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drießen, oder: Wer will Bergwerk treiben, muß Lüge gelam und Zubuß gam. 10. Ich geh und fahre meine Schicht, ohne Arbeit ist nichts ausgericht. 11. Edles Herz und Ausbeute umcht fröhliche Gewerken und Bergleute. 12. Dem armen Mann tu Guts daran. 13. Be" dein Herl, häng Kübel und Seil. 14. Schlag wacker drau,, es folgt Glückauf. 15. Laß Schlägel klingen, Bergreihen singen, und endlich 16. der be kannte. prächtige Lrzgebirgsspruch, auf den freilich auch der Harz Anspruch macht: Es grüne die Saume, es wachse das Erz; Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz. Biele dieser Sprüche findet man auf alten Grupenlampen, Steigcrhäckchcn, Bergbarden und Trinkgefäßen. Im L rufe der Grube Himmeifürsr bei Brand-Erbis- dorf finde» d,) ein bergmännischer Wandspruch: „ Die Berg- mannschc weise gefallt mir sehr wohl, wen jeder so lebet wie er Mich soll, Aufrichtig, gottfürchtig und fleißig -abey, Dis sint die Bergmännischen tuaenden drey." Aber auch die humorvolle Umwandlung eines Luther zugeschriebenen Spruches:,, Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein Göpeltreiber lebenslang" sei hier vermerkt. Das Freiberger Bergglöcklein trruz die fromme Mahnung: „Auf, auf! Zur Grube ruf ich «ich, ich, die ich oben steh. So ost ihr in die Lief« fahrt, so denket in die Hol;!" - Die Vergmannstugenüen Gottesfurcht, Wahrhaftigkeit und Fleiß, gepaart urit Sinnigkeit und Frohnatur koinmen auch in der Benennung der Erzfundstätten, der Zechen, Schächte, Gruben und Stollen, klar zur Erscheinung, es war dies friiher ein schöner Brauch, der dann später zur gesetzlichen Vorschrift erhoben wurde. Die Namen sind ent nommen dem religiösen Leben des Bergmanns; frommer Glaube an Gott, Vertrauen auf seine Gnade und die Hoffnung auf sein Himmelreich leuchten aus ihnen hervor. Viele -er Ramen wiederholen sich in den verschiedenen Berg revieren mit den mannigfaltigsten Aenderungcn und Zu sätzen. Es ist dies unschwer mit der Abwanderung der Berg leute noch den neuen fündig gewordenen Erstatten zu —- klären. Ich gebe hierzu immer die bekanntesten und fchlägigen Ramen Schneeberger Gruben und Schächte z—rst und füge dann noch eine Anzahl Namen anderer Reviere hin zu: Heilige Dreifaltigkeit, Gnade Gottes, Segen Gottes, Alte und Neue Hoffnung, Hoffnung zu Gott, Reich Gottes, Him melfahrt, Hrmmelspforte, Gnadenbvunn, Engelsburg, Ueber- schaar, Herr Gott, Im Namen Gottes, uffn Antritt, Himmlisch Heer am Gleeesberg, Im Namen Josu, Veste Burg, Kreuz- gang, Gotthelf, Allerheiligen — außerhalb des hiesigen Re* mers: Himmlischer Austeller, Milbe Hand Gottes, Reicher Schatzkasten Gottes, Reuwundersegen, Wille Gottas, Walts Gott, Gott Lob, Gott Trau, Der auf Gott hoffende Bergmann, Erhörunq Gottes, Freude Gottes, Eegental, Sankt Seligen, Himmelskrone, Engelsburg, Enqelfchor, Engelsfreud, Neuer Chor der Engel, Himmlische Musika und der humorvolle Name Himmlische Kantorei. Ein« überaus große Zahl -er Nonien find der bibli schen Geschichte entnommen, so König David, Kinder Israel, Elios, Gabriel, Priester und Leviten, König Salomo, Reu-Ieruralem, Gottvertvauter Daniel, aus dem di« Klein- »oiglsberger Bergleute aus dlerger über die geringe Ausbeute «tuen,Hottversauten Daniel" machten, — sodann Paradies, Adam und Eva, Erzengel Michael, Vater Abraham, Arche RoahLsaak, Volt Israel, Stamm Aster, Moses, Gelobt Land, Heilig Land, Berg Tabor, Burg Zion, Rose von Jericho, Held Josua, Junger Tobias, Armer Lazarus, Prophet Ionas, 4ivniq Manaffe, König Ahasverus. Eine reiche Quelle für die Namengebung bildete selbstver ständlich «lch di« Geschichte-es Heilands; so finden wir Heilige 3 Könige, Jefu Christi am Saubach, Lamm Gottes «In der Echlem, Heiliges Grab, Heiliges Kreitz im Kupfer, Auf erstehung, Christi am Rappolt, Kreuzerfindung, Christbe- scherung, Nikodemus — weiter Iohannes mit dem Güldnen Mund, Pflegevater Josef, Mutter Gottes, Unsere liebe Frau «m Wege, am Neige, am Spate, am Schafftoll, Maria Licht- >«eß, Ktndlein Josus, Weihnochtsbescherung, Johannes am Jordan, Opferlamm, Gruner Donnerstag, Char frei tags Glück, Heiliger Leichnam, Hellies Grab, Christus Echlangentreter, Klier Wett Heiland, Christliche Hilfe, Evangelist, Markus, Johannes und Mariä Verkündigung. Natürlich liefert« auch die Geschichte der Heiligen »or -er Reformation viele Ramen, wie St. Donat, Erasmus, Gregorius, Dinzenttus, Gilg, Sebastian, Bernhard, Blasius, Franziskus, Gangolf, Salvator, Cyriakus, Hyronimus, Bruder Llautz, Cgydius, St. Joh. am Widdersberg, Peter Paul, Peter «id Jakob, Pauli Bekehrung, Wolfgang, Thomas in der Georg u8n Lindwurm in -er Bergköflve, Moritz, Aitdreas a. Sonnenwirbel, Nikolaus, St. Helena, Ursula, Anna a. Freudenstcin, St. Anna Geschlecht in der Schlem, beim Fürsten, Katharina Neusang an der großen Wand im Schaf, stall, Katharinentrost am hohen Gebürg samt Altväter, Reiche St. Barbaraschutzh., Gertraud, Agathe, Ottilia, Margaretha St. Ursula Gesellschaft, Großer Christoph, St. Christoph a. Hasenberg, St. Wenzel, St. Maria Würzweih. Bei dem innigen Zusammenleben des Bergvolkes mit der Natur, mit Baum und Wald, Blumen und Sonnenschein, mit den Tieren im Haus und Freien, wählten die Bergleute auch ihre Namen für die Grubengebäude aus diesem Bereiche in unerschöpflicher Fülle: Abendstcrn, Morgenstern, Sonnenwir bel, Schlehen, Drei Lilien, Güldner Falk, Schwalbe, Wild schwein, Weißer Hirsch, Grüner H-, Roter H., Grüne Fichte, Bogel, Rosenkranz, Baum, Weihhäuptlein, Hanfstengel, Ein horn, Greif, Neues Jahr, Bogelgesang, Sittich, Strauß, Kranich, Ameise, Fröschgeschrei, Alte Sonne, 7 Planeten, Jupiter, Mor genröte, Einigkeit Morgengang, Beständigkeit Morgengang, Sonnenschein, Sonnenglanz, Sonnenstrahl, Silberne Au, Glücklicher Kalteborn, Hohe dürre Tanne, Walderz, Bcilchen- stock, 3 Eichen samt Weinlese, Hopfgarten, Junge hohe Vicke, güldne B., gelbe B., Mispelstrauch, Grüne Linde, Das Bäum chen, Alter grüner Zweig, Nautenkranz, Grüne Cyp.ests, Grünbelebter Tannenbaum, Rösers .auch, Rosenbaum, W.iße Lilie, Weiße Rose, 3 Rosen, Liebe Rose, Bolle Rose, G..^..e Rose, Weißer Wunderstern, Oelbaum, Weingarten, Rheinischer Wein, Heuschober,'Feigenbaum, Palmbaum, Kirschbaum, Kir schenberg, Birnberg, Sperber, Güldner Adler, Weißer Schwan, W. Taube, Rote T., Wilde Taube, 3 Schwanen, Silb. Hahn, Seidenschwanz, Zlachtwall, Sperlingshall, Hohes Genist, Auer hahn, Alter Fuchs, l"e. Silberne, Schwarze Kuh, Braunes Roß, Grauer Wol^ i.b. Wolf, Weißer Löwe, Feuriger L., Güldncs Lambl, Sito. Hirsch, Goldner Dock, Iägerhörnlein, Wolfstal, Eherne Schlange, Lindwurm, Eulennest, Brüllender Löwe, Feuriger Löwe, Wilder Mann, Saurüssel. Auch Glück und Freude, Hoffnung, Treue und Freundschaft gaben Namen für die Gruben: Reicher Trost, Ehrbarkeit, Besserung, Glück und Seligkeit, Gewißheit, Wahr heit od. Gottesacker, Freund und Mann, Hoffng. ufsm. hohen Geb., Reich« Zeche, Arme Ruh, Reicher Schatz, Eescllsch., 3 Brüder, 3 Schwäg. — Unverhofft. Glück, Neuentblöst. Gl., Unvermutet. Gl., Frischgl., Wiedergefunden Gl., Neubeschert. Gl. samt Schlüssel, Neu komm. Gl., Im Gl., Erfund. Gl., Ge werken Hoffnung, Glück und Freuden, Glück mn Weg, Neues Gl. in den 3 Eichen, Glücksgarten, Glücksblüte, Glückselig Neuiahr. Gliickst^rstern. Glücksrad Ge-'en-ckück. e Glückauf, Neu Silberhoffnung, Arbeiter Hoffnung, Gesegnete Bergmannshoffnung, Drei Knaben Hoffnung, Treuer Sachsen Stolle, Freundliche Gesellschaft, Verträgliche Ges., Fröhl. u. lustige Ges., Getreue Aufrichtigkeit, Bergnügte Anweisung, Güldner Rat, Lauter Wahrheit, Friedlicher Vertrag, Glocken klang und treue Freundschaft, Hole Wein, Sachsen Einigkeit, 6 Brüder, 3 Vettern, Brüderl. Liebe, Brüd.-Vertrag, Er loschene Liebe. Weitere schöne sinnvoll« Namen sind: Goldne Pforte, Sitberschmied, Reicher Schatz, Güldne Krone, G. Helm, Irvgang, Tafelstein in c '-ibe, Graue Zeche, 15 Wochen, Bergmeister! Schreiberei, ^...^eade Kluft, Güldene Kl., Harte Kl., Silberne Kl., Gleichen Teil, 7 Husen, Plauderer a. Rap polt, Bergkappe, Junger Schafstall nebst Mohr, Kinderzcche, Ouergeschick, — Junge Bergleute, Verachtet Kindlein, Born- kindl, Neugeborn Kindlein, Priesterlicher Glückwunsch, Priester- zeche, Altväter, 7 weiße Meister, Silbcrschnur, Silberschall, Silberner Nagel, S.-Wage, Silberkasten, Eilberspat, Traum, 12 Schlüssel, Eilberschl., Silberschlüsselschnur, Edle Krone, Kaiserkrone, Goldner Friede, Silb. Harnischkammer, Alt. u. neuer Krieg, Reißiger Zeug, Geharnischter Mann, Eisenmann, Löwenmut, 40 Ritter, Viktoria, Silberne Höh, Silb. Lössel, Zinnern« Flasche, Schächtlein, Zscharper, Niederer Bergmeister. Doch auch Mädchenverehrung und Weibes liebe kommen zu ihrem Rechte; wir hören Schöns Marie, Schöne Marta, Schöne Melusina, Junges zartes Fräulein, Jüngste Susanne, Schönstes Fräulein, Fräuleinglück, Anna Fortuna, Rosina Charitas, Fruchtbare Dorothea, Blondine, Maria Rosina, Eleonora, Charlotte, Antonia, Sophia, Clise Verdat, Venus, Sonnenliebchen, aber auch das Gegenteil: Tückische Jungfer, Elende Klara, Magere Anna, wilde Frau und gar Schlammige Frau. Aus dem Gebiete des derben Dolkshumors sind hervorgeangen: Tiefer Eaurüsselstolle, Junges und wildes Schwein, Klingesporn, nack. Ratte, Himmelslust, Schwarzer >chs, Fröschgeschrei, Ochsenschwanz, Schafstall, Sauschwart, Un ruh, Fruchtbare Torheit, — Junger Sachsenkerl, Springinsfeld, Weinweibel, Närrische Köpfe, Elende Seelen, Hämischer Bauer, Tückiscl)er B-, Verlorener Groschen, Schwenzoipfennig, Narren- fcesser, Schwarzer Moritz, Alter dicker Michel, Samsons Groß vater, Bäurin samt Kalberstall, Lattenschuppe, Mausehäusel, Wilder Türk, Eilberlöffelfutter-Stollen, Mixpickel, Haderzeche, Affenhaus, Würmlein, Junges Mäuschen, Hundsflü-e, Schweinskopf, Ludersack, Zappenschuh, Welke Ziege, M. Kuh, Kuhschwanz, Kuhhörner, Kälbertanz, Esel, Backofen, Brot- kappel, Bierkrug, Bierschnabler, Biecmaul, Bauch-Zeche, Sau- ferkel. An dunkle Ereignisse erinnern: Mordgrube, Totengrube, Totenberg, Totenbach, Gottesacker; an Personen der Geschichte und Helden alter Sagen: Kaiser Hcinr., Landeskrone, Deutsches Haus, Parsival, König Artus, Eherner Landgraf, Eis. Landgraf, Kölnisch Reich, Klein Roland, Gustaphus und Adolphus, Herzog Joh. Friedrich, Her zog Christian, Herz. Joh. Georg, — Herz. August, Herz. Leo pold. Haus Oesterreich, Kaiserreich. Churfiirst, Churprinz, Jun ger Fürst zu Sachsen, Joh. Huß, Lutheri Figr., Dietr. v. Bern, Lheuerdank, Getreuer Eckardt, Lhannhäuser, Siegfried, Für stenvertrag; an bergbautreibende Städte und Personen, besonders auf dem Schneeberge: Zwickischer, Chemnitzer, Dresdner, Leipziger, Zeitzer Zeche, Hanauer Lust, Sizilienstollen, Limburg. Gesellsch. a. Mühlberg, Lößnitzer, Altenburgi'che, Görlitzer, Magdeb., Werdische, Fronacher, Nürnberger, Freiberger Zeche; Schind ler, Adam Heber, Fleischern, Münzer, Friedr, v. Schönberg. Selbst ganze Sprüche und Sätze finden sich als Gruben- und Stollennamen, wie die frommgläubigen: Gott mit uns, Gelobt sei Gott, Gott allein die Ehre, Trau und bau auf Gott, Gott gibt — Gott nimmt, Gott segne anderweit, Gott gebe Beständigkeit, G. wird helfen, G. Hilst gewiß, Ich wags — G. vermags, Im Namen G. fahren wir ein, Wills G. — schauen wir Erz, Bergmännischer Gott — tue die Klüfte auf, Nun komm, Glück mit Freuden, Komm Sieg mit Freuden, Wach auf, römisch Reich, Deutsche Redlichkeit bringt gute Ausbeut, Land, da man Erz baut, Hab Acht, Ich bins nicht, Georg, wags fort. Wie du willst, Glück hat Neider; im hiesigen Revier: Armer Witmann beschert Glück, Gott gibt 2 Brüdern Glück in 3 Lilien. Biel Poesie, Volkstum, Humor und religiöser Sinn ist mit ihnen verbunden. Damit sei die Aufzählung der Grubennamen beschlossen, die nicht nur auf das Bergmannsgemüt -er damaligen Zeit, sondern in ihrer großen Zahl auch auf die Ausdehnung des sächsischen Bergbaues und die Alenge der Erzfundstütten schließen, gab es doch im Schneeberger Revier im Jahre 1662 nach Meters Aufstellung nicht weniger als 222 belegte und bauhafte Zechen. Wie sehr der Bergmann auf seine eigene Sprache hielt, geht aus der Vorrede zur Schneeb. Berachrvnik von Bever hervor; es lautet dort: „Auf der anderen Seite würden meine Schlägelsaesellen unwillig gewesen sein, und mich, nach ihrer Art zu reden, trefflich aerumpelt haben, wenn ick, ihre liebe Frau- und Muttersprache verachtet hätte." Und Möller saat h erzu in seinem Theatrum Freibergense Chronicum: ..So hat man die alten Gebräuche, soviel wie möglich gewesen, fleißig in acht genommen." Neben seinen, eigenen Sprachthema hatte der Beramann von altersher auch seinen eigenen Gruß. Glück ans! rieten d'e Kameraden den aus der Tiefe dem Taaeslichte entgegen fahren den Bergleuten zu, während die Einfahrenden M „Helf Gott, fahrt gesund durch miteinander!" mit auf ihren aetahrnallen V1eg bekamen. Auch über Tage grüßten die Bergleute mit Glückauf, und so wurde dies der in Bergbau treibenden Gegenden allgemein gebrauchte schöne Gruß, der noch heute allenthalben in, Erzacb'rge erklingt, den sich auch -er Erraebirasverein kür seine Bereinsschrift entlehnt hat und rm't welchen ich meine heutigen Ausführungen schließe. Glückauf! Bemißt mucke: Meltzers und Lelvnmms Lkrontt. Dr. Bleyl: Baulich vnd uolls'undpch Beachtenswertes, Dr. K«yd«,reich: Geschichte und Poesie -cs Freiberger Berg- und Hütt«uvesens. ch vte NM im »»»enwoie. Dauernkinder wachsen von frühester Jugend an in ein besonders inniges Verhältnis zum Tier hinein. Freilich fragen sie dabei nicht nach Nutzen und Geldwert, die Beurteilung nach dieser Richtung wird erst spiter ancrzogen; noch betrachtet das Kind die Tiere als gleichberechtigte Wesen, vor denen «s weder Furcht noch Scheu empfindet. Die Besorgnis der Eltern, die den, Tiere wehren, wenn es ihnen zu nahe kommt, will cs zunächst nicht begreifen, bis die Erfahrung es eines besseren belehrt. Ich will mich nun aber nicht in allgemeine Betrachtungen verlieren, sondern von meinen eigenen Erlebnissen im Umgang mit Tieren erzählen. Wein frühester und liebster Spielkame rad war unsere Katze mit dem Kosenamen „Meinzel". Sie war in demselben Jahre zur Welt gekommen, in dem ich geboren war; wuchs mit mir auf und starb, als ich etwa im 12. Jahre stand. Dreifarbig, schwarz, weiß und gelb, r.iit einem samtweichen Fell, daß sie stets peinlich sauber hielt, war sie der Liebling aller Familienglieder. Einmal war sie uns gestohlen worden, da ruhte unser Vater nicht eher, bis ec sie wicdergesunden hatte; man hatte sie ins benachbarte Dorf verschleppt. Das war ein rüh.endcs Wiedersehen! An mich hatte sie sich ganz besonders gewöhnt; wir konnten stunden- lang zusammen spielen, ohne daß Mieze es satt bekam. Ich bin mir zwar nicht bewußt, ihr absichtlich jemals wehe getan zu haben; aber solch kleine, nichtsnutzige Buben muten ihrer Spielkameradin manchmal auch zu viel zu. Ich ließ sic Garn knäuel und Pav'erstiickchen fangen, rollte mich mit ihr auf dem Fußboden hin und her, legte sie in die Sofaecke schlafen und deckte sie mit dem Kissen zu. Manchmal schlief ich sogar mit unserer Mieze im Arme ein. Ihre Anhänglichkeit ging so weit, daß sie mich selbst im Bett aufsuchte; zuweilen fand ich sie früh zusammengerollt am Fußende liegen. Wenn es abends dunkel wurde, huschelten wir uns in die ,Hölle" hinter den warmen Ofen. Dann leuchteten ihre großen Augen in grün lichem Schimnwr, oder sie schloß sie ganz und schnurrte behag lich, wenn ich sie streichele oder im Stacken kraute. Zuweilen fing ihr seidenweiches Haar an zu knistern un- sprühte Funken, wenn ich immer wieder darüber strich. Ein-, zweimal im Jahre jedoch verschwand sie auf Tage, und kam sie ja, um ihr Näpfchen voll Milch zu lerren, so ging sie^nir aus dem Wege, wollte auch keine Liebkosungen dulden. Ich merkte bald, was die Ursache war. Mieze hatte Junge! Nun wurde eiftig nach dem Versteck gesucht, wo sie ihre Kinderstube aufae- schlagen hatte. Es war meistens sehr schwer zu finden. An den unzugänglichsten Plätzen, ans dem Oberboden hinter altem Gerümpel, in der Scheune, im Schuppen, hatte sie ihre Kleinen verborgen. Wußte sie, daß man ihr von ihren vier, fünf Kin dern stets einige wconahm, um sie schnöde zu ertränken? Einigemäls hatte sie ihr Ve steck so geschickt gewählt, daß die Jungen erst zum Vorschein kamen, als sie schon ziemlich aus- gewachsen waren. Anfanos mochte sie es nicht leiden, wenn man diese anfaßte, bis sie sich daran gewöhnt hatte. Run wurde das Spiel noch viel hübscher und unterhaltender. Mit mütterlichem Stolze sah sie outmüttg zu, wie w'r d. h. di« jungen Kätzchen und ich, umhertollten. Später lehrte sie die Kleinen das Mäuse Zangen, worin sie Meisterin war. Im übrigen aber strafte sie die sprichwörtliche Naschhaftigkeit der Katzen Lünen, darum war sie auch bei unserer Mutter so wobl- gelitten. Beim Essen hatte sie ihren Platz neben deren Stuss!; beachtete man sie nicht, so gab sie ihre Wünsche kund, indem sie unserer Mutter leise am Rock kratzte. Zu. ihren Tugenden gehörte auch, daß sie nicht falsch war; ich kann mich nicht erinnern, daß sie mich je in binterlistiger Weis« «kratzt oder gebissen hätte. Daß sie auf dein Hoke inanchmal nicht übel Lust zeigte, einen zu dreist vor ihrer Nase herumspazierenden Spatz zu Haschen, kann man ihr nicht verdenken, das lag eben in ihrer Katzennatur. Auf einen Bauernhof gehören natürlich aucy Hühner. Als ich größer wurde, gehörte das Füttern derselben zu mei- nem Pflichtenkreis. Auf dos lockende Putt Put! kamen sie eilig herbeigelaufen, um über die Hafer- und Maiskörner herzufallen. Ich brachte es soweit, daß sie mir aus der Hand fraßen, nur mußte man aufpassen, daß sie einem nicht in die Finger pickten. Niedlich waren die Küchlein, die im Früh» fahr ans den Liern, die wir der Bruthenne untergelegt hatten, ausschlüpften. Mutter tat sie anfangs in einen großen Topf und stellt« sie in die Rühe des Ofens. Zum Füttern ^L»n wir sie heraus. Wunderbar, wie die kleinen Dingen