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Zinsen von SOM rh. fl., sowie Ser Lrkmmktschauer Baberel (Badeanstalt) und den Einkünften -es schon erwähnten Gutes Lauterbach. Nebenbei sei bemerkt, daß obiges Kloster nach der Reformation zu einem Rittergute ausgebaut wurde, welches an Luthers Schwager, Hans von Bora, gelangte. Eine lange Reihe von Legaten, in der Hauptsache für Kirchen und Klöster, setzte dann die Witwe Federangels in ihrem Testamente aus, u. a. 1500 fl. für die Katharinenkirche. Bon Interesse ist für uns, daß sie sogar für den Bau des Franziskanerklosters in Chemnitz 100 fl. bestimmte. Der reiche Tuchmacher und Fundgrübner Kilian Schicker führte den schon von seinen, Schwager Federangel geplanten, aber durch dessen Tod verzögerten, Bau einer neuen Kirche und Pfarre in Reukirchen (b. Crimmitschau) aus. Der Kirche ihrer Heimat gedachte die Frau des reichen Handelsherrn Leubel in Leipzig, gab. Lasan von Zwickau, in dem sie für die ewige Lampe der Marienkirche 100 fl. stiftete. So wie Römer und Federangel, Strödel, Schicker und La san, bezw. deren Angehörige, mögen gewiß noch viele andere vornehme Gewerken von-Zwickau ansehnliche Summen für wohltätige Zwecke geopfert haben; nur hat uns die Geschichte nicht alle ihre Namen überliefert. Jenes dreistöckige Schulgebäude, das Römer 1479 bauen ließ und für Schulzwecke anfangs gewiß Raum genug bot, langte doch für später nich mehr zu. So sah sich der wohl löbliche Rat, um alle Schüler — gegen 900 — unterzubrlngen, genötigt, den Grünhainer Hof (Niederlage von Natu ralien für das Grünhainer Kloster) zu erwerben nud ihn als Schulgebäude elnzuricht«. Worin lag dieser starke Zuzug von Schülern begründet? Unter den günstigen finanziellen Verhältnissen war es dem wohlhabenden Zwickau ein Leichtes, der Stätte der Bil dung seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Mit besonderer Fürsorge nahmen sich die Stadtväter der Lateinschule an. Da wurden vorerst die bedeutendsten Lehrkräfte an die Schule be rufen. Sie verbesserten die Lehrpläne und hielten vor allem auf strengste Zucht, die der Schule den Namen „Zwickauer Schleifmühle" eintrug. 1519 gliederte man der lateinischen Stadtschule eine griechische Abteilung an, deren Leitung von 1520—1522 in den Händen des uns schon bekannten Georg Agricola lag. Dieser war der griechischen Sprache so mächtig, daß man keinen Würdigeren zur Erteilung dieses Unterrichts fächer fand, als ihn, den jungen Gelehrten von Glauchau. In seiner Anstalt lehrte er sogar Hebräisch. So kam es, daß die Zwickauer Stadtschule wohl einzig dastand und ihr Ruf weit Über die Grenzen Sachsens drang. Luther nennt sie mit der Torgauer Knabenschule „zwei treffliche und köstliche Kleinode im Lande". Es ist darum begreiflich, daß zu ihren Schülern Nicht nur Einheimische, sondern weit mehr noch Fremde zähl ten. Jünglinge aus Altenburg, Koburg, Bayern, Salzburg, Kärnten usw., Bürgerliche wie Adlige, bereiteten sich an der Zwickauer Stadtschule für die Hochschule vor. Selbst würdige Doktoren und Magister saßen zu Füßen des berühmten Agri cola, der leider schön nach 2 Jahren nach Leipzig übersiedelte, um dort Medizin zu studieren. Gleicherweise wie die Stadt waren auch wohlhabende Kürzer für den guten Ruf der Stadtschule besorgt. Namentlich die durch die Ausbeuten des Schneebergs reich gewordenen Zwickauer Patrizier setzten ihren Stolz darein, ihre Schule durch zahlreiche Stiftungen in freigebigster Weise zu unter stützen. Sie ermöglichen dadurch armen, aber befähigten Schülern nicht nur den Besuch dieser Anstalt, sondern in fielen Fällen darüber hinaus sogar das Universitätsstudium. Rach derselben Richtung wirkte auch die sogenannte Schul- brüderschast, eine Bereinigung von Männern und Frauen ckler Stände, darunter sicher Bergherren, die genügend Mittel JUfbrachten, um die minimalen Einkünfte der Lehrer zu er- Höhen und armen und von auswärts gekommenen Schülern Beihilfen zu gewahren. Ueberschauen wir das von Zwickau Gesagte, so finden wir bestätigt, daß auch in dieser Stadt der Schneeberger Bergsegen stuf vielseitige Weise umgewertet wurde. Hatten sie schon vor Fündlgwerden der Schneeberger Schätze Gewttbe und Handel in Zwickau zu einer gewissen Höhe entwickelt, so erreichten sie doch ihre vollste Entfaltung und Blüte erst zur Zeit des Han dels mit Schneeberger Erzen bezw. Metallen. Ein Wirtschaft- licher Aufschwung sondergleichen trat ein. Das Geld rollte, wie nie zuvor. Von den Riesengewinnen konnten die sozialen Einrichtungen unterstützt und gefördert und damit der Armut und Not gesteuert werden. Nicht weniger Nutzen zogen Kirche und Schule und die verschiedensten Zweige künstlerischen Schaf fens. Also auch hier eine Weiterentwicklung, ein Aufstieg auf kulturellem Gebiet. Wenn sich nun auch der Reichtum der Fundgrübner in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau in ziemlich gleicher Weise auswirkte ,so will uns doch scheinen, als ob, von hoher Warte betrachtet, jede Stadt in der Umwertung doch ihre besondere Eigenart zeigt. Während von Dresden aus der Schneeberger Bergsegen besonders den Baumeister, Bildhauer, Maler usw. in Nahrung setzte, also der Kunst diente, brachte er in der Pleißenstadt den Handel zu höchster Blüte. Er verhalf Leipzig zum Welthandels platz. In Chemnitz förderte er vorwiegend Handwerk und Gewerbe und legte damit den Grund zur heutigen Industrie stadt. Und so vielseitig sich auch die Auswertung des Silber segens in Zwickau gestaltete, so stellt sich doch hier ganz auf fällig der Reichtum der Bergherren in den Dienst der Wohl tätigkeit. In Bezug auf soziales Empfinden, auf Nächstenliebe und Opfersinn überragen die Zwickauer Gewerken alle andern. Der Segen aus dem Bergwerk bleibt nicht für wenige be schränkt, sondern stiftet wieder Segen in . der breiten Masse des Volkes. Ein Martin Römer wird mit seinen Stiftungen von über 30 000 fl. (nach anderer Lesart 100 000 fl.) zum Wohl täter der Stadt Zwickau, die seiner nie vergessen wird. Der starke Segensstrom vom Schneeberge ergoß sich aber befruchtend nicht nur auf die vier großen Städte, sondern seine Arme verzweigten sich durch das ganze weite Land und. machten auch dort ihren Einfluß geltend. (Eibenstock, Lößnitz, Zwönitz, Sachsenburg, Freiberg, Rochlitz usw.) Wenn sich also um die Wende des 15. Jahrhunderts in Sachsen ein allgemei ner Aufschwung im Wirtschafts- und Kulturleben vollzog, so haben wir dies nicht zum mindesten den» Bergmann zu ver danken, der mit Fäustel und Eisen die reichen Bergschätze hob. Und der Geschichtsschreiber (v. Langenn: Herzog Albrecht der Beherzte) hat recht, wenn er sagt: „Mit den Erzen hat der Bergmann für das sächsische Land Kunst und Gvwerbefleiß,. Wissenschaft und edle Kultur gefördert." / «»—— KevMer sm nwetL Es schwanket das Schilf, es rauschet bas Rohe Im sumpfigen WiHengestad«. Erwachende Stürme durchfegen das Moor, Und stärker und starker sie brausen hervor Aus des Waldes offner Fassade. Und reißen die sommerlich spielenden Wellen Vom seichtigen User in toseiü>em Lauf, Und lassen sie höher und höher «schwellen, Uöd lösen in gischendem Schäumen sie auf. Der Wesenlibellen buntfarbig« Pracht Verbirgt sich in eilendem Fluge. Gefiederte Sänger entfliehen der Nacht. —. Dickwöltigen Aethers gewaltige Macht 1 Ertiirmt sich in dräuendem Zug«, Und stürzt sich hernieder und mehret die Fluten, Durchraset di« Lüfte mit gellendem Schrei, Verschlinget den Brodel in keuchendem Spute«, Erneuert den Odem, macht wieder frei.' , Redakteurr Friedrich Menzner in A«, Druck und Nrrlsa »M T, M. Gärtner j« Au« und SchiMber«. U _ a-ii V y x» rr i» r iru veusge aes LrrSkbliMMe« vowrvmwar iwler Mwrde« Ser naraMnereMr SM MS Ser LUertMirrcrewr rsmeeserß. ch > vlese veUaLe ersevevo t» «»»liaier »«*«. —— 1«4. »IS SomUsS eie» ri. Zeptdr. KelMiamme DaiMlluvg aer8w«z»e. Veridriedei» vor ewa iso sabren. Aue, ein sogenanntes Bergstädtchen mit 1293 Einwohnern in 136 Häusern, liegt in dem tiefen, sehr milden und frucht baren Talkessel, wo die Mulde sich mit dem Schwarzwasser vereint, und über welche steinerne Brücken führen, an der Schneeberg-Schwarzenberger und Chemnitz-Lößnitzer Straße, im Zwickauer Kreisdirektionsbezirk und Kreisamte Schwarzen berg, welches letztere auch die Ober- und Erb-Gerichtsbarkeit über diesen Ort mit geringer Ausnahme ausübt, während für die Verwaltung des städtischen Vermögens ein besonderer Ver waltungsrat besteht. Der Ort hat nur kleine Gassen, im Ein- zelnen hübsche Häuser, eine kleine, mit Schiefer gedeckte Kirche, und auf einem Marktplätzchen ein mit Turin versehenes Rat haus, welchem zugleich die Gastgerechtigkeit zusteht. In der uninittelbaren Nähe des Städtchens liegt das Rittergut Zella mit Klösterlein und das Pfannenstieler Blaufarbenwerk, so wie das ehemalige Eisenhüttenwerk Auerhammer, wo die Mulde einige Wasserfälle bildet und sich die mit den Brünn- laßbergen in Verbindung stehende Felsenmaffe des hohen Holzes erhebt. An dieser läuft, hoch Uber der Mulde, der Flöß- graben dem minder hohen Kloster entgegen. Ungleich höher tst der weit hin ragende Heidelberg, wie der durch den Lümbach getrennte, meist der Stadt Zwickau zugehörige Burkertswald. Was die Erwerbszweige des Ortes betrifft, so nährt sich der weibliche Teil der Einwohner hauptsächlich von Klöppeln, Ausnähen und Sticken, der männliche von Bergbau, Wald- und Flößarbeit, Fuhrwesen usw. Außerdem treiben die Be wohner auch Feldbau und Viehzucht; auch hält der Ort 2 Jahr- Märkte. Durch den lebendigen Straßenverkehr auf den von Schwarzenberg nach Lößnitz kommenden und hier zusammen treffenden Chausseen erhält sich auch die neue Brauerei als Nahrungsquelle im Aufschwung«. Zu diesem lebhaften Ver kehr hat aber auch wesentlich die seit einigen Jahren erbaute Hilbersche Bleich- und Appreturanstalt beigetragen, welche noch einen größeren Aufschwung durch die bald darauf errichtete großartige Maschinenweberei zu Auerhammer mit mehreren hundert Maschinenstühlen nahm, an deren Spitze gegenwärtig sie Herren Oppe, Schmidt, Dr. Geitner und Stargardt als Direktoren stehen. Eben so trägt auch die Laukensche Spinn fabrik hierzu viel bei. — Der Ort hat einige Mühlen und vor zügliche Steinbrüche. Sehenswert ist die Oberstube im dasig« Gasthofe, die sogenannte Tausendguldenstube, welche an den Wänden und Gewänden mit schöner Nürnberger Holz schnitzerei verziert ist, wo ehedem die Bergamtssitzungen gehal- ten worden sind, und welche später als kurfürstliches Jagd- absteigequartier gedient haben soll. Nahe bei der Stadt wird auch die berühmte Porzellanerde, welche die schöne Masse -lie fert, auf welcher die Güte des Meißner Porzellans beruht, ge funden. Sie wird im weißen Andreas bergmännisch gewon- nen, gereinigt und in Fässern an die Meißner Porzellanfabrik gesendet. Die Grube gehört Gewerken und liefert jährlich gegen 1200 Zentner zu 28 Thalern. Die meisten Kuxe bauet -er Staat. Sie besitzt eigene Poch-, Wäsch- und Schlemmwerke, welche im Busche versteckt am Abhange des Hek-elberges lie gen, und steht unter Aufsicht und Leitung des Bergamtes Schneeberg. Veit Hans Schnorr entdeckte dieses damals söge- nannte weiße Zeug, als er eine Strecke in der Eisenzeche rother Andreas bauen ließ, und muthete -aber t. 1.1700 die neue g^he weißer Andreas. Anjanas benutzt* man die Erd* nur als Ton, und der damalige Besitzer jener Gegend, ein Her* von Rechenberg, ließ seine Perücken damit pudern. Erst al» Böttger 1709 das Porzellan aus roter Erde von Okrylla er funden hatte, erkannte man ihren Wert, und die Regierung verbot hierauf jeden andern Porzellanerdebau, sowie 1740 di* Ausfuhr derselben, erst bei hoher Geldbuße, endlich gar bet Strafe des Stranges. Dieselbe Erde findet sich auch bei Zwö nitz und Elterlein, bei Gefell im Vogtland« und bei Zehren unweit Meißen. Der Anfang des Bergbaues ist ungewiß, wie die Gründung des Städtchens, vielleicht in der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Vor der Zeit stand unweit das kleine Kloster Zella, wie der Ort auch Owa genannt, dessen kaiser licher Bestätigungsbrief von Friedrich 1. das Jahr 1173 aa- zeigt. Ein demselben gehöriges Vorwerk soll zum Anbau d« Stadt veranlaßt haben. Der Zinnbau begann hier 1661 und, ward nach und nach so bedeutend, daß man eine landesherr liche Zinnhütte anlegte, welche nicht mit der längst feiernde« kleinen Silberhütte, an welche zulcht das ganze Schneeberger Bergrevier gewiesen war, zu verwechseln ist. Jetzt ist der Zinnbau ziemlich unbedeutend. Me Gemeinde betrieb 1883 den Auer Hoffnungsstollen, und ein Eigenlöhner Gottes Se gen, während der Auerhahn und Rauhs Glück in Frist lag«. Großer Schaden litt Aue 1573 und 1661 durch Überschwem mung; 1607, 1633, wo auch am 4. August die Kaiserlichen dia damals wohlhabendere Stadt mit der 1628 erneuerten Ktrcho einäscherten, und 1814 durch Seuchen. Indessen ist ihre Ein« wohnerzahl fortwährend im Steigen. In der Gegend von Aue und Bockau lieg« 3 Blaufarben werke, welche, nebst den 2 zu Pfannenstiel und Zschopenthckh die einzigen Sachsens und die wichtigsten Deutschlaichs stich. Das größte, zu Schlema, gehört dem Staate, liefert noch ein mal soviel Farbe, als jedes der andern, und heißt deshalb etn Doppelwerk. Die blaue Farbe oder Schmälte, welche meist nach Holland und England, selbst nach China geht, wird au» Kobalt, mit doppelt so viel Zusatz von Kies oder gepochte« Quarz, bereitet und zum Malen und Färben, besonder» der Porzellans, gebraucht. Ihr Vertrieb geschieht nur von Schnee berg aus durch die sogenannte Kommunfaktorte. Das bet« Kobaltschmelzen abdämpfende Gist fängt man in schornstein- artig« Hall« auf und benutzt es als Potaschesurrogat wieder MM Schmelz« des Kobalts. Die Erfindung der Schmält* machte wahrscheinlich im 16. Jahrhundert Peter Weiden hammer aus Frank«, der sich, wegen des Bergbaues, i» Schneeberg niedergelassen bott«, ward aber -wisch« 1540 unh 1560 von dem böhmischen Gla "cher Schürer vervollkomm net. Ehe man den Farbstoff des Kobalts kannte, warf man letz ter« als unnütz auf die Halb« und nannte ihn, tveil er da» Silberausbringen erschwerte, nur den Silberräuber; weg« seiner giftig« Dämpfe aber den bös« Berggeist Sobel. Ran betete in den Kirchen: „Gott möge die Bergl«te vor Kobtckt und bösen Geiste« bewahr«." Schon der unvergeßliche Pater August ward auf den Wert desselben aufmerksam; aber erst Georg I. ließ, zu Anfang« des 17. Jahrhunderts, zmet Farbenmacher aus Holland komm« und Farbenmühl« an legen. Anfänglich nannte man jene Farbe „Schneeberg blmt Wunder". Daher rührt unstrettig der bekannte Ausdruck ei» blaue» Wunder. Bon 1751 bis 1815 Ach der Kobalt fast IT Million«, in der neuesten Zeit jährlich immer 12- bl» 13 OVO Zentner oder für 3. bis 400 OM Thal« blau* Fach* ochst mehreren hundert Zentnern Gistmchl. ... /