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Sächsische CläMung. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt «nd den Stadtrath zu Schandau, sowie für den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. 18«8. Sonnabend, den IS» December .M 102 Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein, Mittwoch und Sonnabend »nd ist durch die Erpeditton dieses Blattes kür IO Ngr., durch die Post sür'lL Ngr. vicriclsöhrlich zu beziehen. Inserate für dnS MittwochSblatl werden biS Dienstag früh 9 Uhr. für das Soun- abcudsblail bis Freitag früh 0 Uhr angcnonnncn: später eingehende Inserate können erst in der folgenden Nummer Anfnahnie finden. — Inserate für die Elbzcitung nehmen au Hr. Hesse in Hohnstein, sowie die Annoncen-BureauS von H. Engler, E. Fort, Sachse Se Co. und Haasenstein Se Vogler in Leipzig, und daS Annonecn-Burcau von W. Saalbach in Dresden. Uun - scha u. in. Oesterreich, seit seiner politischen Verdrängung auü Deutschland um so mehr die Benennung „Donaurcich" verdie nend, aber gleichwohl immer noch in Folge jahrhundcrttangcr Verbindung mit uns „Fleisch von unserm Fleisch, und Bein von unserm Bein", erreg, in der unmittelbaren Gegcnwarl un sere größte Aufmerksamkeit durch seinen Neugestaltungokampf nicht bloS darum, weil es uns geographisch nahe liegt, sondern auch und vorzüglich deshalb, weil der Auügang dieses Kampfes von außerordentlicher Bedeutung für die europäischen Continen- talvcrhältmffc scm wird und sein muß. Die Schwierigkeiten dieses Kampfes liegen in der Verschiedenheit der Nationalitäten, deren Bildung unv polnischen Ansprüche, sowie in den Panci- gruppirungcn dcö allen hohen Adels, der höheren Geistlichkeit und der Demokratie. Einen hochwichtigen Sieg aber hat daS Ministerium v. Beust nicht blos durch den Ausgleich mit Un garn, das die Noihwcndigkcit seiner Verbindung mit Gcsammt- österrcich immer mehr anerkennt, sondern namentlich durch die Schöpfung einer liberalen Verfassung errungen, auf deren Grund unv Boden allein ein Kampf im Innern zu Recht besteht: wer außerhalb dieses Gebietes einen Kampf heraufbcschwört, ist ein innerer Feind Oesterreichs und verfällt den bestimmten Strafen anerkannter Gesetze. Die Finanzen, dieser wunde Fleck dcö österreichischen Staatükörpcro, sind sichtlich in der erfreulichsten Besserung begriffen, wozu nicht wenig die reichen Ernten von 1867 und 1868 beigetragen haben: außerordentliche Geldsummen sind von Außen in die gclrcidcreichen Provinzen Oesterreichs geflossen, daö Stcuerkapital ist erheblich gewachsen, die Steuern gehen regelmäßiger ein und die Stcucrreste aus den vorher gehenden Jahren Haden sich vermindert: der Ausgleich zwischen Einnahme und Ausgabe ist nicht mehr in weile Ferne gerückt und Oesterreichs so tief gesunkener Credit sieht sich nach Außen und nach Innen wiederum bedeutend gehoben. Die geistigen Kräfte dcö Volkcö und die Nalurreichthümer der österreichischen Länder von dem Banner zu lösen, unter dem sie bisher so ver hängnißvoll gefesselt lagen, ist das eifrigste Bemühen der StaatS- rcgierung. Die Früchte davon erntet man aber nicht über Nacht, sondern es gehören zu einer solchen Ernte Jahre. Daher die FriedenSpoliilk Oesterreichs zwar nicht um jeden Preis, sondern soweit sie mit Ehren aufrecht erhalten wcrven kann: darauf ist sein neues Wehrgesctz gegründet, nicht auf den Angriff berechnet, sondern auf energische Vcrthcidigung und freie Eittscheivung für diejenige BundcSgcnoffcnschaft, die den österreichischen Staalö- interesscn am meisten entspricht. Herr v. Beust ist ein zu gu ter Kenner der Geschichte und zugleich wissend, „wer glcichgil- tig oder hohnlachend vor den Warnungstafeln der Geschichte vorübcrgcht, wirft gleichzeitig den Schlüssel weg, der die Räth« sei der Gegenwart löst", als baß er nicht genau zu erwägen vermöchte, welches Gewicht Oesterreich 1813 in die Waagschale der Verbündeten Napoleon I. gegenüber warf: dieser hätte sicherlich die große Coalition Englands, Rußlands, Preußens und Schwedens gesprengt, wenn ihm nicht gleichzeitig Oester reich gegenüber getreten wäre. Freilich nur mit Hilfe englischen Geldes, da die Jahre 1809 unv 1811 — die Schlacht bei Wagram uns der Bankrott — Oesterreichs politische Bedeut ung lief herabgcdrückt hauen. Eine ähnliche entscheidende Stell ung im europäischen Slaalensystemc geecnkt die Politik deö Grafen Beust dem österreichischen Staaic abermals zu erringen, aber mit eigenen Mitteln: diese Mittel kann aber nur der Friebe gewähren, und Oesterreich wirb sich nur einer Coalition an- lchlicßcn, welche gewillt und stark genug ist, jeden europäischen Friedensstörer entweder im Zaume zu halten oder nicderzuwer- fen. Und so lange Frankreich, England und Oesterreich, wenn auch nicht förmlich verbündet, so doch in der Frage über die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens einig sind, wird schwerlich irgend eine andere Macht die Kriegslahnc in die Hand zu nehmen wagen. Und da der östcrreichischc Staals« tanzlcr eben so klar beult, als charakterfest handelt, so werden gewisse auswärtige Liebkosungen gleich den Schmähungen auü der alten und neuen Hcunath cindruckoloS an ihm vorübcrziehcn. Schließlich noch folgende Bemerkung. Preußens Jena (den 14. Oct. 1806) war Oesterreichs Sadowa oder Königgrätz (1866). Preußens Neugestaltung ward erleichtert durch Vic vorauüge- gangenc Vorbildung seines Volkcö und durch die Stärkt unv Allgemeinheit eines Naiionalgcfühlö (die Polen waren noch ohne Bedeutung), aber erschwert durch die Armuth und Er schöpfung ces größeren Thcilö seiner Provinzen. In letzterer Beziehung hat Oesterreich einen außerordentlichen Vorthcil vor aus vor vcm damaligen Preußen, und gelingt cö der inneren Politik Oesterreichs, seine 34 Millionen Bewohner geistig zu beleben, um mit Hilfe dieser geistigen Belebung die Naturreich- thümcr auezudculen und der Industrie immer neue Kräfte zu zuführen und deren Erzeugnisse mit in die günstigsten Bahnen nach Innen und nach Außen zu lenken, dann erst wird man das „Donaurcich" in seiner ganzen Bedeutung und Herrlichkeit sehen. O Sachse». Auch in diesem Jahre veranstalteten die beiden wackcrn Lehrer zu Krippen, Hr. Kanig und Hr. Meißner, am Geburtstag Sr. Maj. dcö Königs mit ihrcn Zöglingen auf dein Saale des Erbgcrichlö eine musikalisch-deklamatorische Abcnv- unterhaliung zum Besten einer Christdcschccrung für arme Kin der. Die deutlich wahrnehmbaren Fortschritte der Zöglinge fanden allseitige Anerkennung. Den Prolog sprach, w!e im vorigen Jahre, Herr Paul Zange. An den Vorträgen auf dem von Heren Eduard Biener jun. gütigst dazu geliehenen Piamno bctheiligtc sich Herr Biener selbst, indem er mit Herrn Meißner ein Houüo von Mochely ü guut.ro muins präcis und ausdrucksvoll vonrug, dem in der 2« Abihcilung Herr Meißner em Itoucko von Kalkbrenner mit großer Fertigkeit folgen ließ. Die Glanzpunkte der Aufführung waren im ersten Theil daö von den Zöglingen dcö Herrn Kanig crecutirtc Festspiel: „Deö Königs Heimkehr" von Dir. Kretzschmer in Löbau verfaßt, und im 2. Theile der Unterhaltullg; die Kindcpspmphonie von