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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192407096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240709
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-09
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.07.1924
- Autor
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Der polnische Saß. Don Dr. Drastatt-Berlin. E» gibt einen zwiefachen Haß; einen solchen de» Zorns, der sich gegen Unrecht, Quälerei und Marter empört, und ünen feigen, niederen Haß des schlechten Gewissens. Der Deutsche ist im allgemeinen de» Hasse» überhaupt nicht fähig; veder sein germanttcher Charakter noch sein Christentum be- Wktaen ihn dazu. Wohl kann es Zeiten geben, in denen auch »ei ihm durch unsägliche Peinigung ein Gefühl erzeugt wird, »as man mangels anderer Worte mit dem Ausdruck „Haß" »elegt; nie und nimmer aber war oder ist er jenes unwürdigen Haffe» fähig, den wir bei Völkern niederer Gesinnung so oft mtreffen, heute wie früher namentlich bei Franzosen und Polen. Gerade diese Nationen, die so gern mit ihrem Christen- ,:um, mit Toleranz und Ritterlichkeit prunken, sind in Wahrheit — dafür ist ihr gesäurter Geschichtsverlauf Beweis — von einer Mentalität, bei der der Antichrist Pate gestanden hat. Ueber Frankreich an dieser Stelle kein Wort; aber viel zu wenig wird leider in der deutschen Oeffentlichkeit all das ge- würdigt oder auch nur gekannt, was täglich und stündlich Deutschland und das Deutschtum von polnischerSeite Nus erfährt. Ja, wir wssen es und leugnen es nicht, daß Preußen vom Jahre 1772 bis 1918 Teile des früheren Königreichs Polen besaß. Aber war das ein Verbrechen? Gehörten die Gebiete an der Weichsel nicht, solange es «ine europäische Geschichte gibt, der germanischen Raffe zu? Die nach der sogenannten Völkerwanderung nur vorübergehend daraus verdrängt wurde, und zwar zum Teil durch eben jene Polen? Wurden die vor übergehend uns entfremdeten Gaue dann, nachdem das Deutschtum sich in völkischem Erwachen wiederfand, nicht sofort zurückerworben, und zwar durchaus nicht rein gewaltsam, son dern mit Hilfe der höheren Kultur, nach der diese Gebiete und ihre Fürsten selbst verlangten? Hatte nicht Polen den Deutsch ritterorden nach Pommerollen, hatte es nicht Jahrhunderte hin- Durch die Deutschen aller Stämme als willkommene Koloni satoren zu sich gerufen? Sind nicht alle „polnischen" Städte — von denen der Provinz Posen zu schweigen, aber auch Warschau, Krakau, Lemberg usw. — deutsche Gründungen? — Als das Weichsel- und Wartheland an Deutschland kam, da wurde nichts als ein altes Unrecht wieder gutgemacht — da kehrte deutscher Boden und deutsche Kultur zum Mutterland und Muttervolk wieder zurück — ein Vorgang, über den sich das aus Räubereien aufgebaute, nein, zusammengestückelte Großpolen schon aus Gerechtigkeitsempfinden nicht beklagen sollte. Und was hat das Deutschtum nicht nur im Mittelalter, was hat es auch im 18. und 19. Jahrhundert dem von ihm betreuten Polentum gebracht? Es hat für Ordnung und Recht lichkeit, für wirtschaftlichen Aufschwung und jegliche Kultur- entwicklung gesorgt; es hat aus den heruntergekommenen Pro vinzen in geradezu faustischer Arbeit blühendes Land ge schaffen. Was Jahrhunderte polnischer Mißwirtschaft versäumt hatten, so den Bau einer Wasserstraße zwischen Weichsel und Oder, das schuf der alte Fritz in zwei Jahren: den Bromberger Kanal; was aber jene Jahrhunderte zerstörten, das ward neu aufgebaut, wie das gleiche Bromberg, das als deutsche Stadt erichtet, unter eigener Verwaltung nach magdeburgischem Recht eine große Bedeutung gewann, nach der Polonisierung lang sam, doch unaufhaltsam zu einem Flecken mit einer Einwohner schaft von siebenhundert verwahrlosten Analphabeten herab- sank, um dann Unter preußischer Flagge den Weg zur geistig und wirtschaftlich gegründeten Höhe zu nehmen. Was die Kulturpolitik (erinnert sei nur an die Aufhebung der Leib eigenschaft), die Schulpolitik usw. in den angeblich polnischen Provinzen geleistet haben, ist ein Ruhmesblatt des „milita ristischen^, „hakatistischen" und „kreuzritterlichen" Preußen tums. Dieses von den Polen verfolgte und verketzerte Preu ßentum hat nicht nur die deutsche, nein, auch die polnische Kultur jener Gebiete gefördert und hat für Erhaltung der polnischen Sprache und Geschichte gesorgt — wie sehr das von Hetzern und Fälschern auch bestritten wird. Keinem Polen, der auch nur leidlich loyal lebte, wurde ein Härchen gekrümmt, keiner wurde aus seiner Heimat ausgewiesen; zahlenmäßig wie nach Einkommen, Steuerkraft und sogar landwirtschaftlichem Areal nahm das Polentum nicht ab, sondern zu — und zum Schluß schuf das Blut deutscher Soldaten die neupolnische Freiheit, bas neupolnische Reich. Die Polen wissen dieses alles nur zu genau, auch wenn sie es krampfhaft bestreiten oder die geschichtlichen Tatsachen in ihr Gegenteil umkehren. Sie wissen auch, daß das alte Preußen so tolerant war, daß es den dauernden Hochverrat beispiels weise der polnischen Presse sowie die polnische Mobilisierung in den Sokols usw. schweigend duldete. Die Polen wissen dies alles — aber sie wissen auch das eine, daß Preußen wie Deutsch land niemals in die dauernde Entfremdung der ihnen nach menschlichem und göttlichem Recht gehörenden Lande an Weich- .sel und Warthe willigen kann und wird! i Das ist die Quelle des feigen Haffes: die Angst des bösen Gewissens, die Furcht, ja, die Voraussicht, daß irgendeine pol nische Generation einmal Rechenschaft ablegen muß über das, was das polnische Volk seit 1918 getan. So gibt es für diesen Haß nur eins: d i e A us t i l g ung des deutschen Volkes überhaupt, die Ausrottung des Deutschtums'in der alten Ostmark, sowie die schikanöse, brutale, ja, blutige Behandlung der Minderheiten überhaupt. Daher die Abschnürung der Bevölkerung mit ihren vielen familiären und wirtschaftlichen Beziehungen zum Reiche von diesem. Daher die Zerstörung des Schulwesens, dem Minder heitenschutzvertrage zum Trotz. Daher die Verfolgung nament- lich auch der deutschen Katholiken, der Raub ihrer Kirchen, die Verbannung ihrer Geistlichen in irgendein Hinterland, wo sie „unschädlich" sind. Daher die Liquidationen, die unsern Volks- genossen die Heimat stehlen. Daher die Fortnahme der Be sitzungen der vaterländischen Frauenvcreine, der Reichs- und Krtegerwaisenhäuser, der Berufs- und Sportvereine, wie des Posener Ruderklubs Germania, dessen sämtliche Mitglieder aus polnischen Staatsangehörigen bestehen. Daher die mili tärischen Rüstungen, durch die das waffenstarrende Polen jetzt jährlich 150 600 Mann neuer ausgebildeter Truppen erhält. Daher die Bündnisse mit Frankreich und verschiedenen Ost- staaten. Daher der Ruf des Staatspräsidenten Wojciechowski auf der Posener Messe zur Zurückgewinnung der ehemals pol nischen, aber trotz Versailles noch „unerlösten" Gebiete, wozu der Pole, es ist kein Scherz, ganz Deutschland bis zur Oder, nein, Uber die Oder hinaus, womöglich bis zur Elbe versteht. Daher die Forderung Zamoyskis, die Danziger Fragen als „innerpolitisch«" Angelegenheit Polens zu behandeln. Daher das Verlangen Kierskis, Trampezynski» und des Westmarten. Vereins, den Minderheltenschutzvertrag zu kündigen, obwohl er ein Teil des sogenannten Versailler Vertrages ist. Daher die von der nationaldeinokvatischen Presse beliebte Bezeichnung der Deutschen als geifernder, an ihrer Kette zerrend-t Tiere und de- Deutschtum- al» der hunbertköpfM Hydrat Semra von diesen Beispielen des wilden -affe», der au» Undank und döse« Gewissen, aus Furcht und --- letzte» Ende» auch uneingestandenem Respekt vor deutscher Kraft geboren ist. Biel -u wenig dringt von all den Aeußerunaen dies« Haffe» in die deutsche Oeffentlichkeit! E» sollte kein Tag vergchen, an dem nicht unsere Presse die maßlosen Ungerechtigkeiten, die schnöden Rechtsbeugungen der Polen festnagelt! Wie hat der Pole, dem es weiß Gott in Deutschland gut ging, geschrien über irgendein angebliches Unrecht, das ihm da oder dort widerfahren sein sollte; wie hat er die Welt mit seinen falschen Klageliedern erfüllt! Und wir schweigen, schweigen viel zu sehr. Gewiß, über den Ereignissen an Rhein und Ruhr, an der Saar, in der Pfalz sind die Geschehnisse im Osten vor den Augen der Oeffentlichkeit etwas -urückgedrängt; mit Unrecht. Wir dür fen die Ostmark nicht vergessen, wir dürfen auch den polnischen Haß nicht vergessen, son dern müssen ihn und seinen Vernichtungs- willen al« einen politischenFaktorvon größ ter Bedeutung in jegliche Arbeit an Staat und Völkern st eilen. Wir sollten eiiwm Haß den deut schen Lebenswillen, den Willen zur Volksgemeinschaft, den Willen zur innerlichen Gesundung entgegensetzen, aus der allein wieder neuer Aufstieg, neue Bolksgröße und neue deutsche Zukunft erblühen können. Französische Schandurteile. London, 7. Juli. Da» französische Kriegsgericht in Lan- bau verhandelte im Mederaufnahmeverfahren gegen eine Reihe Eisenbahner aus Kaiserslautern, die im Oktober 1923 unter der Anklage der Begünstigung des passiven Widerstandes zu je 5 Jahren Gefängnis und 5 Milliar den Mark Geldstrafe verurteilt worden waren. Das neue Urteil lautet gegen einige Angeklagten auf 3 Jahre Ge fängnis, gegen die übrigen auf je 2 Jahre. ; v. Kahr nimmt seine Amtstätigkeit wieder aus. München, 7. Juli. Herr v. Kahr hat seinen Urlaub beendigt und sein Amt als Regierungspräsident von Ober bayern und damit als Staatskommissar von Oberbayern in den letzten Tagen wieder angetreten, trotzdem ihm von Re gierungsseite wiederholt nahegelegt worden ist, zurückzu treten. , Frhr. v. d. Goltz gegen seine Verleumder. Berlin, 7. Juli. Don den vaterländischen Verbänden geht der Telegraphen-Union folgendes Schreiben des Grafen v. d. Gdltz mit der Vitt« um Veröffentlichung zu: „Bei meiner Rück kehr von Reisen erfahre ich soeben, daß mich Linksblätter in unerhörter Weise mit Vorgängen im Luftfahrer dank in Verbindung gebracht haben. Ich erkläre hierzu erstens, daß ich alle Zeitungen, die mich in dieser Angelegen- heit beleidigt haben, verklagen werde, wenn sie ihre beleidigen den Verdächtigungen und die dabei geäußerten beleidigenden Ausdrücke nicht binnen drei Wochen mit dem Ausdruck« des Bedauerns zurücknehmen, zweitens, daß ich jeden -er bewußten Verleumder gerichtlich verfolgen werde, der diese Vrdächtigun- gen nochmals zu wiederholen wagt, drittens, daß der ganze Derleumdungsseldzug offenbar di« vaterländischen Verbände treffen soll, fiir di« ich zum Teil in führender Stellung arbeite; denn die sonst über mich so gut unterrichteten Blätter hätten leicht feststellen können, daß ich von 1914—1919 im Felde, also gar nicht in der Lage war, mich um heimatliche Dinge zu kümmern. Danziger Protest beim Dölkerbundsrat. Gens, 7. Juli. Wie das „Journal" meldet, hat der Senat dos Freistaates Danzig einen neuen Einspruch an den Völkerbundsrat gerichtet gegen die Fortsetzung der polni schen Munitionsausladungen im Danziger Ha fen. Die Ausladungen innerhalb der Hafenzone bedrohen im Fall einer Explosion Stadt und Hafen mit vollständiger Ver nichtung. Rußland boykottiert deutsche Schiffe. Loudon, 7. Juli. Die „Morning Post" meldet aus Heising- fors: Der Hafen von Kronstadt ist für das Einlaufen deutscher Handelsschiffe gesperrt. Japan verstärkt seine Luftflotte. Tokio, 7. Juli. Der Marineminister erklärte im Parlament, die Weltlage erfordere, daß Japan seine Marinolu ft- streitkräfte weiter vermehre. Er empfahl die Auf stellung von 11 weiteren Geschwadern außer den 17 im gegen wärtigen Programm bereits vorgesehenen. Berlin, 7. Juli. Wie gemeldet wird, sind Bestrebungen im Gange, die Reichsbankanteile an der Berliner Börse in den variablen Verkehr einzuführen. Hamburg, 7. Juli. Die hiesigen organisierten Bauar beiter forderten von den Unternehmern eine 15prozentige Lohnerhöhung. Da diese Forderung mit Rücksicht auf die wirt schaftliche Lage abgelehnt wurde, suchen die Arbeiter ihre For derung durch T.eilstreiks und Sperren dnrchzusetzen. Die Arbeitgeber haben zur Abwehr dieser Maßregel beschlossen, am 9. Juli sämtliche Bauarbeiter Großhamburgs zu entlassen. München, 7. Juli. Infolge -es Rücktritts der bisherigen Regierung und der Neubildung -es Gcsamtministeriums sind der bisherige Ministerpräsident Dr. von Knilling und -er bis herige Staatsmintster des Innern Dr. Schweyer in ihrer Eigenschaft als Bevollmächtigte Bayerns zum Neichsrat aus geschieden. An ihrer Stelle sind als Bevollmächtigte Bayernszum Reichsrat der nunmehrige Ministerpräsi- -ent Dr. Hel- und der nunmehrig« Minister des Innern Dr. StüIzel bestimmt worden. Münche«, 7. Juli. Dem „Völkischen Kurier" läßt Adolf Hitler au» Landsberg mitteilen, -aß er die Führung -er nationalsozialistischen Bewegung niedergelegt habe und sich während der Dauer seiner Inhaftierung jeder politischen De- tätigung enthalten werde. Pari», 7. Juli. Wie der „Matin" aus Roni meldet, fanden dort in den Buveaus der kommunistischen Partei polizeiliche Haussuchungen statt. Es wurde u. a. der Aufruf der dritten Internationale in Moskau an -as italienische Volk beschlagnahmt, worin dieses anfgefordert wird, sich mit den Waffen gegen den Faszismus und gegen die bürgerliche Re- gierung zu erheben. Madrid, 7. Jnli. Die Negierung hat eine weitgehende A mnestie, hauptsächlich fiir politische, militärische und Presse vergeben erlassen. OrrMche A«,elege«he»e». Das erschtitterle Preisnivea«. Der große Preisabbau, aus welchen die deutschen Wäh» rung»- und Finan-politiker seit Monaten hinarbeiten, hat begonnen. Ein Blick in die Geschästsanzeigen der Tage« -ettungen und in die Schaufenster der Läden genügt, um zu erkennen, daß das Pretsniveau für eine große Reihe vou Gebrauch-gegenständen aufs schwerste erschüttert ist. Di- Parole der Geschäftsleute ist: „Bargeld", weil die Weiter« schleppung von Schulden bei den überaus harten Zins- und Sicherungsbedingungen unerträglich scheint. Mitten in den Preisabbau hinein hat nun die Regierung eine Heraufsetzung der Wohnungsmieten eintreten lassen, und zwar um 11 Proz- der Friedensmiete oder um ca. 20 Prozent der für Juni gültigen Mietsätzc. Vermutlich werden sich die Verteuerung der Miete und die Verbilligung des übrigen Lebensbedarfes im Laufe des Juli so ausgleichen, daß keine Steigerung des allgemeinen Lebenshaltungsindex zu verzeichnen ist. Aus beiden Gebieten, bei der Erhöhung der Wohnungsmieten und' bei der Herabsetzung der Warenpreise, wird eine ungesunde Entwicklung früherer Jahre allmählich wieder gutgemacht. Dio in der ersten Nachkriegszeit vielleicht im gewissem Umfangs notwendige Bewirtschaftung der Wohnungen hat längst dazu geführt, die Neuproduktion von Wohnungen zu drosseln und damit die Wohnungsnot als allgemeine soziale Erscheinung zu verewigen. Allerdings haben die Hausbesitzer durch den Fortfall der Hypotheken gegenüber der Friedensgeit eine Ent lastung erfahren. Durch das Fehlen jeder Einkünfte während der letzten Jahre ist jedoch der bauliche Stand der Wohnungen derartig heruntergekommen, daß erst durch eine längere Zeit reiner Mietüberschüsse wieder eine leidliche Beschaffenheit der Häuser erzielt werden kann. — Aus jüngerer Zeit stammt das ungerechtfertigt hohe Preisniveau für zahlreiche gewerbliche Erzeugnisse. Seit Mitte 1921 datiert der Währungsverfall, welcher zahlreichen Elementen den Einzug in die deutsche Produktion und in den deutschen Handel ermöglichte, ohn? daß ein ausreichender Fond von Kapital und Berufserfahrung vorhanden gewesen wäre. Die ersten 10 Monate des ver gangenen Jahres machten die früher unbedingt notwendige gewissenhafte Kalkulation zu einer zeitraubenden und über flüssigen Beschäftigung. Die Skrupellosen verdienten schnell und viel und wurden immer weniger geneigt, ihre Betriebe auf eine solide Grundlage zu stellen. Als dann die Renten- mdrk erschien, wurden die Phantasiepreise der Inflationszeit als Grundlage für die Bewertung der Waren gewählt. Dies ungerechtfertigte Preisniveau ist jetzt ins Wanken geraten und wird hoffentlich für immer zusammenbrechen. Wie bei jeder Katastrophe, bleiben auch bei der jetzigen Erschütterung des Preisniveaus zahlreiche Opfer auf der Strecke. Es sind nicht immer nur lebensunfähige und un solide Unternehmungen, die sich jetzt einer Geschäftsaufsicht unterwerfen oder Konkurs anmelden müssen. Ein einziger großer Konkurs kann eine Reihe anderer Firmen mit ins Verderben ziehen, weil keine Firma ihre Verpflichtung ande ren gegenüber erfüllen kann, wenn sie von ihren Schuldnern im Stich gelassen wird. Die Banken und andere finanziell kräftige Unternehmungen haben es in der Hand, Firmen fallen zu lassen, denen jede Existenzberechtigung fehlt, dafür aber solche Firmen, die an sich lebensfähig sind, in gewissem! Umfange zu stützen. Aller Voraussicht nach wird die groß« Konkurswelle, die heute über Deutschland geht, noch höher an« steigen. Es Muß daher im Interesse der deutschen Wirtschaft verlangt werden, daß volkswirtschaftlich urteilsfähige Stellen herangezogen werden, wenn es sich darum handelt, ein Unter nehmen in Konkurs gehen zu lassen bezw. vor dem Konkurs zu retten. WW. * Da« Gesamtministerium hat den Entwurf einer neun ten Aenderung des Deamtenbesoldungsgesetzes beschlossen, der die Beamtenbczüge in derselben Weise-regelt, wie es im Reiche durch die Entscheidungen des Reichstags und der Rcichsregicrung geschehen ist. Ferner wurden verabschie det der Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Um- zugsko st enge setz es, der Entwurf einer Gesetzes über Neuregelung der Staatlichen Ruhe st and s- und Hinter- bliebenenbezügc der früher kirchenmusikalisch tätlg ge wesenen Dolksschullehrer, der Entwurf einer Vorlage über Unterstützung der durch das Hochwasser in der Oberlausitz Ge schädigten und der Entwurf eines Jagdgesetzes. Auf Antrag des Wirtschaftsministeriums wurden die Landwirtschaftlichen Versuchsanstalten Dresden, Leipzig-Möckern und Pommritz in die Reihe der wissenschaftlichen Forschungsinstitute ausge nommen. * Der früher« Kronprinz Georg von Wachsen wird am 18. Juli zum katholischen Priester geweiht werden. * Bankbeamten-Tagung. Für vergangenen Sonntag hatte der Gau Sachsen im Deutschen Bankbeamten-Derein zu einer erzgebirgisch-vogtländischen Bankbeamten-Tagung nach Aue eingeläden. Die hauptsächlichsten Bankplätze des Erzgebirges und Vogtlandes hatten Vertreter entsandt. In seiner Eröff- nungs- und Begrüßungsrede wies der Gauvorsteheer Bött ger -Dresden auf Zweck und Ziel der Veranstaltung hin und begrüßte insbesondere den Generalsekretär Zachar als Der- . treter der Organisationsleitung in Berlin. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag des Gaugeschäftsführers Landtagsabgeord- neten Voigt über die Stellung des Deutschen Bankbeamten- Vereins in den beruflichen Existenzkämpfen. Die vielseitigen Bemühungen und die durch die verschiedenartigsten wirtschaft lichen Verhältnisse der letzten Jahre bedingten Methoden der Organisation wurden hierbei hevvorgehoben. Die im Fusain- menhange mit der Währungoumstsllung im Bankgewerbe be obachtete Verschiebung der Aufgabengebiete und deren Rücks Wirkungen auf das Personal, die in einem ungeheuren Ange stelltenabbau sich äußern, wurden eingehend besprochen. Das Referat und die anschließende Debatte fanden ihren Nieder schlag in einer E nts ch l i sß un g, in der es u. a. heißt: Dia au» allen für da« Bankgewerbe maßgebenden Plätzen der Re^ gierungsbezirke Chemnitz und Zwickau versammelten Bank angestellten wenden sich mit Entschiedenheit gegen die von den Dankleitungen neuerdings betriebene Gehalts- und Personaf- politik. Nach dem Ausscheiden von zum Teil nicht banktechnisch vorgebildeten Kräften steht den Instituten heute erstklassiges Personal zur Verfügung. Gerade angesichts dieser Tatsache entspricht die Gehaltsentwicklung keineswegs den Leistungen der Angestellten. Ebensowenig wir- sie den wirtschaftlichen Bedürfnissen gerecht. Gemessen am Vorkriegsstand und an den gegenwärtigen Erwerbsverhältnissen verwandter Beruft- gruppen sind die Gehälter der Masse der Bankapgestellten rück- ständig und unzulänglich. In den Inflationsjahren haben die Bankbeamten unter Aufgebot aller Kräfte die fast ins grenzen- M» acheigerten Aufsätzen der Banken bewältigt. Ihnen mA
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