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Erzgebirgischer Volksfreund : 21.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192406210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-21
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 21.06.1924
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Der Der-ardeNerkottMl. Dresden, 19. Juni. Der Landtag hatte sich heute mit den kommunistischen Anträgen betr. die Bergarbeiter, au-sperrung-u befassen. Den Ausschutzbericht erstattet Abg. Granz (Kom.), der beantragt, die Anträge nach den Erklärungen der Staatsre gierung fUr erledigt zu erklären und die Regierung zu ersuchen, durch Verhandlungen mit der A.-G. Sächsische Werke darauf hinzuwirken, daß in den Kohlenwerken, an denen der sächsische Staat mit Aktienmehrheit beteiligt ist, die Arbeit ausgenommen werden müsse, und den Gemeinden zur Unterstützung der in Rot geratenen Bevölkerungsschichten der Bergbaureviere finan zielle Beihilfen zur Verfügung zu stellen. Die auf der Tribüne anwesenden Zauckeroder Bergarbeiter, die sich durch Zwischen- rufe bemerkbar machen, werden vom Präsidenten zur Ruh« ermahnt. Räumung der Tribüne wird angedroht. Als der Be richterstatter bemerkt, die kommunistischen Anträge seien im Ausschuß mit Hilfe der Sozialdemokraten abgelehnt worden, ertönen von -er Tribüne Pfui-Rufe. Ministerpräsident Heldt gibt namens der Regierung eine längere Erklärung ab, in der er zunächst auf den bisherigen Verlauf der Einigungsverhandlungen eingeht und bemerkt, es bestehe die Wahrscheinlichkeit, daß das Neichsarbeitsministerium nun den gefällten Schiedsspruch als verbindlich erklären werde. Die Unterstützung der durch die Bergarbeiterkämpfe in Mit leidenschaft gezogenen Bevölkerungskreise erfolge nach den ge setzlichen Bestimmungen. Die Mittel zur Unterstützung hätten die Bezirksfürsorgestellen und Gemeinden aufzubringen. Die Regierung sei bei der Reichsregierung vorstellig geworden, und es sei ihr gelungen, eine Million Mark Vorschuß zu erhalten; von dieser Summe seien bereits 160 000 Mk. den Gemeinden zur Verfügung gestellt worden. Die Regierung glaube, alles getan zu haben, uni die Streitigkeiten beizulegen und die Not zu lindern. (Abg. Böttcher ruft: Sie sind ein ge- treuer Knecht!) Abg. Lieberasch (Kom.) beklagt sich über die Anwesen heit der Polizei in den Streikgebieten und behauptet, die Polizei trete brutal auf und versuche, die Streikenden zu provozieren. Abg. Eckardt (Dntl.) weist die gegen die Arbeitgeber zu Unrecht erhobenen Vorwürfe zurück. Ein großer Teil der Be legschaft sei schon längst bereit gewesen, wieder zu arbeiten, wenn sie sich nicht vox dem Terror der Streikenden fürchteten und die Gemeinden nicht die Unterstützung gewähr ten, die eine einseitige Parteinahme im Kampfe bedeute und gesetzwidrig sei. Die Folgen des Streikes würden sich noch lange bemerkbar machen, nicht nur für die Arbeiter selbst, sondern auch für die Werke und deren Absatz. Abg. Graupe (Soz.) sagt den Kommunisten, ihr Wunsch, den Streik zu beenden, sei nur Geste, denn sie suchten auch noch andere Arbeitergruppen in den Streik hineinzuziehen. Abg. Siewert (Kom.) fordert die auf den Tribünen anwesenden Bergarbeiter auf, seine Angaben über den Schicht lohn zu bestätigen. Als die Tribüncnbesucher darauf eingeben, wiederholt der Präsident seine Drohung der N ä u m ungder Tribüne und ruft den Redner zur Ordnung. Abg. Drechsler (Soz.) wirft den Kommunisten vor, daß sie nicht nur die sozialdemokratische Partei, sondern auch die Gewerkschaften zertrümmern wollen. Sie arbeiteten ganz systematisch daran, die Arbeiter nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Die Mehrheitsanträge finden darauf gegen die Stimmen der Kommunisten Annahme. Als Präsident Winkler erklärt, damit'^fei dieser Punkt erledigt, ruft Abg. Siewert: Und die Bergarbeiter sind ver raten worden! (Ein Teil der Tribünenbesucher verursachte großen Lärm und ruft wiederholt Pfui!). Der Präsident be merkt, daß sich das Haus um diese bestellte Arbeit der Kommu nisten nicht kümmere, sondern in der Erledigung der Tages ordnung fortfahren werde. — Darauf leert sich die Tribüne sehr geräuschvoll. Der Antrag des Untersuchungsausschusses zur Prüfung der Beamtenpolitik, betr. den Ämtshauptmann Dr. Sievert- Meißen, findet einstimmig Annahme, da die Angelegenheit durch die Wiedereinstellung Dr. Siverts bereits erledigt ist. Zwei deutschnationale Anträge auf Aufhebung der Zug tiersteuer und die Aufbringung der für Wegbauzwecke erforder lichen Mittel sowie auf Vorlegung einer Denkschrift über die steuerliche Belastung der Landwirtschaft wer den nach längerer Begründung durch den Abg. Dr. Troll (Dntl.) und nach kurzer Aussprache an den Rechtsausschuß verwiesen bzw. in Schlußberatung genommen. * Die Verhandlungen im Bergarbeiter-Konflikt abermals gescheitert! Im sächsischen Arbeitsministerium fand am Mitt woch eine Konferenz von Vertretern der Steinkohlenwerke und Vertretern der Bergarbeiter statt wegen Beilegung des jetzt schon sechs Wochen währenden Konfliktes im sächsischen Berg bau. Der letzte Schiedsspruch erklärte, daß die Arbeitgeber nur die Hälfte des Urlaubs in diesem Jahre zu bezahlen hätten. Die Vertreter der Arbeitnehmer erklärten am Mittwoch, daß die Bergarbeiter den Streik sofort abbrechen würden, wenn ihnen für die ganze Urlaubsdauer der Lohn gezahlt würde, was die Arbeitgeber angesichts der mißlichen Lage dös Bergbaues ablehnten. Eine Einigung kam nicht zustande. Jetzt wird der Reicharbeitsminister eine Entscheidung treffen, ob der letzte Schiedsspruch als allgemein verbindlich erklärt werden soll oder nicht. Berlin, 19. Juni. In den Verhandlungen zwischen dem Reichsverkehrsministerium und den Vertretern der Eisenbahn- arbeiter ist auch Uber die Frage der Orts zu schlüge eine Verständigung erzielt worden. Damit ist die Lohnfrage end - gültiggeregelt. BerKn, 19. Juni. Der Reichsverkehrsminister hat an die Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamten und -Anwärter die Aufforderung gerichtet, den 8 2 der Satzungen über Streik zu streichen. Falls der Aufforderung nicht entsprochen werden sollte, würde die Neichsgewerlschaft nicht mehr zu den Be sprechungen .im Reichsverkehrsministerium hinzugezogen werden. Berlin, 19. Juni. Vor dem Amtsgericht Eharlottenburg stand gestern der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Major a. D. Henning als Kläger in einer Privatklagsache wegen Verleumdung. Henning trug ein Hakenkreuz auf dem Ueberrock. Der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Fried- länder, ersuchte den Abgeordneten, das Hakenkreuz zu ent- fernen, da er als Derhandlungsleiter das Tragen dieses Ab zeichens nicht dulde. Als Henning sich weigerte, das Abzeichen zu entfernen, wurde er in eine Ordnungsstrafe von 50 Gold mark genommen. Eine Verhandlung war nicht möglich; es wurde beschlossen, die Angelegenheit an das. Landgericht zur NM, 19. Juni. Der Vorstand der faschistischen Gewerk- schaftsverbände nahm eine Tagesordnung an, in der tiefster Schmerz über da» an Matteotti begangene Verbrechen zum Ausdruck gebracht und von neuem im Ramen aller den Ver- bänden angehörigen italienischen Arbeiter da» unerschütterliche VertrauenfürMussolini ausgesprochen wird. Nom, 19. Juni. Nach dem „Monto" wurde der Faschist Poghora, der öffentlich den Tod Matteotti» beklagte, von einem Unbekannten tödlich verwundet. I SerMche Angelegenheiten. j * Der Landesverband Sächsischer Saalinhaber hielt seinen 21: Verbandstag in Döbeln ab. Aus dem Geschäftsbericht geht hervor, wie schwer das Gastwirtsgewerbe zu leiden gehabt hat. Nur 20 bis 25 Prozent der Saalinhaber konnten die ihnen ge setzlich zustehenden Tanztage abhalten. Ungefähr 25 Prozent der Säle in Sachsen sind für die Industrie oder andere Zwecke verwendet und umgebaut worden. Infolge der Stabilisierung der Währung, die vollständige Verödung der Säle infolge der Geldnot mit sich brachte, gingen dem Landesverbands 200 Mit glieder verloren. Die schlimmste Bedrückung brachte das Not gesetz vom 24. Februar 1923, besonders hinsichtlich der Schlem mer- und Verzehrsteuer. Das Tanzverbot konnte glücklich ab gewendet werden. Nach Entlastung des Gesamtvorstandes be richtete der Verbandsvorsitzende aus der Delegiertensitzung vom Dienstag, daß der Haushaltplan angenommen unü der Derbandsbeitrag auf 1 Mark monatlich festgesetzt worden ist. Die Versammlung stimmte dein zu. Der Vorstandsvorsitzende Baum hielt ein Referat über das Notgesetz hinsichtlich der Po- lizeistunde, Vereinsrecht, Schankstättengesetz, Mitbeflimmungs- recht der Gemeinden bei Konzessionserteilungen. Zur Ge meinde-Getränkesteuer wurde folgende Entschließung ange nommen: „Der Verbandstag der sächsischen Saalinhabcr for dert die Neichsregierung nachdrücklich auf, 8 14 des Finanz ausgleichgesetzes mit sofortiger Wirkung aufzuheben." Arnold- Freiberg sprach gegen die Lustbarkeitssteuer, die so recht zeige, daß der Saalwirt der Steuerbüttel der Finanzämter sei. Er förderte sofortigen Abbau der Lustbarkeitssteuer. Es wurde folgende Entschließung angenommen: „Die heutige Tagung des Sächsischen Saalinhaber-Verbandes verlangt nachdrücklich^ den sofortigen Abbau der Lustbarkeitssteuer, weil die weitere Ausübung der Saal- und ähnlicher Geschäfte durch die Aus wirkung dieser Steuern ernstlich in Frage gestellt wird." Es wurde weiter eine lange Reihe von Anträgen erledigt und der Vorstand beauftragt, auf Aufhebung der Polizeistunde zu drin gen und im Ministerium vorstellig zu werden, die Alters grenze der zum öffentlichen Tanz zugelassenen jugendlichen Personen endgültig festzusetzen. Die Versammlung beschloß weiter, darum nachzusuchen, daß die Militärkapellen und die Beamten wieder Tanzmusiken spielen dürfen, da ein chroni scher Mangel an Musikern bestehe. Der Ort der nächsten Ver bandstagung ist Auerbach i. V. * Kirchentag und soziale Frage. Der Deutsche Evange lische Kirchentag hat eine Kundgebung an das deutsche evange lische Volk beschlossen. Er nimmt darin zu den Fragen des Ehe- und Familienlebens, der Kindererziehung, der Jugendbe wegung, der gesamten öffentlichen Verhältnisse Stellung. Zu den immer schärfer sich zuspitzenden sozialen Kämpfen und Gegensätzen spricht sich die Gesamtvertretung des deutschen Protestantismus in folgenden programmatischen Darlegungen aus: Zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sehen wir mit ernster Sorge wieder Kämpfe entbrennen der- .art,, daß sie. die Volksgemeinschaft, die gegenwärtig doppelt nottut, zu zerreißen drohen. Wir haben volles Verständnis für die äußere und innere Not der Arbeiterschaft, die Vieles zerrinnen sieht, was sie geglaubt und erhofft hat, und nun auch noch von Arbeitslosigkeit und drückenden Sorgen be droht ist. Sie kann sich jedoch dem nicht verschließen, was die schwere wirtschaftliche Lage von allen Volksgenossen zwin gend fordert. Sie darf die Mitverantwortung für das Volks ganze, dem sie als wichtiges, gleichberechtigtes Glied angehört, nicht vergessen. Aber auch von falschen Schlagworten sollte sie sich endlich frei machen wie denen, daß das Christentum eine Partei- oder Klassensache sei, daß es den geistigen, sittlichen und sozialen Aufstieg hindere und daß die Wissenschaft den Glauben unmöglich gemacht habe. Gottesglaube und Christen tum sind für die Arbeiterseele genau so unentbehrlich wie für alle anderen. Den Arbeitgebern aller Art legt die grö ßere wirtschaftliche Macht, die. sie in Händen haben, um so grö ßere Verantwortung auf. Ist auch ihre Lage vielfach unter den obwaltenden Verhältnissen schwierig, so ist cs doch eine zwingende sittliche Pflicht für sie, sich vor einer Ausnützung ihrer Macht gegenüber wirtschaftlich Schwächeren zu hüten, vielmehr Lis an die Grenze der Möglichkeit Opfer zu bringen, unr nicht ohne Not Arbeiter brotlos werden zu lassen, um nicht unnötig die Arbeitszeit heraufzusetzen oder den Lohn herab zudrücken. Die Arbeiter sind nicht eine Masse, die nur abge lohnt zu werden braucht, sondern gleichzuachtende Volksgenos sen, die um ihre soziale Gleichberechtigung ringen und ein Recht auf Anerkennung, Verständnis und Würdigung ihrer Lage und auf Berücksichtigung ihrer materiellen und seelischen Bedürfnisse haben und denen auch die Freiheit zu gewerkschaft lichem Zusammenschluß nicht unterbunden werden darf. * Staatsdarlehen an die Evangelische Kirche. Der Haus haltausschuß A des Landtages bewilligte ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von 350 000 Mark an das Landeskonsisto rium zur Gewährung von Beihilfen für den Besoldungsbedarf der Geistlichen. * Gegen die Schnldlüge! Der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände erläßt einen Aufruf für den 29. Juni. Am 28. Juni sind 10 Jahre vergangen, daß die verhängnisvollen Schüsse von Serajewo den Weltkrieg enkfesselten. Vor fünf Jahren mußte an diesem Tage unter dem Drucke waffenstarrender feindlicher Heere und der Androhung fortgesetzter Aushungerung das Diktat von Versailles unter schrieben werden. Es ist aufgebaut auf die Lüge von Deutschlands Schuld am Kriege. Hiergegen sollen am Sonn tag, den 29. Juni, im ganzen Reiche machtvolle und würdevolle Kundgebungen veranstaltet werden. An dem gleichen Tage und auch schon am 28. Juni wird der Deutsche Frauenausschuß zur Bekämpfung der Schuldlüge, der dem Arbeitsausschuß deut- scher Verbände angegliedert ist, eine Sammlung für das deut- sche Kind veranstalten, das unter den Auswirkungen des Dik tates besonders schwer gelitten hat. Au«, 20. Juni. Dieser Tage hielt die Lezirksgruppe des Pfarrervereins in der Ephorie Schneeberg unter dem Vorsitz von Pfarrer Hickmann-Bernsbach ihre 3. wissen- schaftliche Tagung, zu welcher auch aus allen benachbarten Ephorien zahlreiche Gäste erschienen waren. Nach einer von Pfr. Conrad- Schneeberg abgehaltenen Morgenandacht hielt Professor D. Girgensohn von der Universität Leipzig den Hauptvortrag über die „Inspirtaionder Bibel", Seine tief gründigen, für die Praxis des geistlichen Amts hochbedeutsa- men Ausführungen lösten eine lebhafte Aussprache au», in der dankbare Zustimmung -um Ausdruck kam. Am Nachmittag Vot Pfr. Meusel-Aue den 2. Vortrag über „Die Neuordnung der Liturgie im Gottesdienste", wobei neben den theoretischen ' Fragen wertvolle Winke zur praktischen Durchführung neuzeit licher Liturgien gegeben wurden. Die Aussprache zeitigte eine Resolution im Sinne des Vortrages an die maßgebenden In stanzen. Zum Schluß versammelte man sich in der herrlichen Friedenskirche mit der Genieinde zu einer stimmungsvollen „Liturgischen Vesper", die Pfr. Meusel und sein tziefflich geleiteter Kirchenchor darboten; ein feierlicher Abschluß der auf der vollen Höhe der Wissenschaft stehenden Tagung. B. O " Mqrieuberg. Die letzten Bezirkstagswahlen erbrach ten einen vollständigen Ruck nach rechts. Von 40 gewählten Vertretern gehören 26 den bürgerlichen Parteien an. * * Plauen. Die Vogtländische Maschinenfabrik hat sich infolge der allgemeinen ungünstigen wirtschaftlichen Lage ver anlaßt gesehen, ihren Betrieb vorübergehend erheblich einzu- schränken. Die Ursachen dieser Einschränkungen liegen haupt sächlich in Absatzerschwerungen begründet. Die Kaufkraft de» Abnehmer ist infolge Geldknappheit außerordentlich vermin dert. Infolge der Betriebseinschränkung wird eine größer« Anzahl von Arbeitern vorübergehend beschäftigungslos werden. * * Zwickau. Donnerstag früh )44 Uhr ist gegen eine Ar- beitcrbarracke auf dem Altgemeindeschacht in Bockwa, in der die Arbeiter eines Unternehmers schlafen, der für den Erzge- birgischen Steinkohlenaktienverein Gesteinsarbeiten ausführi, eine mit Explosivstoffen gefüllte Flasche geschleudert worden. Die Flasche explodierte vor der Bude. Durch die Entladung wurde ein Loch in den Boden gerissen, und eine Fensterscheibe zersprengt. Weiterer Schaden ist nicht entstanden. Die Arbei ter der betreffenden Unternehmerfirma werden von den strei kenden Bergarbeitern als Streikbrecher angesehen. Daraus erklärt sich der verbrecherische Anschlag. * * Leipzig. Hier traf die Nachricht ein, daß bei Timmen dorf an der Ostsee die Leiche des Privatmannes Rosenthal aüs Leipzig, der sich dort zur Erholung aufhielt, an Land ge schwemmt worden sei. Verschiedenen Gerüchten nach soll Selbstmord vorliegen. Andere vermuten einen Raubmord, da angeblich die Uhr und sonstige Wertgegenstände an der Leich« vermißt wurden. * * Leipzig. Am Mittwoch kurz nach 2 Uhr nachts ist in der Stötteritzer Straße ein Naubüberfall auf einen Anwärter der Eisenbahn verübt worden. Der Mann wurde von einem Unbekannten nach der Zeit gefragt. Er beachtete den Frage« nicht, sondern ging weiter. Im nächsten Augenblick wurde e« zur Seite gestoßen. Dabei stieß er an zwei andere Männer, die er vorher nicht bemerkt hatte. Sie rissen ihn zu Boden, warfen ihm ein nasses Tuch über das Gesicht und raubten ihm seine Brieftasche mit 200 Mark. * * Freiberg. Am 12. Juli wird die 1777 gegründete erstck deutsche Dcrgschule in Freiberg, die wohl als älteste Fachschule Deutschlands, vielleicht der ganzen Welt, gelten darf, nach eine« 147jährigen, segensreichen Tätigkeit geschlossen, weil der dor tige Erzbergbau fast ganz erloschen ist. ---- IM——»»» ^»> 1 Konzerte. Theater, Vergnügungen. 1 * Radiumbgd Oberschlema. Kurmusik am Sonnabends den 21. Juni, nachm. von 5—7 Uhr, ausgeführt yon der Stadt kapelle Aue unter Leitung, des Kapellmeisters Drechsel, 1, Dornbacher Hetz,- Marsch von I. Schrammel; 2. Ouvertüre zu „Rosamunde" von Fr. Schubert; 3. Pilgerchor und Lied -an den Abendstern aus „Tannhäuser", von R. Wagner; 4. Nach ruf an C. M. v. Weber, von Em. Bach; 5. Ouvertüre zu „Ber lin, wie es weint und lacht", von A. Conradi; 6. Ich wollt' meine Liebe ergösse sich, von Mendelssohn-Bartholdy; 7. Ein Sommerabend, Walzer von E. Waldteufel; 8. Im musikalischen Hexenkessel, Potpourri, von L. Gärtner. j Aeues aus alter Welt. ? — Eisenbahnunglück. Der Eilzug von Essen nach Elber feld stieß auf einen Rangier-Zug, der aus Lokomotive und Packwagen bestand. Der Zusammenprall war furchtbar. Di«. Lokomotiven sind schwer beschädigt und wurden aus den Glei sen geworfen. Beide Packwagen entgleisten. Verletzt würdest drei Personen schwer, acht leicht. — Raubübersall auf eine Fahrkartenausgabe. In der Nacht zum Donnerstag drangen drei maskierte Räuber mit vorge haltenen Revolvern in die Fahrkartenausgabe der Station Staaken bei Berlin und verlangten von dem Beamten, der ge rade die Abrechnung machte, die Herausgabe des Geldes. De« Beamte schlug seinen Bedrängern die Waffen aus der Hand und rief UM Hilfe. Es eilten Leute herbei, worauf die Räuber die Flucht ergriffen. — Der Kreisabgeordnete als Eiseubahnräuber. Aufsehen erregt inBreslau die Verhaftung eines dem Kreistag an gehörenden sozialistischen Abgeordneten, der überführt ist, an der Beraubung von Eisenbahnwagen hervorragend beteiligt, gewesen zu sein. Es handelt sich um den ehemaligen Güter- bodenarbeiter August Scholz, der gleichzeitig auch den Posten - eines Betriebsrates bekleidete. Bei seiner Vernehmung, lögt« er das Geständnis ab, in mindestens 20 Einzelfällen als gei stiger Urheber und teilweise auch als aktiver Mittäter für di« zahlreichen Räubereien auf der Strecke Breslau-West—Kohl- furt verantwortlich zu sein. — Ein vielseitiger Schwindler. Die Berliner Polizei nahm einen falschen Rechtsanwalt fest, der sich als ein vielsei tiger Schwindler entpuppte. Der Inhaber eines Kaffees am Potzdamer Platz brauchte in einem Prozeß einen Rechtsbeistünd und übertrug das Mandat einem Gaste, der unter dem Titel eines Rechtsanwaltes bei ihm verkehrt. Es fiel ihm dann aber auf, daß dieser Mann, seitdem er einen Vorschuß von 200 Mark erhalten hatte, wiederholt zweifelhafte „Damen" mitbrachte und daß sein Auftreten doch nicht dem eines Rechts anwaltes entsprach. Er machte Streisteamte dex. Kriminalpo lizei auf ihn aufmerksam. Es ergab sich, daß der angeblich« Rechtsanwalt ein Schwindler war, der schon seit neun Jährest den Strafbehörden zu schaffen gemacht hat. Cs ist ein 27 Jähre alter, in Guben geborener Karl Seebeck. Dieser Manst betätigt« sich früher als „Schriftsteller", dann trat er als Kri minalbeamter auf, wobei er sich mit einer Hündesteuermarks auswies, hierauf als Privatdetektiv und später als Schauspie ler. Im Kriege lag er einmal mit einem Theologen zusammen im Lazarett. Diesem stahl er die Ausweispapiere, um mit ihnen seine Glanzrolle zu spielen. In einem Vororte von Berlin erhielt er eine Anstellung als Geistlicher Und versah fünf Monate ungestört sein Amt, bis zufällig ein Landsmann von ihm in den Ort kgm und ihn entlarvte. Mit gefälschten Papieren trat Seebeck auch als Frauenarzt und an einem Gym nasium al» Latein- uudAeMouslehrer «f. Ms Kelrat»,
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