Volltext Seite (XML)
98 und aller Völker rastlos und opferfreudig bis zum Tode, gearbeitet, — das Gebäude der Volksbildung »uv der mit selber eng verbundenen Volks- und Staaten« Wo hl- fahrt. — Vergleichen wir die Gegenwart mit der Ver gangenheit, so findet sich, selbst wenn man zurückgrht bis in das graue Alterthum, in daö antediluvianische Zeitalter, welches, bisher gar nicht oder nur durch unbestimmte Tra ditionen bekannt, erst durch die rastlosen Forschungen der Neuzeit uns erschlossen wurde, durch alle Epochen dieses ganzen unendlichen Zeitraumes ein unleugbarer, überall, gleichviel ob mehr oder minder klar, hervortrctender Zu sammenhang. — Durch alle Entwickelungsphasen der Natur und der Menschheit zieht sich, gleich einem rothen Faden, der Drang nach Veredlung, nach Vervollkomm nung, den wir in der verschiedensten Weise ausgesprochen und zur That geworden, finden. — Die Tempeltrümmer, Pybamidcn, Obelisken und Sphinre des alten Egyptens, jene prächtigen Denkmale alter Baukunst, aber auch jene Zeugen maßloser Willkühr und Ehrsucht tyrannischer Herr scher, welche mit der Arbeit von Tausenden ihrer ge knechteten Völker sich ein ewiges Denkmal schaffen zu können wähnten, sind sie in ihrer gigantischen himmelan- strebenden Größe nicht auch ein schönes Symbol deS steten Vor- und Aufwärtsstrcbens, das uns allüberall in der Natur entgegentritt, und ein sprechendes Zeugniß dafür, daß schon damals in jenen Einzelnen diese Erkenntniß als dunkler unverstandener Drang lebte, die in deni Be wußtsein von Millionen der nachgcborenen Geschlechter mit der fortschreitenden Zeit zur Ueberzeugung wurde und, indem sie alle körperlichen und intellectuellen Kräfte des einzelnen Individuums zur höchsten Anstrengung spornte, die immensesten Resultate auf allen Gebieten menschlichen Forschens und Wirkens erzielte und immer mehr noch erzielen wird, jcmehr die unermüdlichen Pionniere der Civi- lisation, wie ein Vogel, Ovcrweg, Barth, Richardson rc. solche mik bewunderungswürdiger Ausrauer bis in die entferntesten Winkel des Erdballö tragen. Folgen wir diesen mit höchstem Interesse und sehen voll freudigen Gefühls den Erfolg ihrer Anstrengungen, so darf mit nicht minderem Frohgefühl auch in der Nähe unser Auge verweilen, um sich zu überzeugen, wie überall in deutschen Gauen und auch in unserm engcrn Vatcrlande neben manchem Andern, besonders Volkswirthschast und Gewerbe einen immer regeren Aufschwung genommen. Die Be strebungen der Neuzeit in Bezug auf Letztere, und unter diesen die Gewerbe.Vereine, sind cö, welche wir zu- nächst in's Auge fassen wollen- Jeweiter die Welt auf allen Gebieten materiellen wie geistigen Schaffens vorschreitct, desto größere Anforde rungen stellt sie an den Einzelnen, dem' diese Erkenntniß und die Erhaltung seiner Existenz eö nothwcndig zur Pflicht macht, solchen Ansprüchen nach Kräften zu genügen; um dies zu können, sind klare Anschauung der Gegenwart, und deshalb Kenntuiß von deren Ereignissen in möglichst vielen Beziehungen, theoretische wie practische Vervoll kommnung des Einzelnen in seinem Fache und Wirken und zu diesem Zwecke die Gestaltung möglichst uneinge schränkter Entfaltung seiner gewerblichen oder sonstigen Thätigkcit unentbehrliche Factorcn. Dies gilt besonders von den Gewerben, und wenn man in gerechter Wür digung dieser Umstände mit der Gewährung der Ge- wcrbefreiheit eine beengende Schranke niederriß, so hat sich als eine der ersten segensreichen Folgen hiervon die Bildung von Gewerbcvcreinen gezeigt. Auch der besten Sache fehlen niemals die, Gegner, seien dieselben von Dummheit, Egoismus oder Eigennutz hervorgerufen, und so haben denn auch genannten Justitu- ten von Anfang an die Feinde nicht gemangelt. — Es gab ihrer gar Viele, denen im alten Schlendrian und im lieben Zunftzwange gar so wohl geworden war und die, v weil ihnen eine größere Regsamkeit nicht zu Kopfe wollte, sich mit allen Kräften dagegen stemmten; auch jene licht scheuen, gespcnster-sehwüthigen Creaturen, die nie sterben, wie oft sie auch in den Staub getreten wurden, erhoben wieder ihre krächzenden Stimmen, um Phantome herauf- zubeschwörcn, die eben nur in ihren Köpfen spuken. -7- Doch mögen sich die Freunde, Theilnehmer und Be förderer der Sache darum nicht bange sein lassen; daS Gute bricht sich, — wenn auch durch Kampf und Schwierig keiten, — immer Bahn, und wird es auch hier. — Das von Letzteren so manche zu besiegen sind, ist unleugbar, deshalb soll man die Hemmnisse nicht zu leicht nehmen, um nicht über selbe sich unklar zu bleiben und dadurch deren Beseitigung auf falschem Wege zu versuchen, aber auch nicht vor ihnen zurückschrecken, sondern muthig vorwärtsgehen, da guter Wille und Thatkraft Viel, — ja Alles, — vermag. Mögen beide bei den Leitern wie Mitgliedern bei diesem gemeinnützigen Unternehmen Hand in Hand gehen, dann werden die guten Früchte bald reifen. — Wochenschau. Sachsen. Schandau. Wohl unwillkürlich er- faßt uns eine gewisse Ehrfurcht, wenn uns hie und da eine besondere Veranlassung das langjährige unermüdete redliche Wirken eines unserer Mitmenschen, möge derselbe in kleinem Kreise im Stillen oder auf der Höhe des Lebens stehend, thätig gewesen sein, lebhaft vor die Augen führt, und wohl Mancher fühlt den Wunsch nach einem dereinstigen gleichen Ziele. — Einen solchen Fall hatten wir hier vergangenen Dienstag, an welchem Tage der hiesige Bürger- und Schneidermeister, Herr Johann Josef Wolf, sein 50jährigcs Bürger- und Meister-Jubiläum feierte. Den Jubilar begrüßte am Morgen des festlichen Tageö eine Morqenmusik; im Laufe des Vormittags über reichte ihm eine Deputation des vor Kurzem hier in'ü Leben getretenen Gewcrbevercins ein ihn zu dessen Ehrenmitgliede ernennendes Diplom, und ein Frühstück vereinigte dann im heiteren Kreise die sämmtlichen Berufsgenossen rc. des Jubilars, welche hietbei dem noch rüstigen 83 jährigen Veteranen zwei schöne Mund-Tassen mit silbernen Löffeln zum Andenken an den festlichen Tag überreichten. — Möge die Erinnerung an denselben noch recht lange als freund licher Stern in den glücklichen Lebensabend des wackeren Jubelgreises bineinleuchten. — — 28. März. Mit heute begann bei der sächsisch- böhmischen Dampfschifffahrt eine neue Fahrordnung, wo nach nun auch täglich von hier Nachmittags 5 Uhr eine Fahrt nach Dresden stattfindet. Ebenso ist nun Vorm. 10 Uhr von Dresden Gelegenheit nach Schandau. Die Fahrt Nachm. 2 Uhr von Dresden nach Schandau ist von heute an auf '/,3 festgestellt. Pirna. Am 25. März Nachmittags 2 Uhr ereignete sich auf der Bahnstrecke zwischen dem Bahnhofe hier und dem Schmidt'schen Grundstücke ein Unfall, der in seinen Folgen höchst bedauerlich hätte werden kölmen. Der hier um 1 Uhr 40 Minuten nach Dresden abgehende Courier- zug gerieth nämlich aus dem Gleise; Maschine, Tender und Postwagen schnitten mit den Nädern tief in den Boden ein und beschädigten einige Schienen und Schwellen. Zum Glück war der Zug eben erst im Abfuhren begriffen. Die Passagiere wurden hierbei nur durch das Nothsignal ein wenig in Schrecken gesetzt. -f Freiberg, 24. März. Nicht ohne Kampf mit mancherlei Schwierigkeiten ward hier vor 12 Jahren eine Handelsschule von der Kaufmannschaft gegründet: sie ist ihres Zieles, den jungen Kaufleuten eine entsprechendere Bildung zu geben, nicht fehl gegangen. Auch muß die-