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WWWAWM 77. Jahr« Vr. 121 Sonnabend, den 24. Mai 1S24 D«r »Sr»a«bi^iich« «»»»lr«»»»- «i<b«ini u,»<d mtt Lisnohme der T«g« na» Sonn- und Festing«. Dor Pro» für die 34 mm breN, Tolonel - «nz^genz^t, Im AmIkbloMxrlrd Ist X» «Famsttenanzelgeu uud Stellengesuch, Dedstrstiger 11), «mollrls »5, für die so mm breste Petit- Nedlame^IIe »o, ausmiirt» 100, stir die 90 mm dntte «mit. Lolvnelzeile 15, ausmdris »1 Goldpsenntg. Poftschoek-Oont» > Leipzig Nr. IMAI. »emelnbe-Giro-Nonto, I ne, Srzget. 7K. 70. Verlag S. M. Gärtner, Aue, Srzgeb. Fernsprecher, Sl«« 51. 055,1» (Amt Au«) 440. Schueeberg 10, Schmarzenderg 551. Drahtanschrift! AoiNfround Aueerzgsdirg«. » enihaltend die amNichen Bekanntmachungen der Amkshauvkmannschast und der ^U^kvtUtl * Äaatsbehörden in Schwarzenberg, der Staals» u. städtischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werdea ouberdem verdsfenilicht: Die Bekanntmachungen der Eladlräke zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt. Slnzelgen-Annahm« s»r di, am Nachmillag «rsch^nond« Siumm« di» oormittag!. S Uhr in don Aauplaischllsts- ftUIen. Sin« Sewibr sür di, Ausnah»« d«r AnzUg«« am vorgchhrtU>«nrn Tag, sowie an b-stimmtrr St«tl» wird nicht g^Ux», auch nicht für di, Richtig K«U 5«r durch F«ra- spr«cher ausgegUxn« Anzeig«. — Fllrrwäa. mmEaugt «ingrsandt^ Schrtststüch« übernimmt di« Schrtsttoita^ »Un« Verantwortung. — Uninbrrchungen d« Drschüst,- d«trkb«o begründen bUn« Ansprüch,. B«t Jahlungmmrzug »nb «ondar, gilt«, Rabatt« «U nicht rmroinbart. -au»t,«sch»f«5»«a«a tu A«. Lühuth. Schn«,borg und Schwarzmberg. Keine Klärung. Die Herron Parteiführer in Berlin fahren fort, den letzten Rest des politischen Ansehens Deutschlands zu verschleu dern und zugleich den Beweis dafür zu erbringen, daß der Parlamentarismus auch weiterhin versagt. In dem WMen, endlich zu einem Ergebnis zu kommen, hatten die Deutschnationalen einen neuen Weg zur Klärung vorgeschla gen. Me sachlichen Fragen,.deren Lösung von Partei zu Par tei unmöglich erschien, sollten zuvörderst in den Hindergrund treten. Ein Kabinett der Persönlichkeiten sollte geschaffen und ihm die Entscheidung über die Gutachten über lassen werden. Der Gedanke ist zweifellos nicht übel, da er aber den Geruch eines Direktoriums an sich hatte, verfiel er der Ablehnung durch die Gralshüter des Parlamentaris mus, welche eine Schmälerung ihrer Macht darin witterten. Die Deutschnationälen verzichteten nunmehr auf weitere Versuche. Me Initiative wurde von der Deutschen Dolkspartei ausgenommen. Sie hat zum heutigen Frei- tag Vormittag zu neuen Verhandlungen eingeladen, an denen auch die Deutschnationälen teilnehmen werden. Das Thema ist: Besprechung über die Fragen der Regierungsumbildung. Bei der allgemeinen Fassung des Verhandlungsgegenstandes ist es vielleicht nicht ausgeschlossen, daß man erneut auf die Personenfrage zukommt. Die demokratische Presse spricht des halb von einem abgekarteten Spiel zwischen den beiden Rechtsparteien, welche Meinung sie bezeichnenderweise u. a. damit begründet, daß zwischen ihnen ein „reger gesellschaft licher Verkehr" bestünde. Oberflächlicher kann 'man wohl kaum Politik machen. Daß starke politische BerShungspuntte zwischen den beiden Rechtsparteien bestehen, ist bekannt. Auch der rechte Flügel des Zentrums hat mehrfach seine Neigung zu einer grund legenden Aenderung kundgegeben. Der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth ist als Unterhändler bereits ausgeschieden und durch de« rechten Zentrumsmann Stegerwald ersetzt wor den. Es wäre natürlich falsch, aus eine Spaltung des Zen trums zu hoffen, unmöglich ist es aber nicht, daß sich schließlich ein Kabinett herausschält, das aus den Rechtsparteien ein- schließlich den Völkischen besteht und von dem rechten Flügel des Zentrums gestützt wird. Außerhalb des Parlaments würde es seine» Halt in den Vaterländischen Verbänden und dem Militär finden. Das sind natürlich lediglich Vermutungen. Bekanntlich läuft bei uns das schönste parlamentarische Gebäude Gefahr, von einem leisen Windhauch umgestürzt zu werden. Wenn die nationalen Parteien schließlich doch gezwungen werden stillten, auf die Hauptrolle zu verzichten, so ist ihnen zu empfehlen, nach dem Rezept Friedrich Augusts zu verfahren: Macht euern Dreck alleene! Denn es wäre keineswegs im Interesse des Volkes, wenn die Sieger bei den Wahlen eine Nebenrolle in der Regierung spielen würden. Dann wäre es schon besser, zu warten, bis die politische Einsicht des Volkes einen noch höheren Grad erreicht hat, als es bei den Wahlen schon der Fall gewesen ist. Darnach wird eine Gesundung umso schneller vor sich gehen. i Unterdessen fahren das offiziöse Wolff-Büro und die Linkspresse fort, mit Zitaten aus der gekauften Feind presse dem deutschen Volke graulen zu machen. Sie sind auf den Ton gestimmt: Wenn das Kabinett der unbedingten Erfüllung nicht kommt, dann ist es aus mit Deutschland. Demgegenüber ist festzustellen, daß das Erfüllungskabinett Marx mit ansehen muß, wie die französischen und belgischen Be drückungen im besetzten Gebiet gerade jetzt wieder ein mal einen Höhepunkt erreicht haben. - Die Strafmaßnah- m e n gegen Düsseldorf, das einfach das Geld zu den befohlenen Kasernenbauten nicht aufbringen kann, sprechen Bände gegen, die Erfüllungspolitik. Ebenso die geplanten Kasernenbauten tu Lennep, Bochum, Dortmund usw., sowie die Tatsache, daß augenblicklich Bauten im Betrag von> mehr als 62 Millionen Goldmark für die Zwecke der Eindringlinge im deutschen Westen.ausgefiihrt werden. ... , , ' . „Sind das die Schlußfolgerungen, die die M i l i t ä r b e - fehlsHaber aus Dawes-Gutachten ziehen wollen? Glauben « mit derartigen Eingriffen in die Wirtschaft«, und Lebe: - .'^hältnisse den Zwecken zu dienen,; die dieses Gutachten verfolgt?" So fragte der Minister für die besetzten Gebiete, Höfle- .rs: am gestrigen Donnerstag am Schlüsse einer Unterredung mit auswärtigen Zeitungsleuten, bauen ervürher ausführlich die neuen Forderungen der Feinde «aeinandergesekt batte. So sehen die Erfolge des Erfüllmigs- kabinetts Marx aus. Man kann es den Rechtsparteien wirk lich nicht verdenken, wenn sie sich weigern, die Politik der heutigen Regierung nachzumachen. O » Gegen das Gutachten. Protest der „Vaterländischen Verbände". Die vereinigten Vaterländischen Verbände Dresdens wen den sich mit folgender Entschließung an die Oeffentlichkeit: „In der Entscheidungsstunde über die Freiheit unse res Volkes rufen wir alle vaterländischen Vereine und Bünde, Parteien und jeden deutschen Mann auf, der Verant wortung für die Zukunft Deutschlands fühlt, mit uns dafür einzutreten, daß das Sachverständigengutachten nicht unter zeichnet wird. Me Gefahren und Fesseln, die das Gutachten enthält, sind den meisten Deutschen unbekannt: 1. Das Gutachten trennt unsere Lasten gegenüber der Entente vollkommen von der Schuldfrage und macht da her ein späteres Aufrollen der Schuldfrage nutz los. 2. Das Gutachten wandelt die Staatskriegsschuld in eine private Schuld der Wirtschaftsverbände um und gibt jeder Feindmaßnahme gegen unsere wirtschaftlichen Ver bände und Einzelunternehmen die rechtliche Grund- läge. ' 3. Das Gutachten nimmt uns unsere Finanzhoheit und daipit die Möglichkeit, aus eigener Kraft unsere Währung zu halten "oder diktatorische Maßnahmen bei erneutem Ver fall zu treffen. 4. Das Gutachten nimmt uns das wichtigste Verkehrsmit tel, die Eifenbahn, und hat durch die Tarifhoheit die Macht, unseren äußeren und inneren Handel jederzeit zu be schränken oder zu erdrosseln. 5. Das Gutachten bürdet uns Lasten auf, die nach An- sicht aller einsichtigen Männer nicht zu tragen sind- und gibt außerdem unseren Feinden auf Grund des Wohlstands indexes die Möglichkeit, unsere Lasten zu vergrößern, wenn wir ihnen wider alles Erwarten gewachsen sein sollten. Helfferich hat das Gutachten ein zweites Versailles ge nannt. Es ist schlimmer als Versailles, da der Versailler Ver trag sich auf die Kriegsschuldlüge aufbaut und deshalb jeder zeit rechtlich angefochten werden kann und er uns die innere Staatshoheit nicht völlig nimmt. Es ist durchaus falsch, zu glauben, daß wir durch Annahme des Gutachtens die Lasten des Ruhrgebietes erleichtern wür den, im Gegenteil gibt es dann dem Büttel der Entente, Frank reich, das Recht zu jeder privaten Vergewalti gung. Es ist ein Trugschluß, daß wir unser Wirtschaftsleben durch Unterzeichnung allmählich in Ordnung bringen konn'- ten, sondern wir liefern unsere gesamte Wirt schaft der Willkür der Entente aus. Es ist eine Irreführung, daß wir nur die Wahl zwischen Erfüllung und einem vorzeitig vom Zaune gebrochenen Kriege Härten. Wir wollen durch mannhaftes Auftreten die Sklaverei von Deutschland abwenden und diejenigen Kreise für uns gewinnen, die noch Achtung vor Menschenwürde und Menschenfreiheit haben. Das können wir nicht, wenn wir feige und trügerische Versprechungen geben, die wir nicht hal ten, sondern wir müssen der Welt zeigen, daß unser Mannes wort gilt und wir lieber sterben als die Freiheit aufgeben. O M Auf falschem Wege. Aachen, 22. Mai. Die Industrie- und Handelskammer hat an den Staatsminister Wallraf als den Führer der rhei nischen deutschnationälen Volkspartei folgendes Telegramm gerichtet: Industrie- und Handelskammer von Aachen erwarten von der deutschnationalen Dolkspartei, daß sie das Sach verständigengutachten unbedingt annimmt, um unübersehbares Unheil vom Rheinland, der Ruhr und dem gesamten deutschen Vaterlande abzühalten. * ' Hoch die Internationale! Genf, 22. Mai. „Humanite" meldet, daß die sozialt- tischen Gewerkschaften Frankreichs ein Er- üchen der deutschen Gewerkschaften, für eine Milderung »er Expertenvorschläge einzutreten, bereits am 20. d. Mts. einstimmig ab gelehnt haben. Die Ablehnung sei damit begründet, daß die Expertenvorschläge bereits von der deutschen Regierung als tragbar anerkannt und angenommen worden wären. (!) » '' «k f' Moussoliuk für Sanktionen? London, 22. Mai. Der Brüsseler Berichterstatter der „Times" schreibt, Moussolini habe dem Gedanken zuge stimmt, daß im Falle eines vorsätzlichen und ernsten Dor- stoßes Deutschlands gegen seine Verpflichtungen Straf maßnahmen getroffen werden sollen. Trotz der großen Bedeutung, welche die Frage der interalliierten Schulden für Italien. Hobe, verbinde Mussolini dos Problem nicht mehr mit demjenigen der Reparationen und der Strafmaßnahmen, denn er wolle die. Annahme des-HqchverständigenplaneS nicht da- durch verzögern." - > - London, 22. Mai. „Westminster Gazette" veröffentlicht ein« Information ihres diplomatischen Berichterstatters üb« die Absichten der englischen Regierung bezüglich einer Rege lung der Reparationsfrage. Englands Grundforderungen be züglich einer solchen Regelung sind darnach folgende: 1. Die sofortige Räumung des Ruhrgebiets in wirt schaftlicher und militärischer Hinsicht, die Beseitigung der Zollschranken im Rheinland und das Aufhören jeder Einmischung in die deutsche Industrie durch die Micumverträge. 2. Deutschland .soll gleichzeitig seine Pläne vor- legen, um die Dawesvorschläge in Kraft treten zu lassen und es soll dem Reichstag die notwendigen Gesetze unter breiten. Me Möglichkeit, vorläufig eine kleine militärische Be satzung im Ruhrgebiet zu lassen, könne Gegenstand eines Kom- promiffes sein, aber die Eisenbahuenmüßten unbe- dingt wieder Deutschland ausgeliefert wer den. . London, 22. Mai. Die britische Regierung wünscht, wie „Westminster Gazette" schreibt, die Frage der französischen Sicherheit und der interalliierten Schulden zu prüfen, was aber erst nach einer Vereinbarung über die Re parationen geschehen könne. Der nächste Schritt sei der, den ! Dawesplan in Wirksamkeit zu setzen, was einigeMo - nate benötigen dürfte. Wenn dann der Boden so vorbereitet sei, werde Macdonald „vielleicht" eine internationale Konfe-! renz anvegen, zu der Deutschland, Rußland und die Vereinig»' ten Staaten eingeladeu werden würden. Berlin, 22. Mai. Wie die „Germania" hört, hoben die. 5 Mitglieder der edutsch-hannoverschen Partei, die zur preu ßischen Zentrumsfraktion im Hospitantenverhältnis standen, diese Beziehungen gelöst. Sie begründeten ihren Schritt mit der Haltung der Zentrumspartei in der Hannover- scheu Abstimmungsfvage. . Das englische „Ansehen in der Welt". ' London, 22. Mai. Im Unterhaus erklärte der Arbeitsmr-, nister, das britische Prestige sei beim Amtsantritt der Arbeiterregierung geringer gewesen als seit Jahrhunderten. Macdonald habe das britische Prestige in den Äugen der Welt erhöht und den Frieden beträchtlich näher gebracht. Die Regierung könne nicht in wenigen Monaten die riesigen Feh ler ihrer Vorgängerin im Osten wieder gutmachen. Der frühe» konservative Minister Hicks begründete einen Antrag auf Ver minderung des Gehalts des Arbeitsministers um 100 Pfd. Der Arbeitsminister habe nicht einen einzigen Plan mitgeteilt, der auch nur einem einzigen Manne hätte Erwerb verschaffen können. / Die Kreditmaßnahmen der Regierung. Berlin, 22. Mai. Vor Vertretern der Presse gab heute Direktor Dr. Dalberg vom Reichswirtschaftsmtnistrrtum Erklärungen über die Kreditnot ab, die von dm: Reichsregirvung im Einvernehmen mit der Reichsbank getrieben werden wfich.! Die Kreditvestriktionen sollen fordgeführt werben,, sie beginnen bereits ihre Früchte zu tragen, indem man am Devisenmarkt eine wesentliche Erleichterung vev- spüre. Man rechne in nicht mchr allzu ferner Zeit um der vollen Zuteilung der Devisen. Eine Folge davon würde dann die Beseitigung der Sachwert Psychose sein, die noch, heute viele Kreise veranlasse, Warenbestände unter allen Um ständen in Erwartung einer neuen Teuerung beizubeherlten und lieber schwere Zinslasten auf sich zu nehmen oder Effekten abzustoßen. In der letzten Zeit seien für 2 Millionen Goldmmck Valutaeffekten wöchentlich ans Ausland verkauft worden. Nur der Umlauf konkurrenzfähiger Waren zu WeltmarktsprÄseu könne die Passivität unserer Handelsbilanz bessern. Die. Reichsbank sei außerdem zu einer größere« Kreditgewäh rung gar nichtin der Lage, da ihre Kredite heute schon mehr als das Anderthalbfache der 1913 der Wirtschaft ge wahrten Kredite betragen. Eine erhebliche Erleichterung schaffe die Golddiskontbank, die bisher 3 Millionen Pfund Sterling an Krediten gewährt habe und wegen eines weiMven größeren Betrages aussichtsreiche Verhandlungen führe. Der deutsch-russische Konflikt. Berlin, 22. Mai. Im deutsch-russischen Konflikt hat die Neichsregierung die Ausarbeitung eines Rechtsgutach- tens durch das Reichsjustizministerium in Angriff nehrnen lassen. Erst nach Dorliegen des Gutachtens wird die deutsch« Antwort nach Moskau gehen. Inzwischen hat der deutsche Bot- schafter in Moskau im Auftrag der Regierung gegen die Schlie- ßung der deutschen Handelsniederlassungen in Rußland dArch die Sowjetregierung Protest erhöben. Berlin, 22. Mai. Die russische Handelsvsr^ tretung hat ihr 1000 Mann unffassendes Personal in folge des Konfliktes mit der deutschen Regierung bis vorläufig 1- Juni beurlaubt. Die offizielle Menst der HandSsuer- tretung ist seit Montag ganz eingestellt. Rotenkriegs zwischen Preuße« und Bayer». » . MS«ch«»' 22. Mai. Der preußische Geschäftsträger, Astrid sterialdirektor Dr. Denk, überreichte oem bayrischen Minißer-I Präsidenten Dr. von Knilling ein Schreiben des pr«G«I schen Ministerpräsidenten Braun, in dem die preußische ReWe-i rung gegen den Brief des bayrischen Ministers Les Jnnar^ Dr- Schweyer, an die DeutschhayMperschtz Pachst MW iLru« erhebt.