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Sächsische Amts- und Anzeigevlatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zcitniig" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstalten für 10 Ngr. Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindermstr. Brosch in Sebnitz, Hr. Kammerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcben bittet. wr. 32. Freitag, -en 9. August Ml. Am 7 August Mittag 12 Uhr hat der feierliche Schluß des zehnten or dentlichen Landtags im Auftrage Sr. Majestät deö Kö nigs durch Se. königl. Hoheit den Kronprinzen im königl. Schlosse staltgcfunden. Nachdem Vormittags um 9 Uhr ein Gottesdienst in der evangelischen Hofkirchc vorauöge- gangen war, bei welchem Obcrhofprcdiger v«. Liebner die Predigt hielt, versammelten sich die Direeiorien und Mitglieder der Ständckammcrn, daü diplomatische Corps und die Herren der dritten, vierten und fünften Klasse der Hofrangvrdnung im königl. Schlosse und wurden ^12 Uhr durch Hie Paradesäle der zweiten Etage in den zu dieser Schlußfcicrlichkeit in Bereitschaft gesetzten Eckparade saal cingcführt. Punkt 12 Uhr verkündigte der Parade marsch der Gardcreiler-Parade das Erscheinen Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen, welcher in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg, umgeben von dem großen Dienste unter Vortritt der Staaisminister und des Mi nisters des königl. Hauses, sowie sämmtlichcr Herren der ersten und zweiten Klasse der Hofrangordnung und der nicht im Dienste befindlichen königl. Kammcrhcrrcn und Flügcladjutantcn in den Saal eintrat, daselbst mit einem von dem Präsidenten der Ersten Kammer, Major von Schönfelö, auSgcbrachtcn Hoch auf Se. Majestät den König und Se. königl. Hoheit den Kronprinzen empfan- gen wurde, sodann zur rechten Seite des Thrones sich aufstellte, während Se. königl. Hoheit Prinz Georg zur Linken des Letzten« Platz nahm. Sc. königl. Hoheit der Kronprinz geruhten sodann in allerhöchster Stellvertretung an hie versammelten Stände nachstehende Ansprache zu rich ten : - . „Meine Herren Stände! Se. Majestät der König sieht Sich zu Seinem gro ßen Leidwesen verhindert, den feierlichen Schluß des Land tags in eigener Person vorzunehmcn. Er hat mich allcr- gnädigst mit Ausführung dieses wichtigen Actes beauftragt. Dieser Auftrag erfüllt mich mit um so größerer Freude, als er mir Gelegenheit giebt, mit den getreuen Ständen namentlich au« Schlüsse eines Landtags in nähere Berüh rung zu treten, der für die volkswirthschaftlichen Inter essen, die Gesetzgebung und das Verfassungslcben Sachsens von so großer Bedeutung ist. . Ich erlaube mir nun, Ihnen den Wortlaut der Thron rede mitzuthcilcn, mit der Se. Majestät den Landtag zu schließen gedachten." Sc. königl. Hoheit verlasen hierauf die Thronrede, welche lautet, wie folgt: „Meine Herren Stände! Am Schlüsse Ihrer diesjährigen ständischen Wirksam keit kann Ich nur mit wahrer Befriedigung auf die er langten Resultate zurückblicken. Eine große Anzahl wichtiger Gegenstände ist zur Ver abschiedung gelangt, mehrere lang gefühlte Bedürfnisse sind befriedigt und vicljährige Bemühungen einen« glück lichen Ziele zugcführt worden. Besonders erfreulich ist cs Mir zunächst gcwcscn, daß bei Berathuug der Gewerbe ordnung das Princip der Gewerbefrciheit mit so großer Einhelligkeit angenommen und conscquenl durchgeführt wor den ist. Es gewährt dieö die Hoffnung, daß die Gesetz gebung für jenen einflußreichen Vorschritt den richtigen Augenblick getroffen hat und daß das Gesetz, ungeachtet der vielen dabei sich kreuzende» Interessen, doch in den betheiligten Kreisen auch mit der Ucberzeugung von dessen Nützlichkeit ausgenommen werden wird. Möge es zu fer nerem Gedeihen und reichem Aufblühen unsers, für daü Vaterland so wichtigen Gewerbcwesenü dienen. Habe Ich Mich dagegen bewogen gefunden, den Einwurf einer Kir« ckcnordnung für die evangelisch-lutherische Kirche Sachsens noch vor Beendigung der Berathuug in beiden Kammern zurückzuziehcn, so geschah dies in der Ueberzcugnng, daß bei der großen Verschiedenheit der obwaltenden Meinungen ein gedeihliches Resultat hierbei richt zu erwarten stche und eben der rechte Moment der Reife für diese tiefem« greifende Angelegenheit noch nicht gekommen sei, wogegen die Zukunft eine größere Abklärung der Ansichten hoffen läßt. Als eins der schönsten Ergebnisse Ihrer Bcrathungcn betrachte Ich ferner die Verabschiedung des neuen Wahl gesetzes und des Gesetzes, einige Abänderungen der Ver fassungsurkunde betreffend, bei welchen, ohne den bewährten Grundlagen unsrer Verfassung zu nahe zu treten, dem wahrhaft praktischen Bedürfnisse Rechnung getragen worden ist. Sie ist ein Zeugniß der Reift und Besonnenheit, mit welcher auch schwierige und politische Fragen von der sächsischen Ständevcrsamnilnttg behandelt werden. Nicht minder anerkeniiungswerth ist auch die Ent schlossenheit, mit der Sie, um das Zustandekommen zweier großen Werke nicht zu stören, l«nter Zurückstellung indivi dueller Wünsche und Ansichten, Ihre ständische Zustimmung -zu dem Entwürfe eines bürgerlichen Gesetzbuchs und zu dem allgemeinen deutschen Handelögesctzbuche gegeben haben. Durch Has erstere wird nicht nur ein seit der Begründung unsrer Verfassung vielfach und zuerst von einem würdigen in Aller Andenken gebliebenen Mitgliedc der Ständcver- saminlung in Anregung gekommener Wunsch in Erfüllung