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Erzgebirgischer Volksfreund : 05.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192410051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19241005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19241005
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-05
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 05.10.1924
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vrenncn. Diese allmählichen Fortschritte in der mannigfachen Anwendung der Kartoffeln erstrecken sich durch das ganze 18. Jahrhundert; und namentlich eintretender Kornmangel in folge Kviegsverwüstung oder Mißwachs gab Anlaß zur Ent« drckung und Einführung neuer Zurichtungsmethodcn. Der Erzgebirger war sich der Bedeutung der „edlen Frucht", wie er sie zuweilen nannte, als massenhaft zu erzeugendes und billiges Bolksnahrungsmittel voll bewußt. Er ehrte den Mann, der die Kartoffel nach Europa brachte; und es ist als äußeres Zeichen der Verehrung anzusehen, wenn uns berichtet wird, daß das Bildnis Franz Drakes das häufigste unter dem Wandschmuck der Erzgebirger") gewesen sei. Nicht zuletzt sott gesagt sein, daß es die durch den Kar toffelanbau geschaffene Vermehrung und Verbilligung dev Volksnahrung gewesen ist, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unsere Industrie über Wasser gehalten und trotz des Ansturms der englischen Kapitalmacht in eine Zeit hin- übergerettet hat, wo sie so erstarkte, daß heute unser Sachsen einer der bedeutendsten Sitze großer Industrien ist. ") So berichtet Ler Thüringer Bcrihold Sigismund in seinen „Lebensbildern vom Sächsischen Erzgebirge" (S. S), der vor etwa <0 Zohren Land und Leute des Erzgebirges studierte. KenMMiliwe »srrlellaoü Ser Aa« KlmeederS. Kerckuleveo vor ettvo iso lavrea. Mitgetcilt von Bürgermeister Schulze in Rötha. Schneeberg, die Hauptbergstadt des königlich sächsischen Obererzgebirges, liegt eine Stunde südwestlich von der Zwik- kauer Mulde, 2 Meilen von Zwickau, 2)L Meile von der böh mischen Grenze, 11 Meilen von Leipzig, und 12 Meilen von Dresden. Es wird nur durch den Schlemer Bach von dem viel älteren Bergstädtchen Neustädtel geschieden und gehörte vormals zu dem Gebiete des von Planitzischen Rittergutes Neustädtel, das bis 1563 bestand. Der Hauptteil der Stadt liegt auf einem Berge, der schon vor ihrer Gründung den Namen der Schneeberg führte, weil sich in seiner mit finstere« Waldung bedeckten Wildnis der Schnee oft sehr lange erhielt. Er verbindet sich nordwestlich mit dem Clausberge, der einen Teil der Stadt trügt und bildet ein steiles, bei der Kirche gegen 100 Ellen hohes Vorgebirge, an den, mehrere Fels klippen hängen. Er wird auch der Stadtberg, auf seiner öst lichen Seite aber der Kirchberg, an seinen» östlichen Abhang der Pacem- oder Path-Sämberg und nach Schlema hin der Stangenberg genannt. Der Schlemaer Bach trennt den Stadt berg von» sogenannten Gebirge, welches zwar nur allmühlig, aber zu einer Höhe von 1830 pariser Fuß ansteigend, jetzt die wichtigsten Zechen enthält. Die Stadt erstreckt sich in sehr unregelmäßiger Bauart der» steilen StadLberg hinauf bis zur Kirche, die eine Meeres- Höhe von 1541'4 pariser Fuß erreicht, wird hierauf etwas regelmäßiger und verbreitet sich dann nach Nordwesten. Der Marktplatz, welcher früher der Ring hieß, ist vielleicht der längste in Sachsen und nimmt in seinem nordwestliche»» Teile, hinter dem Rathause, bei» Namen der Fürstengasse an. Zu den übrigen öffentlichen Plätze»» gehören der Topf- und der Frauenmarkt und zu den ansehnlichste»» Gassen, die Grieß bacher Gasse, die Ziegengasse und die Bader- und Iobelgasse. Voi» einer ehemaligen, jedoch nie sehr stark gewesener» Befestigung zeugen noch 4 Tore, einige Ueberbleibsel der Stadtmauer und ihrer Rondele, sowie eine Ruine, welche der Volkssage zufolge, vor der Gründung Schneebergs eil» Raub schloß gewesen sein soll. Ir» früherer Zeit war es jedem er laubt, sein Harrs in der Nähe von der Grube zu baue»», bei der er Arbeit zu erhalten hoffte. Seit 1493 aber »nußte jeder neue Anbauer seinen Bauplatz dein» Bergrichter »nieten, da her wurde auch die westliche Hälfte der Stadt weit weniger winklig und gedrängt, als die östliche Hälfte gebaut. Johann Georg H. wurde durch den Tod ai» der Ausführung seines Planes verhindert, dieser Stadt eine regelmäßigere Gestalt zu geben. Die Vorstädte Schneebergs sind unbedeutend und es kann als solche nur die zerstreut liegende Bergfreiheit be trachtet werden, die gegen 90 meist aber nur geringe Wohn häuser hat. Schon im Jahre 1471 war die St. Georgen- oder Fundengruüenkapelle erbaut worden, die man aber bald darauf wieder abbrach und im Jahre 1478 eine kleine Kirche zu „unserer lieben Frauen" errichtete. Da dies« letztere durchs die ihr von den Kuxen zugeflossene Abgabe bald zu einem an sehnlichem Reichtu,n gelangte, so konnte bereits in» Jahre 1516 »er sroßaxtM Batz der retzigen Hauxikirche untyMMe^ 'rrnsr. Kunas, Ser in Annaoerg s»r seiner» Predigten lmmer «Leder auf den Wert der Kartoffel hinwies. 1722 wird der Kartoffelanbau in der Freiberger Hegend erwähnt, im Jahre 1730 in Wolkenstein. In, zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden die Kartoffel- sselder um Annaberg immer zahlreicher und der Ertrag ein sehr reichlicher, indem man das 10- bis 15fältige erntete. Erst 1734 gewinnen die Kartoffeln durch die Bemiihungen des aus dem Vogtland stammenden Pfarrers Ungibaucr in Naundorf b. Grimma in der Leipziger Gegend Ber- Prellung. So war bereits vor 1750 der Kartoffelanbau in» Erz gebirge sehr verbreitet, und die „gebirgischcn Kartoffeln" galten schon damals als durch Geschmack und Größe ausge zeichnet. Sie verdrängten von den Fluren und der Küche mehr und mehr die Erbsen, Linsen und andere trockene Ge müse. Der Preis war nach dem damaligen Geldwert ein Mittlerer. Der Scheffel kostete voi» den geringeren Sorten 8, 9 nnd 10, von den bessern 16,18 und 20 gute Groschen. Schon damals (um 1740) baute mai» verschiedene Sorten, z. B. die Iobsäpfcl, so genannt, »veil sie bereits zu Jakobi z25. Juli) reif wurden, ferner eine weiße und eine rötliche Sorte. Im Gebirge wurden die Iobsäpfel erst Ende April »der Anfang Mai gelegt und Mitte September ausgenommen. Im Meißnischen verlachten die Bauern anfangs die „vogtländischen Knollen" und widersetzten sich ihren» Anbau mit aller Entschiedenheit, bis sie schließlich doch den Nutze»» der Kartoffeln erkannten. Ein sächsischer Gegner aus der Leipziger Gegner schreibt G. B. um 1740 in einer Leipziger Zeitschrift: „Das Gewächs ist nur an Orten mit Rutzen zu bauen, wo die Winterfrüchte wegen der waldigen und winterhasten Gegend nicht fortkom men und die Sommerfrüchte infolge des späten Frühlings nnd baldigen Herbstes nicht gebaut werden können, oder wo Las zahlreiche Rotwild andere Feldfrüchte nicht aufkommcn läßt. Auch da ist der Anbau allenfalls zulässig, wo man wegen Unzugänglichkeit des Ackers denselben nicht mit dem Pflug, .sondern nur mit der Hacke bearbeiten und den Dünger auf Hem Rücken herbeilragen muß. In allen andere»» Gegenden Ist es töricht, sich mit dem Legen der Tartuffeln abzugeben, Henn sie verlangen einen fette»» und lockeren Boden und viel Düngung, so daß es vorteilhafter ist, Getreide zu bauen. Außerdem^hat man nachträglich eine Menge Arbeit mit ihnen; Pe müssen zweimal gehackt und gehäufelt werden und erfordern bei der Ernte eine Menge Leute. Ferner verderbe,» sie ent- «eder durch späte Fröste oder sie werden zu spät reif, so daß sie wegen des einfallendei» Winters nicht geerntet werden kön nen. Selbst wenn man die Wurzelknollen glücklich eingebracht Hat, gehen sie, werden sie nicht recht sorgfältig aufbewahrt, zu Grunde. Der Rußen, den sie schließlich gewähren, ist ein sehr geringer: die Stärke daraus nutzt zu nichts als Steifmachcn »er Wäsche, zum Puder gar nicht; die Schweine fressen sic nur, Menn sie wohl zugerichtet und mit Kleie vermischt find, so daß Hie Suppe höher als das Gericht kommt. Den» Menschen nutzen jpe wenig, denn um Mehl daraus zu bereiten, muß eine Frau einen ganzen Tag schaben, bis so viel Erdäpfel geschält sind, Laß sich aus dem zu gewinnenden Mehle drei Personen satt Men können, und man muß zum Ueberfluß auch noch Roggen- ^nehl dazu mischen. Der Geschmack der Knollen ist wunderlich; Hie Leute essen sie nur zur Zeit der Rot, und das Vieh ist nur Lurch Hunger dazu zu bringen; auch mästen sie nicht viel, weil Zie zn wässerig find. Kurz, bei einem Landwirte, wo sonst ge ling Arbeit und gute Wirtschaft sich findet, darf dieses Gewächs Mcht geduldet werden." Das alles konnte nunmehr den» Kartoffelanbau im Erz gebirge keinen Abbruch tun. Hier hatte man die Frucht be- p«its liebgewonnen, ihre Vorzüge und ihren Segen erkannt. Alan machte geltend, daß sie in unserer Gegend größeren Nutzen als das Getreide gewähre, indem sie nie so starken» ^Mißwachs ausgesetzt sei und die ungünstige Witterung leichter Überstehe als das Getreide. Man baute die Kartoffel zunächst gls Viehfutter und um des Mehles willen, das man gen» mnter das Brotmehl mischte, um ein billiges Gebäck zu er halten. Das Grünkraut gab mm» den Kühen zu fressen und pneinte, dadurch bekäme die Butter einen guten Geschmack. Wan trocknete auch die Blätter nnd fütterte damit im Winter wie Schafe. Zeitig benutzte man natürlich auch die besseren Vorten als Slahrungsmittel für die Mensche»». Aber es Dauerte ziemlich lange, ehe man entweder durch eigene,» Scharf- Mn oder durch Nachahmung fremder, hauptsächlich englischer imd holländischer Iubereitungsarten anfing, die Kartoffel zu ,braten, zn rösten, mit Eiern zu vermischen und Klöße, Kuchen Drh Fratzen d<EL M hacken« Meir ManntMüi saraus W ft >o L — LL o LUU? werden. Diese »st nun, mit Ausnahme der katholischen Hof kirche in Dresden, die größte des Königreichs Sachsen und ihr Umfang übertrifft selbst die Dresdner Frauen- und die Leipziger Thomaskirche. Denn ihre innere Länge beträgt 105 Eller», ihre innere Breite 48 Ellen und ihre Höhe 63N Ellen. Mit Inbegriff des Turmes aber erstreckt sich ihre äußere Länge auf 135 Ellen und die äußere Breite, mit Inbegriff des Vorsprungs, auf 68 Ellen. Dieser kostspielige Bau, dessen Aufwand Zeugnis von den» überaus reichen Ertrage des da maligen Berghauses gibt, winde im Jahre 1540 vollendet. Die von Kurfürst August jener Kirche geschenkte, sogenannte grüne Orgel, die sich vormals in» Kloster Altenzella besait, ist nicht mehr vorhanden. Die jetzige, in» Jahre 1695 gebaute Orgel hat 6 sechzehnfüßige Register, Vogelgesang usw. An» bemerkenswertesten sind die trefflichen Gemälde, welche die Vorder- und Rückseite des Altars schmücken. Sie wurden der Kirche in» Jahre 1539 von» Kurfürst Johann Friedrich ge schenkt und sind Meisterwerke des Lukas Cranach. Insbeson dere wird das Hauptbild, das die Kreuzigung Christi vor- stellt, für die vollendetste Arbeit jenes berühmten Malers ge halten. Es wurde im Jahre 1633 von» General Holcke nach Prag entführt und in, dortigen Kloster Strahof aufgestellt. Nach den» Abschluß des westphälischen Friedens wurde es zu rückverlangt, und obschon vor» Seite der Böhmen eine be trächtliche Summe dafür angetragen wurde, so bestand man doch, besonders auf Verwendung des Bürgermeisters Hanns Tauscher, mit Ablehnung des Verkaufes, auf Rückgabe des Bildes. Die treffliche Benutzung des Raumes ist in diesen» Werke eben so bewundernswert, als der charakteristische Aus druck der fast unzählbaren Menge vor» Personen, welche das Kreuz teils zu Fuß, teils zu Pferde umgeben. Unter der Kreuzigung ist das Abendmahl dargestellt. Auf der Rückseite ist das jüngste Gericht, die Auferstehung der Toter» und die Hölle abgebildet. Die übrigen auf bei» Seitenflügel»» befind- lichcn Gruppe»» und Gemälde sind bei der letzten Restauration verdeckt worden. Diese aus Werkstücke»» erbaute Kirche, hat ein n»it vielen Fenster,» verziertes Schieferdach, und da sie un geachtet ihrer Größe nur 10 freie schlanke Säulen und nur wenig Kapelle»» Hal, so ist sie vorzüglich licht. Ihr vor» Hein rich Böhm und von Johann Marquard in den Jahren 1673 bis 76 erbauter Turin wurde im Jahre 1719 großenteils durch eine Feuersbrunst zerstört und erst 1751—53 in sei,»er jetzigen, geschmackvollen Gestalt wicderhergcstellt. Er hat jetzt eine Höhe von 133 Ellen und trägt unter seinen großen Glocken auch die sogenannte Donnerglocke, welche 159 Zentner wiegt und jetzt die größte des Königreichs Sachsen ist. Mit der Bcrgglocke wird um 3, und 11 und um 7 Uhr der nahende Anfang der Schichte»» angezeigt. Außer der Hauptkirche ist noch am nordwestlichen Ende der Stadt die freundlich einge richtete Hospitalkirchc erbaut. Das Rathaus ist ein großes, am Markte stehendes Ge bäude, das einen 70 Eller» hohe»» Turm hat. Außer den Sitz ungszimmern für das Bergamt und de»» Stadtrat, ist hier »»och eii» wohleingerichteter Saal nebst mehrere»» Zimmern de»»» öffentlichen Vergnüge»» gewidmet. Kurfürst Johann Friedrich, der Schneeberg besonders liebte Und begünstigte, hatte das Fundgrübner Iechenhaus zu einem Nesidenzschloß für sich einrichten lassen und Kurfürst August cs im Jahre 1564 der Schule geschenkt. Als es aber in» Jahre 1623 eii» Blitzstrahl zerstörte, wurde der Stadtschule bas Vordergebäude der Münze eingcräumt, in dem sie sich noch jetzt befindet. Mehrere berühmte Männer, wie Hyeronimus Weller von Molßdorf, Joh. Rivius, Joh. Förster, Joh. Zechen dorf u. a. haben hier das Rektoramt verwaltet, und dieses Lyccum, das von jeher eine»» weitverbreiteten Ruf hatte, kani» in mancher Beziehung de»» trefflichen Lehranstalten dieser Art gleichgestellt werden. Erst im Jahre 1471 erhielt Schneeberg Stadtgerechtigkeit, gelangte aber bald durch die Ergiebigkeit seiner Silberberg werke zu einem außerordentliche»» Reichtum, der besonders das gemein« Bergvolk so schwelgerisch und übermütig »nachte, daß die Stadt in den Jahren 1496 und 1547 wegen ihres auf rührerischen Benehmens militärisch besetzt werden »nußte. In» dreißigjährige»» Kriege wurde sie von den Generale»» Holcke, Hatzfeld, Königsmark und Banner gebrandschatzt und geplün dert und viele Zeche»» derselbe»» gänzlich zerstört. Hierzu ge sellte»» sich Hungersnot und verderbliche Seuchen, von denen diese Stadt in früheren Jahrhunderten sehr ost heimgesucht wurde. Im Jahre 1617 war der Scheffel Kor»» auf 10t4 Meißner Gulden, im Jahre 1624 auf 11 Thaler ,und in den Jahren 1771—72 auf 38 Thaler gestiegen, so Laß sich damals M ÄMm KMohMH eine ZeMvg Wt H»KS_ rrnahnL MH- ten. Auch in» Jahre 1804 war Lie Hungersnot auf einen furcht« baren Grad gestiegen. Die Entdeckung der Silberadern, welche Schneeberg ein» weltberühmte Wichtigkeit und in früherer Zeit einen seltenen Grad voi» Wohlstand verlieh, wird auf verschiedene Weise be richtet. Nach einigen soll bei einer Jagd durch das Scharren eines Pferdes ein Silbererz zu Tage gekommen sei»» und ein Silberarbeiter aus Schien»«, der cs für ein Wahrzeichen guten Eisensteins hielt, darauf eingeschlagcn haben. Albinus be merkt: daß cir» hausierender Gewürzhändler aus Zwickau einen Hmnmerarbeiter an» Wolfsbergc angetroffen habe, der, als er auf Eisenstein geschürft und seinen Zweck nicht erreicht hatten sich weiter begab. Den» Gewürzhändler aber sei die Färb« des erschürften Erzes aufgefallen, und er habe in jener Gegend zwei Arbeiter angestellt, die endlich ein reichhaltiges Silbererz entdeckt hätten. Die wahrscheinlichste Erzählung ist die des Bergbeamten Wolf Pfeilschmidt über ,Hie Ankunft des Schneeberger Bergwerks". Dieser zufolge bestand in der da mals noch unbebauten Gegend von Schneeberg ein von Schlema aus betriebenes Eiscnbergwerk. Hierher verirrte sich einst der aus Kreins gebürtige Sebastian Rommcr, der unweit Cominotau wohnte und mit Schustergerätschaften hausieren ging. Dieser unterhält sich nun mit dem Steiger, dein er aus seinen» „Karniersacke" zu trinken gibt, über den Verfall der Eisengruben, die jetzt nichts als taubes Erz lieferten, und geht mit ihm nach Schlema, wo jene Klage wiederholt wird. Ram mer nimmt ein Stück dieses Erzes unter dem Vorwande an sich, daß er es in Steyer ii» Oesterreich probieren lassen wolle, zeigt es aber bald darauf in seinem Wohnorte Iörkau durch reisenden Wallonen, die nach Gold suchten und vernimmt von denselben mit Erstaunen, daß er im Besitze des reichsten Silber erzes sei. Dasselbe wird in Nürnberg bestätigt, wo man ihn vergebens zur Entdeckung des Fundortes bewege»» will. Eit kehrt nun nach Zwickau zurück, bekommt dort Handel, wird vor de»» schon damals reichen Amtshauptnmnn Martin Römer ge führt und läßt hier im Zustand des Rausches die Worte fallen» ,chaß er in der Nähe dieser Stadt einen Schatz wisse, der Einen wohl zum Herrn machen könne." Da bewegt ihn der Amts- Hauptmani» durch glänzende Versprechungen zu einer nähere« Entdeckung, und reist mit ihm zu den» erwähnten Eisenwerks von den» Römer ohnehin schor» Gewerke war. Wiederholte Proben bewähre»» den reichen «silbergehalt jenes Erzes aufs Neue und nur» sucht Römer auf jede Art den Fremdling in sein Interesse zu ziehen, gewährt ihn» einen Anteil an der Zeche, nimmt ihr» auf sein Gut Neumark, giebt ihm eine nahe Verwandte vor» sich, Linna v. Bonau, zur Gattin und bestimmt ihn der» Namen Römer anzunehmen. Rommers Glück war nun begründet und er gelangte bald selbst zu einem sehr be trächtlichen Vermögen, das jedoch von den Reichtümern seines Gönners, des Amtshauptmanns, weit übertroffen wurde. Dieser widmete nur allein den in Zwickau befindlichen Klöstern, Schulen und milden Stiftungen eine Summe von mehr als 10 000 Thalern. Die von Sebastian Rommer bc wirkte Entdeckung der Silberadcrn fand im Jahre 1469 stab und wurde die Veranlassung der „Alten Fundgrube". Um weit derselben entstanden bald darauf der St. Georg, St. Paul, St. Cyriax, die Neue Fundgrube Hoffnung, lieber- schaar usw. In» Jahre 1475 führte»» schon 13 Stollen in de» Schneeberg und im Jahre 1478 waren bereits 57 Zeche»» innev halb der eigentlichen Stadt, wo jetzt keine einzige mehr betrie bei» wird, in, Gange. Nahe vor den Toren und Schranke» der Stadt fand man damals schor» nicht weniger als 110 Gru» ben. Die ergiebigste Zeche, die sich aber auch am schnellsten erschöpfte, war der St. Georg. Diese war es, wo der Herzog Albert am 23. April 1477 ar, einer Erzstufe speiste, die ei», Gewicht von 400 Zentnern hatte, 80 000 MLrk Silber und 800 000 Stück Species lieferte. Der Herzog wollte sich anfangs ar» jenen Silbertisch nicht setzen, um nicht gottvergessen und übermütig zu erscheinen. „Denn" sagte er, unser Kaiser Friedrich ist zwar reich, gleichwohl weiß ich, daß er jetzt keinen so stattliche», Tisch hat. Dieser bescheidene Sinn stand im ent schiedensten Gegensätze zu dem Uebermute vieler reichen Privatfundgrübner, die sich in teuersten Weinen badeten, und durch einen schrankenlosen Aufwand, besonders in Anschaffung der seltensten Luxusartikel des Auslandes, ihre Reichtümer verschwendeten. Der St. Georg, der in seinem damaligen Zustande von keiner andern europäischen Grube an Ausbeute erreicht worden ist, soll eine Gesamtausbeute von 2850 000» Thalern und eine Silberausbringung von mehr als 5 Millio« nen Thalern ergeben haben. Die Erfolge der Silberberg werke Schneebergs waren zu jener Zeit beispielsles groß. Ls» waren 13 Silberhütten im Gange und dennoch konnte Vas. ausa^ckmalrLNL Silber uiM sämtlich «erden U»H
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