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An das Conccrt schloß sich ein den Sängern zu Ehren veranstaltetes Festmahl in eigens dazu erbauter geräumi ger Spcisehalle an, welches durch viele ernste und heilere Trinksprüche und Lieder gewürzt wurde und dem am spä ten Abende ein Ball sich anreihtc, der bis gegen Morgen die junge und schöne Welt i» traulichem Kreise erfreute. Die Schönheit dieses Abends in unserm Badcthale genügend zu schildern, vermögen wir nicht. Es glich der selbe einer reizenden Feennacht. Hier im prächtig erleuch teten und zierlich decorirten Saale erbob sich schmetternd harmonisch Getön, wach zu rufen die Schönsten der Schö nen und die Bravsten der Braven, zu beginnen den künst lichen Lauf. Dichtgedrängt stehen und begehen die Massen die Promenaden und Plätze, umwandeln bewundernd das festlich erleuchtete Zelt, daö riesige, prächtig illuminirte Podium, den herrlich geschmückten, leider bald wieder ver schwindenden Bau. Vor und hinter demselben erleuchten flackernde Fackeln das Thal, ergötzt man sich immer noch singend und scherzend am edlen Naß; hocherfreut lustwan delt, verspätet zwar, traulich doch Alles heimwärts. Auch heute noch weilen die gcmüthlichen Pauliner in unsern Manern; in der Frühe des Morgens finden „juste ment dahier bei Gelegenheit" wir sie wieder beisammen, hören ihr fröhliches Singen und Jauchzen in Berg und Thal wiedcrhallcn. Der Glockenschlag 10 Uhr vcrsam- mclte sie nochmals bei einem alten Pauliner. Die Brü- der sie lagern sich traulich im'Kreise auf frischen grünen Matten, im kühlen Schalten der Bäume, hier ein impro- visirtcs Frühstück einzunehmen, wozu ein treueö deutsches Herz, Hr. Joh. Jacob Huth in Leipzig aus den Univcr- sitätskellertiefen einen Eimer des edelsten Weines geschickt hatte, wofür ihm schon bei der Festtafel ein Salamander gerieben ward. Das sollte die letzte, die Scheidestunde werden. Es galt den alten, ehemaligen Paulincrn, die dem Vereine ein treues Herz bewahrt und ihren alten Freunden auch hierher gefolgt waren, um einige fröhliche Stunden mit ihnen zu feiern; eö galt den Mitgliedern des Vereines, die jetzt ab- und ausschicden und von Leipzig der Eine da-, der Andere dorthin gehen, — nnd galt end lich Schandau, das sie so sehr freundlich aufgenommen. Ach, es war eine herzerhebende Stunde, die allen An wesenden ewig unvergeßlich bleiben wird, hätten nur Meh rere davon gewußt, wären nur mehr hier Zeuge davon gewesen, wie diese Sänger nicht nur einen immer frohen Sinn, sondern auch ein gefühlvolles Herz hatten; denn Thränenströmc flossen, als die Brüder einander den Schelde kuß und den Schcidcdruck der Hand -darreichlen. Vom Trennungsschmcrze hingerissen, sanken sie einander an die Brust, sich auözuweinen. Niemand der Anwesenden konnte ungerührt von dannen gehen. Endlich ermannt man sich und es verwandelt sich die Stimmung in allgemeine Hei terkeit. Dcr'„Glascrmeister" und „Walde", sie haben daö Wort, und zwar so, daß es zum Todtlachen ist. An schö nen Toasten und donnernden Hoch'ö gab's Mangel nicht. So war in heiterster Stimmung der Nachmittag angebro chen und noch sollte man sich immer nicht trennen, denn noch vor dem AuSeinandergehen vernahm man, daß Nach mittags 3 Uhr einer Einladung nach dem frcundnachbar- lichen Krippen Folge zu leisten fei. Unvorhergesehene Um stände änderten dieses Projcct, doch veranlaßte daö gast freundliche Krippen eine Versammlung in Canzlcr's Hotel, woselbst wir die Nachmittagsstunden in gewöhnter Urge- müthlichkcit verbrachten. Jetzt läutete das Schifföglöcklcin und der Augenblick der Trennung war gekommen. Mit einigen Paulfnern, die noch länger in hiesiger Gegend zu verweilen gedenken, begleiteten wir die scheidenden Freunde ans Schiff und unter harmonischen Hoch's flog dieses hin weg. So find denn die fröhlichen und jugendlichen Sän ger von dannen gezogen nnd ihre Lieder sind verstummt; aber die Erinnerung lebt in unsern Herzen zeitlebens fort! — Nochmals herzlicher Dank Allen, welche zur Förder ung deS Ganzen rührig beigetragen, sei eö an Zeit und Kraft oder Lieferung an Stoff nnd Material; Dank der biedern Gastfreundschaft Seiten der Einwohnerschaft aller Stände Schandau'S, welche durch ihre Opfcrbereiiwillig- keit an den Tag gelegt haben, daß sie recht wohl fähig sind, auch eine schwierige Aufgabe zu erfassen und glänzend zu lösen. —6. Dresden. Der zweite deutsche Juristentag hat am 26. d. M. seinen Anfang hier genommen. Es waren an diesem Tage bereits weit über 1200 Mitglieder anwesend. Von 3 Uhr ab traf eine große Anzahl der Theilnehmer in den rcscrvirten ober» Räumen an der Elbe reizend ge legenen Helbig'schen Restauration, von der eine schwarz- roth-goldne Flagge wehte, zusammen, wie dies seitens der früher Eingetroffene» bereits an den vorhergehenden Tagen ebenda, auf dem künigl. Belvedere der Brühl'schcn Terrasse und im Kronefeld'schen Saale am Jüdcnhof, als den vorbezeichneten Orten des Stelldicheins geschehen war. Um 6 Uhr begann die solenne Vorfeier in dem mit den Fahnen und Wappen der einzelnen deutschen Staaten ge schmückten Saale deS Linle'schcn Badeö, woselbst Se. Ercellenz der Herr Staatöminister der Justiz vr. v. Behr die Mitglieder deö Juristcntagö persönlich empfing und begrüßte. Zn dankenSwcrther Verschönerung deö mehr stündigen geselligen Beisammenseins, wobei die Versamm lung von Seiten deö königl. sächs. Justizministeriums be- wirthet wurde, brachte der „Allgemeine Dresdner Sänger- Verein" unter Posaunenschall nachstehende Festgrüße „an die in den Manern seiner Stadt tagenden Männer der deutschen Rechtswissenschaft," gedichtet von I. Kretzschmar, componirt von C. F. Reichel und I. G. Müller, in kräf tigem, begeistertem und mit allgemeinem Applaus aufgc- nommcnem Vortrag zu Gehör. Dieselben lauten: I. Willkommen, willkommen! Zieht Alle herein, Zhr von der Donn» und vom Rhein, Von den Alpen nnd von des MecreS Gestaden, Zum große» VolkcSihing geladen! Tief wurzelt in ThuiSko'S Geschlecht Der Sinn für Wahrheit und für Recht. So lasset heut' im Stamm der Sachsen Zu Aller Stolz ihn blühen und wachsen! ES winken die gastlichen Nebenhügel, Die Freude crcdcnzt Euch den Festpocal; Denn cS hebt in der Zeiten Morgenstrahl Der deutsche Aar die gewaltigen Flügel. — Zieht Alle herein, zieht Alle herein Und schließt zu Schutz und Trutz den Neih'n, Das ganze Deutschland soll cö sein! Willkommen, willkommen! II. Ein Rauschen geht durch unsre Eichen: Gebannt sei aller Zwietracht Fluch! ES steht mit goldnen Nuneuzcichcn Geschrieben in der Väter Buch Und wieder klingt's im Schall der Lieder: Seid einig, einig deutsche Brüder! Ein Mann, ein Wort, Ein Schirm, ein Hort, Ein Streben durch die Nacht zum Licht, Ei» giucS Recht und eine Pflicht, Zn Lieb' und Treue eins und gleich, Ein Herzschlag und ein Druck der Hand, — So bist Du groß, .so bist Du reich, > Hurrah, mein deutsches Vaterland! Und naht der Feind mit seinen Horden, Geführt von frechem Ucbermuth, Dann weiht der Süden, wie der Norden, Germania, Dir Gut und Blut! — Frisch auf, Du altes Banner, fliege, , Führ' uns znm Kampfe und zum Siege! Zn Ruhm und Ehr' Ein Schild, ein Speer, Ein starker Arm im SturmeSdrang, Im blut'gen Strauß ein Schlachtgesang,