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Sächsische kl'. 2. Ml Freitag, den 11. Fanuar Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist dnrch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltcn fiir Iv Ngr. viertelsährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindermstr. Broscp in Sebnitz, Hr. Kämmcrcr Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcbcn bittet. Amts- und Anzeigeblatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein Wochenschau. Sachsen. Schandau. In Fosge der anhalten den Kälte ist seit dem 6. d. M. die Eisdecke der Elbe von Königstein bis an die böhmische Grenze zum Stehen ge kommen, so daß für Fußgänger ein Verbindungsweg über dieselbe hat hergcstellt werden können. — Wie gefährlich es ist, angefüllte und verschlossene Wärmflaschen in ge heizte Oefcn zu stellen, beweist ein vor mehreren Ta gen hier vorgekommencr Fall, wo in einem geheizten Ofen eine gefüllte, fest verschlossene kupferne Wärmflasche in Folge der in derselben stark entwickelten Wasserdämpfe zer sprang und nicht nur den Ofen auscinandcrtrieb, sondern auch die in der Stube Anwesenden verletzt wurden. Bei dem am 6. Jan. Morgens '/,7Uhr von Dresden nach Leipzig abgegang'enen Pcrsonenzuge sind in der Gegend zwischen Pristcwitz und Niesa die Vorderräder der Locomo- tive aus den Schienen gekomme,». Glücklicherweise hat dieser Vorfall keine weitere Folge gehabt, als daß der betreffende Zug, welcher in Leipzig eigentlich um 10 Uhr einzutreffen hat,.erst nach 12 Uhr ang'ekommen ist. — Mit dem 1. Jan. ist der neue Postvertrag für den deutsch-österreichischen Postverein in Wirksamkeit- getreten. Die darin enthaltenen neuen Bestimmungen sind folgende: 1) bei Kreuzbandsendungcn kommt es fortan nicht mehr auf den Inhalt an; cs entscheidet einzig die Art der Her stellung. Erzeugnisse der Copirpressc und gebundene Bücher können jedoch nicht unter Kreuzband verschick« werden; 2) recommandirte Briefe können auch unfrankirt aufgc- geben werden; 3) die Erpreßgebühren bei Bestellung von Briefen zur Nachtzeit sind auf 9 Kreuzer oder 3 Ncugroschen festgesetzt worden (seither 18 Kr. odcr5Ngr.); 4) Actrn- scndungen in öffentlichen Dienst-Angelegenheiten genießen im Gebiete des ganzen Postvereins Portofreihcit (seither kam diese Freiheit nur den Dienstbricfcn zu); 5) wie seither bei recommandirten Briefen kann man auch bei Fahrpost- Gcgenständen Auslieferungsscheine von dem Empfänger (Gebühr 2 Ngr.) in Anspruch nehmen; 6) Werth- und Gewichtöporto bei Fahrpostsendungen sind herabgesetzt, und zwar wird die Tarscala bei ersteren nicht mehr von 40 zu 40, sondern von 50 zu 50 Thlr. steigen: der höckste ein fache Satz des Gcwichtsporto's ist von 25 auf 21 Kreuzer für die weiteste Entfernung festgesetzt; 7) dislocirte Bun- dcstruppen genießen auch auf der Fahrpost Portofreiheit. Dies sind die neuen Bestimmungen, welche mit einer Wiederholung der älteren und in Kraft bleibenden Anord nungen dem Publikum zur allgemeinen Kcnntniß "gebracht werden. Leipzig, 5."Jan. In einem Coupö des heute Vor mittag 10 Uhr auf der Leipzig-Dresdner Bahn hier cin- getroffenen Eisenbahnzugeö wurde der Braumeister Peuker aus Berln bei Oschatz, anscheinend leblos angctroffen. Obwol er nachträglich durch einige schwache Bewegungen mit den Füßen wieder ein Lebenszeichen von sich gab, so ist ihm doch bis jetzt die Sprache versagt geblieben. Allem Vermuthcn nach hat er unterwegs einen Schlaganfall gehabt. Er befindet sich zur Heilung im Jacoböhospitale. — Nach späteren Nachrichten ist derselbe bereits genesen und aus dem Hospitale entlassen worden. — Am 8. d. M. Abends nach 7 Uhr kam ein Mann in dem aufgeregtesten Zustande in die Wache des Polizei- hauseS mit den Worten gestürzt: „ich bin Mörder!" und warf gleichzeitig ein Teizerol von sich weg. Es ist dies der 22 Jahr alte Fabrikarbeiter Ernst Julius Hecht ans Trebscn, hier und zwar seit beinahe 7 Jahren beim Hut machermeister Köst in der Barfußmühle in Arbeit. Zur Feier seines heutigen Geburtstages hat derselbe im Laufe des Nachmittags mehrere Meßmusikanten, welche zufällig in den Hof der Barfußmühle, in welchem sich auch die Werkstatt Köst's befindet, gekommen waren, veranlaßt, einige Stückchen zu blasen. Sein Arbeitsgeber, welcher dies übel vermerkt, hat ihn darüber zur Rede gesetzt; Hecht, bereits seit einiger Zeit gegen Köst wegen ihm angeblich widerfahrener schlechter Behandlung eingenommen, ist zufolge der erhaltenen Zurechtweisung von der Arbeit weggegangcn und hat in der Aufregung den Entschluß gefaßt, zuerst seinen Meister, nächstdcm sich selbst zu er schießen. Einige Stunden darauf, nachdem er inzwischen ein in seinem Besitze befindliches, doppelläufiges Tcrzerol in seinem Logis hervorgesucht und mittels Pulver und Rehposten geladen hat, ist er wieder in die Werkstatt zurückgekehrt und hat beide Läufe unmittelbar hintereinander auf Köst gefeuert. In der Aufregung, wie er selbst sagt, hat er vergessen, daß er den einen Schuß eigentlich für sich selbst bestimmt hatte. Ein Schuß ist Köst in die rechte Backe gegangen, der andere hat die linke getroffen, glück licherweise scheinen jedoch beide Verletzungen nicht lebens gefährlich zu sein. Hecht ist für diese Nacht, nach voraus- gegangener summarischer Befragung, im Polizcigefängniß dctinirt worden. Am 5. d. M. Abends kam in der Kottc'schen Mühle zu Nicderhelmödorf bei Stolpen der 21 Jahr alte Bretschneider Preusche von da, wahrscheinlich aus eigner Unvorsichtigkeit, in das Sägewerk, welches ihm nicht nur sofort das Rückgrat, sondern auch den übrigen Körper bis