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» r- » s r-s-rr-L »s 4» » VMWUMWW Nr. 207 Donnerstag, den 4. September 1S24 77. Iahrg Die Stellung der Deutschnationalen. »D« .0r»»»b«r,Uch« «»N6sr<»»6" «rschelnl lizltch mH I Aurnohme dn Log, nach Sonn- und Festtagen. Iv« Pret» ,0» die L4 mm bretl« Lolonsl-Anzetgenzetl« In, I eimlsblalldeztrd Ist L» IFamIUenanzelgen uud Stell,ngesuch, I Bedürftig« 15), auewirl- >5, lür di» oo mm drei!« Pelit- I Redlamezeit« 50, auawürt» 100, sür di» 90 mm briil« I am». Colon,li«ile 55, aiüwürls 05 Soldxl«nnig. I P»ftsch«r-N«i>t»i Ltixzig Nr. irres. I O«m<lnd».»tk»-a»«to i Nu». Srzgtb. Nr. 70. London, 2. September. Die „Times" melden: Die alli ier ten Vertreter in Berlin haben bei der deutschen Re- gierung LieBedenkenihrerRegierungen zum Aus- druck gebracht gegen die angebliche deutsche Absicht, das Kriegs schuldonerkenntnis. des Versailles Vertrages zu widerrufen. Der Konkurrenzkampf der britischen Industrie. London, 2. September. Sine der führenden industriellen Persönlichkeiten Englands, Sir William Lake, erklärte dem Vertreter der „Westminster Gazette", die Herstellungskosten britischer Güter müßten herabgesetzt werden, wenn sich England mit den ausländischen Mitbewerbern erfolgreich messen wolle. Die Wahl liege zwischen geringeren Herstellungskosten und größerer Arbeitslosigkeit. Die Erzeugung müsse gesteigert, die Besteuerung vermindert und die Eisenbahnfrachten müßten herabgesetzt werden. Englische Jndustriekredite für Deutschland. Berlin, 2. September Die in Berlin weilende englische Bankierkommission ist nach dem Abschluß größerer Kreditver träge, besonders mit der Metallindustrie, nach dem Ruhrgebiet abgereist. Für Mittwoch haben elf schwedische Bankiers ihr Eintreffen in Berlin angezeigt. Deutschnationalen Volkspartei hat in vollem Bewußtsein ihrer Einigkeit in den grundsätzlichen Fragen der politischen und Weltanschauung, in Achtung der Entschlußfreiheit des einzel- nen upd einer stets beachteten Uebung entsprechend, bei der Abstimmung über das Londoner Abkommen ihren Mitgliedern den Entschluß über ihre Haltung völlig zu eigener Verant wortung überlassen. Eine Fraktion, die sich ihrer Stärke und Einigkeit nicht bewußt war, hätte in solchem Falle Fraktions ¬ zwang einführen müssen. In der Tatsache, daß dies nicht ge schah, liegt zugleich der Ausdruck dafür, daß die Fraktionsmit glieder ihre gegenseitige Ueberzeugung und Haltung verstehen und achten. Nunmehr handelt es sich darum, den durch die Deutschnationale Volkspartei gesammelten nationalen Kräften in entscheidender Zeit maßgebenden Einfluß zu verschaffen. Paris, 2. September. Wie der „Temps" meldet, kommen am 14. September vor dem Kriegsgericht in Ranch wieder 5 Kriegsgerichtsprozesse gegen ehemalige Angehörige des deutschen Heeres zur Verhandlung, darunter gegen einen Hauptmann v. Noon. Herriot in Gens. Gens, 2. September. Herriot ist heute abend 7 Uhr 45 Min. in Genf eingetroffen. Vor dem Hotel wurde er von einer großen Menschenmenge erwartet, die ihm lebhafte Sym pathiekundgebungen darbrachte, in die sich Rufe: „Hoch Her riot! Es lebe Frankreich! mischten. Nach seiner Ankunft fand eine Beratung der französischen Delegation statt. Macdo nald trifft morgen früh 8 Uhr 25 Min. ein. Herriot bleibt bis Sonnabend in Genf. London, 2. September. Macdonald hat in Begleitung seiner Sekretäre heute früh London verlassen, um sich nach Genf zu begeben. 29 Millionen Goldsranken Nuhrkosten. Paris, 2. September. Der „Matin" meldet: Die belgischs und französische Regierung haben am Sonnabend in der Repa rationskommission beantragt, daß die Kosten Ler Ruhr« besetz ung (trotzdem diese Besetzung vertragswidrig ist) mit 29 Millionen Goldfxanken den Besetzungskosten zu- zuschreiben sind, deren Zahlung Deutschland auch nach dem Dawesplan zu leisten hat. Die morsche Koalition. Berlin, 2. September. Ueber die Umbildung der Reichs regierung beginnen die Verhandlungen nicht vor Anfang Ok tober. Die kommende politische Konstellation wird in erster Linie durch die Schutzzollvorlage bestimmt, die der Reichstag sogleich nach seinem Wiederzusammentritt zwischen dem 15. und 20. Oktober erledigen soll. Die scharfe Kampf ansage der Sozialdemokraten und eines Teiles der Demokraten gegen den Schutzzoll läßt die Sprengung der bisherigen Mehrheit der Regierung im Parlament als unabwendbar er scheinen. Hungerunruhen in Petersburg. Be rlin, 2. September. Die Vorfälle in Petersburg, bei denen, wie gemeldet wird, die Truppen auf einen sich bilden den Umzug schossen und 15 Menschen töteten, gehen, wie aus weiteren Skachrichten aus Petersburg hervovgeht, auf einen Aufstandder H a f e n a rb e i t e r zurück. Aus dem Streik sind blutige Unruhen geworden, und diese Unruhen breiten sich weiter aus. Die Negierung hat den Winterpalast mit starken Truppenabteilungen umgeben. Die Streikenden fordern in Massenversammlungen, welche trotz des Verbotes abgehalten wurden, daß sich die Regierung ausdrücklich verpflichte, auf jede Ausfuhr von Getreide zu verzichten, Die Räumung Dortmunds. Berlin, 2. September. Wie amtlich mitgetcilt wird, haben sich die französische und belgische Regierung verpflichtet, die militärische Räumung der Zone Dortmund- Hörde und der seit dem 11. Januar 1923 außerhalb des Ruhrgebietes besetzten Gebiete bis spätestens zum 19. Oktober d. I. durchzuführen. Wachsende Arbeitslosenslnt. Berlin, 2. September. Die letzte Woche hat nach Mittei lung der Gewerkschaftszentrale in Großberlin eine Zunahme der Arbeitslosen um 9500, der Kurzarbeiter um 13 250 er bracht. Um die Liriegsschuldlüge. Fäule AusrÄe. Berlin, 2. September. Der Umstand, daß die Reichsregie- xung ihren Widerruf der Kriegsschuldlüge den Mächten bisher nicht notifiziert hat, war u. a. damit begründet worden, das eine Reihe von Ministerpräsidenten sich in Genf auf der Völkerbundsversammlung befinden. Die „Kreuzzeitung" er klärt das für eine faule Ausrede. Im Gegenteil wäre es sehr wirkungsvoll und ganz im Sinne des Pazifismus, der doch in Genf eine besondere Stätte haben soll, wenn der deutsche amtliche Widerruf der Kriegsschuldlüge zu offiziellen oder auch inoffiziellen Unterhaltungen die Veranlassung gebe. Pokens zukünftige Motte. Warschau, 2. September. Die polnische Regierung hat be schlossen, eine Kriegsflotte zu bauen. Das Baupro gramm, das einen Zeitraum von 12 Jahren umfaßt, führt auf: 3 Kreuzer, 6 Zerstörer, 12 Torpedoboote, 12 U-Boote und 38 sonstige kleine Fahrzeuge. Die Gesamtausgaben werden sich auf rund 600 Mill. Goldfrank belaufen. Weitere Besserung der Reichseinnahmen. Berlin, 2. September. Die Reichseinnahmen überstiegen im August den Voranschlag wieder um generell 11 bis 16 Prozent. Amtliche Anzeigen. »onnerslaa. den 4. September ,1924 vorm. 9 Ubr sollen In Schwarzenberg-Wilden«« 1 Schreibputt mit Sessel öffentlich meist bietend versteigert werden. Sammeln der Dieter im Gasthos zur Sonne Wildenau. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Einigung mit der Micum. Düsseldorf» 2. September. In der heutigen Verhandlung der Sechserkommission mitderMieum wurde auch über noch ungeklärte Punkte Uebereinstimmung erzielt. Der Ruhrbergbau verpflichtet sich zur Fortsetzung der Neparations- lieferungen an Kohlen und Nebenprodukten nach dem von dey Neparationskommission aufgestellten Programm. Die Bezahl lung erfolgt nach den Preisen, die durch die Verhandlungen der Reparationskommission mit der deutschen Regierung nächstens festgelegt werden. Es wurden angemessene Abschlagszahlun gen vorgesehen. Der Wegfall der Kohlen st euer und der Abgaben auf Nebenprodukte wurde unter gewissen Vor aussetzungen in Aussicht gestellt. M enthaltend die amNichen Lekannkmachungen der Amtshauvtmannschaft und der Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staats- u. städtischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustädlel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es wttden auberdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Etadlräte zu Au« und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag L. M. Gärtner» Aue, Srzgeb. V»rnft>r««»ri ««» 61, Siftnltz tAmi Au«) 44». Sch««6«ra 1», Schvarj»«dera »»1- Drahlanschrtfli BoINK«un» Au««rrg»blcz». Anz«Ig«n - Annaym« sllr d!« am Nachmittag «lch,In«nde Namm« 6!» vormittag» 9 Uhr In den Sauplgqchiftld. stellen. Sin» D»wllhr für dl« Ausnahme d,r Anzeigen am oorgelchri»d«nen Tag« stnoi« an destlmmler Stell« wird nicht gegtbea, auch nicht sllr di« Richligdett dir durch gmnsprach« ausgegidtnen Niueiain. — Fir Rückgad« ua- »«rlangt «Ingeiandler SchrlftsillL« übernimmt dl, Schrift, tetlung li«ln< D-ranwarlung. — Unterbrechungen des a«. schSst-b:lrleb«s begründ«« dein» Anspruch«. Bei Zahlung». Verzug und Nondur» gelten Aadalt» al» nicht oerrindart. Yauv«,»scha»6ft<ll«a int Aue, LiMst, Schneeberg und Schwarzenberg. Das grüne Kreuz. — Die Mittelstandsinlernationale. Bern, 2. September. In Anwesenheit von 200 Delegier ten aus 18 Staaten, zahlreicher Vertreter der Behörden und des Diplomatischen Korps wurde der International« Mittel st andskongreß eröffnet. Leiter der Verhandlun gen ist der Präsident der Internationalen Mittelstandsunion Dr. Tschumi. Ehrenpräsident Bundesrat Schultheß, Vorsteher des eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements, führte die Bedeutung und die Notwendigkeit einer neuen Mit- telstandsunion und deren Ziele vor Augen. Der Sekretär de« Union, Dr. Letmgruber- Bern, referierte über die Ziele und die Aufgaben der Internationalen Mittelstandsunion: Freiheit der Arbeit, Gerechtigkeit in den gegenseitigen Beziehungen des Arbeitnehmers zum Arbeitgeber, des Produzenten bzw. Waren vermittlers zum Konsumenten, des Bürgers zur Behörde, Frie den und Solidarität unter den einzelnen Angehörigen des gleichen Berufs, zwischen Meister und Gesellen oder Angestell ten, zwischen den einzelnen Branchen und Berufsgruppen in nerhalb des Mittelstandes, zwischen den verschiedenen Län- dern. Ueber die Verwirklichung der Bestrebungen der Inter nationalen Mittelstandsunion führte der Redner weiter aus, die Internationale Allgemeine Mittelstandsbewsgung, in de« alle Gruppen von Mittelstandsangehörigen vertreten sind, ist es, die wir der Goldenen und der Roten Internationale ent gegenstellen müssen. Das grüne Kreuz wird den inter nationalen Zusammenschluß des Mittelstandes versinnbildlichen. Ein weißer Rabe. Berlin, 2. September. Ueber den Feldzug, den der fran zösische Schriftleiter Metor Margueritteitt der „Ere Nou- velle" gegen die Kriegsschulblüg'e eröffnet hüt, bringt die „Deutsche Allgem. Ztg." verschiedene Einzelheiten. Marguerite führt aus, daß am 28. Juli 1914 Paleologue dem russischen Staat das Versprechen Frankreichs gebracht habe, die Bundespflicht zu erfüllen. Inzwischen dauerten noch die Verhandlungen zwischen England und Deutschland an. Kaiser Wilhelm versprach Oesterreich-Ungarn seine Waffenhilfe erst in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli, als er von der rus sischen Mobilmachung gegen Oesterreich-Ungarn erfahren hatte, und selbst dann stellte Kaiser Wilhelm noch Bedingungen, weil er nicht leichtsinnig in einen Weltkrieg verwickelt werden wollte. Dagegen folgte der Mitteilung Paleologues am nächsten Tage die russische Mobilmachung, begonnen am 25. Juli. So stürzte, schreibt Marguerite, Poineare Frankreich in den Krieg. Die meisten Franzosen glauben heute noch, sie seien zu ihrem Abmarsch am 2. August durch einen deutschen Ueberfall gezwungen worden. Welche Riesentäuschung! Nichts verpflichtete Frankreich, nur die Machinationen Poin - eares, Vivianis und Paleologues. Am 1. August erklärte Poineare, er würde gern die Formalität der Kriegs erklärung, die in Frankreich vom Parlament abhüngt, Deutsch land überlassen. Der größte Vorteil wäre, daß man auf diese Art eine Debatte über die Anwendbarkeit des Bündnisses ab wenden könnte. Am 1. August wurde der Mobil machungsbefehl in Frankreich bekanntgegeben, beschlos sen war er schon am Nachmittag des 29. Juli. Man wußte damals in der Oeffentlichkeit nicht, daß das Bündnis Frank reich nur verpflichtete, wenn eine Dreibundmacht zuerst mobili sierte. Nach dem Geheimvertrag, der 1906 in Kraft trat, mußte diese Dreibundmacht Deutschland sein. Und wie folgten die Mobilisationen: Zuerst kam Rußland, dann Oesterreich-Ungarn, dann Frankreich, zuletzt endlich Deutschland. Der Abbau der Regiebahnen. Elberfeld, 2. September. Die Pressestelle der Eisenbahn direktion teilt mit: Die Liquidation der Regie wird nach den in London getroffenen Vereinbarungen wie folgt vor sich gehen: 1. Auf die zweite Feststellung hin (7. Oktober 1924) wird die Kommission für alle Reichsbahnen auf die im Sach verständigenplan vorgesehene neue deutsche Reichs bahn- gesellschaft übertragen. Von diesem Zeitpunkt ab wird der Betrieb aller jetzt von der deutschen Reichsbahn betriebe nen Strecken auf diese Gesellschaft übergehen. 2. 14 Tage später (22. Oktober 1924) werden die jetzt von der Regie betriebenen Strecken für Rechnung der Gesellschaft unter dem Cisenbahnorganisations- !omitee betrieben werden. Dieses wird sich mit der Regie in Verbindung setzen, um die Einzelheiten der Uebergabe zu regeln. Die tatsächliche Uebergabe der Regie an die deutsche Gesellschaft wird unter Aufsicht des Organisationskomitees Schritt für Schritt vorgenommen, so schnell als dies mit einer ordnungsgemäßen Uebergabe vereinbar ist. Sie soll binnen sechs Wochen beendet sein (7. Dezember 1924), wobei das Oraanisationskomitee berechtigt ist, für die Regelung von Em- zelfällen Fristverlängerung zuzugestehen. 3. Das Organisationskomitee wird die Regie und die deut- che Reichsbahnverwaltung auffordern, je einen Vertreter zu bestimmen, die die Uebergabe unter Aussicht des Organisa- tionskomitees vornehmen sollen. Die deutsche Verwaltung hat Belgische Verdrehungen. Brüssel, 2. September. Zu der Erklärung der deutschen Regierung über die Kriegsschuld frage schreibt „Etoile Belge": Haben Marx und Stresemann die unwiderleg baren Zugeständnisse vergessen, welche Bethmann- Hollweg im Jahre 1914 gemacht hat oder die unzähligen Ent hüllungen über die deutsche Schuld? Diese Proklamation gibt denen recht, die behaupten, daß Marx und Stresemann die Gefangenen der Nationalisten sind. Welches Vertrauen kann die Haltung des Reichskanzlers noch einflößen? Die Verwirk- lichung der Londoner Abmachungen und die Wiederaufrichtung des Vertrauens unter den Völkern hängt von dem guten Willen r Deutschlands ab. Die Erklärung des Reichskanzlers läßt aber diesen guten Willen zweifelhaft erscheinen. „Soir" schreibt zu der gleichen Frage, Reichskanzler Marx Hobe, als er sich.von den Nationalisten diese offizielle Zurücknahme des Schuldbe kenntnisses Deutschlands aufzwingen ließ, seinem Lande sowie dem Frieden einen schlechten Dienst erwiesen. Das Gewissen der zivilisierten Welt habe seit langer Zeit über die Frage der Schuld am Kriege sein Urteil abgegeben. An einer Wieder eröffnung dieser Debatte hätte einzig und allein die nationa listische Propaganda in Deutschland und in den alliierten Län dern ein Interesse. Protestieren wir daher gegen diesen Ver such, das kaiserliche Deutschland mehr als 4 Jahre nach, der Unterzeichnung des Versailler Vertrages von der Schuld los zusprechen. Welches Gewicht solle übrigens diese Zurücknahme angesichts des förmlichen Geständnisses Bethmann-Hollwegs und der dokumentarischen Enthüllungen Kautskys haben? Die Stellung der Deutschnationalen. seit langer Zeit alle Vorbereitungen getroffen und ist in del Aus der deutschnationalen Reichstagsfraktion wird von Lage, die Negiebahnen in eigenen Betrieb zu übernehmen berufener Seite geschrieben: Die Neichstagsfraktion der D^e wird alles daran setzen, die Uebergabe möglichst gU bg - -- - - - - . . - . . .. - > ... Mennigen.