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Nr. 21«. 14. Seplember 1924. Erzgebirgischer Dolksfreund. »«log L M Miln«, Me. 1. Beldlell. Der A«Ws um den deulschen Rhein. Don Dr. Ernst Müller - Meiningen. Müller. Meiningen, der bekannte demokratische Führer, findet in dem nachfolgenden Artikel so energische Worte, wie wir sie sonst von demokratischer Seite leider nicht gewöhnt sind. Es darf dabei nicht vergessen werden, -aß das Nheinproblom von anderen Problemen abhängt, bei denen die Stellungnahme gewisser demokratischer Kreise durchaus nicht einwandfrei ist. Nur durch offenes Bekennt nis zum nationalen Deutschtum und durch Han deln in diesem Sinne können wir das Rheinland erhalten. „E. V." Der zweitausendjährige Kampf um den deutschen Rhein hat in dem Ringen des Weltkrieges seine jüngste typische Pe riode entrollt. Was Frankreich nicht mit den Waffen fast der ganzen Welt und durch Aushungerung des deutschen Volkes erreichte, will es mit Hilfe des schmählichsten aller Friedens- diktate und seiner sadistischen, mit Absicht unklaren und un möglichen Leistungen erreichen: Der Rhein soll die „natür liche Grenze" zwischen Frankreich und Deutschland sein und bleiben. Die ganze Ruhr-Affäre, der Einfall französischer Truppen mitten im sogenannten „Frieden" wegen nicht gelie ferten Holzes und Kohlen, soll nur eine Kulisse sein, um desto sicherer den Rhein zu behalten. Ist die deutsche Industrie im rheinisch-westfälischen Vorlande des Rheins zertrümmert oder in fester Kontrolle, dann läßt sich das Ziel der Rheingrenze umso leichter dauernd erhalten. Diese hervorragend geschickte Räubertaktik Frank reichs zeigt bereits ihre deutlichen Erfolge: An Stelle der aggressiven deutschen Taktik gegenüber dem Versailler Schand diktate spricht heute jedermann nur noch von der „Ruhr-Räu mung", nicht mehr von der Revision oder Beseitigung des Diktates von 1919: Die Neichsregierung und mit ihr fast die gesamte deutsche Presse beruft sich auf Schritt und Tritt auf den Versailler Vertrag. Aus Angriffsposition sind wir in die vollendete Verteidigungsstellung durch die frevel hafte, verbrecherische Ruhr-Affäre vom 9. Januar 1923 ge drängt worden. Deutschland scheint jetzt beinahe froh zu sein, wenn es den Boden des sogenannten Vertrages unter sich hat und sich damit gegen die fortgesetzten Rechtsbrüche des fran zösischen Regimes verteidigen kann. Es ist an der Zeit, daß sich dieser ganzen unseligen Rückwärts-Entwicklung das deutsche Volk einmal bewußt wird. Dabei wagt man anscheinend die für die Zukunft des Reiches bedeutsamsten Fragen nicht mehr offen aufzurollen. Aus Sorgen, es könnten neue Gewalttaten Frankreichs die Antwort sein. Das gilt in erster Linie von der Grundfrage, ob die Frist von 15 Jahren für die Besetzung des linken Rheinufers in Art. 428 des Versailler Vertrages, die „vom Inkrafttreten" des Versailler Vertrages an gerechnet werden soll, heute überhaupt schon läuft. Frank reich — Poincare wie Herriot — steht bekanntlich auf dem Standpunkte, die Frist habe überhaupt noch gar nicht zu lau fen begonnen, da der Vertrag nicht erfüllt sei! Dese unge heuerliche Auslegung einer klaren Ver tragsbestimmung bedeutet natürlich nichts anderes als die dauernde Wegnahme des linken N h ein ufer s, die Erreichung des Ziels des ganzen französischen Volkes, die Erfüllung des Traumes aller französischen „Pa trioten" seit der großen französischen Revolution, ja seit Lud wig XIV.: Es besteht nicht der geringste Beweis, daß Her riot von dieser allgemeinen Linie der traditionellen Politik Frankreichs abweicht: Er weiß nur geschickter als Poincare, Millerand, Tardieux und Genossen den aufgeklärten Mann „des neuen Geistes", den er wiederum weniger von der deut schen „Demokratie" fordert, zu mimen. Hervorragende englische Politiker haben die Größe der Gefahr aus dieser Auslegung des Versailler Diktates erkannt. So hat der frühere englische Premierminister Asquith in der Sitzung des englischen Unterhauses vom 14. Juli 1924 die von der französischen Auffassung „total abweichende" englische Meinung vertreten und die englische Regierung auf die eminente Gefahr der französischen Stellungnahme hinge wiesen. Er hat in Uebereinstimmung damit verlangt, daß England nach seiner Vertragspflicht am 10. Januar 1925 nach Ablauf der fünfjährigen Frist gemäß Art. 429 die Kölner Zone ver- lW und die volle Souveränität Deutschlands dort wiederher- Hauptsache nur eine nichtssagende Wortleistung ohne wirkliche Garantie gegen Mißbrauch —, nur zu dem Zweck« betreibt, um so sicherer der Vernunft und ihrer Vertragstreue bezüglich des Ryeinlandes ein Schnippchen zu schlagen: Die fran- zösische Armee fühlt sich in ihrem unerhörten Luxus, in diesem herrlichen „Krieg im Frieden" in den rheinischen Quartieren so wohl, daß es auch einer ehrlichen, französischen Regierung vielleicht nicht möglich ist, sie wieder herauszubringen, — es sei denn, daß die ganze Welt sichbeizeiten energisch gegen den klaren Länderraub auflehnt. Hier ist auch für Eng- land die Achillesferse. Es ist charakteristisch, daß eine Reihe großer englischer Zeitungen, darunter sogar Macdonalds Leib journalist Brailsford im „Daily Herold", die Gefahr bereits wittern und Macdonald warnen. Die deutsche Reichs regierung hat aber die heilige Pflicht, raschestens, ohne jeden taktischen Verzug dafür zu sorgen, daß jede Brunnenvergiftung über den Ablauf der 15-, 10- und 5jährigen Fristen der Art. 428 und 429 -es Versailler Ver trages verhindert wird: Sie würde sich später der schwer sten persönlichen Verantwortung aussetzen, wenn sie diese Klar stellung — einer der wichtigsten Bestimmungen des Versailler Diktates — vielleicht aus irgendwelchen taktischen Gründen verzögern würde. Das „Nach uns die Sintflut" könnte in diesem Falle den Untergang des deulschen Reiches bedeuten! Denn ohne den Rhein kann kein deutsches ReichaufdieDauerbestehen! Darüber ist in Deutsch land ohne Unterschied der Parteistellung mit der Regierung das ganze Volk einig. Und in der Sitzung vom 6. August 1924 — also während der Londoner Konferenz — hat der Vorgänger des jetzigen Premierministers, LloydGeorge, dieselbe Frage von neuem aufgerollt. Er hat die französische Behauptung, daß die De satzungsfrist von 15 Jahren noch nicht zu laufen begonnen habe, direkt einen „nicht streng ehrenhaften Weg" genannt und von neuem, wie Asquith, an den Minister präsidenten die Anfrage gestellt, was die englische Regierung dieser gefährlichen Meinungsdifferenz gegenüber zu tun ge denke. Der jetzige Premier Macdonald hat — (trotz oder wegen seiner pazifistischen Gesinnung, oder wegen seiner Sorge vor dem dräuenden Poincare?) — die wiederholten Anfragen nicht beantwortet, sondern sich mit einer Fülle von Verlegenheits- sprüchen aus der Affäre zu ziehen versucht. I a, er ist so weit gegangen, — was sein Freund Brailsford im „Daily Herald" bestätigt, — Herriot auch hier den Steigbügel zu halten und zu sagen, daß die englischen Truppen am 10. Januar 1925 die Kölner Zone nicht verlassen werden: Nicht bloß wegen der guten Beziehungen zu der deutschen Zivilbevölkerung in Köln, — sondern auf die Gefahr hin, daß Frankreich aus diesem Präjudize für seine hochgefährliche Auslegung der Art. 428 und 429 das Recht auf ewige Okkupation des linken Rhein ufers herleitet, denn der größte Esel findet doch, — auch ohne die meisterhafte, hergebrachte französische Stabulistik, — einen Grund, über „nicht pünktliche Erfüllung" irgendeiner Bestim mung jenes sadistisch-ungeheuerlichen Diktates von 1919 zu prozessieren! Ich meine, unsere bisherigen Erfahrungen mit dem lothringischen Advokaten und seinen Kniffen sollten die deutsche Reichsregierung überzeugt haben, daß wir noch eine schwere Leidenszeit bis zum 15. August 1925 durchzumachen haben, bis wirdieN uhrwirklich geräumt sehen werden! Diese jüngsten Vorgänge im englischen Unterhause aber hätten meines Erachtens allen Beteiligten, in erster Linie natürlich der deutschen Delegation, die Verpflichtung auferlegt, über diese wichtigste Frage der deutschen, ja der europäischen Politik und Zukunft volle Klarheit zu fordern. Ich kenne die Gründe nicht, warum es nicht geschah, nehme selbstverständlich an, daß es reiflich erwogene waren, die mich aber von der Anregung der Frage in der Oeffentlichkeit nicht abzubringen vermögen. Denn mehr noch als die Schuldfrage wird diese Frage der Räumung des linken Rheinufers die Welt in Auf regung erhalten: Es besteht der Verdacht, daß Frankreich all das, was es jetzt scheinbar konzediert — es ist vorläufig in der Der heutigen Nummer des ,,E. V." liegt ein Preisausschreiben des Tennis- und Hockeyklubs Aschersleben bei, das behördlich ge nehmigt ist. i Sie MGMe Lage -er MerrMglschen MW« Im August 1924. ä Auf Grund der von den öffentlichen Arbeitsnachweisen eingegangenen Bericht« ist Uber den allgemeinen Ar beitsmarkt folgendes zu sagen: Bis zur Mitte des Be richtsmonats wurde ein Anhalten der Verschlechterung des Ar beitsmarktes gemeldet. Eine Wäschefabrik stellte Einführung von Kurzarbeit für allernächste Zeit in Aussicht. Der öffent liche Arbeitsnachweis für das Gebiet von Aue urteilte am 16. August, daß der Höhepunkt der Krisis überschritten sei. In der Woche vom 17. bis 23. August teilte der Schwarzenberger Bezirk mit, daß noch keine wesentliche Besserung eingetreten und die Zahl der Erwerbslosen gleich der in der Vorwoche sei, La aus der Zahl der zu Forstarbeiten verwendeten Erwerbs- losen eine größere Zahl Arbeiter zurückgeflossen sei. Der Auer Bezirk berichtet, daß in dieser Woche der Ärbeitsmorkt noch kein einheitliches Bild böte, und daß teilweise eine Belebung eingetreten sei, der erneute Entlastungen gegenüberstünden, Eine Holzbearbeitungsfabrik schloß ihren Betrieb, wodurch dioi Zahl der Erwerbslosen gesteigert wurde. Im Allgemeinen war die Bermittlungstätigkeit der öffentlichen Arbeitsnachweise sehr beschränkt. In der letzten Augustwoche konnte eine größere Zahl beschäftigungsloser Arbeiter aller Berufe bei einem staat lichen Wafferkraftbau untergebracht werden. f lieber die Ar beits Marktlage einzelner In dustrien ist folgendes zu berichten: In der Metallin dustrie blieb in der ersten Woche die Arbeitsmarktlage äußerst ungünstig. Einige Firmen waren noch gut beschäftigt; andere nahmen erneut Entlastungen vor, so daß die Zahl der Erwerbs losen Metallarbeiter, stieg. Besonders gering war die Beschäf tigungsmöglichkeit für ungelernte Arbeiter. In der 2. Wochoi nahmen imSchwarzenbergerGebiet zwei stillgelegte Betriebe die Arbeit in stark vermindertem Umfange wieder auf, so daß Beschäftigungsvermittlung durch den öffentlichen Ar beitsnachweis erfolgen konnte. Dieser Zustand hielt in diesem! Gebiet auch in Ler 3. und 4. Woche an. ImAuerBezirL trat erst in der dritten Woche eine kleine Besserung ein. Dies« zeigte sich besonders im Rückgang der Arbeit suchenden' Schlosser, Dreher und Former. Hingegen blieb die Lage der Klempner und ungelernten Arbeiter ungünstig. Wiewohl in der Wäscheinüustrie für die erste Woche eine Verschlech terung der Lage in Aussicht gestellt war, ist diese nicht einge treten. Es wird die Lage als unverändert während des ganzen Monats bezeichnet. In der Schneeberger Stickerei- Industrie trat in der dritten Woche eine kleine Besserung ein für Sticker und Stickerei-Hilfsarbeiter. Der Rückgang der Zahl der Arbeitsuchenden hielt auch in der vierten Woche am, Im Spinn st off, Gewerbe und in der Weberei-In- dustrie war die Lage des Arbeitsmarktes im ganzen Monat! günstig; für die chemische Industrie wird sie als stabik bezeichnet. Ebenso ist in der Papier-, Pappen- und Holzstoff - Industrie keine Verschlechterung eingetreten^ Ein papierverarbeitender Betrieb hat einen Teil der Arbeite» entlassen. In der holzverarbeitenden Industri« ist im Schwarzenberger Bezirk eine Verschlechterung eingetreten. Zwei größere Betriebe arbeiten mit verminderter Belegschaft noch voll, während die kleineren Betriebe still liegen. Im Auer Gebiet trat in diesem Gewerbe in der dritten Berichtswoche eine Verschlechterung ein, die in der vier ten Woche anhielt. Die Arbeitsmarktlage in der Schuh warenindustrie war im ganzen Monat gleichmäßig un4 günstig. Im Baugewerbe lagen die Arbeitsverhältnisfsj günstig für Maurer. Für die Zimmerer trat ein kleiner Rück schlag ein, der erst in der vierten Woche sich nach der günstigen! Seite änderte. Die Beschäftigung für Maler und Anstreicher' war gleichmäßig gut. /> Ueber die wirtsch aftl i che Lage der In d'u striänt' selbst ist folgendes zu berichten: Da viele Firmeninhaber oder deren verantwortliche Vertreter zur Leipziger Messe waren, ^quMnpMSN „Seeliger" Lpevikloum gegen Olcdt, LUlvuma, Iscdia« eto., mit bestem Lrlolgo erprobt, ru baden beim Hersteller ^cklsrapolltsks zu«, S. S«»Na«r, V«t»nliotalrs0s. Nestsnüt.: kkenssplcdln 6,0 I^stk.-Vlsgn. «ulk. oa. 0,5 Lol. lock. 0,2 pU. 6. ?rei» dilc. 3.—. nscb »uevStts nack Vorauirskluns v. Nic. 3,50: fsIniÄes gskauU unck gsv» cklsaolbvn dsl SV.— kdk. HnraUlung »d. 1. Lüsc kskirsiig- ii. kiStmssclimoniisus „zipbs" psrnrut 337. ————— s«gr. 1S99. ksparsluron prompt u. dMIgol. LLcds. llsck- u. karben-Inckuotrls. keroruk 343. la rumLn. I^eicktbenrin. 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