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Srzgebirgischer Volkssreunv 22. Vvvemver ?S24. Verlag E. M. Däriner, Aue. Beldlalk. Oertllche Angelegenheile« Der fehlerhafte Ta-ex. Don Oskar Böhme, Berlin. pgz. In den letzten Tagen ist der Lebenshaltungsindex es Statistischen Reichsamtes wiederholt Angriffen ausgesetzt lewesen. Es wird vor allem als Einwand hervorgebracht, »aß er kein genaues Bild über die Entwicklung der Preise >eLe, ohne daß allerdings konkrete Angaben über etwaige nethodische oder statistische Fehler gemacht werden. Wenn, sie es kürzlich in einer Pressenachncht hieß, selbst die Der- reter des Statistischen Neichsamts zugegeben haben, ihr« Be- echnung könnte auf unbedingte und restlose Richtigkeit keinen Anspruch machen, so ist dieie Bemerkung ein Hinweis, di« tder statistische Fachmann machen wird und auch machen nuß. Das Statistische Reichsamt hat wiederholt davor ge- oarnt, dis dem Lebenshtttungsindex zugrundeliegenden seuerungszahlen als Statistik der Lebenshaltungskosten im Sinn« eines Existenzminimums zu verwerten. Denn dazu öhlen eine Reihe wichtiger Bedürfnisse und Voraussetzungen, ks ist gewiß notwendig, daß die Methodik der Indexberech- lung dauernd beobachtet und, wenn nötig, vollkommener ge- ialtet wird. So ist z. B. die Hereinnahme kultureller Be- mrfnisse usw., ferner die Festsetzung besserer Qualitäten und her und da größerer Mengen der bereits aufgenommenen Lebensbedürfnisse wohl erforderlich. Eine Fehlerquelle im Lebenshaltungsindex stellt die Be rechnung der Wohnungsmieten dar, da der in dieser Statistik berechnete Anteil der Wohnungskosten an den son- tigen Lebenshaltungskosten bei weitem nicht mehr den Lat tichen entspricht. Die Zahl derjenigen Menschen, die für den Dohnungsbedarf über die gesetzliche Miete hin- tusgehende Beträge zu entrichten haben, ist seit Zähren andauernd im Steigen begriffen. Wenn man Lerück- ^chtigt, daß feit Anfang 1919 Lis jetzt über 316 Millionen Eheschließungen stattgefunden haben, und daß ein Neuver- zeirateter, wenn er nicht über eine eigene Wohnung verfügt, rach den bisherigen Erfahrungen zumeist nach drei, ja oft »ach vier Jahren eine notdürftige, entsprechend der Kopfzahl .rationierte" Wohnung zu dem gesetzlichen Mietpreise be- iommt, so kann man sich schon vorstellen, wie die Zahl der jenigen Familien immer mehr zusammenschmilzt, die nur die gesetzliche Miete bezahlen. Während der langen Vormerkungs- seit sind die Wohnungssuchenden gezwungen, für den Woh- aungsbedarf Beträge zu entrichten, die bei dem Wohnungs- nangel zumeist weit über den Friedenspreis hinausreichen, ver Anteil der unverheirateten Arbeitnehmer m der Gesamtzahl der Arbeitnehmerschaft ist ebenfalls sehr «roß und es ist allgemein bekannt, daß die Unverheirateten in »en wenigsten Fällen die verbilligte gesetzliche Mete in An bruch nehmen können. Man hat also das Gefühl, daß der in ter amtlichen Lebenshaltungsstatistik berechnete Anteil der Wohnungskosten an den sonstigen Lebenshaltungskosten bei weitem nicht mehr den Tatsachen entspricht. Die Berschte- düngen sind im Laufe der letzten fünf Jahre über die normale gesetzliche Regelung und statistische Erfassung hinaus gewachsen. * Sächsischer Lebenshaltungsiudex. Nach Len Preisfest, stellunaen vom 18. November 1924 sind vom Statistischen Lan- besamt« folgende Indexziffern der Lebenshaltungskosten (1913/14 - 1) berechnet worden: Gvsamtindex (für Ernährung, Hetzungn, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) 1,238 Bil- lionen. Gesamtindex ohne Bekleidung 1,213 Billionen. Am 12. November 1924 betrug der Gesamtindex mit Bekleidungs- kosten 1,237 Billionen und ohne Dekleidungskosten 1,212 Dil- lionen. Dom 12. bis 18. November 1924 sind mithin die Preise der bei der Teuevungsstatistik berücksichtigten Güter in beiden Fällen um 0,1 v. H. gestiegen. * Vom Arbeitsmarkt. Während die Dermittelungstätig- keit in der Landwirtschaft infolge einsetzenden Frostes wesent lich nachgelassen hat, konnten Gärtner noch in größerer Anzahl untevgebracht werden. Der Bergbau zeigte stellenweise nach längerer Zeit erhöhte Aufnahmefähigkeit. Die Ziege lei-Industrie schritt zu weiteren Entlassungen, die Glasindustrie dagegen zu Einstellungen von Arbeits kräften. In -er Metall indu st rie hielt di« Neigung zur Besserung an. Gefordert wurden hauptsächlich Spezialarbeiter und Arbeiterinnen. Besonders günstig lagen die Verhältnisse für Klempner und Facharbeiter derElektrobranche. Di« chemische und Lederwarenindustri« hatten keine nennenswerte Veränderun goufzuweisen. Befriedigend blieb die Lage in derTextil - und in der Papierindustrie. Im Holz- und S chn itz stoffgewe r b« herrschte guter Geschäftsgang, und offene Stellen für Bautischler und Pianofortearbeiter konnten stellenweise nicht sämtlich besetzt werden. In der Süßwaron- und Tabakindustrie wiederum war ein weiterer Rückgang des Boschäftigungs- grades zu beobachten. Genügend Beschäftigungsmöglichkeit hat noch das Schneider- und Kürschnergewerbe. In der Schuhindustrie war dagegen eine Verschlechte rung festzustellen. Die Arbeitsmarktloge im Baugewerbe war dagegen in Anbetracht der vorgeschrittenen Jahreszeit als noch durchaus günstig anzusprochen. Zur Entlassuna ge kommene Arbeitskräfte konnten sogar in den meisten Fällen sofort anderweit untergebracht werden. Günstig blieb auch die Lage für alle Berufsartcn Les graphischen Gewerbes. Im Verkehrsgewerbe konnten ebenfalls Vermitte lungen in bemerkenswertem Umfange getätigt werden, und Unsere Geschäftsstelle in Schwarzenberg befindet sich nicht mehr Sahnhofftraße 17, sonöern untere Schloßftraße 11 Zernsprecher SSI. Unser Vertreter ist nach wie vor Herr Sücherrevisor Heinick. Erzgebirgischer volksfteun-. ! auch ungelernte Arbeitskräfte konnten in größerer Anzahl Beschäftigung finden. Unverändert ungünstig blieb der Stellenmarkt im Gast- und Schankwirtsgewerbs sowie für kaufmännische und Büroangestellte. Von letzteren trat in verschiedenen Orten eine Anzahl wegen Viangel an Stellen im eigenen Berufe in den Dienst -er Der- kehrsmstitute. * Wünsch« der Eisenbahner. Der Vorstand des Gaues Sachsen der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner befaßte sich in seiner letzten Sitzung am 16. November u. a. mit den schwebenden wirtschaftlichen Fragen seiner Mitglieder und nahm zu diesen in einer Entschließung Stellung, in der es heißt: „Die aus Anlaß des österreichischen Ersenbahnerstreikes auch gegen di« Lohn- und Gehaltsbewegung der deutschen Eisenbahner wie gegen die Lohnbewegungen überhaupt aus- gesprochenen Mahnungen müssen als falsch adressiert zurück, gewiesen werden. Wir stellen fest, daß die Lohnbewegungen durch zum Teil ganz bedeutende und ungerechtfertigte Preis steigerungen erst hervorgerufen worden sind. In diesen liegt die Gefährdung stabiler Verhältnisse, weil Preissteige rungen in den Formen der letzten Zeit Lohnbewegungen zwangsläufig herbeiführen müssen. In durchaus Volkswirt- schriftlichem und staatspolitischem Verständnis hat die Arbeiter« und Beamtenschaft zunächst den Erfolg der Preisabbau« bemühungen der Reichsrecherung abgewartet, und erst nach dem Fehlschlägen dieser Bemühungen wurde der Ausgleich gegenüber den erhöhten Lebenshaltungskosten gefordert. Die Frachtermäßigungen betragen nicht weniger als 300 Millionen Goldmark im Jahre, die aber nicht der Gesamtheit, sondern denjenigen zugute kommen, denen die Frachtermäßigungen gewährt worden sind. Trotz dieser Ermäßigungen ist ein Preisabbau der Waren, die von den Ermäßigungen betroffen n<rden, nicht eingetreten. Weitere Frachtermäßigungen, wie sie bereits gefordert wurden, müssen so lange abgelehnt werden, als sie auf Kosten niedriger Reallöhne und -gehälter vorgenommen werden. Der ins Land gegangenen Teuerung tragen auch Lie der Arbeiterschaft der Eisenbahn zugebilligten Lohnerehöhungen von 4 Pfennig in der Stunde nicht im ent ferntesten Rechnung. Es darf in der Zukunft nicht wieder Vorkommen, daß Lohnerhöhungen als untragbar bezeichnet werden, weil Lies der Einnahmeausfall infolge Tarifermäßi- gungen nicht zulasse. Dienstalterszulagen müssen erneut ge fordert werden, damit auch Ler über 24 Jähre alte Arbeiter gegenüber seiner erhöhten praktischen Erfahrung und Ver wendung, die im Eisenbahnbetrieb die größte Rolle spielen, einen Ausgleich erhält. Bezüglich Ler Erhöhung der Be amtenbesoldungen wird gefordert, daß dieselbe alsbald, be stimmt aber noch vor den Wahlen zum neuen Reichstag vor- genommcn wird. Die Masse Ler Beamtenschaft, d. h. die un teren und zum Teil mittleren Gruppen, sind interessiert daran, mit welchem sozialen Verständnis Li« in Aussicht gestellten Gehaltserhöhungen vorgenommen werden, weil sich ihr immer wieder die DefUrchtungn aufdrängt, daß ein ähnliches Desol- dungsdiktat wie im Juni 1924 Tatsache werden soll." * Bankbeamtentagung. Der Gau Sachsen im Deutschen Dankbeamten-Derein E. D. hatte am vergangenen Sonntag die Vorstände seiner Ortsgliederungen zu einer Tagung nach Annaberg eingeladen. Unter Leitung des Gauvorstehers Böttger-Dresden wurde in vielstündiger Verhandlung Stellung genommen zu den wichtigsten Berufsfragen. Der Gaugeschäftsführer Landtagsabg. Voigt knüpfte an einen Geschäftsbericht Betrachtungen über Lie Tarifbewegung im Gewerbe, über den Personalabbau, Lie Arbeitszeit und andere soziale Gebiete. Es wurde folgende Entschließung angenom- Frauen-Macht. Roman von M. Herzberg. Amerika». Copyright 1923 by Lit. Bur. M. Lincke, D«sL«n-2t. (Nachdruck verboten.) (16. Forlsehung.) Die Idee gefiel dem Alten. Seine erschütterte Gesund heit, die gebrochene Lebenskraft erfüllten ihn so häufig jetzt mit Todesahnungen, und es erschien ihm Daterpflicht, den strau chelnden Sohn, den mutmaßlichen späteren Geschäftshalter und Erben, auch moralisch zu versorgen, bevor er selbst von hinnen ging. So erhielt denn Seehagen Erlaubnis zur Ausführung seines Porschlages. Ganz kurz nach dieser Zeit fiel die Entbindung Elisa beths von einem Knaben, und Stolzenburgs Freude über die ses frohe Ereignis verstärkte noch die beginnende weichere Stimmung für den älteren Sohn. Elisabeths Krankenlager und die damit verbundenen Aufregungen und Aenderungen im Haushalt bestimmten ihren Gatten, ihr vorläufig den mit Seehagen beschlossenen Heiratsplan zu verschweigen; es hatte dies ja Zeit, bis er ihr etwas Positives darüber mitteilen konnte — wozu sie jetzt unnötig aufregen. Mehrere Wochen danach, eines Vormittags, als Stolzen burg drüben im Büro, und Elisabeth längst schon wieder auf, im Kinderzimmer voll seliger Freude der umständlichen Toi lette ihres Baby beiwohnte, meldete man ihr den Besuch einer jungen Dame. „Wer ist es denn?" fragte sie das Zimmermädchen, das die Nachricht überbracht hatte. „Ich weiß es nicht, gnädige Frau. Die Dame hat sich nicht nennen wollen. Sie sei Ihnen doch fremd, hat sie ge sagt." „So führen Sie sie in den kleinen, grünen Salon", be fahl Elisabeth, innerlich ein wenig erstaunt, da sie von absolut Fremden fast niemals Besuche erhielt. „Ich komm« gleich." Sie ging, ihren Anzug ein wenig zu ordnen, und einen Augenblick fuhr es ihr durch den Sinn, ob vielleicht ihre Schwester Wally, der muntere, kleine Kobold, dem solch ein Streich wohl zuzutrauen war, einen überraschenden Scherz ins Werk gesetzt und inkognito angekommen sei. Aber ihr Erstaunen wuchs und wandelte sich in unwillkür- Uche Verwunderung, als sie, den Salon betretend, sich einer Fremden — es war Ada — gegenübersah. Schlicht, aber ge- wählt gekleidet, die Haltung schüchtern und doch so voller An- mut und Grazie, die blauen, schimmernden Augen, so be- redt, das holde Gesicht erglühend ob der tiefen, inneren Erreg- und, die das Herz in heißen Dlutwellen unaufhörlich in ihre Wangen trieb, war sie unwiderstehlich, hinreißend schön. „Wollen Sie nicht Platz nehmen und mir sagen, was mir das Vergnügen Ihres Besuches verschafft?" begann Elisabeth nach gegenseitiger Verneigung freundlichst dazu einladend, da der Besuch, trotzdem sie sich selbst, noch angegriffen, bereits ge- setzt, stehen aeblieben war. „Gnädige Frau", begann Ada, nachdem sie willfahrt, unter Erröten, „ich komme als eine Bittende zu Ihnen —" „Nun?" ermutigte Elisabeth freundlich, da sie nun zag haft innehielt. Ada atmete tief auf, preßte ihre kleinen, bebenden Hände ineinander und sagte dann rasch: „Wohlan denn. Ich kann nicht lange Umschweife machen und Verstecken spielen, gnädige Frau. Sie haben so liebe, offene Augen, ein so herrliches, gütiges Wesen — seien Sie meine — seren Sie unsere Fürsprecherin, ich flehe Sie inständig an darum." „Was kann ich für Sie tun, mein Fräulein?" erwiderte Elisabeth befangen, mit bereitwilligem Lächeln. „Alles, alles, wenn es Ihnen gelänge — wenn Sie Ver zeihung erwirken könnten für meinen — für Alex —" „Kür Alex", rief Elisabeth so völlig überrascht, daß sie sich von ihrem Sitze erhob. „Sie kennen ihn? Wer sind Sie?" „Seine Frau", erwiderte Ada tapfer, und versuchte mit verdunkelten, tränenfeuchten Augen Elisabeth fest anzublicken. Diese war so furchtbar erschrocken, so bestürzt, daß sie im Augenblick keine Entgegnung fand. Statt ihrer wurde nun Ada beredt. Die verzweifelte Liebe, der Preis, der auf dem Spiele stand, gaben ihr den Mut zum Sprechen, und sie schilderte Elisabeth in bewegten Worten ihren Liebesroman von Anfang bis zu Ende. Mit der ihr ergenen, lebendigen Deredtsamkeit, dem zu Herzen gehenden Freimut, Ler Alex schon damals gefangen, drang sie nun auch in Elisabeths gutes, weiches Herz. Sie berichtete ihr von ihrem traurigen Dasein, der Misere des Theaterlebens für ein armes, tugendhaftes Mädchen, die, ach, oft so grundverschieden sei von den glänzend geschilderten Nuhmeserfölgen, dem reichen Lu xusleben der wenigen vom Glück Begünstigten. Ada entwarf weiter ein ergreifendes Bild von den Ent behrungen und Anfechtungen, welche die meisten, wie sie selbst, so jung, schon erduldet. Und dann schilderte sie schließlich, wie sie, voll diesen Be wußtseins, angesichts einer hoffnungslosen Zukunft, der siche ren Aussicht auf ferneres unerträgliches Leben und drohenden Mangel, bei dem Agenten in Berlin Alex kennen gelernt, wie er gleich einer gnädigeren Gotteswendung in ihr bescheidenes, sorgenvolles Leben getreten. Sie habe ihn von Anfang an ge- liebt, wie er sie. Sie seien beide nicht ohne Fehler, die seinen habe sie auch erst später kennen gelernt. Aber in den Monaten ihrer Ehe habe sie nach besten Kräften an ihrer beiderseitigen inneren Wandlung gearbeitet; er sei bereits ein anderer Mensch geworden, und täglich bitte sie Gott um Kraft, ihr Werk zu vollenden. Sic sprach weiter von ihrem jetzigen glück lichen Leben und wie zu der Vollkommenheit ihres Friedens nur eines fehle, des Vaters Einwilligung und Vergebung. Elisabeth hatte bewegt zugehört, dabei voller Bangigkeit erwägend, welche Wirkung dieser neu«, gänzlich unerwartete Schlag auf ihren Gatten haben würde. Die junge Frau ge fiel ihr ungemein, und der Eindruck des Gesagten war so giln- stig, sprach so lebhaft für ihren seltenen Wert — aber doch — eine Schauspielerin, kleiner, obskurer Leute Kind, die Schwie- gertochter dieser stolzen, alten Familiel Ada war aufgestanden und hatte sich der Sinnenden ge nähert. Kindlich, innig, niit tränenden Augen ergriff sie die Land Elisabeths. „Wollen Sie uns helfen, teure, gnädige Frau? Ich bitte Sie von Herzen inständig darum. Die Frau wendet sich vertrauensvoll an die Frau — lassen Si? mich nicht ohne tröstende Botschaft zurück zu meinem armen Gatten gehen." Elisabeth raffte sich auf. Sie drückte herzlich die kleine, bebende Hand, und, Ada neben sich auf den Divan ziehend, sagte sie: „Wir wollen ruhig zusammen beraten, was am besten zu tun, denn die Situation ist verwickelter, als Sie zu wissen scheinen, meine liebe, junge Frau. Weiß Ihr Gatte von den heutigen Besuch bei mir?" „O nein", erwiderte Ada hastig. „Er hat keine Ahnung davon; ich benutzte einen Tag seiner Abwesenheit dazu." „Sie besitzen das Vertrauen Ihres Mannes?" „Er verschweigt mir nichts. Das ist eben das Gute an Alex Natur: er gibt sich offen auch in seinen Schwächen." „Wie erklärte er Ihnen diese dauernde Entfernung aus dem Elternhause, aus dem Geschäft seines Vaters?" Ada schwieg betroffen. „Eigentlich sagte er mir wenig darüber und ich selbst Habs darüber noch gar nicht so recht nachgedacht", sagte sie endlich zögernd. „Mußte es Ihnen nicht auffallen, daß er so plötzlich aus geschieden, da er doch auch als Angestellter seines Vaters seins Ehe hätte recht gut geheimhalten können." „Es fiel mir wohl auf", gab Ada nachdenklich zu. „Ich egte Lem aber nicht solche Wichtigkeit bei, weil ich wußte, daß chon vordem Differenzen zwischen Vater und Sohn stattge- ünden. Alex ließ mich auch ähnliches glauben. Ausführ- icheres hat er nicht mitgeteilt." „Mein armes Kind", sagte Elisabeth mit herzlichem Mit gefühl, „gewiß, ich will für Sie und auch für Alex tun, was in meinen Kräften steht; aber ich möchte Sie auch mit billigen Versprechungen nicht täuschen, die sich nicht erfüllen, und so sage ich Ihnen gleich; jetzt mit dem Eingeständnis der Heirat kommen, wo kaum Gras über die andere, böse Affäre zu wach sen beginnt, scheint mir einem Gelingen Ihres Wunsches ge fährlich." „Kann sein Vater einer verzeihlichen, jugendlichen Tor heit willen so hart, so unversöhnlich sein?" fragte Ada bitter. „Eg handelt sich nicht nur um seine Dichtermanie, wie Si« meinen", sagte Elisabeth zögernd, „sondern — wenn man solche Sachen macht — hat Ihnen Alex wirklich nie etwas von der begangenen schweren Untreu« gegen seinen Vater gesagt?* Ada war starr. „Nein — nein, nie", stammelte sie. „Mein Gott, was hat er denn getan?" Elisabeth schwieg beklommen. „Ich muß es wissen", rief Ada heftig. „Ich bin seine Frau. Sagen Sie es mir, ich beschwöre Sie." Da erzählte es ihr Elisabeth in kurzen, schonende« Worten. «ortsetnm« folgt.)