Volltext Seite (XML)
«k. LSI. L. Oktober 1924. Erzgebirgischer Dolftsfreunv. vertag E. M. Lürtner, Au«. Beibla». ' Oerlliche Angelegenheiten. Kerbst im Erzgebirge. Grau und kalt hängen nasse Nebsltücher im Gestrüpp, gei stern um Weg und Wanderer und zwingen bange Wipfel, sich fröstelnd unter unheimlicher Decke zu ducken. Atemloser Dunst frißt Schall, Konturen und Raum. Unendliche Formlosigkeit herbstlicher Nebelschwaden am dampfenden Bett des Baches. Odem der großen Stille, ohne Licht und Leben. Zielloser Pfad hinein in. den Morgen, hinein in eine fremde Welt der Farb- losrgleit. Herbst, ohne Herz und Gestalt. Stück Erde, unerlöst und tot . « « Dann Leben und Sonne, Töne und Licht. Strahlende Landschaft unter azurnem Seidenbaldachin. Göttliches Antlitz des Herbstes voll Glut und Andacht ... Unendliche Landschaft, von Ahorn flankiert. Ahorn und Vogelbeerbäumchen dazwischen, mit dem satten Rot ihrer Beerendolden. Helles Band unserer Sehnsucht nach der locken- den Ferne, nach der verheißenden Ferne. Landstraße im Herbst, '-wig neues, ewig altes Bild. Und im lachenden, sonnigen Rund setzt der Herbst seinem Aquarell die letzten leuchtenden Lichter auf. Dem glänzenden Braun srischgepflügter Aecker; dem Blutrot der Birnbäume, Buchen, Espen und Elbereschen: dem Goldgelb der Birkenblätt chen. Er vergißt auch nicht die lustigen Ziegeldächer und den schlafmützigen Kirchturm des in grenzenloser Buntheit Herbst- licher Wipfel verträumten Dorfes. Selbst auf die kurzge- schorenen, sauberen Talwiesen setzt er mit seinem göttlichen Pinsel ein paar Helle, freudige Farbklexe: buntscheckige Kühe. Er spart nicht an Licht und Farbe, der Herbst. Die blon den Flechten der Bauernmädchen malt er golden wie Krönlein von Prinzessinnen. Und er ärgert sich, wenn er vor lauter Kopftüchern nichts von den gesunden Gesichtern zu sehen be kommt. So ist der Herbst, denn er liebt diese frohen Mädchen mit ihrem lustigen Lachen, das hell und strahlend ist, wie seine Färbern * Der frühere Sächsische Kronprinz Georg, der kürzlich zum Priester geweiht wurde, ist zurzeit vertretungsweise als Reli gionslehrer an der Kaiser-Wilhelmschule in Trebnitz in Schlesien tätig. * Obstansstellung. Gesundheit ist eins der höchsten Güter des Lebens. Der regelmäßige Genuß von Obst und Beeren früchten und ihren Zubereitungen dient der Gesunderhaltung in hervorragendem Maße. Gartenbesitzer und Gartenpächter, baut darum Obst und Beevenfrüchte! Daß auch im rauhen Gebirge der Obstbau mit Erfolg betrieben werden kann, soll die am 11., 12. und 13.Oktober inAue (Turnhalle der 3. Knaben- bürgerschule vor der Nikolaikirche) stattfindende Obstaus- stellung beweisen. Sie wird vom Bezirksobstbauverein Schwarzenberg veranstaltet und aus allen Orten des Bezirks, in denen Obst gebaut werden kann, beschickt werden. Außer Obst- und Obstverwertungserzeugnissen werden auch noch Ge räte für Obst- und Gartenbau, Apparate zum Konservieren von Obst- und Beerenfrüchten, Bücher und Anschauungsmittel für den Obst- und Gartenbau ausgestellt werden. Der Besuch dieser Ausstellung wirb allen Obstliebhabern viel Anregung bieten. * Der Neue Sächsische Lehrerverein hielt in Dresden seine erste Hauptversammlung ab. Als Ehrengäste waren u. a. er schienen Volksbildungsminister Dr. Kaiser und Landtagsabge- vrdneter Röllig. Der Vorsitzende E. Leupold begrüßte die Ver sammlung und bat den Minister und den Landtagsabgeord neten, dafür eintreten zu wollen, daß der neue Verein bei den Behörden als eine vollberechtigte Vertretung der Lehrerschaft anerkannt werde und daß bei den Bezirksvertreterwahlen der Lehrer das Verhältniswahlsystem angewendet werden möchte, damit auch Minderheitsvertreter zu Sitz und Stimme gelangen können. Der Neue Sächsische Lehrerverein vertrete den Stand punkt, daß der Lehrerstand zwar frei sein muffe in bezug auf semen Bildungsgang, frei auch in seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung, -aß er sich ober als ein Diener am ganzen Volke, an ollen Volksschichten, nicht bloß an den prole tarischen, fühlen müsse. Gründsätzlich fordere er auch eine von christlichem und deutschem Geiste durchdrungene Volksschule und die Heranbildung eines männlich-festen Geschlechts von charak tervollen Persönlichkeiten. Den Hauptvortrag hielt Univer- sitätsprofefsor Dr. Rein über das Thema ,/Sätze Kind". * Die Hauptversammlung de» Sächsischen Philologen««- ein» wurde in Meißen abgehalten. In seiner Eröffnungsan sprache gedachte der 1. Vorsitzende Dr. Weicker der Tatsache, daß der heute 2832 Mitglieder zählende sächsische Philologenverein genau vor fünf Iahven aus den früheren an den einzelnen Schulgattungen bestehenden Teilvereinen hervorgegangen war. Ohne auf die Geschichte des Vereins näher einzugehen, setzte er auseinander, daß die Standesorganisation ihre Aufgabe nicht in wirtschaftlich-gewerkschaftlichen Angelegenheiten erschöpft sieht. Zwar ist auf diesem Gebiete Wichtiges geschaffen worden, zum Teil gemeinsam mit der sächsischen Spitzenorganisation der höheren Beamten: Krankenkasse und Versicherungen; im Vordergründe der Arbeit des Vereins aber stehen ideale Ziele, die die Schule und die Schüler stellen. Hier sind die Bemühun gen um die Ausbildung der Lehrer während des Studiums und um ihre Fortbildung in den Akademischen Kursen des Vereins, die ausgestellten Lehrpläne und die Pläne für die Reform der höheren Schule Hervorzuheben. Im Mittelpunkt der Versammlung stand der Dortrag von Universitätsprofessor Dr. Litt-Leipzig über „Arbeit und Bildung", der in geistvoller Weise betonte, daß die Erziehung nicht nur vom Kinde ausgehen müsse, sondern vom Kinde und von der Sache aus. Es wurden mehrere Entschließungen angenommen, aus denen fol- gendes mitgoteilt sei: Der Ab bau, dessen gesetzlichem Zwange sich die Organisation hat fügen müssen, hat der Arbeit der Schule schwere Störungen zugofügt und das Vertrauen zu dem Schutze der Deamtenrechte stark erschüttert. Der Abbau hat dadurch hart und ungerecht gewirkt, daß er die betroffenen Altersstufen nicht gleichmäßig erfaßt hat. Der Sächsische Philo- logenvereln erwartet, daß weitere Abbaumaßnahmen nicht er griffen werden, ferner eine Aenderung der Reichspersonalab bauverordnung erfolgt. Er hält es für die dringendste Aufgabe der Schulpolitik, die Grundlagen für eine deutsche Schul ei nheit zu schaffen. Er erwartet, daß die sächsische Regierung alles daransetzt, entgegenstehende Hemmungen zu be- seitigen. Er erwartet aber zugleich, daß die Reform der höheren Schule Sachsens deshalb nicht zurückgestellt, sondern tatkräftig im Sinne der von -er Vertretevversammlung am 13. April 1924 beschlossenen Leitsätze gefördert wird. Er hält einen baldigen Ersatz des Schulgesetzes von 1876 durch ein neues für unumgänglich notwendig. Er bittet Regierung und Land tag, dieses Gesetz zugleich mit -er Neugestaltung -er höheren Schule zu verabschieden. Der Sächsische Milolagenverein hält es für die wesentlichste Aufgabe -er Schulreform, der neu zu gestaltenden Schule den richtig ausgebildeten Leh re r zu geben. Er bittet deshalb die Regierung, schleunigst die geplanten Pädagogischen Institute für Lehrer der höheren Schulen an der Universität und an Ler Technischen Hochschule einzurichten. Mit Besorgnis werden die wirtschaftlichen Nöte, die das Studium auf das äußerste erschweren und das gleich mäßige Zuströmen Les akademischen Nachwuchses gefährden, be trachtet. Er bittet die Regierung, alles daran zu setzen, um die Lage der Studenten zu erleichtern und den ungehemmten Zu- wachs der geeigneten Kräfte zu gewährleisten. * Aue, 1. Okt. Der Prokurist Ernst Schauer begeht heute sein 25jähriges Dienstjubiläum bei -er Firma Richard Günther, Inh. Albin Hofmann. Der Jubilar wurde vom Firmeninhaber und von seinen Mitarbeitern durch Geschenke und Aufmerk samkeiten geehrt. Er erhielt das von den Handelskammern gestiftete (Mrenzeichen für Treue in -er Arbeit. Aue, 1. Olt. Die am 10. Marz 1924 von der Wirtschaft lichen Vereinigung für Handel und Gewerbe des Erzgebirges gegründete Gemeinnützige Baugenossenschaft des woste^zgebir- gischen Handwerks beginnt heute mit dem Bau eines 14-Fami- lien-Doppel-Hauses Ecke Mozart- und Luthevstraße. Die Bau genossenschaft hat jetzt 35 Wohnungen im Bau. 8 Wohnungen in Aue und S Wohnungen in Eibenstock sind heute bozugssähig geworden. Schwarzenberg, 1. Okt. Bon Montag, Len 6. bi» Sonntag, den 12. Oktober wird Pfr. Gilbert aus Schellerhau in Schwarzenberg evangelisieren. Die Vorträge werden abends 8 Uhr in der Georgenkirche gehalten. Am Montag spricht Pfarrer Gilbert über das Thema: „Kann man sein Loben noch einmal neu anfangen?" Dienstag: ,/Sibt es noch eine Rettung für unser Volk?"! Mittwoch: „Das Geheimnis de« Person Jesu." Donnerstag: „Warum glaubst du nicht?" Frei* tag: „Ist der Spiritismus Wahrheit oder Lüge?" Sonnabend: „Glückliche und unglückliche Ehen" (nur für Erwachsene). Am Sonntag, dem 12. Oktober, hält Pfr. Gilbert vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst, nachmittags 4 Uhr eine Iugendfeiev („Jugend — wohin?"), bei -er Gelegenheit zu freier Aus- spräche gegeben ist, abends 7 Uhr den letzten Vortrag: „Unsers Sterbestunde" mit Nachversammlung: „Was sollen wir denn nun tun?" Alle diese Veranstaltungen finden in der Georgen» kirche statt. Außerdem hält Pfr. Gilbert von Dienstag, den 7. bis Sonnabend, Len 11. Oktober, nachmittags ^6 Uhr, im Pfarrhaus Bibelstunden. Alle Gsmeindeglivder sind zu diesen Veranstaltungen herzlich eingeladen. . Raschau, 1. Oktober. Der Firma Emil Meyer, di« am 1. Oktober auf ihr SOjähriges Bestehen zurückblicken kann, ist von der Handelskammer Plauen eine Glückwunscha-Etz über« mittelt worden. .. .. " Bautze«. Hier wurde der erste ostsächsische Handwer- kertag abgehalten. In den gefaßten Entschließungen heißt es^ u. a.: Die Tagung erachtet es als nationale Pflicht, dem deut schen Handwerk eine gerechte Behandlung zuteil werden M lassen. Sie fordert, daß das Handwerkergesetz endlich verab» schiedet und daß dem Handwerk und Gewerbe hinreichend Schutz! gewährt wird. Notwendig sei vor allen Dingen die Zuführung von billigen Reichsbankrediten, damit den Betrieben die Mög» lichkett des Wiederaufbaues gegeben wird. ! Aue (St. Nicolai). Donnerstag, abd. 8 Uhr Frauenabend des Frauen vereins im großen Psarrsaole. Vortrag von Frau Kochschulleiterin Hofsmann und Lichtbil-erabonü. — Freitag, abd. 8 Uhr Versamm lung der Christlichen Elternvereiniquna im großen Pfarrsaale. Abd. 8 Uhr Vorbereitung für Kinberg. A.: Oe. /i Kuchen tff bring uncI ckocd von grobem LlSkrvert, wenn er nacd 0r. Oelkers Nsrsplsn gebacken virck. Klan versuche Apfelkuchen sehr fei» 125 g ^largarlao Ä 0.60 «... -Ik. 0.15 125 g 2uck,r 0 kka. 0.40 - 0.10 3 Lier k 0.12 - 0.36 200 » zVelrsnmekl k pick. 0.20 .... - 0.08 1 pSckctisn von vr. Oetker'» .Sackla' . - 0.08 l-iter «Ilcd k lMer 0.22 .... - 0.05 750 e (1 h, kick.) gescdülte ^epkel... - 0.30 »lk. 1.12 ^iittk>rk»ittincr Lutter una Lucker rükrt man »ctisomiz- uoa L- rr r "s- lügt vacti unct nscb clas Llgew, aas mit Sem Sackln gemlsctu« dlekl unct so viel Kelte Lillcd lUaru, Vak man einen glatten lÄs bekommt. Zuletzt rükrt msn clen blsrrcdaee unter «le unU küilt üiere In sine eeleNet« Sprlaotorm, kieraal belegt man üea "relg mit 6en »secksltea unü io S Stücke geacvnUtensn ^epksln, bestreut ika ml« Lucker unü blickt Idn etwa '/, Stuncls. — ^n Steile üer ^epiel kann man auck mit aurckicbvlitenen, entsteinten Lcvetscken belegen. Verlangen Sie vollstSncllgs klersptbücker la clen Oescdilkten. wenn vergrlkksn, clurcb Postkarte gratis unct lraoko von Dr. A. Oelker» AührmiNelfabrlk, Bielefeld. Die ungleichen Sonnen. Originalroman von. Leonore Pany. (Nachdruck verboten.) (S. Fortsetzung.) .Ohne ihre Stellung zu verändern, blickte sie dem jungen, hochgowachsenenAlanne, Lessen nicht unschönesGesicht von durch sichtiger Blässe war, forschend entgegen. Zehn Schritte vor ihr stand er still und machte ihr eine tadellose Verbeugung. „Ich bitte wegen meines Eindringens um Vergebung, gnädige Frau. Meine Name ist Robert Stahl. Vielleicht wer- den Sie sich meiner erbarmen und die Vermittlung bei meinem Bruder übernehmen, wenn ich Ihnen bekenne, daß ich nahe am Verhungern bin. Ich will auch ganz offen meine Schuld einge- liehen, gnädige Frau. Um eines Weibes willen verspielte ich in einer einzigen Nacht mein Erbe und wanderte, als mein Bruder mir seine Hilfe versagte, nach Amerika aus. Dort arbeitete ich . . . ." „Arbeitete?" In sein fahles Gesicht schoß ein glühender Strahl. „Doch, gnädige Frau, ich habe gearbeitet. Aber das, was sich für mich fand, war tief unter meiner Bildungsstufe und zum traditionellen Schatzgräber fehlte mir das Talent. Avni, wie ich gegangen, kam ich vor einigen Wochen nach der Heimat zurück. Und nun bietet sich mir plötzlich ein unerwarteter Slücksfall Lar. Ein Kaufmann, welcher meinen Bruder kennt, will mich in seinem Bettielbe einstellen, wenn ich Kaution leiste. Um diese Kaution wollte ich meinen Bruder bitten." Melanto sah in die Ferne. „Ich füpchte, Sie nähren eine falsche Hoffnung. Mein Mann ist in solchen Dingen unerbittlich." „Ja, er kann hart sein ... hart... mögen Sie es nie an sich selbst erfahren, gnä-ige Frau, wie hart er zuweilen sein kann! Dann auch wieder gut, freilich . . . Ader gerade gegen mich.. . Unsere Kindheit schon stand im Zeichen einer Feind- schäft, die von meinen Eltern gefördert, anstatt unterdrückt wurde. Kann der, welcher heute so stolz und selbstsicher vor uns steht, nicht morgen ein Gefallener sein? Hermann hat schon als kleiner Junge über mich und andere zu Gericht ge- sefsen. Der künftige Beruf steckte in seinem Blute . . ." ,-Das gehört nicht hierher . . „Verzeihen Sie, es drang mir Uber die Lippen. Sie haben recht, man sollte nicht anklagen. Werden Sie in meinem Sinne mit Hermann sprechen, gnädige Frau? Wollen Sie Mensch- V' lichkett üben anstatt Gerechtigkeit? Mein Dank ... mein gren- zenloser Dank wird Sie bis ans Lebensends begleiten . . . " Seine Hände streckten sich ihr flehend entgegen. Ein nervöses Zittern durchlief seine Gesichtsmuskeln. Melanto schob ihren Stuhl weiter zurück. „Es tut mir von Herzen leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen!" „Nicht?" „Ich kann es nicht, weil ich es nicht darf! Mein Alaun hat mir strengstens verbaten, Ihnen die Türe zu öffnen, wenn Sie jemals daran pochen sollten. Daß ich Sie trotzdem empfing, geschah gegen seinen Willen." „Also nicht. . ." Er ließ die erhobenen Hände sinken. Ein verirrtes Lächeln, das mehr einem Weinen glich, zerriß seinen Mundwinkel. „Es wäre Rettung gewesen ... ein letzter Weg zur Rückkehr in ein würdiges Menschentum... Was nun kommt, ist gleichgültig. Ge- zeichnete sollten den Ehrgeiz besitzen, die Bahn untadeliger Mitbürger nicht zu kreuzen. Aber die Not..." Er verbeugte sich. „Vergeben Sie meine Kühnheit, gnädige Frau! Sie wer- den nie wieder von mir hören!" Er schritt -er Türe zu. Melanto sah ihm mit starren Augen nach. Ein heftiger Kampf tobte in ihrer Brust. Durfte sie ihn so gehen lassen? Gr wär ihres Mannes Bruder und vielleicht zerschnitt sie durch ihre Abweisung wirklich das rettende Seil, an welches -er Un glückliche sich klammerte. „Bleiben Sie!" murmelte sie mit trockenen Lippen. Er wandte sich um. Mit ungläubiger Frage ruhte sein er loschener Blick auf ihr. Melanto hatte das mit einem Brillanten geschmückte Kett- chen, welches sie um den Hals trug, gelöst und reichte es ihm hin. „Nehmen Sie! Geld kann ich Ihnen ohne meine» Mannes Zustimmung nicht geben, aber das hier wird genügen. Es ist Hermanns Vevlobungsgefchenk an mich. Ich werde gezwungen sein, den kostbaren Stein durch «inen künstlichen ersetzen zu lassen, damit er nickt merkt, daß ich mich davon getrennt, und ich verlange Ihr heiligstes Versprechen, daß Sie das Halsband nicht hier in unserer Stadt verkaufen oder verpfänden. Möge es Ihnen den ersehnten Erfolg bescheren!" Ungestüm riß er das goldene Kettchen an sich. „Tausendfachen Dank, gnä-ige Frau! Wenn ich Ihre Güte mißbrauche, dann soll mich alles Elend treffen, da» die Welt in sschhiWtt" „Gehen Sie! Mein Mann wird sofort hier sein ..." , Ihm noch einmal zunickend, verließ sie den Raum und be« trat ihr Zimmer, wo sie in oller Eile ein schwarzes Samtband um den schlanken Hals knüpfte. Ob sie recht getan hatte? Ihr Herz sprach sie frei! Wenige Minuten später kam -er Amtsrichter heim. s „Du strahlst ja förmlich," sagte er, während er sie umarmtes „Ich bin glücklich!" „Bist du Las nicht immer?" „Nicht so wie heute!" „Und der Grund?" „Ich bin während deiner Abwesenheit Hamletscher Weis heit nachgegangen. Weib und Mann sind ein Leib. Aber auch Herz und Geist teilen sie einander mit, und Güte und Recht« lichkett ist ihnen gemeinsamer Besitz. Was das eine versäum- gleicht das andere aus, und so ist's getan, gleichviel ob von ihr- oder von ihr. Ist es so?" ' 1 Stahl rieb den Zeigefinger unter der Nase. „Darin vermag ich dir nun wieder einmal nicht zu folgern Jeder Mensch ist ein Individium für sich, auch in der Ehe gibi es für das Vergehen des Einzelnen kein Entschuldigen." „Ich spreche nicht von Vergehen, sondern von Recht und Ausgleich. Well ich die Erlaubnis zu einer schönen Tat, ein« Erlaubnis, welche du mir vielleicht nicht zugestohen würdest, ft ganz heimlich aus -einem Herzen hevaushole, ungefragt, bloß von -er Ueberzeugung gettage, daß der Wunsch nach einer schönen Tat ja trotz allen Widerspruches in dir enthalten, Mül -äß du später einmal ... , ,^ind, das sind Torheiten, für die ich gerade jetzt, wo « müde und hungrig bin, am allerwenigsten das nötige Interests ausbringe. Wollen wir essen? Ls ist nahezu zwei Uhr!" Er setzte sich an den Tisch und rollte die Serviette auk Im gleichen Moment ertönte dvaußen die Klingel. j Stahl runzelte die Stirn. > „Hoffentlich kein Besuch! Ich nehme jetzt niemanden «. " Da trat dos Mädchen mit einem Strauß herrlich« rote» Rosen ins Zimmer. > „Für die gnädige Frau!" ! Melanto erblaßte. / - „Für mich? Das kann nicht stimmen!" „Doch! Hier ist der Zettel mit Ramen und Adresse WWnH Verwirrt nahm Melanto die Blumen an sich. » Stohl blickte seine Frau aus merkwürdigen Augen an. „Don wem sind di« Blumen?"' ,Hch Hobe keine Ahnung!"- LortlMmL. lolaU