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Die Schmach von Lille. Protest des D. O.-B. Dom D«utschenOffizi«r-Bund wird geschrieben: Da» schmachvoll« Urteil gegen General v. Nathusius hat selbst verständlich die Kameraden des Generals aufs tiefste erbittert. Schon di« Zusammensetzung des Gerichtshofes, die dem Rangs de» Generals v. Nathusius in keiner Weise entsprach, bedeutet ein« bewußt« Nichtachtung des deutschen Offi- zierkorps. Nach den Ergebnissen früherer Gerichtsverhand- lungen konnte man über den Ausgang des Prozesses in Lille nicht zweifelhaft sein. Gerechtigkeit hat bei französischen Mili tärgerichten keine Stätte. Um so bedauerlicher ist es, daß in unbegreiflicher Vertrauensseligkeit unterlassen wurde, die- jenigen Maßnahmen zu ergreif«:, die geeignet gewesen wären, di« Verhandlung vor dem Liller Kriegsgericht zu verhindern. Wir werden alles daran setzen, das dem General v. Nathusius zugefügte Unrecht wieder gutzumachen und der französischen Schandjustiz die Maske vom Gesicht zu reißen. G Einmütig ist die deuts che Pressein der Entrüstung Über das neue französische Schandurteil. Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: „Die Anklage beruht auf Ge- rüchten; kein Zeuge kann irgend etwas Positives aussagen.. Die ,Hreuzzeitung": „Die Verurteilung des Generals »u einem Jahr Gefängnis ist ein ungeheurer Skandal, gegen den sich voll Abscheu die öffentliche Meinung der ganzen Welt erheben sollte." — Die „Deutsche Zeitung": Die deutsche Regierung muß Mittel und Wege finden, um die Frei lassung des Generals zu erzwingen. Die französischen Mit glieder der Interalliierten Kontrollkommission sind für ihren Zugriff bereit; man möge drei von ihnen als Geiseln fest setzen, dann dürfte sich Las Weitere finden." — Der „Tag" : „Die Hoffnungen, die unentwegte Optimisten an die versöhn liche Geste der französischen Regierung geknüpft hatten, haben sich wieder einmal nicht erfüllt." — Das „BerlinerTage- blatt": „Es ist völlig klar, daß Ler neunundsechzigjährige v. Nathusius die Wahrheit gesprochen hat und die Anklagen unwahr waren, und man braucht wahrhaftig kein deutscher Nationalist zu sein, um ein Urteil empörend zu finden, das so skandalös gegen Recht und Gerechtigkeit verstößt." — Der „Vorwärts": „Seine Verfolgung wegen eines abhanden gekommenen Tafelsevvices erscheint kleinlich, und der Gedanke, daß der alte Mann, als wahrscheinlich doch zu Unrecht ver urteilter Dieb seinen 70. Geburtstag im Gefängnis verleben soll, ist schwer erträglich... W Paris, 23. November. „Oeuvr e" beschäftigt sich mit dem Fall Nathusius. Das Blatt befürchtet, daß durch die in Deutschland hervorgerufene Erregung die Gefühle des Krieges wieder lebendig werden. Es schreibt: Das Kriegsgericht in Lille hat nach Ansicht aller derer, die der Verhandlung gefolgt sind, den General von Nathusius ohne genügende Beweise verurteilt. Mr haben keine gute Meinung von unseren Kriegsgerichten, und wir würden es gerne sehen, wenn ihr Ruf nicht über die Grenzen hinausdringen würde. Das Kriegsgericht in Lille hat alles beiseite geschoben, was die Gerechtigkeit erfordert. Es war zudem besonders schlecht be-. raten, denn General von Nathusius ist rheinischen Ursprungs und hat, wie Zeugen bekunden, in Diedenhofen die Erinnerung zurückgelassen, daß er ein ehrlicher und guter Mann war. In politischer Hinsicht ist die Ungeschicklichkeit, die begangen wurde, ernst. Herriot konnte sie nicht verhindern. Wird er wenigstens das Unrecht durch Begnadigung wieder gutmachen können? Zürich, 23. November. Die „Neue Züricher Z t g." er blickt in dem Liller Urteil einen unglückseligen Zwischen fall, der allen denen, die das Werk der deutsch-französischen Verständigung pflegen wollen, ganz erheblich die Arbeit er schweren müsse. Die Einzelheiten, die man bis jetzt von dem Prozeß vernommen habe, ließen die ganze Prozedur in keinem sehr günstigen Licht erscheinen. — Die „Thurgauer Z t g." bemerkt, dieses Urteil habe noch einmal die ganze Lächer lichkeit der Kriegsverbrecherprozesse in Helles Licht gerückt. Pari», 21. November. Der Verteidiger des Generals von Nathusius, Rechtsanwalt Nicolai aus Metz, hat das Kassationsverfahren-gegen das vom Kriegsgericht in Lille ausgesprochene Urteil angemeldet. Französische Urteile. Landa«, 23. Nov. Vor dem französischen Kriegsgericht hatten sich die Tagelöhner Alexander Oeffler und Adam Schrö der aus Ludwigshafen zu verantworten. Oeffler soll einen französischen Soldaten, der auf dem Bürgersteig in der Bis marckstraße in Ludwigshafen entlang ging, angerempelt und in dem bei diesem Anlaß entstandenen Streit durch Messer stiche tödlich verwundet haben, auch Schröder soll den Soldaten mit dem Messer gestochen haben. Das Kriegsgericht verur teilte Oeffler zu lebenslänglich erZwangsarbeit und Schröder zu fünf Jahren Gefängnis und 2000 Mark Geldstrafe. Deqoutte, di« Geißel de» Rheinlands, geht. Paris, 23. November. General Degoutte, der seit Ok- tober 1919 den Oberbefehl über die französische Rheinarmee führte, hat die Geschäfte des Oberbefehlshabers gestern nie dergelegt. General Guillaumet, der seine Stelle ver tritt, wird am 25. November seinen Posten in Mainz antreten. — Der französische Gesandte in München, Dar-, ist von seinem Posten abberufen worden. Er geht als Gesandter nach Sofia. Für Mussolini. Rom, 23. Nov. Nach einer Rede Mussolinis bei Beratung des Budgets des Ministeriums des Innern in der Kammer wurde eine Tagesordnung, in der der Regierung dos Ver trauen ausaesprocken wird, mit 337 gegen 17 Stimmen bei 18 Enthaltungen angenommen. Rom, 23. November. Wie die Blätter melden, ist der faschistische Schriftsteller Guckert zum politischen Sekretär der Meraner Faschisten ernannt worden. Er soll eine Aenderung der bisher von den Faschisten Südtirols verfolgten Politik durchführen. Rücktritt de» türkischen Ministerprüfidente«. Pari», 23. November. Aus Konstantinopel wird die Demission Ismet Paschas und die Ernennung Fethi Deys zum Ministerpräsidenten gemeldet. Budapest, 23. November. Der Präsident der Grenzregufle- rungskommission, -er französische General Meunier, ist heute früh bei einer Dienstfahrt von Großwardein nach Bekes- gyula mit seinem Kraftwagen aus bisher ungeklärter Ursache in einen Graben gestürzt. Er wurde durch Glassplitter im Gesicht schwer verletzt und in das Budapester Spital gebracht. Pari», 23. November. Heute vormittag fand dis feierlich« Ueberführung der Leiche Iaures nach dem Pantheon statt. Im Trauerzuge befand sich das Ministerium unter Füh- rung Herriots und Dr. Breitscheid als Vertreter der deutschen Sozialdemokratie. Herriot hielt die Gedächtnisrede. Die Kommunisten veranstalteten einen eigenen Umzug, der sich hinter dem offiziellen Zuge in einigem Abstand bewegte. Madrid, 23. Nov. In Santander haben russische Kommunisten ein Sprengattentat auf das Rat haus verübt. Ueber di« Stadt ist der Belagerungszu - stand verhängt worden. In Sevilla wurden bei einer militärischen Streife drei Anarchisten erschossen. Das Direktorium hat die Abhaltung der spanischen Gemeinderats, wählen am 4. Dezember vertagt. I Oerlliche Angelegenheiten. * Wann werden die mißliebige» Amtshanptlente abge- baut? Di« deutschnational« Landta-gsfvaktio-n hat im Land- tag folgenden Antrag vingvbracht: „Der Landtag wolle be schließen: Die Regierung hat schleunigst di« Beschlüsse und Anträge der Bezirkstage der Amtshauptmannsch-aften Frei- oerg ,Flöha und Zwickau auf Abberufung der Amtshauptleute Schirmer, Kunt und Müller zu erledigen. * Ablehnung der Arzt-Politik. Am Donnerstag fand in Riesa eine von den radikalen Sozialisten einberufene Versammlung statt, in der bemerkenswerterweise zwei Reso luttonen abgelehnt wurden, wonach sich die Versammlung hin ter die Politik der 17 radikalen Abgeordneten stellen und die Niederlegung der Mandate der 23 Gemäßigten fordern sollte. Dagegen fand ein Beschluß Annahme, daß die Gemäßigten — entgegen dem Beschlusse des Ostsachsen-Parteitages — in den Versammlungen sprechen sollen. * Sachsens Anteile an den Reichssteuern. Die Landes und Gemeindeanteile an den in Sachsen aufgekommenen Reichssteuern berechnen sich für den Monat Oktober 1924 nach den Zusammenstellungen der Landesfinanzämter Leipzig und Dresden auf rund 21237100 R.-Mk. Einkommen- und Kör perschaftssteuer (96 v. H.), 24 400 R.-Mk. Grunderwerbssteuer (96 v. H.), 4 537 800 R.-Mk. Umsatzsteuer (20 v. H.), 433 700 R.-Mk. Kraftfahrzeugsteuer (96 v. H.), 479 000 R.-Mk. Renn wettsteuer (96 v. H.), 27 700 R.-Mk. Börsensteuer (100 v. H.). * Der Lohntarif mit den Postarbeitern abgeschlossen. Mit den am Tarifvertrag für die Arbeiter der Deutschen Reich spost beteiligten Arbeitnehmervereinigungen ist Sonnabend abend nach äußerst schwierigen, teilweise recht er regten Derha-:Mungen ein neuer Lohnlaris abgeschlossen worden. Hiernach erhalten di« Arbeiter ab 15. NovenGer d. I. eine Lohnerhöhung von in: Durchschnitt 5. v. H. mit der Maßgabe, daß ein 24-jähriger Arbeiter in allen Lohngruppen und Ortsklassen eine Zulage von mindestens 4 Pfg. für die Stunde erhält. — Die Deutsch« Reichsbahngesell schaft wird sich in der Erhöhung der Beamten- gehälter des Vorgehen des Reichs anschtteßen. Die Lohn erhöhung für Arbeiter beträgt durchschnittlich 9 Prozent. Für die Arbeiter wird ebenso wie für die Beamten der Gruppen 1—6 die Erhöhung der Bezüge mit Wirkung vom 16. November ab vorgenommen. * Früheres Inkrafttreten d«r BesoldungserhShung. Die Neichsregierung hat sich entschlossen, die ursprünglich allgemein mit Wirkungn vom 1. Dezember 1924 in Aussicht genommene Erhöhung der Grundgehälter der Besoldungs gruppen 1—6 um 12)4 v. H., der übrigen Besoldungsgruppen um 10 v. H. und der Sozialzuschläge um je 2 Mark monatlich für die Beamten der Besoldungsgruppen 1—6 bereits mit Wirkung vom 16. November in Kraft zu setzen. * Aue, 24. Nov. An: Sonnabend abend wurden ein hiesiger und ein auswärtiger Arbeiter sestgenommen, die gröhlend in der Stadt herumzogen. In der Arrestzelle gebärdete sich der eine noch so renitent, daß ihn: Handschellen angelegt werden mußten. Schneeberg, 24. Nov. Zu einer ergreifenden und über wältigenden Totenfestfeier gestalteten sich gestern die Darbie- bietungen in der Methodistenkivche. Prediger Puhle aus Königsberg sprach am Vormittag in herzerquickenden Worten über Off. 7; 14—17. Er gab jedem einzelnen eine lebendige Hoffnung ins Herz und führte die Gemeind« von einer be wußten Selbsterkenntnis zum lebendigen Heiland. Der am Abend stattgefundene Gesangsgottesdienst war in allen seinen Teilen ein seltener Genuß. Wiederum war es Prediger Puhle, der Lurch seine meisterhaft gesungenen Lieder allen Teil nehmern einige unvergeßliche Stunden bereitet«. Aber auch alle andern Nummern des vortrefflich und sorgsam zusammen gestellten Programms wurden in wirklich erhebender Weise zum Ausdruck gebracht. Lößnitz, 24. Nov. In diesen Tagen "hat Hofapotheker Hotze von unserer Stadt Abschied genommen. Während seines fünf jährigen Aufenthaltes hier hat er sich die Achtung aller derer erworben, die ihn gekannt haben; denn er war in unserer wildbowegten Zeit einer von den wenigen, die sich selber treu blieben — seinen Wog geradeaus gehend. Jetzt, da er für immer von hier geht, verdient es bekannt zu werden, daß dieser cha- rakterfeste Mann zu keiner Zeit un: seiner Grundsätze willen ein Opfer scheute und seine Liebe zu Heimat und Vaterland durch die Tat bezeugte. So hat er z. B. nach dem un seligen Friedensschluß ein schönes Besitztum und eine gute Exi stenz in Schleswig-Holstein aufgegeben, um deutscher Mann auf deutschem Boden bleiben zu können und nicht unter fremde Herrschaft zu kommen. Als ein freiwilliger Exulant um seiner politischen Ueberzeugung willen siedelte er sich in unserer Stadt an. In einer Zett, die so reich ist an Phrasen, bewies er sich als ein Mann der Treue. Das sei ihm nicht vergessen von allen Baterlandsfreunden. Ein freudenreicher Ruhestand in der schönen Mark sei ihm beschieden. Lößnitz,, 22. Nov. Auf die Montag abend stattfindende Versammlung des Bürgervereins in Grabner's Kaffe« w:rd nochmals hinqewie-'en. Lößnitz, 24. Nov. Behufs Gründung einer Ortsgruppe Lößnitz und Umgegend Ler Deutschnattonalen Volkspartei wer den alle Anhänger dieser Partei ersucht, sich morgen, Diens tag, abend 8 Uhr im Vereinszimmer des Hotels „Sächsischer Hof" einzufinden. Lößnitz, 24. Nov. Auf die heute Montag abend 8 Uhr stattfin-ende Versammlung des Vürgervereins in Grabners Kaffee wird aufmerksam gemacht. Schwarzenberg. 24. Nov. Am Donnerstag, den 27. No vember, punkt 8 Uhr, spricht in der Volksschule der hier be reits bekannte Lefter der vorgeschichtlichen Abteilung be» Völkermuseums in Leipzig, Dr. Richter, über den Mensch « n der Bronzezeit. An Hand einer sehr großen Zahl von Lichtbildern wird er zunächst eine Einleitung über den Kulturzustand der ausgehenden jüngeren Steinzeit um 2000 v. Eh. geben und dann die Einführung der ersten Metalle (Gold, Kupfer und Bronze) behandeln. Ausführlich wird er sich verbreiten über die Herkunft der Bronze, ihre Herstellung, technische Bearbeitung und die einheimischen Gießerwerkstätten. Darauf werden besprochen die Waffen, Geräte und Schmuck, fachen, sowie das tägliche Leben der Bronzezeitleute (Woh- nungsbauten, Kleidung, Schiffahrt, Kunst, religiöse Vorstel lungen, Handel und Verkehr, Vestattungsgebräuche und Grab- formen) und ihre Stammeszugehörigkeit. Der Vortrag schließt mit den: Ausklingen der Bronzezeit um 1000 v. Ehr. und der Einführung der ältesten Eisengerät«. Der Eintritts, preis beträgt 50 Pfg. für Mitglieder des Vereins für Volks- bildung und 80 Pfg. für Nichtmitglieder. Die Anmeldung zur Mitgliedschaft (Jahresbeitrag 50 Pfg.), sowie die Bezahlung des diesjährigen Mitgliedbeitrags kann an der Kasse geschehen. Schwarzenberg, 24. Nov. Dom Ottenstein hat sich dieser Tage ein mächtiger Felsblock losgelöst. Verletzt wurde niemand. Pöhla, 24. Nov. Oberbahnhofs-vorsteher Wolf, der bewährt« Führer der Sanitätskolonne Schwarzenberg, wurde einstimmig anstelle des ausgetretenen Generalmajors v. Pfeil als Mitglied in Las Direktorium des Landesvereins vom Noten Kreuz gewählt. »' " Stollberg, 24. Nov. In Seifersdorf brach -der 14jährige Schulknabe Oehler aus Leukersdorf auf der dünnen Eisdecke des Teiches ein und ertrank. * * Plauen. Der Tierarzt Dr. Fischer verunglückte nachts dadurch lebensgefährlich, daß er in Ober-Weischlitz mit seinem Motorrad in ein ihm entgegenkommendes Geschirr fuhr. Er trug so schwere Kopfverletzungen davon, daß er besinnungslos in das Krankenhaus gebracht werden mußte. * * Leipzig. Prof. Stahl, der seit Jahren in der christ lichen Eltern-bwe-gung tätig ist, wurde zum Stadtschulrat gewählt. * * Würze«. In der letzten Stadtverordnetensitzung kam es bei der Beratung, ob das Verbleiben der Sipo in Wurzen als einer Industriestadt gefordert werden solle, zu heftigen Zusammenstößen, insbesondere der Bürgerlichen mit den Kom munisten, die dabei die gemeinsten Schimpfwort« gebrauchten. „Gemeiner Schwindler", „großer Lügner", „ganz ausgekochter Lump" sind einige Stichproben davon. Der Tumult wurde schließlich so groß, daß die Sitzung abgebrochen werden mußte. Der Führer der Sozialdemokraten, Mucker, erklärte, daß nur die Auflösung des Wurzener Stadtparlaments solche Rüpel szenen ausschließe, wofür er sich beim Ministerium mit Nach- druck einsetzen werde. " Mohorn. Der Gutsbesitzer Günther wurde bei Grum- bach von einem Auto, das sein zweispänniges Geschirr über holte, angefahren. Dabei wurde der Wagen zertrümmert und G. schwer verletzt. Er hat u. a. einen Schädelbruch erlitten und schwebt in Lebensgefahr. * * Altenberg. Das -bisher in unserem Städtchen unter- -gebrachte Kommando Reichswehr (Gebirgsjäger Nr. 10) hat sich verabschiedet. Don der Heeresleitung ist vorgesehen, die Reichswehrmannschaften in kleinen Kommandos hier unter- zubri-n-aen, um sie im Skifahren aus-zubilden. * * Sebnitz. Der Sohn des Schornsteinfegers Peege, Mit glied des Jungdeutschen Ordens, wurde auf dem Nachhause wege aus Schönbach durch einen Schuß am Bein verwun det. Der Täter entkam in der Dunkelheit. * * Bautzen. Die Stadtverordneten wählten mit 17 von 30 Stimmen den bisherigen Polizeidezernenten Stadttat Drl Förster, hier zum zweiten Bürgermeister. Die übrigen 13 Stimmen entfielen auf Stadtbaurat Göhre, hier. * * Bautzen. In der Gefangenenanstalt erschien über raschend eine Kontrollkommission der Entente. Sie war im Besitze eines Lageplanes un- interessierte sich vor allem für die unterirdischen Heizgänge. Selbstverständlich fand sie außer den Dienstwaffen, die schon vor zwei Jahren ein Ententeoffi zier gewissenhaft gezählt hatte, nichts vor. Vermutlich hat ein entlassener Gefangener auf die Anstalt als „verdächtig" auf- merksam gemacht, um sich einen Judaslohn zu verdienen. Aus Sem Gerichlssaal. Wegen öffentlicher Beleidigung -es Kirchenoorsta-nd-es und Les Bürgermeisters von Johanngeorgenstadt und wegen Beilegung eines ihm nicht zukommenden Titels hatte der früher« Geistliche und jetzige Mitinhaber und Geschäfts führer eines Motor- und Fahrradg-oschästes, Ler 1886 ge boren« Gustav Nahrg -ang, zurzeit in Halle wohnhaft, einen Strafbefehl über einmal 75 und 20 Mark erhalten. Jetzt wurde- über seinen Einspruch vor dem Schöffengericht Zwickau ver handelt. Der Angeklagte besuchte ein polnisches Gymnasium und legte auch di« Reifeprüfung in polnischer Sprache ab. In Wien und Halle studiert« er Theologie. Seine theologischen Prüfungen legte er in Oesterreich ab, da er erst 1918 di« säch sische Staatsangehörigkeit erlangte. Um sich den Lebensunter halt zu erwerben, arbeitete er oft nachmittags in der Fabrik. Von 1914 bis 1915 war er Hilfsgeistlicher in Holle. Dann ging er im Auftrage des Evangelischen Bundes nach Südsteiermark. Von März 1918 bis Oktober 1923 war er in Iohanngeovgen- stadt erst als Di-akonus, dann als erster Geistlicher tätig. Er hat das Studium aus innerster Ueberzeugung betrieben un sern Amt aus innerster Ueberzeugung erfüllt. In -er Kirch gemeinde Iohann-geord-genstadt herrscht feit 1907 eine auf fällige Zersplitterung. Es sind seit dieser Zeit ungefähr acht Geistliche dort tätig gewesen. Der Angeklagte war bei dem größten Teil der Gemeinde sehr beliebt. Gin sehr kleiner Teil der Gemeind« war ihm übst gesinnt. Aus diesem Kreis« kam auch ein« Anzeige, di« zur Folg« hatte, -aß von -er Staats anwaltschaft Zwickau ein Strafverfahren wegen Unterschlagung und Devisenverschiebung gegen ihn ein-geleitet wurde. Gr soll aus Amerika für kirchliche und Speisungszwecke eingegangens Gelder nicht bestimmungsgemäß verwandt haben. Ein Kraft- fahrrad hat er mit Dollarnoten bezahlt. Da er sich in letzterem Fall« keiner strafbaren Handlung bewußt war und da in dem ersten Fall kein ausreichender Beweis vorlog, wurde das Ver fahren gegen ihn eingestellt. Als damals ein« Haussuchung bei ihm vorgenommen war, schickte der Kttchenvorstand eine Ab ordnung zu dem Superintendenten in Schneeberg. Kurz da rauf erhielt der Angeklagte die Mitteilung, daß er bis aus weiteres von seinem Amte entbunden sei. Das Konsistorium leitete ein Msziplinarverfah-ren gegen ihn ein, um dessen Durchführung -er Angeklagte immer wieder, auch in neuester Zeit gebeten' hat. Um keine wettere Zersplitterung in seine Gemeinde zu tragen, legt« er sein Amt freiwillig nieder. Er verzichtete für den Bereich der sächsischen Landeskirche auf den Pforvertttel. Er ist allerdings der Ansicht, daß er als ordu