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Sächsische für Schandau, Sebnitz nnd Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags nnd ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn flir 10 Ngr. vicrteljährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an; Hr. Buchbindermstr. Drosep in Sebnitz, Hr. Kämmcrcr Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugebcn bittet. 37. Freitag, den 13. September 1861. Ist der gegenwärtige Augenblick ge eignet zum Erringen der Einheit in Deutschland? Daö Gefühl, daß wir Deutsche in staatlicher Hinsicht eine geschlossenere Einheit bilden müssen, ist fetzt in uns Allen. Frankreich, das gegenwärtig eine so gebietende Stellung in Europa cinmmmt und daö sich wieder in einer Bcfehlpcriode zu befinden scheint, verdankt ja auch seine Kraft seiner Einheit. Nur über den Weg, wie wir zu dem schönen Ziele kommen können, darüber sind wir verschiedener Meinung; aber die richtige Wahl dcö Weges ist sehr wichtig und umsomehr, so lange vaü Ziel noch nicht erreicht ist. Der gerade Weg ist nicht immer der kürzeste, er ist cs nur bet gleich großer Gangbarkeit. So ist es auch fetzt bei uns. Auf den ersten Blick scheint vielleicht die gegenwärtige Lage der Welt für unsere Ein« hcitsbestrcbungen günstig zu sein — und doch ist sie es, im fetzigen Momente wenigstens, ganz und gar nicht. So lange nämlich Frankreich mächtig ist und noch vielmehr, wenn cö einen kräftigen, allein gebietenden Mann an seiner Spitze hat, werden wir, wenn wir miteinander in Kampf gcrathen, nur zum Vortheile Frankreichs arbeiten und keineswegs zu unserem eigenen. Frankreichs Interesse war cs von fe, die Zwistigkeiten bei uns zu hegen — und hatten wir Zwistigkeiten zu Zeiten, wenn in Frankreich ein kräftiger Mann an der Spitze stand, so gab dann unser Land auch sicher den Schauplatz für die Kämpfe ab und wir selbst waren die Opfer. Jener gräßliche Krieg, der unser Land so fürchterlich verwüstet hat, der ganze Dörfer vertilgt hat, hat nur dadurch dreißig Jahre gewährt, weil damals in Frankreich ein großer Mann daö Ruder fülme. Sind wir nun guimüthig genug, zu glauben, Napoleon III. werde, wenn wir selbst unter einander in Streitigkeiten kommen sollten, keinen Vorthcil daraus ziehen; der erste Napoleon hat wenigstens die Nichtcinigkeit schon gehörig benützt, daö können noch Viele, Viele uiiö alö Augenzeugen bestätigen. Hoffentlich haben wir keine Sehnsucht danach, bei uns einen Zustand herbeizuführen, wie er setzt in Süditalien herrscht, das heißt, wir wollen uns nicht, durch französische Ränke bewogen, so lange untereinander zerfleischen, bis selbst wir Völker in Napoleon III. den Netter der Gesellschaft erkennen, indem er unö endlich Nube verschaffte; wenigstens scheint die Absicht des Kaisers selbst in Italien zu sein, durch Bürgerkriege die Italiener so mürbe zu machen, daß sic ihm schließlich noch dafür danken, wenn er sie mit Frankreich vereinigt. — Mancher für unser edles Vaterland warm fühlende Mann mag freilich müde dcö Wartens sein ^und möchte so schnell wie möglich die Einheit herbciführen, man begreift leicht diese Ungeduld, und doch ist cö gewiß bester, daö Ziel etwas später zu erreichen, alö cs ganz zu verfthlcn. Ein für uns höchst günstiger Augenblick wird kommen, wenn das Napolcon'sche System in Frankreich selbst gefallen sein wird. Dann können wir unö mit unseren eigenen Ange legenheiten beschäftigen, ohne furchten zu müssen, von Frankreich darin gestört zu werden, denn daö wird dann genug mit seinen eigenen Reformen zu thun haben und muß selbst unö danken, wenn wir cs nicht störcn. — Abcr rinstwcilcn bis wir zu diesem günstigen Momente kommen, ist das Eiüzige, waö wir thun können, daß wir unsere Grenzen hüten und unö bestreben, nichts von unserem Gebiete zu verlieren; um das aber bewirken zu können, ist die Eintracht zwischen Oesterreich, Preußen und den übrigen deutschen Staaten, in dieser Hinsicht wenigstens, unumgänglich nö/hig — haben doch alle gleich viel von Napoleon zu fürchten. — Jede Spaltung, fedc kleinliche Eifersüchtelei über Gebietsvcrgrößcrung oder Bundcsfcst- ungrn ist ganz und gar nicht am Platze, denn selbst die kleinste Bresche in unserer Eintracht wird unser kluger Feind geschickt zu benutzen wissen. (L. I.) Wochenschau. Sachsen. Schandau. Einen neuen Beweis, wie sehr die günstige Lage Schandau's immer mehr anerkannt und gewürdigt wird, erlauben wir uns, heute zu berich ten. — Es fand nämlicb an voriger Mittwoch hier die Hauptconferenz für die Lehrer des östlichen Theiles der Ephorie Pirna unter der Leitung ihres würdigen Ephorus Herrn Or. Schlurick statt und geschah dies in folgender Weise. Nachdem sich Vormittags gegen 10 Uhr 63 Lehrer zum Theil auch aus dem westlichen Theile der Ephorie in dem von dem Vertreter der Stadt freundlichst hierzu bewilligten Saale der Bürgerschule versammelt hatten, wurde die Confcrenz mit Gesang und Gebet begonnen und hierauf vom Herrn Bürgerschullchrer Held ein längerer Vortrag über die Jakotot'sche Lese-Lehr-Methode ge halten,' welchen man in der daraus hervorgegangenen Diskussion allgemein alö ausführlich, gründlich und ge diegen anerkannte. Die Schriftführer der einzelnen Zwcig- confcrcnzcn zu Schandau, Sebnitz, Neustadt und Hohn stein erstatteten nun Bericht über daö Leben und die Thä- tigkeit in derselben, worauf der geehrte Herr Vorsitzende seine hohe Befriedigung darüber äussprach und zum rüh-