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11. November 1S24. s I Östliche Angelegenysilen der und empfiehlt seinen D heitskurzschrift umzustellen. Erzgebirgifcher Dolkrssreuno Wahlpflicht r pgz. Der starke Rückgang der Wahlbeteiligung bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen hat die Frag« der Einfüh rung der Wahlpflicht wieder nahegelegt. Der Gedanke, das Recht und die Pflicht zu wühlen, miteinander zu verknüpfen, ist sehr alt. Kein Geringerer als Platon entwickelte ihn in seinem letzten Werke, den „Gesetzen*, wie man überhaupt in oen Staatsschriften des großen griechischen Philosophen auf eine Fülle moderner Probleme stößt. Bei Platon ergibt sich dieser Gedanke ganz natürlich daraus, daß ihm politische Rechte ohne das Gegengewicht entsprechender, korrelativer Pflichten ein Unding waren. Freilich scheint man heutzutage darüber anders zu denken: von Rechten ist überall die Rede, eine Verantwortlichkeit für deren gewissenhafte Wahrnehmung scheint man daaegrn als eine unzulässige Belastung der per sönlichen Freiheit zu empfinden. Di« Schwieriakekten. die sich der Einführung der Wahl pflicht entgegenstellen, liegen hauptsächlich in dem Egoismus der Parteien. Die meisten Parteien werden sich diesen Dor- schlag ledialich daraufhin ansehen, ob er vielleicht einer ande- ren Partei grösseren Nutzen verbeißt als der eiaenen. und wenn sie diese Fraae besahen, wird der Fall damit für sie erledigt sein. Vielleicht werden sie aber dennoch nicht umhin können, sich mit dieser Aufgabe ernster zu befassen, wenn sie «rwäaen, was hier aut dem Epiele steht. Alle "glitischsn In- stitutionen. die nicht durch einen lebrndiaen Willen getraaen «erden, müssen unfehlbar ihre Lebenskraft verlieren und der Auflösung anhsimfallen. Ein Souverän, der in der Ausübung seiner Rechte lässia ist, mag es ein Einzelner oder das Volk in seiner Gesamtheit sein, verurteilt sich damit selbst zur Machtlosiakeit. Nun lieat nach der Weimarer Derfaffuna all« politische Macht beim Volke, und d'e Bekundung des Volks- willens geschieht durch die allgemeinen Wahlen. Wenn sich bei diesen Wahlen ein großer Teil des Volkes der Mitwir kung entlieht, so verlieren sie damit sealiche Autorität, sie werden niemals als der Ausdruck eines wirklichen, ernsthaften Volkswillens gelten können. Damit wird aber die Grundlage d«s Aufbaues der ganzen parlamentarischen Verfassung unter- graben. Worin lieat di« Ursache der Wahlverdrossenheit? Ieder- mann weiss, daß heute mehr als se zuvor sein eiaenes Wohl- «rachen, sein« dringendsten wirtschaftlichen Interessen von der Gestaltung der parlamentarischen Machtverhältnisse abhänaig sind, und dennoch bleibt «in grosser Teil der Wahlberechtigten der Wahlurne fern! Der Grund dieser Interesselosigkeit kann kein anderer sein als der. daß so viele Mähler an der Möa. lichkeit dec Gesundung unseres Parteiwesens zu verrweifeln beginnen. Es ist ihnen deshalb gleichaültia. welche Parteien in den Wirren der politischen Kämnke die Oberbond aewinnen. Bei den Wahlen zur Kamburaer Bürgerschaft ist es schon da hin aekommen, dass auf 2 Wähler 1 Nichtwähler entfällt. Das ist eine völlige Msage an den Parlamentarismus. Einen gangbaren Weg zur Durchführung der Wahlpflicht einzufchlagen. wird vielleicht nicht ganz einfach sein. Man wird schwerlich daran denken können, den ohnehin schonüber- lasteten Gerichten die Bestrafung der Säumiaen zuzuweisen. Hier könnte indessen «ine Erweiterung der Wohlbehörb« durch ehrenamtliche Mitglieder Rat schaffen. Unüberwindlich sind jedenfalls diese Schwierigkeiten nickt. Wenn sich unter der alten Wehrverfassung jeder Wehrpflicktia« pünktlich zum Go stellunastage einfand, werden auch Mittel und Wege »u finden sein, jeden Wahlpflichtigen zur Erfüllung seiner Wahlpflicht anzuhalten. Lößnitz, 10. Nov Der Schmied Otto Vogel hat dl» Meisterprüfung bestanden. ? Lauter, 10. Nov. Die hiesige Ortsgruppe des Deutsch- nationalen Handlungsgehilfen-Derbandes veranstaltet anr Donnerstag, den 13. November abends 8 Uhr ein« öffentlich« Kaufmannsgehilfen-Versammlung im „Kaffee Hänel. Den Hauptvortrag mit dem Thema „Derufspolitik, unsere Ret tung!* hält der in der Handlungsgehilfen-Dewegung gut be kannte Kreisvorsteher Ernst Winkler-gittau. Der Rednev will vor der Meinung warnen, dass durch das Londoner Ab kommen, ganz gleich, ob man seine Annahme billigt oder ver wirkt, die politische oder auch nur wirtschaftliche Zukunft de« Volkes gesichert sei. Ganz bedrohlich ist di« Lage für der» Kaufmannsgehilfen. was insbesondere auch die anhaltender» ungünstigen Verhältnisse gerade auf dem Arbeitsmarkt diese» Berufes zeigen. Andererseits wird es nicht zuletzt der Kauf- mannnsgehilfe sein, von dessen Arbeit und sittlicher Auffas sung im Beruf und Leben der Wiederaufbau unseres Volke» mit obbängt. Schönheide, 10. Nov. Die Stimmensammluug zur Her beiführung eines Volksentscheids in unserer Gemeind« darüber, ob das Gemeindeverordnet«n-Kollegium aufgelöst werden soll, weil es die Wahl eines besoldeten Gemeinde ältesten vorgenommen hat, ist abgeschlossen. Es haben sich rund 2800 wahlberechtigte Gemeindebürger in die Listen ei», gezeichnet, das sind also ungefähr 60 Prozent aller Dähler. ** Chemnitz. Im Zusammenhang mit der Auffindung einer grossen Menge Sprengstoffe und Material zur Herstel lung von behelfsmäßigen Handgranaten usw. sind in den letz ten Tagen 11 hier wohnhafte Personen festgenommen worden. Es handelt sich hier um kommunistische Sprengstofflager, di« in verschiedenen Teilen der Stadt angelegt worden wäre», nud zwar zum Teil um Sprengstoffe von größter Spreng kraft. Verlag E. M. «armer, Aue. Beiblaff. .UMM * Gteuerermählgungsauträge. Die Deutsche Dolkspartei hat folgenden Antrag eingebracht: Der Landtag wolle beschlie ße», die Negierung zu ersuchen, unverzüglich, erstens bei der Mietzinssteuer a) die Kleinrentner und die sonstigen Empfän- ger öffentlicher Fürsorge bis auf weiteres freizustellen, b) den für den Wohnungsbau bestimmten Teil gegebenenfalls unter verhältnismäßiger Kürzung des Anteils des Staates und der Gemeinden auf 1b Prozent zu erhöhen, zweitens die Grund- und Gewerbesteuer wesentlich zu ermäßigen, insbesondere die Lohnsteuer zu beseitigen. In einem weiteren Anträge wird eine Ermäßigung der Gebührensätze für Grundbucheintrag, ungen in dem Maße gefordert, wie sie in den meisten übrigen deutschen Ländern in Geltung sind. * Betriebsstillegungen. Die Zahl der beim sächsischen Arbeltsministerium in der Zeit vom 16.—31. Oktober einge- gangenen Anzeigen von Betriebsstillegungen beläuft sich auf 24. ist also um 3 größer, als die Zahl der Meldungen aus der ersten Hälfte des Monats. An der Spitze steht wieder die In- dustrie der Maschinen, Instrumente und Apparate mit 5 An- zeigen, ihr folgen die Metallverarbeitung und die Tertilindu- strie mit je 4. Die Papierindustrie und die Industrie der Nahrungs- und Genussmittel haben je 2 Anzeigen eingereicht, je 1 Anzeige stammt aus der Industrie der Ste'ne und Erden, der Ziegelei, den Glashiitten, der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe, dem Bekleidungsgewerbe, den polygraphischen Gewerben und der Buchdruckerei. * Keine Amnestie in Sachsen. Die Reicksregierung bat auf Grund von Anträgen im Reichstag die Erörterung über Degnadiaunaen bei Verurteilungen namentlich wegen poli- ttscher Vergehen und Verbrechen begonnen. Verhandlungen mit den einzelnen Länderregierungen sind im Gange und ihr Abschluß ist in nächster Zeit zu erwarten. Wie hierzu von zuständiger Seite mitgeteilt wird, kommt ein« Amnessie für Sachsen nicht in Frage, da es sich beim Vorgehen des Reickes nur um Amnestie in solchen Einzelstaaten handelt, die außer- ordentliche Genickte zur Aburteilung solcher Verbrecher ein- gesetzt hatten. Das ist bekanntlich in Socksen nicht der Fall gewesen, denn hier sind alle derartigen Straftaten durch die ordentlichen Gerichte abgeurteilt worden. * Reichskurzschrkft. Der Deutsche Stenogra- phenbund „Gabelsberger" hatte, wie im E. D. schon mitgeteilt, am 1. und 2. November zu einem auker- ordentlichen Vertretertog nach Eisenach eingeloden. Der Kongreß war beschickt von Vertretern aus allen Sauen Deutschlands. Den Vorsitz führte Rechtsanwalt Decker-Mün chen. Es galt für die Schule Gabelsberger Stellung zu neh- men zu der Neichsverordnung vom 17. Okt., die besagt: 1) Spätestens am 1. April 1926 ist in allen öffentlichen Hinderen und Handelsschulen und soweit möglich auch in anderen Schu len die Einheitskurzschrift als Pflicht- oder Wahlfach e'nzu- führen. In anderen Systemen als in der Einheitskurzschrift darf Unterricht in den Schulen nicht erteilt werden. A So- weit Behörden bereits eine Kurzschrift amtlich eingeführt haben, stellen sie sich binnen einer möglichst kurz zu bemessen- den Frist auf die Einheitskurzschrist um. 3) Sämtliche Zen tralbehörden sind verpflichtet, ihren Verwaltungs?weig da raufhin zu prüfen, inwieweit er sich auch über den bisherigen Umfang hinaus für die Einführung der Kurzschrift eignet, und in entsprechendem Umfang die Einheitskurzschrist als bald einzuführen. 4) Alle Beamten und Angestellten sind darauf aufmerksam zu machen, dass nach Ablauf einer gewissen nicht allzu lange zu bemessenden Frist im Behördenwesen nur noch die Einheitskurzschrist verwendet werden wird. — Nach eingehender Beratung der vorliegenden Tatsache faßte der Vertretertag folgende Entschließung: Der außerordentliche Dertretertag der Schule Gabelsberger hat sich am 2. Novem- ber 1924 in Eisenach mit der Frage beschäftigt, welche Stellung der Deutsche Stenographenbund Gabelsberger und seine Vereine zu der Tatsache einnohmen wollen, daß seit dem 20. September 1924 das Reich und die Negierungen der Länder sich auf die deutsche Ein den'Iulientwurf von 1922 als Ein! men und am 17. Oktober bereits Rich ,— rung festgelegt haben. Der Deutsch« Stenographenbund Gabelsberger hat von jeher die Schaffung einer Deutsche» Einheitskurzschrift als Aufgabe der Regier Er stellt sich hinter die Rei' Frauen-Macht. Roman von M. Herzberg. Amerika». Copyright 1S23 by Lit. Dur. M. Lincke, Dr«sden-21. (NackHruck verboten.) <8. ssvrlsehung.I Dec Zufall war ihm günstig. Er fand sie ganz allein, rm« Rolle überlesend. Sie wandte ihm den Rücken und un hörbar nahte er sich, und setzte sich leise neben sie. Erschrocken fuhr sie herum und, ihn erkennend, verklärte, trotz aller ihrer Selbstbeherrschung, ein glückliches Lächeln ihr Gesicht. „Herr Alex! Sie! Ich habe Sie garnicht kommen hören. Ich muß Ihnen ja noch danken für die herrlichen Blumen. Die habe ich ja gar nicht verdient.* Er gab keine Antwort. Die Worte fehlten ihm auf ein mal; er war ungewöhnlich bewegt. Nun das Scheiden uner- bittlich nahte, fühlte er erst, wie innig er sie liebte, wie un- trennbar seine Seele mit diesem Keinen Mädchen verwachsen war, das neben aller Leidenschaft die besseren, edleren Reg ungen seines Herzens zu wecken vermocht hatte. Nein, es war nicht möglich, sie zu lassen. Sie bemerkte rasch die ungewöhnliche Erregtheit seines Wesens und empfand mit leisem Beben, in der ihre sonstige Koketterie ganz erstarb, daß auch sie vor einer entscheidenden Stund« ihres Lebens stehe. Beklommen schwieg sie, da fand er die Sprache wieder und, ihre Hand ergreifend und in der seinen pressend, sagte er ihr, daß er gekommen, Abschied zu nehmen, daß er es aber nicht könne, nicht wolle, weil er in seiner glühenden Liebe zu ihr an der Trennung zugrunde gehen müßte. Das starke, ehrliche Gefühl, da« jedes seiner Worte durch zitterte, fand einen so gewaltigen Widerhall in ihrem Herzen, daß ihr Tränen in die Augen traten. Er sah es und dieser erste, überzeugende Beweis ihrer Gegenliebe erfüllte ihn mit seliger Freud« und jubelnder Hoffnung. „Ada, teure Ada, du weinst, du weinst meinetwegen? Was ich so lang«, so innig, so heiß, mit bangen Zweifeln er- sehnte, ist es denn möglich? Du bist mir gut? Du liebst mich?* Sie nickte, unter Tränen lächelnd. „Du weißt nicht*, flüsterte er, in unterdrücktem Jubel sie umfassend, „wie da« Geständnis deiner Liebe mich beglückt, beseligt. Außer dir hat mich noch kein Mensch wahr geliebt. Nur Strenge habe ich gekannt, und Gleichgültigkeit. Nie hat eine liebende, weiche Hand mit zarter Sorge versucht, das Gute in mir zu pflegen, das ich selbst zu befolgen -u schwach war. Ein wüster, schlechter Kerl bin ich deshalb geworden, dahinlebend ohne Gewissen, ohne Grundsätze, und dabei doch ohne innere Befriedigung, ohne rechte Freude am Leben, ohne inneren Halt und Gehalt." „Du weißt nicht, Geliebte", fuhr Alex fort, „welche Macht dir über mich gegeben ist. In deiner Hand liegt Gutes und Böses für mich. Du kannst mit retten, beglücken oder tiefer sinken machen. Mit dir vereint, fühle ich, könnte ich ein bes serer Mensch werden. Solange ich bei dir, spornt mich ernster Wille dazu, aber fern von dir würde ich wieder rettungslos versinken. Nur die Liebe kann mich stützen, halten. Willst du es versuchen, teure Ada. willst du mich führen, bessern?" „Ich bedarf selbst der Besserung", erwiderte sie weinend, erschüttert durch seine pathetische Beredsamkeit. „Und wenn ich es mit dem besten, ehrlichsten Willen auch versuchen wollte, Alex, wie könnte ich das? Du gehst doch fort." „Bleibe bei mir, komm mit mir", flüsterte er leidenschaft lich. „Als was?" fragte sie ernst. „Als dein« —* Ohne zu antworten zog er sie fester an sich. „Nein, mein Freund, mein lieber Freund", sagte sie, sich sanft befreiend, „so nicht, so nicht. Meine Liebe zu dir ist ehrlich, fest und treu und wird so bleiben ohne Wandlung, auch wenn wir uns trennen müssen. Aber vorwurfsfrei und rein auch soll sie bleiben. Ich hasse alles Unklar«, Unreine. Meine Ehre geht mir über alles." „So soll ich keine Hoffnung mit mir nehmen, gar keine?" sagte er tief bettübt. „Das ertrage ich nicht." „Ich weiß keinen anderen Ausweg", entgegnete sie leise, seine Hand drückend. In diesem Augenblick trat Toni ein. Sie begriff sofort, daß sie eine Aussprache gestört habe und wollte sich zurück ziehen. Aber Alex hielt sie fest: „Bitte, bleiben Sie", sagte er. „Wir bedürfen Ihres Rates," Sie wollt« sogleich die Rolle der lebenserfahrenen Frau zugunsten Adas übernehmen — ihre Interessen wahrzuneh men dünkte ihr Pflicht angesichts seiner blinden Verliebtheit. Che sie noch einen Stuhl zu Seiten des Herrn Stolzenburg genommen, war Ada aus dem Zimmer gegangen. „Wir sind nun allein", sagte sie zu Alex. „Das ist besser. So können wir einmal ein vernünftiges Wort miteinander reden." Nun schüttete et vor Toni sein Herz au», sagte ihr, wie heiß er Ada liebe, daß sie sein ein und alle« sei, daß er ohne sie nicht leben könne und mchr dergleichen, wa« ein Verliebter gewöhnlich in seiner Leidenschaft hervorsprudelt. Sie ließ ihn ansreden, dann erwiderte sie in ernstem Tone: „Ich muß an Ada Mutterstelle vertreten, Herr Stolzen burg, und daher jede Unbesonnenheit verhüten. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß sie eine Waise ist. Ihre Adoptiv eltern hat sie verlor«», wer ihre Mutter, wer ihr Vater ist, hat sie nie erfahren können. Es scheint, daß letztere ihr Kind an das Hoffmann'sche Ehepaar mit einem Kapital und dev Verpflichtung überliefert haben, daß sie des Kindes Herkunft verschweigen sollten. Dass ihre Eltern so an ihr gehandelt, ist meiner lieben Ada stets ein Schmerz gewesen. So ver lassen, arm — denn das Kapital haben ihre Eltern aufgezehrt, — alleinstehend, sehnt sich das liebe Kind nach einem Muttes» Herzen, und immer noch hofft sie, es einst zu finden — woran ich nicht glauben mag. Und da sie möglicherweise einem ille gitimen Verhältnis ihr Leben verdankt, und die schweren Folgen eines solchen erkannt hat, wird sie niemals eine« Manne folgen, der sie nicht heiraten kann." Er schilderte ihr darauf den Charakter seines Vater«) seinen unbeugsamen Willen und schloß mit der Versicherung, daß dieser nie in eine Ehe mit einer armen Schauspielerin willigen würde. „Dann müssen Sie Ada entweder vergessen", antwortet« sie, „was meinem lieben Kinde tiefen Schmerz bereiten würde, oder einen Ausweg suchen. In England fragt man für di« Trauung nicht nach der väterlichen Einwilligung. Sie lassen sich dort rasch trauen und später, in einer schwachen Stunde, bei guter Laune wird der Alte breitschlagen. Was will odev kann er auch tun, einer unwiderruflichen Tatsache gegenüber? Dergleichen hat man hundertmal erlebt, lieber Herr Stolzen burg, und neunundneunzigmal von hundert Fällen ist, trotz oller Angst und Befürchtung, die Sache glücklich verlaufen. Ada wird schon das Ihrige tun, sie ist so lieb und reizend, da widersteht keiner, selbst nicht der härteste Schwiegervater." Alex nickte der schlauen Ehestifterin zu. Ihm begann di» Sache einzuleuchten, bereits in einem ganz anderen Lichte zu erscheinen. „Natürlich", fuhr Loni vorsichtig fort, „müßten Sie di« arme Kleine für alle Fälle sicher stellen, ihr «in Kapital aus setzten, ihre Zukunft versorgen, so 30000 Mark etwa, da« Ihnen so doch mit verbliebe." Die gute Toni schlug diese nette Summe so aufs Gerate wohl vor, als wären ihr selbst di« Tausende nur so geläufig und locker, wenig ahnend, daß ihre Worte bei dem Sohne eines so reichen Hauses, in dem grössere Summen keine Rolle spielten, auf fruchtbaren Boden fielen. In seinem grenzen losen Leichtsinn, seiner sanguinischen Hoffnung und heftigen Verliebtheit hätte er das Doppelte versprochen und riskiert, um die Geliebte zu besitzen. Es fiel ihm daher garnicht ein, zu mäkeln ober zu widersprechen — behüt«. Ja gewiss, da» wollte er gern, so sollte es sein. Und vor seinem Heist« tauchte sofort die Gestalt Böhmes, der Papierfabrikanten, auf; de» sollte noch einmal heran. Goryetz««, BO