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L^UANIMNI« MUl,««rn, m«- »« hoben e, ja ost genug erlebt, wie die Beschimpfungen Deutscher vnvch eine angeblich deutsche Presse den Sang der Politik er. schwört haben. Daß die Wolff und Konsorten au» parteilich und wirtschaftlich egoistischen Gründen bewußt die Trübung unserer Außenpolitik hevbeizuiühren sich bemühen, daran ist schon lange nicht mehr zu zweifeln. Besonder» ist divsen Leuten di« Freimütigkeit in die Rase gefahren, mit welcher Jarre» über die Verfassung von Weimar gesprochen hat. Gr kann in Hr nicht das Ideal erblicken, um sie erscheint ihm in vielen Stücken recht reform bedürftig. Die Entrüstung der Demokraten ist unehrlich schon deshalb, well gerade in der letzten Zeit Li« Presse ihrer Partei selbst für eine Aenderung der Verfassung plädiert hat. Es paßt den Herren nämlich nicht, daß der Reichspräsident durch ein Plebiszit, durch «ine unmittelbare Aeußerung des Volks- willen», gewählt wird. Sie wollen vielmehr die Wahl durch da« Parlament. Begreiflicherweise, denn dann haben sie mehr Möglichkeiten in der Hand, das Ergebnis noch Wunsch zu ge stalten. Sogar mit offensichtlichen Derfassungswidrigkeiten haben sich gerade die republikanischen Parteien in der letzten Aeit einverstanden «icklärt. Wir erinnern nur an die An ordnung der Landestrauer für Ebert, die in der Verfassung auch b« weitherzigster Auslegung keine Stütz« findet. Einer Weiterbildung der Verfassung auf der Bahn organischer Ent- Wicklung — etwas anderes wird weder von Jarres noch von den hinter ihm stehenden Parteien und Verbänden angestrebt — dürfte gerade die demokratische Partei nicht ablehnend entgegensiehen. Denn der Wille der Mehrheit des Polkes ist nun einmal zu respektieren — das ist doch die Grundlage der Demokratie —, auch wenn er Bestimmungen der in Weimar festgelegten Verfassung korrigiert. Mit Bangen klingt es aus der Linkspresse heraus, daß auch die Rechtsparteien der Auffassung sind, daß die Staats - form heute erst in zweiter Linie in Frage kommt. Diäser Standpunkt ist keineswegs neu, sondern schon ost genug — auch an dieser Stelle — ausgesprochen worden. Durch die Aus schaltung der Frage: Monarchie oder Republik wird den Herren Republikanern der Hauptagitationsstoff gegen rechts entzogen. Und darin wittern die politischen Hetzapostel nicht mit Unrecht eine große Gefahr für ihre Propaganda, die doch nur Mittel zu besonderen, mit wirklicher Politik nicht in Devbindung stehenden Zwecken ist. Der Kampf bei der Präsi dentenwahl geht nicht, immer wieder sei es wiederholt, um die Staats form, sondern um den Inhalt des Staates. Er geht — auch für dieses Wort muß man Jarres Dank wissen — um die Befreiung von dem undeutschen Geist -er November rev oluti on, um die geistige uno sittliche Erneuerung unseres Volkes. Die Gegner bieten alles auf, um diesen Kampf wirkungs los zu machen. Sie werfen jetzt neuen Explosivstoff in die Massen, indem sie die Frage des Achtstundentages in den Vordergrund stellen. Die freien Gewerkschaften sammeln «inen Fonds an, um gegebenenfalls überraschend mit der For derung eines Volksentscheids über die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens auf Len Plan treten zu können. Di« parteipolitische Führung der „Freien* erhofft dadurch «ine Abspaltung der christlichen und nationalen Ge werkschaftler von den nationalen Parteien und Verbänden. Das unter dem ehemaligen französischen Munitionsminister Thomas stehende Genfer Internationale Arbeitsamt unterstützt natürlich mit Vergnügen diese Bewegung, durch Lie Deutsch. !anb in mehrfacher Hinsicht geschädigt werden kann. Auf ein mal hört man ihn vneder, den Sirenenklanq von Ler Internationalen Solidarität. Es ist zu hoffen, baß die national gesinnte Arbeiterschaft nicht auf ihn hinein, fällt und die Verquickung Ler Frage der Arbeitszeit mit der Präsidentenwahl ablehnt. Die Kandidatur Ludendorff. Bersin. 2V. März. Vom Reichsblock wird mitgeteilt: Ein Berliner Mttagsblatt behauptet, daß die Kandidatur Ludendorff beim Reichsblock große Bestürzung hervor- gerufen habe und wahrscheinlich den Anlaß zu einer Sammel- Kandidatur im zweiten Wahlgange geben werde, lieber die Kandidatur Ludendorff haben im Reichsblock weder Beratun gen noch irgendwelche Erörterungen stattgefunden, nachdem sich dis DeutisHrölkische Freiheitsbewegung urit ihren sämtlichen Organisationen, entsprechend den den Parteien offiziell be- kanntgegebenen Beschlüssen, hinterDr. Iarresgestellt hat. Auch die DeutschvMische Jugend hat Dr. Jarres pro klamiert, was auch in einem Aufruf nationaler Studentenver- dände für Jarres zum Ausdruck kommt. Den Aufruf hat auch Lie Deutschvülkische Studentenbswegung unterschrieben, obwohl General Ludendorff ihr Protektor ist. Die Kandidatur Luden dorff wird nach Ansicht des Neichsblocks nirgends ernst ge nommen. Der Reichsblock hält nach wie vor daran fest, daß Dr. Jarres auch der Sammelkandidat in einem etwaigen zweiten Wahlgang ist. * « * München, 20. März. Der Banerische Bauern ° und Mittelstandsbund hat im Anschluß an seinen Beschluß, die Kandidatur Dr. Helds für die Reichspräsidentenwahl zu unterstützen, einen Aufruf erlassen, in dem es u. a. heißt: Wenn .wir diese Wahl empfehlen, so geschieht cs, weil wir im Strichs- interess« alle zur Urne zu brinaen wünschen, um durch die Ausübung der Wahl den Einfluß der Stimmen Ler Linken zu verringern. Verschleppungspolitik. Pari», 20. März. Die Pariser Botschafterkonserenz hat «Kern La» Versailler Militärkomitee aufgefordert, sein« An sicht«« über verschieden« Punkte de» Berichte« «eiter zu er- läutern. Dadurch tritt ein« neu« Verzögerung in der Entscheidung über die deutsche Entwaffnung ein. R«e SprktschieVnnge«. Bersin, 20. März. Im Reichsmonopolamt ist man neuen Spritschiebungen auf die Spur gekommen. Der Drogist Henri Ziffer und der Kaufmann Ialoweki haben mit Unterstützung von Beamten des Monopolamt«» seit 3 Jahren Sprit zu technischen Zwecken bezogen, den Sprit j^och bann an Likörfabriken verkauft. Ziffer hat in Köpenick eine chemische Fabrik eingerichtet und dort di« Manipulationen mit Lem Sprit vorgenommen. Er hat im Einv « rnehmen mit den Beamten de» Monopolamtes gehandelt und auch den Sprit mit Terpentinöl verfälscht. Ziffer und Jalowski wurden verhaftet. M«kG»rktalur i« Preu-e». Ausschaltung de» LanLtagsplennm». Bersin, 20. März. Di« Regierungssabotag« In Preußen hat ihren Höhepunkt erreicht. Im Arltestenrat setz- kn die Linksparteien heute mittag durch, daß der Landtag sich bis -um 31. März vertagen soll. AUf diese Weise soll erreicht werden, daß Ministerpräsident Marx bis nach dem ersten Wahl- gang der Äeichsprästdentenwahl ungestört weiter amtieren darf. Nicht genug damit, soll nach dem Willen der Linken zur Zelt der Vertagung des Plenums der ständige Ausschuß des Land- taaes allem Notverordnungen über wichtige Gegenstände er- lassen dürfen. Der Außerachtlassung der Verfassung bei der Kabinettsbildung soll jetzt also di« Ausschaltung des Plenums soHen, um di« Parteiberrschaft - er Lin- k«n sicherzustellen. Die Rechte wandte sich auch gegen diesen Plan und verlangte, daß bei wichtigen Vorlagen das Plenum des Landtages «inzuberufen sei. In der Plenarsitzung erlebte man Stürm sz«nen, wie sie selbst für das Pveußenhaus nur vereinzelt dastehen. Nahezu eine Stunde dauerte das Schreien und Lärmen der Linken an, die nichts unversucht ließ, um die Anträge der Rechten zu hintertreiben und die Vertagung des Hauses durch zusetzen. Ministerpräsident Marx gab eine Erklärung ab, daß nach Artikel SS der Verfassung das geschäftsführend« Ministerium die laufenden Geschäfte zu erle-lgen habe. Es habe dafür zu sorgen, -aß der preußische Staat und Las preußische Volk keinen Schaden erleiden. Es werde während der Vertagung alles tun, was notwendig sei. Der Deutschnationale Dr. Winckler be zeichnet diese Erklärung des Ministerpräsidenten als absolut nichtssagend und beantragte Besprechung dieser Erklärung in Anwesenheit des Ministerpräsidenten. (Marr hatte inzwischen den Saal schon wieder verlassen.) Di« Link« versucht unter -auerndemLärmdiv Besprechung zu vereiteln. Der An trag wurde trotzdem angenommen. Bei der Entscheidung Uber den nunmehr gestellten sozialdemokratischen Antrag auf Vertagung -er Besprechung bleibt -ie Abstimmung zweifelhaft. Die Auszählung ergab Befchlußunfähigleit. Die Be sprechung der Regierungserklärung war mithin von den Par- teien der Linken, die sich an der Abstimmung nicht beteiligt hatten, vereitelt worden. . - Neue Schwierigkeiten bei -er Reichsbahn. Berlin, 20. März. Die Eisenbahnarbeiter haben in fast allen von dem Streik betroffenen Dircktionsbezirken -ie A r - bcit wieder ausgenommen, soweit sie die offizielle Mitteilung von der Beendigung des Streiks erhalten hatten. In Dresden wurden den zum Dienst erschienenen Arbeitern Reverse zur Unterschrift vorgelegt, denen zufolge sie sich als Zeitarbeit«r zu betrachten hätten. Die Eisenbanharbriter verweigerten die Unterschrift, worauf seitens der Organisa tionen sofort Schritt« ergriffen wurden, um seitens der Haupt verwaltung -er Reichsbahn entsprechende Anweisungen im Sinn« des ergangenen Schiedsspruches zu veranlassen. Berlin, 20. März. Nachdem gestern di« Verbindlichkeit«, erklärung des Schiedsspruchs erfolgt ist, haben sich heute vor mittag die streikenden Arbeiter wieder zur Arbeit gemeldet. Ein Teil wurde jedoch von den einzelnen Dienststellenvor- stHern zurÜSg«wiesen, da Li« Reichsbahndirektion dis Dienststellen ängewvesen hat, nur einen gewissen Prozentsatz der Arbeiter wieder zu beschäftigen. Die Begründung ist, daß die inzwischen angestellten Ersatzkräfte nicht so ohne weiteres entlassen werden können. Der Eisenbahnevvevband wird Las Arbeitsministerium von neuem anrufen. Der Tfcheka-Prozeh. Leipzig, 20. März. Im Tschekaprozeß wurde heute eins Reihe von Zeugen vernommen, die das Bestehen einer Tscheka bei der Kommunistischen Partei be stätigten. Frühere Mitglieder der Ortsgruppe Ettingen bekunde,:, daß oort ein Schreiben mit der Anweisung „Ver räter sind durch die Tscheka zu erledigen!" eingegangen war. Weitere Zeugen berichten von einer Gründungsver- sammlung einer Tschekagruppo in Baden, die auf Devanlas. sung eines Genossen aus Lem Ruhrgebiet stattfand. Der Zweck war, Spitzel zu beobachten und zu beseitigen. ANN Di« Gemeindewahle« in Nordschleswig. Hamburg, 20. März. Der Ausfall der nunmehr abge schlossenen Gemeindewahlen in Nordschleswig kann für das Deutschtum als durchaus günstig bezeichnet werden. An -en meisten Orten, besonders in fast allen Städ ten, ist eine Zunahme der deutschen Stimmen festzustellen. . . Leipzig, 20. März. Eine sensationelle Wendung nahm heute der Prozeß gegen die Hannoverschen Kom munisten. Der Hauptzeuge machte Angaben Uber die Er mordung des Friseurs Rausch und erklärte, -aß an diesem Morde auch der Angeklagte Mayer beteiligt sein solle. Weiter machte er wichtige Angaben über Waffenbestände der Kommu nistischen Partei und gleichzeitig über die Verbindung Neu manns, des Hauptangeklagten im Tscheka-Prozeß, mit den Attentätern in Hannover. Der Prozeß wurde auf unbestinnnte Zeit vertagt. Berlin, 20. März. Dev Barmat-Unter suchungs- aus schuß des Reichstages hat sich bis nach Ostern ver- tagt. Gieß««, 20. März. Wegen Spionage wurde der Rei sende Fritz Wsttach zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte einem französischen Offizier Nachrichten über die Reichswehr angeboten. Als er deswegen mit zwei Reichs- wehrsoldaten in Verbindung trat, veranlaßten Liese sein« Der- Haftung. Wien, 20. März. Aus Moskau wird gemeldet, daß der russische Volkskommissar Tschitscherin aus Tiflis krank zurückgekehrt sei. Sein Vertreter in auswärtigen An- Gelegenheiten ist Litwinow. Es besteht -ie Vermutung, daß Tschitscherin kaltge stellt werden soll. Kopenhagen, 20. März. Der Arbeitgeberverband hat heute beschlossen, ab 28. März weitere 80 000 Mam: auszu sperren. Damit wird sich die Zahl der an de», gegenwär tigen Konflikt beteiligten Arbeiter auf rund 100 000 erhöhen. Bern, 20. März. Nach einem Beschluß des Nationalrat«» werden vom 26. März 1V25 ab di« Kursaalspiel« in der Schwei» verboten. Erklärungen zur Nufwerrungsfrage. B«rN«, 20. März. Der Reichstag trat heute tn die -weite Beratung des Gesetzentwurfes über die Verlänge rung der Fristen der -ritten Gteuernotver« ordnung in Bezug auf die Aufwertung, di« am 31« März d. I. ablaufen sollten, bis zum 30. Juni d. I. ein. Reichsjustizminister Dr. Frenken gab namens Ler Reichsregterung folgende Erklärung ab: Das Reichskabinett hat hinsichtlich des Aufwertung»« gesetzes inzwischen entscheidende Beschlüsse ge faßt. Der Gesetzentwurf wird noch vor der Reichspräsi dentenwahl im Laufe der nächsten Woche den ge setzgebenden Körperschaften vorgelegt werden. Dia Reichsregierung wird von sich aus in allernächster Zeit ein« eingehende Darlegung der wichtigen und grund legenden Bestimmungen des Entwurfs -er Oefsentlichkeit unterbreiten. Staatssekretär Joel erklärte: Wir haben schon im Aus schuß darauf hingewiesen, daß die Bestimmung des Artikels 3 den Krvditverkehr lahmlegen würde und sich tatsächlich als Kreditsperre auswirken würde. (Artikel 3 lautet: Der Wie derherstellung eines gelöschten Rechts zum Zweck der Aufwer tung steht der öffentliche Glaube des Grundbuches insoweit nicht entgegen, als ein nach der Löschung eingetragenes Recht nach dem 1. 4. 1925 begründet worden ist.) Das Reichs bankdirektorium hat zu der Lage mit folgender Er klärung Stellung genomnn-n: „Aus der Press« entnehmen wir, daß dem Gesetzentwurf über die Verlängerung der Anmelde fristen als Art. 3 auf Antrag des Abg. Keil em neuer Zusatz eingefügt worden ist. Wir müssen gegen die Einfügung die ses Artikels -ie allerschwersten Bedenken erheben, weil diese Maßnahme für das in- und ausländische Kreditgeschäft gerade- zu ruinös wirkt. Die Aufnahme neuer Realkvedik würde durch die Zerstörung des öffentlichen Glaubens des Grund buchs, auf den der gesamte Realkrünt sich gründet, unterbun den werden, weil sich keine Kreditgeber finden werden, welche Gefahr laufen wollen, aus ihrer nach der jetzigen Beschaffen heit des Grundbuchrechts gesichert erscheinenden Position her ausgedrängt zu werden. Ls ist vorherzusehen, daß durch diese Maßnahme Las Geschäft der Hypothekenbanken und son stiger Realkreditgeber völlig unterbunden wird, was für die kreditbedürftigen Kreise, nanrentlich auch für die Landwirt schaft, welche sich gegenwärtig in der schwersten Kreditkrisis befindet, die allerschwersten Nachteile zur Folge hätte. Es wirk nicht nur eine Zurückhaltung der Kreditgeber gegenüber der Gewährung neuer, sondern auch gegenüber der Verlängerung bereits laufender Kredite zu befürchten sein. Un-cr solchen Umständen wird cs unausbleiblich werden. Laß die an die Reichsbank herankommenden Kreditansprüche sich vennehren werden, was unter Umständen auch die Währung ge fährden könnte. Mr machen darauf aufmerksam, daß auch alle Versuche, langfristige Auslandskredite zu erhalten, insbe sondere auch für Lie Landwirtschaft, zu«: Scheitern verurteilt sein müssen, solange nicht volle Klarheit im Grundbuchrecht in Ler Aufwertungsfrage bezüglich der alten Rechte gewährleistet ist. Wir bemerken noch ergebenst, daß die weitaus größte An zahl der großen Auslandskreditgeschäfte hypothekarisch sicher gestellt zu werden pflegt." Hiernach kann Lie Reichsvegierung den Artikel 3 unter keinen Umständen annehmen. Wenn Ler Ge-mnv verfolgt, werden soll, so wird er jedenfalls aus diesem Gesetz kerausge- lassen werden müssen, er könnte nur durch «in neues Gesetz geregelt werdciu Ich bitte deshalb, >den Artikel 3 nach erneutes Prüfung an den Ausschuß zurückzuverweisen. Der Reichstag wies den Artikel 3 an den Aufwertungs ausschuß zurück. Der übrige Gesetzentwurf wurde in zweiter unü dritter Lesung angenommen. - - - , Skandal kn Ler französischen Kammer. ' Pari», 20. März. Di« Kammer nahm die Diskussion üb« Lis Kundgebung der französischen Kardinale und Erzbrschöft gegen die Laienschulpolitik der Regierung wieder auf Im Verlauf seiner Ausführungen tat Herriot dazu «in« Aeußerung, die auf der Tribüne nicht verstanden wurde, di< aber die Opposition veranlaßt«, ihn an: Weiterreden zu hiw Lern. Es erhob sich ein ungeheurer Lärm, den me Ra glerungsparteien dadurch beantworteten, daß sie stehend dem Ministerpräsidenten eine Ovation darbrachten. Di« Opposition beantwortete diese mit einem regelrechten Konzert auf den Pult, deckeln, so daß es dem Präsidenten unmöglich war, die Ruh« wieder herzustellen. Herriot verließ -re Tribüne nicht. In zwischen versuchten einige sozialistische Abgeordnete, sich zu de« Bänken der Rechten oorzudrängen, wurden aber von den Saal- dienern daran gehindert. In diesem Augenblick kam es vor der Rednertribüne zu einem Handgemenge. Präsident Pain- leve unterbrach -ie Sitzung. Die Tribünen wurden geräumt. Es kam zu einem allgemeinen Handgemenge, an dem sich 50—60 Mgeoämete beteiligten. Di« Abgeordneten der Rechten und der Linken warfen sich di« Abstimmungsurnen an Len Kopf. Als die Schlägereien kein Ende nahmen, ver. ließ Herriot die Rednertribüne. Nach Wiederaufnahme der Sitzung kam es zu neuen Szenen, so daß die Sitzung von neuem unterbrochen werden mußte. Da der im Verlaufe des Skandals ausgeschlossene Abg. La Ferronys den Saal nicht verließ, wurde ein Oberst mit fiinf Gardisten herbeigerufen, worauf der Abgeordnete unter dem Gesang der Marseillaise, die seine Parteigenossen ««stimmten, sich entfernte. Als dis Sitzung wieder ausgenommen war, forderte der elsässische Abg. Schuhmacher Herriot auf, zu erklären, was er mit den in seiner Rede gebrauchten Worten „Christentum der Bankiers", -ie in Lem Lärm nicht gleich verstan-en worden waren, habe sagen wollen. Sie seien eine Beleidigung für deck größten Teil -es-französischen Volkes. Herriot erwiderte, ei habe damit sagen wollen, daß die Kavdinäle in ihrem Mani fest an alle Beruksklassen, u. a. auch an die führenden Männer der Bankwelt, sich gewandt hätten. Er könne nicht dulden, das der Katholtnsmus Lie Finanz anrufe. Er habe die Aufgabe, gegen das Manifest des Episkopats nicht nur di« Republik! sondern auch di« Republik der modern«« Gesellschaft zu ver teidigen. Die Rede wurde auf der Linken mit starkem Beifall ausgenommen. Schließlich wurde mit 3S5 gegen 251 Stimme« ein« Taacsordnung im Sinne -er Ausführungen Herriots an genommen. Srdbebenkalaslrophe. Newyork, 20. März. Einer Meldung aus Echanhai zu folge ist die Stadt TalifuinEhina durch einErdb « Len völlig zerstört worden. Dean Erdbeben folgt« «in» Feuersbrunst, so daß die Zahl Ler Opfer anscheinend groß ist. Talifu liegt im Rordwesten der Provinz Yunnan und räklt etwa 80 000 Einwohner.