Volltext Seite (XML)
Nk. 298. 21. Dezember 1924. Erzgedtrgifeyer Bomsfreuno. Verlag C. M. Särkner, Aue. 1. Beiblatt. Ueber dem Alltag. Mas solle« M »M W? „Cs gibt noch so viel zu tun!" — Das ist am heutigen Doldnen Sonntag der Kehrreim aller Gespräche im Heim und in den Läden, in den Straßen, und auf den Märkten, in den Mastanstalten und auf der Eisenbahn. Es liegt eine ansteckende Freudigkeit in all der Betriebsamkeit dieses letzten Advents sonntags. Wenn der Heilige Abend das hohe Fest des Heim- glückes ist und am schönsten im Familienkreise gefeiert wird, so hat der Goldne Sonntag den Chvaakter eines glanzvollen Stvaßenfvstes. Man mutz das einmal in Berlin erlebt haben — welch ein Leben durch die eine große Verkehrsader des Riesen strömt! Wie sich die schaulustige Menge vorwärts wälzt... einer dicht hinter dem andern, und jeder Schritt für Schritt . . . während alles in märchenhaften Lichtern und Farben erstrahlt! In kleinem Maßstab«, aber gerade darum gemütvoller erlebt man diese ansteckende Freudigkeit im Wcih- nachtstreiben der Kleinstadt. Süßer Kuchenduft dringt aus den Werkstuben der Bäcker. In seiner anheimelnden Schlichtheit erinnert der Weihnachtsmarkt an die gute alte Zeit. Vor den Schaufenstern sichen Kindergruppen mit sehnsuchtsvollen blicken. Unterdessen wird in den Häusern emsig geschafft; Bergmann, Engel, Pyramide werden bereit gestellt, der „Berg" usteht zu neuer weihnachtlicher Herrlichkeit. Aber bleibt in all dieser Vielgeschäftigkeit nicht sehr oft die Sorge um die innere Vorbereitung außer acht? Es ist doch schade — und es fehlt das Beste — wenn man sich in den letzten Tagen vor Weihnacht nicht eine einzige Stunde frcimacht zu Linkehr und Selbstbesinnung. Denn über diesen letzten Tagen leuchtet das verheißungsvolle Wort: „Siehe, ich stehe an der Tür . . Wohl hat sich auch der Heilige Christ in der Zeit seines Erdenlebens mit den Fröhlichen gefreut; aber er hielt nicht viel von jener nervösen Betriebsamkeit, die keine wahre Freude aufkommen läßt. Er lobte den Marthafleiß; aber er pries selig die fromme, stillglückliche Innerlichkeit der Maria. Sein Wille ist: wir sollen im Vielerlei der Sorgen und Wünsche nicht vergessen das Eine, was not tut. Und was tut denn not? Was sollen wir denn tun? Das war die Frage, die einem aufgerüttelten Volke in der Seele brannte, als der Täufer es weckte aus Trägheit und Sicherheit. Eine große Unruhe war über die Leute in Iudäa- land gekommen . . . über die Stolzen und über die Stillen, über die Gebildeten und über die Einfältigen. Denn disfer seltsame Mann am Iordanuser war wie ein Sturm, der in die Baumkronen fährt und das morsche Geäst bricht. Wer konnte ihm widerstehen? Den Scheinheiligen riß er die Maske vom Gesicht und nannte sie Schlangenbrut. Den Hochmütigen gab er das Vorbild einer Gesinnung, die wahren Adel in Demut offenbart. Die Herzlosen machte er scharfsichtig für das Elend einer Meuschcuklassc, der schon ein einziges Gewand Reichtum bedeutet. Die Vertreter der rohen Gewalt strafte er um des Blutes willen, das an ihren Händen klebte. Wie Keulenschläge sausten die Worte des Wahrheitspropheten auf die erschreckten Hörer nieder. Wahrlich, solche Rede hatte man seit langem nicht vernommen in Israel! Da war nichts zu spüren von lauwarmer Frömmigkeit und übertünchter Moral. An. diesem Mann, von Gott gesandt, war alles lauter und echt, hell und rein — Wort und Werk aus einem Guß. Denn er war einer von denen, die das Entweder — Oder wollen, das Für oder Wider. Seine Seele sprühte Funken — die fielen in die Herzen und entzündeten eine Frage, ernst und schwer: „Was sollen wir denn tun?" Wie lautete die Auskunft des Täufers? — „Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, tue auch also." Es sind ahn die einfachsten Gebote der Mensch lichkeit, die Johannes den Fragern vor Augen stellt. Er sagt ihnen nichts anderes als dies: „Ihr Menschen, seid doch mensch lich! Habt ein Herz und seid treu!" Wer zum Täufer ge- kommen war mit der Erwartung einer neuen Lehre, der mußte enttäuscht wieder von dannen gehen. Denn dieser scharfkantige Charakter hatte nicht die Absicht, eine neue Weltanschauung oder Religion unter die Menschen zu tragen; fühlte er sich doch selbst nur als Wegbereiter eines kommenden Neuen. „Aendert eure Gesinnung!" — das ist die Summa seiner Heroldsbotschaft — „Gott fragt nicht nach eurer Lehre, sondern nach eurem Leben; will nicht schöne Worte, sondern schöne Taten; haßt den Schein und prüft die Gesinnung." Auf den ersten Mick mutet die Adventspredigt des Täufers, wie sie in den Evangelien überliefert ist, herb und knorrig an. Diese sachlich-schlichten, strengen Worte passen so garnicht zu den weichen, zarten Tönen der deutschen Weihnacht. Aber mag auch die Iohannisprcdigt ein wenig ernüchternd wirken aufs weihnachtlich gestimmte Gemüt — ihre Wahrheit ist uns heilsam in diesen Tagen. In dem Vielerlei der Weih nachtssorgen rind -wünsche öffnet uns -der Wegbereiter des Herrn die Augen für die eine heilige Weihnachtspflicht: „Seht doch die große Not in unserem Volke und helft! Laßt das Licht eurer Sämariterliebe leuchten vor den Leuten!" Was sollen wir denn tun? Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, Lie Obdachlosen beherbergen, die Nackten kleiden, die Kranken besuchen, zu den Gefangenen gehen- Das sollen wir tun. Denn wir" rüsten das Fest dessen, der arm ward um unsertwillen. Ueber den Barmherzigen und Hilfreich- Tätigen leuchtet sein segnendes Wort: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan!" Truckenbrodt-Lößnitz. - > « OerMche Angelsgenheilen. j Was wir vergessen haben. „Diese Stunde wird mir unvergeßlich bleiben!" Wie oft kann man diesen Ausruf vernehmen, bei bedeutenden und — ich weiß nicht, ich glaube fast öfter noch — bei unbedeuten den Ereignissen. Und doch: weißt du, lieber Freund, was du alles vergessen hast? Und wie ost du alles vergißt? Eine Sorge drückt dich: ein Geschäft gelingt nicht so, wie du es gehofft hast; deine Frau hat heute ein anderes Mittag essen bereitet, als es dein Wunsch gewesen wäre; irgendwo auf dem großen Wclttheater der Politik hat sich etwas abge spielt, das nicht nach deiner Denkungsart war; du hast mit einem Freunde Differenzen, mit dem du sonst immer ganz gleichen Sinnes gewesen bist: — und du ärgerst dich und I ärgerst dich immer ärger in deii^n Nerger hinein, dp nimmst das böse Wort „Verwünscht" zur Hand und mit Ja und Nein bist du böse geworden auf diese Welt, die dich „immer nur enttäuschen kann". Wirklich? Immer nur enttäuschen? O nein. Denk doch: das vorangegangene Geschäft ist doch wirklich glänzend aus« gefallen! Und das gestrig« Mittagessen — du hast es selbst gesagt — hatte dir die Leibspeise deiner Leibspeisen gebracht. Und die Politik? Wie pflegst du so oft zu sagen: In der Po. litik sind nur die großen Ereignisse, die dem Volke dienen oder schaden, wert, daß man zu ihnen Stellung nimmt. Und nun ärgerst du dich, weil in einer Winkelversammlung ein Wirrkopf nichts anders, als wirr reden konnte? Du hast vergessen. Und gerade das vergessen, was di» Freude gemacht hat oder was dein Grundsatz gewesen ist. Vergessen, was dir Freude gemacht hat. Das ist dein großes Uebel. Und nickt das deine allein, das ist das Uebeil der meisten Menschen, daß sie in einer unwilligen Minute, mit ihrem Unwillen alle unvergeßlichen Stunden von sich werfen. Und es wäre ein Teil der Lebenskunst, daß man es verstünde, wenn einmal das Gewicht einer größeren oder klei neren Unannehmlichkeit drückt, die Erinnerung an licht» Stunden des Lebens auf die andere Wagschals zu werfen. Und: gerade all die unbedeutenden Ereignisse, welch« Lichtpunkte in deinem Leben waren, könnten in diesem Bezug dir die größten Tröster sein. Jene wundervolle Mondnacht, die du vor zwei Jahren auf deiner Urlaubsreife erlebt hast; welche unendliche Weihe durchzitterte damals die Natur und deine Seele, die mit dem All der Wesenheit sich eins fühlte! Jene Schlittenfahrt im vergangenen Jahr, hinaus in den schneekristallenen Dom des Winters — war das nicht reinsts hellste Fröhlichkeit? Jener stumme Händedruck, als letzthin dein Freund von einer weiten Reise heimkam; lag in ihm nicht die ganze schöne Vergangenheit und der Keim einer mutvollen Zukunft? Kleinigkeiten, Episoden, tausende könntest du aufzählqm Und könntest sagen: es war schön. Es ist nicht zu vergessen, daß die Einzelheiten des Lebens schön waren und schön sind; daß diese Kleinigkeiten den Wert des Lebens bilden, daß diese Lichter dir nicht genommen wer den können, das macht dich vollkommen. H. A. k>8 geeignstsb WMnsvkk - kllvkM empkekle ick: -pßottM. LppSsStö Ucs. krnsmsnn. Teiss, Ooerr, Contessa-^slte» sowie sSmtl. Ssrlsrlssrtikvl als: Stative, Selbstauslöser, I-eder- tascken, Albums, Platten, bilme usw. Ick bitte um Sssicktisans meine» reickkailigsn Lagers. Trier L Lo. wseM. Ink.: liarl Sommer Irl. 14. Hue I. Errgsv. VarKI 8, kacbmSnnlscke Bedienung, kostenlose ^nlsitunz. Der Weg lohn! sichnachLöhnitz wenn Sie Ihren Bedarf in Slrickwaren / Strümpfen Wüsche un- Pelzen bei mir decken. Eie finden bei mir nock gulsorllerles vager obigerArlikel zu billigsten Preisen. Pelzfüchse zu Engropreisen von 22 Ml», an. La. 100 Stück am Lager. Emil Vieweg, Lößnitz, Schühenslrah«. empüeblt sein reicükaltiges UaZer in e!6k1ri8cksn 86l6ucd1unA8körp6ru 14612- unä Lockapxaratsu s!6ktr!8cdsu ÄgarrensuLümIerN ZMSlLouAmotoreu, LiEkIr^iErapparalsu, kaäioappsralen Akkumulatoren sowie sSmtlickem Material und kinreltsUen tllr öle Installation von Stark- und Lckwackstromaniaxen SM L«K, msem-ur ML kernspreckor 739. öaknkolstraüe 4. Dillins DeruAyueUe! kllr das bevorstskends zVeiknacdtsitzs^ emplekisn vvlr unsere Lranntiveme Inköre ttotiveinpunsosts in kiascken und lose, sowie Weik- un6 ttotvveine in kiascken, ru den bekannt billig sten kreisen, Oebr. Bäcker, Lckwar-enberZ, Restauration, Destillation und zVeinkandlung LIbeostocker SIraüe 11. Spezial-Musikhaus Max Sorge —TnNrn«««»«- BeftagbkUe, »n Saite«. Musika- IKn. Spreckmaschin PlaNen, Sarmenimn» — «»»araiaren. Aae, Erzgeb. Schneeberger SK.1S LurZer L Heinert Zwickau i. 8s. llernr. 152 Inn. klausnscde Ztr. kernr. 152 Nöbel / XunstZevkerbe leppicke in verschiedenen Oualitüten und Orüüsn VorlsAen I-Lukerstokk« Krücken Lokoo Dekorationen ausgelükrt in eix. >VsrksMlen VorbkwAstvkkv — Nore» keiseäscken — Oiivsuäscken ^.utoäecken. —F ls lÄsImiWse: immmnikmtmmiinmmiimittillibmumtmtiimiiiikmu Ususasr-Xut» — Usuaaor-SIum». ls vsyar. 8vkmkirmargsrme: SapMr-Vorrug — Sapkir-Soia vsvsrnpsrls kekts 8eimeirör klpsnmilvk: „SLren-Marks" -IS/»». kmeriksniavkv Lonüsnsmsivk: „valrvlaa" -IS IS u. 7SM HW WM W, Ine I. U dloikereiprodukts en-gros Vernruk 666. Kile knrsigsn MZ-