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Sächsische Schandau, Sebnitz und Hohnstein. D!c „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn für 10 Ngr. Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindermstr. Broscp in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugebcn bittet. ^1'. 10.Freitag, den 10. Mar 1861. Wochenschau. Sachse», m Sebnitz, 7. Mai. Vorigen Sonn tag fand in unserm Sebnitz eine Feierlichkeit statt, wie solche die Geschichte eineö Ortes nicht oft aufzuwcisen hat. ES galt dem Abschiede von dem altehrwürdigen Gottes acker, welcher bisher zur Nubestätte der verstorbenen Glie der der Parochie Sebnitz gedient hatte, und der Ein weihung deS neuen, südöstlich vor der Stadt liegenden Friedhofes. Der beschränkte Naum deö alten Begräbniß- platzeö ebensowohl, alö auch gesundheitspolizeiliche Rück sichten machten die Anlegung eines neuen Ruheplatzes für unsere Verstorbenen höchst nöthig. Der erste Sonntag im Mai wurde, wohl in der Hoffnung auf einen schönen Frühlingstag, für dieses Fest gewählt; und gewiß hätte die ganze Umgegend sich zahlreich beteiligt, wenn das Fest ebenso vom Wetter begünstigt worden wäre, wie es die allgemeinste Theilnahme erregte. Aber der Himmel war uns nicht günstig, oder er trauerte vielmehr mit über den Abschied von den geliebten Grabhügeln; denn der Re gen strömte unausgesetzt herab, als wollte er die Millio nen Thränen versinnbildlichen, welche den lieben Todten, die der Schooß deö alten Begräbnißplatzes seit Jahrhun derten aufgenommen hat, nachgcweint worden sind. Trotz dieses Unwetters war es aber ein sehr ansehnlicher Fcst- zug, der sich unter dem Geläute der Glocken Nachmittags gegen 3 Uhr vom Wcberinnungshause aus nach dem alten Gottesacker, zwischen dem Spalier bildenden Bürger- schützen-Chor, hin bewegte, indem daS vorangehende Po saunenchor der Cantoreigesellschaft den Choral: Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen rc. blies. Auf dem Platze angekommen, wurden 2 Verse deö LiedeS: JcsuS meine Zuversicht rc. gesungen und darauf hielt Herr viue. Rein warth von der errichteten Tribüne herab die AbschiedSrede. Es waren tief zum Herzen sprechende Worte, in denen derselbe allen dort Schlummernden den letzten Abschieds gruß zurief und ihre Asche zum letzten Male segnete. An diese ergreifende Rede schloß sich die von den Chorknaben und der Cantorei gesungene alte, schöne Arie: Wie sie so sanft ruhn rc. Sollte sich nun der Festzug, laut Pro gramm, eigentlich nach dem neuen Begräbnißplatze bewe gen, so mußte scdoch des immer heftiger herabst/ümenden Regens wegen die Weihrcde in der Kirche gehalten werden. Unter sanfter Orgelbegleitung winde hier das Lied: Ich freue mich der frohen Zeit, da ich werd' auferstehen rc. in zwei Theile getheilt gesungen und dazwischen hielt Hr. I> Wilisch die Weihrcde. Er weihte den neuen Begräb- nißplatz dazu, daß er alö Kirchhof den Glauben, alö Gottesacker die Hoffnung, als Friedhof die Liebe predigen solle. Die meisterhaft auögeführte und ebenso innigen Glauben, wie echt christliche Liebe und Duldung athmende Rede fand ungetheilten Beifall. Hierauf wendete sich nun der Fcstzug unter nicht günstigerem Wetter nach dem neuen Gottesacker,- wo Hr. p. Wilisch ein inniges Wcihgebet sprach, Chor und Cantorei die Motette: Der Gerechten Seelen sind in Goitrü Hand rc. sangen, und der kirchliche Segcnsspruch die Feierlichkeit beendete. — So schlimm auch das Wetter war, so hat doch das Fest selbst bei allen Theilnehmern einen recht innig woblthuen- dcn Eindruck hinterlassen, und allgemein ist der Wunsch, es möchten die Reden der beiden Herren Geistlichen im Drucke erscheinen. Hoffentlich wird dieser Wunsch erfüllt. Das erste Vegräbniß auf dem neuen Friedhöfe findet den 8. Mai statt; — eine Wittwe erhält zuerst dort ihren Ruheplatz. — In den Vormittagsstunden des 8. Mai ging zu Hinterhermüdorf ein Schadenfeuer auf, wobei die Kirche, Pfarre und ungefähr 8 bis 9 Gebäude eingeäschert worden sein sollen. Ueber die Entstehung des Feuers ist zur Zeit noch nichts bekannt. Auö Königstein schreibt man dem „Dr. I.": Am 3. Mai Mittag ward der 53 Jahr alte Steinbrecher C. G. Blaurock aus Pabstdorf während der Arbeit in dem Mehnert'schen Steinbruche auf Kleinhenncrsdorfer Flur durch ein von einer bereits gefällten Steinwand plötzlich sich ablösendes Stück verschüttet und dergestalt am Kopfe verletzt, daß er sofort daö Leben auöhauckte. — Am 4. Mai Nachmittag stürzte in dem früher Gcißler'schen, jetzt Fröde und Pieschel aus Schmilka gehörenden Steinbruchc bei Kleinkotta eine Steinwand herein, ohne daß zuvor ein Zeichen bemerkt worden war, daß diese Wand komme. Unglücklicherweise hatten sich nach beendigter Arbeit, um sich vor einem eingetretenen Negenwettcr zu schützen, drei Steinbrecher, K. Obst und G. Jocht aus Berggieshübel und A. Naumann aus Struppen, unter diese bohlgemachte Wand, von der bereits gegen Mittag die Stützen weg geschlagen worden waren, gestellt und wurden sonach ver schüttet. Am 5. erst gelang eö, dieselben gräßlich zer quetscht und todt hcrvorzubringen. -j- Aus dem Erzgebirge, 1. Mai. Der so eben abgclaufcne Monat April war wie anderweit so auch bei uns sehr rauh. Schnee und bedeutende Nachtfröste haben uns wiederholentlich hcimgcsucht und somit die bereits im Monat März sich regende Vegetation theilö aufgchalten, theils selbst beeinträchtigt. Zum Glück will man jedoch weder an dem'Wintcrgetrcide noch am Klee irgend einen