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I Flonzerte» Theater, Vergnügungen. I Schwarzenberg, 18. September. Mit einer klassischen Tra- Kdie »Ul die Dolksbühnengemelnd« voraussichtlich nächsten Sonntag, den 21. September, noch einmal im Naturtheater an di« Oeffentlichkett treten. Fron» Grillparzer (1791—1872) ist DeutschSsterveicher, Romantiker in seiner Art, aber Klassiker in seiner Sprach«. Das Trauerspiel „Medea" ist -er letzte Teil des dreiteiligen DUHnenwerkes „Das gold'ne Vließ*. Der Grieche Phryxus wird auf di« Insel Kolchis verschlagen, wo ihm der Barbarenkönig Aites das gold'ne Vließ raubt und seinen Gastfreund tötet. Die Freund« des Ermordeten, die Argonauten, ziehen nun aus, um dos Kleinod zurückzuholen und Phryxus zu rächen. Di« Tochter des Kolcherkönigs, Medea, erwidert die Liebe des Argonautenführers Jason und verhilft ihm -um gold'nen Vließ, teils aus Liebe zu ihrem Geliebten, teil, in der Hoffnung, das Unrecht ihres Vaters wieder gut »u machen. Der habgierige Aites aber versucht noch einmal, da» Vließ an sich zu reißen. Im Kampfe fällt sein Sohn, Medea entflieht mit den Griechen, die denn auch das Vließ noch Griechenland bringen. Das Trauerspiel setzt mit der An kunft Jasons in Korinth ein. Er wird von seinen Lands leuten verachtet, «eil er «in« Barbarin zur Frau hat, deren Zauber» und Heilkünste mit dem Tod« von Jasons Onkel in ge heimnisvollem Zusammenhang stehen sollen. Der Korinther- könig Kreon nimmt -war Jason und seine 2 Söhnchen auf, doch verfolgt er Medea mit seinem Haß. Der oberste Gerichts hof der Amphiktionen «erbarmt aber Jason und Medea. Da ergreift König Kreon die günstige Gelegenheit, Jason mit seiner Tochter Kreusa zu vermählen und Medea allein zu verbannen, damit so das gold'ne Vließ in sein Haus käme. Iaion ver stößt Medea, auch ihr« Kinder verlaffen sie. So steht sie denn heimatlos, von aller Welt verlassen und verachtet. In ihrer Verzweiflung vollbringt sie mit Hilfe ihrer Zauberkünste eine Tat der Rach«. Das gold'ne Meß hat also weder Phryxus, noch Aites, noch Jason, noch Kreon Glück, sondern nur Unheil gebracht. Die Gewalt der Tragödie liegt weniger in der Hand lung, al» in der Idee, daß der Uebel größtes die Schuld sei und alle Schuld sich räche auf Erden. Sauter, 15. September. Einen seltenen Genuß boten am Donnerstag abend in unserer Schulturnhalle, die ehemaligen Lrueianer ihren recht zahlreich erschienenen Zuhörern. Alle von den jungfrischen Männerstimmen vorgetragencn Lieder und Sologesänge zeugten von einer vortrefflichen Schulung und einem hervorragenden Können und erfreuten die Herzen aller Lauscher. Ein« Glanzleistung für sich war der meister hafte Klaviervortrag der wuchtigen Polonaise in Es-dur von Chopin durch «inen der jungen Künstler. Noch lange wird in uns nachklingen, was wir an diesem Abend hörten. Hoffent lich halten die Künstler bald wieder einmal in Lauter Einkehr, um uns mit ihren so köstlichen Gaben aus dem Reiche der Tön« zu beschenken. Raschau, 18. September. Undankbare Welt! Da müht man sich ab, dem Volke für billiges Geld gute Kunst zu bieten, opfert Stunden und Tage, gründet Dolksbühnengemeinden, engagiert eigen« Ensembles und Gott weiß was noch, und der Lcchn? Null! Anstatt Anerkennung nur hämische Glossen und Entrüstung. A wettert, daß ihn das Los ,^gal ganz vorne neben den Kastengeist* platziert. B hingegen möchte gern vorn ltzen, damit er von den Spielern „nicht bloß das Brustbild* ieht. Frau E knurrt bei Aufführung eines Dramas: „Trauer- piele Ham mer derham", während die „geduldete* Frau D iber Lustspiele zetert: „So e Schmarren soll nu och Kunst ein.* Um das Kraut fett zu machen, kommt E mit dem Ope- rettenfimmel, und so geht es «eiter. Herrgott, welch« Lust, Dolksbühnenvorstand zu sein. — Die Freitagvorstellung brachte den Schwank „Der keusche Lebemann" von Arnold Dach. Die ganz unmöglichen Verwickelungen mit ihrer drastischen Komik verfehlten ihre Wirkung nicht. Es wurde herzlich und viel gelacht. Man möchte sagen „zuviel"; denn manche Point« ging in dem Dauermeckern einiger ganz Exaltierter verloren. Ge spielt wurde der Schwank flott und gut. Vielleicht trug man manchmal etwas zu dick auf. Na, im Schwank stört Las nicht weiter. Kin abschließendes Urteil kann man über di« n«uen Kräfte natürlich noch nicht fällen. Wir müssen di« Künstler erst im Schauspiel kennen lernen. Soviel läßt sich aber schon sagen, daß Hr. Wiedenfeld bei Zusannnenstellung des Ensembles offenbar wieder eine glückliche Hand gehabt hat. Wir können mit der ersten Vorstelluna zufrieden sein. Erstmalig machte sich auch der Einfluß des TheatermeistersBerndt bemerkbar. Er hatte cs verstanden, mit den vorhandenen Mitteln eine gan- niedliche Stilbühne zu schaffen. Wirklich, recht hübsch! Bei der Gelegenheit sei der Badwirtin Frau Seyffarth für ihr jederzeit gezeigtes Entgegenkommen gedankt. I. H. Aus -em Gerichlssaal. Hinter de« Kulissen der KPD. Als ein Mann, der sich nicht einschüchtern läßt, zeigt« sich der Schnittwavenhändler Iohannes Menzel in Auerhammer, der in der Verhandlung gegen den 32jährigen Silberpoliere Otto Brandt in Aue und den 27jäh- rigen Bankbeamten Joh. Elster in Schwarzenberg vor dem Gemeinsamen Gericht in Zwickau im Mittelpunkt des Interesses steht. Wenzel war einige Jahre eifriges Mitglied der KPD., bis er als Vorsitzender seiner Ortsgruppe erkannte, daß er nicht alles, was sich abspielte, mit seinem Namen decken könne. Als er, gelinde ausgedriickt, sein Mißfallen über die vorgetommenen Hühner- und Ziegendiebstähle zum Ausdruck brachte, und als die Täter zur Verantwortung gezogen wur- den, erklärte man ihn kurzerhand als Verräter der KPD. Er verlor seine Arbeit und der Handel in Schnittwaren wollte gleichfalls nicht florieren. Dazu kam, daß er im Anschluß an eine Wählerversammlunq Höven konnte, was über die Her stellung von Granaten bzw. Explosivgeschossen gesagt wurde. Wenzel hat dann Warnungen aus Aue und Auerhammer er halten, wonach er sich vor gewissen Funktionären in Acht zu! nehmen habe, aber er sagte sich, daß laute Hunde niemals beißen, obwohl er gelesen hat, daß „die Kommunisten alle die erschießen werden, die Derräterdienste leisten werden* Der KPD. will Wenzel bereit» im Oktober 1924 den Rücken ge kehrt haben, al» diese Partei verboten worden war. Tatsächlich ist nun auch in einem von dem Angeklagten Otto Brandt her« rührenden Bericht an Elster „die Beseitigung des Wenzel" ver langt worden, da» hrißt, man solle ihn aus dem Wege räumen, wie die Anklage auf Grund des Schriftstückes folgerte. „Es seien, wie es wörtlich heißt, vielleicht «in paar gute Genossen zu bestimmen, die die Tatausführen". Vorher wurde! auf die Verhaftung des Bruders Poul Brandt Bezug ge nommen, den „Lumpen verraten hätten", und zum Schluffe wurde gesagt, „daß auch ein paar andere Verräter entlarvt seien. Der Eisendveher Pammler werde auch seinen Lohn be kommen." Der Bericht an Elster in Schwarzenberg wurde erst etwa drei Monate nach der Absendung, die mittels Kurrier« unter der Ehiffve „N. L." (Nachrichten-Leiter) erfolgte, im Mai d. I. gefunden. Die Anklage nimmt an, daß eine Organisation zur Beseitigung von mißlichen Personen bestand. Der Ange- " klagte Vrandt kann darüber kein« Auskunft geben. Ihm sei esl gar nicht eingefallen, den Elster zur Begehung eines Ver brechens aufzufordern. Im Gegenteil: er (der Angeklagte) hab« seine Genossen vor dem Zuchthaus bewahrt, wenn er den Wenzel, was seine Absicht gewesen sei, beseitigen wollte, d. h. wenn er ihn nach Chemnitz abzuschieben und der Partei zu er halten versucht habe. Die Stimmung sei damals schlimm gegen W. gewesen. Verschiedene hätten gesagt „Denn Wenzel ein Ver räter sei, müßte er an die Wand gestellt werden." Der An geklagte Elster will gar nicht gewußt haben, um was es sich ge handelt hat, als er den Brief erhielt; er habe ihn in den Glas schrank gelegt, wo er gefunden wurde. Damals seien in Schwarzenberg alle Funktionäre der K. P. D. verhaftet ge« wesen. Elster wird beschuldigt, sich zum Vorteil des Komm«, nisten Ernst Scheffler der Begünstigung schuldig gemacht zu haben. Er hatte zu einer Zeit, als Scheffler von der Polizei wegen Landfriedensbruchs gesucht wurde, einen Brief geschrie- den, in dem es heißt: „Gestern war Lukas (der Kriminalkom missar) eine Stunde im Direktorium der Dank, mich hat er nicht gesprochen, trotzdem aber Vorsicht*. Diese Woxte will er nur zu seiner Vorsicht geschrieben haben. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde der Angeklagte Brandt wegen Verbrechens nach Paragraph 49 (Aufforderung zur Begehung eines Ver brechens) zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt gelten. In der Begründung wurde ausgeführt, daß dieser Angeklagte die fanatischen An wandlungen im Dienste seiner Partei haben zu müssen! glaubte. Elster wurde freigesprochen mit der Begründung, daß er wegen seiner Person warnen wollte. Indes hat er keine Ansprüche zu stellen, die er etwa wegen der erlittenen Untersuchungshaft geltend machen werde, weil der Beweis nicht erbracht ist, daß er unschuldig ist. SOckas //albp/uacl /assen ckre ^onstaz-renr mcstt rüsten; sie s/rrecsten am besten Mr ckis 6nte unserer „§cstEN im öianstanck" un-t bereisen, ckass unr mit istrer LrnMstrunZ einem tatsäcstiicsten LeckürMis ents/iroesten staben. Bestien Sie beim Linkan/an/ckie /^einLostmar§arine„§est«'an im Slanbanck" unck lassen Sie sicst nicstts anderes als ebensogut verstau/eni weisen Sie iVacstastmnnFen rurüekt s^ir lie/ern nur in nebenstestencker ?acstnn§. 8cdvar2enbvrA, 8s. liefert srstkiansiAs Unckisr-, Lau- ua^ Listsnbrettsr. / Laatftola nach leiste. I nfiliel^ilittt bei biMgsier Lsrscknung u. LivuUoluIUI" Köchler ltoirauinützuag. :: »WS-MM für Fein- und Kernseifen gegen hohe Provision gelucht. Anged. unk. A 2426 an d. Gelchik. dis. Blakikes in Au«, AM MiiM zum höchsten Lohnsatz suchen Seilmann L Littmann» Berlin. Baustelle: Lakenkrümme bei Aue. Suche für fosorl saubere, verlrägliche M Frau Z Mädchen für ständig, zum Waschen der Wäsche. ! Srzgebirgisch. 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