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Erzgebirgischer Volksfreund : 13.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192407133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240713
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-13
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 13.07.1924
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Erzgevtrgycyer Dvlksfreunb Verlag E.«. «Srtver, M«. BeiblaA. «r. 1«. IS. Düi 1924. rar Itzestek^ksibö lo »Uen ^oiwdnioeea «loplleklt krler L ko. Hooks. Tel. 14. ^u» Markts. m- exportierenden Finnen glaubten auch nach erfolgter Einführung der Goldmark, nachdem also dieses RisLo fast verfckxwunden war, mit einem Unkostenzuschlag rechnen zu müssen, der etwaige Kursverluste leicht ertragen ließ. Inzwischen trat durch die Belebung des in ländischen Geschäftes der Export vielfach in den Hintergrund und viele Firmen lehnten es strikte ab, ausländische Orders während dieser Zeit auszuführen. Wer ebenso schnell wie sie kam, verschwand auch die Nachfrage aus dem Inland wieder, der geringe Geldumlauf führte zu weitestgehenden Zahlungsstockungcn und zu einer Krifis, deren Höhepunkt wohl noch nicht hinter uns liegt. Es ist eine von allen wirtschaftlichen und kaufmännischen Auto ritäten anerkannte und ost betonte Tatsache, daß nur eine Belebung des Außenhandels, der Ausfuhr von Fertigwaren und Halbfabrikaten, geeignet ist, der Wirtschaft diejenigen Mittel zuzufiihren, die die Reichsbank aus Gründen, die in ihrer Währungspolitik liegen, nicht zur Verfügung stellen kann. Der Anlcchewcg allein rann uns nicht helfen; es müssen auch die Gegenwerte dafiir geschaffen werden, sonst wäre eine Anleihe mir eine Belastung mehr zu allen „Ver pflichtungen", die uns in Versailles und anderwärts auferlcgt wurden. Das gilt auch für den Einzelnen, der seine Hoffnung arif einen Auslandskredit setzt. Die Zinsen für Bankgelder machen heute pro Zcchr etwa die Hälfte des Kapitals, meist aber ganz wesentlich mehr aus. Mancher glaubt darum, einen Auslandskredit mit 25 Prozent, mit 30 Prozent und sogar noch mehr Zinsen ohne Weiteres zu er halten, ohne zu bedenken, daß ein solcher Zinsfuß im Ausland ganz undenkbar ist, wenigstens in den für diesen Zweck vor allen Dinge" in Frag« kommenden Ländern: Holland, England, Amerika u;w. Derartige Angebote haben viel dazu beigetragen, die Schwierigkeiten bei der Beschaffung ausländischer Kredite wesentlich zu erhöhen, da sich der ausländische Kreditgeber mit Recht sogt, daß ein solcher Zins fuß eine viel zu starke Belastung für jeden Betrieb, auch den ren tabelsten, sein muß und daß unter einer solchen Belastung eine dauernde, vorteilhafte Anlage des Geldes gar nicht möglich sein kann. Unter dem Druck der Notwendigkeit und der Absatzstockung sind dir Verkaufspreise in beinahe allen Branchen in den letzten Wochen stark herakgegangen und dürften sich noch weiter abwärts bewegen. Damit sind die Preise den Notierungen des Weltmarktes wesentlich A-alises Ehe. Roman von Erich Eben sie in. Copyright 1920 by Greiner L Lomp., Berlin W. 30. Nachdruck und Uebersetzungsrecht in fremde Sprachen Vorbehalten. (42. Fortsetzung.) Adalise hatte von all diesen Dingen keine Ahnung. Sie sah nur, daß ihr Mann ruhig auf Karolinenruhe blieb, wäh rend sein Bruder und fast alle Bekannten sich dein Heere stell ten, daß er scheinbar unbekümmert seinen Geschäften nach ging und nebenher allerlei Neuerungen einführte. Mit Miß fallen bemerkte sie, daß Karolinenruhe dabei immer mehr seinen vornehmen Charakter als Herrensitz einbüßte. Ueberall im Park, wo der alte Herr Gottulan früher die herrlichsten Blumen gezogen hatte, legte er jetzt Gemuse- kulturen an. Frau Karoline war fast nur in dein neuen, riesig vergrößerten Geflügelhof zu finden. Sehr oft wurde der Inspektor, mit dem Leo beständig landwirtschaftliche Be ratungen pflog, zu Tisch geladen. Klaudia machte sich in der Molkerei „wichtig", und Mara begann sogar plötzlich mit Ar beiterinnen und Bäuerinnen Freundschaft zu schließen, grün dete Vereine, hielt Versammlungen ab und brauchte zu all dem natürlich immer Leo Gottulans Ratschläge. Adalise empfand dieses ganze Treiben als widerwärtig und — beschämend. In ihrer Auffassung bestärkten sie Leo Andermatts beißende Bemerkungen über „Glückspilze", die natürlich immer auf die Butterbrotseite fielen, und während „die Helden draußen bluteten", daheim ruhig hinter dem Ofen säßen und „Kriegsgewinne einstrichen . . ." aber „das ist uns eben nicht gegeben, bloß immer an den eigenen Vor- teil zu denken. . Täglich mußte Adalise solche bittere Pillen verschlucken. Und doch war sie froh, daß Lo und die Baronin sich auf ihre Bitten bereit erklärt hatten, vorläufig ganz auf Karolinen- ruhe zu bleiben. Fühlte sie sich doch immer fremder und überflüssiger inmitten ihrer Angehörigen, die plötzlich alle Hände voll Arbeit zu haben schienen und gar keine Zeit mehr sich um sie zu kümmern. Im Stillen rechnete sie Lo und der Baronin das „Opfer", in Karolinenruhe zu bleiben, sehr hoch an. Tatsächlich war es beiden die Rettung in der Not. Andermatt hatte den größten Teil seines Vermögens in der englischen Bank angelegt und versäumt, das Geld rechtzeitig herauszuziehcn. Was blieb, hätte Lo keinesfalls ein standcs- Kleinindustrie und Export. Bon K. Poppitz-Schwarzenbevg. Da» Exportgeschäft ün weitesten Sinne diese» Wortes bedeutet den Warenaustausch »wischen verschiedenen Ländern und Weltteilen, die Ausfuhr von Skohstoffen, Halbfabrikaten und Fertigprodukten nach anderen Ländern, sowohl zwischen den europäischen Staaten, als auch Europa einerseits und Uebersee andererseits. Das große Export geschäft ist in den meisten Fällen glei^eitlg auch Importgeschäft, doch scheidet das letztere für uns fast völlig aus, da es nur eine begrenzte Bedeutung für die Export-Fabrikation hat. Im Exportgeschäft unterscheidet man wiederum zwischen dem kontinentalen Geschäft, das sich auf die europäischen Länder beschränkt, mid dem Uoberseegeschäft, das alle übrigen Staaten der Welt um faßt. In meinem letzten Artikel habe ich versucht, einige allgemeine Winke, insbesondere in Bezug aus das europäische Geschäft, zu geben und es soll der Zweck meiner heutigen Ausführungen sein, auf ein anderes Problem des Außenhandels, das überseeische, das Welt- geschäst, einzugehen. Wohl kein kaufmännisches Arbeitsfeld bietet ein so interessantes Betätigung »göbiet als der Export, und es ist ganz besonders das große lleberseegcschüft, das nicht allein ein großes Maß an Kennt nissen und Erfahrungen, sondern auch an kaufmännischem Wagemut und Unternehmungsgeist voraussetzt. Anderseits ist es aber auch eine sehr schwere Aufgabe, ein solches Geschäft zu organisieren und zum Blühen zu bringen. Die Nachkriegszeit brachte in mancher Peziehung eine Umwälzung des gesamten Geschäftes mit sich, besonders auch des Auslandsgeschäftes. Der ausländische Importeur, dessen deutsche Be ziehungen sich früher fast nur auf Exporteure in den Hafenstädten oder den zentral gelegenen Großstädten Deutschlands beschränkten, kam oft selbst nach Deutschland und trat in direkte Verbindung mit der Fabrikation. Die fortschreitende Entwertung der Papiermark machte solche Reisen, die in Vorkriegszeiten sehr selten waren, auch immer gut bezahlt. Soweit der ausländische Kunde nicht selbst kam, ver suchte er es auf andere Weise, in direkte Beziehungen zur Fabrikation zu treten. Viele und gute Geschäftsverbindungen sind auf diese Weise entstanden, Verbindungen, die meist für beide Teile vorteil hafte waren. Mit der Umstellung auf die Goldmarlrechnung zeigten sich die ersten Schwierigkeiten für die weitere Durchführung der Auslands geschäfte. In den früheren Papiermarkpreisen war stets ein mehr oder weniger großes Risiko für die Entwertung eintalkuliert und die gemäßes Leben in ihrem Sinn ermöglicht. Nach der Einzieh ung ihres Mannes hätte sie also daheim bei den Ihren unter schlüpfen müssen. Sie aber schauderte vor der Enge ihres Paterhauses in der kleinen Proviuzstadt, wo ein Esser mehr neben deft sieben Geschwistern ja schon eine Verlegenheit be deutete . . . Der Baronin Schliffenstein erging es ähnlich. Niemand von ihren Gönnern dachte daran, sie jetzt einzuladen oder ihr sonst eine Hilfe zuteil werden zu lassen. So waren beide heimlich sehr froh, für die Krieaszeit einen sicheren Hafen gefunden zu haben, wenn sie sich auch den Anschein gaben, nur Adalise zuliebe in Karolinenruhe zu bleiben. Die Baronin, klug und berechnend wie immer, war nie so mütterlich zärtlich mit Adalise gewesen wie jetzt. Nebenbei aber suchte sie sich, natürlich ohne daß Adalise es merkte, auch bei den anderen Familienmitgliedern nach Möglichkeit be liebt zu machen. Besonders um Leos Gunst war es ihr zu tun. Denn ihr Geldbeutel war leer, und sie hatte stets aller lei kleine Nebcnbedürfnisse, die sie ohne seine Großmut nicht hätte befriedigen können. So mar sic schon zweimal heimlich bei ihm erschienen, um kleine Summen zu entlehnen. „Nur für kurze Zeit, lie ber Herr Gottulan, denn ich erwarte ja demnächst Gelder ..." Er wußte ganz gut, daß diese Gelder nie kommen wür- den. Aber es war ihm eine gewisse Genugtuung, diese alte Ränkespielerin, die er vom ersten Tag an durchschaut hatte, ein wenig in die Hand zu bekommen. Denn eines Tages würde Adalise, die ihm wie eine an Abgründen hinschrcitendc Traumwandclnde erschien, doch er wachen .... Daran hielt sein Glaube unerschütterlich fest, und nichts konnte ihn darin irre machen, weder die scharfen Bemerkun gen seines Vaters, noch die bitteren Worte der Hilberts, weder Adalises geringschätzige Kälte ihm gegenüber, noch ihre Vor liebe für Leute, die er verachtete, ja selbst nicht ihre Schwäche für Löwenkreuz, von der er viel mehr wußte, als Adalise ahnte. Denn Mary von Leupold war nicht gegangen, ohne vor- her noch einen Pfeil abzuschietzen, der „diesen Grobian" tref fen und Adalise dafür bestrafen sollte, daß sie seinen Unge hörigkeiten gegenüber nicht für die Freundin eingetreten fei. Sie hatte auch an den Hausherrn einen Abschiedsbrief geschrieben, in dem sie Leo auftlärie, daß cs durchaus nicht erst nötig gewesen wäre, sie so plump zur Abreise zu drän- gen, die nur ihren eiaenen längst gehegten Entschlüssen «nt- näher gekommen. Am deutlichsten beweist da» di« ei «fegende leichte Belebung de» Exporte». Da» Auslandsgeschäft bat eine hohe Mission zu erfüllen; es hat Arbeit für Millionen Menschen m schaffen, e» hat Del- ins Land zu ziehen, Geld, da» wir heute so nötig brauchen, wie das tägliche Brot. Wie schaffe ich mir nun ein« Exportovganisation? Da» bin ich schon oft gefragt worden und ich will versuchen, eine Antwort darauf zu geben. Zur Durchführung umfassender Auslandsgeschäfte gehören einer- seit» Fachleute mit reichen Erfahrungen und einen, großen Wissen und andererseits Geld, je mehr — um so besser; denn dann find auch Geschäfte möglich, die sonst den kapitalkräftigen Firmen über lassen bleiben. Die großen Weck scheiden aus; denn st« verfügen messt über eine eigene Exportabteilung, die allen Anforderungen gewachsen ist. Ich denke an die große Menge der kleinen Industrien, der kleinen und mittleren Werke, die sich keine eigene Exportabteilung leisten können und die daher das Ausländsgeschäft nur nebenbei be treiben können. Mancher darunter hat dabei Enttäuschungen er lebt, Verluste erlitten, die ihm erspart geblieben wären, wenn er die Formen und Ursachen des betreffenden Geschäftes besser kannte. In der Organisation de» Auslan-gesckäftes bieten uns die amerika nischen Industrien das beste und treffendste Beispiel. Alle Fabriken einer Branche oder wenigstens die wesentlichsten haben sich in den Bereinigten Staaten zusammengeschlossen und bearbeiten das ganze Ausland gemeinsam, in Form einer Gesellschaft, deren Unkosten und Ergebnisse sich gleichmäßig aus die Mitglieder, der Höhe des Anteils entsprechend, verteilen. Das ist die allein mögliche Form auch für unsere kleinen Industrien, die auf das Mslandsgeschaft vielfach ver zichten muß, weil die erforderlichen Kapitalien die verfügbaren Mittel übersteigen. Die großen Produzenten schließen sich zusammen und bilden Kartelle. Sie kontrollieren heute schon wichtige Märkte und der Zeitpunkt ist nabe, an dem die heutige Verkanfsabteilung jedes Blechwalzwerkes durch das Äartellbureau ersetzt ist und an dem sich die kaufmännischen Aufgaben des Walzwerkes selbst auf die Expedition und die Lohnbuchhaltung beschränken. In gleichem Umfang bezieht sich das aus viele andere Branchen und unentbehrliche Rohstoffe. — Ls ist darum nur eine logische Folge, wenn sich auch die kleinen Industrien bemühen, ihre Interessen gemeinsam zu wahren, ein Gegengewicht zu bilden, das in die Wagschalc geworfen, ein ganz anderes Ergebnis erzielen wird, als die Kraft des Einzelnen, die von der Masse erdrückt wird. Hier und da in Deutschland befinden sich Ansätze zu solchen Ber- einigungem Es gibt Exportfirmen, die sich auf einige 100 Mitglieder, kleine industrielle Werke, stützen und es gibt auch Genossenschaften, deren Charakter aber bisher Wer den von Handwerkerinnungen nicht hinauskam. Die obengenannten Exportfirmen sind infolge der Viel gestaltigkeit ihrer Geschäfte und der großen Entfernung von den Produktionszentven bisher wenig in die Erscheinung getreten. Was uns fehlt, da s ist dic Zusammenfassung der ganzen Industrie eines bestimmten. Bezirkes zu einer großen gemeinsamen Einkaufs- und Derkaufs- organisation. Ich denke dabei immer an bestimmte Branchen, z. B. Haushalt- gegenstände aller Art, Posamenten und Spitzen usw., Bürsten, Spiel- waren ufw. Gerade unser Obererzgcbirge ist ein typisches Beispiel für die industrielle Konzentration und wohl nirgends sind die Vor- bc-dingungen so gegeben, wie gerade hier im Erzgebirge. Der von einer größeren Anzahl von Fabriken gemeinsam be triebene Export ermöglicht eine weit größere Ausdehnung der Ge schäfte und eine viel umfassendere Organisation, als es der einzelne Fabrikant, der nur aus die schmale Basis seiner Fabrikation ange wiesen ist, jemals erreichen kann. Die Herstellung guter Arislands- verbindungen ist eine sehr schwere und zeitraubende Aufgabe, im. überseeischen Geschäft viel schwieriger, als im Verkehr zwischen den europäischen Ländern. Verbindungen, die auf schriftliche Offerten usw. zurückgehen, sind sehr selten; meist kommt das Geschäft auf andere Art zustande. Viele Wege führen zum Ziel; ich will nur einige der wichtigsten und gebräuchlichsten anführen. Persönliche Kenntnisse des Marktes, der Absatzgebiete, sind wert voll, aber nur wenigen ist es beschieden, große Auslands- oder gar Uebcrscercisen zu machen, wenn auch heute bereits wieder viele größere Finnen dazu übergegangcn sind, eigene Reisende nach über- pecischen Märkten zu schicken. Für uns kommt speziell die Anstellung eines tüchtigen Vertreters in Frage, eines Hauses, das sich zur inten siven und gründlichen Bearbeitung des betreffenden Marktes ver pflichten muß. Bei der ost beschrankten Kollektion der einzelnen Fabrik ist aber eine solche Vertretung für den Agenten nur sehr selten lohnend und er wird sie niemals so ausnutzen oder so für sein Haus eintreten, als es nötig fit und wie es der Fall wäre, wen» ihm eine größere, die ganze Branche umfassende Kollektion geboten würde. In diesem Falle bietet die Vereinigung des Exportgeschäftes einer größeren Anzahl verschiedener Fabriken die größten Dortelle; denn sie kann «ine größere Kollektion zur Verfügung stellen und damit auch «in größere» Arbeitsfeld bchervschen, ganz abgesehen davon, daß sich di« Urckosteu wssentlich verringern. Um wilder auf da« amerikanische Beispiel -urucktzutommeu, verweise ich auf de» südamerikanischen Mack. Bor dem Kriege dominierten in den süd- amerikanischen Republiken neben der englischen und französischen Industrie, vor allen Dingen die deutschen Waren. Mit Ausbruch de, Krieges waren die alten Verbindungen abgoschnitten und Süd amerika war zu einem großen Teil auf die Einfuhr aus den Ver einigten Staaten angewiesen. Nach anfänglichen Mißerfolgen sahen die amerikanischen Fabrikanten bald ein, daß nur ein gemeinsame» Vorgehen auf die Dauer Erfolg haben könnte und damit war der Anfang zur Gründung der heute noch zahlreich bestehenden „Manu- facturers Association" (Fabrikanten-Vereinigung) gemacht. Die er zielten Ergebnisse gaben deren Gründern vollauf recht und wenn wir heute allenthalben in der Welt auf eine starke amerikanische K n- kurrenz stoßen, so ist das in den meisten Fällen eine solch« Fabri- kantrn-Genoffenschaft, die unter Zusammenfassung aller Kräfte und mit gemeinsamen Mitteln mit einer großzügigen Reklame, die nur der Gesamtheit in diesem Ausmaß möglich ist, die Kundschaft in allen zugänglichen Teilen der Welt bearbeiten und mit deren Kon kurrenz wir immer werden rechnen müssen. Di« Vereinigung einer Anzahl Fabriken bietet aber auch de» großen Vorteil, gemeinsam an die Errichtung von Musterausstellun- gen, an die Beschickung von Messen ufw., gehen zu können, es können Reisende auf Kosten der Olgaursation ausgcfandt werden, eine Methode, die viele Firmen, wie schon erwähnt, mit großem Erfolge seit Jahren verfolgen. Schließlich liegt es auch auf der Hand, daß die Zusammenfassung aller Produktionskräfte auch eine viel größere Kapitalkraft darstellt als sie dem einzelnen aufzubringen möglich ist. Gerade das groß, überseeische Geschäft, das rentable und gewinnbringende Geschäft, er fordert einen Kcrxftalrückhalt, den der Einzelne meist nicht besitzt. Vielfach liegt darin ein großes Hindernis im Ueberfeegeschaft, weil man sich nicht an die großen Transaktionen, bei denen „Ziele" usw. in Frage kommen, heranwagen kann. Solche Transaktionen sehen aber, bei Licht betrachtet, nicht so gefährlich aus, wie sie scheinen. Die Schnelligkeit des modernen Nachrichtenverkchrs, die eine Nach richt in wenigen Stunden über den ganzen Erdteil jagt, trägt viel dazu bei, Has Risiko wesentlich zu vermindern. Und zum anderen spielen die Banken bei diesem Geschäft eine Rolle, die über den Rahmen, der ihnen in Europa gezogen ist, wett hinausgeht. England darf für sich in Anspruch nehmen, das überseeische Bankwesen in einer geradezu vorbildlichen Weise organisiert zu haben. Das ganze riesige Kolonialreich, sämtliche Dominions, ist mtt einem ungeheuren Netz von Bankfilialen überzogen, die all« ihren Hauptsitz in London, im Bankviertel der City haben. Aus diesem Grunde ist London das Zentrum für fast den ganzen überseeischen Zahlungsverkehr geworden. Dieser Zahlungsverkehr wickelt sich auf verschiedene Weise ab. Mitunter wird die Warenlieferung durch Remittierung be glichen, d. h. der Überseefiche Kunde kauft bei seinem Bankier Wechsel, die auf europäische Banken gezogen sind, sogenannte ,chank-bills", di« dem Exporteur jede Sicherheit bieten. > Oder aber, und das ist die gebräuchlichste Art der Zahlung, es werden „Dokumentgeschäfte" gemacht, d. h. der europäisch« Exporteur zieht nach Versand der Waren auf den überseeischen Käufer einen Wechsel, gewöhnlich 30 oder 60, ost auch 90 Tage „nach Sicht" zahlbar. Diesem Wechsel heftet er die Dokumente, Konoffcmente uiid Versicherungspolice über die betreffende Warensendung an und schickt diesen dokrnncntierten Wechsel an ein« englische Bank, di« nach dem betreffenden Platze oder Lande arbeitet und dort die Ein ¬ sprach. Denn seit sie beobachtet habe, daß Adalise heimliche Beziehungen zu Prinz Löwenkreuz unterhalte und sich mit ihm im Siebenstcinerwald des öfteren träfe, habe sie erkannt, daß eine junge Dame, die etwas auf ihren Ruf halte, nicht länger die Gastfreundschaft einer solchen Frau genießen dürfe. Der Krieg habe daher ihren Wünschen, von Karolinenruhe fortzu kommen, nur einen willkommenen Vorwand geboten . . . Leo wollte diesen Brief erst vernichten. Er glaubte kein Wort davon. „Natterngist", dachte er verächtlich. Daun aber besann er sich und verwahrte ihn sorgfältig m seinem Schreibpult neben den Quittungen der Baronin auf. Dielleicht kam der Tag, an dem er Adalise damit bewei sen konnte. Gewiß, er hatte Löwenkreuz einmal gefürchtet! Hatte auch ganz gut gemerkt, daß Adalise ihn noch heute mit dem Glorienschein einer einstigen Mädchenschwärmcrei umwob... weil sic ihn eben noch nicht sah, wie er wirklich war. Aber Gottulon war fest überzeugt, daß sich auch Adalise eines Ta ges klar werden würde über diese hohle Nichtigkeit im fürst lichen Gewand. Sein Leben war bei aller äußeren Tätigkeit ein stilles Marten geworden. Er ahnte nicht, daß Adalise in ihrem Schreibtisch einen leidenschaftlichen Liebesbrief verwahrte, den Löwenkreuz ihr kurz nach seiner Abreise geschrieben hatte. Daß sie diesen Brief wie einen kostbaren Schatz betrachtete und in vielen einsamen Stunden sich daraus Trost holte. So wenig wie er ahnte, daß sie ost ganz allein nach Mairingen ging, im Schatten der großen Tannen oder in der jetzt über und Uber mit blutroten Hagebutten bedeckten Rosenlaube der Försterin saß und an „ihren Helden" dachte. Er stand in Galizien, und es ging ihm gottlob gut, wie kurze Feldpostkatren ab und zu meldeten. Jedesmal, wenn so ein Kärtchen kam, schlug Adalise» Her- höher. Ader sie be schwichtigte ihr Gewissen dann immer mit dm Worten: „S» ist das einzigste, was mir das Leben gibt!" Darüber merkte sie kaum, wie sich alles um sie herum ver änderte. Wie überall neue Felder angelegt wurden, ihr Mann da und dort herrenlos gewordene kleine Bauerngüter erwarb, Stallungm erbaute, Weideland pachtete, ackern, an- bauen und ernte« ließ" und immer neue Vorräte in dm beb«, tend erweiterten Kühlhäusern der Durstfabrft «inlagerte. Kev Arbeiterkonsumverein und das Fabrikhospital wurden ver größert, ein leerstehendes Gebäude auf luftiger Höhe von Leo als Genesungsheim eingerichtet. KortfeLllM jolgU <
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