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Erzgebirgischer Dolksfreund. Verlag T. M. «Srkner. Due. 1. Veiblalk. Wahtträgheil und Wahlpflicht. Don Richard Nordhausen. Ern Gespenst geht im Lande um, das Vir beschwören müssen, ehe es Schaden ohnegleichen anrichtet. „Wahlmüdig- keit" nennt es sich. Nachdem die Reichstogswahlen im Mai das Volk tüchtig aufgerüttvlt und eine erfreulich starke WaWrbeili- zung hevvovaerufen hatten, ebbte das Interesse, wie nach großen agitatorischen Erregungen üblich, beträchtlich ab, und sowohl die oberschlesischen Wahlen wie die in Hamburg er- freuten sich bei den Wählern keiner besonderen Beachtung. Wahlmüdigkest ist heute letzte Mode. Gegen den Paria- mentarismus und seine Entartung wird von so vielen Seiten ünd mit so schweren: Geschütz vovgegangen, daß sich der hohe Respekt von ehedem fast völlig verflüchtigt hat. Gerade weil Deutschland, zumal nach den, unseligen Versailler Diktat, seine ganze Hoffnung auf den westlichen Parlamentarismus gesetzt satte, diesen ihm von Herrn Wilson so warm empfohlenen Parlamentarismus, ist die gereizte Enttäuschung jetzt doppelt groß. Alles Wahlgcquäle der letzten Jahre, aller aufgeregter Stimmenfang hat zu nichts geführt; Deutschlands Wohlstand and Ansehen sind immer tiefer gesunken. Die Schuld daran dem Parlamentarismus in die Schuhe zu schieben, ist leicht, um so leichter, als diese Anklage der guten Begründung nicht entbehrt. So glaubt denn ein Teil der Wählerschaft, sich von dem Gang zur Urne doch nichts mehr versprechen -zu dürfen, während ein anderer Wahlmüdigkeit deshalb markiert, weil das sozusagen zum guten politischen Ton gehört. Beide wissen über nicht, daß gerade ihr« Haltung den Untergang -er letzten deutschen Kraft bedeutet und erzwingt. Man kann über den Parlamentarisnrus und die massenhafte Wählerei genau so abschätzig denken, wie irgend ein Taine, und wird doch von ganzem Herzen wünschen, -aß gerade diesmal jeder vaterlandsliebende Deutsche seiner Wahlpflicht genügt. Man kann das Elend, in das die Pavlamentiererei der letzten Jahre uns hineingebracht hat, noch so lebhaft empfinden und wird sich just deshalb veranlaßt sehen, am 7. Dezember nicht zuhause zu bleiben. Wahlenthaltung heißt ja nicht, wie viele Leute zu glauben scheinen, vernichtende Krittk der jetzigen Zu stände, Ablehnung der Futterkrippenwirttchast und der roten Parteiklüngelei, sondern gerade im Gegenteil ihre Derowigung. Ueberlasscn wir den Parteien -es 9. November kampflos die Wahlstatt, so befestigen wir ihre Stellung vielleicht endgültig. Deutschland steht heute ungefähr da, wo Frankreich 1873 ge standen hat; erst die Trägheit und politische Gleichgültigkeit des DUrgertums besiegelte den Triumph der Revolution. Ver zichten wir darauf, unsere Kraft mit der der Gegner zu messen, so -ringen sie bei der kommenden Reichs tags wähl glatt durch und werden dann für die Stabilisierung ihrer Herrschaft sorgen. Die Parteien, die -er Erneuerung Deutschlands abhold sind, wissen genau, was für sie auf dem Spiel steht. Sie nehmen ihre letzte Kraft zusammen, werden jeden ihrer An hänger zur Stimmabgabe veranlassen. Ahnen kann selbstver- stündlich nichts Erwünschteres begegnen, als daß die National- gerichteten schweigend, untätig beiseite stehen. Rafft sich das Bürgertum nicht entschlossen auf, so kann es am 7. Dezember sehr leicht einen 9. November erleben. Auch damals hielten Hundert- tausende es.für klug und vornehm, Lie Straße gewähren zu lassen, dem Tumult den Rücken zu kehren und PÄMm'äVzü- warten, was die von niemandem beauftragten Herren Volks- beaufiragten zu tun für gut befinden würden. Unter den Nachwirkungen dieser bürgerlichen Pflichtversäumnis leiden wir noch heute. Unendlich vieler mühsamer Arbeit hat es bedurft, um den schweren Fehler wenigstens einigermaßen wieder gutzumachcn. In Len kaum überwundenen Jammer aber stößt uns zurück, wer jetzt aus noch so triftig scheinenden Gründen den notwendigen inrvermridlichen Kampf aufgebcn und füge der Entscheidung ausweichen will. Wählmüdigkeit ist überhaupt kein Ausdruck für Wahlfaul heit. Wahlmüde könnten wir, alles in allen: nur dann werden, wenn die bisherigen Anstrengungen der vaterlandsliebenden Parteien völlig ergebnislos geblieben wären. Statt dessen sehen wir aber, daß von einem Wahltage zum andern, die Macht Les nationalen Gedankens gewachsen ist. 1919 entschied sich noch beinahe die Hülste des deutschen Volkes für die So zialdemokratie, und auf der Rechten standen nur zwei verhält nismäßig sehr kleine Gruppen; bei den Maiwahlrn gelang es der Deutschnationalen Dolkspartei bereits, Lio Sozialdemo, kratte an Mandatszahl zu überflügeln, und daneben stellen die Deutsche Dolkspartei, auf dem andern Flügel di« National sozialistisch« Freiheitspartei sehr starke Heerhaufen ins Feld. Wenn es im Mai noch nicht ganz gelungen ist, die Mehrheit zu erringen, so eröffneten sich doch die freundlichsten Zukunfts- aussichten. Wer kann gedankenlos genug sein, alles Errungene um eines Schlagwortes willen wieder preiszugeben? Die Wahlhandlung selbst nimmt so wenig Zeit in Anspruch, daß sich mit Zeitmangel niemand entschuldigenkann. Zwanzig bis dreißig Minuten ge- nügen in der Regel — sollten wir sie nicht sür das allgemeine Wohl übrig haben, während wir sonst doch unsere halben Stunden sür allerlei Ncbenwerk ziemlich freigebig vergeuden? In versunkenen schönen Friedenszetten hatte hier und da der Wahlfaule immerhin eine leidlich gute Ausrede. Die Min derheiten in den einzelnen Kreisen waren damals zur Ein- flußlosigkeit verdammt. Wer in einer sozialdemokratischen Hochburg wohnte, der konnte es schließlich vor den: eigenen Gewissen verteidigen, wenn er angesichts hunderttausend roter Stimmen di« eigene gar nicht erst in die Wagschal« war. Sie ging ja dock» rettungslos in der Flut unter. Heute aber zählt jede Stimm« und trägt unbedingt mit zur Entscheidung be:. Gegen die Listenwahl läßt sich gewiß sehr viel Schlagkräftiges einwenden; sie zerreißt den Zusammenhang zwischen Wählern und Gewählten, sie verleiht der Parteimaschinerie eine auf -re Dauer unerträgliche Heber- legenhett und erniedrigt den Wähler in Wahrheit zum Stimm vieh. Aber das eine Guts darf ihr niemand abstreiten: Sie sammelt auch die zerstreuten Stimmen und führt sie schließlich der Partei des Wählers zu. Und schon darum, weil jede einzeln« Stimme rechnet und weil wir durch unsere Wahl trägheit das Stnirmcngewicht des Gegners erhöhen, müssen wir mn 7. Dezember unserer Bürgerpflicht genügen. Im Deutschen Reich« gibt «s noch keine Wehl Pflicht im eigentlichen Sinne, wie z. B. in Niederöstervrich. wo jeder, der nicht todkrank darniederliegt, sich zur Urne bemühen muß, an dernfalls ihn eine nicht unempfindliche Geldstrafe trifft. Die Wahlpflicht ist > seinerzeit eingeführt worden, weil dis staats- erhaltcnden Parteien sich von ihr beträchtlichen Nutzen ver sprachen. Denn wer mit den bestehenden Verhältnissen leidlich zufrieden ist, der ruhige, bedächtige Bürger, an den Li« Wüh lerei und Hetzerei nur abgeschwächt heranklingt, der hält sein Erscheinen im Wahllokal gern für überflüssig. Die radikalen Parteien dagegen, denen ohnehin die Freunde des Radaus eher zuströmen, pflegen ihre Getreuen Mann für Mairn zur Ab stimmung zu bringen. Aus Mangel an einer gesetzlichen Dlahl- pflicht müssen wir uns deshalb die rnvralische ouferlegcn. Mag immerlnn, wer den Parlmneirtarismus wirklich verabscheut, dieser seiner Empfindung auch unter Herrschaft der Wahlpflicht durch Abgabe eines unbeschriebenen Stimmzettels Ausdruck verleihen; der normale Bürger, dem schließlich das Vaterland doch lieber als ein bleiches Prinzip ist, wird in der ent scheidenden St und« trotz allem für die ihm am nächsten stehende Partei eintreten. Soviel politische Reife eignet ihm ja sicher, daß er die Gefahr klar er kennt, in der mir schweben. Unsere Ausgabe am 7. Dezember ist es, den bisherigen Parlamentarismus, der uns allerdings zum Gespött der Welt macht und die deutsche Entwicklung hemmt, zu verabschieden, und zwar dadurch, daß wir wirkliche Wlänner unseres Vertrauens wählen, die es ernst mit der Der- scheuchung des Novembcrgswölks mehren. Wirkliche Führer, Persönlichkeiten, Männer von Erfahrung, Geist und Charakter, nicht halb oder ganz unbekannte Jnteressenvertreter. Wir mögen vom ersehnten Ziele noch so weit entfernt sein, mögen einen noch so schweren und steinigen Wog vor uns haben — durch den Stinnnzrttel, den wir am 7. Dezember für eine vater ländische Partei in die Urne legen, helfen wir zu unseren: be- schsidenen Teil, aber merkbar daran mit, daß Deutschland sich wieder von seinem Sturz erbebt. OerMche Angelegenheiten. j Gegen Sie Mlle. Wir sind Sonnenkinder. Bei drückendem Nebel und trü bem Winterwctter ergreift uns eine bedrückende trübe Stim mung: bei heiterem Wetter und lachendem Sonnenschein sind wir heiter und frohgemut. Die Sonne erwärmt uns Gemüt und Körper. Unsere lieben Alten setzen sich in den belebenden Sonnenschein, der ihren Körper wohlig durchheizt und offen« bar einen verbesserten Lebenstrieb durch Erhöhung des ge samten Stoffwechsels erzeugt. Gefühlsmäßig tut man dies seit den ältesten Zeiten, und die jetzt wissenschaftlich begründe ten Sonnenbäder gab es schon im grauen Altertum. Aber gerade in der kalten Jahreszeit versteckt sich big Sonne leider ost hinter Nebel und Schneegewölt. Da muß man die natürliche Wärmequelle durch ergiebige künstliche ersetzen. Sonst leidet der Körper Not. Wärmemangel hat im Körper einen schlechteren Betrieb zur Folge, der Stoffwechsel stockt, das träge fließende Blut schwemmt nur ungenügend die schädlichen Stoffe weg. Es kommt zu ihrer Anhäufung, wodurch die Vor bedingungen für Krankheiten geschaffen werden. Das ist der bekannte Zustand, in der eine Erkrankung, eine Erkältung, zwar noch nicht zum Ausbruch gekommen ist, aber man fühlt inner« Verkühlung, man friert, ist ganz zerschlagen, keiner an gestrengten körperlichen und geistigen Arbeit fähig. Da hilft einzig und allein eine bedeutende Steigerung der Detriebs- wärme von innen und außen, die man von jeher durch heiße Getränke und warme Packungen im Bett erzielt. Solche Wärmemittel sind gewissermaßen Strafarbeiten, welche die Natur den Menschen machen läßt. Auch heiße Bäder sind schätzungswert, besonders für ältere Leute; ihnen werden sie zum Jungbrunnen. Der alte Körper lebt förmlich auf, wenn er sich mehrmals wöchentlich längere Zeit in einem schö nen, warmen Bade aufhält. Ein wonniges Gefühl durchdringt den ganzen Körper. Zweckmäßig unterstützt wird diese Ktzrpererwürmung von außen durch solche von innen, und zwar durch kräftige warms Nahrung. Bei schlechter Kost vermag unser Körper der Külte viel weniger Widerstand zu leisten als bei guter. Diese soll im Winter möglichst immer warm sein. Es ist Verschwendung, wenn man kalte Speisen und Getränke genießt, denn der Kör per verbraucht zu seiner Erwärmung ein gut Teil Heizkraft. Unseres Körpers Haupthcrd zur Erwärmung, dis wirk samste und gesündeste Wärmequelle bilden aber Bewegung und Muskeltätigkeit. Sie erhöhen im Winter di« körperliche Betriebswärme bedeutend, durchheizen den ganzen Körper, vermehren den Stoffwechsel und die notwendige Aus scheidung der schädlichen Stoffe. Wohl denen, die Zeit und Gelegenheit haben, zum regelmäßigen Bergsteigen oder Schlitt schuhlaufen, zum Turnen oder wenigstens zu einem längeren Spaziergang. Jeder aber kann wenigstens daheim täglich mit Hanteln oder einen: Stuhle oder Freiübungen sich wohlig warm arbeiten. Der gesundheitliche Erfolg und das Wohlbe finden sind überraschend, sicher und auch Lauernd. * Der Großhandelsindex. Die auf den Stichtag des 26. November berechnete Großhandelsindexziffer des statistischen Noichsamtes ist gegenüber dem Stande vom 18. November (128,4) um VH Prozent auf 129,0 gestiegen. Die Reichsindex ziffer für Lebenshaltungskosten stellt sich für Mittwoch, den 26. November, auf 122,2 und ist demnach gegenüber der Vor woche (122,5) annähernd unverändert geblieben. ' Höhere Kohlenpreise? Im Ruhrbergbau läuft Sonnabend die Erklärungsfrist auf den Schiedsspruch ab, der eine Lohn erhöhung um ca. 9 Prozent festsetzt. Es wird von den Berg-. Ueber die sogenannle „Deutsch" - Demokratische Partei hat die richtende Wählerschaft bisher folgende Teilurkeile gesprochen: 1919 Nalionalversammlung . . 75 Abgeordnete 11 1924 Relchslagswahl ... 28 Abgeor-neke 1920 Reichslagswahl ... 39 - 11 1924 Reichslagsauflösung . . 24 Das Schlutzurleit ergeht am 7. Dezember 1924. Keine Stimme mehr dem Bedienten der Franzosen. / Jede Stimme den -eulschnal. Männern aus § vr. Quaatz — Diener § Domsch — Karlmann. De«lschuali»nale Dolkspartei im Bezirk der Amlshau-lmannschasl Schwarzenberg. Deutsch««!. Leamlenausschuh, Orisgr. Aue. Deutschnal. Arbeilerbuut, Ortsgr. Auerkat.