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238 Dresden. Am 21. Juli Vormittag hat in dcn hiesige» Kirchen, unter großer Theilnahme aller Kreise ein Dankgottesdienst für die glückliche Errettung Er. Majestät des Königs von Preußen stattgefunden. In der katholischen Hofkirche wohnten Se. Majestät der König, sowie Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und Prinz und Prinzessin Georg demselben bei. Auch das diplomatische Corps war daselbst zahlreich vertreten. Die Herren Staatsmim'stcr und ein großer Theil höherer Staatsbeamter nahmen an dem Gottesdienste in der evan gelischen Hofkirchc Theil, woselbst der ambrosianische Lob- gesang unter Pofaunenbsgleitung gesungen wurde, während die Mitglieder deö Naths- und des Stadlverordnetcn- collegiumö in corpore in der Kreuzkirche anwesend waren. In der Synagoge hatte eine entsprechende Dankfcier bereits am Sonnabend stattgcfunden. — Nicht nur einen Schiller-Salon, sondern auch eine Schiller-Lotterie im Kleinen werden wir diesmal auf der Vogelwiese haben. Der Unternehmer deö Cham pagner-Salon hat die glückliche Idee, in seinem Etablisse ment rin Würfelspiel einzurichtcn, wo jeder Würfel ge winnt. Der Einsah beträgt 5 Ngr. und gewinnt man dafür einen Galanterie- oder Toilettenartikel, ein Jer- witz'schcs Vogelwiesenbuch, ein paar Bilder, eine Carlon nage u. s. w. Auf jeden Pasch gewinnt man eine Flasche Champagner cn inininture, die im Weinbüffet mit 6 Ngr. verkauft wird, oder C. NeinhardtS „Humoristische Erin nerung an die Dresdner Vogelwiese für 1861," Laden preis 6 Ngr., oder eine Flasche Lnu sic Ooloxnc, Ver kaufspreis 15 Ngr. u. s. w», auf den 6-Pasch eine ganze Flasche Champagner. Das Liberalste an der ganzen Ein richtung ist, daß man daS Entrvcbillct auch beim Würfel spiel alö Zahlung geben kann und man die Aussicht hat, für sein Entree in jedem Falle ein wertbvollcs Andenken, im günstigsten Falle eine ganze Flasche Champagner, Ver kaufspreis 1 Thlr. 10 Ngr. in Empfang zu nehmen. Baiern. Aus Nürnberg schreibt man dem „Dr. I." unterm 22. Juli: DaS deutsche Sängerfcst hat bei günsti gem Wetter seinen erwünschten Verlauf genommen. Nach dem am 20. früh und Nachmittags die Sänger aus Nord und Süd in das sinnig und prachtvoll bis auf die klein sten Gassen geschmückte Nürnberg eingezogcn waren und überall festlichen Empfang und gastliche Aufnahme gefun den hatten (es waren 5362 Sänger angemeldet), begann das eigentliche Fest am 21. Juli Nachmittags in der über aus zweckmäßigen, in großartigen und schönen Verhält nissen auf dem Schießplanc hcrgestelltcn Festhalle. Nach einem gemeinschaftlichen Sängcrgruße hielt Rechtsanwalt vr. Lindner, Vorsitzender der Festcommission, die Eröff nungsrede mit der Hinweisung auf die Bedeutung dieses vorwiegend deutschen Festes. Der von vielen Beifalls- - bezeigungcn unterbrochenen Rede schloß sich die feierliche Enthüllung und erhebende Weibe einer Bundesfahne an, welche in sehr gelungener und reicher Ausführung das ganze Bildniß der Germania zeigt. Im Namen der Stadt bewillkommnete Bürgermeister von Wächter-Spittler die Gäste und schloß daran ein Hoch auf den König Mar, der dem Feste seinen Beifall geschenkt, auch einen tele graphischen Gruß „seiner lieben und getreuen Stadt Nürn berg und ihren Gästen" aus Schcveningen entsandt hatte. Nun begann der Gesang. Mächtig brausend stimmte die- ser volle Mannerchor den 32. Psalm von Julius Otto aus Dresden an, der in seinem Soloquartett auch nur von Dresdner Sängern ausgeführt wurde. Die schöne Composition wurde vortrefflich ausgeführt.und leitete das Ganze künstlerisch würdig ein. Nicht weniger Anerkennung fanden die Eompositionen von Lachner aus München, Hiller aus Köln, Abt aus Braunschweig, Tschirch aus Gera, Storch aus Wien u. A., welche ihre Compositionen selbst dirigirten. Die Bedeutung des Festes seinem künstlerischen Gehalte »ach war so vollkommen gesichert. Eine unge heure Menschenmenge ist in Nürnberg zusammengeströmt, das Alles aufgcboien hat, nm ein großartiges nationales Fest zu bereite». I» der Thal ist wohl auch »och kein deutsches Gesangfest in so großartigem Maßstabc^gcfeicrt worden, alö dieses Nürnberger. Oesterreich. Pesth. In der am 22. Juli statt- gehadtcn Landtagüsitzung wurde daü kaiserliche Nescript verlesen. Dasselbe sagt: Ungarns Verhältniß zum Ge- sammtstaat ist seit drei Jahrhunderten factisiy und gesetz lich Nealunion in Kriegs-, Finanz- und auswärtigen An gelegenheiten. Bei Herstellung der Verfassung mußte auf die Nothweiidigkeit deö coustitutioncllen Gcsammistaateö Bedacht genommen werden. Die Selbstständigkeit der inncrn Verwaltung Ungarns wird durch die neuen Grund gesetze nicht gefährdet, sondern gekräftigt. Die achtund- vicrzigcr Gesetze, obwohl theilwcise schon bestätigt, können anderncheilö ins Jnauguraldiplom nicht Eingang finden, weil sic mit den Grundgesetzen in, Widerspruch stehe». Der Landtag wird aufgefordcrt: zur Revision dieser Gesetze; zur Beschickung des tagenden Ncichsraths mit Bedachtnahme, daß im Laufe des August die Finanzvorlagen kommen werden; zur Verständigung mit dem Landtage Kroatiens über dessen Verhältniß zu Ungarn; zur Ausarbeitung eines Gesetzes wegen Sicherung der nationalen Sprache und Entwickelung aller nichtmagyarischen Stämme in Ungarn. Die Union Siebenbürgens mit Ungarn ist als gegenwärtig unausführbar bezeichnet. Die serbischen Verhältnisse sollen auf Grundlage der Beschlüsse deö Nationalcongresses ge regelt werden. Eine erneuerte Ausstellung der Abdications- urlunde Kaiser Ferdinand's füllt fort, weil in dem Aus drucke „aller unter dem Kaiserthum Oesterreich vereinigten Königreiche" Ungarn mitinbegriffcn ist. Eine Begnadigung wird für die Krönungöfeier zugesichcrt. — Im Unterhaus«! wurde daS Nescript ruhig angehört; bei der Stelle, daü Octoberdiplom und Februarpatcnt betreffend, wurden Laute von Links gehört. ES wurde demnächst die Vervielfältig ung der Nescripte durch den Druck und die Abhaltung einer Conferenz beschlossen, in welcher der nächste Sitzungs- tag bestimmt werden soll. Im Oberhause, in welchem nur wenige Magnaten anwesend waren, erfolgte die Verlesung der Nescripts bei vollkommener Ruhe. Baden. Für die innige Theilnahme, welche die Bürgerschaft von Baden unmittelbar nach dem Attentate an den Tag legte, hat der König von Preußen in folgen dem, von eine», Geschenk für die Armen der Stadt be gleiteten Handschreiben gedankt: „Die unzweideutigen Be weise aufrichtiger Theilnahme, welche Mir, in Veranlassung des gestern gegen Mich verübten, durch Gottes ebenso wunderbare als gnädige Fügung ohne Folge gebliebenen ruchlosen Attentates, von den Behörden und der Ein wohnerschaft hiesiger Stadt dargebracht worden sind, haben Meinem bewegten 'Herzen wohlgethan und daö Gefühl tiefen Schmerzes gemildert, welches dies Zeichen der immer weiter um sich greifenden Entsittlichung und Nichtachtung göttlicher und menschlicher Ordnung in Mir Hervorrufen mußte. Indem Ich daher aus vollstem Herzen dem Bür germeister und dem Gemeindcraihe, sowie der Bürgerschaft hierdurch Meinen Dank auöspreche, und die Königin, Meine Gemahlin, Sich mit Mir hierin vereinigt, haben Wir für die Armen der Stadt beifolgende zweitausend Gulden be stimmt, deren Vcrtheilung die gedachten Behörden über nehmen mögen. Baden-Baden, 15. Juli 1861. (gez.) Wilhelm." — Das Geschenk wird mit Genehmigung dcü Königs den Fonds zu einer „König-Wilhelm-Stiftung" bilden, aus welcher die Zinsen jährlich am 14. Juli an würdige, bedürftige Familien der Stadt vertheilt werden sollen. Italien. Aus Genua schreibt man: Die Frei willigen, der annerirten Provinzen, sowie die Soldaten