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DK Kommunistische Putschorgantsaltvn. Leipzig, 17. Dez. Dor dem Gtaatsegrichtshof zum Schutze der RepubKk begann heute eine Verhandlung, die die kom munistische Putschorgonisation in Mecklen. bürg -um Gegenstand hat. Angeklagt sind der Arbeiter und Stadtverordnete Wilhelm Böhme aus Dömitz, der Arbeiter Ernst Schimmel aus Wesselburen, der Untevmeister Heinrich Mundt aus Boizembuva, die Arbeiter Jantz und Egger» aus Schwanheide, der Arbeiter Fritz Be th ke aus Dömitz und der Arbeiter Heinrich 2 ägeraus Boizenburg wegen Hochver rats in Verbindung mit Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz und das Gesetz zum Schutze der Republik, teilweise auch wegen Diebstahls usw. Nach den Aussagen des Angeklagten Schim - mel, der zunächst in der Ortsgruppe Wesselburen der K. P. D. tätig war, jedoch auf sein eigenes Betreiben nach Rostock zur Verfügung der politischen Leitung der K. P. D. berufen wurde, wurden nach dein Hamburger Putsch im Herbst 1023 in Meck lenburg Vorbereitungen fstr einen kommunistischen Putsch ge troffen, bei dem mit neuen Waffen gearbeitet werden sollte. So sollten durch Dynamitbomben Züge Mr Entgleisung ge- bracht werden; man wollte in Kohlen Dynamit laden, um auf diese Weise Lokomotiven zur Explosion zu bringen. Weiter sollte mit giftigen Gasen und Brandbomben gearbeitet werden. Mit den neuen Waffen sollten sogenannte „Partisanen- gruppen", die aus einem Führer und drei bis vier Mann be- standen, im gegebenen Augenblick vorgehen, um die Bevölkerung in Schrecken zu setzen. Die Fäden der Partisanenorganisation liefen in den Händen eines Russen zusammen, der in Rostock seinen Wohnsitz hatte. Unter ihm arbeiteten ein Kommunist Heuck und ein gewisser „Willy". Schimmel wurde als bezahltes Mitglied in die Leitung der Partisanenbewegung neben Heuck berufen und hatte nach seinen Angaben für die planmäßige Organisation der Gruppen zu sorgen und Ankäufe von Waffen und Sprengstoffen zu vermitteln. Aufgabe der Ortsgruppen sollte zunächst sein, alle Gelegenheiten auszuspionieren, namentlich Waffen und Munitionslager. Di« Ortsgruppen- führer sollten zunächst nicht voll eingeweiht werden. Die Par tisanenzentrale wurde, nachdem in Rostock Verhaftungen vor- genvmmen worden waren, zunächst nach Dömitz und später nach Parchim verlegt, und zwar leistete hier Schmnnel die Ar beit. Heuck und „Willy" befanden sich inzwischen in Stettin. Im Dezember 1923 ging Schimmel wegen Differenzen in Geld angelegenheiten nach Wesselburen zurück, wo er verhaftet wurde. Die übrigen Angeklagten waren nach Aussage Schim mels teils bei der Organisation, teils bei der Unterbringung der Partisanenzentrale, teils bei der Beschaffung von Spreng stoffen tätig. Große Mengen von Sprengstoffen, einmal vierzig Pfund und einen Zentner Hexamit sowie Pikrin er hielt Schimmel von den Angeklagten Jantz und Eggers, von denen der letztere in Sprengstoffwerken beschäftigt war. Sämtliche Angeklagten wurden wegen Verbrechens gegen das Nepublikschutzgesetz in Tateinheit mit Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz ver urteilt. Es erhielten Böhme 2N Jahre Zuchthaus und 100 Mark Geldstrafe, Schimmel und Mundt je 3 Jahre Zuchthaus und 100 Mark Geldstrafe, Jantz und Eggers je 2 Jahre Zucht haus und 100 Mark Geldstrafe, Bethke 1'/- Jahr Gefängnis und 50 Mark Geldstrafe, Jäger 1tL Jahr Zuchthaus und 100 Mark Geldstrafe. * * * Die militärisch« Tätigkeit der Sowjets. London, 18. Dez. „Morning Post" meldet aus Helsing- fors: Die ru s sis che Reg i erung hat bis auf weiteres das Ueberfliegen der Westküste verboten. Bei Wiborg haben jenseits der Grenze die Russen mit Stacheldraht absperrungen begonnen, wie sie behaupten, wegen Seuchengefahr, in Wirklichkeit aber, um die russischen Rüstun gen zu vevdecken, die sowohl gegen Finnland wie gren die Randstaaten und Polen seit dem Memelcr Putsch in Vor- bereitung sind. Ebert gegen Gobert. Berlin, 18. Dez. Zu der Wendung, die der Mageburger Prozeß am Mittwoch abend genommen hat, wurde in der Reichskanzlei mitgeteilt, daß der Reichspräsident das Zeug nis Goberts selbstverständlich mit aller Energie be streiten und einen Irrtum des Zeugen annehmen inüsse. Ein Engländer gegen die Kriegsschuldlüge. Don einem englischen Historiker, Prof. A. Farrer, ist jetzt ein Buch über Eduard VH. erschienen, das als eine wuchtig« Anklage gegen Eduard VII. gelten muß. Unsere Entente mit Frankreich, sagt Farrer, hatte uns un widerruflich der französischen Politik der Vergeltung für 18 7 0 ausgeliefert. König Eduards frühere Vertraulichkeit mit Gambetta und in späteren Jahren, seine Freundschaft mit Delcasse und Clemenceau kann ihn nicht in Un kenntnis über die Gesinnung dieser Männer gegen Deutschland gelassen haben. Die Erinutigung, die durch die Entente mit England den französischen Revanchehoffnungen zuteil wurde, konnte nicht mißverstanden werden, mochte auch der Vertrag als bloße ^Verständigung" vermummt sein. Unter anderen Bedingungen gab es kein Zusammenwirken mit Frankreich, sofern auch immer der Ausgang in -er Zukunft verborgen liegen mochte. Aber noch weit mehr. DieEn tentezielte von Anfang an auf den Krieg gegen Deutsch land. Schon im April 1904, als das Abkommen über Ma- rokko beschlossen wurde, war die Landung eines englischen Hilfsheeres von 160 000 Mann in Belgien für den Fall eines deutsch-französischen Konfliktes von den militärischen Stellen vorgesehen. Vernichtend für die Legende der englischen „Friedfertigkeit" ist, was Farrer über Lie Mittel sagt, mit denen in England Kriegsstimmung erzeugt wurde. Er zeigt, wie ein Korps von Publizisten mit vollem Bewußtsein die Verleumdung Deutschlands, des Kaisers und der deutschen Politik betrieb und den Gedanken an Verständigung mit Deutschland offen bekämpfte, wie man den völlig harm losen Brief -cs Kaisers an Lord Tweedmouth wissentlich un absichtlich fälschlich mißbrauchte, um dis Stimmung zu ver- giften, wie insbesondere das Schreckgespenst der deutschen Ge fahr an die Wand aenmlt wurde, von Leuten wie Admiral Frscher, die im stillen selbst darüber lachten. Leipzig, 18. Dezember. Der 4. Strafsenat des Reichsge richts verurteilte im 3. Hochverratsprozeß gegen Angehörige de» Verbands Ob«rschlesischer Aufständischer 13 Angeklagte zu Festungsstrafen. Die Strafen wurden als durch die Untersuchungshaft verbüßt erklärt und sämtliche An geklagte außer Haft gesetzt. Berlin, 18. Dezember. Der deutsch-englischeLuft- verkehr auf der Streck« Derlin-London wird vom 31. De zember ab bis auf weite-es eingestellt. Ungenügend« Ermäßigungen von Post- und Fernsprech gebühren. Berlin, 18. Dez. Der Devroaltungsvat der Deutschen Reichspost beriet heute die Vorlage Uber die Gebühren ermäßigung. Don den Beschlüssen sei folgendes mitge- teilt: Die Vorlagen vogen Aenderung des Äuslieferungsver- sahrens und Ermäßigung der Gebühren für telephonische Auf- trüge im Geldverkehr wurden angenommen. Für Brief« Über 250 bis 500 Gvamm wuvde eine Gebühr von 30 Pfg. festgesetzt. Im Postscheckverkehr werden künftig für Einzahlungen mit Zahlkarte erhoben bei Beträgen bis zu 25 Nentenmark 10 Pfg., bis 100 Mark 1S Pfg., bis zu 250 Mark 20 Pfg., bis 500 Mark 30 Pfg., bis 750 Mark 40 Pfg., bis 1000 Mark 50 Pfg. und bei einem höheren Betrag 60 Pfg. Für die Fernsprechgebühren sind im Ortsverkehr engere Stufen gebildet worden. Künftig werden für 101—150 Ge- spräche 14 Pfg., für 151—200 Gespräche 13 Pfg., für 201 bis 250 Gespräche 12 Pfg., für 251 bis 300 Gespräche 11 Pfg. und für jedes weitere Gespräch 10 Pfg. erhoben werden. Die Fern sprechgebühren erfahren in den Entfernungsstufen von 50 bis lOO Kilometer eins Ermäßigung um 15 Pfg., in den weiteren Stufen eine solche von 30 Pfg. Die Gebühren im Post-, Post scheck- und Telegrammverkehr treten am 1. Januar 1925, die im Fernsprechverkehr am 1. Februar 1925 in Kraft. Berlin, 19. Dez. Zwischen der Deutschen Reichsbahn gesellschaft und der Holländischen Lisenbahn-Ä.-G. Almelo in Salzbergen ist ein Abkommen getroffen worden, wonach der auf deutschem Boden befindliche Teil -er Eisenbahnen der holländischen Gesellschaft vom 1. Januar ab auf die Reichs- cisenbahngesellschaft zum Kaufpreis von 1250 000 Gulden überge h t. Berlin, 18. Dezember. Heute haben unter dem Vorsitz des Oberregierungsrates Kutzig Verhandlungen des Neichsverbands der Bankleitu^Hen mit den Angest-lltenorganisationen stattgefunden. Vorsitzende empfahl einen Vorschlag, nach dem'ab 1. Dezember folgende Gehaltserhöhungen eintreten sollen: Dom 3. bis 5. Berufsjahre 4 Prozent, vom 6. bis 10. Berufsjahre 6 Prozent, vom 11. bis 15. Berufsjahre 10 Proz. Diese Regelung soll bis zum 31. März 1925 gelten. Es wurde ein° Erklärungsfrist bis zum 22. Dezember festgesetzt. Berlin, 18. Dezember. In der Lohnstreitigkeit im rheinisch.westfälischen Steinkohlenbergbau ist der Schiedsspruch vom 10. Dezember für verbindlich erklärt worden. Wien, 18. Dez. Heute fand die Verhandlung gegen den Herausgeber des Wiener „Der Montag" Kolisch statt, der den Wiener Frontkämpferverein als Mordgesindel bczeich- net hatte. Kolisch wurde zu zwei Millionen Kronen v e r u r- teilt. Kopenhagen, 18. Dez. Der Bischof der methodistischen Gemeinde in Skandinavien Anton Bast, der vor einiger Zeit unter der Beschuldigung des Betruges verhaftet worden war, wurde auf freien Fuß gesetzt. Das Verfahren gegen ihn nimmt seinen Fortgang. Paris, 18. Dez. Der Minister für öffentliche Arbeiten weilte heute in Straßburg. Er erklärte, daß die Negierung den Plan, die elsaß-lothringischen Eisenbahnen mit einer an- deren Eisenbahngefellschaft zu verschmelzen, aufgegeben habe. Die elsaß-lothringischen Eisenbahnen würden autonom unter Staatsaufsicht bleiben. Loudon, 18. Dez. In Erwiderung auf eine Anfrage er klärte der Präsident des Handelsamtes, nach den jetzt gelten den Bestimmungen dürfte kein Ausländer Kapitän, Erster Offizier oder Oberingenieur auf einem britischen Handels schiff sein. Da diese Bestimmungen über di« deutschen hin ausgingen und eine unterschiedliche Behandlung gegenüber Deutschen darstslltcn, so stünden sie im Widerspruch zum deutsch-englischen Handelsvertrag. Newyork, 18. Dez. Die b e l g i s ch e 50 Millionen Dollar-Anleihe ist mehrfach überzeichnet worden. Die Zeichnung wurde binnen einer halben Stunde nach Aufleg ung der Anleihe geschlossen. Das Arteil im KaakMÄNn-ProZeß. Hannover, 19. Dezember. Haarmann wurde wegen Mordes in 24 Fällen zum Tode verurteilt, Grans wegen Anstiftung zum Mord in einem Fall zum Tode und wegen Beihilfe zum Mord zu 12 Jahren Zuchthaus. KWWMch-WalWche AmtWearckäge. Dresden, 18. Dez. Im Landtag standen heute kommu nistische und radikalsozialistisch« Amnestieantrüge auf der Tagesordnung. Abg. Siewert (Komm.) hält eine stundenlange Neds über Klassenjustiz. Er zählt alle Landesfriedensbruchprozssse der letzten Zeit auf, um daraus der sächsischen Justiz den Vor wurf zu machen, daß sie einseitig Recht spreche. Er nennt die Rcchtssprüche nur einen Racheakt und gibt erneut das Ver sprechen ab, die Diktatur des Proletariats aufrechterhalten zu wollen. Abg. Edel (Linkssoz.) setzt sich zunächst mit den Kommu nisten auseinander, denen er zu beweisen sucht, daß die Links- sozialistcn die Kommunisten bei weitem in der Liebe zu den Strafgefangenen übertreffen. Sodann appelliert er an die christliche Liebe zum Weihnachtsfest. Er bespricht eine große Menge von einzelnen Fällen und erörtert schließlich noch den Fall Zeigner,der nur deswegen verfolgt worden wäre, weil er der bürgerlichen Gesellschaft den Kämpf angesagt hätte. Das-gegen Zeigner vorliegende Material hätte nicht zu einer Verurteilung ausgercicht, zum mindesten sei die ge schichtliche Epoche abgeschlossen, weswegen aüch Zeigner be- gnadigt werden müsse. Abg. Gündel (Dnatl.) erklärt, daß die Dcuischnatio- nale Fraktion gegen die Amnestie wäre, weil diese nur als Anreiz zu neuen Verbrechen wirke. Daß Zeigner zu Recht verurteilt sei, daran bestehe kein Zweifel, denn er habe sich für Begnadigungen bestechen lassen. Iustizminister Bünger: Die Amnestieantrage sind ganz unsachgemäß gestellt. Zudem bringen die Antragsteller eine so unendliche Fülle von Anklagen, daß sie nicht einmal beant wortet werden können. Ich kann nur im allgemeinen darauf Hinweisen, daß nichts, aber auch nichts von dem stimmt, was hier gesagt worden ist. Zudem ist es unmöglich, vom Gesamt- ministerium eine Einzelbegnadigung im Falle Zeigner zu ver langen. Dazu hat der Landtag kein verfassungsmäßiges Recht. Ich hätte es übrigeirs für klüger und besser gehalten, einen Mann, der so tief gestürzt ist, nicht vor das Forum der Oeffentlichkeit zu zerren. Was die, AmnMegnträg^ aplayse. so ist vom Ministerium de- Innern darauf aufmerksam ge macht worden, zu prüfen, welche verderblichen Folgen da« Amnestiegesetz von 1923 gehabt hat. Don einer Amnestie der Abtreibungdelikte kann keine Rede sein. Sie wäre übrigen» ein« Gabotterung der Reichsaesetze. Auch ein« Amnesti« für politische Vergehen kann ich nicht befürworten. In Sachsen gibt es, entgegen den kommunistischen Behauptungen, die von 7000 Gefangenen faseln, nur etwa 100 politische Ge fangene. Don der Bewährungsfrist wird jetzt mehr als frü- her Gebrauch gemacht. Es ist kaum glaublich, daß z. B. die Tatsache, daß der Freiberger Fabrikant Küchenmeister in Freiberg sich aufhalte, von der linkssozialistischen Presse unter der Ueberschrift gebracht worden ist: „Ein neuer Skandal der Bürgerjustiz!" Der Iustizminister weist darauf hin, baß das eine Angelegenheit des Staatsgerichtshofes sei, mit der er nicht das Leiseste zu tun hat und wundert sich über die Leser einer solchen Zeitung, die solchen Unsinn glauben, wobei Dr. Dehne (Dem.) ihm zuruft: Sie unterschätzen die Dummheit jener Leser, wofür er von den Kommunisten mit den unflä tigsten Beschimpfungen bedacht wird. Der Iustizminister be- tont dann ausdrücklich, daß er von heute ab auf die Beschwer den der Kommunisten nichts mehr geben werde. Es folgt die Beratung über den deutschnationalen An trag auf Aufhebung des Gesetzes über die neuen Feiertage. Abg. Gündel (Dnatl.) begründet den Antrag. Der 1. Mai und 9. November seien ausgesprochene Partei- feiertage, der letztere Tag sogar der, an dem das deutsche Volk schmählich hintergangen worden sei. Den Weltfeiertag zu begehen, hätten wir keine Veranlassung, denn die Inter nationale habe in der Stunde unserer größten Not vollstän dig versagt. Die Aufrechterhaltung dieser Feiertage stelle eine Verhöhnung des andersdenkenden Teiles des Vol kes dar. der, wie die letzten Wahlen ergeben Hütten, in der Mehrheit sei. Redner schließt: Beginnen Sie den Abbau der Revolution mit dem Abbau Ihrer Feiertage. Abg. Blüher (D. Dp.): Wenn praktische Arbeit auf diesem Gebiete geleistet werden soll, könne es nur durch eine Beratung im Ausschuß geschehen. Der Antrag geht an den Rechtsausschuß. Abg. Dörner (Dnatl.) richtet sodann eine Anfrage an die Regierung über die Kündigung von Verträgen mit bür gerlichen Zeitungen über die Aufnahme amtlicher Anzeigen. Unter Zeigner seien die Verträge mit einer Anzahl bürger licher Blätter wegen der Aufnahme amtlicher Anzeigen ge kündigt worden, und es werde keine Rücksicht auf die gesetz- liche Bestimmung genommen, daß diese Anzeigen in den am weitesten verbreiteten Blättern des Bezirkes stehen sollen. Schließlich kommen ein Antrag und zwei Vorschläge zur Beratung, die sich mit Arbeiterfragen befassen. OrrMche Anselegenhellen. Slsrnennachl. Die Sonne ist untergegangen. Di« Nacht hat als Vor boten einen zarten Schleiervorhang, die Dämmerung, her- untergelassen. Unsichtbare Hände errichten dahinter den nächt lichen Himmelsdom. Nach nicht allzu langer Zeit geht der Vorhang am östlichen Horizont langsam in die Höhe und ein tiefdunkles Blau wird sichtbar, das mit dem emporgleitenden dämmrigen Schleier verschwimmt. Die Sterne, die Blumen des Himmels, entfalten sich zart, um bann im strahlenden' Glanze die Herrlichkeiten der Nacht zu verkünden. Immer weiter rollt der Vorhang auf, und die Schönheit des nächt lichen Himmels zeigt sich in ihrer erhabenen Vollendung. Andächtig empfängt die Natur das überirdische Geschehen. Leiser rauschen die Wipfel, und verglast erscheinen die Wellen im Bach. Das Märchen zaubert Nymphen hervor und läßt sie zu Ehren der Nacht den herrlichen Reigen auffühven. Da kommt mit derben, rauhen Schritten der Mensch. Unstät und ängstlich flattert es in seinen von dunklen Leidensschatten umgebenen Äugen. Trotzdem blicken die Sterne freundlich auf ihn hernieder. Sie gießen in Aetherwellen einen milden Frieden in sein tobendes Herz, lassen es ruhiger schlagen und die Sorgen -es Alltags vergessen. Langsamer wird sein Schritt und friedvoller schauen Lie Augen in weite Fernen. Sein Gemüt wird empfänglich für alles Schöne, Gute, Edle und Nechte. Da weitet sich die Brust und ein namenloses Sehnen ergreift ihn beim Anblick des nächtlichen Himmelsdomes. Es ist, als wollte sich die Seele vom Körper trennen und hinauf fliegen zu den lichten Sternen. Wo bleibt da das Bedrückend« und Beängstigende der Nacht? Geht der einsame Wanderer nicht freier den stillen Wald weg, wenn der Abendstern, der Siern der Liebe, freundlich am weiten Firmament leuchtet? Längst vergangene Zeiten werden bei seinem Anblick neu. Wie war es doch, als ihn einstmals zwei verklärte Augen paare grüßten und zum Mit wisser zarter Geheimnisse machten, fromme Wünsche nrit der Ditte um Erfüllung zu ihm hinaufflogvn? So gleitet ein Lebensabschnitt seliger Erinnerung in seinen Gedanken vor über, und zuletzt sieht er das flimmernde Gestirn über einem Hause schweben, in dem das Glück wohnt. Er ist zu Hause, Aber nicht nur leuchtende Sinnbilder sind die Sterne dem Menschen, sondern auch hilfsbereite Wegweiser für den Ver irrten. Me weisen dem Fremdling den rechten Pfad und füh ren ihn zum Ziele. Dem Schiffer auf dem großen weiten Meere geleiten sie in den sicheren Hafen. Eine ernste Mahnerin ist die Sternennacht, die den Men schen vor Selbstüberhebung warnt, indem sie ihm das gewal tige Geschehen im Weltenraume vor die Seele führt und seine Werke, die ihn mit Stolz und Selbstbewusstsein erfüllen, als unvollendetes Stückwerk erkennen läßt. Was für ein winziger Wurm, wie klein und nichtig er ist, offenbart ihm die gewaltige Schönheit und Größe der Sternennacht. * Sächsischer Lebenshaltungsindex. Nach den Preisfest stellungen vom 17. Dezember 1924 sind vom Statistischen Lan desamt folgende Indexziffern -er Lebenshaltungskosten (1913-14 — 100) berechnet worden: Gp'amtinüex (für Ernäh rung, Heizung, Wohnung und Bekleidung) 123,5. Gesamtindex ohne Bekleidung 120,9. Am 10. Dezember 1924 betrug der Gesamtindex mit Bekleidungskosten 123,7 und ohne Beklei- >ungskosten 121,0. Vom 10. bis 17. Dezember 1924 sind mit- )in die Preise der bei der Teuerungsstatistik berücksichtigten Güter um 0,2 bezw. 0,1 v. H. gefallen. * Schiedsspruch im sächsischen Steinkohlenbergbau. Di« kürzlich vertagten Schlichtungsverhandlungen Mr das Tarif gebiet des sächsischen Steinkohlenbergbaues wurden im A» beitsmintsteriums unter Vorsitz des Schlichters Mr Sachsen za Ende geführt. Der vom Schlichter gefällte Schiedsspruch sich« ein« allgemeine dreiprozentig« Erhöhung der Lichne ab 1. De» 1924 vor und wurde gegen die Stimmen ter Arbeitgeber ai« der Arbeitnehmer gefällt. Noch den In der Bschaublüng abg*