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Der Kampf um Preußen. Der Darmal-SAandal. Man schreibt uns aus Barlin : Der SS. Januar Im Preußischen Landtag »ar «ine vev» Nichtende Niederlage des durchlöcherten und längst unhaltbar gewordenen Kabinetts Braun-Severing. Trotzdem besaß es d Dickfelligkeit, nicht sofort von der Bildfläche -u verschwinden sondern unternahm den widerlichen Versuch, sich durch parla mentarisch« Schiebereien ein« Galgenfrist zu erkaufen. Da» ist ihr indes nicht gelungen und nach der Landtags- sitzuna vom SS. stand es fest, daß es sein Scheindasein nur noch kurze Zeit führen würde, weil ihm jede praktisch politisck Arbeit unmöglich geworden war und die abstoßende Art, m der es sich an seine ihm nach allen Grund, ätzen der Politi und der Moral längst nicht mehr zukommende Machtposition klammerte, entspricht ganz der Würdelosigkeit, mit der es sein Dasein gefristet hat. Dreimal nimmt der Preußische Landtag Mißtrauensvoten vn, gegen Braun als Kultusminister, als Finanzminister und al« Ministerpräsident. Aber der sozialistische Präsident erklärt trotzdem, daß die Anträge abgelehnt seien, obwohl 221 dafür und 221 dagegen gestimmt haben. Er bezog sich dabei au Artikel 84 der Verfassung, der vorsieht, daß ein Ministerium nur gestürzt «erden kann, wenn es weniger als dis Hälft« oller Stimmen des Landtages überhaupt erhalten habe, und das waren in diesem Falle allerdings 228 gewesen. Dies« Bestimmung gilt jedoch nur für ein nach Neuwahl« neu gebildetes, nicht aber für ein bereits amtierendes Kabinet das überdies dadurch, daß es nach den Neuwahlen weiter n Amt blieb, den Landtag um sein wichtigstes parlamentarisches Recht betrogen hat. „Das Kabinett ist moralisch gerichtet, sein Rücktritt ist ein Selbstverständlichkeit", das waren die Entrüstunaerufe, un denen sich die ungeheure Erregung im Landtag Lust machte, als das klar ausgesprochene Mißtrauensvotum in ein Ver trauensvotum umzufälschen versucht wurde. Der Skandal erreichte seinen Höhepunkt bei der Abstim mung des von der Rechten eingebrachten Vertrauensantrages, der von ihr gestellt war, um den verfassungsmäßigen Zustand herzuftellen, nach dem das Kabinett des Vertrauens des Land tages bedarf, weil das Kabinett selbst einen solchen Antrag aus Furcht, daß er abgelehnt werden würde, zu verhindern versucht hatte. Was aber taten die Parteien der Rumpfkoalition bei der Abstimmung? Sie beteiligten sich nicht an ihr, weil sie keine 225, nicht einmal die absolute Mehrheit von 221 Stimmen dafür aufzubringen vermocht hätten und machte das Haus be schlußunfähig. An dieser Schiebung beteiligten sich auch der Präsident und ein Schriftführer! Diesen absoluten moralischen und politischen Bankerott benutzten die Kommunisten sofort für ihre Zwecke. Aba. Pieck, der nicht ungeschickt operiert hatte, entriß dem Präsidenten die Glocke zum Protest gegen sein die Würde des Präsidiums injt Füßen tretendes Verhalten, und durch eine allgemeine Prügelei zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten wurde die schmachvolle Lanotagssitzung gesprengt. So endet die Herrlichkeit der sozialistischen Regierung Braun-Severing-Heilmann, unter der das Schiebertum üppige Orgien auf Kosten des Polkes gefeiert hat, unter Umständen, die es nicht besser verdient hat. Von ihm wird das Wort gelten: Endsschlecht, ailesschlecht. Das Klebekabinett ist nunmehr beseitigt. Nachdem es mit allen Pfiffen und Schlichen versucht hatte, sein« Herrschaft bis zum letzten Atemzug auszurosten, mußte es endlich dem ver einten Ansturm seiner Gegner weichen. Der rote „Vorwärts" besitzt die Stirn, zu schreiben: „Nach dein Wortlaut der Ver fassung war das Kabinett keinesfalls zum Rücktritt gezwungen. Nach den Buchstaben Les Gesetzes konnte die Regierung bleiben." Nun, di« Mehrheit des Landtages hat den Buchstabengläu- Ligen «inen Strich durch die Rechnung gcnmcht. So sind wir endlich von der Herrschaft der Braun-Severing befreit. Nun gilt es zum Wohl« des Volkes und besonders der Arbeiter praktisch« Arbeit zu leisten. V«»«, 2V. Januar. Amtlich wird mitg«t«ilt: Dit in einigen geitunavn verbreitet« Nachricht, daß die H«raab« de» Kredit» durch die Deutsche R«tch»post an die Depositen- un Handelsbank, bezw. an Mannesmann, ohne Wissen oder Mit Wirkung de» früheren Reichspostmintster» erfolgt sei, ist falsch. Danach ist also Herr Hoeflo auch an diesem Kredit geschäft, dessen Einzelheiten zurzeit gleichfall» zur Unter suchung stehen, beteiligt gewesen. Berlin, 25. Januar. Der,Bayerische Kurier" bringt Mit teilungen über dw durch den Zcntrum»abgeordneten Lange- Hegermann vermittelten zwet Millionen bayrischer P o st - gelber. Man hört zum ersten Male, daß die Geschäfte der Neichspost mit -den Bavinat» nicht nur unter Hoefl« gemacht sein sollen, sondern auch bis auf Gi«»bert», den d«n Zentrum angehörenden früheren Reichspostminister zurückgohen, Berlin, 25. Januar. Ueber drei weitere Firmen der Bar. mat- und Kutisker-Konzerne ist gestern der Konkurs ver hängt worden. Bei der in Konkurs geratenen v. Stein- Bank bestand das ganz« Barvermögen aus 680 Mk. Gegen den aus der Untersuchungshaft entlassenen Generaldirektor Blau geht die Untersuchung weiter. Der erste der vielen Strafprozesse kommt am 18. Februar gegen den frühe- ren Ehef der politischen Polizei, Oberregierungsrat Bartels, zur Aburteilung. , Die „Bergisch-Märkische Zeitung" schreibt: Generaldirek tor Blau hat vor kurzem durch seinen Rechtsvertreter schrift lich mitteilen lassen, daß Vizekanzler Bauer niemals au einem seiner Güter zur Jagd gewesen ist. Bauer sei nur ein mal geschäftlich bei ihn, gewesen. Demgegenüber fragen wir Herrn Bauer, ob er an dem Sonntag, an den, Dr. Wirth aus Genua zurückkehrte, mit einem Dienstauto eines Reichs ministeriums auf der Fahrt nach einem Blau'schen Gut Rheinsberg infolge „Panne" (Achsenbruch) liegen blieb, so daß er an einer Konferenz des Reichskabinetts als Vizekanz ler nicht teilnehmen konnte. Wir fragen weiter, ob dieser Fahrt nicht andere Fahrten und Jagden auf Blau'schen Gütern vorhergegangen und nachgefolgt sind, und endlich fragen wir, warum er von einem Direktor der Deutscher Werke in Spandau und Vorstandsmitglied der Staatsbank (Kutiskerbank) eines der Jagdreviere übernahm, das den sämtlichen Direktoren der Deutschen Werke zur Verfügung stand. Wurden bei Gelegenheit solcher Jagden die geschäftlichen Angelegenheiten mit Bauer erledigt? (Textilkäufe, Aluminium» topffabrikation usw.) Da« nicht lebensfähig« vtsterreich. Pari», 25. Januar. „Journal" führt zu dem Besuch der beiden österreichischen Politiker Dinghofev und Frank in Berlin aus, der Besuch sei darauf zurückzuführen, baß Deutsch-Oesterreich, ein Kopf ohne Rumpf, nicht lebensfähig sei. Vergeblich habe der Völkerbund versucht, ein Gleichge wicht herzuftellen, da es nur ein scheinbares sei. Auch Kanz ler Seipel habe seine ganze Kraft darauf gerichtet, die »er- hüngnisvollen Folgen der wirtschaftlichen Kris«, bi« dem Zu sammenbruch gefolgt sei, wieder gutzumachen. Er habe aber erkannt, daß diese Aufgabe seine Kräfte überstieg. Trotz guten Willens hätten seine Nachfolger nicht ein Uebel beseitigen können, das sich nur durch die Schaffung einer Donau« föderation Hütte beheben lassen. Die österreichischen Nachfolgestaaten begännen wohl ein wenig diese Solidarität zu begreifen, aber sie zögerten zu sehr und seien zu miß- iranisch. Deshalb sei zu befürchten, daß ihre Einsicht zu spä komme. Durch die beiden österreichischen Politiker, die in offi zieller Mission in Berlin gewesen seien, werde eine Zoll union vorbereitet. Es sei zu befürchten, daß die deutsche Hilfe angenommen werde. Es sei kaum überraschend, daß die beiden österreichischen Unterhändler ihre Schritte mit der we nigstens stillschweigenden Zustimmung des Kommissars des Völkerbundes Zimmermann hätten unternehmen können. Ueber den zu erwartenden Gang der Dings bemerkt der „Tag": „Man Hot auch bei der Berufung des neuen Kabi- netts den Vorteil, daß hier kein Herr Ebert das Tempo der Verhandlungen ungünstig beeinflussen kann. Der künf tige Ministerpräsident wird unmittelbar vom Landtag ge wählt. Die Große Koaltiion ist angesichts der entschloßenen Haltung der Nolkspartei unmöglich. Eine Minderheitsregie, rung kommt bei der Verschärfung der Gegensätze zwischen links und rechts ebenfalls nicht in Frage. Man sollte also gar nicht erst durch aussichtslose Vorschläge die Sitzungen der Parteien belasten." « » » Berlin, 25. Januar. Die nächste Plenarsitzung des Preu- ßischen Landtages ist auf Freitag, den 30. Januar, einbe rufen. Als einziger Punkt steht auf der Tagesordnung die Wahl des Ministerpräsidenten. Die Aufnahme der deutschen Regierungsbildung in England. London, 25. Januar. Auch die Aeußerungen der Sonn tagspresse zeigen, daß die Blätter der neuen deutschen Regierung mehr Verständnis entgegenzubringen begin nen, als dies anfänglich der Fall zu sein schien. Unter Bezug nahme auf gewisse Reichstagsreden bei der Debatte über die Regierungserklärung wird jedoch weiterhin darauf hingewie- sen, daß durch derartige mit der Regierungserklärung nicht in Einklang stehende Kundgebungen der günstige Eindruck, den bas außenpolitische Programm der Regierung Luther erzeugt habe, abgeschwächt werden könnte. „Observer" schreibt: Dr. Luther habe die Methoden der Vernunft angewandt. Er habe einen unter den obwaltenden Umständen über, raschend erfolgreichen Anfang gemacht. Der Finanzmann habe sich an seinen eigenen Kurs gehalten. Seine Gedanken beschäftigten sich mehr mit der Beendigung des alten Krieges als mit dem Beginn eines neuen. Frankreich sei augenblicklich besser mit einem Zahlungsversprechen als mit einer Erklärung zugunsten der Republik anstatt zugun- sten der Monarchie gedient. Es bestehe keinerlei Möglichkeit für den Sieg der Vernunft in Deutschland oder in der inter- alliierten Politik, bevor nicht der endgiiltige Termin der Be- «ndigung der Fremden Besetzung des deutschen Rheinlandes festgesetzt worden sei. — „Sunday Times" schreibt: Dr. Luther habe gar nicht schlecht begonnen. Er habe sein Fest- halten an der republikanischen Regierungsform verkündet. Rach der Bekundung seines Mutex habe der neue Kanzler Proben seiner Geschicklichkeit an den Tag gelegt. Seine Er- vffnungsrede habe die meisten außenpolitischen und ineren Fragen behandelt, vorsichtig, aber in beruhigender Weise. Zum Kapitel „Selbsibestimmungsrecht". Innsbruck, 25. Januar. Die italienischen Behörden in Auer, einer völlig deutschen Gemeinde Südtirols, ha ben einen von den deutschen Eltern, deren Kinder die italie- nische Schule regelmäßig besuchen, eingerichteten deutschen Sprachkursus gewaltsam schließen lassen. Dieser deutsche Sprachkursus war eingerichtet worden, weil die Regierung die deutsche Sprache nicht in Anhangsstunden lehren ließ, wozu sie auf Grund des Schulgesetzes verpflichtet war. Ferner wurde in Girlan ein deutscher Kinderhort und in Inni - chen eine Kinderspielstube gewaltsam geschlossen, sowie in Nals eine in einem Privathause befindliche Spielstube ver boten. (!) Das russisch-japanische Bündnis. Moskau, 25. Januar. In einer Unterredung mit einem Journalisten anwortete Rakowski auf die Frage, wie das B ü n dnis zwischen SowjetrußIaud und Japan auf das Verhältnis zwischen Sowjetrußland und England wirken werde: Ich erwarte nur gute Ergebnisse. England kann das sowjettstisch-japanische Bündnis in keiner Hinsicht als gegen England gerichtet ansehen. Wir wünschen sehr, mit Eng land in friedliche Zusammenarbeit zu treten, wozu der nicht zustandogekommene englisch-sowjettsttsche Vertrag die beste Grundlage gegeben hätte. Speyer, 25. Januar. Der Staatsvertrag der bay rischen Regierung mit der evangelischen Landes- kirche der Pfalz wurde von der pfälzischen General synode gestern nach lebhafter Aussprache mit 20 gegen 16 Stimmen angenommen. Basel, 25. Januar. Die Witwe des früheren Staats- Ministers Helfferich, der bei dem Eisenbahnunglück bei Bellinzona den Tod fand, wird von der schweizerischen Bun desbahn eine Entschädigung von 300 000 Frank erhalten. Lissabon, 25. Januar. Vor Lem Rachause wurde eine Bombe geworfen, Lurch Lie zwei Personen auf einem gerade ivrüberfahrenden Straßenbahnwagen schwer verwundet wurden. Das Rathaus ist erheblich beschädigt worden. Man nimmt an, daß das Attentat von städtischen Arbeitern verübt worden ist, die sich zurzeit wegen Lohnfvagen mit den Mit gliedern des Rates in Konflikt befinden. Moskau, 25. Januar. In Leningrad fand die feierliche liellegung für vier Dampfer der Handelsflotte statt, di« für den Holzexport lwstimmt sind. Washington, 25. Januar. Präsident Coolidge empfing «in« Delegatton von Frauen und erklärte, daß di« amerikanische Regierung für einen Beitritt der Vereinigten Staaten zum internationalen Schiedsgerichtshof sei. ' Vs« Wetter im Äor-en. M» Helsin-for» wird Lent „E. D." geschrieben: Auch im Norden hält das mild« Wetter an. Johannistag waren ff- v Grad Lelsiu» und am Weihnacht»tag -s 6 Grad in Helsingfors. Anfang Januar kam der neu« M»- bvecher„-Passaaierdampfer Nordland zum ersten Mal« von Stettin nach Lelflngfors. Es war ein wunderschöner Anblick, den ««tßen Riesen in der Dämmerung bei Mondschein in d«n lichtumglänzten Hafen einlaufen zu schon. Aber d«r Gis« bvocher^-Passagierdampfer Nor bland zum ersten Malo von freunde mitkommen, aber der Dampfer war nicht sehr besetzt. Jedenfalls hat der deutsche Schiffsbau und die Reederei Griebel in Stettin alle Ehrs von dieser neuen Perle der Ostsee. Hiev und da findet man Pilze, auch Leberblümchen und Weidenkätzchen wogen sich hervor. Die berühmten Schneeschuh- läufer wollten sich in Lappland üben und fuhren zu Weih nachten über den Wendekreis. Als sie aber in den hohen Norden kamen, spült« ein warmer Regen den spärlichen Schnee weg, und der mächtige Uleafluß warf sein« Eisdecke ob wie sonst im Mai! Die Pelzhändler raufen sich di« Haare, und di« Schulkinder blicken traurig auf die blauen Wogen des Meeres, wo sich sonst Lie weiten Flächen der Schlittschuh, und Schnee- schuhbahnen erstrecken. Aber di« Armen sind froh, sie brauchen nicht so viel Holz zur Heizung zu kaufen. Die Kinder sagen: Die vielen Radiowellen verhindern, daß es schneit. Für di« Wirtschast Finnlands ist der Mangel an Schnee ver- hängninsvoll. Finnland lobt großenteils von Ler Holzausfuhr. Die im Sonmwr geschlagenen Bäun« werden sonst auf dem Schnee an Li« Wasserläufe und Eisenbahnen geschleppt. Jetzt müssen st« in Len Wäldern liegen bleiben. F. I. » , » Mtttwlnler. Nach altem Volksglauben ist mit Lem 25. Januar, dem Tag „Pauli Bekehrung", dis genaue Mitte und damit der Höhepunkt des Winters erreicht, der von nun an seinem Ei:de zugeht. Infolgedessen hat dieser Mitt wintertag auch «ine erhebliche Bedeutung als Wetterglückstag und für Li« Zukunftsdeutung. „Ist Pauli Bekehrung hell und klar, so hofft man auf ein gutes Jahr", heißt es in der Wetterregel. Ein« ander« sagt: „Schön an Pauli Bekehrung, bringt allen Früchten Bescherung." Oder: „Sankt Paulus klar, bringt gutes Jahr. Bringt er Mnd, regnet's geschwind. Ist Nebel stark, füllt Pest Len Sarg. Wenn's regnet und schneit, wird teuer's Getreid. Doch Gott allein wend t alle Pein." Nach dem Wetter am diesjährigen Mittwinter hätten wir also kein gutes Jahr zu erwarten. Wollen wir uns trösten mit dem alten Bauernmerkspruch: Doch Gott allein wendet all« Pein! An Len Mitiwiniertag knüpft sich auch noch ein anderer alter Aberglaube, nämlich der, daß an diesem Tag di« Bögel Hochzeit halten. In einigen mitteldeutschen Gegenden ist es sogar Brauch, di« Dogelhochzeit mitzufeiern, indem die einzel nen Familienglieder, vor allem natürlich die Kinder, Teller ausstellen, die dann vom Vater mit allerhand schönen Dingen gefüllt werden als Hochzeitsgabe für die Vögel wie es heißt, in Wirklichkeit aber zum Schmaus für Li« Besitzer der Toller sel ber. Den Vögeln streut man indes auch besonders Brosamen und freut sich, je mehr die gefiederten Gäste an Ler Hochzeits- nahlzoit teiluehmen; denn das bedeutet Fruchtbarkeit und Wachstumssegen für den kommenden Sommer. So hübsch nun der Glaube an Lie Vogelhochzeit ist, so stiimnt er mit der Wirklichkeit doch nicht recht überein, denn cs sind sehr wenige unter unseren Vögeln, di« mitten im Winter Hochzeit halten. Der bekannteste Winterbrüter ist der Kreuzschnabel, der als richtiger „Zigeunervogel" sein Weib chen sucht, wenn er gerade reichlich im Futter sitzt, was aber, da er sich von Nadelhozsamen nährt, gewöhnlich in: dicksten Winter der Fall ist. Auch die Wasseramsel, wenn sie gerade in der Nähe forellenreicher Gewässer nistet, läßt sich von ähnlichen Motiven zur winterlichen Hochzeit leiten und brütet im Januar, wenn die im Spätherbst und Dezember gelaichten Forellen, ne dieser Amsel liebstes Futter sind, aus den Eiern schlüpfen, Die übrigeir Winterbrüter, wie beispielsweise ein« Anzahl unserer Raubvögel, paaren sich erst im Februar. Die Vogelhochzeit am Tage Pauli Bekehrung ist also n«h« ein hübscher Volksglaube, als eine Tatsache des Naturlebens und stimmt ebensowenig mit der Natur überein wie der viel- ach noch herrschende Glaube an die Dogelhochzeit am 5. Fe- >ruar, dem Dalentinstag. H. H.- » * » * Der warme Winter. Das geophysikalische Instittut der Universität Leipzig konnte am Freitag den ersten meteoro logischen Flug vornehmen. Der Leiter des Instituts, Professor Schreiber, stieg in einem Doppeldecker des Leipziger Vereins für Luftschiffahrt auf und nahm die Gelegenheit wahr, ganz moderne Apparate, die sogenannten Meteorogra- chen, auszuprobieren. Man stieg etwa 2000 Meter hoch und erreichte dort endlich Temperaturen von nur 1 Grad Kälte. Dies ist außerordentlich bezeichnend für die ab- norme Witterungslage in diesem Winter, denn tatsächlich müßten um jetzige Zeit in solchen Höhen etwa 15 Grad Kalte ein. * Schneefall. Allenthalben hat im Erzgebirge am Sonn abend Schneefall eingesetzt, der bis Sonntag früh anhielt und sie so sehnsüchtig wartende Wintersportgemeinde mit Freude und Hoffnung erfüllte. Aus Eibenstock, Johanngeorgenstadts Annaberg, Oberwiesenthal wird eine Schneelage gemeldet, die sie Ausübung des Skisports bereits gestern zuließ. Weil bei Schnee ganz unerwartet gekommen war, blieb am gestrigen Sonntag die Zahl der Sporttreibenden noch etwas beschränkt; « wurde am Nachmittag aber schon stärker und dürft« in den lächsten Tagen weit größer werden, wenn der Wettergott nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Ein wohlschmeckend«, imd dabei billiges HmugetrSnk ist Kath reiner« Malzkaffe«, dauernd bekömmlich für Gsfunbe und Koanke itr bi« Kinder ob« La, «tnzig richtige Hau^etrünk, Hunderttau, end« deutscher Famtlftn trimm ihn täglich: .Hochreiner» Mal» raffte". — Der Gehalt «ächt'»!