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Erzgebirgischer Volksfreund : 14.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192409140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240914
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-14
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 14.09.1924
- Autor
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-r > Das ÄoMk-p. IM' die Berichte über die Lage der einzelnen Industrien im- Aützüst spät «ingegangtzn. Der Beschäftigungsgrad Mar für das In- und Ausland durchaus unbefriedigend. Diel- fach M»vvn Auslandsgeschäfte überhaupt nicht ausführbar. Ein- selne,Industrien berichten, daß ihr Auslandsgeschäft vollkommen Mt. Die im vorigen Monat von einzelnen Betrieben einge- führte Kurzarbeit hielt an. Verschiedene Betriebe melden, daß sie bei Anhalten der ungünstigen Geschäftslage gezwungen sein werden, Kurzarbeit einzuführen. DieÄrbetter b e wegu ng läßt sich mit wenigen Worten dahin zusammenfassen: wenig Neueinstellungen, hier und da noch Entlassungen, geringe Ab- nähme der Erwerbslosen im gesamten Bezirk. Im allge meinen bezeichnet nmn die Kreditgewährung durch di« Banken noch als sehr ungünstig. Die Bankztnsen sind immer noch zu hoch, wenn auch vereinzelte Ermäßigungen der Zinsfüße einyetveteu sind. Schon aus diesem Grund rönnen, abgesehen vön anderen Schwierigkeiten, Bankkredite nicht auf- genommen werden. Einzelne Banken nahmen Kundenwechsel mit einer Laufzeit von 4b Tagen an. Die Eibenstocker Stickerei - Industrie teilt als einzige Industrie mit, daß .sie in Bezug auf Kredite bei den Banken keine Schwierigkeiten fände. Wie in allen Wirtschaftsgebieten Deutschlands, so hat matt auch im westlichen Erzgebirge seit Monaten Hoffnung auf Erlangung von Auslandskrediten gesetzt. Aber alle Hoffnungen sind, wie man aus Berlin innner meldete, aus außenpolitischen Gründen zerflossen. Leider haben sich, wie es .in Zeiten wirtschaftlicher Not der Fall immer war, auch un- lauere Elemente die Not der Wirtschaft zunutze gemacht und sich als Auslandskveditvermittler aufgetan, natürlich auf Kosten der Kreditsuchenden, die in ihrer Notlage gern die sich scheinbar bietende Hilfe freudig ergreifen wollten. Die Mehr zahl der Industrien klagte immer noch über die ungünstigen Zahlungsbedingungen der Rohstofflieferan ten. Nur erst vereinzelt erweiterte man in diesen Kreisen die Zahlungsbedingungen auf 30 Tage und bekundete bei der Berechnung von Verzugszinsen Entgegenkommen. Im allge meinen bezeichnet man aber die Lieferungsbedingungen noch al« rigoros. Der Eingang der Außenstände war , immer noch schleppend. Willkürliche Erweiterungen der Zah- lungsziele und Verweigerung von Verzugszinsen-Zahlung wären auch im August an der Tagesordnung. Nur in der Eibenstocker Stickerei- und in der Herrenwäsche-Industrie wur- den die durch Derdamdsbodtngungen sestgel^ten Verzugszinsen von feiten der Kundschaft anerkannt und geleistet. Die Metall industrie meldet eine Besserung im Eingang der Zahlungen. Rach wie vor bezeichnet man die Gestehungskosten als viel zu hoch. In der Metallwarenindustrie spricht man von Gestehungskosten, die um 80—100 Prozent hoher als in der Vorkriegszeit sind. Trotz der sehr hohen Gestehungskosten, be dingt hauptsächlich durch Frachten, Steuern, Sozial-Lasten, Rohstoffpreise und Löhne, waren die Verkaufspreise sehr niedrig, für das Ausland aber immer noch viel zu hoch. Die Preise der Auslandskonkurrenz lagen teilweise 50 Prozent unter den deutschen. Es ist selbstverständlich, Laß bei solchen Preisen ein Auslandsgeschäft unmöglich ist. Auch im Inland mußten die Verkaufspreise, die meist verlustbringend waren, niedriger gehalten werden, damit Auslandswaren ins Inland Eingang fanden. Die Meldungen über Schleuderpreise, be sonders in der Hausgeräte- un- Küchengeräte-, in der Papier- und in der Herrenwäscheindustrie vermehrten sich. Man sprach vielfach schon von Angst- und Notverkäufen. Unter der Zahl der hie Verkaufspreise ungünstig beeinflussenden Faktoren heben wir zunächst wiederum die hohen Steuern hervor. SoMmer rosig. und MM Robert hat n i e Zett K Kein Mensch hat Zeit: Ich kann sehen, wo' ich bleibe. Eine Arbeit reiht sich an die andere, alles mit Hochdruck! Und wenn ich helfe, mache ich's niemandem recht." — „Der Winter wird ruhiger werden," beschwichtigte er lächelnd. Die schlanke Hand init den Zügeln versank im Schoß und die Blicke des Mädchens in der Ferne. „Das Schicksal," sagte sie endlich träumerisch, „spielt so seltsam, daß es für den be sinnlichen Menschen einen unwiderstehlichen Reiz hat, dem Gewirre der Fäden nachzuspüren, an denen es ihn hält und lenkt. Tausend „Warum" werden wach, auch in mir. Warum mußten unter Hunderten gerade wir zwei uns finden? Es hatüm sich mir bis dahin so viele Möglichkeiten geboten, mein Herz zu verschenken — warum ergriff ich keine?? Ich geleitete fünf Freundinnen zum Altar und lernte so viele tüch- tige, nette Männer kennen und mancher ließ mich mer ken . . ." Sie hielt inne und der Notar dachte: „Komisch, daß sie mir dies alles erzählt! Wir kennen uns doch so wenig — ich habe ihr nie gezeigt, wie gut sie mir gefällt — ich habe ihr nie die Kur geschnitten, weil ich Bräute grundsätzlich nicht hofiere. Und einen so ehrwürdigen, bsichtvüterlichen Eindruck werde ich doch auch nicht machen, durch den ihre Bekenntnisse gerechtfertigt wären . . ." Gladiole mochte das Nämliche fühlen, denn sie preßte die Lippen zusammen und verstummte völlig. Ihre Hand zog die Zügel straffer und der Falbe begann zu traben. Wille suchte ihrer Verlegenheit zu Hilfe zu kommen, indem er frug: „Wo lernten Sie Ihren Verlobten kennen?" Ein Lächeln voller Holdseligkeit befreite ihre Züge von der peinlichen Erstarrung: „Ja, denken Sie, es war im Feld. Ich hatte die Leitung einer Bücherei. Hunderte von Soldaten kamen täglich in unser Heim. Und unter Hunderten auch Er. Wie seltsam, daß unter Hunderten?! — sagen Sie selbst! Es muß doch in den Sternen geschrieben stehen, daß er und ich . . . Oder wie wäre es sonst zu erklären?" — Wille lächelte mühsam: „Möchten Sie recht, recht glück- lich werden!" — „Ich danke Ihnen. Gute Wünsche sind gute Begleiter. Aber, Herr Notar, ich möchte Gewißheit haben." Es war ihm unmöglich länger an sich zu halten. „Und was wird sein," frug er fast atemlos, „wenn Ihnen Uebles prophezeit wird; wenn Sie erfahren sollten, daß Ihre Zukunft an Hobeins Seite durchaus nicht rosig und heiter, sondern schwer und sorgenvoll sein wird? Daß Ihre Wahl auf einer Täuschung beruhte?" — Ihre Augen waren voll Staunen und Bestürzung auf ihn gerichtet. Wenn es mein vorgeschriebener Weg ist," sagte sie schüchtern, werde ich ihn trotzdem gehen müssen." — Er richtete sich so jäh jn die Höhe- daß sie fast er- schrak. „Nein, Fräulein Gladiole, das werden Sie nicht. Wenn Sie so gläubig gegenüber den Verkündigungen der Sibylle sind, daß sie Ihnen Wahrheit bedeuten, werden Sie ein Ver löbnis lösen, das nur Unheil auf Sie heraufbeschwören will. Man braucht nicht erst lange Psychologe zu sein, um zu fühlen, daß Sie schon länger an Ihrem Glück zu zweifeln begonnen haben. Hand aufs Herz!" — „Aber nein, Herr Notar! nein, nein!" stammelte sie be- klommen. „Liebes gnädiges Fräulein," sagte er, „glauben Sie mir: mit einem Herzen voll Liebe und Zuversicht wären Sie gar nie auf den Gedanken gekommen, bei der Sibylle sich Rats zu holen. Niemals! Prüfen Sie sich selbst! Und wenn Troß aller DeroHnunaen vom.Reichsflnanzminister bekunden die Finanzämter nicht immer und überall in Bezug auf Stun- Lung, Verzugszinsen und Zerzugszuschläge Entgegenkommen, Einstimmig sind alle Industrien in Lem Urteil, daß die Steuern in keinem Verhältnis zu den Umsätzen stehen. Gerade in der Zeit, in der die Verkaufspreise meist Derlustpreise sind, erweist sich die Berechnung der Einkommen- steuer von den Bruttoeinnahmen in Form von Auszahlung als ein großer volkswirtschaftlicher Widersinn. Es widerspricht den elementarsten volkswirtschaftlichen Grundbegriffen, Lie Ein kommensteuer nach dieser Norm zu berechnen. Wo kein Gewinn vorhanden ist, ist kein Einkommen vorhanden. Und bei Ver lusten kann man keine Einkommensteuer zahlen. Das gegen- wärtige Steuersystem muß zum Tode der deutschen Industrie führen. Zahlreich sind auch die Klagen über die Belastung durch die fozialen Abgaben. Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit dieser Abgaben und bei aller Begeisterung für unsere soziale Gesetzgebung darf man nicht vergessen, daß eine totkranke Wirtschaft leider sich nicht den Luxus weitgehender Liebesbetätigung gönnen kann. Nichten wir unsere Wirtschaft erst wieder auf und helfen wir ihr, die alten Kraftquellen wie der zu erschließen, aus denen Gelder für praktische und für edle Zwecke fließen. Konzerte, Thealer, Vergnügungen. I Au«, 13. September. Das erste Konzert der Volkshochschule Aue hätte ein volleres Haus verdient. War doch das Doppelquar - tett ehemaliger Kreuzschüler aus Dresden angekündigt, das m der Nachbarschaft schon mehrfach Begeisterung durch seine Dar bietungen erweckt hat. Die zehn jugendlichen Sänger leisteten in der Tot Vorzügliches. Ihre Dortragsordnung war sehr geschickt aufge- baut. Volkslieder und ernste, zarte Kunstlieder wechselten in feiner Wahl miteinander. Den Schluß aber bildeten lustige Chöre von sol cher durchschlagenden Wirkung, daß die ganze Zuhörerschaft herzlich lachte und stürmisch ein« Zugabe verlangte. Wohlgemuts „Pappel- mäulchen" und Rößlers „Wirtshäusel" wurde auch drastisch, wie wohl nicht übertrieben, hcrausgearbeitet. Besonders aber wirkte das musikalische Schnarchen des bayrischen Schmiedes unter dem Tisch Les „Stillcbens" unwiderstehlich komisch. Die Gefangskultur der Krucianer entspricht durchaus den großen llcberlieferungcn des be rühmten Dresdener Kreuzchores. Welch fein getöntes Piano! Welche Schlagkraft des Forte! Wie sicher war Rhythmus und Reinheit des Tons! Staunenswert innig zusammengesungen ist dieses Doppel- quartett. Schab«, daß die Mitglieder unserer sämtlichen Auer Man- nerchöre nicht vollzählig zur Stelle waren. Sic hätten ihre Helle Freude an solch hervorragender Männerchordarbietung gehabt. Men- delssohns „Wendstündchen" oder Zöllners „Morgenqebet" wurden mit unnachahmlicher Feinheit gesungen. Die ganze Herbe von dem Brahmsfchen Lied« „In stiller Nacht" und di« Lieblichkeit von Lerch ners Werk „An den Sonnenschein" wurden mit edelsten musikalischen Mitteln plastisch gemacht. Etwas langsam, aber wunderbar ab gestuft, erklang Othegravens bekannte Volkslied-rbrarbcitung „Der Jäger aus Kurpfalz". Als Solist ließ sich Erich Marx hören. Er sang Lieber von Schubert und Hugo Wolf in sauberer Durch- fcilung und sorgsamer Tongebung. Doch fehlte noch die letzte seeli sche Vertiefung. Ähnlich ist der Klaviersolist Johann Rö- der zu beurteilen. Seine Ehopinsche Polonaise in Es (Werk 22) zeigte überraschende Technik, virtuoses Können. Aber der Anschlag erscheint mir noch zu hart. Das silberne Hcrniederrieseln der Passagen aus den höchsten Lagen nach der Tiefe zu, das bei Chopin berauschend schön klingen kann, blieb ein bloß sauberes und sicheres Anschlägen der Töne. Röder wird aber noch reifen und sein Spiel gewiß vergeistigen, diesen Eindruck gewinnt man. — Für den kom menden Winter hat Dr. Sieber wieder eine Reih« vielversprechen der Konzette angekündigt. Möchten sie noch besseren Zuspruch aus allen musikliebenden Kreisen unserer Stadt finden, damit die Volks- Skizze von Anna Blum-Erhard- Walter Will«, der junge Notar von Eggenfelden, wan- tert«, die Aktenmappe unterm Arm, auf einem Feldweg der ^nach Laufen führenden Straße zu. Etwas Lichtblaues flatterte «zwischen den Alleebäumen, und wenn es kein Schmetterling oder nicht eine losgerissene Blüte der Clematis war, dann Iwas es ohne Zweifel der blaue Schleier des Fräuleins von »Sitten. Wirklich, sie kutschierte da oben — und allein! Eine ihm selbst unbegreifliche, jähe Freude sprang im Her zen des Notars empor. Er beschleunigte die Gangart und er reichte die Einmündung des Sträßleins genau in dem Augen- blick, als der Hob ische Wagen mit dery bekannten Falben -daherratterte. In: lebhaften Schwenken seines Hutes verriet sich seine Bewegung und ebenso teilte sich sein Vergnügen an Per unverhoftten Begegnung der. hübschen Gladiole mit. „Niemand hat dort Zeit für mich", erwiderte sie seinen Gruß, „da bin ich ausgerückt. Das arme Tier sehnte sich, genau wie ich mich, nach einer Abwechslung," und sie klopfte mit den Zügeln, die leicht in ihrer schlanken Hand ruhten, dem un geduldigen Pferd auf den Rücken. „Wie reizend sie alles vor- oringt," dachte Wille, „sie könnte das Gewagteste sagen und es würde anmutig und selbstverständlich klingen! Was der Hobein für ein Glückspilz ist!" , . „Geschäft oder Vergnügen?" forschte das Fräulein mit seinem Blick auf die Mappe. — „Nichts als Geschäft! Was gäbe es in Laufen . . .?" Da unterbrach sie ihn freudig: „Nach Laufen müssen Sie? Wenn Sie Zutrauen zu mir als Äagen- lenkerin haben, so steigen Sie ein! Ich bringe Sie bis an die Stufen des Gerichts oder wo man Ihrer bedarf!" — Er schwang sich in den Wagen und während er ihr gegenüber Platz nahm, vollendete er den abgebrochenen Satz: „Was gäbe es in Laufen anderes, das der Mühe hinzugehen verlohnte!" „Ohl" machte sie mit geheimnisvollem Ernst, „für mich lohnt es. Ich werde dort hinter die Kulissen schauen. Man wird mir die Schleier der Zukunft lüsten." Ihren leuchtenden Augen so verwirrend nah, konnte er nichts weiter hervor bringen, als: „Gelüstet Sie's??" — „Oh! ich brenne!" — Abwehrend hob er die Hand: „Gott behüte Sie! Wie kommen Sie darauf?!" — „Wieso ich? Warum nicht ich? . Nichts sicht bei Mir so unumstößlich fest als der Einfluß der Gestirne auf unser Schicksal. Man wird mir da« Horoskop stellen und ich werde wissen, was mir bevorsteht." Er schüttelte wieder holt den Kopf, mißbilligend und fast traurig. Sie aber, kampfbereit, fuhr fort: „Ich weiß in Laufen eine Frau, die sich mit Astrologie befaßt." „Ach," entgegnete er geringschätzig, „die Sibylle in der Hexengasse! Was könnte Sie Ihnen Gutes oder Ueberraschen- des sagen, auch wenn sie die Sterne zu Hilfe ruft! Das Ver- gängene wissen Sie — in der Gegenwart leben Sie — und die Zukunft werden Sie sich selbst bauen". — Gladiole von Sitten wiegte zweifelnd da« Haupt: „Unser Witte ist gehemmt. In der Stunde der Geburt entschieden die Sterne." Gr run- zelte die Stirn: „Alter Aberglaube! Ich kann mir nicht den ken, daß Ihr Bräutigam solchem Wahne huldigt ..." — „Ich werde Mich hüten, ihm davon zu reden." — „Nun, sehen Sie! So lassen Sie'» sein! Warum Schatten heraufbeschwörcn in ^n<Dasein, da» so rosig und eben vor Ihnen liegt?!" — Sie DM; .H»? ftLheo-ÄL d«n UNtxieb aztf einem Gut im börbschule Aue weiterhin ihre Muslkpfkege aufrecht erhalten kann/ - - - L. B. Schneeberg, 13. September. Das am Sonntag, dem 21. 9., nachmittags 3 Uhr in der St. Golfgangskirche stattfindende Länel-Elaus-Kirchenkonzert bringt zuerst: Todeszug und Toten- fug« Op. 50 für Orgel von Hans Fährmann. Prof. Hans Fähr mann lebt als Otjähriger in Dresden, war Schüler von C. A» Fischer, Hofpianist Scholtz und Nikode und ist Kantor .und Or ganist an der Iohanneskirche und Lehrer an der Hochschulab teilung des Dresdner Konservatoriums. Er wird als Kompo nist von Vokal- und Instrumentalwerken sehr geschätzt. Seine Bedeutung liegt ober unzweifelhaft auf dem Gebiet der Orgel. „Hier schältet er als souveräner Herr des Gebietes. Fährmann hätte auch Orgelkomponist werden müssen, wenn ihn das Schick sal nicht in den Beruf gedrängt hätte, in dem er sein« Lebens aufgabe erblickte. An der Orgel hat sich ihm die Welt der Musik erschlossen. In den Orgelwerken redet ein Gewaltiger zu uns, ein Musiker von ursprünglicher Kraft, ein Architektoniker, der schlicht und groß gestaltet. Man hat F. den Richard Strauß der Orgel genannt. Nur wäre es falsch, F. gleich Strauß als Ver treter der Moderne anzusprechen, das ist er nicht, wenigstens nicht in dem üblichen Sinne; denn die stärksten Wurzeln seiner kompositorischen Kraft haften in dem Boden Ler Klassiker. Daß er in seiner Harmonik nicht unbeeinflußt geblieben ist von den großen Geistern, die auf dem Gebiet Ler Tonkunst revolutionär wirkten, braucht kaum erst nachgewiesen zu werden. Aber daß F. immer er selbst geblieben ist, spricht mehr als alles anders für Lie ursprüngliche Eigenart des Künstlers von Gottes Gnaden. Sein heiliger Ernst um die Sache und die Tiefe seiner Kunst bewahrten ihn, den mühelos Produzierenden, auch Lavor, ein kritikloser Vielschreiber zu werden." (Aus „Die Harmonie", Zeitschrift der Vereinigung deutscher Lohrergesangvereine.) Döll tiefinnersten Ernstes ist das Werk 50: Todeszuq und Toten fuge. Eine Deutung des Menschenlebens, ein Memento morr von zwingender Kraft in Ler musikalischen Zeichnung, dem Fürsten der Nacht als dem sieggewohnten Feind jeden Lebens gewidmet. Zu einer einsamen Größe erhebt sich diese Tondich tung in dem von heißer Leidenschaft durchlebten Molto agitato mit einem der schönsten Themen Fährmannscher Erfindung und Lem Las Werk pompös beschließenden Maestoso eroico: „So laßt uns mutig ziehen ihm entgegen, uns beugen seiner Macht und Majestät! Das Hauptwerk des Konzerts ist Albert Beckers „Selig aus Gnade", ein Kirchenoratorium nach Worten der heiligen Schrift für Lhor, Soli, großes Orchester und Orgel. A. Becker starb 189!) in Berlin und' gehört zu den Spätroman tikern. Außer einer ganzen Anzahl Lhor- und Kammermusik- merke hat B. 1878 Aufsehen erregt durck Aufführung seiner großen, viel Ernst-schönes enthaltenden Messe in B-moll und eine von ihm komponierte, in Wien preisgekrönte G-moll-Sin-< fonie. Das Oratorium „Selig aus Gnade" ist ein bedeutendes,! dem ehemaligen Kaiser gewidmetes, allerdings stark an Brohm»! Die Stütze der Hausfrau. Es gibt Hausfrauen, die immer hei ter sind, auch heute noch. Trotz der schweren Zeit ist der Küchenzettel stets fertig, der Mann freut sich über das gute Essen. Die Kinder finden zu jeder Tageszeit ein dick bestrichenes Butterbrot für ihren ewig hungrigen Magen und doch ist das Haushaltungsgeld so be scheiden wie bei der Nachbarin. Wiegehtdaszu? Das tut die frische Resi! Wenn andere über die höhen Butterpreise stöhnen, Hilst dort Resi in der Küche, Resi beim Frühstücksbrot. Rosi ist die neue bayerische Kermnargarine: sie kostet nur die Hälfte der teueren But ter und ist von einer verblüffenden Ergiebigkeit. Alpenmil ch und Vitamine machen die frische Resi nahrhaft für Kinder und Er wachsene. Sie einem erfahrenen Manne glauben wollen, so sollen Sie wissen, daß ich gleich von Anfang an den Eindruck hatte, daß der gute Hobein sich an Ihnen ein gar schönes, aber fremd artiges Vöglein hat eintun wollen, das niemals auf seine« gutbebauten Scholle heimisch geworden wäre." Er schwieg und sah sie eindringlich an, und sie begann unter der Wärme sei nes Blickes zu zittern. „Wie ganz anders," fuhr er fort, „wür den Sie den Umtrieb auf dem großen Gut empfinden, wenn er der Ihnen angepaßte Lebenskreis wäre. Sie würden gar nicht spüren, daß niemand Zeit für Sie hat. In jeden Schup pen würden Sie Ihr feines Näschen stecken und jeder Acker riefe Ihnen Willkommen zu. Statt dessen — ich hab' es wohl bemerkt — heben Sie die zarten Röcke hoch, wo nur ein Strohhalm liegt, und rücken aus, wenn kaum Hände genug da sind, die Arbeit zu bewältigen. Das sind nur die äußeren Um risse. Wie es zwischen Ihnen und Hobein steht, werden Sie während Ihres hiesigen Aufenthaltes wohl am besten gefühlt haben." Er hielt inne, da er ihr Köpfchen sich neigen sah, in stummem, aber beredtem Zugeständnis an die Wahrheit seiner Beobachtungen. Und in der Tat war sie aufs Tiefste erschreckt, kämpfte mtt sich, ihm zu widersprechen, ihn zu widerlegen. Aber sie fürchtete, in Tränen auszubrechen, sobald sie nur den Mund auftüte — und konnte sie denn ernsthaft widerstreiten . . .? Als Wille sie so zusammenducken sah, bereute er beinahe, daß er sich hatte Hinreißen lassen. Aber es war nun nicht mehr zu ändern; das Städtchen war erreicht. Der Wagen hielt und er mußte aussteigen. Eine flüchtige Sekunde ruhten ihre Augen, ruhten ihre Hände ineinander. Seinen Dank, ihr Lebewohl verschlangen die rollenden Näder — Gegen vier Uhr machte sich Wille auf den Rückweg. Die Klauseln waren dem Testament des Müllers zugefügt, die Ge schäfte beendet. Nichts hielt ihn mehr. Und doch lauschte er immer wieder mit angehaltenem Atem, und verirrte sich zwei mal in die Nähe des Hexengäßchens, aus dem es sinnbetörend nach rotem Oleander duftete. Dann hatte er den Ort im Rücken und vor ihm her lief die Landstraße und spähte und horchte gleich ihm vergeblich nach wehenden Schleiern und Huf schlag des Falben. Tiefe Stille lag zwischen den Alleebäumett und nur die Bläulinge tanzten wie windgeworfene Blüten AM das mahlverwandte Blau der Wegwarten. So unschlüssig war der Notar noch nie zeitlebens gewesen als in den nächsten Tagen. Dutzendmal griff er zum Hut und nahm die Richtung des Weges unter die Füße, die cÄdanken und Gefühl ihm wiesen. Doch jedesmal, wenn der rote Giebel des Hobeinschen Gutes austauchte, machte er fluchtartig Kehrt. Und so verzehrte ihn die Begier, zu erfahren, was die Sibylle verkündigt und zu welchen Entschlüssen Gladiole gelangt war, daß ihm Schlaf und Appetit mangelten. Eines Tages aber; fand er einen Brief auf seinem Pult. Das Fräulein von Sit ten schrieb, sie habe ihre Verlobung gelöst, nach dem Gespräch mit Wille auf den Besuch bei der sternenkundigen Frau ver zichtet. Seine Gründe seien stichhaltig genug gewesen, die Lek tion, die er ihr erteilt, hart, aber gesund. Dafür danke sie ihm von Herzen. Er sah nach dem Stempel. Das Forsthaus Steinach lag zwei Stunden hinter seiner Heimat Reut. -Die Gerichtsferien standen vor der Tür. Mit dem Besuch bei seiner Mutter konnte er den bei Sittens verbinden. Binnen acht Tagen wiirds sich sein Schicksal entschieden haben. Und er fühlte, nein, wußte, daß zwischen den knappen geilen des Brieses eine Verheißung! stand, witz sie kein Horoskop, glückliche? pffepbaxM wM-. -
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