedarf es Lazu ganz anderer Persönlichkeiten, als sie London gegen wärtig aufzuweisen hat, und am allerwenigsten erscheint Chamberlain mit seiner Voreingenommenheit für die Erhal tung Ler Entente mit Frankreich dafür geeignet, der englischen Politik die Wegs zur Freiheit und Selbstbestimmung zu weisen. Snd wir uns nun über diesen Hintergrund klar, vor dem "eit einigen Monaten die Herren Briand und Chamberlain hrcn Eiertanz um das deutsche Sicherheitsangebot äufführen, o haben wir allen Anlaß, mit einer genügenden Dosis Skepsis , >em Ende dieser Vorführungen entgegenzusehen. Sollen sich ' überhaupt noch einige Aussichten auf ein für uns tragbares Ergebnis dieser Verhandlungen eröffnen, so kann das von un- erer Seite nur dadurch geschehen, -aß wir fest Md eindeutig U unserem Angebot stehen, daß wir keinen Zweifel darüber assen, besonders London gegenüber, welches Maximum dieses Angebot für uns bedeutet und welches Minimum an Sicherheit wir von Frankreich eigentlich dadurch erkaufen. Nur so ist zu soffen, daß wir die Wucht Ler Stimmen stärken, die sich sowohl n der englischen Presse wie in der gesamten englischen öffent lichen Meinung mehren und Lie verraten, wie sehr man doch anfängt, fiir das englisch« Prestige zu fürchten, wie stark man »io lächerliche Lage empfindet, in die Chamberlain England dadurch gebracht hat, daß er sich bereit finden ließ, die Nicht- räumung Ler Kölner Zone und des Rührgebietes in engsten Zusammenhang mit Ler deutschen Abrüstungsfrage zu bringen. Mehr zu tun ist allerdings nicht unseres Amtes, wie das be- onders allen denen gesagt sein soll, die mit ihrer Begeisterung ür Frankreich und den Völkerbund immer noch nicht bei uns alle werden. Für uns kann es nur ein Entweder — Oder geben, die Entscheidung aber, ob ein Sicherhcitspakt zustande ömmt, der Europa Lie Gewähr eines wirklichen Friedens gibt, logt nicht bei uns, sondern bei England. Die Zeiten, in denen zwischen britischen Neichsinteressen Md französischer Macht- mlitik in Europa ein Kuhhandel auf unsere Kosten erfolgreich lurchgeführt werden konnte, sind vorüber, denn Deutschland ist trotz allem doch wieder zu einem außenpolitischen Faktor geworden, mit dem gerechnet werden muß. Ein Sicherheitspakt ohne Deutschland bleibt, wie unser Reichsaußenminister richtig betonte, ein Pakt gegen Derrtschlvnd, und Ler Friede Europas wird dann weiter gestört sein. Die Folgen aber davon werden icht nur wir, sondern auch England zu spüren haben. Es t vielleicht fiir lange Zeit der letzte Augenblick gekommen, wo England sich von den für die Sicherheit seines britischen Welt- reiches schwerwiegenden Folgen des Versailler Diktats befreien kann. Dos mag man in London wohl bedenken. London, 17. Juni. Im Unterhaus erklärt« Unkerstaats- ekretär Samuel, die interalliierte Militärkontrollkommis- ion werde in Deutschland bleiben, um die Durchführung »er in der alliierten Note vom 2. Juni enthaltenen Forde- urngen zu überwachen. Was die Räumung der Köl ner Zone betreffe, so sei die Politik der britischen Regie- rung, daß die Artikel des Vertrages klüglich der Besetzung »rutschen Gebiets strikte beobachtet werden müssen. Der Kon- ervative Fanshawe fragte hierauf, ob man denn nicht sehe, »aß Deutschland entwaffnet ist und zwar seit sehr beträchtlicher eit. Jed« weiter« Besetzung deutschen Gebietes könne nur zu krregung führen. Oerlliche Angelegenheiten. * Hinausschiebung der BermSgenssteuervorauszahlnvg» )er Reichstag hat gestern den Gesetzentwurf über die Hinaus- chiebung der Vermögenssieuervorauszahlung vom 18. Mi 1928 bis 18. August 1925 angenommen. Ane, 18. Juni. Man schreibt uns von zuständiger Stelle: Der „Kämpfer" bringt in Nr. 137 eine tendenziös aufgenraM
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