Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 08.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192406089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240608
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-08
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 08.06.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Derkewigunssrede de» Rwvemninister». MU«H«»»< d«r Mißtrauexvote« gegen bk Sk-kn»«g Marx. In d« Frettagrsitzung des Reichstages suchte der Außenminister Dr. Stresemann da» zu verteidigen, «a» die Reichsregierung Politik nennt. Er bestritt zunächst gegen über der Kritik de» Grafen Westarp die Unterwürfigkeit der Regierung gegenüber dem Auslande. Die Reichsregierung sei durchaus bereit, die amtlich« Aufrollung der Kriega sch u l b fr a a e in die Land zu nehmen, sobald sämtliche Doku- mente der Oeffentltchkett übergeben morden seien, (guruf rechts: Warum erst dann?) In dem gusamentritt der Sachverständigenkon- f«renz sieht Dr. Stresemann eine ganz große Wendung der weltpolitischen Lage und den Weg des Gedan kens, daß die Reparationsfrage au, der Machtatmosphäre her- ausgenommen und in die Atmosphäre der Wirtschaftsfragen hineingestellt wird, (guruf rechts: Ewige Illusionen!) Ich messe, so erklärte er, all den Herren, die bei dem Sachverständigengutachten mitgewirkt haben, volle Objektivität zu (Lachen rechts). Das ganze Gutachten wird in seinem Effekt schließlich von dem Seist bestimmt werben, in dem es durchge- führt wird, und von ven Persönlichkeiten, die daran mit zu entscheiden haben. Es fördert diesen GeistMicht, wenn sie (nach rechts) sich darüber hinwegsetzen, daß andere Nattonen auch ob jektiv denken können. Bis zu diesem Tage ist eine bedeutende Entwicklung vor sich gegangen. Ich weise ausdrücklich darauf bin, daß das Sachverständigengutachten in dem Satze mündet, daß Deutschland nicht zugemutet werden könne, gegenwärtig und im ersten Jahre auch nur einen Pfennig aus seinem Bud- get zu zahlen. Eine der schlimmsten Kriegsschuldlügen war die von den« betrügerischen Bankerott Deutschlands. Diese Behauptung hat Poineare dazu gedient, die Ruhrbesetzung der Welt plausibel zu machen. Wenn jetzt anerkannt wird, daß Deutschland nicht zahlen könne, dann bricht damit die moralische Grundlage für die Besetzung überhaupt zu- sammen. (Sehr richtig.) Ich habe alle Veranlassung, die Frage der Wiederaufhebung der Besetzung als die wichtigste in den Vordergrund zu rücken. Ich weih, daß die Sachverständigen die deutschen Leistungen von 1928 an im wesentlichen Maße überschätzt haben. Die öffentliche Meinung sieht in dem Gutachten, das unter dem maßgebenden Einfluß der amerikani- scheu Sachverständigen zustande gekommen, die wirtschaft liche Bibel der Gegenwart. Statt der bisherigen ausgetretenen Gleise sind zur Lösung des Problems der Reparationsleistungen endlich neue Wege gesucht worden, um gleichzeitig zwei Dinge zu vereinigen: ein- mal das Recht Frankreichs auf Revarations- leistungen (Unruhe bei den Nat.-Soz.) und zweitens, die Pflichten Deutschlands zu begrenzen. Wenn die Vorschläge der Sachverständigen Sachleistungen nur insoweit verlangen, wie es ohne Gefährdung der deutschen Wirtschaft geschehen kann, so ist das ein Bruch mit dem bisher vertretenen System. (Erneute große Unruhe rechts.) Der zweite Angelpunkt des Gutachtens ist das Zustandekommen der internationalen Anleihe von 800 Millionen Mark. Diese 800 Millionen fließen der deutschen Währung zu. Wenn Sie nicht in das vollkommen ausgedörrte Flußbett unserer Wirtschaft ganz neue Gewässer hinetnleiten, werden wir alle mit verdorren. Da kann man es nicht so darstellen, als ob wir uns damit in die Abhängigkeit vom internationalen Kapital begeben. Wenn wir während des Krieges etwas mehr von die sem ausländischen Kapital abhängig gewesen wären, würde manches besser geworden sein. (Unruhe rechts.) Der Minister weist hin auf die Neugestaltung der Ver waltung der deutschen Reichsbahnen, bei der wir um das Uebergewicht in der Verwaltung zu ringen haben werden. Das wird zu einer Gefahr werden können, wenn die vorgesehe- 'nen Summen aus der Reichsbahn nickt herausgewirtschaftet werden können. Selbstverständlich weroen Sie die Reichs- Legierung da an der Seite derjenigen finden, die eine erträg- liche Aenderung der schweren und gefährlichen Bestimmungen erreichen wollen. Heute ist die Reichsbahn nur die Trägerin einer Verzinsung, die herausgewirtschaftet werden muß. Ich frage Sie, ob wir nicht auch ohne das Gutachten gezwungen wären, gerade aus der allgemeinen Finanznot heraus über haupt eine andere Eisenbahnpolitik zu treiben. (Zuruf rechts: Nein!) Als Meinung der Regierung möchte ich zum Ausdruck brin gen, daß die Wiederherstellung der Berwal- tungseinheit in die Herstellung der Souveränität ein geschlossen ist. Wir können keine Garantie übernehmen für eine vernünftige Steuerpolitik, wenn nicht die Verwaltungs hoheit wieder hergestellt wird, und ebenso wenig für eine un gestörte Produktion. Ich nehme nun folgenden Vorschlag an, wobei ich willkürliche Termine annehme: Annahme der betref fenden Gesetze in Deutschland am 1. Juli; Aufhebung aller Be stimmungen Frankreichs bezügljch der Zollinie usw. innerhalb 14. Tagen, also am 14. Juli. Wir Vinnen selbstverständlich keine Leistungen übernehmen, ehe wir wissen, daß diese Voraus setzung für uns sichergestellt ist. Wenn die französische Regierung das Gutachten annimmt, bann wird sie auch die Konsequenzen aus dem Gutachten ihrerseits ziehen (Lachen rechts). Dafür wird die Beteiligung aller anderen Nationen an dem Gutachten eine Garantie bleiben (Lachen rechts). Der Einfluß der Vereinigten Staaten ist allerdings tatsächlich ein Novum, aber die Vereinigten Staaten haben mehr Mittel als irgend «ine andere Natton der Welt, ihrer Antipathie gegen eine Nichtausführung des Gutachtens Ausdruck zu geben. Die Franzosen werden aus eigenem Inter- esse sich wohl hüten, die Konsequenzen aus den Gutachten nicht zu ziehen, ich habe keinen Zweifel daran. Die Fragen der Freilassung der Gefan- genen und derRückkehr der Ausgewiesenen konnten in dem Sachverständigengutachten nicht behandelt werden, da das Gutachten sich nur auf wirtschaftliche Fragen bezieht. Ueber diese Fragen stehen wir seit Wochen mit den übrigen Regierungen in Verbindung und sind dabei auf Ver ständnis der anderen Nationen für diese Fragen gestoßen. Die militärische Räumung des besetzten Gebiets ist eine Prestigefrage. Aber in dem Sachverständigengutachten ist ge sagt, daß die Sachverständigen keine andere Kontrolle zulassen könnten als die, die sie selbst in dem Gutachten genannt haben. Das bedeutet, daß die Sachverständigen eine militärische Kon trolle, ein militärisches Eingreifen in die Wlrtschaftsverhält- Nisse nicht billigen. In das Sachverständigengutachten gehören diese Fragen aber nicht unmittelbar hinein, sie können nicht zu einen, seiner Bestandteile gemacht werden. Ls gibt andere Gelegenheiten, bei denen sie zum Austrag gebracht werden kann. Es wird alles versucht werden müssen, um sie gleich zeitig mit der Annahme des Gutachtens zu regeln. — Ich komme nun zu der Frage der Annahme ober Ablehnung de» Sachverständigengutachtens im Ganzen. Nichtannahme des unteilbaren Ganre» würde bedeuten, daß sich jede Nation 183 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung Dienstag, den 24. Juni. Etsenbahnerstreikf BerN», S. Juni. In fünf Eisenbahnerversammlungen de» gestrigen Tages wurde einstimmig eine Resolutton angenom- men für den Beginn des Etsenbahnerstretk» am 18. Juni. Die Versammlungen verliefen außerordentlich stürmisch und standen ganz unter kommunistischem Terror. Berlin, 6. Juni. Die Vertreter der Gewerkschaften waren gestern beim Reichearbettsmintster. Sie verlangten außer ordentliche und beschleunigte Maßnahmen für einen Preis abbau, wenn eine neue große Lohn- und Streikbewegung im ganzen Reiche vermieden werden solle. Die Antwort des Neichsarbeitsminksters war insofern zustimmend, al» er di« Berichtigung der Forderungen anerkannte und einen Kabi. nettsbeschluß in der Frage de» Preisabbaues in Aussicht stellte. Gebräche«« kamm»»istische Obstruktiv«. Schwerin, 6. Juni. Die gestrige Vollsitzung des mecklen burgischen Landtages, die um 3 Uhr nachmittags begann, dauerte die ganze Nackt hindurch bis heute 4)4 Uhr morgens, also 13 N (stunden. Di« Mehrheit des Landtage» von den Deutschnationalen bis zu den Sozialdemokraten durchkreuzte die Absichten der Kommunisten, den Abschluß der Etat- beratung zu verhindern. Gegen 4 Uhr nachts konnte die zweite Lesung beendet werden. Die Widerstandskraft der Kommu nisten war gebrochen. Sie konnten gegen die dritte Lesung keinen Einspruch mehr erheben, da sie nur über 4 Stimmen verfügten. So wurde die dritte Lesung rasch durchgeführt, worauf sich der Landtag auf den 17. Junk vertagte. Rom, 6. Juni. Die italienische Regierung hat die Delas- suna der italienischen Ingenieure an der Ruhr bi« 1. Oktober beschlossen. Darm wird eine Bestätigung der Fortdauer der Nuhrausbeutung durch die Regie gesehen. Berit», S. Juni. Der zur Deutschen Dolkspartei gehörende Abg. v. Kemnitz, der gegen seine Fraktion und für das Mißtrauensvotum gestimmt hat, ist aus der Reichstagsfraktion der Deutschen Dolkspartei ausgeschlossen worden. Berli», 6. Juni. Der Reichstagsausschuß für auswär tige Angelegenheiten trat heute zusammen. Dem Ausschuß gehören 28 Mitglieder an. ZujN Vorsitzenden wurde der sozialdemokratische Abg. Müller-Fran ken gewählt, zu feinem Vertreter der deutschnationale Abg. Graf Westarp. Die nächste Sitzung findet an, 17. Juni statt. Tagesordnung: Besprechung des Sachverständigengutachtens und event. des deutsch-russischen Zwischenfalls. ganz gewiß an niemand im Ausland« herandrängen, auch an England nicht. Ob es aber praktisch ist, dies in aller Oeffent- lichkeit auszusprechen, gerade England gegenüber, das erscheint mir immerhin zweifelhaft. Wir sind den Franzosen wahrhaftig weit genug entgegengekommen. Meine Partei hat von Anfang an gesagt, daß wir nicht die Möglichkeit hoben, das Sach verständigengutachten von vornherein abzulehnen, aber wir wollen nichts unterschreiben, was für uns untragbar ist. (Zu ruf in der Mitte: Wir auch nicht!) Die Annahme des Sachver- ständigengutachtens ohne ganz wesentliche Aenderungen und ohne Gewährleistung der Ruhrbcfreiung wäre allerdings ein ungeheurer Fortschritt, aber ein Fortschritt zum Verdor ben. Dr. Stresemann verfügt selbst unbestreitbar Uber eine große Aktivität, aber sie geht in eine verhängnisvolle Richtung. Er macht dem deutschen Volke die Annahme des Gutachtens schmackhaft und unterläßt es, das deutsche Volk vor den Gefahren des Gutachtens zu warnen. (Sehr rich tig! rechts.) Dem Auslande muß endlich gezeigt werden, daß im deutschen Volke ein Lebenswille vorhanden ist, der dem Feinde Grenzen zieht. Jetzt kann sich die neue Re gierung nur halten, wenn sie von derselben Sozialdemo, kratie, die immer wieder den Kommunisten Zugeständnisse macht, gestützt wird. In die Opposition gedrängt, werden wir einen großen nationalen Block gegen die Re gierung bilden. Wir wollen nicht wieder unser eigenes Todesurteil unterschreiben. Eine außenpolitische Befreiung ist überdies nicht möglich, solang« die Unterdrückung der gesam ten vaterländischen und völkischen Bewegung durch die preu ßische Polizei andauert, solange Severing in Preußen regiert. Wir werden den Augenblick erzwingen, wo man uns ruft, und wenn wir uns in die ausschlaggebende Stellung hineingekämpft haben, dann werden wir aus der verantwort- lichen Opposition zu einer Politik übergehen, die dem Volke endlich Glauben und Hoffnung wiedergibr. Abg. GrafReventlow (Natsoz.) unterzieht die Sach verständigen de» großen Gutachtens einer scharfen Kritik. Sie seien" nur Angest e l I te der Morgan-Gruppe, einer Gruppe, die nicht rein idealistische Ziele verfolge. (Heiterkeit.) Der Redner erklärt: Wir teilen nicht den Optimismus der Regierung und jener Parteien, die glauben, daß man über dieses Gutachten werde verhandeln können. Jedesmal seit 6 Jahren hieß es vor einer neuen Entscheidung: Die Sache wird nicht so schlimm werden. Wer aber hat Recht gehabt, die Politiker der nüchternen Ueberlegung oder wir? Tatsächlich haben sie die letzten 5 Jahre Katastrophen Politik ge trieben. Abg. Koch (Dem.) bedauert das Sinken des Niveaus im Reichstag. Präsident Wallraf gibt die Zusicherung, daß er be- müht sein werde, das Niveau des Reichstages wieder zu heben. Dieses Haus soll wieder eine Arena der sachlichen Rede und Gegenrede werden. Er bittet alle Parteien, dafür zu sorgen, daß all« starken Temperamentsausbrüche unterbleiben. (Lebh. Zustimmung.) Der Haushaltplan für 1924 wird darauf dem Haushalt ausschuß überwiesen. Es folgt dann eine ausgedehnte Geschäftsordnungsdebatte über die Reihenfolge der Abstimmungen über die vorliegenden Mißtrauens- und Vertrauensvoten. Zuerst wird abgestimmt über das deutsch nationale Mißtrauensvotum. Dafür stimmen mit den Deutsch nationalen die Nationalsozialisten, die Kommunisten, die wirt- schaftliche Vereinigung und die Deutschsozalen. Das Miß trau ensvotumwirdmit 239 gegen 194 Stimmen abgelehnt. Für das Mißtrauensvotum stimmt« auch der Abgeordnete von Kemnitz (D. Dp.) Auf Antrag des Abgeord- neten von Kardoff (D. Dp.) wird dann über den „Der- trauen san trag" der Nationalsozialisten zur Tagesord nung übergegangen. Es folgt dann die Abstimmung über die Billigungsformel der Regierungsparteien. Dafür stimmten mit den drei Mittelparteien auch die Sozialdemokraten, die Bayrische Dolkspartei und die Wirtschaftliche Vereinigung. Die Billigungsformel wurde mit 247 gegen au» diesem Kuchen die Rosinen herauopickt, die ihr gerade« passen. Au» wirtschaftlichen Interessen Verden dl« Nationen aber für uns «tntrekn, daß die» unteilbar« Ganze auch von der Gegenseite tnmeachalten wirb. Stresemann sprach dann, wa» im gewissen Widerspruch zu seinen Ausführungen am Anfang seiner Rede steht, daß er die gewisse Skepsis Uber da» Dechalten der Entente uns gegenüber teile. Denn da» deutsch« Doll sei zu oft getäuscht worden in dem, wa» es erwarten konnte. (Erneute allgemein« Zustimmung.) Da« da» Ausland „Nationalismus" n«nne, habe sein« tiefste Wurzel in der Politik, die jahrelang Deutschland gegenüber getrieben worden sei — so habe Macdonald gesagt. Abg. Schlange (Dnatl.): Ich habe heute nach der Rede des Hrn. Dr. Stresemann wieder von neuem das Gefühl ge- habt: Wenn Deutschland durch Reden gerettet werden könnte, wäre es schon lange gerettet. Man hat sich andererseits des Gefühls nicht «vwchren können, daß, wie wir so oft an ihm bemerkt haben, da», was er sagte, getragen war von den un- geheuerlichsten Illusionen, getragen von dem unge- heuerlichsten Optimismus, aber letzten Ende« nichts weiter war als «ine klingende Schell«, der nachher der Erfolg versagt war. Don der Kriegsschulbfrage hat der Kanzler in einer Form ge- sprachen, die uns kein Vertrauen einflößt. Wir wollen uns Die Regierungskrise i« Frankreich. Pari», 6. Juni. Der Abg. Herriot hat heute erklärt! Wir ändern unsere Stellungnahme nicht und haben für den Augenblick nichts anderes zu tun, als abzuwarten. Wenn der Präsident der Republik, was ich nicht glaube, linksstehende Politiker finden sollte, die die Mission annehmen, die er ihnen übertragen möchte, so würde ein solches Ministerium bei seiner ersten Begegnung mit der Linksmehrheit in der Kammer auf Wider st and stoßen. Paris, 6. Juni. Millerand hat am Donnerstag pri- vatim Clemenceau empfangen. Man glaubt, daß, wenn die Regierungsbildung der Linken durch Herriot scheitere, Mil lerand versuchen würde, ein noch nationaleres Kabi nett zu bilden, als es das Kabinett Poincares war. Bremen, 6. Juni. Der von den Kommunisten ge stellte Mißtrauensantrag gegen den Bremer Senat wurde ab gelehnt, da die gesetzliche Stimmenzahl (61) nicht erreicht wurde. Für den Antrag stimmten die Kommunisten und di« Sozialdemokraten mit 51 Stimmen, dagegen die Demokraten, das Zentrum, die Deutsche Volkspartei und einige Deutsch nationale mit 44 Stimmen. Die Deutsch-völkischen und di« Mehrheit der Deutschnationalen enthielten sich der Stimme. Christiani«, 6. Juni. Wegen Aufforderung zum milk- tärischenStreik wurden heute der Vorsitzende der Nor wegischen Arbeiterpartei, der Chefredakteur des Arbeiterbla- det und der Vorsitzende des linkskommunistischen Iugendbun- de« zu je fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Acht an dere Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von 75 bis 120 Tagen. Lo«do«, 6. Juni. In den nächsten Monaten wollen bi« britischen Fabrikanten in neunzehn Städten der Welt, dar unter Prag, Bordeaux, Genf, Padua, Dünkirchen, Melbourne," Riga, Brüssel, Gothenburg, Toronto, Leipzig. Danzig, Amsterdam, Antwerpen, Utrecht, Buenos Aires und Paris eins- Ausstellung britischer Fabrikate veranstalten. 2 SerMche Angelegenheiten. Der Linkskurs in ÄoaMisns-Sachsen. Wie die „Dresdn. Volksztg." meldet, ist der sßzialdemokra«- tische Landtageabgeordnete Ämtshauptmann Kühn, Großen hain, -um Polizeipräsidenten von Dresden ernannt worden. An seine Stelle tritt der sozialdemokratische Landtagsabgeord- nete Wirtschaftsminister und Ministerpräsident a. D. Fei lt s ch. Kühn war schon in den Tagen der Revolution Leiter des Dresdener Polizeiwesens. Er ist am 30. April 1871 in Rochlitz geboren und besuchte dort acht Jahre die erste Bürgerschule und drei Jahre die Fort- bildungsschule. Nach der Entlassung aus der Schule war er als Tabakarbeiter tätig. 1919 wurde Kühn zum Mitglied der Volkskammer gewählt und gehörte dann dem Landtag an. Vom Mai 1920 bis nach den Landtaoswahlen im November 1920 war er Minister des Innern. Im Mai 1922 wurde er zum Ämtshauptmann von Großenhain ernannt. Fellisch ist, wie bekannt, ein (jetzt verkappter) radikaler Sozialist. Wir können noch allerlei weitere Ueberraschungen, die aus der neuen Verbrüderung im Reiche entstehen, erleben. Wie wäre es z. B., wenn man den Hrn. Menke und Graupe die beiden offenen Kreishauptmannsstellen in Zwickau und Bautzen übertrüge? P f i« s st««r „Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Opfer an . . .", so begrüßt der Dichter das Pfingstfest. Ehedem, schon im 13. Jahrhundert, zog man au» in die Wäl der, um den „Mai" zu suchen, und als man ihn fand in Gestalt der neuaufgcblühten Natur, da trug man ihn in Form von Birkenzweigen und ganzen Dirkenbäumchen mit nach Haus, schmückte Türen, Dächer, Zimmer, auch die Ställe damit, und da und dort, wie heute noch, trugen die Kinder Maienbäum chen auch von Hau» zu Haus und sangen dazu. Mancherorts, namentlich in ländlichen Gegenden, ist's auch Sitte, daß di« Burschen ihren Mädchen einen Maienbaum in der Pfingst nacht heimlich vor das Hau« stellen. -Auch die Kirche selbsi feiert Pfingsten durch Schmücken des Mars und der Eingäng« mit Maienbäumchen. Das Charakteristische unserer heutigen Pfingstfeiern sind Ausflüge in die nähere oder weitere Umge bung; in der guten alten Zeit hingegen begab sich alt und jung auf den Pfingstanger, in dessen Mitte aus Birken di« Pfingstlaube aufgebaut war. Da gabs dann ein fröhliches Treiben bei Musik, Gesang und Tanz und Spiel. Heute, wie gesagt, zerstreut man sich in die weite Welt; die Großstädter feiern Pfingsten in kleineren Kreisen, und nur die Landbe wohner halten an alten überlieferten Sitten fest. Aber zu alledem gehört Pfingstwetter! Hoffentlich bletbt's nicht aus! Fröhliche Feiertage! * DK Lage im Kohlenbergbau. Eine stark besuchte Derg- arbeitevversammlung in Freithal stellte sich einmütig auf den Standpunkt, daß einem Diktat der Unternehmer auf keinen Fall nachzugeben sei. Beim Schluß der Versammlung alnL
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)