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Erzgebirgischer Volksfreund : 14.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192505144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19250514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19250514
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-14
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 14.05.1925
- Autor
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Verfassung, auf die ich mich soeben durch mein Manneswort feierlich verpflichtet habe. Während aber der Reichstag die Stätte ist, wo die Gegensätze der Weltanschau. Ung«« .und der politischen Ueberzeugung mitein- pnder ringen, soll der Reichspräsident der überpar teilichen Zusammenfassung aller arbeitswilligen und aufbaubereiten Kräfte unseres Volkes dienen. Auch an dieser Stelle spreche ich es daher noch einmal ausdrücklich aus, daß ich mich dieser Aufgabe der Sammlung und Einigung Unseres Polkes mit besonderer Hingabe widmen will. Dirie große Aufgabe wird mir dann wesentlich erleichtert werden, .wenn auch in diesem Hohm Hause der Streit der Par teien nicht um Vorteile für eine Partei oder einen Berufsstand gehen wird, sondern viel eher darum, wer am treuesten und erfolgreichsten unserem schwer ge- prüften D olk« dien 1. Ich hoffe zuversichtlich, daß deredle Wettstreit um treueste Pflichterfüllung die sichere Grundlage bilden wird, auf der wir uns immer wieder nach dem Streit der Geister und Meinungen zu gemeinsamer, vertrauensvoller Arbeit zusammenfinden werden." Reichspräsident v. Hindenburg sprach mit Heller, kraftvoller Vtimme, wobei er einige Sätze besonders hervorhob. Als er versprach, daß er sich der Aufgabe der Sammlung und Eini gung unseres Volkes mit besonderer Hingabe widmen wolle, erfolgte starker Beifall im ganzen Hause, ebenso, als er Lie Notwendigkeit betonte, unserem schwer geprüften Volke treu und erfolgreich zu dienen. Brausender Beifall erklang, als er zum Schluffe zu gemeinsamer, vertrauensvoller Arbeit aufforderte. Der ganze Vereidigungsakt nahm einen außer- vroentlich würdevollen Verlauf, die kleine Störung durch die Kommunisten blieb fast unbeachtet. Nach der Vereidigung verläßt Reichspräsident v. Hinden- bürg den Reichstag aus >dem Portal 1. Dort hat die Ehrenkom panie des Reiterregiments Berlin der Reichswehr unter dem Befehl des Kommandanten von Berlin, Oberst Severin, Auf- istellung genommen. Vor dem Bismarckdenkmal steht die Ehrenkompanie. Punkt 12,15 Uhr ertönt das Kommando. Gleich darauf steht der neue Reichspräsident in dem Portal, rechts neben ihm der Reichs- tagspräsident Loebe, links Reichskanzler Dr. Luther, dahinter Lie Spitzen von Armee und Marine. Langsam schreitet der Reichspräsident die Treppe herab, während der Reichskanzler ruft: UnserneuerReichspräsident, erlebehoch! Die Menschenmenge bricht in jubelnde Hochrufe aus. Der Reichspräsident drückt dem Reichstagspräsidenten, dem Kanzler und den übrigen Ministern die Hand. Die Kapelle spielt das Deutschlandlied, das die Menschenmenge entblößten Hauptes mitsingt. Dann begrüßt der Reichspräsident den Führer der Ehrenkvmpagnie, prüft Lie Richtung der Glieder und schreitet die Front ab. Die Begeisterung der Menge steigert sich so sehr, daß die Hinzuziehung der Pölizeireseroen erforderlich wird. Der Reichspräsident steigt dann in den Wagen, von dem die Präsidentenstandarte flattert. Unter nicht enden wollenden Hochrufen fährt er langsam in Richtung Brandenburger Tor ab, eskortiert von einer Schwadron Reichswehrulanen. Die Ehren- Kompanie marschiert mit klingendem Spiel ab. Unter unermüd lichen Zurufen der Menge fährt der Wagen über Len Pariser Platz zur Wilhelmstraße, voran «der Reichspräsident mit dem Reichskanzler, im zweiten Wagen Staatssekretär Dr. Meißner, Staatssekretär Dr. Kempner und der Sohn Hindenburgs, sein neuer Adjutant. Flugzeuge in großer Anzahl kreisen in der Luft, immer und immer wieder Tücherschwenken, begeisterte Zurufe und dos Deutschlandlied. Kurz nach >61 Uhr biegen die Wagen in den Vorgarten des Palais ein, der feierliche Akt der Vereidigung ist zu Ende. Di« Ehrenschwadron der Reichswehr schreitet in geordnetem Zuge zum Wilhelmplatz hinunter. Die Schutzpolizei hat alle Muhe, um für ein ordnungsmäßiges Akzisen «der Menschen- .massen zu sorgen. Der offizielle Amtsantritt. Berlin, 12. Mai. Vom Reichstag kommend, traf Reichs präsident v. Hindenburg um 12,45 Uhr im Hause des Reichspräsidenten ein. Er wurde dort von dem bis cherigen Stellvertreter des Reichspräsidenten, Reichsgerichtsprä sident Dr. Simons, empfangen. Dieser geleitete ihn in das Arbeitszimmer des Reichspräsidenten und übergab ihm dort die Geschäfte. Berlin, 12. Mai. Um 1 Uhr 30 Minuten fand im Hause Les Reichspräsidenten ein Frühstück statt, zu dem der bisherige Stellvertreter des Reichspräsidenten Simons den Reichs präsidenten, Major Hindenburg und Gemahlin, den Reichs kanzler, die Reichsminister, Lie Präsidenten des Reichstages, den Chefpräsidenten des Rechnungshofes, die Chefs der Hcercs- und Mnrmeleitung sowie Lie Staatssekretäre der Büros des Reichspräsidiums und der Reichskanzlei eingeladen hatte. Während des Frühstücks hielt Dr. Simons folgende Ansprache: Herr Reichspräsident! Daß Sie meiner Frau und mir die Ohre erwiesen haben, vor unserem Abschied aus diesen Räumen mit dem Reichskanzler und Len Herren der Reichsregierung unser werter Gast zu sein, dafür danken wir Ihnen von Herzen. Sie zu bewirten ist mein letztes Recht und meine letzte Pflicht in diesem Hause. Amtshandlungen habe ich hier nicht «ehr vorzunehmen. Die Geschäfte der obersten Vertretung des deutschen Volkes habe ich in Ihre Hände gelegt. Aber ich weiß, daß ich den ganz überwiegenden Teil des deutschen Volkes, auch den Dolksteil, -er Sie, Herr Reichspräsident, nicht gewählt hat, noch jetzt vertrete, wenn ich Ihnen für Ihre Präsidentschaft wärmste Glückwünsche ausspreche. Nicht leicht ist es Ihnen geworden, dieses Amt zu übernehmen. Lin langes Leben voll Pflichttreue und Hingabe, voll ruhmreicher Siege und schwerer Selbstüberwindung hat Ihnen den gerechtesten Anspruch auf einen ruhigen Lebensabend gegeben. Dennoch haben Sie sich Lem deutschen Volke auch diesmal wieder selbst- los zur Verfügung gestellt, dem Volke, nicht der Partei. Daß diese Stelle dem Volke gehört, nicht der Partei, ist ja zu unserm Glück schon Tradition geworden. Möge das deutsche Volk Ihnen danken, möge Gottes Segen auf Ihrer Präsidentschaft ruhen, damit unter ihr das deutsch« Volk in friedlicher Arbeit seinen angemessenen Platz unter den Völkern der Erde wieder «innehmen kann. Möchten Sie stets tüchtig« und willige De voter finden, di« Sie bei Ihrem Streben, bei diesem Ziel erfolg reich unterstützen, so daß die Zusammenarbeit sich so ver- krauensvoll gestaltet, wie ich es aus meiner kurzen Amtszeit . oll den verehrten Männern gegenüber bekunden darf, die ich heute an unserem Tische versammelt sehr. Wir aber, hochver- ehrte Anwesende, wollen unseren Dank und unsere Wünsche mit dem Rufe zum Ausdruck bringen: Unser neuer Reichs- Präsident. Genevolfeldmarscholl von Lindenburg, er lebe hoch! i Reichspräsident von Hindenburg erwiderte hierauf folgendes: - ' Sehr geehrter Herr Präsident! Ls ist mir ein herzliches Bedürfnis, in diesem Hause, das nunmehr die Stätte meiner verantwortungsvollen Arbeit werden soll und in dem ich heute noch Ihre und Ihrer Frau Gemahlin Gastfreundschaft genieße, Ihnen meinen wärmsten Dank zu sagen für die "Aufnahme, die Sie mir bereitet «haben, und für die Worte, die Sie soeben an mich zu richten die Güte hatten. Mit mir — so bin ich über zeugt — dankt Ihnen das ganze deutsche Volk für die hin- gebende Treue, mit der Si« sich Lem Rufe der Volksvertretung zur Verfügung gestellt haben, als der plötzliche Tod des Reichs präsidenten eine vorübergehende Stellvertretung des Staats- ober Hauptes notwendig machte. Während dieser Wochen haben Sie dem deutschen Volke mit dem gleichen Eifer und der gleichen Treue gedient, die Sie an vielen hohen und verant wortungsvollen Posten bewiesen haben. Es ist nicht meines "Amtes, das Wirken meines durch einen frühen und unerwar teten Tod aus seiner Arbeit gerissenen Herrn "Amtsvorgängers zu kennzeichnen und zu werten. Diese Aufgabe hat Reichs kanzler Dr. Luther an der Bahre des Heimgegangenen erfüllt. Unbestritten ist sein Verdienst um die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in Deutschland nach dem Zusammenbruch unseres Volkes. Das wird jederzeit dankbar im deutschen Volke auch von seinen politischen Gegnern anerkannt werden. Sein Streben war immer darauf gerichtet, dem deutschen Volke treu zu dienen. An anderer Stelle habe ich wiederholt zum Aus- druck gebracht, von welchen Uebcrzeugungen und Anschauungen ich mich bei meine« Amtsführung leiten lassen will. Unser heutiges geselliges Zusammensein ist am wenigsten der rechte Ort, uni politische Programme zu entwickeln. Mein langes, arbeitsreiches Leben liegt offen vor aller Augen. Ich werde mich auch in meinem neuen verantwortungsvollen Amte nur von einem Gedanken leiten lassen: in tr « uester Pflicht - erfüllung und unter Einsatz meiner besten Kräfte den, Volke und Vater lande zu dienen. Die Anschauungen, wie ich sie in der großen Schule der Pflicht erfüllung, dem deutschen Heere, gewonnen habe, sollen auch für meine Fviedensorbeit von Nutzen sein. Sie gipfeln in dem Satze, daß Pflicht vor Recht geht, -aß jederzeit, besonders aber in -en Togen -er Not, einer für alle und alle für einen stehen müssen. Das deutsche Volk hat in Zeiten schwerster Prüfung sein Schicksal in die eigene Hand genommen. Möge cs be- weisen, daß es dieser Selbstverantwortung gewachsen ist. Wir aber, meine Herren, wollen uns in dem heißen Bestreben zu- sammenfinden, treu« Diener -es Vaterlandes zu sein. In diesem Sinne vorwärts mit Gott! i * Die Glückwünsche der Reichskabinettr. Berlin, 12. Mai. Der Reichspräsident ».Hindenburg empfing heute mittag die Mitglieder des Reichsministeriums. Reichskanzler Dr. Luther stellte Lem Reichspräsidenten die Reichsminister vor und sprach ihm Lie Glückwü nsch« des Kabinetts zur Amtsübernahme aus. Berlin, 12. Mai. Die Pressestelle des preußischen Staats- Ministeriums teilt mit: Am Mittwoch 11 Uhr wird eine Ab ordnung des Reichsrats, bestehend aus den Herren Staatssekretär Dr. Weismann vom preußischen Staatsministe rium, dem bayerischen Bevollmächtigten Dr. von Preger und d«m braunschweigischen Bevollmächtigen Boden, dem Reichs- präs i den ten die Glückwünsche Les Reichsrats überbringen. Staatssekretär Dr. Weismann wird dabei als Vertreter des größten deutschen Landes eine kurze Begrüßungsansprache halten. Berlin, 12. Mas. Oberbürgermeister Dr. Boeß hat für den Vorstand des Deutschen Städtetagcs an den Reichs präsidenten folgende Drahtung gerichtet: Euer Exzellenz begrüßen die im Deutschen Städtetag vereinigten Städte aus allen Teilen Deutschlands bei der Uebernahme des höchsten Amtes, voll überzeugt, daß Euer Exzellenz stets mit Ihrer ganzen Persönlichkeit den Zielen leben, hoch und niedrig un- alle Stände und Parteien auf dem Grund« der Hingabe an das Vaterland zu einigen. Denn nur die Einigkeit kann im Innern wie nach außen, in Politik und Wirtschaft das deutsche Volk wieder zur Höhe emporbringen. Duisburg, 12. Mai. Oberbürgermeister Dr. Jarres hat heute namens der Bürgerschaft der Stadt Duisburg an Len Reichspräsidenten folgenden Glückwunsch gerichtet. Dem neuen Reichspräsidenten entbietet die Duisburger Bürgerschaft am heutigen Tage ehrerbietigste Glückwünsche. Sir hofft, daß in der Amtszeit des neuen Reichspräsidenten die Not -es deutschen Volkes gemildert, die Wohlfahrt und der innere Friede ge mehrt, das Ansehen des Deutschen Reiches gestärkt und daß dem besetzten Gebiet baldigst -ie Erleichterung und die Befrei- ung zuteil webde, auf welche es nach dem Friedensvertrag und dem Londoner Pakt völkerrechtlich Anspruch hat. Frankfurt a. M., 12. Mai. Oberbürgermeister Landmann hat namens der Stadt Frankfurt dem Reichspräsidenten zur Uebernahme seines Amtes die aufrichtigsten Wünsche übermit telt. Entsprechend einem schon früher geäußerten Wunsche hoben der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung die Bitte wiederholt, der Reichspräsident möge, um die Verbin dung der Zentralregierung mit dem Westen und Süden immer fester zu gestalten, alljährlich für bestimmte Zeiten seinen Sitz und Aufenthalt in den Mauern der Stadt Frankfurt nehmen, die 30 Jahre lang der Sitz des Präsidiums des Deutschen Bundes gewesen sei, und die damit zum Symbol der inneren Einheit aller deutschen Stämme werde. Glückwünsche aus dem Ausland. Berlin, 12. Mai. Beim Reichspräsidenten von Hindenburg ist bereits eine große Zahl von Glückwunschtelegrammen aus dem In- und Ausland eingegangen, so vom Bundespräsidenten der Republik Oesterreich, vom Kaiser von Japan, von König Gustav von Schweden, vom König von Dänemark, vom Reichs. Präsidenten von Finnland, vom ^Präsidenten von Argentinien und vom ungarischen Reichsverweser. Budapest, 12. Mai. Zum gestrigen Einzug de« Reichs präsidenten von Hindenburg in Berlin schreibt das Blatt „Szozat": Ohne Prunk, in größter Einfachheit er folgte der Einzug de» neuen Präsidenten, wie Herr von Hindenburg e» gewünscht hatte. Da, aber hinderte di« großen Massen des deutschen Volke« nicht, ihm beim Glnzug zu huldigen. Jeder fühlte im Herzen, daß mit diesem Tage ein neues Kapitel in der Geschichte Deutschlands beginnt. O Reuyork, 12. Mai. Die Neuyorker Zeitungen widmen de« Vereidigung Hindenburgs spaltenlange Leitartikel. Ss wird besonders unterstrichen, -aß Hindenburg der Eidesformel aus eigenem Antrieb die Bekräftigung „So wahr mir Gott helfe!" hinzugefügt habe. Das entspräche nicht nur der religiösen Men. talität Hindenburgs, sondern beweise auch, wie ernst und auf. richtig er es mit seinem Eide auf die republikanische Verfassung gemeint habe. Das Blatt „Sun" erklärt Hindenburg für einen Ehren, mann, der seinem Vaterland nach bestem Wissen und Können dienen wolle, ohne einer Partei oder einer bestimmten Rich tung Diener zu sein. Seine Bekräftigung der Eidesformel wirkte wie ein Gebot und lasse erkennen, baß er gewillt sei, dem Ernst und der Bedeutung seiner Stellung im vollen Maße gerecht zu weisen. Reuyork flaggt für Hindenburg. London, 12. Mai. „Evening Times" melden aus Washing ton: Auf "Anordnung des Präsidenten Coolidge flaggen die Bundesgebäude in Washington am Tage der "Amtsüber nahme des deutschen Reichspräsidenten. * Dr. Simons nach Leipzig zurückgekehrt. Berlin, 12. Mai. Aus dem Bureau des Reichspräsidenten wir- nsitgeteilt: Der bisherige Stellvertreter des Reichspräsi denten Dr. Simons hat sich ^heute nachmittag 4 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zug nach Leipzig zurückbegeben. Zur Vcrab- schiedung am Zug hatten sich Reichskanzler Dr. Luther, der Präsident des Reichstags Löbe, Reichswehrminister Dr. Geßler, Staatssekretär Dr. Kempner und der Chef sowie die Referen ten des Bureaus des Reichspräsidenten eingefunden. Staats- sekretär Dr. Meißner überbrachte Hrn. Dr. Simons herzliche Abschiedsgrüße des Reichspräsidenten von Hindenburg. Gründung einer neuen liberalen Pattei? - Berlin, 12. Mai. Wie aus politischen Kreisen gemeldet wird, beabsichtigt die Liberale Vereinigung, die rechtsstehenden Mitglieder der Demokraten und die Abgeord- neten der Deutschen Volkspartei zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzufassen, die mehr rechtsgerichtete Ziele, als die bisherige demokratische Reichstagsfraktion hatte, ver folgen soll. Zum Stargarder Eisenbahnunglück. Danzig, 12. Mai. Nach einer Meldung -er Danziger Allg. Zig. ist man in Polen seit den letzten Tagen bestrebt, an de« Strecke Marienburg — Schneidemühl, soweit sis durch polnisches Gebiet geht, die Beweise ihrer Vern ach« l assigung zu beseitigen. In den letzten Nächten ist, wie dis Information des Blattes besagt, fieberhaft daran gearbeitet worden, die schadhaften Schwellen auszuwechseln, um so unan genehme Feststellungen unmöglich zu machen. Es ist zu hoffen, daß durch die vom Schiedsgericht für den Durchgangsverkehr durch den Korridor anqcordnete Untersuchung Klarheit ge schaffen und die Vernachlässigung der Strecke, durch die das Unglück bei Stargard ermöglicht wurde, vor aller Welt fest- gestellt wird. Bürgerlicher Wahlsieg. Halberstadt, 12. Mai. Da bei der Gemeindewahl am 4. Mai 1924 die Sozialdemokraten ihre übergroße Mehrheit im hiesigen Sta-tpavlament verloren hatten, suchten sie auf alls Weise die Wahl anzufechten und hatten Erfolg, indem die Ge richte anerkannten, daß wegen durchsichtiger Briefumschläge das Wahlgeheimnis verletzt sein sollte. Bei der Neuwahl am Sonn tag war di« Wahlbeteiligung im allgemeinen nicht so stark wie bei -erHindenburgwahl. Don rund 31000Wahlberechtigten haben rund Ä 000 gewählt. Es erhielten der Bürgerblock 23 Sitze (am 4. Mai 20 Sitze), -ie Sozialdemokraten 14 Sitze (11), die Kommunisten 2 Sitze (4), die Bodenreformer keinen Sitz (1), das Zentrum 1 Sitz (wie bei der Vorwahl). Die Demokraten, dis bei der vorigen Wahl drei Sitze erhalten hatten, hatten diesmal kein« Liste ausgestellt. Das französische Defizit. Paris, 12. Mai. Finanzminister Caillaux hat heut« vor dem Finanzausschuß der Kammer die angekündigten Er klärungen über die von ihm beabsichtigte Finanzreform abgegeben. Nach seinen Erklärungen setzt sich das auf 3891 Millionen Franken geschätzte Defizit wie folgt zusammen! 1. aus dem Defizit in Höhe von 1150 Millionen Franken, das sich bei einem Vergleich zwischen dem Einnahmen- und dem Äusgabenvoranschlag ergibt, 2. aus dem Defizit in Höhe von 1240 Millionen Franken, Las aus der Tatsache hervorgeht, daß die Einnahmen, die Frankreich aus dem Dawesplan er. wartet, lediglich für Wiederaufbauzwecke auf besonderem Konto vorbehalten werden sollen, 3. aus dem außerordentlichen Staatszuschuß zur Pensionskassc der Kriegsopfer in Höhe von 1250 Millionen Franken und 4. aus -er für die Postverwal tung zur Verbesserung der Materialien ausgeworfenen Summe von 254 Millionen Franken. Die innere Schuld Frank, reichs beläuft sich nach Caillaux' Berechnung auf 280 Milli arden Franken. Amerika verlangt sein Geld. Neuyork, 12. Mai. „Neuyork World" erfährt aus Washing. ton, die amerikanische Regierung treffe kein Abkommen mit Frankreich bezüglich der Schuldentilgung, welches von der Zah lungen Deutschlands an Frankreich abhänge. Der Standpunkt Amerikas sei, daß es sich hier um eine französische Schuld ay Amerika handele, deren Zahlung nicht von irgendwelcher aus wärtiger Transaktion abhängig sei. Pari«, 12. Mai. Das Mitglied Le» Obersten Kriegsrates^ General Mangin, ist im Alter von 59 Jahren gestorben, General Mangin versuchte als Befehlshaber einer der Be> satzungsarmeen im Rheinlands eine sehr aktiv« Politik in del Separatistenfrage zu verfolgen. Er ist im Oktober 1919 voy seinem Mainzer Posten abberufen worden. Wien, 12. Mai. In -er heutigen Sitzung des National rat«» haben die Sozialdemokraten, Großdeutschen und Bauern- bündler «inen Antrag über Abschaffung -es Sichtvermerk» im Verkehr mit Deutschland «ingebvacht und das Verlangen ge stellt, daß die Bundesregierung auf der Grundlage der vor behaltlosen Aufhebung de» Visumzwange» im Verkehr zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reiche unver züglich neu« Verhandlungen anbahnt.
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