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Lr. rw. 6. Dezember 1924. Srzgebirgischer Dolkssreund. Verlag T. M. VSrlner, Aue. 1. Beiblatt Der letzte Feind. Bon Artur Brausewetter. Aber einmal müßt ihr ringen Noch in ernster Geisterschlacht Und den letzten Feind bezwingen, Der im Innern drohend wacht. Das sind Worte- die man einhämmern müßte in deutsche Herzen. Der letzte Feind, der niedergerungen werden muß, steht heute drohender auf dem Plane als je. Es ist kein äußerer, es ist ein innerer Feind. Und wir müssen den Kamps mit ihm aufnehmen, sollen wir nicht kläglich unterliegen. Welcher ist dieser letzte Feind? ,Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen, Geiz und Neid und böse Lust — Dann nach schweren, langen Kämpfen Kannst du ruhen, deutsche Brust", fährt Schcnkendorf fort. Gewiß, Haß, Argwohn, Geiz, Neid und döse Lust sind schlimme Feinde. Aber die schlimmsten sind es nicht. Es gibt einen letz ten Feind, der der Erzfeind des Deutschen ist, der mit allen Mitteln zu hindern sucht, daß unser blutendes deutsches Land neu ge baut wird. Wie dieser Feind heißt? Die Gleichgültigkeit. Die unselige, alles erstarrende, alles zerstörende deutsche Gleichgültigkeit. Unter allen Lastern ist die Gleichgültig keit das schwerste und verhängnisvollste. Der große Hcrzenskündiger wußte, weshalb er jedem Sünder vergeben, jedem Irrenden auf den Weg helfen, selbst einem Schächer am Krenz noch das Paradies verheißen konnte. Nur den Gleichgültigen, den Salten und Selbstgerechten schied er, der alle suchende, alle liebende, unerbittlich aus von sich und seines Vaters Reich. Deutschland ist rettungslos verloren, wenn die satte Gleichgültigkeit nicht überwun den wird. Jene Lauheit, das Signum eines haltlosen Philisteriums, das sich in allen Ständen und Kreisen Deutschlands findet, ist von jeher unsere größte Schuld gewesen. Wir haben alle schwer gesündigt, Wir mangeln allesamt an Ruhm, Man hat, o Herr, uns oft verkündigt Der Freiheit Evangelium^ Wir aber hattxn L»ns entmündigt Das Sal- der Erde wurde dumm;, So Fürst als Bürger, so der Adel,, thMtst nicht einer ohne Tadel. z Liebt ihr euer armes Vaterland, woM ihr, daß es neu aus der Asche erstehe, wolltz ihr mitbarren an seiner neuen HerrlichkM und Größe, logt diesen letzten Feind ab, detz Gleichgültigkeit heißt, bekämpft ihn, wo etz euch begegnet, bis aufs Blut. Die Torheit un- -as Anrecht -er Wahlzersplitternng. Bon Geheimrat Prof. Dr. N. Eucken.^ Auch bei den bevorstehenden Wahlens droht eine unheilvolle Zersplitterung, sie ge. fährdet allen Erfolg der Bestrebungen. Daß wir Deutsche eigene Wege lieben, das ist atz sich kein Unglück, die Mannigfaltigkeit kantz ganz wohl zu einer Stärke werden, aber fiel wird zu einem schweren Unrecht, wenn es sich! um große Entscheidungen handelt, an denetz das Schicksal unseres ganzen Volkes hängt; das aber ist in der gegenwärtigen Lage unx bestreitbar der Fall. Hier gilt es eine WaHk zwischen einem unbedingten Entweder—Odeq zu treffen. Was ist das Ergebnis einer Zer> splitterung? 1. Sic niitzl den kleinen Kreisen nicht! das Mindeste, denn sie bringen nicht die Zahis auf, um ein Mandat zu gewinnen, sie könn. len besser ihre Benrühungen ins Wassetz werfen. 2. Dieses billige Vergnügen, Unnützes ztz unternehmen, könnte man ihnen unbedenklich lassen, wenn nicht die Zersplitterung das Gesamtergebnis schädigte. Das aber ist deq Fall, indem die verlorenen Stimmen vor. nehmlich den extremen Parteien zugute kam. men und damit die Geschlossenheit des Volkse willens für das schlechthin Notwendige ge. Henin wird. - j Daher fort mit der Zersp litte. rung! Sie ist eine Torheit und sitz i st e i n U n r c ch t! WahLüewegung. Sosa, 5. Dezember. Dieser Tage sprach Landtagsabge- ordnetcr Voigt des 30. Wahlkreises der Deutschen Volts- partci im Schützcnhaus in einer stark besuchten Versammlung über die Bedeutung des zukünftigen Reichstages in innen- und außenpolitischer Beziehung. Nach Eröffnung der Ver- fammlung, die von Oberlehrer Legel-Aue geleitet wurde, ver breitete sich der Landtagsabg. Voigt eingehend über die Gründe der Neichstagsauflösung. Er wies im Eingang seines Referates scharf die Behauptung der Demokratischen Partei zurück, daß die Deutsche Volkspartei Schuld an der Auf lösung sei, denn nach 8 l41 der Reichsverfassung fei der Reichspräsident allein für die Auflösung des Reichstages maß gebend. Der Reichspräsident habe Interesse daran gehabt, als Parteimann die Verbreiterung der Negierung nach rechts zu verhindern. Eins steht fest, daß die Demokratische Partei durch ihr Hinübergleiten nach links und durch die strikte Erklärung, daß sie ihre Minister aus einer nach rechts erweiterten Koa lition zurückziehe, die Auflösung des Reichstages mit ver schuldet habe. Die Stellung der großen Parteien zum Lon doner Abkommen und die spätere Einbeziehung der Deutsch nationalen in die Regierung war durch die Abstimmung über das Eisenbahngesetz fcstgelegt. Es ist für das deutsche Volk untragbar, daß eine Partei, wie die Deutschnationale Volks - Partei, mit 106 Sitzen, hinter der 5t aller Wähler als land wirtschaftliche Produzenten stehen, und so die Hauptfaktoren der deutschen Ernährung stellt, von der Negierung ausge schlossen sind. Die Deutsche Volkspartei mußte Wert darauf legen, diese wertvollen Kräfte, die leider seit 5 Jahren in der Opposition standen, für die Regierungsgeschäfte zu gewinnen. Es war für diese Partei leicht, in theoretischer Form mit fliegenden Fahnen in den Farben schwarz-weiß-rot über den Rhein zu ziehen.. Sie mußten gezwungen werden, nationale reale Politik zu treiben. Es ist in der deutschen politischen Geschichte noch nie dagewesen, daß bei einer Abstimmung über Leben und Tod einer Nation die Hälfte mit ja und nein ge stimmt hat. Nach der Abstimmung sind wir zur Neuordnung politischer Vevhältnine gekommen. Der neue Reichstag muß Gewähr für ersprießliche Arbeit bieten. Wenn nach der Re volution die Sozialdemokratie für sich allein in Anspruch nahm, die wahren Vertreter des schaffenden Volkes zu sein, so war diese Ansicht töricht, denn nur V» des gesamten werk tätigen Volkes steht hinter der Sozialdemokratie, und noch nie hat eine Partei in ihren Zielen einen so kläglichen Zusam menbruch erlitten, wie die Sozialdemokratie. Wenn der dsutschnationale Führer Hergt die von der Deutschen Bolks- partei zu schaffende Volksgemeinschaft als eine Utopie be zeichnet, so stellen wir dem gegenüber, daß alle diejenigen ehr lich am Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes mitarbeiten wollen, die die Volksgemeinschaft umschließen sollen. Der Referent verbreitete sich noch ausgiebig über die Krisis der Sozialdemokratie in Sachsen. Er wies darauf hin, daß dis unsinnige Steuerpolitik der Sozialdemokratie große Arbciter- verbände heute dazu treibe, bei Lem Finanzminister vorstellig zu werden, die Luxussteuer abzubauen, damit Arbeit und Ver dienst durch Herstellung dieser Waren wieder ins Land kämen. Auch über die Splitterparteien und besonders über die Mirt- schaftspartei übte der Redner Lie herbste Kritik, z. B. wenn die Anhänger der Wirtschaftspakte! (Lucke) etwa glauben, unk» diese Ansicht wird tatsächlich verbreitet, daß der Reichskanz ler und die Führer der großen politischen Parteien Hrn. Lucke un Reichstag sitzen sehen, dann ihre Politik aus gewisser: Angst heraus auf die Ziele der Wirtschaftspartei einstellen würden. Nur Toren können diese Ansicht verbreiten. Ueber- haupt scheint Hr. Lucke seine Hauptaufgabe in der Derun- glimpfung der großen Parteien und ihrer Führer zu sehen. Wer mit solchen Argumenten in der Politik arbeitet, um dessen Sache steht es faul. Hr. Voigt berührte noch die Kriegs schuldfrage, den Völkerbund und dann auf innenpolitischen» Gebiet die Wohnungsfrage, die Neubauten, die Aufwertungs frage und sprach sich eingehend über Sozialpolitik aus. Mit zwei großen Worten kennzeichnete er die Stellung der Deut schen Volkspartei. Es sei alles menschenmögliche geschehen, diese Fragen unter dem starken außenpolitischen Druck zu regeln. Mit tiefinnerlichem Ernste zeigte Hr. Voigt den Weg zum Neuaufbau. Nicht Versprechungen, die doch nicht zu er füllen sind, sondern die Erreichung des Möglichen wird die Deutsche Volkspartei anstreben. Hr. Voigt ging besonders auf die Kultur und Schulpolitik der Gemeinde Sosa ein. Gr geißelte hier mit schärfsten Worten die Zerreißung der Ge meinde in zwei große Teile in kultureller Hinsicht, dabei eine scharfe Warnung aussprcchend an alle diejenigen, die glauben, ihre weltfremden Ideen anderen aufzwingen zu können. Er als Sohn des Erzgebirges, als Auer Kind, möchte Ruhe und Frieden im Bergstädtchen Sosa. Dafür wolle er seine ganze Kraft einfetzem Beamke, AngGeMe rmd Slaarsarbeiler! >IItIIItlII>IIIIIIIIIIIIIIIIIlIIlIl>ltIlI»INI>IIIIM>lIIIIlllIIlIl»»IIttIlIIIIW>!i!i«lIllIIIIIllIiIIIlIlIIII>»IIIIMl»IllIllIIItIIIck»U»IIiHIII!lIIIIlII!IIIIIliItIItIINIIIIlIltIIIIIIIIltIIIIIIIl»IIIIII!IIII!MII,I,IIII,IIIINlU»IlIIlII»lIIIsitINsisiI KM" Wähl! Deutsche Volkspartei 'M» Drüninghaus — Fin-eisen — Gelseri — Popp Noch sitzen an einflußreichen Stellen bei Slaals- und Reichsbehörden sogenannte Zeignee-Freunde und solche Persönlichkeilen, die ans dieser Sphäre stamme». Viele von Ihnen sind den Maßregelungen dieser Serre» ausgesetzt, «erden kurzerhand von einer Stelle in die andere verfehl und werden bei Beschwerden und dem Vor bringen von berechtigten Wünschen abgewiesen, ohne daß vorher etwaige übergeordnete Dienststellen benachrichtigt werden. Fühlen nicht viele von den Kollegen diesen Albdruck selbst? Wollen Sie diesen ost sehr empfindlichen Maßregelungen noch weiter ausgesetzt sein? Sie selbst haben es am 7. Dezember in der Land. Stärken Sie durch Abgabe Ihrer Stimme diejenige Partei, die dafür sorgt» datz diese Lierren und ihre Paladine verschwinden und daß dafür Beamte gesetzt werden, die ein Verständnis sür alle Kreise der Beamtenschaft haben und nicht nach parteipolitischem Standpunkt urteilen und ungerechte Maßnahmen treffen. Nur eine solche Behörde kann vom ersten bis zum letzten Beamten zum Wollte Nor ZMgsmsinksit arbeiten, wo ohne Rücksicht auf Parleipsliiik zusammengearbeitet wird und wo das gegenseitige Derlrauen fühlbar zu Tage tritt. vrum wog mit soieNsn Leignsr-^rounüsn