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WMUMWM 77. Jahrg Dienstag, den 22. Juli 1924 Nr. 169. v«r ««I»«i»« «all» «U v»«lahi>» dir Laa« »»» Donn- m>d giftlaa«». Dir Pret» (»r »U 14 mm br«U« Toloa«! - Lnj«ia«nM» >m A«I»bIoUb«jlr» >ft L» (go»tt!enanj«igeo uud St»ll«»a»such« L«dLrsN^r 41), auiwürt- »5, ILr dl« r» mm dr«it« P«n>. Biklamizitl« »0, au»würt» 100, slr dl« 80 MM b««ll« am». Lolmulzitle 11, aarwLiv S1 Soldpsumla. P»ftlch«1-0«uto I Letpzig Nr. irres. *E»>«d«^tr»-»»»to > Au«, Sr„«b. Nr. 70. - enthaltend die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschast und der * Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Slaats- u. städlischen Behörden In Schneeberg, Lößnitz. Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. S» werd« außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Eladträte zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Verlag L. M. Gärtner» Aue» Erzgeb. g«r»st>r«ch»r> «»»«<, (Am« 4lu«) 4W. S»n«eder, 1«, S<ywarz«nb«r, Ul. Drahlanschr^l, Va>k»fr«un» ««««»»-«dir-,. ANttlata-LanaHm« «r dl« aa Nach»«»!,, »rs!d«Ii»ad« rimmnir dt» oonnUl«,, S Uhr >» d«n SaiieIü«I4SfU. p«ll«. St« »mehr ftr di« Aulnahm« d«r A»z«ig«n am vvrgrichrlrixmu Lag« lowi« an deMm«t«r Sl«ll« wir» nlchl gigetx», auch »lchl sür dl« Richtigkeit d«r durch Firn- I»r«ch«r aula«I«b«n«uAnze>a«n. — garNilch«, u»»«rir»il eing«sandt«r Schrtftft»»« llbirntmm« »le SchnKINlu«, d«ln« Deranlworluna. — Unlerdr«chu»ae» d« ««ichlsl,. d«trl«b«, b«arl>»d«n dein« Ansprüch«. B«t Iahlummwrzu, und Nondur» ,«U«n Rabatte als »lchl »«reindar«. Hau»i,«I<bist»fteII«a in Ai», Llhnth, SNa«rtxrg -u» Schwarz«nb«rg. Amtliche Anzeigen. Gaswerk Schlema. Di« Derwaltunaastelle befindet sich von jetzt ab 3 Jahre im Nathans zu Mederlchlema (die Kasse Zimmer 2, Girokonto Nr. 3). Ltederschlema, am 15. Juli 1924. Gemelndcoerband ..Gaswerk Schlema-, Bürgermeister Klemm. Vorsitzender. Vorläufige Einigung in London. Ba» tut Deutschland? Diesmal ist Herriot nicht mit Macdonald nach dessen Landsitz Ehecquers gefahren, um dort das Wochenende zu ver- bringen. Angeblich hat er „zu tun*, tatsächlich aber fürchtet er wohl die Frühstücksunterhaltungen dort, die ihm vom letzten Male in ihren Auswirkungen in übler Erinnerung sind. Der Franzose wird die Zeit benutzen, die Amerikaner weiter im Sinne des chauvinistischen Frankreich zu bearbeiten, die Theorie vom „anderen Frankreich* hat er längst an den Nagel gehängt. Man gibt sich zwar krampfhaft den Anschein, die bedingte Be reitwilligkeit zur Räumung der Ruhr als Erfolg des „anderen*, des demokratisch-friedlichen Frankreich in die Welt hinauszuposaunen. In Wahrheit liegen doch aber die Dinge so, daß, wenn Frankreich die Ruhr freigibt, dies lediglich auf das Drängen Englands und Amerikas geschieht, dem auch Poin- 'eare schließlich hätte nachgeben müssen, zumal sich das Ruhr unternehmen eben immer mehr als ein zweckloses Abenteuer auch für Frankreich herausgestellt hat. Bei dieser Gelegenheit soll darauf hingewiesen werden, daß eine Verwirrung der Mei nungen gerade hier eingetreten ist. Es ist doch ein Unding — worauf die zu fällenden Beschlüsse von London nicht zum geringsten Teil hinauslaufen— die anerkannt rechts wid» rige Ruhrbesetzung zum Kompensationsobjekt zu machen. Des halb wäre es unbedingt notwendig, daß die Berliner Regierung sich auf Verhandlungen über die Ruhr überhaupt nicht ein ließe, sondern vor ihrer Bereiterklärung, in London mit zu Verhandeln, die völlige Räumung verlangte. Was die Regierung Marx-Stresemann tun wird, das wird sich vermutlich baldigst herausstellen. Angeb. lich sollen die deutschen Vertreter in der Mitte dieser Woche ge- laden werden, und zwar, wie es den Anschein hat, nicht zu wirk lichen Verhandlungen, sondern zu einer mehr oder weniger ver schleierten Diktatentgegennahme. Wie eine NeuyorkerMeldung bezeichnender Meise besagt, nimmt man an, daß den deutschen Vertretern zwar zugestanden werden solle, sich über Fragen untergeordneter De de u t u n g zu unterhalten, daß man aber an den Fragen über die Sanktionen keinerlei Abänderungs- versuche zulassen werde. Nach bisher offiziell nicht bestätigten Meldungen ist in London unter Führung der Amerikaner ein Kompro miß zwischen der englischen und der französischen Auffassung über die Sanktionen zustande gekommen, das folgendes besagt: 1. Die Alliierten sollen sich verpflichten, keine Sanktionen zu unternehmen, die durch Cin- Mischung in die Reichswirtschaft die Interessen der Geld- geber und der Anleihe beeinträchtigen können. , 2. Würden sie sich für den Fall von Sanktionen ' oerpflichten, abgesehen von der allgemeinen ersten Hypo thek, auf alle Linnahm"quellen Deutschlands den Zinsen- dienst für die Anleihe aus den Beträgen der Sanktionen sicherzustellen. ' 3. Sie würden sich verpflichten, die so angewendeten Sanktionen mit den in dieser Hinsicht im Dawesbe richt gemachten Vorschlägen in Uebereinstim mungzubringen. 4. Alle Dertragsrechte der Mächte würden be stehen bleiben, bedingt oder abhängig von den eben ge nannten Bestimmungen. Man sieht daraus, daß bei den Amerikanern der Ge schäft s st a n d p u n k t die Hauptsache ist. Es zeigt sich das- selbe Bild, wie im Jahre 1917. Damals schob Hughes als Be auftragter der Wallstreet den armseligen Wilson in den Krieg, damit die den Alliierten geliehenen Gelder nicht flöten gin gen. Jetzt schiebt derselbe Hughes, der zweifellos die Hauptper son auf der Konferenz ist. obwohl er angeblich als Privatperson in London weilt, Amerika in den Frieden, gleichfalls wieder, um das Geld zu retten. Der Dawesplan, der als so gar nicht materiell hingestellt zu werden pflegt, ist das Mittel zum gtoeck, was schon daraus hervorgeht, daß Dawes auch ein Be- Mstragt« der Neuyorkcr Finanziers ist. ! Wie allen Uebeln etwas Gutes anhängt, so auch hier. Amerika wird an der Beschlußfassung über etwaige Sanktionen beteiligt sein, Frankreichs Eigenwille ist mehr als bisher aus geschaltet, er hat sich dem amerikanischen Geldstandpunkt unter- zuordnen. Und in dieser Beziehung läßt die Wallstreet nicht mit sich spaßen. So ahnt „Journal" das Richtige, wenn es tränenden Auges schreibt: Man dürfe sich keine Illusionen darüber machen, welche schwere Bedingungen zu erfüllen seien, wenn die Ruhrbesetzungerneuert werden soll, selbst in dem Fall, daß Deutschland sämtliche Zahlungen einstellte. Zunächst dürfe das deutsche Versagen seinen Grund nicht in einer der zahllosen Unzulänglichkeiten des Sachverstän- dtgenberichtes haben. Dann müsse eine deutsche Verfeh lung offiziell oder zum allermindesten dürfe sie von dem Generalagenten für die Reparationszahlungen und dem Vertreter der Geldgeber nicht bestritten sein, und es liege auf der Hand, daßniemandgegen dieMeinung dieser beiden Beamten etwas werde aus- richten können. Ferner müsse die Mehrheit der Re parationskommission einschließlich des amerikanischen Ver- treters sich im Sinne der Verfehlung aussprechen. Die Regierungen müßten sich alsdann verständigen und dürf ten als Sanktionen nicht irgendwelche Maßnahmen be schließen; die finanziellen Interessen und auch die der Geld- geber müßten vielmehr respektiert werden. Was bleibe bei soviel Vorbehalten von der Handlungsfreiheit übrig? „Temps* tröstet sich, gleichfalls etwas gezwungen, da mit, daß er in dem Kompromiß über die Frage der Verfehlun gen und Sanktionen vier Vorteile erblickt: Es verhindere vor allem denZusammenbruchderKonferenz, also auch den sofortigen Zusammenbruch des Systems Dawes, und führe die Vereinigten Staaten wieder an die Seite der Alliierten. Es enthalte eine allgemeine Verpflichtung der Alliierten, die sich das Versprechen geben, gemeinsam und rasch wirkungsvolle Sanktionen zu ergreifen, um jeder Verfehlung Deutschlands zu begegnen. Und Theunis, der belgische Ministerpräsident, erklärte nach einer neuesten Meldung, er betrachte die Entschei- düng als einen wirklichen Erfolg. Sie lasse einen guten Verlauf der Konferenz voraussehen. Es scheine, daß man jetzt zum Ziele gelange und daß das Reparationsproblem end lich die Lösung finden werde, die man seit lungem gesucht habe. Line neue Atmosphäre sei geschaffen, und man nehme an, daß auch die Deutschen guten Willen zeigen werden. Ob die Deutschen der Konferenz den Gefallen tun werden, diesen „guten Willen* zu zeigen? Das hängt wohl noch von anderen Fragen ab als von denen, auf die sich das Sank- tionskompromiß bezieht. Das Kabinett Marx Hot sich auf dieG hrenpunkt« festgelegt, und es muß verlangtwerden, daß es davon wenigstens nicht abgeht. Und daß es sich auch nicht durch Drohungen einschüchtern läßt, wie sie jetzt aus Amerika herüberkommen, von wo z. B. das „Wallstreet- Iournal* in gewohnter erpresserischer Manier schreibt: Es könne nicht bestimmt genug erklärt werden, daß die amerikanischen Bankiers die deutsche Gold- bank, wie sie rm Dawes-Bericht vorgesehen ist, nicht u nterstützenw ürden, falls Deutschland den Dawes- Bericht nicht Leb ingungslos annehmen würde. - * Pari», 2V. Juli. Die Londoner Blätter nehmen an, daß nächsten Mittwoch die Deutschen zur Londoner Konferenz eingeladen werden. — „Matin" glaubt, daß in diesem Falle schon in dieserWoche dasSchlußproto- koll der Konferenz zustande kommen werde. Amsterdam, 20. Juli. Der Sozialist Vandervelde ver öffentlicht einen Artikel, betitelt: „Wannwird das Ruhr - gebiet geräumt?", in dem er u. a. sagt: Für das Ge- lingen der Verhandlungen in London können wir vielleicht das Beste hoffen, aber unsere Hoffnung ist nicht ohne Besorgnis. Seit den vier Monaten, in welchen der Sachverständigenbericht vorliegt, macht sich überall eins starke Opposition gelten-, die an Kraft und Stärke zunimmt. In England konnte man dieser Tage im Unterhaus hören, daß die Arbeiterpartei und die Fachvereinigungen den Sachverständigenbericht ablehnen, weil Deutschland dadurch gezwungen werde, seine Waren unter dem Weltmarktspreis zu verkaufen, wodurch die Arbeitslosigkeit in den konkurrierenden Ländern noch weiter zunehmen würde. In Frankreich beschuldigte man Herriot, daß er die Frage der Re- parationen trennen lasse von den interalliierten Kriegsschulden. In Deutschland, wo die Nationalisten noch an Zahl zu- nehmen, geben selbs. di« Parteien, die den Bericht gutgeheißen haben, zu verstehen, daß die konstitutionelle Aweidrittelmehr- heit für das Eisenbahngesetz im Reichstag nicht anfzubringen sein werde, wenn nicht die Alliierten die ytervflichtung über nehmen, daß das . ganze Ruhrgebiet einschließlich Düsseldorf, Duisburg und Rührort geräumt wird. VanbemEde fährt fort: Wir sehen ein«» dvutllcken Unterschied d»»r wirtschaft lichen Räumung, die bevorstehen soll und der Beendigung der militärischen Besetzung, die mitten im Herzen Deutschland» auf rechterhalten werden soll und durch die schon so viel Unhell angerichtet worden ist. Es würde das Vertrauen, welches dir Sachverständigen als unentbehrliche Voraussetzung für da» Gelingen des Dawesplanes betrachten, unmöglich machen. Die Fachvereinigungen der Sozialistischen Internationale haben denn auch in einer Versammlung in Amsterdam einstimmig die militärische Räumung der Ruhr verlangt, und zwar zum gleichen Zeitpunkt wie die wirtschaftliche Räumung. Fragen. Das englische Parlamentsmitglied Morel schreibt zm LondonerKonferenz:Die Probleme für die englischen und französischen Staatsmänner sind: Soll Deutschland noch weiterhin als eine Paria-Nation behandelt werden, weil es immer noch mit der alleinigen Kriegsschuld belastet wird und deshalb bestraft werden soll? Soll Deutschland nur unter der Bedingung in den Völkerbund eintreten, daß es wieder diese kolossale und zerstörende Lüge unterschreibt? Soll Deutschland allein abrüsten, oder bildet seine Abrüstung nur einen Teil der allgemeinen Abrüstung? Wollen England uiO Frankreich auf der Besetzung des Rheinlandes innerhalb der nächsten 30 Jahre bestehen? Will das linksrheinische Frankreich der Absicht seiner früheren Regierungen, die Nheinprovinj von Deutschland abzutrennen, entsagen? Wollen die beiden Regierungen den polnischen Korridor beseitigen, den Gras Sforza wiederholt als eine offene Wunde am deutschen Volks« körper bezeichnet hat? Will Frankreich der Methode der Entnationalisierung und wirtschaftlichen Verknechtung der Be völkerung des Saargebiets entsagen, die aller Gerechtigkeit Hohn spricht? Wollen Großbritannien und Frankreich Deutsch land als gleichberechtigt im Völkerbünde anerkennen, ihm er lauben, vor dem Haager Gerichtshof oder einem andere« Forum die Kriegsschuldlüge zu widerlegen, auf welcher der ganze Mechanismus des Versailler Vertrages und seine Durch führung aüfaebaut ist? Will Frankreich die schwarzen Truppen aus Deutschland zurückziehen? Soll den Deutschen das im Kriege weggenommene Eigentum zurückgegeben werden? Wol- len die beiden Negierungen weiter ganze Gebiete der Erde dem deutschen Unternehmungsgeiste versperren? Was die Sicherungsfrage anlangt, so verwirft Morel jede« sogenannten französisch-englischen Gegenseitigkeitsvertrag eben so wie die von Dr. Bennesch in den Völkerbund eingsschmug- gelten „Regionalverträge", weil alle diese Verträge nicht nur defensiv sondern auch offensiv sind und fordert die allgemeine Abrüstung. Berlin, 20. Juli. Wie aus Genf berichtet wird, hat dk - englische Negierung dem Völkerbund ihre Absicht bekannt^, geben, zu gelegener Zeit eine Konferenz aller Regie, rungen der Welt einberufen zu lassen, die sich mit de« Plane einer allgemeinen Abrüstung befassen soft. Ministerpräsident Macdonald hob in seiner Mitteilung ausdrücklich hervor, daß die Konferenz auch diejenigen Regie- rungen umfassen soll, die noch nicht dem Völkerbund ange hören. - * Macdonalds neunte Niederlage. London, 19. Juli. Im Unterhaus wurde der Gesetzent wurf der Regierung, betreffend die Arbeitslose nunter- stUtzung, init 171 gegen 149 Stimmen abgelehnt. Es ist dies das neunte Mal- daß die Regierung Macdonald in der Minderheit geblieben ist. Bekanntlich erklärte Macdonald bei seinem Regierungsantritt, er werde sich nicht um Tetlnieder- lagen kümmern, sondern nur dann zurücktreten, wenn er in einer prinzipiellen Frage, in der er die Vertrauensfrage ge stellt habe, in die Minderheit gesetzt werden. Immer noch Schandjustiz im Westen. Mainz, 20. Juli. Das französische Kriegsgericht eröffnet» gegen 154 Mainzer Einwohner im Alter von 15 bis 23 Jahre« das Verfahren wegen Gefährdung der Besatzung»^ armee durch Teilnahme an einer radikal-nationalistischen Ver« einigunq. Termin ist auf den 2. August anberaunit. 35 de« Angeschuldigten befinden sich in Haft. » - * Düsseldorf, 20. Juli. Unbestätigten Gerüchten zufolge wirt der Oberkommandierende der Rheinarmee, General De« goutte, demnächst von seinem Posten zurücktreten unll durch General Georges ersetzt werden. Die Arbeit der T. R. in Zahle«. Berlin, 20. Juli. Nach den vorläufigen statistischen Ergeb- nissen haben seit Gründung der Techn. Nothilfe bis zum 15.7.24! 88474 Nothelfer und Nothelferinncn auf 3874 Einsatzstellen im Dienste und zum Wohle für die Allge- meinheit eine Arbeit von insgesamt 5 568981 Arbeits stunden geleistet. In Goldmark umgerechnet — soweit eine solche Umrechnung überhaupt in Frage kommen kann — waren es in den ersten vier Jahren (bis hl». 9. 1923) lebens^ wichtige Anlagen oder Güter im Gesamtwerte von rund OT Millionen Goldmark, die von der T- N. erhalten oder gerettet bezw. dem Verbrauch zugeführt wurden: die auf dic gleiche Weise für die-Zeit vom 1. Oktober 1923 bis heute, für als« noch nicht 10 Monate, errechnete Zahl erreicht nach vorläufig«« Schätzungen bereits ein« Kitze von öS MMMen Soldnuuckl