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Srzgebirgischer Dolksfreund fehlers bei der Ausfüllung der Vorschlagsliste fiir die Wahl des Grundsteuerausschusses mußte die Wahl vertagt werden» Der hiesige interessante Ausstellung gern besuchen. -lackt 5. Ordnung befunden. Das voni Schulausschuß vorbevatene und>^ jedem Mitglied zur Durchsicht überreichte Ortsschulgssetz wurdet mit einigen Ergänzungen angenommen. Infolge eines Forint Aue, 23. Dez. Die GeschäftsräuE der Reichsban? in A u e und Schwarzenberg bleiben am -4. Dezember von 12 Uhr ab geschlossen. Schwarzenberg, 23. Dez. Am 18. Dezember wurde hier ein 25 Jahre alter Gärtner Häuser aus Abertham verhaftet, der ohne Erlaubnis die tschechoslowakische Grenze überschrit ten und dabei sich des Warenschmuggels schuldig gemacht hatte, außerdem aber in den, Verdachte steht, an dem Raub anfalle auf einen Kassenbotcn auf der Straße Schwarzenberg- Erla beteiligt gewesen zu sein. Lößnitz, 23. Dez. Nachdem am 9. und 11. Dezember stimmungsvolle Weihnachtsfeiern des Großmütterchenvereins, des Missionsnähvereins und des Großvöterchenvercins statt- gefunden hatten, die durch Beteiligung des Iungfrauenver- eins und die Mitfeier des 40jährigen Bestehens unserer Ge- meindepflege sich besonders eindrucksvoll gestalteten, fand am 4. Advent, den 21. Dezember, nachmittags 5 Uhr, im Ge meindesaale noch die Weihnachtsfeier des Frauenvereins unter Leitung der Vorsitzenden Frau Dr. Krumbiegel statt. Der Kurator des Vereins, Oberpfarrer Lic. theol. Frauenvsrcin bereitete den Armen und Alten unseres Unterstützungsbezirks am 2V. Dezember eine Weihnachts bescherung. Dank der hilfreichen Unterstützung freund licher Spender aus allen Kreisen der Bevölkerung konnten diesmal viele Gaben zur -Linderung dec Not verteilt werden. Bockau, 22. Dez. In der Sitzung der Gemcindeverordneten leiekon 14. Ink.: Kar! Sommer Nr. 300. 24 Dezember 1924. D-rlag L. M. «Srkner, Au«. SSeiblaA Als Vertrauensmann für die Landwirtschaftlich« Beruf» genossenschaft anstelle Loms Schwotzers, der Wiederwahl ab lehnte, wurde Gutsbesitzer Richard Zettel neu- und als Bei sitzer Gustav Georgi wiedergewählt. Ziemliche Zeit beanspruchte und vieles Reden verursachte die Wahl des Gemeindeveroür^ netenvorstehers und feines Stellvertreters für 1925. Währen^' von einer Seite der bisherige Vorsteher, erster stellvertretender! Bürgermeister Engelmann, voraeschlagen wurde, bezeichnete die, Gegenseite Bügermeister Illgen als ihren Kandidaten, der aber -ablehnte. Trotzdem ergab Lie Wahl, da Arno Brückner fehlte, je 8 Stimmen für jeden Vorschlag. Darauf ließ man das Los entscheiden und Bürgermeister Illgen wurde gezogen. Da er wieder ablehnte, betrachtete die Gegenseite ihren Kandidaten als gewählt. Weil aber dagegen von der bürgerlichen Seite Einspruch erhoben wurde, ist die Entscheidung der Amtshaupt» mannschaft, als der nächsten Aufstchtslxchörde, angerufen worden. Der schon im Laufe des Jahres angekündigte fünfte Termin Wasserzins für 1924 nmß, da die Verhältnisse dazu zwingen, nun doch noch erhoben werden. Auf das Gesuch der Sozialrentner um eine Weihnachtsbeihilfe wurde der Wohl, fahrtsausschuß beauftragt, nach Ler Bescherung -es Fvsuen- Vereins sich darüber schlüssig zu werden. Das Beihilfegesuch des protestantischen Waisenhauses in Pirmasens wurde nach den fiir solche Gesuche aufgestellten Grundsätzen abgelehnt, dem Pvinzeß-Marienstift aber 30 Mark Weihnachtsbeihilfe bewilligt. Die Feuerschutzabgabe wird mit einem Satz von 4L Pfg. für dis Brandkasseneinheit in diesem Jahre erhoben. Nach den bei den Neichstagswahl gemachten Erfahrungen sollen in Zukunft be? größeren Wahlen die Besitzer entsprechender Grundstücke an gegangen werden, das Anschlägen von größeren Wahlaufrufen an ihre Scheunen oder Schuppen zu gestatten. Der Geschäfts bericht des Gemeiudeversichevungsverbands ist eingegangen. Der öffentlichen Sitzung folgte eine ziemli chlange Nachsitzung. am 16. Dezember fanden nachfolgend« Beschlüsse de» Bauaus» schusses Zustimmung: Anbringung eines Essenschieber» ich Armenhaus; anderweite Ausschreibung des Gemeindeneubau» an dieselben, bezw. neu hinzukommende Bewerbern und Schleusenanlage im Gemeindeamt. Ebenso fanden Beschlüsse des Verwaltungsausschusses Billigung, dohirui gehend, von Erhebung von Wertzuwachssteuer für di« Gvj meinde abzusehen, ebenso von besonderen Gebühren für di» Erlaubnis zum Schuttablaben, aber die einzelnen Geschirr» wegen sachgemäßen Abladens zu kontrollieren. Bei vorgenom« menen Revisionen der Gemeindekassen wurde alles in beste» i verMche Angelegenheiten. I * Da» preußisch.sächsische Lotterleabkommeu. Dor einiger Kit wurde die Tatsache eines Abkommens zwischen der Preu- tischen General-Lotteriedirektion in Leipzig über die gegen seitige Zulassung der Lose der Preußisch-Süddeutschen Klas, enlotterie und der Sächsischen Landeslotterie mitgeteilt. Der preußische Minister für Volkswohlfahrt gibt nunmehr den Wortlaut des Abkommens bekannt. Aus den Vereinbarungen dürften die nachfolgenden Bestimmungen von Interesse sein: Die preußische und die sächsische Lotterie werden die Zahl ihrer Lose in einem Verhältnis von 5:1 festsetzen. Da die Sächsische Landeslotterie zurzeit 120 000 Lose ausgegeben hat, kann die Preußische Lotterie ihre Loszahl bis auf 600 000 er- höhen. Ergibt sich alsdann bei einer der beiden Lotteriever- waltungen das Bedürfnis nach einer Erhöhung der Loszahl, so ist diese wiederum im Verhältnis von 5:1 zn erhöhen, und zwar jeweilig mit einer Höchstmenge von 10 000 Losen bei Sachsen und 50 000 Losen bei der preußischen Lotterie. Die kleinsten Abschnitte der beiderseitigen Lotterien werden zu demselben Preise ausgegeben, d. h. zurzeit in Sachsen ein Zehntellos zu demselben Preise, wie das Achicllos der Preu ßisch-Süddeutschen Klassenlotterie. Erhöhungen der gegen- wärtigen Preise (drei Mark) können nur im gegenseitigen Einvernehmen durchgeftthrt werden. Die Preußisch-Süd deutsche Lotterie-Verwaltung verpflichtet sich, dahin zu wir- ken, daß auch die übrigen an der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie beteiligten Staaten die Genehmigung zum Spielen in der Sächsischen Landeslotterie erteilen. Sofern der eine oder andere Staat seine Zustimmung versagt, erstreckt sich die Vereinbarung nicht auf die Gebiete dieser Staaten. Das Abkommen ist zunächst auf fünf Jahre abgeschlossen worden. * Warnung für Arbeitgeber. Ueber die Haftpflicht des Arbeitgebers für schuldhafte Nichtentrichtung von Versiche rungsbeiträgen wird der gesamten Sozialverwaltung ein be merkenswertes Urteil des Reichsgerichts mitgetcilt. Eine Bau deputation hatte für einen Beschäftigten eine Wockie zu spät angefangen, Invalidenmarkcn zu kleben. Gerade diese Woche fehlte aber an der vorgeschriebenen Wartezeit, so daß die Rente versagt wurde. Der Versicherte klagte mit Erfolg auf Schadenersatz. Das Reichsgericht beschäftigte der Fall nur wegen rechtlicher Fragen der Veweislast. Schuster, hielt die Ansprache, die an das gesungene Lied: „Es ist ein Nos' entsprungen" anknllpfend, die Wunderblume der Liebe Christi pries. Von hiesigen Firmen und Privat- leuten waren dem Frauenverein reiche Liebesgaben und Geldmittel auf seine Bitte hin zur Verfügung gestellt worden, sodaß 100 Erwachsene, 10 Konfirmanden bedacht werden konnten und außerdem noch 6 von der Stadt genannte Kin- der (Vollwaisen) berücksichtigt wurden. Die Verteilung der Gaben nahm die Vorsitzende mit den Dorstandsdmnen, dem Kurator, Hrn. Lehrer Lunger, vor, während die Geladenen mit Kakao und Stollen bewirtet wurden. Traute Weihnachts lieder verbreiteten unter den Empfängern eine echte Weih nachtsstimmung, und die reichen, praktischen Liebesgaben linderten so manche Not unter Annen und Alten unserer Ge- meinde. Rührend war die Freude und Dankbarkeit derer, die etwas verspüren durften von dem Dufte der Wunderblume der Liebe. Schneeberg, 22. Dez. In der 497. Sitzung des Wissen schaftlichen Vereins sprach Studienrat Dr. Göllnitz an Hand zahlreicher Versuche, die er in Gemeinschaft mit Gewerbe lehrer Pausch (Aue) ausführte, über elektrische Schwingungen und Teslaströme. Der elektrische Funke ist eine Schwingungs- erscheinung. Während einer Funkenentladung oszilliert die Elektrizität mit einer Frequenz von zehntausend Lis eine Milliarde Schwindungen pro stunde, und zwar nicht nur zwischen den Kugelpolen der Funkenstrecke, sondern im ge samten aus einem Kondensator, der Funkenstrecke und einer Selbstinduktionsspule bestehenden Leiterkrcis. Resonanz- und Induktionsversuche bestätigen die Schwingungsnatlu: der Funkenentladung. Mit Hilfe zweier Teslaapparate wurden dann die schnellen elektrischen Schwingungen auf hohe Span nung gebracht. Diese hochgespannten Hochfrequenzströme ge statteten eine Reihe von Erscheinungen Hervorzurusen (Aus strahlung der Elektrizität in den umgebenden Luftraum unter Lichtaussendung; Anregung von Geißlerröhren, sobald diese in das erzeugte Hochfreqncnzfeld gebracht wurden; Nachweis äußerst geringer physiologischer Wirkung usw.), die den Eigen schaften der in der Technik benützten Gleich- und Wechsel ströme zum Teil entgegengesetzt sind. Den Abschluß der Vor führungen bildeten Abstimmversuchs von Sekundürspulen hoher Windungszahl auf den primären Schwingungskreis mit Hilfe des Ondinschen Resonators. Johanngeorgenstadt, 23. Dez. Der hiesige Krippen - nnd Schnitzverein tritt nach zweijähriger Tätigkeit durch eine besonders Arbeit in die Oeffentlichkeit. Er veranstaltet vom 25. Dezember bis 4. Januar n. I. eine Ausstellung seiner We i h n a chts k k r i p p e im großen Zimmer der Lürgerschänke. Besondere Aufmerksamkeit schenkt der Besu cher der alten Stadt vor dem Brande, die in 4 Meter Breite und 3 Meter Tiefe terrassenförmig aufgebaut ist. Auch das alte Wittigsthal ist getreu dargestellt. Der gesamte Berg- Werksbetrieb im Fastcnberge wird beweglich vorgeführt. Von rechts beginnend sehen wir die Haspclförderung, die Heuer, einführende Bergleute, Zimmerlinge, die Tonnensörderung und die Wasserkunst. Im alten Stadtbild erfreuen besonders die alte Exulantenkirche, das Gründerdenkmal, das alte Rat haus und das Berggetreide-Magazin den Besucher. Mancher Heimatfreund und viele Freunde werden beim Besuche unse rer Stadt während der Weihnachts- und Neujahrswoche die Maaks-ko» / Lrae SM-LMre kMs WrseMkier kaazMKearen empkieklt Lrlsr L 6o. ^ackk., ^us Frauen-Mach!. Roman" von M. Herzberg. Amerikan. Copyright 1923 by Lit. Bur. M. Lincke, Drcsden-21. (Nachdruck verboten.) (41. porücknnoN Mit melancholischen Augen, die Lippen schmerzlich zu- fammengepreßt, blickte er, ohne etwas zu sehen, zum Fenster hinaus. Da trat Wally leise heran. Sie war zum Ausgehen an- zekleidet und sah verweint aus. Bei leinen: Anblick wollte ge sich zurückziehen; er aber wendete sich um und ging ihr rasch entgegen. „Macht der Abschied sie so traurig — oder «eine Schuld?" dachte er beklommen. „Fräulein Wally," bat er, ihre Hand ergreifend. „Was bekümmert Sie? Darf ich es nicht wissen?" „Ich reise morgen," sagte sie leise. „Ich weiß," erwiderte er ebenso und nach einer Pause: »Wohin gehen Sie jetzt? Darf ich Sie begleiten? Ich habe Zhnen noch so viel zu sagen — wollen wir nicht eine Boot- ahrt machen? — Ich habe Ihnen so viel zu sagen — hier kann ich es nicht — aber auf dem Wasser —" „Gut — dann rudern wir los," antwortete sie ent schlossen. Beiden war doch sehr beklommen zu Mute. Auf dem Wege wechselten sie nur wenige Worte. Doch als sie in dem im frühen Sommerschmuck prangenden Park schritten, wo die Blumen und Sträucher ihnen ihre betäubenden Wohlgcrüche entgegensandten, die Vögel in den Zweigen über ihnen jubi- lierten und die ganze zaubervolle Natur mit tausend geheim nisvollen Stimmen das ewige uralte Liebeslied der Schöpfung sang, da löste sich auch allmählich der Bann ihrer Herzen. In beider Seelen drängte sich ja auch die Liebe, die allgewaltige, zwar noch erfüllt von Zweifel, Furcht und Z"gen, zu leiden schaftlichem Ausbruche. Nur eines Anstoßes bedurfte es. um die der Erlösung harrenden jungen Menschenkinder ihrer siegenden, himmlischen Beglückung entgegenzuführen. Nun waren sie am Ufer. Er half ihr in das Boot, löste die Kette und raffte d"s Legel. Eine wohltuende frische Brise schwellte das weiße Seinen. .Sie nahm auf der mittleren Bonk Platz, . er mn Steuer, und dahin glitt das Schiffchen stromabwärts auf dem leise gurgelnden, blinkenden Spiegel der Elbe, vorbei an zahl- iosen Dampfern, Ruder- und Segelbooten. Gebhard hatte mehrere Male zu reden versucht: er war »der über trübe Einsilbigkeit nicht hinausgekommen. Immer vieder dämpite sein au^wollendes Gefühl die peinigende Zorge, daß Elisabeth der Schwester erzählt hoben könnte, wie rr vor kaum einem halben Iabre in heißer Liebe zu ihr er- Mht, wie sie ihm, dem Ungestümen, ein Prüfungsjahr gebo- ien. Und nun, schon in der ersten Hälfte desselben, war die ¬ ses Strohfeuer niedergebrannt und ^atte keine Spur hinter lassen, weil die holden Augen da ihm gegenüber eine mäch tigere. echtere Flamme entzündet, deren Glut, das fühlte er, jenes überdauern, ein ganzes langes Menschenleben hindurch und darüber hinaus währen würde. Aber würde die Ge liebte das auch glauben. Mußte er nicht fürchten, daß sie auch in seine Neigung zu ihr Mißtrauen setzen, dem so Wan kelmütigen nicht unbedingt Vertrauen schenken konnte? Ach, wenn doch Elisabeth nicht gesprochen. Ja, dann war Hoff nung. selige, jubelnde Hoffnung. So fuhren sie lange schweigsam dahin. Wunderschön, trotz Hangen, Bangen und Sehnen war diese Fahrt. Himmels bläue, Früblingswonne, die weite, murm-lnde Wasserfläche vor ihren Blicken, linde, balsamische Lüfte, Körper und Sinne umkosend und das große Mysterium der jungen Liebe in der Brust. Wie es eigentlich gekommen, die beiden wußten es nicht. Jäh, wie aus verdunkeltem Gewölk die strahlende Siegerin, die Sonne hervorbricht, mit ihrem Glanze die arme, dunkle Erde überflutend, so brach aus der Seele der beiden jungen Menschenkinder hier die Liebe, unaufhaltsam nun, alle hem menden Bedenken rücksichtslos nicderreißend, hervor. Es war geschehen ohne Worte. Auf einer Seite eine zitternde Bewegung zu ihr hin, ihr Name in heilem Flüstern — auf ihrer Seite erglühendes Beben — der Aufschlag der Augen, das seltsame Leuchten und Locken darin — die Arme, die sich unwillkürlich einander entgegenhoben — und es bedurfte keiner Sprache mehr. Die Lippen hatten sich gefunden und ihre Seelen flossen in einem endlosen Licbeskuß zusammen, indessen Herz am Herzen in heißer, fester Umarmung schlug. Lang, lange dauerte es, ehe sie die Rede wiederfanden. „Und du liebst mich wirklich, einzige Wally?" „Dich, Gebhard, nur dich." „Und willst meine süße Braut sein?" „Ja doch, ja. Sage nur, warum du so melancholisch wie ein Zweifelbär geworden?" „Weil ich ein Narr war," rief er, „ein kompletter Narr. Und weil man mich am Narrenscil geführt —" „Wie das? Das ist ja ein hochinteressantes Bekennt nis." „Nun, unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraue ich es Dir an. Deine Schwester — an der ist ein Diplomat verloren." „Ja, das glaube ich auch." „Weißt Du auch, warum sie uns immer zuerst begleitet hat?" „Nun. uni für mich Anstandswauwau zu sein," erwiderte sie mit Schalkslächeln. „Nein, nicht darum. Sondern, weil ich in sie zuerst rein vernarrt war — und da hat sie Dich kommen lassen, damit ich den Unterschied zwischen Jugend und Reife kennen lernte. Und mit welchem Erfolge. Da hast du das Geständnis mei ner Deraangenhe" " — „Ich gewährte Dir Absolution," sagte sie und hielt die Hand über seinem Haupte, die er küßte. „Aber," fuhr er fort, „Elisabeths diplomatische Künste verfolgten noch andere Zwecke. Wozu sollte ich ihr dienen? Um zwischen ihr und dem Werber Seehagen den Prellbock ab» zugeben. Und das nicht allein — ich habe sie noch in einem anderen Verdacht — doch mit dem will ich noch zurückhalten." „Na, liebster Gebhard," rief sie, „mit fernerer Zurück haltung bleibe nur vom Leibe. Daran hast Du Dich zulHt ganz ausgegeben." „Also höre, ist es Dir nicht aufgefallen, daß Dr. Wilhelmy früher nie ins Haus gekommen und jetzt so sehr häufig? Ich mußte ihn ihr Heranlotsen — und darum ließ sie uns so viel allein —" „Allerdings — Du meinst wirklich." „Ich meine, daß sich die beiden lieben und daß wir heute bei Tisch zwei Verlobungen zu feiern haben werden." In der Zeit, da diese Verlobung auf dem Wasser statt fand, spielte sich zwischen Elisabeth und Dr. Wilhelmy auch eine ähnliche Szene ab, die jedoch einen weniger stürmischen Verlauf nahm. Ihre Unterhaltung hatte sie bisher von ihren eigenen Beziehungen ferngehalten. Beiläufig bemerkte, Eli sabeth, daß die Affäre zwischen Seehagen und ihrem Stief sohn sie zu dem Entschluß bestimmte, ihrem Kinde einen an deren Vormund zu geben. , Er tat erstaunt. „Die Gesellschaft unserer Stadt", meinte er, „wird davon nicht wenig überrascht werden. Es ist Ihnen wohl nicht bekannt, daß man Seehagen als Ihren neuen Gatten bezeichnet hat. Das war also leeres Gerede." „Ach Unsinn. Aber wo nehme ich den neuen Vormund her?" * „Ich verschaffe Ihnen einen anderen, wenn Sie wollen,", sagte er scherzend, aber jedenfalls erregt. „Nein, nein," wehrte sie 'ebhakt. „Auf Ihre Empfehlung nehme ich keinen mehr an. Ihre Kandidaten sind die rechten nicht." „Ei, ei, bas ist doch stark und ungerecht," erwiderte e» gereizt. „Apropos, Doktor, Sie erinnern sich doch meiner Erzäh lung von meiner Iungendfreundin, die da ihren Key-i» liebte, aber seinerzeit nicht heiraten konnte?" fragte sie «r vermittelt, ohne auf seinen Anruf zu antworten. „Ja, ja," rief er sofort eifrig. „Nun?" „Denken Sie sich. Da habe ich letzthin wieder von ih?, gehört. Sie ist inzwischen Witwe geworden, hat eine E.-b-' schäft gemacht und ihre Jugendliebe wiedergefunden — und, nun sie sich so schön heiraten könnten — denn sie liebon sich beide immer noch —" j „Na, zum Kuckuck, warum tun sie's denn nicht?" rivf der Doktor. (Fortsetzung folgt),