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5 § (Fortsetzung fcSgt). Washington, 3. Dez. In seiner Botschaft erklärte sich Coolidge weiter gegen den Eintritt der Verei nigten Staaten in den Völkerbund und für eine Beteiligung an den Ständigen Internationalen Gerichts hof. Ueber eine Verminderung der Rüstungen sagte der Präsident, er gedenke, wegen einer neuen Konferenz über diese Frage an die auswärtigen Mächte heranzutreten, wolle jedoch, da bereits Vorschläge über eine europäische Kon ferenz von andern Regierungen gemacht worden seien, zu nächst das Ergebnis dieser Schritte abwarten. Nach wie vor wünsche er, daß Amerika in seinen innerpolitischen Angele genheiten von Einschränkungen und Eingriffen bewahrt bleibe, und er wünsche nicht, Vertreter zu einer Konferenz zu entsenden, die die Handlungsfreiheit Amerikas bee nträchtigende Bestimmungen beraten werde. Amerika müsse eine Politik treiben, die sich mit den andern Nationen im Geiste der Freundschaft und der Verständigung befasse. Jede Nation, die ein militärisches System mit aggressiven und imperialistischen Zielen aufrecht erhalte, werde sich bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Welt ernstlich benachteiligt finden. Der Mör-er seiner Familie. Haiger, 3. Dez. Die Untersuchung des furchtbaren Der. brechens in der Villa Angersteins hat die sensationelle Wen dung genommen, daß Anger st ein selb st seineganze Familie und seine Angestellten ermordet hat. Gestern bis in die späten Abendstunden hinein waren alle Dörfer und Wälder ringsherum abgesucht und eine ganze Anzahl Verhaf tungen vorgcnommen worden. Auf Grund einer neuen ein gehenden Untersuchung faßte man Verdacht gegen Angerstein selbst. Man hat niemand gesehen, der in die Villa eindrang oder herauskam. Auch war den Aerzten aufgefallen, daß bei den Ermordeten bereits Leichenstarre eingetreten war. Dann war auch der Kassenschrank vollkommen unberührt und eine Kassette, die ziemlich offen in dem Kleiderschrank der Frau Angerstein lag, nicht berührt worden. Der Gerichtschemiker hat nun an der Axt, dem Jagdmesser, einem Rucksack und an den verschiedenen Ermordeten Fingerabdrücke festgestellt, die mit denen Angersteins im Krankenhaus vollkommen überein stimmen. Rätselhaft ist es, wie A. die beiden Gärtnerburschen in das Haus locken konnte und wie er seine Bureauangestellten er- mordet hat. Das Vesperbrot hatten die Gärtnerburschen noch in der Tasche; sie pflegten aber nach 3 Uhr zu vespern. Anger stein hat also zwischen 3 und 4 Uhr die Mordtaten begangen. Er ist dann, weggegangen, um sein Alibi nachzuweiscn, hat in einem Geschäft eine Tafel Schokolade gekauft. Die wäre „für seine liebe Frau". Gegen 6 Uhr muß er nach Hause gekommen sein. Er hat hier alles mit Benzol begossen und die Wohnung in Brand gesteckt, um die Leichen zu verkohlen, das ganze Laus zu vernichten und so jede Spur zu verwischen. Dann hat er sich selbst Verwundungen bei gebracht, die ziemlich schwerer Natur, aber nicht tödlich sind. Angerstein hatte Differenzen mit seiner Firma und ziem lich bedeutende Unterschlagungen begangen. Angerstein, der persönlich bescheiden lebte, hatte große Grundstücke gekauft und erklärt, er habe das Geld von seinem Bruder aus Argen tinien erhalten, der jetzt in Düsseldorf lebe und bald nach Hai- aer übersiedeln werde. Das ist jedoch alles ein Vorwand ge wesen, um die Unterschlagungen zu bemänteln. Angerstein erzählte, daß er beim Eintreffen vor seiner Villa von zwei Unbekannten einen Axlhieb auf den Kopf er hielt, der jedoch durch den Hut abgehalten wurde, und dann einen Stich in die Magengegend. Er stürzte an den Bahndamm und schrie laut um Hilfe. Infolge des Geräu sches an der Dahn, wo gerade der 6-Uhrzug einlief, hörte man nichts. Dagegen hörte man auf einem Wagen, der auf der Landstraße fuhr, Hilferufe. Von hier aus machte man Bahn beamte auf die Hilferufe aufmerksam, die nur noch schwach Mexikos Dank. Berlin, 3. Dez. Der mexikanische Gesandte hat dem Außenminister Dr. Stresemann eine Note überreicht, in der es heißt: Meine Regierung hat bei der Rückkehr des Präsiden ten Ealles nach Mexiko aus seinen mündlichen Berichten über seine Europareise einen tiefen Eindruck von der überaus ehrenvollen und herzlichen Aufnahme empfangen, dieGene - ral Ealles von feiten der Deutschen Regierung wie auch des deutschen Volkes zuteil geworden ist. Sie erblickt darin eine Ehrung des ganzen mexikanischen Volkes, welches sich glücklich schätzt, mit der großen deutschen Nation in aufrich tigster Freundschaft verbunden zu sein. — Die Note spricht dann in herzlichen Worten den Dank Mexikos aus. Frauen-Mach!. Roman von M. Herzberg. Amerika». Copyright 1923 by Lit. Bur. M. Lincke, Dresbcn-2l. (Nachdruck verboten.) selbst, daß ers gewesen ist, weil er ihr und sein Glück ver scherzt hat — aber in manchen Dingen, da haben Sie recht, sind die Männer wirklich blind — blind — dumm — dumnr." Eine peinliche Pause entstand. Sie waren beide aufl ge fährlichem Boden. Elilabeths feiner Takt fand sich jevoch schnell zurecht. „Und, um nun endlich wieder zu dem armen jungen Ram- low zu kommen, so dürfen Sie seinetwegen ruhig sein, ganz ruhig, meine Hand darauf", sagte sie unbefangen. Er verneigte sich und erhob sich, noch stumm. So rasch wie ihr, war cs ihm nickt gelungen, sich wieder sprungfertig in den anderen Gegenstand zu finden. Seine schwerfälligere, männlichere Bedachtsamkeit war noch mit dem eben beregten Thema beschäftigt und hätte gern noch länger bei ihm verweilt. Ihr rasches Aufgeben des eben iroch so interessiert behandel ten Themas der Liebe zwischen einem jüngeren Mädchen und einem älteren Mann war ihm nicht recht und erzeugte in ihm eine eigentümliche Mißstimmung, er wußte selbst nicht, wa- rum, da doch er es gewesen, der sich erst ablehnend diesem Ge sprächsstoff gegenüber verhalten hatte." „Ermutigen Sie ihn nur ein bißchen, Herr Doktor", fagt« sie nun gleichfalls aufstehend, freundlich. „Er ist gar zu schüchtern." „Gott, Sie kommen ihm ja wider Erwarten entgegen, das ist ja sehr — sehr liebenswürdig", versetzte er mit grimmigem Lächeln. „Ihren so vernünftigen Rat muß ich doch befolgen", er> widerte sie heiter, „um so mehr, als auch ich ihn für ganz vorzüglich halte." Zu seiner Ueberraschung verdroß ihn daß leichte Gelin gen seines Planes jetzt ganz gewaltig. Nein, solchen mühe«, losen Ausgang der Sache hätte er sich nicht träumen lassen« Und sie hatte Heiratsgedanken sofort dabei. — „Weiber, Weiber, alle, alle gleich", dachte er ärgerlich. „Selbst diese Elisabeth. Von der hätte ich das doch nicht ge- dacht." f (27. Fortsetzung.) . „Sind Ihnen nicht ebenfalls solche Fälle bekannt, lieber Doktor?" fragte Elisabeth, ihn munter weiter quälend. „Gewiß", entgegnete er spöttisch und gereizt. „Ich kannte / sogar einen Menschen, der mit aller Gewalt seine Tante hei raten wollte." „Na, sehen Sie", rief Elisabeth erfreut, ihn etwas aus j seiner Ruhe kommen zu sehen. „Solche Fälle gibt es häufig. Eine meiner intimen Freundinnen zum Beispiel verliebte sich ' - als Backfisch in ihren um etwa fünfzehn Jahre älteren Lehrer." ' „Gott ja. Solche Altersunterschiede sind in Ehen häufig f und auch verständlich, vorausgesetzt natürlich, daß der Mann der Aeltere sei", erwiderte Wilhelmy etwas ungeduldig. „Immerhin will mich bedttnken, daß Liebe, wirkliche Liebe bei einem so jungen Mädchen, wie es Ihre Freundin war, und für einen viel älteren Monn, wohl kaum existiert haben kann, denn mit fünfzehn Jahren — so alt, sagten Sie, war sie ja wohl —" „Ein Backfisch von fünfzehn Jahren", bestätigte Elisabeth, „und ich sage Ihnen, sie nahm es verzweifelt ernst mit der Liebe." „Ach, Unsinn", erwiderte er überlegen lächelnd. „Das hat sich die kleine, dumme Närrin eingebildet. Reife Empfindun gen kennt ja so junge holde Einfalt noch gar nicht." „So?" versetzte Elisabeth spöttisch. „Ich meine doch. Und wer weiß, wie viele solcher Geheimnisse, den Hauptbeteiligten ahnungslos verborgen, noch in manchem weiblichen Herzen schlummern. So hat -um Beispiel der bewußte Angebetete meiner Freundin nie etwas von ihrer schmerzlichen Toggen- burgerei erfahren." „Nun und wenn auch — er würde sie doch nur für die übliche platonische, sehr verbreitete Lchrcrschwärmerei gehalten haben." „Weder für diese noch für etwas anderes, er hat über haupt nichts davon bemerkt, glaube ich, er war in solchen Din gen blind — blind und — dumm." „Ja, dann muß er in der Tat ein altes, blindes Kamel ge wesen sein", antwortete Wilhelmy mit einem Anflug von ärgerlichem Humor. „Ich glaube, es gibt unter uns Männern wirklich echte Schafsköpfe, Frau Elisabeth", setzte er gedanken voll hinzu, „und dieser Esel da und —" „Er war sonst ein sehr gescheiter Mann", siel sie ihm leb, Haft ins Wort. „Bitte, verunglimpfen Sie ihn mir nicht. Meine Freundin bewunderte ihn mit Recht, und wenn Sie ihn kennen würden —" „Ach, mich geht ja der Kerl nichts an, habe auch gar kein Verlangen danach, seine Bekanntschaft zu macken. Diese ge schniegelten Damenlehrer, diese sogenamiten ladismen, sind mir in der Regel unsäglich zuwider und —" „Nein, ein solcher war er keineswegs. Sie, der Sie selbst, wie Sie es nennen, ein „Damenlehrer" waren, wissen doch auch, daß cs schätzenswerte "Ausnahmen gibt." „Ach ich. In einen Bären wie mich wird sich auch keine verliebt haben, da brauchts ein anderes, glänzenderes Fell." „Und doch war jener Angebetene Ihnen ähnlich", entgeg nete sie lächelnd. „Etwas Sonderling in seinem Wesen, aber herzensgut, edel und wohl zu leiden." „Haben Sie ihn denn auch gekannt?" Sie nickte flüchtig. „Na — und was ist aus des jungen Mädchens Liebe ge worden?" fragte er etwas interessierter. „Haben sie sich doch noch —" „Geheiratet, meinen Sie, Zerr Doktor?" fiel sie ein. „Ach nein, er wußte ja, wie ich Ihnen sagte, nichts von ihren Ge fühlen — sonst vielleicht — sie war ihm so innig gut —" „Der Esel", sagte er noch einmal mit Nachdruck. »3L kann Ihnen nicht widerspreche» — fast glaube ich Deutschland nicht au« der Lauernden Krise hevauskäme, Außen politisch seien wir gezwungen, uns in Lie Solidarität der euro- päischen Völker einzufügen. Auf die Frage Unitarismus oder Föderalismus eingehend, betont« der Redner, daß die bayerische Reaktion ihre Hauptkraft aus dem Sachsen des Ministerpräsidenten Zeigner ge zogen habe. " Reichsbanner-Ueberfall. Berlin, 3. Dez. Seit einigen Tagen unternimmt das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold von Berlin aus Wahlpropagandaf ährten durch die Ortschaften des Kreises Teltow. So erschienen an, letzten Sonntag auch zwei Lastautomobile und eine Radfahrerkompagnie mit insgesamt 150 Dannerleuten in der Stadt Zossen. Man hatte u. a. Lei- tern und Klebetöpfe mitgcbracht und begann Häuser, Zäune, Kabelmasten usw. mit Wahlplakaten zu bekleben. Da durch Polizeiverordnung das Ankleben von Plakaten und Zetteln erst wenige Tage vorher erneut verboten und unter Strafe ge stellt worden war, so trat zunächst Polizei dem Treiben der Bannerleute entgegen. Die Beamten wurden aber von der großen Schar der schwarz-rot-gelben Rowdys einfach beiseite geschoben. Ein Kaufmann, der ein Plakat von seinem Hause entfernte, wurde tätlich angegriffen und mußte flüchten. Da rauf erklärten die Reichsbannerleute sein Haus für besetzt und wollten die Bewohner festnehmcn. Auch die auf der Straße vorüberkommenden Passanten wurden ohne weiteres mit Gummiknüppeln bearbeitet. Zwei Polizeibeamte, die an gesichts der Uebermacht im guten versuchten, auf die Reichs bannerleute einzuwirken, wurden mit Rufen wie „Nieder mit der Polizei, mit den Strolchen, mit den Verbrechern!" von dem Lastauto herab bespien, schließlich gepackt und in die Menge der Zuschauer geschleudert. Einem Stadtverordneten wurden die Hände festgehalten, während andere mit Gummiknüppeln und Schlagringen auf den Wehr losen einschlugcn. Dabei tat sich besonders ein junger Mensch hervor, der sich als Mitglied des „Vorwärts" auswies und „im Namen des „Vorwärts" die Auslieferung der Polizeibe amten forderte. Einer herbeigeeilten Abteilung Schutzpolizei gelang es schließlich die Reichsbannerstrolche zum Verlassen der Stadt zu bewegen^ Kommunisten im Wahlkampf. Berlin, 3. Dez. Nach einem Bericht der „Deutschen Tageszeitung" drangen in eine deutschnationale Wählerver sammlung in dem Dorfe Soeben in der Provinz Sachsen 200 Kommunisten ein und versuchten, die Versammlung zu stören. Wegen der Anwesenheit von etwa fünfzig Mitgliedern des Iungstahlhelms führten sie ihren Vorsatz zunächst nicht aus. Als der letzte Diskussionsredner sprach, verließen viele Kom munisten den Saal und trafen nnt aus Halle angekommener Verstärkung auf der Straße zusammen. Auf ein Kommando des Anführers versuchten sie dann den Saal zu stürmen, nach dem sie sich mit Stöcken, Latten, Steinen, Totschlägern usw. be waffnet hatten. Sie zertrümmerten sämtliche Fensterscheiben des Versammlungslokals. Durch den sofort von den Ange hörigen der vaterländischen Verbände energisch durchgeführ ten Gegenangriff mißglückte ihr Plan. Die Kommunisten er öffneten nun aus ziemlicher Entfernung ein Feuer auf das Versammlungslokal. Als dann die Angehörigen der vater ländischen Verbände gegen die jämmerlichen Revolverhelden vorgingen, flüchteten diese eilig im Schutz der Dunkelheit. Ein Kommunist erhielt einen tödlichen Lungenschuß. Die Stahlhelmleute haben in ihren Reiben zwei Verwundete, wäh rend die Kommunisten etwa 30 Verwundete sortschleppten. In der Dunkelheit hatten sich die Kommunisten offenbar ge genseitig beschossen. Berlin, 3. Dez, Der Zusammentritt des neu- gewählte n Reichstages wird am 16. d. M. erfolgen. Vom Ausgang brr Neuwahlen wird cs abhängen, ob bas alte Kabinett bis zum Zusammentritt des Parlaments weitrrbesteht, oder seinen Rücktritt vorher vornimmt. Berlin, 3. Dez. Der Protestschritt LesGeneralsvon Nathusius bei der Reicksregierung hat nach Lage der Dinge einen Erfolg nicht mehr haben können. Die Reicks- rcgierung hat dem General erwidert, daß alle Maßnahmen für seins Freilassung in Uebercinstimmung mit seinem Verteidiger unternommen worden seien und daß eine weitere Rehabilitie rung des Generals durch das Gerichtsverfahren vor d-em Reichsgericht in Leipzig erreicht werden soll. Berlin, 4. Dez. Der „Soz. Preßdienst" veröffentlicht Mit teilungen einer bekannten Persönlichkeit der Schweiz über die Geldquellen der bayrischen Nationalisten. Darnach 'soll Hit ler im Herbst vorigen Jahres persönlich in der Schweiz um Die Sv Prozent. Perlis, 3. Dez. Ueber den Standpunkt des Reparation«- «rgenten Gilbert zu den deutsch-englischen und ebenso deutsch-französischen Vereinbarungen über die Recovery-Ab- gab« wird mitaetetlt: Gilbert steht auf dem Standpunkt, es könne sehr wohl zu Vereinbarungen kommen. Man könne sich auf eine Pauschalsumme einigen, oder auf eine andere For mel: Gr brauch« die Zahlungen für die Reeovery-Abgabe nicht ^u ersetzen und er werde sie nicht ersetzen. Gilbert betrachtet die Festhaltung dieses Standpunkts als den wichtigsten Punkt seine« augenblicklichen Programms und betont, solange er sich weigere, die Summe, die die Entente mit Hilfe der Recovery- Abgabe selbst gesammelt habe, wieder zu ersetzen, könne nur zweierlei eintreten: Entweder werde Deutschland keine Waren mHr ausführen können, und das wäre das Ende des Dawes- Plans (an dem die Ententemächte auf das stärkste interessiert sind), oder das System einer Sonderbelastung der deutschen Ausfuhr müßte aufgcohben werden. Coolidge uud die Kriegsschulden. Washington, 3. Dez. In seiner Iahresbotschaft an den Kongreß erklärt Präsident Coolidge, die Summen, welche Las AusbanL den Bereinigten Staaten schulde, beliefen sich auf etwa 12 Millionen Dollar. Er sei gegen die Annullierung dieser Schulden. Er trete durchaus nicht für Zwangsmaß- mchmen ein, sei jedoch Ler Meinung, daß das entliehene Geld 'zurückgezahlt werden müßte, da sonst in Zetten der Not kein , finanzielle Unterstützung seiner Pläne geworben und eine in die Zehntausende von Schweizer Franken gehende Summe er- - halten haben. Diese Gelder sollen dann zur Vorbereitung und > Durchführung des Novemberputsches in München ver- , wendet worden sein. Die seit lairgem festgestellten Beziehungen > gewisser schweizerischer Kreise zur völkischen Organi- Catton in Deutschland sollen das eidgenössische Iusttzdeparte- ment sowie die schweizerische Bundesanwaltschaft zu einer amtlichen Untersuchung veranlaßt haben, die gegenwärtig noch i schwebe. Angeblich soll auch eine hochgestellte militärische Per- , svnlichkeit der Schweiz in die Angelegenheit verwickelt sein, i (Die Meldung nmß — ihrer Quelle gemäß — vorsichtig be- ; wertet werden. E.D.). München, 3. Dez. Au der Meldung über den Ueber- ' tritt einiger völkischer Abgeordneten in die Fraktion der Deutsch nationa len erklärt di« „Bayr. Staatsztg.", ' daß tatsächlich Besprechungen zwischen Mitgliedern der völki- schenen und der Leutschnationalen Fraktion stattgefunden haben, daß aber ein abschließendes Ergebnis noch nicht erzielt wurde. » Hannover, 3. Dez. Gestern begann vor dem erweiterten Schöffengericht die Verhandlung gegen 12 Arbeiter wegen Landfriedensbruchs und Gewalttätigkeit, die den To d des Unterprimaners Werner Tis cher, der Mitglied des -Jung Leut schon Ordens war, zur Folge hatte. Die Angeklagten hatten eine Abteilung des Iungdcutschen Ordens, die in der Eilenriede eine Uebung abhielten, angegriffen. Es war zu mehreren Zusannnenstößen gekommen, wobei Unterprimaner Tischer mit einem Holzknüppel niedergeschlagen und so schwer verletzt wurde, daß er zwei Tage später starb. Die meisten der Angeklagten belasteten den Arbeiter Christian Berg, der nach seiner eigenen Aussage die anderen Täter heranseholt hatte, andere wieder den Arbeiter Georg Schmidt als denjenigen, der auf Tischer losgeschlagen habe. Die Ver handlung wird fortgesetzt. Brasilien verhindert japanische Einwanderung. Newyork, 3. Dez. Nach einer Meldung aus Tokio be- ! nachrichtigte der brasilianische Konsul Lie japanische Regierung, er habe Instruktion, die Gewährung von Visa für Auswanderer i noch Brasilien zu suspendieren. Der Chef der Einwanderungs- j abtsilung Les Außenamts Mamatsu erklärte, falls diese Mit- i teilung eine Ausschließungspolitik gegen, die Japaner anzeige, i nehme Lie Lage, was Japan betreffe, einen ernsten Charakter »' an. G Der Demokrat Geßler wendet sich gegen Lis Politik D seiner Partei. Leipzig, 3. Dez. Reichsminister Dr. Geßler sprach x gestern abend in einer Wähleroersammlung der Demokratischen A Partei zu Leipzig. In seinen Ausführungen plädierte der l Redner für die Bildung der Einheitsfront. Er sei für f den Eintritt der Den tsck n a ti o nalen in die Ne- A gierung gewesen, nicht im Gedanken an einen Biirgrrblock, V sondern um ihnen Gelegenheit zu geben, positive Leistungen s ' zu zeigen. Eine Politik auf weite Sicht sei nicht möglich, wenn