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Wochen öffentlich aus. Telegraphen - Dauaml. dürfe. Nur in diesem Sinne ist von einer Klärung del Kriegsschuldfrage gesprochen worden. Berlin, 14. September. Gegenüber anders lautenden im Auslande verbreiteten Nachrichten, nach Lenen der Reichs- außenminister Dr. Stresemann erklärt haben soll, Latz Deutschland den, Völkerbunde nicht beitveten könne, bevor die Kriegsschuldfrage gelöst sei, mutz mit aller Bestimmtheit festgestellt werden, datz Ler deutsche Außenminister eine der artige Erklärung weder dem Sinn nach ge- schweige denn im Wortlaut abgegeben hat. Dr. Stresemann hat in informellen Mitteilungen an Vertreter der deutschen Presse nur den gleichen Standpunkt vertreten, der sämtliche deutsche Regierungen seit Unterzeichnung des Versailler Vertrags von jeher in der Frage Ler Kriegsschuld eingenommen haben. Dieser Standpunkt ist dahin -u präzi sieren, datz der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund nicht von der Anerkennung Ler angeblichen deut schen Kriegsschuld abhängig gemacht werden „Die authentische Auslegung" stellt fest, -atz die Ausfüh- rungen Dr. Stresemanns teilweise in ihren diplomatischen Zweckabsichten nicht ganz klar erfaßt, teilweise aber auch sehr unvollständig widergegeben worden seien. Dies gelte ganz besonders für seine Ausführungen zur Dölkerbundsfrage. Was die Notifizierung der Kriegsschulderklärung betrifft, so stehe zwar Dr. Stresemann auf dem Standpunkte, datz die angekündigte Notifizierung auch erfolgen müsse, aber es sei, so wird ,/ruthen- tisch ausgelegt", durchaus irrtümlich anzunehmen, daß er nun in dem Kabinettsrat am Montag die sofortige Absendung der Notifizierung fordern würde. Dr. Stresemann sei sich durchaus bewutzt, wie wichtig die Wahl des richtigen Zeitpunktes für diesen Akt sei. Er verschließe sich nicht den Erwägungen, die auf die Schädlichkeit einer sofortigenAktion hinwiesen. Noch den Erklärungen des französischen Botschafters de Mar- gerie im Auswärtigen Amte wäre zum mindesten sofort eine große und propagandistisch aufgezogene Gegenerklärung Frank reichs zu erwarten, ob es nicht/mch zu gewissen Gegenmaß nahmen, zum Beispiel Verzögerung der Ruhrräumung, käme, stehe dahin. Nun hätte die Erklärung de Margeries ebenso wie die Veröffentlichung des vertraulichen Kanzlerbriefes an Herriot durch Havas in Berlin sehr verstimmend und nur er schwerend gewirkt, die Umstände hätten aber Dr. Stresemann nur bestärkt, die Notifizierung erfolgen zu lassen, da man sein gutes Recht auch unter Druck nicht aufgeben könne. Das aber bedeutet nicht, daß Dr. Stresemann für die sofortige Ab sendung der Note eintrete. Er denke vielmehr an einen ge- legeneren Zeitpunkt im Zusammenhänge mit anderen zu er wartenden Ereignissen und Vorgängen, über die jetzt noch nichts Näheres gesagt werden könne. Ebenso wird weiter „authentisch ausgelegt", die Grundtendenz der Ausfüh rungen zur V öl kerb un d s frage sei mißver stan den worden. Die Absendung eines deutschen Aufnahmegesuchs nach Genf sei freilich seiner Ansicht nach unzertrennlich an die Er füllung bestimmter Voraussetzungen geknüpft. Es dürfe im Völkerbund kein Zweifel darüber herrschen, daß ein Ausnahme antrag Deutschlands nicht die nochmalige Anerkennung des Versailler Schuld fpruches bedeute. Nach dieser „Korrektur" der Ausführungen Dr. Strese manns und ihres tatsächlichen Sinnes erübrige sich, so wird weiter „authentisch ausgelegt", wohl auch das Gerede von einer Krisis im Reichskabinett oder von offenen Gegen sätzen zwischen Dr. Stresemann und Reichskanzler Marx, wie sie auch heute noch trotz der gestrigen Ableugnungen Dr. Strese manns selbst, in ausländischen Zeitungen, z. B. im „Daily Telegraph", behauptet werden. In einer weiteren Auslassung wird gesagt, daß der Stand punkt Dr. Stresemanns dahin zu präzisieren sei, „daß der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund nicht von der Anerkennung der angeblichen deutschen Kriegs schuld abhängig gemacht werden dürfe." Das wäre also gerade das Gegenteil von dem, was in der Freitag-Auslassung, wie sie in der Presse wiedevgegoben wurde, gesagt war. Man darf neugierig sein, wie sich dieser mystische Vorfall klären wird. Jedenfalls setzt sich, das kann inan heute schon sagen, die falsche Regie, die uns innen- und außenpolitisch schon so unendlich geschadet hat, fort. Und dabei sollte doch eine klareLinie eines der unumgänglichen Er fordernisse in Ler Politik sein. Das ewige Lavieren hat uns dem Schiffbruch oft genug bedenklich nahe gebracht. Wenn sich auch Hr. Macdonald hin und wieder dementiert, so sollte das in der Wilhelmstvaße erst recht ein Anlaß sein, alle Zweideutig keiten und Unklarheiten zu vermeiden. Der Plan über die Errichtung einer unterirdischen Telegraphen- linie in Schneeberg - Neustädtel liegt bei dem Postamt in Schneeberg- llteuffädtel aus die Dauer von 4 Wochen öffentlich aus. Telegraphen - Dauaml. Wirth wird energisch. Berlin, 14. September. Ein Berliner dem o krati sch«( Montagsblatt veröffentlicht eine Zuschrift aus Zentrum« kreisen, in Ler es heißt, daß die „persönliche Zickzackpolitik^ die der Reichsaußenministvr seit seiner Rückkehr aus London betreibe, nicht nur bei den Demokraten und Sozialdemokraten^ sondern bis tief hinein in die Rechen des Zentrums heftige Opposition erwecke. Es werde in Zentrumskreifen darauf hin« gewiesen, Laß Stresemann gerade Lie Tage der Abwesend h eit des Reichskanzlers benützt habe, um die Politik des Kabinetts im Sinne seiner Vereinbarung mit den Führerri der Deutschnationalen zu gestalten. Insbesondere werde es in Zentrumskreifen dem Außenminister sehr verübelt, daß er seines überraschenden Mitteilungen an die Pressevertreter vovgenom. men habe, ohne vorher sich mit dem Reichskanzler auch nup über Lie Grundzüge dieser Kundgebung in Verbindung zu setzen. Bei dem allgemeinen Mißtrauen, das durch Lie Zickzack« Politik Stresemanns in allen Parteien wachgerufen worden sei, habe auch der Widerruf, den Stresemann, als er die Wirkung seiner übereilten Erklärungen erkannte, in einem Berlin«« Mittagsblatt versuchte, keinerlei Beruhigung hervorgerufen« Man könne im Gegenteil sagen, daß im Zentrum, das diesmal durchaus geschlossen hinter seinem Führer, Lem Reichskanzler^ stehe, die Stimmung gegen Stresemann bis zu« Entrüstung gesteigert sei. Wenn der Reichsaußenminister eine dem Reichskanzler entgegengesetzte Politik treiben wolle, so hätte man wenigstens erwarten dürfen, -aß er seinen Ministerkollegen die kurze Urlaübszeit gönnen und nicht durch einen unerwarteten Vorstoß gegen Marx die Situation ver- schleiere. Da auch der Reichspräsident fern von Berlin sei, so handele es sich hier nicht nur um einen Vorstoß Stresemanns, gegen den Kanzler, sondern auch gegen den Reichspräsi denten. In Zentrumskreifen sehe man diesem Intriguen- spiel mit großer Gelassenheit zu und es könne schon jetzt gesagt werden, daßdasKabinettdieNotifizierungder Kriegsschuldnote nicht beschließen werde. Ob Stresemann aus dieser Desavouierung seine Konse quenzen ziehen werde, stehe noch nicht fest. Wie Lie Stim mung augenblicklich im Zentrum, bei Len Demokraten und den Sozialdemokraten sei, wäre eine Demission Strese-, manns als die einfachste Lösung anzusehen. MMe ölMmMelMM in Schmederi Donnerstag, den 18. September, abends 7 Mr. Unklarheiten. ' Mißverständnis oder Umfall? Für den heutigen Montag ist eine Kabinettssitzung an- gesagt, an der die vom Urlaub zurückgekehrten Herren Marx und Stresemann teilnehmen werden. Auf der Tagesordnung stehen vermutlich die Hauptpunkte: Notifizierung des Kriegs schuldwiderrufs und Eintritt in den Völkerbund. DaMarx, der in der vergangenen Woche mit dem Reichspräsidenten in dessen Sommerfrische Freudenstadt konferierte, bisher geschwie gen hat, Stresemann aber offiziös seine Stellung, wenn auch verklausuliert, sestgelegt hat, schließt man auf einen Gegen satz zwischen den beiden Ministern. Der hat wohl schon lange latent bestanden und es ist nicht ausgeschlossen, daß er jetzt zum offenen Ausbruch kommt. Der Wirthflttgel des Zen trums arbeitet in engster Verbindung mit demokratischen Kreisen und der Sozialdemokratie auf den Bruch zwischen Kanzler und Außenminister hin. Er hofft dadurch sein Ziel zu erreichen: die Koalitionsregierung unter sozialistischer Füh rung sofort oder nach Neuwahlen und die Ausschaltung der Gefahr einer Regierung des Ordnungsblocks. Der „Vorwärts" schriÄ am Freitag: Für die Sozialdemokratie sei der Ein tritt der Deutschnationalen in die Negierung eine Kriegs erklärung. Was jetzt mit der Notifizierungsfrage begon- gen werde, werde mit einer schweren innerpolitischen Krise enden, auf deren Wege auch die Reichstagsauflösung liege, die jetzt dringender denn je gefordert werden müsse. Der Bürgerblock würde im gegenwärtigen Reichstag ohnehin keine Mehrheit haben. Die Wahlen seien also in Sicht. Die Wahl parole laute: Bürgerblock oder Sozialdemokratie! In den übereinstimmenden Veröffentlichungen der Aus lassungen Dr. Stresemanns in -er Presse heißt es u. a.: Die Neichsregierung sei, das betont man mit Nachdruck von offiziöser Seite, die Verpflichtung ein gegangen, die Notifizierung einer Kriegsschuldnote er folgen zu lassen. Die Reichsregierung sei der Mei- nung, daß eine Ankündigung, der die Tat nicht folge, ein fach eine Erbärmlichkeit sei, deren sich eine Ne gierung nicht schuldig machen könne. Es sei nun gegen die Notifizierung angeführt worden, daß man sie in einer ganz ungeeigneten Zeit vornehmen wolle. Hier steht aber der Außenmini st erStresema nn auf dem Stand punkt, daß die Frage der Notifizierung un lösbar verknüpft sei mit der Frage des Eintritts in den Völkerbund, und-aß wir nicht eher in den Völkerbund ein treten könnten, ehe nicht die Frage der Kriegs schuld völlig geklärtsei. Diese Frage, auf die sich die ganze bisherige Behandlung Deutschlands aufbaute, müsse geklärt sein, ehe Deutschland daran denken könne, in den Völkerbund zu gehen. Man hat diese Veröffentlichung in nationalen Kreisen als men Griff ins Wespenne st freudig begrüßt und den Eindruck gehabt, daß nunmehr endlich ein frischer Wind die drückende Sphäre des „taktischen Schweigens" in der Berliner Wilhelmstraße auseinander fegen würbe. Leider hat man sich wieder einmal getäuscht. Die „B. Z. am Mittag", ein Blatt, das die Regierung in letzter Zeit in gewissen Angelegen heiten gern zum Sprachrohr zu machen pflegte, veröffentlichte am Sonntag eine „authentische Auslegung" der Stresemannschen Darlegungen, die als ein Rückzug vor dem sozialistisch-demokratischen Presseklüngel wirken muß, und an die zu glauben vorderhand noch schwer fällt. An den amt lichen Stellen wurde, so wird berichtet, mit lächelnder Miene zugegeben, daß ein Rückzug Dr. Stresemanns wohl schon möglich sei, nachdem seine demokratischen und sonstigen Freunde ihm zu verstehen gegeben hätten, daß sie die gestern von ihm geäußerten Anschauungen ganz und gar nicht bil- liaen können Wledfeldt bleib vorläufig. Washington, 14. September. Botschafter Wiedfeldt ha, > auf -ringendes Ersuchen des Reichspräsidenten Ebert ringe, willigt, sein Rücktrittsgesuch zurückzuziehen. Er - wird wahrscheinlich noch sechs Monate in Washington bleiben,' Die Firma Krupp hat eingewilligt, dem Botschafter seinen- Vertrag als Direktionsmitglied der Firma Krupp weiter »N ! verlängern. ' i Diese Auslassungen zeigen erneut, in welch hohem Maße- Dr. Stresemann sich die Feindschaft -er deutschen Linkspoli tiker zugezogen hat. Er selbst hatte in seinen Ausführungen vor den Pressevertretern mit Nachdruck erklärt, daß weder zwischen ihm und dem Reichskanzler noch irgendeinem anderen leitenden Regierungsmitglied irgendwelche Differenzen be ständen. Hier wird nun bestimmt behauptet, daß Meinungs verschiedenheiten zwischen Stresemann und Dr. Marx vorhan den. Inwieweit diese Behauptung tatsächlich zutreffend ist, möge zunächst dahinstehen. Berlin, 14. Sept.' Die „Kreuz-Zeitung" erklärt die Abschwächungen Dr. Stresemanns für bedenklich und fügt hin zu: An Dr. Stresemann und der Deutschen Volkspartei wird es nun liegen, eine klare Stellung einzunehmen, ob sie gewillt sind, eine starke nationalePolitikzu treiben. Erst dann kann die Frage einer Beteiligung der Deutschnatiw nalen an der Regierung praktisch werden. Die „Vossische Zeitun g" bemerkt ganz kurz: „Mil diesen Erklärungen nähert sich Dr. Stresemann Len Ansichten, die in der Presse der Mittelparteien zum Ausdruck kommen." Der „Vorwärts" spottet: „Alles wieder anders! Es war nur ein Mißverständnis. Gestern 6 Uhr abends gab Hr, Hr. Stresemann jene Erklärung ab, die von allen Korrespon« denzbüros übereinstimmend wiedergegeben wurde und dis . heute die ganze deutsche Presse beschäftigt. Heute mittag 13 - Uhr war aber auch schon die „B. Z. am Mittag" gedruckt, dis authentisch erklären kann, daß alles nur ein Mißver. ständnis gewesen sei . . . Wir freuen uns aufrichtig des Bekehrungswunders, das sich über Nacht an Hrn. Stresemann vollzogen hat. Jetzt ist die Einigkeit wieder hergestellt. Marz bleibt, Stresemann bleibt, die Deutschnationalen kriegen nichts, die Krise ist abgesagt. Dieses Wunder hat sich binnen zwölf Stunden ereignet. Und nun heißt es aber abwarten, wie er nach weiteren zwölf Stunden sein wird!" Amtliche Anzeigen. Die Gesckättsaussichl über das Vermögen der Kommandikgesell- chast Kager. Keilmann L So. in Schwarzenberg ist zuiolge rechls- krästig bestätigten Zwangsvergleichs vom 21. August 1924 beendet. Schwarzenberg, den 6. September 1S24. Das Amtsgericht. Der Plan über die Errichtung einer unterirdischen Telegraphen linie in Nieberlchlema liegt bei dem Postamt aus die Dauer von 4 «n- am Dienstag, den 16. September 1924 Nr. 217 Der ,0r»g«dt»ellch« Boltilreunb- «rschUnl tigitch mll Ausnahme dir Lag« nach Sonn- und Festtagen. Der Prew für die ZI mm breit« Loionel-llnzeigenzeii« Im Amlsbiaitbezlrir ist 50 lgamUlenanzeigen uud Slellengetuche Bedürftiger 11), auswiris >5, Ilir die 9Ü mm breit« Peilt. Redlamezett« ao, au,wirk 100, sllr di« 90 mm breite amil. Taloneizelle 55, auiwärls a5 Soldplennig. Paftscheek-Nont,, Leipzig Ar. IMS. »e««>nbe.»lro.aont», Aue. Srzgeb. Ar. 7». Es w«rden außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Stadlräte zu Aue und Schwarzenberg und Ler Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt, Verlag L. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. -«rnsprecheri An« 51, Libnitz (Amt Au«) Ile. Schneeberg 10, Schwarieuberg 551. Drahtanschrtfl, Dolkifreunb Aueerrgebirg«. KWUWWN - enthaltend die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft und der d Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staats- u. städtischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Erünhain, sowie Ler Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. istainoer bi» oormiUag« 9 Uhr in den Laupig-tchSft stillen. Sin« Sewitzr für bi« Ausnahme der Anzeig am vorgelchriebenen Lag« sowie an bestimmter Sie wird nicht gegeben, auch nicht sllr dl« Mchllgbeil der dui Fernsprecher ausgegebenen Anzeigen. — Für Rückgabe u—, verlangl ein,Wandler Schriftstück» übernimmt b>« Schetfl-D. Mlung dein« DeranWartung. — Unterbrechungen de, ch«. D schüftrbel riebe, begründe« »Un« Ansprüche. Bet Zahlung^ > Verzug und Nonkurs gelten Rabatt« al, nicht vereinbart. > Haudtgeschllftistrlku lar Au», Libnitz, Schneeb«», und i Schwarzenberg. D 1 77. Jahrg.