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FH Druck und Derlaa von L. M. Gärtner in Au« und Schneeberg. Döringerland, du bist ein fein gut Landl Wer dich mit Treuen tät meinen. Du gibst uns des Weizens und des Weins also viel, Du könntest einen Landesherrn wohl ernähren, Und bist ein Ländlein also kleine! S. Es war wohl als ein Wunderding, Die sich das Land beweget. Düs da u ffn Straßen waren für Leut, Die den Räubern folgten nach in Zeit, Alles wibbelt^ trippelt, fich beweget, Ja beweget! 8. Dar bläst dich, Kunz, für Anliqr an, Daß du ins Schloß neinsteigest? Und stiehlst die zarten Herrn heraus, Als der Kurfürst eben nit war zu Haus, Die zarten Fürstenzweige, Ja Fürstenzweigel 11. Gott tu den frommen Kurfürsten aller Huts, Und laß die jungen Herren > I» kein» Feinds Hand mehr also komm'«. Geb auch der Frau Kurfürstin eiet Fromm'«,') Daß sie fich in Ruh ernähren,^ Ja ernähreni 7. Im Walde dort ward Kunz ertappt, Da wollt er Beeren naschen, Där er in -er Hast faken') fortgeritten, Daß 'm die Köhler nit geleppischt hätten, HLtt er sie kunnt verpaschen,') Ja verpaschenl MN 10. So Acht», «er wider die Obrigkeit Sich «»besonnen empöret; Der» nicht meint, schau an Kunzen, Sk» Kop tut z' Freiberg noch runkrschmunzen Und jedrmann davon lehret, Ja lehret. Da» Prinzenraublied hat in manchen Stücke« große Aehn- llchkett mit dem 2—3 Jahre älteren Thüringer Volkslied „Er. Mahnung an die Obrigkeit," welches uns Cyriakus Spangen- berg 1« seiner „Mansfeldischen Chronika" mitteilt. Er schreibt darWb« zum Jahre 1452: „Diese Zeit wurden Lieder gemacht und gesungen, darin die Obrigkeit erinnert und ermahnt wird, kn der Regierung Gleichmäßigkeit zu halten, dem Adel nicht zu viel KuHeit und Gewalt zu verhängen, den Bürgern in den Städte» nicht zu viel Pracht und Gepränges zu «erstatten, das gemetue Bauersvolk nicht über Macht zu beschweren, die Straße» rein zu halten und jedermmrn Recht und Billigkeit widerfahren zu lassen. Bon welchen Liedern find noch etliche Gesetzlet» vorhanden, so etwan von alten Leuten, die sie in ihrer Jugend von ihren Eltern gehört, gesungen worden und Literaturnachweis: Neues Archiv für Sächsische Geschichte, Bd. 38. — Dr. Julius Sahr: Das deutsche Volkslied, Bd. 1 (Sammlung Gäschen Nr. 2b). — Horst Henschel: Der Prinzenraub am 7. Juli des Jahres 14» (Erzged. Heimatkunde, Heft 1), Verlag M. Helmert-Schwarieaberg i. Sa. - GlückauH Satz«. S» H Md«,«» — gesund«; ») deiheu — gedeih«; ») W«I — «einer Kwa» H faw» — «acker, uaunterbrach«; ») »erpasch« — hinäberschmus- Mtd»p«e — Leibes AMnnfe; Frsnun« — Nud«, Glück; Wo der Geier auf dem Gatter sitzt, Da drühen die Küchlein selten. Es dünkt mich fürwahr ein seltsam Narrenspiel, Welcher Herr seinen Räten gehorcht also viel, Muß mancher armer Mann entgelten. usw. ungefähr so lauten." Hierauf folgt das Lied, dessen erster, Strophe die erste -es Prinzenraubliedes nachgebildet worden ist? Aber so wölln wirs heben an, Wie fichs hat angespunnen, Es ist in unser Herrn Land also gestallt, Daß der Herr« Räte trecken groß Gewalt, Darauf hüben sie gesunnen. Es ist deutlich zu erkennen, wie auch die zweite Strophe des Thüringer Liä>es dem Dichte^ des Prinzenraubliedes für seine vierte Strophe als Vorlage diente. Und gar die dritte Strophe ist bis auf eine nur geringe Aenderung dem Thüringer Lied glatt entnommen. Prof. Dr. Iulius Sahr bemerkt zu dem Prinzenraublied: Das Bestreben, die schwarz« Tat des Kunz zu brandmarken, tritt deutlich hervor; zugleich bemerkt ..ian bei näherem Zu- sehen neben dem menschlichen Anteil noch eine deutliche poli tische Färbung. Kunzens Tat wird ganz richtig mit dem vor- hergehenden Bruderkriege zwischen Kurfürst Friedrich V. (II.), dem Sanftmütigen, und seinem leidenschaftlichen Bruder Herzog Wilhelm lll., dem Tapferen, in Zusammenhang gebracht. In diesem Kriege hatte Kunz von Kauffungen dem Kurfürsten gegen seinen Bruder und die Vitzthums, die diesen Zwist immer von neuem schürten, tätige Hilfe geleistet. Und darauf pochend, stellte er nun an den Kurfürsten die unverschämtesten Ansprüche auf Belohnung. Da er nicht befriedigt wird, führte er den Prtnzenraub aus. Hierbei leiteten ihn weitere politische Absichten: er wollte die Prinzen nach Döhmen bringen, denn er stand mit des Kurfürsten Feinden, den Königen Ladislaus von Ungarn und Podiebrad von Böhmen in Unterhandlung, und bei letzterem hatte der schlimmste der Bitzthume, Apel Vitz- chum zu Roßla, Schutz und Dienst gefunden. Deutlich wird die Anspielung auf diese Verhältnisse durch die Entlehnung zweier Strvfchen (1 und S) aus dem Volksliä>e „Ermahnung an die Obrigkeit" aus den Wirren von 1452. Die Entlehnung ist fach- lich wie formell bedeutungsvoll; äußerst geschickt entsprechen die Aenderungen dem neuen Zusammenhänge des Prinzenraub, liebes, das echt volkstümlich und kühn von einem Bilde zum andern Vbersvringt. Man hat seine Freude an der lebendig wechselnden Ansamung. Herder bezeichnet dieses Bergmannslied als „ein zum Be wundern treues Gemälde der Sprache, Denk- und Sehart einer Provinz teils an sich, teils über den und jenen bekannten Dor- fall. — Schon in solchem Betracht sind Gesänge der Art höchst schätzbar; sie sagen mehr als eine lange Charakteristik des Ge- schichtsschreibers. Lie. Dr. Leo Bönhoff presst es als eine Perle des ältesten vaterländischen Dolksgesanges; und das sächsische Erzgebirge darf sich freuen, der Grund zu sein, aus dem diese Perle ge fischt ward. 8. Aber sie wurden ihm wieder abgejagt, Und Kunz mit sinen Gesellen Uf Grünhain in unsers Herrn Abts Gewalt gebracht, Und darnach uf Zwickau gestallt Und mußten fich lohn prellen, Ja prellen! 9. Dafür fiel ab gar mancher Kopf, Und keiner, der gefangen, Km» au» der Hast ganzbeinicht davon, Schwert, Rad, Zangn, Strick, die warn ihr Lohn, Mm» sah die Stümper') hangen, I vr. 8<vreU>rr, Ismer im 1«. falninmaett. Die älteste Geschichte von Lauter ist in «in Dunkel gehüllt, das nie mehr gelichtet werden kann. Schriftliche Quellen aus jener Zeit sind sicherlich nur ganz spärlich vorhanden gewesen und inzwischen wohl sämtlich verschollen. Für diese Frühzeit können wir nur wenige Tatsachen aus späteren Verhältnissen des Ortes oder aus denen anderer Dörfer der Umgebung er- schließen. So wird man z. B. annehmen dürfen, daß Lauter zwischen 1200 und 1300 angelegt worden ist. Frühere Ge- schichtsschrecker unserer Heimat haben dessen Besiedelung.drei Jahrhunderte früher angesetzt; aber das waren ganz unb^rün- dete Vermutungen. Lauter hat nicht das Glück, in einer so alten Urkund« erwähnt zu werden, wie Beierfeld und Berns bach (Vernhardispach), die schon 1236 als Grünhainer Kloster- dörfer austreten. Ob es damals schon bestand, ist ganz unge wiß, vielleicht unwahrscheinlich. Helles Licht fällt erst auf die Geschichte unseves Ortes, al» der sächsische Kurfürst die Herrschaft Schwarzenberg 1533 von der Familie v. Tettau erkaufte. Damit setzte die für «in großes Fürstentum notwendigerweise viel straffer« Verwaltung ein. In wohlerhaltenen Eckzinsbüchern, di« im Hauptstaatsarchive in Dresden ruhen, ist seitdem mehrfach und ausführlich auf gezeichnet worden, welche Bauern und Häusler in Lauter wohn ten und welch« Abgaben und Dienste sie zu leisten hatten. Auf Grund dieser Listen läßt sich «in ziemlich deutliches Bild von den Zuständen in unserem Orte während des 16. Jahrhunderts gewinnen, und auch auf di« Vorzeit fällt manches Streiflicht. Den folgenden Ausführungen liegen vier solcher Berzeichniss« zugrunde. Das erste Erbzinsregister stammt aus dem Jahr« 1536, das zweite aus dem Jahre 1550, das -ritte ist «ine etwas anders geartete Liste aus dem Jahve 1572, und das viert« ist ein Eckzinsbuch von 1592. Mr könne« da mit also di« Entwicklung Lauters in einer Spanne von fast 60 Jahren ickerschauen. Im Jahre 1536 zählte Lauter 36 „Besessene". Hierüber braucht man jedoch nicht zu erschrecken, denn dieser Ausdruck bedeutet nur soviel wie „Ansässige", also Dauern und Häusler. Bon den Unansässigen, den Mietern oder, wie man damals sagt«, den Hausgenossen, ist in all diesen Büchern kaum ein mal die Rede. Für Lauter ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß es in jener Zeit höchstens vorübergehend einen oder ein paar Hausgenossen auftoies, waren Mieter doch sogar in Städten eine große Seltenheit (z. B. hatten Scheibenberg, Ecken- stock und NeustÄtel im Jahre 1571 gar keinen, Schwarzen berg nur einen Mieter). Wieviele Einwohner das Dorf im ganzen hatte, läßt fich aus der gegebenen Zahl nur annähernd erschlichen. Mehrere Vergleiche mit bekannteren Verhältnissen in unserer Gegen-, die sich besonders gut in Kaufbüchern erkennen lassen, berech tigen zu der Annahme, daß tn einem Hause auf den Dörfern durchschnittlich sechs Personen lebten. Das sind nicht immer nur Eltern und Kinder gewesen, darunter befinden fich auch -ie auf dem Altenteil sitzend«» Großeltern, während Knechte und Mägde auf den hiesigen Gütern kaum vorgekommen zu sein scheinen. Demnach können wir die Einwohnerzahl Lauters um 1536 mit etwa 216, also rund 200 anseße«. Die meiste« <v zum denn im Jähr« 1600 erscheine«, «ach einer vviwerrtstS «le» l.ftmaar Hetratckeziehunge« zu Lauter zu erkläre« ist. Der nächsthäufige Familienname In Lauter ist Espig- 3H* - ..H Im Jahr« 1550 zählte Sauter noch immer 36 Ansässige. Di« Gründe dieses Stillstandes find noch unbÄmmt; er »ar jedenfalls nicht allgemein, denn die übrige» Orte des Amte». Schwarzenberg Megen in diesem Zeitraum z«» Lell betracht« lich. Dann aber ging es auch In Lauter rascher vmsoSrtr. Bl» Jahre 1572 war es auf 57 Manne« angewachse«. Dies» oohnerschast setzte fich zusammen au« v Besitz«» ganze» , aus 13 Besitzern hack« Höfe, L Viertelgüller» und 28 dieser Leute stammten noch aus der katholischen Zeih scheine» sich aber alle ohne weiteres der lutherischen Ähre -«gewendet zu haben; wissen wir es doch sogar mit Bestimmtheit von dem katholischen Pfarr« von Aue, Läut« und Bockau. Mit diesen 36 Ansässigen zählte Laut« bereit» im Iah« 1536 zu den größeren Ortschaften der Umgebung. L» wurde km Amte Schwarzenberg nur Ickertroffen von der Stadt Schwarzenberg, die 52 Besitz« auftoies, und von Eckenstoch das mit 73 Ansässigen alle sickeren Orte weit ickerragte, ob wohl es selbst noch als ,Horff" galt. Aue zählte 32 Ansässige; es blieb i. a. bis ins 19. Jahrhundert klein« als Lauter. (Die Ueberflügelung fand erst zwischen 1871 und 1875 statt, ros Lauter von 2601 auf 2667 stieg, Aue ab« von 2237 «lf 2877). - ev § Welche Romen trugen nun di Einrmchner Lauter»? Das zu «fick milienforscher von Bedeutung; beim Ahnen wird « um 1580 von de» treten, er taucht erst nach dem dreißigjährigen Kriege aaf. B« weiß, woher sein Träg« kam? An zweit« Stelck ficht heut» der Name Lauckner, den ick« 50 Familien tragen. Erbe» segnet »ms 1536 einmal, nämlich mit dem Gutsbesitzer FMaW Lauckner. Damit ist natürlich »ficht gesagt, daß dieser Ria«« der Sktmmvater all« unsrer Lauckners sein müßte, ob« Pir di» meisten ist es -och sehr wahrscheinlich, zumal da sie tn and««» Orlen der Umgebung sehr selten find: so oab e» 1912 (»»ach de» Adreßbuche) in Oberschlema, Sosa, Gck-nstvch Reustädtch Häuslern. Diese Angaben werden »vir noch «Ämter» und ««» werten. Auch die anderen Orte -es Amte» ve«rö-erte»t sich rasch, so -aß fich die zweite Hälfte des 18. Jahrhundert», wie- es von vielen Tellen Deutschlands schon dekannt »ar, auch für unsere Heimat cis «ine Zeit de» unrtsckafllicken Ausstieg» kennzeichnet. Bis -um Jahre 1592 war die Eiuwohn«-oM Lauters auf 60 Ansässige gestiegen, was allo etwa SOO Gl»» wohn« annehmen läßt. Im ganzen Amte Schwarzenberg be trug die Zunahme der Bevölkern»»-wische» 1550 »md 15SG nicht wenig« als 50 Prozent. Da» Wachstuwaku«noch weites »Maste st« krrstedlrSlMea VoUltire mller killarvett st« kt«e»rver«Hr Lite