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Sächsische Amts- und Anzeigeblatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. LM" Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Erpcdition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn für Itt Ngr. Vierteljahrs, zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindcrmstr. Broscp in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kauf»:. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Erpcdition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugebcn bittet. wl. 17. Freitag, den 26. April 1861. Was erwartet uns? In allen Ländern Europa'ö hat feder denkende Mensch das Vorgefühl eines schweren politischen Unwetters, ob gleich eS noch unentschieden ist, wann der Sturm losbrechcn und welche Richtung er zunächst nehmen werde. Am mei sten dloßgestellt und gefährdet sind unstreitig die deutschen Staaten, und schon die gewöhnlichste Pflicht der Vorsicht gebietet ihnen, sich in die Verfassung zu setzen, von den Ereignissen nicht überrascht zu werden.- Oesterreich, das sich an mehreren Seiten und sogar im eigenen Innern bedroht sieht, kommt dabei in erster Reihe in Betracht, doch ist rS ersichtlich, daß, wenngleich Nathlosigkcit und Schwäche bei Behandlung der Nationali- tätsfragen zu Tage treten, doch für die Sicherheit nach außen energische Maßregeln getroffen worden sind. In Venetien ist eine Macht entfaltet worden, die seinen Fein den imponirt. Die Häfen und Küsten in Istrien und Dalmatien befinden sich in vortrefflichem Verthcidigungs- zustandc; eine ansehnliche Streitmacht steht bereit, Angriffe zurückzuwerfen, die gegen den Rücken dieser Länder gerichtet werden sollten, und ein Ucbercinkommcn mit der Pforte zu gemeinsamer Action ist für den Fall, daß beide Reiche überfallen werden sollten, verabredet. Die Grenzen von Siebenbürgen und der Buckowina sind stark besetzt; Ungarn wird durch ein zahlreiches Heer im Schach gehalten, so daß eine offene Empörung ohne auswärtige Unterstützung keine Aussicht auf Erfolg hat. In den polnischen Pro vinzen ist die Negierung der treuen Anhänglichkeit des ruthenischen und selbst des polnischen Landvolkes gewiß, und überdies hat Rußland neuerdings Entschlüsse gefaßt, welche die Bewegung im Königreich Polen einzudämmen bestimmt und für diesen Zweck geeignet sind. Diese groß artigen Anstrengungen Oesterreichs verdienen umsomehr Bewunderung, als seine Finanzlage ungünstig ist. Zuver lässige auswärtige Freunde hat dagegen die Negierung bis jetzt nur in den deutschen Mittelstaaten gefunden, während die Haltung Preußens noch nicht hinreichend ausgesprochen ist. Sehen wir uns nun nach der Lage dieses zweitgrößten deutschen Staates um. Sein Heer ist zahlreich, gut ge rüstet und von kriegerischem Geiste beseelt; die Finanzen sind, waS auch die oppositionelle Presse sagen möge, noch wohl geordnet und der Siaatscredit groß. Dagegen steht Preußen, wenn es sich seinen deutschen Verbündeten ent fremdete, völlig isolirt da. Man hat um das englische Bündniß gebuhlt, und dieses Entgegenkommen ist durch die frechsten Beleidigungen beantwortet worden. Welch' einen Freund Deutschland an England besitzt, «ritt bei dem Streite mit Dänemark klar zu Tage. Gicbt es eine gerechte Sache, so ist cs die der überelbischen Herzogthümer. Schleswig und Holstein sind von Alters her mit einander rechtlich verbundene Länder und ihr Zusammenhang mit Dänemark muß ein Ende erreichen, wenn der Manncs- stamm des dänischen Könighauscö ausstirbt, da für die Herzogthümer ein anders Erbfolgegcsetz als für das Königreich in Geltung war. Seit daö Londoner Protokoll die verbrieften Urkunden zerriß, hält Dänemark sich er mächtigt, die Einverleibung dieser deutschen Länder durch offene und geheime Gewalt zu betpciben, dem deutschen Bunde zu trotzen und durch schamlose Lügen, wie sie sich jetzt wieder in Betreff der Budgetfrage offenbart haben, die Welt gröblich zu täuschen. Ein solches Verfahren kann der ohnmächtige Staat nur unter dem Schutze fremder Mächte versuchen, und unter diesen ist wieder keine von solche? Feindseligkeit gegen Deutschland beseelt, als Eng land. Die größte Seemacht der Welt wird von der lächerlichen Furcht getrieben, in Preußen einen Rivalen auf den nordischen Meeren zu erhalten, während dock- verständiger Weise nur ein treuer Bundesgenosse zu er ziehen wäre. Mit England wäre es also nichts, denn Preußen wird von diejem sogar mit Krieg bedroht. Steht es aber um eine russische Allianz besser? Das Verhälmiß dieser Macht zu Frankreich ist zwar unklar, allein so lange Fürst Alexander Gortschakoff die auswärtigen Angelegenheiten leitet, steht eS fest, daß die russische Politik von Haß gegen Deutschland, und von dem Verlangen, durch die Hilfe Frankreichs zu einer Vermehrung an Macht und Besitz' in West und Ost zu gelangen, erfüllt bleibt. Um Preußen zu helfen, fehlt Rußland ebenso der Wille, als die Kraft. Zerrüttet in seinen Finanzen, und durch innere Bewegungen gelähmt, ist diese Negierung wohl gesonnen, sich dem Uebermächtigen anzuschließen, nicht aber den Schwachen und Jsolirten zu unterstützen. Ebensowenig hat Preußen auf die Mitwirkung irgend eines anderen außcrdcutschen, Staates zu hoffen und doch wäre eö eine furchtbare Selbsttäuschung, wollte sich diese Regierung die Fähigkeit zutrauen, ihren Besitz und ihre Selbstständigkeit zu behaupten, wenn Österreich zu Grunde gerichtet wäre. Welchen Nath empfängt aber Preußen in so bedenk licher Lage von seiner oppositionellen Presse? Mit Hand und Fuß arbeitet der Cavour'sche Moniteur am Rhein fort und fort gegen jede Verständigung mit Oesterreich. Ihm ist die Vertheidigung des Habsburgische» Besitzthums ein Greuel, und er dringt auf die schleunigste Anerkennung