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Erzgebirgischer Volksfreund : 27.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192405277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240527
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-27
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 27.05.1924
- Autor
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vtAMrgMer DoMsfreünd. Verkaß E. M. BelblÄk^- IX Demel versair Bl / « D« «» »« «« a« P« Dis tuf dsn «US den »ährend Kandbnn M. L Hre« Zusan f-lg t zu die dem N Reichs Reichs Leauft «I Sc Bahnh thaler 1«—W 4,0 m Die Pc vvm 7. T«sl B kläri h«ige> und T Bereits der Pi wenSig rige S beraub einem fprül Durchfi verlanc oerabsc Neichse deutsch« gestellt nur mi verstau, müsse a nen an Die Lü die W i Recht vertrag Wieder! mäßig I ficherhei find ge« bei ein, wärtige rung de einzuset Dte Be volkspa Deutsche Regier«! beteilige die bere Pi - als fähigen S»ngzw menden Regierm dürfe ad Händen beanspru Stellung A schäft dem < worde D G von, S S- m////s»«a/asd tsieSdre«», «oc/a/ee/e« 2u ksden la 0rvL«tt«ar Io ^o« , vcoeerle Slmoo onU Ocoesri« Prior L io LLÜoitz: vrvLsrie I» Vtoalsck Xocdi. «r. 123. 27. Mai !S2^ Da sah er sie plötzlich lächelnd an. „Wollen Sie mir durchaus den Kopf verdrehen, Fräulein von Hilbert?" „Und wenn?" entfuhr es ihr ohne Ueberlegung. „Ist es ein Unglück, wenn man sich an einem so hübschen Abend wie heute gegenseitig ein bißchen den Kopf verdreht . . . um den Ernst des Lebens zu vergessen?" Nein, ein Unglück ist es nicht. Aber es wird Ihnen bei mir nicht gelingen." „Wie ungalant! Uebrkgens — sind Sie denn gefeit gegen — sagen wir vorübergehende Stimmungen?" „Ja. Wenigstens lasse ich sie nie Herr werden über mich." „Also ganz „Vernunftmensch"? „Wenn Sie es so nennen wollen — ja! Gefühle haben nämlich leinen Wert, wenn Vernunft sie nicht beherrscht. Sie sind wie feurige Nenner, die unbedingt des Zügels bedürfen." „Das leuchtet mir aber gar nicht ein! Und es ist auch nicht währ. In 'der Liebe wäre es zum Beispiel sehr traurig, wenn Vernunft immer als Präzeptor am Katheder säße! Stellen Sie sich das nur einmal vor, Herr Gvttulan! Zwei Verliebte, die erst bei der Vernunft anfragen müßten, ob sie sich auch lieb haben — dürfen!" Sie lachte hell auf. Auch er lächelte ein wenig, wurde aber gleich wieder ernst. „So wie Sie es darstellen, gnädiges Fräulein, scheint es ja lächerlich. Aber wenn Sie ein wenig nachdenken über die Sachen, geben Sie mir vielleicht doch recht. Vor allem: Sie sprechen von zwei Dingen in einem Atem, die ganz verschiedene sind — Liebe und Verliebtheit." „Das ist doch dasselbe?" „Durchaus nicht. Verliebte fragen freilich nicht nach Ver nunft. Sie sind die Renner ohne Zügel, die dann gedankenlos vorwärtsstürmen, in neun Fällen von zehn einem Abgrund oder einer Wüste zu. Liebe prüft auch mit der Vernunft, be- rät sich mit ihr und behält oder — verwirft." „Sie könnten das? Ich meine, wenn Sie jemand wirk- lich liebten, ihn verwerfen oder. . . entsagen, bloß weil die Vernunft vielleicht nicht alles in Ordnung findet?* „Gewiß könnte ich es! Das wäre ich doch den Aufgaben schuldig, die ich mir im Leben stellte. Man kann nicht mit ganzer Kraft arbeiten, wenn das Herz beständig in Unruhe ist. Liebt ein Mann dagegen glücklich, das heißt, hat er das rich- tige Weib neben sich, dann verdoppeln sich seine Kräfte auch für die Arbeit. Darauf allein kommt es also an: ob eine Liebe fördert oder schädigt in ihrer Gssamtwirkung! Das gilt natur- lich auch für die Frau." „Demnach «Ässen Sie sich also einmal nach einer sehr be deutenden Frau umsohen, Herr Gottulan!" sagte Adalise spöttisch, gereizt durch die Erinnerung an Klaudias Bemer kung: Ich glaube nicht, daß er sich je bloß ein hübsches Spiel- zeug nähme." Er blickte ihr ruhig in die schönen, unruhig flinimernden Augen. zehntausend Raffles und die Industrie ein. Selbst die „indu- striellen Interessen" dieser heiligen Gilde, und selbst die letzte Sensation für Schiebers und Raffkes ist nicht so wichtig, wie die Hebung unserer Gesamtkultur, mit der es von Tag zu Tag schlimmer aussieht. Wir haben einen Reichs-Künstwart! Was uns dringend not tät, wäre ein Uber den Parteien stehender Mann, der mit strenger und milder Hand die hysterischen Ver- stiegenheiten und von Amerika übernommenen Auswüchse ein dämmte: ein Kulturwart! „Bedeutend im Sinne der Welt müßte sie wohl nicht sein. Bloß das, was ich von ihr erwarte: fähig, ihren Platz an meiner Seite und in meinem Herzen auszufüllen!" Adalife fühlte plötzlich eine seltsame Unruhe in sich auf steigen. Ein dunkles Verlangen, diesem durch nichts aus seiner Ruhe zu bringenden Mann irgendwie beweisen zu können —- eine solche Frau wäre ich! Sie versank in Schweigen. Komisch, in was für ein Ge spräch sie sich da vertieft hatten . . . und Klaudia hatte viel leicht doch recht... ein gewöhnlicher Mann war Leo Gottulan nicht. Die Hausfrau hob die Tafel auf. Jemand machte den Vor schlag zu tanzen. Diener wurden gerufen, um die Möbel im Salon zusammenzurücken und einen freien Platz zu schaffen. Ein Klavierspieler wurde geholt. Prinz Löwenkreuz kam, um Adalife zum ersten Tanz zu bitten. Leicht wie eine Elfe schwebte sie in seinem Arm dahin, aber es war kein Sturm mehr in ihr, weder Zorn, noch Em pörung. Sie hörte kaum etwas von den heißen, verliebte» Worten, die er ihr ab und zu ins Ohr raunte. Unruhig wurde sie erst wieder, als Leo Gottulan'mit ihn tanzte. Er sprach kein Wort dabei. Aber sein Arm hielt sie fest umschlungen, und seine Hellen Augen gingen nicht über sie hinweg wie die anderer Tänzer, sondern richten beständig auf den rotgoldenen Löckchen, die Stirn und Nacken umkräuselten. Sie fühlte es, obwohl sie den Kopf gesenkt hatte. Auch die älteren Herrschaften beteiligten sich nun am Tanz, so daß der freigemachte Platz fast zu Nein wurde. Diej Luft war heiß und schwer. Dazu der Duft welkender Blumen- das Funkeln der vielen Lichter. Adwlise empfand eine beklemmende Müdigkeit. Sie sehnttz sich nach Kühle, frischer Luft, Ruhe. Aber sie tanzte weiter in einem Rausch, mit halbgeschlosse nen Augen. Bis sie plötzlich Wer etwas stolperte und beinahe gefallen wäre. Der Schreck machte sie jäh wieder ganz wach- Sie stand mit den Füßen in die Schleppe einer Dame ver strickt und wäre sicher im nächsten Augenblick gestürzt, hätte Leo Gottulans Arm sie nicht mit starker Kraft erfaßt, in di« Höhe gchoben und mit kühnem Schwung auf freies Parkett ge stellt. Gleich darauf tanzte er mit ihr weiter, als wäre nicht« geschehen. Sie aber hatte sekundenlang, während sie, von seinem Arm getragen, frei in der Lust schwebte, ein wunderlich fremdes, be rauschendes Gefühl von Geborgensein. Wie war er stark und geistesgegenwärtig! Und wie war-as süß gewesen! In schöner Verwirrung sah sie zu ihm auf. Sein Gesicht war ernst, ober seine Augen lachten. „Haben Sie sich gefürchtet?" fragte er leise. / „Nein." / Dann schwiegen sie wieder, aber ihre Blicke Weben inedm ander ruhen. Oerlttche Angelegenheiten. övjW-es Bestehen -er priv. SchSheagil-e zu Aue. Aue, 26. Mai. Zum ersten Mal seit sieben Jahren hat Aue wieder sein regelrechtes Schützenfest zur Feier des 50- jährigen Bestehens der hiesigen priv. Schützen gilde. Das Fest wurde am Sonnabend abend mit dem üb lichen Empfang der auswärtigen Gäste eingeleitet, dem sich ein gut besuchter und in allen Teilen prächtig verlaufener Kam- mers im Bürgergarten auschloß. Wenn auch dte Mitglieder der Schützengilde mit ihren Frauen den Hauptteil der Be sucher stellten, so waren doch aus allen Kreisen der Bürger schaft und insbesondere aus vielen hiesigen Vereinen Vertreter, ferner aber auch Abordnungen mehrerer auswärtiger Schützen- vereine erschienen, so daß der große Saal recht gut gefüllt war. Nachdem der von der Kapells gespielte Solinger Schützen- marsch und ein vom Gesangverein „Liederhain" gesungenes Lied verklungen war, erhob sich der Vorsteher der Gilde, Major Georg Baumann, zur Begrüßung aller Festteilnehmer. Er hob dabei besonders hervor, daß die Schützengilde bei ihrer «ruf die Pflege des Schießsports und der treuen Kameradschaft gerichteten Tätigkeit sich zwar stets von jedem politischen Ge triebe vollkommen fern gehalten, im übrigen aber die Be wegung in den Bahnen guten Bürgersinnes und echter Vater landsliebe für selbstverständlich erachtet habe. Die Festrede hielt Bürgermeister Schubert, der übrigens auch die Leitung des Festkommerses übernommen hatte. In seiner beinahe ein stündigen Rode beleuchtete er die Entstchunq des deutschen Schiitzenwesens in den Städten des Mittelalters, die Entwick lung der Schützengilden und die Entstehung der deutschen Schützenfeste, ihre Herausbildung zu allgemeinen Volksfesten und deren Aufrechterhaltung trotz des Wandels der Zeiten. Seine weiteren Ausführungen galten dann der Geschichte der im Jahre 1873 gegründeten Schützengilde zu Aue. Er konnte dabei Nachweisen, daß der Schießsport in Aue lange vor der Gründung der SchützongWe an der Stelle, wo gegenwärtig das von der Schützengilde verlassene Schützenhaus am Heidel- berge steht, geübt worden ist, und daran die Vermutung knüpfen, daß der Schützengeist bereits in den Bürgern des einst kleinen Städtchens Aue ebenso wie in den blühenden Städten der Umgebung gelebt hat und gepflegt worden ist. Nachdem er an seine Darlegungen den Wunsch geknüpft hatte, daß unter dem starken und lauteren Bürgersinne ihrer Mitglieder die Gilde bis in die fernsten Zeiten zum Wohle unseres wiederauf- zurichtenden Vaterlandes walten und blühen möge, dankte ihm die zahlreiche Zuhörerschaft durch lauten Beifall und bekundete durch Anstimmung des Deutschlandliedes, daß die Worte des Redners in ihnen Widerhall gefunden hatten. Nachdem sodann der Erste Bürgermeister Hofmann namens der Stadt der Gilde die Glückwünsche zu ihrem Jubelfeste ausgesprochen und einen silbernen Prunkpokal als Festgäbe der Stadt überreicht hatte, schloß sich die Ueberreichung weiterer Ehrengaben an, unter denen wir die von den Frauen der Schützenbrüder dar gebrachte prächtige Fahnenschleife, die von der Schützengilde zu Annaberg, von den Vereinigten Militärvereinen, von der Vereinigung vaterländischer Verbände, dem Allgemeinen deut- Adalises Ehe. Roman von Erich Eben stein. Copyright ISA) by Greiner L Comp., Berlin W. 30. Nachdruck und Uobersetzungsrecht in fremde Sprachen vorbehalten. <3. Lorgetzung.) Worauf sich Frau Eälia zerknirscht seufzend ihrem war tenden Tischherrn zuwandte. Prinz Löwenkreuz war sehr enttäuscht, als er seinen Rainen nicht neben dem Adalises fand. „Das geht einfach nicht! Ich werde diesen Herrn Gottulan Litten, mit mir zu tauschen ..." sagte er ärgerlich und wandte sich um. Aber da stand Leo bereits dicht hinter den beiden. „Ach, da sind Sie ja, Herr Gottulän," begann der Prinz von oben herab, „ich wollte Sie eben aufsuchen und bitten, mir Ihre Dame zu Werlassen ..." „Was ich leider ablehnen muß, Durchlaucht. So viel ich weiß, sollen Sie Baronesse Weidner zu Tisch führen, und diese wäre über den Tausch mit Recht gekränkt. Außerdem möchte kchselbft nicht auf den Vorzug verzichten, Fräulein von Hil bert ... „Aber wenn sie den Tausch doch selbst will," unterbrach ihn Löwenkreitz ungeduldig. Da sagte Adalise sehr bestimmt: „Sie irren Durchlaucht. Ich will ihn nicht!" „Womit die Sache wohl erledigt ist," nickte Leo, ihr den Arm bietend und sich steif gegen den Prinzen neigend. Löwenkreuz erwiderte den Gruß noch steifer und verbeugte sich stumm vor Adalise. Ihre Worte hatten seine Eitelkeit empfind lich getroffen. Adalise hatte erwartet, daß Leo Gottulan ihr danken würbe für ihre Parteinahme. Aber er tat es nicht. Und plötz- llch fiel ihr bei seinem Anblick das gestrige Gespräch mit Klaudia ein. „Bei einem Leo Gottulan würden deine Künste versagen," hatte Klaudia dies nicht behauptet? Es war lächerlich. Wenn Sie nur wollte. Und sie wollte in diesem Augenblick wirklich. Denn auch nur, um einem anderen zu beweisen, daß st« sich nichts aus ihm machte. Angemerkt konnte er ihr nichts haben. Sie hatte sich tadellos beherrscht. Freilich — sie selbst wußte am besten, was pe diese lächerliche Ruhe kostete. Wild und zerrissen sah es kr ihr aus vor zorniger Empörung. Und ... vor Scham... und ... Schmerz ... Adälise wurde plötzlich sehr liebenswürdig und gesprächig. Ihre dunklen Augen strahlten, das zarte Rot ihrer Wangen vertiefte sich. Sie fühlte, daß sie wunderschön aussah und be- «nchermd wirken mußte. Aber diesen Mann mit den Hellen immer kühler blickenden Lugen bezauberte sie nicht, das fühlte sie gleichfalls. immer mehr aus sich Herauszugehen bis zu Der 2la-iv-A«fttg. Don Karl Wilhelm-Frankfurt a. M. Zu allen Segnungen, die uns Amerika schon beschert hat — da» Taylorsystem, den Shimmy, die Cocktails und den „smar- ten" Europäer —, haben wir nun also auch das Radiounwesen übernommen. Dagegen wäre an sich gar nicht zu sagen. Im . Gegenteil: jede technische Errungenschaft kann und soll als solche freudig begrüßt «»erden. Nun kommt aber bereits der große Haken: man verwechselt nämlich technische Errungen- schafton mit Kultur, urährend sie doch tatsächlich lediglich einen Fortschritt in der Zivilisation bedeuten. Wo man jetzt hinsieht und hinhört, überall wird die Verbreitung von Wort und Ton Mf drahtlosem Wege als letzte Aulturerrungenschaft gepriesen. Die Möglichketten, die die neue Errungenschaft bietet, find, Wie noch einmal betont sei, bewundernswert. Aber man ver- geffo doch nicht, daß es sich da um rein technische und besten- falls wirtschaftliche Dinge handelt, die zunächst einmal mit Kultur nicht das mindeste zu tun haben. - Kultur kann überhaupt nicht von Geschäftsunternehmungen »gemacht" werden, und gar Kunst, die als Geschäft betrieben wird, ist ein Unding, wie jedes Theater beweist, das sich nicht wehr des finanziellen Rückhalts an einem kunstsinnigen Für- stenhof erfreut, sondern das gezwungen ist, dem Kaffenaus- zveis zuliebe Zugeständnisse an das Publikum — und was für ein Publikum — zu machen. Will man wirklich behaupten, daß die dxahtlose Verbreitung modernen Operettenkitsches und sen- fimental« Kabarettlied« Kunst oder in »kulturellem Interesse" nötig sei? Will man etwa behaupten, daß die drahtlose Der- schandelung Mozartscher Opern ein Fortschritt ist? Die Sache liegt doch ganz einfach so, daß allein die Sensation reizt, Tie darin liegt, daß man etwas, das in London vorgeht, an seinen» Schreibtisch in München oder sonstwo hören kann. Was und vor allem wie man es hört, kommt erst in zweiter Linie in Frage. Das „was" hängt davon ab, daß die Sendestationen Geld verdienen wollen und müssen und infolgedessen genau den gleichen Salat als Programm zubereiten, wie es die Kaffee häuser machen. Das „wie" ist eine technische Frage, und je der, der einmal einen Lautsprecher gehört hat, weiß, daß es, rein ästhetisch, ein sehr minderer Genuß ist. Jedes mittel- mäßige Grammophon ist besser. Benutzt man Kopfhörer, so ist zwar die Uebertragung reiner, aber vor dem berüchtigten Kna- xen infolge atmosphärischer Störungen, vor plötzlichem An- «nd Abschwellen der Tonstärke bleibt man auch da nicht ver- schont. Zudem fällt bei der Uetertragung von Opern die ur sprüngliche Instrumentation und das vom Komponisten ge wollte Klangverhältnis weg, weil nmn verschiedene Klangfar ben gar nicht übertragen kann, und außerdem fehlt ja völlig das Bühnenbild und die Bewegung der Darsteller. Ist es nicht kostlos, daß irgendwo die besondere Güte einer Uebertragung damit gerühmt wurde, daß „sogar die Bewegungen der Dar- stell« hätten geahnt werden können". „Sogar!" Ist das Kunst? Unsere Theaterkultur liegt ohnehin schon sehr im argen, dies wird sie noch weiter »«sumpfen lassen. Dazu die- ser ungesunde Tanz einer wildgewordenen Industrie um das Kalb, von dem man hofft, daß es ein goldenes werde, das aus schließliche Abstellen auf das Sensationsgelüst der Masse: sollte das alles Menschen mit Gefühl für Kultur und Kunst nicht abstoßen, statt sie anzulocken? Der Rundfunk als Kunstmittel scheint bis jetzt eine Ver irrung. Umso groß« ist seine Bedeutung als technisches und wissenschaftliches Lehrmittel. Die Post möge gegen be scheidene Gebühren den vielen Wißbegierigen erlauben, Ver suche zu machen, sie «rüge Vorträge halten lassen, die drahtlos verbreitet werden und aus allen Wissensgebieten entnommen sind, aber man stelle sich nicht wieder ausschließlich auf die schenschgn Turnverein«, d« Freiwilligen Feuerwehr und dem Keglerverbande gespendeten Festgaben ganz besonders hervor- > heben wollen. Sanz hervagerwe turnerische Vorführungen der Riege „Frisch auf" des Allgemeinen Turnvereins und durch ihre Anmut prächtig wirkende Leistungen der Damonriege der „Turnerschaft", mehrere dem Humor Rechnung tragende Rezi tationen des Studienrats Hohlfeldt und trefflich vorge tragene Lieder des Gesangvereins Liederhain, endlich aber di» instrumentalen Leistungen der unter Leitung des Kapellmeister« Drechsel stehenden Stadtkapelle boten treffliche Unterhal tungen für die Kommersteilnehmer, so daß ganz überraschend Lie Mitternacht herangerückt war, als der Kommers sein Ende' erreicht«. Der Sonntag brachte früh den üblichen Weckruf und' um 1l Uhr Platzmusik. Der Wettergott grollte aber an scheinend den lustigen Auern und öffnete seine Schleusen, um sie erst wieder zu schließen, als er das Er gebnislose seiner Bemühungen, die Auer in diesen Tagen von dem Vergnügen abzuhalten, einsah. Den Höhepunkt der fest lichen Veranstaltungen des Sonntags bildete der Festzug, der sich gegen 1 Uhr vom Kochschulplatz aus durch die Straßen der Stadt in Bewegung setzte. Berittene Schützen eröffneten den Zug, denen sich die Feuerwehr mit ihrer Kapelle anschloß. Dann folgten eine lange Reihe von Equipagen mit Ehren gästen, Schützen, Turner, Radfahrer, Fachschüler, Sänger in bunter Reihe. An besonderen Gruppen sind hervorzuheben zwei Wagen mit Teil und seinem Sohne vor dem Geßlerhut, eine Gruppe „von der Wiege bis zum Grabe", Bäcker und Kon ditoren mit einem riesigen Stollen, die Fleischer, die die Wir kungen der Zwangswirtschaft an zwei bekränzten Ochsen veran schaulichten, ein Festwagen mit Schnceschuhläufern usw. Ueber 30 Fahnen wurden mitgeführt. Am Nachmittag war das schönste Schützenfestwetter und von Nah und Fern strömten Männlein, Weiblein und Kindlein nach dem Schützenplatz. Wer nicht genau Bescheid mußte, brauchte sich nur der festlich geklei deten Menge anzuschließen, die beim schönsten Sonnenschein in langem, unübersehbarem Zuge die Schwarzenberger Straße hin ausführte, und schon befand man sich mitten drin in der Zelt stadt, die dort oben beim Bechergut neben dem Schießstand ihre Bauten ausgestreckt hat, mitten in all dem Lärm, dem Glocken- gebimmel, Hupengetön, Leierkastengewimm«, Trompetenton, in dem das Geschrei der Ausrufer zeitweilig untergeht. Außer Schaubuden, Karussels, Schmalzkuchen., Würstchen- und Limo nadenständen, Glücksbuden usw. hat auch ein Zirkus seine gelte aufgeschlagen. Jedenfalls gibt es Kurzweil genug und auch manch andere Genüsse in reicher Auswahl auf dem Schiit- zenplatze. Man vergesse nur nicht beim Antritt der Wande rung die Mahnung: Tue Geld in deinen Beutel! — Das Schießen auf den Schießständen nahm gleich nach Auflösung des Festzuges seinen Anfang und wird bis Dienstag abend fort- gesetzt. Um die schönen und zahlreichen Preise dürfte sich ein heißes Ringen entspinnen, da sich auch von auswärts eine große Anzahl tüchtiger Schützen beteiligen.
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