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WWWAWM und der Meberg, Dienstag, den 11. November 1924 Nr. 264. 77. Jahrg. Viehzählung Löhnih I Die Landtagsauflösung abgelehnt. Mit 50 gegen 43 Stimmen wurde in der Sonnabend- Mung des Sächsischen Landtages di« Äuflösung des Land- tags abgelehnt. Gegen die Auflösung stimmten die Deutsche Volkspartei, die Demokraten und 23 gemäßigte So zialdemokraten. Di »Sr„«dlr«ttch« w»I»lr«nn»- «ltU>I w,»ch »UI Ausnahme der Tan« »ach Sann, »ad gestiegen. D« Preis für dl« 34 mm drei!« Lolanel-aiizUgenjUI« Im Amlsblallbezlrd Ist rv IgamMenanzelgm and Slellcngefuche Bedürsttger IS), nuawüN, SS, für dl« SV mm brell« Pelll- NekIamezeUe so, anewürl, 100, für dl« SO mm bnile am». Colaaelzrlle SS, auswürl» 0S Sald-fenalg. P»ftlch«a.a-nl» i Leipzig Dr. I2L2S. »«««>ud<-»>r».a«nla i Oi»e, Srzgib. ri«. 70. Es gab, wie vorauszusehen war, am Sonnabend keine Sensationen in der sächsischen Landstube. Die Lust, den Land tag nach Hause zu schicken, war auch bei den Parteien, welche die Anträge auf Auflösung eingebracht hatten, in der letzten Zeit nicht mehr allzu groß. In der Tat ist ein Regierungs wechsel in Sachsen eine Sorge, die, nachdem man im günstigsten Zeitpunkt — im Frühjahre — davon abgesehen hatte, nunmehr für später aufgehoben werden kann. Dor- läufig gehen die Dinge im Reiche vor; wenn sie geordnet sind, dann wird auch die Deutsche Volkspartei, deren Parteigenossen in der Mehrzahl die heutige Koalition innerlich ablehnen und sie lediglich als das kleinere Uebel betrachten, ihren Standpunkt ändern. Freilich liegt die Gefahr vor, daß bis dahin der Riß, der die sächsische Sozialdemokratie heute durchzieht, über klebt ist, und die Auflösungsfreunde in ihr zu Auflösungs gegnern geworden sind. Die Dinge innerhalb dieser Partei entwickeln sich immer mehr zzAi Kuriosum. Der Landesparteitag zu Anfang dieses Monats hatte unter Führung des Hrn. Arzt die Mehrheit der Fraktion an die Wand gedrückt und durch nicht einwand- freies Manövrieren einen einstimmigen Beschluß auf Auflösung des Landtags herbeigeführt. Natürlich wäve von den Linkssozia listen, welche im Lande die Mehrheit haben, keiner der oppositio nellen rechtssozialistischen Abgeordneten wieder aufgestellt worden. Nun revanchieren sich diese dadurch, daß sie den Be schluß des Lande.parteitages einfach ignorieren und gegen die vom Landesparteitag beschlossene Auflösung stimmen. Nur Hr. Fellisch und mit ihm ein oder zwei andere schwankende Gestalten auf der gemäßigten Seite haben opponiert. Er ist als schlau in der Partei bekannt, man bchauptet, daß er immer auf die Füße falle. Aus der Hand der Gemäßigten hat er den Posten eines Amtshauptmannes angenommen, da kannte er die Gewissensbedenken nicht, die ihn am Sonnabend plagten. Jedenfalls geht aus der ganzen Sachlage zur Ge nüge hervor, daß es mit der vielgerühmten Parteidisziplin bei der sächsischen Sozialdemokratie nicht weit her ist, und daß die Partei selbst keinen Anspruch darauf machen kann, als eine geschlossene Macht zu gelten. Wem sollen nun die armen sozialistischen Wähler Sachsens am 7. Dezember ihre Stimme geben? Dem Parteiflügel, der nach rechts, oder dem, der nach links hängt? Jedenfalls hat die Parteipresse keinen Anlaß, über Gegensätze in anderen Parteien zu schreiben. Denn nirgends kann die Spaltung tiefer gehen als bei den Sozia listen. Sie wird auch dann weiter fortbestehen, wenn man dazu kommen sollte, aus taktischen Gründen eine Brücke über die politischen Meinungen in der Partei, die sich wie Wasser Md Feuer gegen überstehen, zu schlagen. Di« Dahle« i« Anhalt. Dessau, S. November. Da» Gesamtergebnis der anhab, tischen Landtagswahlen ist folgende«: Sozialdemokraten 78 44p Stimmen (64 SSV), 18 Abgeordnete, bisher 1S, Demokraten 18 SS1 (6181) 3 Abg. (1), Kommunisten 11S17 (18 7«) L Abg. (4), Zentrum 2406 (2009) kein Abgeordneter (—), Rational» sozialisten 7942 (7989) 1 Abg. (2), Dodenreformer und Mieter partei 3207 (3008) 1 Abg. (1), bürgerliche Volksgemeinschaft 74 482 (74814) 14 Abg. (1L> Steueradbau Berlin, 9. Nov. Der Reichsfinanzmini st er und die Finanzminister der Länder verständigten sich angesichts der dringenden Notwendigkeit einer sofortigen Steuerse nkung vorbehaltlich der Stellungnahme des Reichspräsidenten auf eine Verordnung, durch welche die seitens der Reichsregierung vorgesehenen Steuersenkun gen HSrbsigeführt werden, durch welche ferner die Wetter führung der ohnedies dit Ablauf des Kalenderjahres erlöschen den Einkommensteuer in dieser nunmehr ermäßigten Form bis zu einer gesetzgeberischen Regelung gesichert, und durch welche endlich seitens des Reiches bis Ablauf des Rechnungs jahres eine Gewähr dafür übernommen wird, daß die die Grundlage der Länderhaushalte bildenden Ueberwei- jungen von Anteilen an Reichssteuern in den vier Mona ten Dezember 1924 bis März 1925 nicht unter den Monats- durchschnitt der beiden Monate August und September 1924 sinken. Die Länderregierungen machten gegenüber diesen Leistungen des Reiches im Interesse der Wirtschaftserholung darauf aufmerksam, daß vielfach durch die Senkung der Reichssteuern die Gewerbesteuern der Länder und Ge meinden automatisch mitgesenkt würden, und erklärten außerdem, daß sie, soweit dies mit der Ausgleichung der Haushalte der einzelnen Länder nur irgend vereinbar ist, von sich aus eine Senkung von Länder st euern mit tun lichster Beschleunigung vornehmen und entsprechend auf die Gemeinden wegen der Gemeindesteuern und der von den Gemeinden erhobenen Gebühren nachdrücklich einwir ken würden- Die Länder erklärten, daß sie ihre Zustimmung nur mit Rücksicht auf den sonst entstehenden Notstand, aus sprechen, und daß durch ihrs Zustimmung zu der vorstehenden Regelung ihrer grundsätzlichen Stellung zur Frage des Not verordnungsrechtes des Reichspräsidenten und seiner dringen den ReformbeLürstigkeit nicht vorgegriffen werden soll. Jahrmarkt in NenM-tel 16. und 17. November 1924. Es wirden außerdem oerösfenlüchk: DI« Bekanntmachungen der SladkrSl« zu Au« uad SchwarNudera und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag S. M. Därtner, Aue» Srzgeb. r»"wr«»«r' «»» «I, s»»w (Ami Nu«) 440. «4»««»««« 4». 0<z»,rz—»««« 4«. »tthumschktfa P-IWNeu«» »I,«««»g«d<«^, Tageblatt - KNKMMW Lößnitz, Neustadt«!, Grünhai«, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Am 1. Dezember 1924 iit verordnungsaemab eine Viehzählung ovrzunebmen. Die Zählung Hai sich aus die Zahl der viebbesihenden Kaushaltungen, Pserde. Rinder. Schale. Schweine. Ziegen und Feder vieh zu erstrecken. Anberdem ist die Zahl der in der Zeit vom 1. De zember 1923 bis 30. Nov. 1924 vorgenommenen mcktbeschauMchtiaen KausMacktungen zu ermitteln. Die Ausnahme ersolgt mittels Orts listen durch unsere Polizeiorgane. Löbnitz, am 14. November 1924. Der Rat der Stadt. lieber den Verlauf der Sitzung wird uns gemeldet: Abg. Böttcher (Kom.) beantragt Umstellung der Tages ordnung und zunächst Behandlung der kommunistischen An träge auf Erlaß einer Amnestie und Verbot der Verhaftung kommunistischer Abgeordneter und Kommissionäre. Weiter fragt er den Präsidenten, ob er die polizeilichen Spitzel in das Landtagsgebäude gerufen habe. Das ganze Haus wimmele von Spitzeln. Sie seien hier, um bei einer Auflösung des Land- tages sofort hier Verhaftungen vorzunehmen. Endlich ver langt der Redner, daß auch die Mißtrauensanträge zuerst er ledigt werden. Sämtliche Abgeordnete außer den Kommunisten erklären sich für'die aufgestellte Tagesordnung. Es folgt die Beratung über die Anträge der Deutsch nationalen und Kommunisten aufAuflösung des L a n d- tages. Abg. Beutler (Dntl.si Unser Auflösungsantrag ist ver- anlaßt durch die Vorgänge im Reiche. Der innereGrund liegt in der ganzenpolitischenLage. Wir halten den Landtag in seiner jetzigen Zusammensetzung und die Koali- tivnsvegierung Heldt für reif zur Beseitigung. Wir haben dieser Regierung eine gewisse Schonzeit gewährt. Sie hat sich aber ihren Aufgaben, in Sachsen gründlich Ordnung zu schaffen, nicht gewachsen gezeigt. Die Regierungen Zeig- ner und Fellisch-Liebmann bedeuten das äußerste, was man einem Lande zumuten kann. Redner geht dann auf die Per sonalpolitik dieser Regierungen ein und erklärt unter der Heiterkeit des Hauses: Was man nicht unterbringen kann, das stellt man als Amtshauptmann an! Charakterlose Streber seien es meist, die man in den Staatsämtern unterbringe. Eine Auflösung des Landtages würde unsere Arbeit nicht länger aufhalten, als die beabsich- tigte vierwöchige Pause wegen der Reichstagswahlen. Wir be zweifeln, daß unter der Koalitionsregierung Steuervorlagen ustandekommen, die im Interesse der Wirtschaft liegen. Auch In Neligions- und Schulfragen versagt die Koalition trotz der schönen Reden des Volksbildungs-Ministers. Wir brauchen üne Regierung, die nicht durch Kompromisse gebunden ist. Nedner geht dann auf die letzten Vorgänge in der sächsischen Sozialdemokratie ein und beantwortet die Frage, warum die Leschlüsse des Leipziger Parteitages nicht respektiert würden, )ahin: Die größte Sorge des Parlamentariers Ist, daß er wiedergewählt wird. Der Wille des Volkes ist Nebensache. Das nennt man Demokratie! Heiterkeit.) Don einem großen Teil der sozialdemokratischen Fraktion wird die Auflösung des Landtages abgelehnt werden. Man will die Machtposinon, die die Sozialdemokratie in Sach en noch hat, Nicht aufgeben. Man fürchtet den Aus- lang der Wahlen. Ich habe Hrn. Heldt für einen klugen Politiker gehalten, er hat mich aber tief enttäuscht durch die »on ihm herausgegebene Broschüre. Sie bedeutet eine un- erhörte Indiskretion des höchsten Regierungsbeamten. Redner schließt: Wir werden für eine Auflösung des Landtages zu kämpfen und zu siegen wissen unter dem Banner schwarz- veiß-rot. Abg. Böttcher (Kom.) begründet den Auflösungsantrag angeblich vom Standpunkt Ler sächsischen Arbeiter aus. Im Verlaufe seiner Rede kommt es zu einem Zusammenstoß mit dem deutschnationalen Abg. Dr. Kretzschmar, der dem Redner zuruft: „Sie waren selbst Rekrutenschinder", worauf Böttcher entgegnet: „Sie elender Verleumder, Lügner und Schuft". Abg. Blüher (D. Vpt.) gab sodann namens seiner Fraktion eine Erklärung ab, in der er die heftigen Angriffe der Deutschnationalen gegen die sächsische Regierungskoalltion zurückwies. Sicher habe diese nicht alle Wünsche erfüllt, aber auch ein deutschnationaler Diktator hätte das nicht gekonnt. .Es bestehe keine Gewähr dafür, daß man jetzt durch eine Landtags auflösung etwas Besseres erreichen werde. Freilich, von einer Zusammenarbeit mit den radikalen Linkssozialisten könne keine l Nede sein, doch trage die Deutsche Dolkspartei Bedenken, unter ! diesen Umständen die gegenwärtige Koalition aufzugeben, und erkläre sich daher gegen die LanLtagsauflösung. Namens der Demokraten sprach der Abg. Dr. Seyfert. Er bezeichnete eine Auflösung des Landtages sowohl über flüssig als auch unverantwortlich, weil dadurch die heutige wirtschaftliche und politische Entwicklung gestört werden würde. Abg. Fellisch gab für sich und im Namen des Abg. Dr. Sachs eine Erklärung ab, in der er betonte, daß sie eben falls für die Auflösung stimmen würden. Für die Rechtssozialisten verlas der Abg. Wirth eine Erklärung, in der er den Standpunkt seiner Genossen ausein andersetzte, welche die Auflösung im jetzigen Augenblick ab lehnten. Darauf schritt man zur namentlichen Abstim mung, die folgendes Ergebnis zeitigte: Don 93 anwesenden Abgeordneten stimmten 50 gegen die Auflösung -es Landtages und 43 dafür. Darauf wurde die Sitzung bis 4,30 Uhr vertagt. Nach Wierderaufnahme der Sitzung kam der Mißtrauensan trag der Kommunisten zur Behandlung. Nachdem die ParteM Erklärungen abgegeben hatten^ wurde der Antrag gegen 7 kommunistische Stimmen von den Koalitronsparteien abgelehnt. Vorher hatten die Abgeordneten der Deutschnationalen und die Linkssozialisten den Saal ver lassen. ««,«»,«-««««»»« sie dl« a» v«dmUl« <tt««Im»d, Sr-L Ickuna kein« Der-moorU»,. — Unlerdnchm»«» d« »». M. «e«. ««Mn «. Schwar-ENberg. Amtliche Anzeigen. Unter den Mekbefländen des Gutsbesitzers Lermann Decher Nr. 26, Albin Noiat Nr. 23, Kerman« Wendler Nr. 4. Paul Doigk Nr. 35. Alsred Weigel Nr. 13, des Wirlschattsbesitzers Richard Schul» Nr. 39. sämtlich in Niederassaller, ist die Maul- und Klauenseuche sestgesielli worden. Die verseuchte« Gehöfte bilden den Sperrbezirk. Es gelten die gleicken Bestimmungen in der Bekanntmachung der Amlshauptmannschast vom 22. Oktober dieses Jahres (Nr. 251 des Erzgeb. Dolkssreundes). Amlshauplmannschaft Schwarzenberg, den 8. Nov. 1924. Dienstag, den 11. November 1924 vormittag 8 Adr sollen in Schwarzenberg-Sachsenseld 290 verzinkte Giebkannen.310 Aluminium- Essenträger. Schüsseln und Wasserkessel öffentlich gegen Barzahlung meistbietend 'versteigert werden. > Sammslork der Bieter Döhlers Gasthaus. Schwarzenberg, den 10. November 1924. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Neuwork, 9. November. Der bisherige Kursgewinn der Dawesanleihe in Neuyork beträgt nach der Schätzung des Finanzmitarbeiters der „Sun" die gewaltige Summ« von 38 Millionen Dollar. Die Neuyorker Finanz, habe damit das glänzendste Geschäft seit Jahrzehnten gemacht, und zwar auf Kosten der deutschen Steuerzahler. Verschärfte Mlitärkontrolle. Paris, 9. November. Die Blätter melden eine Zu spitzung der militärischen Kontrollfrage in Deutschland. Havas zufolge habe Kriegsminister Rollet den Vorsitzenden der Kontrollkommission, den General Walch, telegraphisch nach Paris zur Berichterstattung berufen. „Matin" schreibt, die Alliierten seien bereits vor dem Sturz« des englischen Kabinetts einig geworden, daß die Militärkon- trolle in Deutschland in verstärktem Maße bis Ende 1926 fortgesetzt werden müsse. Berlin, 9. Nov. Die Reichsregierung hat wegM des Zwischenfalles beim Besuch einer Kontrollkommis sion in Ingolstadt dem Vorsitzenden der Interalliierten Militärkontrollkommission ihr Bedauern und ihre Ent schuldigung mündlich zum Ausdruck bringen lassen. Zur Festnahme des Generals Nathusius. Paris, 9. November. Das „Journal" meldet: Di« Dor-, stellung des deutsche Botschafters bei Herriot um Frei lassung des verhafteten deutschen Generals Nathu sius ist insofern von Erfolg gewesen, als der Minister präsident persönlich die Akten eingefordert hat. Eine weitere Amtshandlung hat Herriot zurzeit als nach den franzüsiicken Gesetzen untunlich erklärt, um so mehr, als General sius auf der List« der auszulieftrnden KriegsschNlmg und mit seiner Festnahme bei Betreten französischen rechnen mußte. , „ Lille, 9. November. Der Einspruch des General Nathusius wegen seiner Inhaftnahme ist «om Gerichtshof verworfen worden, dck es sich um ein rechtskräftiges Urteil bandele. Dem Verurteilten wurde anheimgegeben, Las Wiederaufnahme., verfahren in der gesetzlich vorgeschriebenen Form zu Lean- tragen. Ms dahin bleibt der Verurteilte in Hast.