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M/ Ausländer entlassen deutsch« Elsenvahner. Berlin, 1. Dez. Im Eisenbahndivektionsbczirk Berlin wuvde rund 14ß0 Werkstätten» und Hilfsarbeitern die Kündigung zum 1. Januar zugestellt. Damit hat der neue Ab bau in der Reichsvisenbahn auf Anordnung des Gene- valvates der Reichsbahn, in dem ausländischer Einfluß eine große Rolle spielt, begonnen, um die Ausgaben im Reichsbahn- detchH hevabzumtndern. Wie bereits kürzlich gemeldet wurde, sollt» im ganzen Reichsgebiet nacheinander noch etwa 20 000 Eisenbahner abgobaut werden. Berlin, 1. Dez. Fünf Gisenbahnervevsammlungen am Sonntag protestierten gegen die neuen Abbaunmß- »ahmen des Genevalrats der Reichsbahn. Die Entschließungen, die einstimmig zur Annahme gelangten, zeigen die berechtigte Erregung aller Eisenbahner gegen die Wiederauf, nähme der Kündigungen, nachdem bei Uobernahme der Reichs bahn in den internationalen Betrieb ausdrücklich und feierlich di« Absicht neuer Kündigungen bestritten worden war. Es war kein Geringerer als Helfferich, der diese Ge- fcchr des Dawesabkommens schon längst vovaussah und sich da- her so-entschieden gegen die Internationalisierung der deutschen Bahnen aussprach. Deutsch-englische Annäherung. London, 1. Dez. Die Handelsvertragsver handlungen wurden am Sonnabend beendet. Der Ver trag wird voraussichtlich am Dienstag unterzeichnet werden. Deutschland gewährt darin, wie „Times" föststellen, England Nicht nur das Richt der Meistbegünstigung, sondern leistet auch Garantien gegen eine unterschiedliche Behandlung und Beschränkung des Imports. Die englische Regierung ver- pflsichtet sich, so schnell wie möglich ein Gesetz einzubringen, durch das alle jetzt für Deutschland als früheren Feind gelten den Sonderbestimmungen abgeschafft werden. Die Frage der 26-prozentigen Abgabe wird nicht gelöst, son dern in eine Formel gefaßt, die die endgültige Regelung auf später verschiebt. Marx als Präsidentschaftskandidat. Berlin, I. Dez. Anläßlich der einjährigen Kanzlerschaft de» Zentrumskanzlers Marx wetteifern die demokratische Großstadtpresse in byzantinischen Leitartikeln. Die „Germania" bezeichnet Marx als den „erfolgreichsten Kanzler der Nach- kriegszeit", und das „8Uhr-Abendblatt" wünscht ihn im Falle eines Verzichts Eberts als künftigen Reichspräsidenten. Das Reichsbanner prügelt. Berlin, 1. Dez. In einer sozialdemokratischen Wählerver- Mmnlungn in Gablenbrrg bei Stuttgart kam es zu Prüge leien zwischen Angehörigen des Reichsbanners und Kommunisten. Ein Versammlungsteilnehmer wurde von einem Kommunisten in den Rücken gestochen, ein anderer auf dem Heimwege überfallen und niedergeschlagen. Mar schierende Reichsbannerleute wurden von bewaffneten Kom munisten angefallen. Die Polizei mußte eingreifen und nahm Verhaftungen vor. In Treptow an der Tollense kam es am Schluß einer beutschnationalen Wählerversammlung zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Völkischen, in deren Verlauf einem 19-jährigen Arbeiter beide Augen ausgeschosscn wurden. Neue Wohnungsrequisitionen der Franzosen. Berlin, 1. Dez. Die Franzosen haben neuerdings in Diez an der Lahn eine Anzahl neuer Wohnungen verlangt und zwar 43 für verheiratete Offiziere und 9 für ledige Offi ziere. Die Gesamtzahl der für die Franzosen requirierten Wohnungen beträgt damit in Diez allein 65 Familienwohnun gen und 17 Wohnungen für alleinstehende Offiziere. Es han delt sich dabei um die Unterkunft von Offizieren, die zu einem Truppenteil gehören, der aus seinem bisherigen Standort zu- rückgenommcn wurde. Auch dieser Fall zeigt erneut, wie wenig die Franzosen daran denken, die deutschen Gebiete jemals völlig freizugcben und daß es sich bei den ganzen „Räumungen" lediglich um nichts anderes als um bloße Verschiebungen innerhalb der deutschen Gebiete handelt. Amerikagold nach Europa. Newyork, 1. Dez. Goldoevschifsungen nach Deutschland sollen diese Woche beginnen, und zwar soll der Erlös der Deutschen Anleihe, soweit sie in Newyork verkauft worden ist, nach Deutschland gesandt werden. Auch die Internationale Aceeptanee Bank soll eine weitere bedeutsame Goldsendunq nach Deutschland' planen. In BankierkEn sieht mäst sn diesen Goldverschiffungen ein Vorzeichen für eine kommende lebhaftere Goldbewegung, die sämtlich auf dem ausländischen Wechselkurs basiert sein wird. Gescheiterter Sowjetstaatestrelch in Esthland. Reval, 1. Dez. Die Esthntsche Telegraphenagentur meldet: -eüte vormittag haben die Kommunisten versucht, sichderRegierungsgewaltzubemächtigen. Zu diesem Zweck hatten sie Banden von 5—10 Mann organisiert, welche sich, mit Gewehren und Handgranaten bewaffnet, zu gleicher Zeit der Bahnhöfe, der Reaierungs- gebäude, des Landtagsgebäudes, der Posten, der Polizei und der Telephonzentrale bemächtigten. Im Verlaufe des Putsch versuches wurden eine Anzahl Personen getötet. Die Truppen unterdrückten den Auf st and und stellten die Ordnung wieder her. Die Zahl d«r Opfer übersteigt wahrscheinlich 30. Unter den Toten befindet sich auch der Der- kehrsminister Kark. In ganz Esthland ist der Krieqszu - stand proklamiert worden. General Laidoner ist zum Oberkommandierenden mit außerordentlichen Vollmachten er- nannt worden. Die Regierungsgeschäste nehmen ihren nor malen Fortgang. Die Stadt ist wieder ruhig. Rücktritt Trotzkis. Parks, 1. Dez. Einer Meldung des „Matin" aus London zufolge bestätigen Nachrichten aus Moskau, daß die radi kale Gruppe in Rußland mit Sinowjew und Kaminew an der Spitze über Trotzki gesiegt hätte und daß Trotzki gezwungen sei, von seinem Posten als Kriegsminister zurückzutre- t e n, sowie sein Amt als Mitglied des Exekutivrats der Roten Armee aufzugeben. Der englisch-ägyptische Konflikt. Kairo, 1. Dez. Die Polizei hat besondere Vorsichts maßnahmen zum Schutze des Premierministers getroffen. 20 Polizeibeamte haben den Auftrag erhalten, die vom Pre mierminister benützten Straßen zu bewachen. Die Nachtposten des britischen Residenzgebäudes gaben in der letzten Nacht zweimal Feuer, als sie verdächtige Geräusche hörten. Es wur den Fußspuren festgestellt. Im übrigen ereignete sich nichts weiter. Die Annahme der britischen Forderungen durch die ägyptische Regierung umfaßt die Anerkennung des briti schen Schutzes der Fremdeninteressen und die Beibehaltung der juristischen und finanziellen Ratgeber Großbritanniens sowie die Beibehaltung des Postens eines britischen Direk tors einer europäischen Abteilung der öffentlichen Sicherheit. London, 1. Dez. Wie aus Kairo gemeldet wird, ist Befehl ergangen, das Zollamt von Alexandria, das nach der Weigerung Zaglul Paschas, die britischen Forderungen an zunehmen, besetzt worden war, zu räumen. London, 1. Dez. Wie Reuter aus Kairo meldet, haben die Gerichtsbehörden angcordnet, die verhafteten Abgeordne ten weiter in Gewahrsam zu behalten. Berlin, 1. Dez. Auch die neue Verbillig ungsak- tion der Reichsregierung, von der bestritten wurde, daß sie nur aus wahltaktischen Gründen publiziert worden sei, ist völlig erfolglos verlaufen, im Gegenteil zeigen sowohl Groß markt- wie Kleinhandelspreise schon seit Tagen wieder nach oben gehende Tendenz. Wien, 1. Dez. Der Seipel-Attentäter Iavurek wurde zu 3)4 Jahre ^schweren Kerkers verurteilt. Paris, 1. Äez. Die Kammer erörterte in ihrer heutigen Vormittagssitzung das Budget über die Militärpensionen. Im Verlaufe der Sitzung kam es zu einem Zwischenfall. Ein junger Mann warf von der Tribüne in den Sitzungssaal Bro schüren, in denen fiir eine bessere Unterstützung der Kriegs-' teilnehmer und der Kriegerwitwen und -waiscn eingetreten wird. Der Urheber des Zwischenfalls wurde nach der Quästur der Kammer geführt und, nachdem er seine Personalien ange geben hatte, wieder freigelassen. Paris, 1. Dez. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist die Konferenz der alliierten Finanzmini st er, die für den 7. Dezember in Paris geplant war, um einige Wochen aufgeschoben worden und wird nicht vor Anfang Januar zu- sammentrcten. Die Konferenz hat bekanntlich die Aufgabe, den Anteil der alliierten Länder an den Summen festzusetzen, die sich aus der Ruhrbesetzung und den ersten Annuitäten er geben, die Deutschland gemäß dem Dawesplan zahlen muß. Washington, 1. Dez. Präsident Coolidge hat an den Präsidenten Calles ein Telegramm gerichtet, in dem er ihm seine besten Wünsche für eine erfolgreiche Re gierungstätigkeit ausspricht, die er zu seinem persön lichen Ruhm sowie zur Wohlfahrt und zum Glück des mexika nischen Volks führen möge. Oerlttche Angelegenheiten. Weihnachrsvorberettungen. Die Weihnachtsstimmung beginnt ihren Zauber auszu üben. Das Grau der frühen Dämmerstunde verlangt freudigen Ausgleich. Man denkt an tausend wachgewordcne Wünsche, träumt von Dingen, mit denen man Freude bereiten möchte. Ein reizvolles Vergnügen bieten die Schaufenster der Stadt, die in ihrem leuchtenden Glanz bunten Bildern gleichen, und man möchte dieses kaufen und jenes auch. Wie geheimnisvoll die Menschen zueinander tunl Die Gattin verschließt schnell eine Stick- oder Näharbeit in der Kommode, damit sie der heimkehrende Gatte nicht sieht, und dieser verstaut in einem unbewachten Augenblick irgendeinen Gegenstand in einen: sicheren Versteck, von dessen Vorhanden- sein die Gemahlin nichts wissen soll. Wenn die Kinder zu Bett sind, beginnen die Eltern mit Arbeiten, die der kleinen Schar verborgen sein sollen. Der Christbaumschmuck wird erneuert, süßes Gebäck hergestellt, und der geschickte Vater macht sich wohl daran, für seine Lieblinge Spielsachen zu bauen. Alla nützen die Zeit des Alleinseins aus, um Weihnachtsüberrasch, ungen fiir liebe Angehörige herzustellen oder zu beschaffen. Das Sinnen und Trachten der Kinder dreht sich schon lange vorher einzig und allein um das Weihnachtsfest. Die unbeholfenen Händchen greifen in die Klaviertastcn und üben mit unermüdlichem Fleiß „Stille Nacht, heilige Nacht!" Immer wieder hören die Alten das Lied aus der Kinderzeit: „O Tannenbaum, o Tannenbaum!" Mit doppelter Sorgfalt be handeln die Kleinen jetzt ihre Spielsachen, damit ihnen Knecht Ruprecht das Alte durch Neues ersetzt. Kindliche Briefe, in Form eines Wunschzettels, schreiben sie an das Christkind, und die Mutter muß sie fromme Sprüchlein lehren. Die älteren Geschwister zählen ihre Spargroschen durch, um den Eltern Ueberraschungen zu bereiten. Dann eines Abends, wenn die Mutter allein mit den Kindern am Tisch sitzt, geht auf einmal die Tür auf und mit einem langen, weißen Bart, einer großen, tief über die Ohren gezogenen Mütze, einem Ginsterbesen unter dem Arm und einem mächtigen Sack auf dem Rücken erscheint Knecht Ru precht. Die Kleinen fürchten sich, verkriechen sich ängstlich bei der Mutter, und die Tränen sind so nah, aber seine Stimme ist voller Güte wie die des Vaters. Sie fassen Vertrauen und be ten ihm ihre Sprüche her. Dann greift er in seinen langen Sack und teilt Nüsse, Acpfel und Pfefferkuchen aus. Mit der Versicherung, daß er bald wieder komme, verläßt er das Haus. Jubel und Freude bleiben als Erinnerung an ihn zurück. Die älteren Geschwister sitzen in einer Ecke, kichern und tuscheln sich zu, es sei der Vater gewesen. Aber die Kleinen lassen sich den Glauben an den Weihnachtsmann nicht rauben. Noch im Traum erscheint er ihnen und schenkt ihnen das herrlichste Spielzeug. Glückliche Kindheit! * * Die Ententekommission in Sachsen. Vorige Woche be sichtigte die Militärkommission der Entente die Festung Königstein und nahm eingehend in alle Räume Einsicht. Dia Kommission bestand aus je einem englischen, französischen und italienischen Offizier. Selbstverständlich ist bei Ler Besichtigung nichts gefunden worden, was gegen den Friedensvcrtrag vor stößt. Auch in Meißen weilte die Ententekommission. Sie prüfte im Nathause und im Gebäude der Amtshauptmann schaft die über den Polizeietat gemachten amtlichen deutschen Angaben. * Das Amtblatt der Landesversichrrungsanstalt: Die In- validen- und Hinterbliebenenversicherung in Sachsen, das Enda August sein Erscheinen eingestellt hatte, wird, nachdem nun mehr stabile Währungsverhältnisse eingetvetcn sind, und täg liche Zuschriften aus allen Teilen des Landes beweisen, daß dein Amtsblatt ein außerordentliches Interesse entgegengebracht wird, nunmehr wieder herausgegeben. Der Vorstand der Lau- dcsversicherungsanstalt hofft, Laß durch Las 'Amtsblatt wie bis-' her die allgemeine Aufklärung über vcrsichcrungstcchnische und -rechtliche Fragen, sowie die zweckentsprechendste, möglichst reibungslose Durchführung Ler Geschäfte der Invalidenversiche rung erheblich gefördert werden wird. Die Versendung erfolgt unter Streifband. Zunächst ist in Aussicht genommen, aller zwei Monate eine Doppelnunrmer erscheinen zu lassen. Das vorliegende Stück trägt die Nummer 1—8. * gsntralnachseisamt für Kriegerverluste. Durch Ver fügung des Reichsministers des Innern ist das Zeul-ralnach- weisamt für Kriogsrverluste und Kriegergräber (Berlin- Spandau, Schmidt-KnobelsLorf-Straße) an Stelle des auf gelösten Neichskommissariats für Zivilgesangcne und Flücht linge mit der Auskunfterteilung über Lie persönlichen Verhältnisse ehemaliger Lagerflüchtlinge, soweit darüber akten müßige Unterlagen vorhanden sind, beauftragt worden. Ent- sprechende Anfragen sind daher in Zukunft an das Zcntralnach- weisamt zu richten. * Der Sächsische Verkehrsverband hatte eine Tagung nach Dresden einberufen, die zu verschiedenen Verkehrs- und Wevbefragen Stellung nehmen sollte. Dr. Jaeger-Leipzig Von einer guten Zigarette verlangt öer Kochmann, Saß ihr Aroma klar unö eöel über Sie Zunge geht, Saß ihr Genuß nicht ermüöet unö sättigt/ öaß kein Nachgeschmack zurückbleibt, öer immer Las Zeichen unsachlicher Mischung oüer uneöler Tabake ist. Der Kochmann sagt: .Die Zigarette soll herzhaft schmecken wie frischgebackenes Dror. Diese guten Eigenschaften sinö Üas besonöere Merkmal unserer neuen Mischungen Löwenbrück uns Gülöenring