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Aue, SO. Dez. In der Nacht zum 16. Dezember ist von . einem noch unbekannten Täter auf der Eisenbahnlinie Aue— Bockau an der Kurve am Galzerschen Steinbruch -wischen Lleit- und Hauptschien« ein starker Eisenteil gelegt worden. Es sollt« dflmtt erreicht werden, einen von Bockau kommen den Zug zur Entgleisung zu bringen. Ein zweiter Versuch ist am Mittwoch abend» an gleicher Stelle durch Auflegen von zwei starken Rundhölzern und fllnf Felsstücken gemacht wor- den. Der eisern« Teil sowie die Hölzer sind Eigentum der Firma E. Mennicke Nachf. aus Dresden, die in unmittelbarer Nähe des Tatortes mit dem Legen der Wasserleitung beschäf tigt ist. Für die Ermittelung des Täter» sind vom Eisen- bahnbauamt Schwarzenberg 200 Mark Belohnung zugesichert. Es witt» gebeten, sachdienlich« Mitteilungen an die Gendar merie in Aue gelangen zu lassen. Aue, 20. Dez. Für 33 bezw. 25jähriges ununterbrgche- ne» treues Mietverhältnis konnte der Hausbesitzerverein den Herren Hermann Hunger, Mehnertstr. 59 und Ernst Rock stroh, Mehnertstr. 57, Anerkennungsurkunden übermitteln. Beide Mieter wohnen in den Häusern des Fleischermeisters Paul Walther. Aue, 20. Dez. Am 24. Dezember werden die Post- schalter bereits nachmittags 4 Uhr geschlossen; ein Briefschal- ter wird jedoch für die Annahme von Telegrammen und Ge sprächsanmeldungen offengehalten. An diesem Schalter wer den auch Postwertzeichen in kleinen Mengen verkauft. ReustLdtel, 19. Dez. Aus den Verhandlungen der drei letzten Sitzungen der hiesigen Stadtverordneten am 17. Nov., 1. und 15. Dez., sämtlich geleitet vom Vorsteher Pilz, seien folgende für di« Einwohnerschaft und teilweise auch andere Kreise beachtenswerte Punkte der Tagesordnung erwähnt: Stadtv. Lorenz stellt die Anfrage, ob di« Akten über die Be erdigung der Frau Böhm in Schneeberg vorliegen, der Vor steher verneint dies; im weiteren Verlauf der Sitzung kommt Stadtv. Lorenz nochmals auf diese Angelegenheit zurück und gibt bekamrt, daß der Stadtrvt Schneeberg beschlossen habe, die Kosten -er Ausgrabung und Wiederbeerdigung der Wwe. Böhm von der Stadt Neustädtel oder den Hinterlassenen der Verstorbenen einzufovdern. Man beschließt zu beantragen, daß die Akten der nächsten Sitzung vorliegen. Stadtv. Feig gibt bekannt, daß die Mitglieder des Wohnungsausschusses aus den schon mitgeterlten Gründen ihre Aemter niedergelegt haben und fragt an, ob diejenigen Stadtverordneten, welche Mt- glieder dieses Ausschusses sind, ihr Amt wieder annehmen wollen, nachdem die Kreishauptmannschaft endlich die zwei strittigen Fall« entschieden habe; es geschieht. Weiter wird dem Ratsbeschlusse wegen Einrichtung des Fernsprechnacht-n-nstes zugestimmt, ebenso einem Ratsvovschlage betr. Einführung des Reichsmanteltarifes für die Löhne der Stadtarbeiter, auch werden die vom Bauausschuß festgesetzten Sätze der nicht voll erwerbsfähigen Arbeiter angenommen; die Bestimmungen treten am 1. November in Kraft. Auf Antrag des Stadtv. Feig wird beschlossen, einen Protest gegen die Dersetzung der Stadt Neustädtel von der Ortsklasse B nach E an die zuständige Stelle abzusenden; ongenmmen wird der Vorschlag des Bauausschusses über die anderweit« Regelung der Vergütung für die Haus mannsdienste in der alten Schule, sowi« ein weiterer Vorschlag dieses Ausschusses betr. Verzicht auf Miete und Lichtberechnung für Schnitzschullehrer Rössel, wofür dieser dankt. Eine rege Aussprache entspann sich über den Beschluß der beiden Schul ausschüsse wegen Beschaffung von einem Raum für die Volks- büchevei bezw. Verlegung derselben in das Rathaus; diesen letzteren Vorschlag lehnten die Stadtverordneten ab Und wiesen die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Schulausschüsse zurück. Genehmigt wurden die Kosten zur Beschaffung einiger Lehrmittel für die Fortbildungsschule. Man nahm Kenntnis von der Wahl der Wahlvorsteher für die Reichstagswahl und von den Monatsabschlüssen im Umläufe und lehnte den Ver ¬ trieb der Los« für di« Gemeind« Liedschwitz av. — In der Sitzung am 1. Dezember wurde Kenntnis genommen von den Akten über die Beerdigung der Frau Böhm und dem hierzu gefaßten Beschluss« des Bestattungsausschusse», der u. a. ver langt, daß di« Stadt Schneeberg di« Ausgrabung der Leiche der Frau Böhm und di« Wiederbcevdigung derselben mit Sarg auf deren Kosten sofort ausfUhren läßt, andernfalls Beschwerde beim Ministerium ein gereicht werden soll; nach längerer Aus- spräche wurde dieser Airtrag einstimmig angenommen. Sodann erfolgten ausgedehnte Verhandlungen über eine unerquicklich« Angelegenheit, welche die Verfehlungen eines städtischen An- gestellten bei der Führung der Kvssenverwaltung der Erwerbs- losenfürsorge betrifft; man nimmt Kenntnis von dem Beschluß des Finanzausschusses und den von Stadtrat Barch und Bür germeister Dr. Richter gegebenen Aufklärungen; letzterer gibt bekamrt, daß bis zu diesem Tage ein Verlust von über 2000 Mk. festgestellt sei. Die vorn Ratsvovstand« in dieser Sache bisher getroffenen Maßnahmen wurden gebilligt. Man nahm Kennt nis von der Zuschrift der Verwaltuirg des Kinderheims Wiek, von der Abrechnung über die Herstellung der Pflasterung auf der Karlsbader Straße, wobei die Stadt einen anteiligen Kostenbeitrvg von rund 4500 Riark zu entrichten hat, von dem Berichte des Bürgermeisters über die Legung -es Telegraphen- kabels in der Stvdtflur, von Monatsabschlüssen städtischer Kassen, von dem ablehnenden Bescheide des Finanzausschusses auf das Gesuch der Gemeinnützigen Baugesellschaft Aue um Baukostcnbeihilfe, ohne eigen« Beschlüsse zu fassen; dies ge schieht auch betreffs der Zuschrift der Städtischen Holzwerke A.-G. und des Finanzausschusses hierzu wegen des Sachstandes der Geldbeschaffung. Hierbei begründet Stadtv. Feig noch- mals seinen ablehnenden Stundpunkt wegen Wschluß des Vertrages zwischen der Stadt und der Aktiengesellschaft, be richtet auch über die erfolgt« Besichtigurrg der Wohnungen im Neubau des Werkes; auch der Stadtv. Hohn bedauert, daß dem Vertrage seinerzeit zugestimmt worden sei. — In der Sitzung vom 15. Dezember steht nochmals di« Beevdigungsangelegen- heit Böhm zur Verhandlung; es wird einstimmig der Beschluß des Destattungsousschusses, nach welchem an den Stadtrat zu Schneeberg 100 Mark gezahlt werden sollen, wenn derselbe da für die Kosten der Ausgrabung und Mederbeisetzung mit Sarg übernimmt, angenommen. (Hoffentlich stimmt Schneeberg zu, damit diese leidige Sache auch endlich begraben wird). Folgen- den Rats- bezw. Ausschußbeschlüssen wird zugestimmt: Rege lung der Geschäftszeit im Rathause von 148-1-1, 2—145 Uhr, Sonnabends von 148—1 Uhr, bezüglich -er Auslassung der städtischen Beamten, Gehaltszahlung betr., des Eigentums- Wechsels Wehrmann—Etark, des Kaufvertrages mit der Bau genossenschaft und bedingungsweise» Auszahlung -er letzten Teilzahlung von 2000 Mark an dieselbe, bezüglich Ablehnung einer Weihnachtsbeihilfe für die Schülerinnen -er Klöppel schule gegen 3 Stimmen, Gewährung einer Winterbeihilfe für die Erwerbslosen, Gewährung von Stillgeld, betr. eines Zu satzes im Vertrage mit den städtischen Holzwerken über die von denselben erstellten und von der Stadt bezuschußten Woh nungen mit dem Anträge des Stadtv.-Vorstehers Pilz, den selben erst nach Vergebung der Wohnungen durch den Woh- nmrgsausschuß zu unterzeichnen, gegen 1 Stimme bei einer Stimmenthaltung, bezügl. der Beschaffung eines Ofens für ein Schulzimmer, bezügl. des Ausfalles der Dienststunden im Rat- Hause am 27. Dezember, bezügl. der Gründung einer haupt amtlichen Berufsschullehrerinnenistell« und Anforderung der selben; es wurde weiter Kenntnis genommen von dem Sach stande der Untersuchung der Veruntreuungen bei -er Erwerbs- losenkasse, dis noch nicht abgeschlossen ist, von verschiedenen Monatsabschlüssen städtischer Kassen. Eine Anfrage des Stadtv. Lorenz wegen des Schutzes der Glvesbergwakdung vor Christ baumdieben wir- dahin beantwortet, daß von -er städtischen Polizei bereits die notigen Maßnahmen getroffen seien. Eine weitere Anfrage des Stadtv. Hahn betr. vorzeitigen Bezuges ^US I. L^rgad., vÄknkokstrske 36. LrleidNsrt« 2»KIunA»beäinLuagen. einer Wohnung wird vom Vorsitzenden des Wohnunasaus schusses Stadtv. Feig beantwortet. Eine längere Aussprachi brachte di« Beleuchtungsangelegenheit auf dem hiesigen Bahn- Hofe und di« hierüber vom „Erzg. Dolksfr." gebrachte Aus lassung. Bürgermeister Dr. Richter erläutert auf Grund de, Akten und Verträge die Sachlage und legt dar, daß die Stadl Neustädtel bei ihren Maßnahmen in dieser Sache den Rechts standpunkt völlig gewahrt habe. Die vom Ratsvorstand« bisher geführten Verhandlungen wurden schließlich bei einer Stimm enthaltung gebilligt. Schneebera-NeustLdttl, 19. Dezember. Am Sonntag, den 21. 12., sind die Briefschalter wie gewöhnlich von 8—9 Uhr vormittags geöffnet. Pakete werden von 8—9 Uhr und von 11—12,30 Uhr angenomnwn und ausgegeben. Am 24. werden die Schalter bereits um 4 Uhr nachmittags geschlossen, außer dem entfällt die letzte, um 8 Uhr abends beginnende Brief- kastenleerung. Dafür findet eine Leerung am 1. Feiertag früh vor 7 Uhr statt. An diesen: Tage werden außergewöhnlich von 11—12P0 Uhr vormittags Pakete ausgegeben. Am 2. Feiertag ruht die Orts- und Landzustellung. Hartenstet«, 19. Dez. Dr. Alexander Erbprinz van Schön burg-Hartenstein wurde zum Stadtrat gewählt. Nlederschlema, 20. Dez. Don der Handelskammer Plauen ist den nachstehend aufgeführten bei der Firma Ernst Hoffmann beschäftigten Personen das von den sächsischen Handelskam- mern gestiftete Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen und durch das Kammermitglied Fabrikbesitzer Wilhelm Brück ner in Schneeberg ausgehändigt worden: in Silber: Hobler Hermann Gustav Houck für 50;ührige Dienstzeit; in Bronze: Schmied Friedrich Franz Dittrich (41), Dreher Hermann Max Wendler (30), Dreher Paul Richard Krauß, Mrschinenfühvev Carl Paul Benkert (29), Monteur Richard Ewald Schiefer (28). Frauen-Macht. Roman von M. Herzberg. Amerika«. Copyright 1923 by Lit. Bur. M. Lincke, Dresdcn-2t. (Nachdruck verboten.) (40. Forschung.) „Stolz steht gegen Stolz. Ich bin nun einmal so/ und leise fügte er hinzu: „Sie ist reich, un- ich — ich bin es nicht." „Ja, aber, bester Doktor, erwarten Sie denn, -aß sie selbst Ihnen einen Antrag macht?" rief der junge Mann ungedul dig. Der Doktor lachte gezwungen. „Nein, das kann kein Mann von einer Frau verlangen," beantwortete sich elfterer selbst seine Frage. Wilhelmy seufzte. „Gehen Sie," sagte er dann freundlich. „Sie Glücklicher können und dürfen reden, wie es Ihnen ums Herz ist. Ich Leneide Sie." Aber nun wurde Gebhard wieder verzagt. „Ach Gott, bei Wally habe ich ja auch verspielt," sagte er traurig. „Sie ist jetzt so kalt und verändert gegen mich. Ich habe nämlich in meiner bedrückten Stimmung Andeutungen fallen lassen, daß ich bereits gebunden sei. Wer weiß. Wer weiß, an: Ende kennt sie gar schon bereits mein Verhältnis zu ihrer Schwester — sie will ja abreisen —" „Wann denn? „Daß weiß ich nicht — bald, fürchte ich." „So ziehen Sie einmal morgen, mir zu Gefallen, ge naue Erkundigungen darüber ein," riet Wilhelmy lächelnd und drängte den jungen Mann zur Tür des Stolzenburgschen Hauses. 15. Kapitel. Frau Elisabeth Stolzenburg war mit ihrer Schwester in ihrer Sommervilla, eine Stunde Eisenbahnfahrt von der gro- ben Handelsstadt, übergesiedelt. Dieselbe lag idyllisch inmit- ten eines herrlichen, alten Parkes, dessen großes, wohlgepfleg- tes Terrain sich bis an das Ufer der Elbe erstreckte. An dem selben hatte man einen erhöhten, kleinen Pavillon mit beque men Ruhesitzen errichtet, und von hier aus genoß man eine entzückende Fernsicht auf die seeartige Breite des Stromes, die aus derselben einfahrenden oder in die Nordsee hinauseilen den Dampfer und Segelschiffe. Links und rechts erfreute sich das Auge an dem wechselnden, so wundervollen Maiarün, der sich weit ausdehnen-en, schimmernden Landebene. Elisabeth und Wally hatten sich behaglich eingerichtet und erstere sorgte dafür, daß es dem jungen Mädchen nicht zu ein- sam wurde, denn es fehlte nicht an Besuchern. Zum heutigen schönen Maisonntag waren mehrere Einladungen ergangen. Mit Dr. Wilhelmy erwartete man den nie ausbleibenden Geb- h-rd und nun auch Alex und seine jung« Frau, di« Elisabeth auf Wilhelm«« Benachrichtigung ein^ela- . Dr. Wilhelmy traf einige Stunden vor der Einladungs- zeit ein. Er machte ihr sofort di« Mitteilung, daß ihr Stiefsohn und seine Frau von ihm über ihren hochherzigen Entschluß in der Erbschaftssache unterrichtet worden seien, was ihre volle Billigung fand. Er erzählte ihr von dem Wiederfinden A-as und Renatens von Alex ehrenhafter Handlung und von dem Einfluß, den seine Frau auf ihn gewonnen. Dabei rief Elisa beth aus: „Ich habe es ja immer gesagt — eine Perle ist diese Frau, eine wahre Perl«, voll Herz un- Adel." Di« Unterhaltung wurde durch den Eintritt Gebhards und Wallys unterbrochen. Dr. Wilhelmy belegte Wally sofort mit Beschlag und spazierte mit ihr in -en Park. Elisabeth fragte Gebhard, ob er seine Absicht aufgegeben, eine Boots fahrt mit Wally zu unternehmen. Er fühlte sich sehr dazu aufgelegt. „Sie wollen mich schon wieder aus Ihrem Angesicht verbannen," sagte er etwas beklommen. „Das würde Ihnen doch auch keinen so unheilbaren Kum mer bereiten, mein lieber Gebhard," erwiderte sie lächelnd. „Ach, gnädige Frau, diese Ironie," rief er vorwurfsvoll. „So kalt können Sie jetzt sprechen. Ich wußte es ja, aus Ihren: Herzen war ich leider schon lange, lange verbannt." „So, Sie Undankbarer. Bin ich nicht immer lieb und gut zu Ihnen gewesen?" „Ja, ja. Aber -och nicht so wie — wie _zu Dr. Wilhelmy." „Gebhard," fuhr sie auf- „O, Frau Elisabeth," rief er emphatisch, aber mit Humor. ,Lassen Sie ein einziges Mal Ihr stolzes Szepter beiseite, und sehen Sie weniger hoheitsvoll drein. Da ich doch, ein entlas- sener Vasall, Ihren Dienst quittieren muß, so gestatten Sie mir, als letzte Gunst, Ihnen offen zu sagen, wie es mir ums Herz ist. Denken Sie, ich hatte keine Augen?" „Ich dächte, die hätten Sie nur für Wally gehabt," lächelte sie mit gutmütigem Hmtt. „Nein, auch für Sie und noch einen hielt ich sie offen, für — Dr. Wilhelmy. Glauben Sie wirklich, ich sei so blöde und blind gewesen, nicht die Sympathie Ihrer Herzen wahrzuneh men?" — „Hat das alles Wally Sie gelehrt?" unterbrach sie ihn mit verlegenem Lachen. „Ja, Wally, die eigene Liebe," sagte er leise. „Sie ließ mich erkennen, daß er Sie liebt, Frau Elisabeth, wirklich un- wahrhaftig liÄt, und er hat —" „Hat er es Ihnen anvertraut?" fiel sie ihm rasch hoch- errötend ins Wort. „Ich hab» aus ihm herausgepreßt, wider seinen eigenen Willen, fast auch wider sein eigenes Wissen," sagte Gebhard zögernd. „Aber Ihnen wird er es nie und mimnermehr ge- stehen." „Und warum -enn nicht?" „Weil — weil er einen Stolz hat, einen Stolz. Einen »verhörten Mannesstol, „Die rechte Liebe," sagte sie leise, „kennt keinen —" „In diesem Fall« doch — ich verstehe ihn. Sie, Sie sind eine reiche Frau und er — er :st — sein ganzer Schatz be steht ii: seinem Herzen, seinem Geiste, seinem Wissen —" „Ist das seine Ansicht, Gebhard, oder di« Ihre?" „Die seine." „Darum also," sagte sie gedankenvoll. „Ja," bestätigte Gebhard, energisch mit dem Kopfe nickend. „Darum. Er wird nie der Dame seines Herzens seine Liebe gestehen; er wird nie heiraten, wenn ihm nicht ein Antrag gemacht wird." „Wer sagt das? Er auch?" „Nun ja, er selbst." „Sie wollen ihm wohl seinen Liebesdienst von damall vergelten, Gebhard?" erwiderte sie launig. „Für Sie hat « bei mir seinerzeit den Anwalt gemacht; nun tun Sie ei« Gleiches für ihn." „Ja, das will ich," rief er freudig aus. „Von ganz« Seele will ich es. Ich bin Ihrer unwert, Elisabeth, aber et — er verdient Sie un- Sie ihn —" „St, st, nicht weiter," warnte sie, erglühend den Finge» erhebend. „Gehen Sie, lassen Sie mich jetzt allein, Sie Ver mittler par excellence." „Leben Sie wohl, Königin," sagte er froh, leicht vor ihr das Knie beugend. „Warten Sie noch," lächelte sie schalkhaft. „Spazieren Sie zum Park. Wally reist morgen ab, wenn Sie nicht be stimmen, noch zu bleiben." Sein Gesicht wurde wieder ernst. Bei dem Namen der Geliebten fiel cs ihm von neuem schwer aufs Herz. Noch ein mal kam er zurück. ' „Frau Elisabeth," fragte er bange, „haben Sie vielleicht — Sie haben doch nicht etwa —" „Nein, bewähre," unterbrach sie ihn lächelnd. „Wie werde ich denn. Ich habe nicht, ich habe durchaus nicht. Und nun gehen Sie." Er verbeugte sich und ging kopfschüttelnd. Sie verstand ihn augenscheinlich nicht. — Wally war nickt im Park. Eigent lich war lkm das lieb. Er bedurfte der Sammlung; es war ihm doch sonderbar zu Mute. Es überkam ihn wohl über, strömend, die wonnige Empfindung, daß er nun frei sei, daß eine schwere Last von ihm genommen; aber dann entstanden neue Zweifel, die ihn der Befreiung doch nicht ganz froh wer den ließen. Tine andere Sorge trat an Stell« der, von der er erlöst worden, eine Sorge, die Elisabeths kurze, von ihm un verstandene Versicherung nicht zerstreut hatte. Unaufhörlich marterte sie ihn. Wenn Wally doch eine Ahnung davon hatte, daß er sich der Schwester verlobt, wenn Elisabeth das Geheimnis nicht gewahrt — wie würde sie über ihn urteilen- Herrgott, dann war ja alles, alles aus. (Fortsetzung folgt).