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Reichslagswahlen u«- Reparattonsaussichlen. Die ganzen letzten Tage hindurch haben Deutsche and Ausländer an Hand der Ergebnisse der Reichstagswahl auszurechnen versucht, ob noch Aussichten für das Zustande kommen einer Reparationsentscheidung bestehen. Frankreich hat sich immer auf den Standpunkt gestellt, das Londoner Repa rationsabkommen bleibe solange in Kraft, bis ein neues Repa rationsabkommen an seine Stelle getreten sei. An die Durch führbarkeit des Londoner Diktates vom 5. Mai 1921 glaubt heute natürlich niemand. In Frankreich und wohl auch in Belgien sucht man aber aus dem damals von der deutschen Re gierung gebilligten Zahlungsabkommen zu folgern, daß Deutschland jedes andere 2lbkommen anerkennen müsse, wel ches die Alliierten an die Stelle des Londoner Abkommens zu setzen für.richtig halten. Don dieser Auffassung gehen auch die in Paris und Brüssel erkennbaren Bestrebungen aus, Deutsch land zu der geplanten Entscheidung nur gutachtlich zu hören, nicht aber als gleichberechtigten Verhandlungspartner anzuer kennen. Das deutsche Volk fordert aber eine Lösung des Re- parationsprol>lems, der es mit gutem Gewissen zustimmen kann, und besteht deshalb darauf, daß wir an dem Abkommen Materiell Mitarbeiten dürfen. Die Reichstagswahl vom 4. Mai 1924 Hai den Beweis ge bracht, das heute in dem deutschen Volke keine Mehrheit mehr für eine Regierungspraxis vorhanden ist, welche zur Dannung einer vermeintlichen Gegenwartsgefahr schwere Zukunftskata- strophen heraufbeschwört. Sozialdemokratie, Zentrum und De mokratie haben im neuen Reichstag keine Mehrheit mehr; olle anderen großen Parteien lehnen die Unterzeichnung von Ver pflichtungen ab, die nicht vom soliden geschäftlichen Stand- punkt aus erfüllbar erscheinen. Insofern könnte die Neichs- tagswahl vom 4. Mai eine „Lösung" der Reparaiionsfrage verhindern. Die gegen Unmöglichkeiten protestierende Neichs- tagsmehrheit könnte aber unwiderleglich beweisen, daß die Haltung früherer Linksregierungen (im Juni 1919 und im Mai 1921) auch nicht das Geringste für die Schaffung endgül tiger normaler Verhältnisse in der Weltpolitik und in der Welt wirtschaft zustande gebracht hat. Aus gewissen britischen und italienischen Vressestimmen ist ein Ton herauszuhören, den wir seit langem nicht gehört haben: Die Zunahme derjenigen deutschen Parteien, welche die Abgabe einer leichtfertigen Unterschrift ablehnen, wird nicht als eine Herausforderung oder gar als eine Kriegsdrohung angesehen, sondern sachlich und nüchtern als ein Bekenntnis des deutschen Volkes zu Klarheit und Ehrlichkeit aufgefaßt. In Paris weiß man auch nicht viel zu sagen, als daß der Ausfall der Wahlen in Deutschland e'ne Verständigung in der Reparationsfrage (gemeint ist natürlich eine Entscheidung im Sinne Poincares) erschwere. Wenn es nicht gelingt, eine Reihe gefährlicher und törichter Bestimmungen des Sachverständigenprogramms ent scheidend abzuändcrn, so wird im deutschen Reichstag nicht ein mal eine einfache Mehrheit (geschweige denn eine qualifizierte Zweidrittel-Mehrheit) für die Annahme des Reparationsplanes zu erzielen sein. Es muß auch bezweifelt werden, ob eine Auf lösung des Reichstages und die Ausschreibung von Neuwahlen eine solche EEHeidung umzustoßen vermöchten. Es würde dann nur der von vornherein als einziger gegebene vernünftige Weg übrig bleiben, den zu beschreiten man stets gezaudert hat, nämlich, daß man, wie cs im geschäftlichen Verkehr Brauch ist, die beiden Derhandlungsparteiea an einem Tisch versammelt und gleichberechtigt einen Ausgleich treffen läßt. Die Neichstagswahlen haben eine Lösung der Reparations frage nicht unmöglich gemacht, sondern sie haben nur verhin dert, daß Irrtürner früherer Jahre wiederholt werden können. Darüber sollten sich nicht nur die Deutschen, sondern auch alle anderen, ehrlich friedliebenden Völker der Welt freuen. Denn die Erfolge Elemenceaus 1919 in Versailles und Briands 1921 in London haben nicht einmal den Franzosen kn- Belgiern greifbare Vorteile gebracht. Die französischen Wahlen voM 11. ^Nai werden den Ausschlag geben, ob künftig kN MrdttchMi, ge- chäftlichem Geiste oder aber wie bisher in feindseligem, impe rialistischem Geiste das Problem behandelt und entschieden wer- den soll, das seit Jahren im Mittelpunkt der europäischen Po- litik steht. Dom Nattonalsinn englischer Arbeiter. Am 23. April d. Il hat der König von England unter Entfaltung eines großen Gepränges die lange auf das sorg- faltigste vorbereitete Industrieausstellung des ganzen englischen Imperiums mit allen seinen Kolonien eröffnet. Der Grund und Boden, auf dem sich eine neue Welt von Gebäuden von einer buddhistischen Pagode bis zur kleinsten Negerhütte aufgebaut hat, liegt bei einem Dorfe Wembley nördlich von London und ist durch neu angelegte Schienenwege in 2 bis ^stündiger Fahrt von der 8 Millionenstadt aus zu erreichen. Mit Stolz und berechtigter Genugtuung schaut der Engländer auf diese Kraftleistung ersten Grades, zeigt er doch der Welt die Größe seiner Macht und die Höhe seiner Kultur und gibt zu gleich einen tatsächlichen Beweis von seiner Einigkeit mit seinen Kolonialländern, die alle freudig dem Rufe des Mutterlandes gefolgt sind. Die Zeitungen überboten sich schon lange Zeit vor der Eröffnung der „Exhibition" — dies Wort konnte man auf Schritt und Tritt hören — mit Neugierde erwirkenden An- deutungen und Beschreibungen der „Wunder", die den Be suchern die Größe, die Macht, die wirtschaftliche Höhe unmittel bar in Neuschöpfungen vor Augen führen sollten. Immer ge- svannter wurde die Erwartung der Bewohner der größten Stadt der Welt, und sehnsüchtig wünschte man den Tag der Eröffnung herbei, fehlten doch nur noch ein paar Wochen an dem Eröffnungstage. Da jagte das Gespenst des Streiks auch dem Hoffnungsfreudigsten einen jähen Schrecken irt die Glieder. Kommunistische Hetzer machten die vielen Tausende von Arbeitern und Arbeiterinnen darauf aufmerk sam, daß jetzt die günstigste Gelegenheit geboten wäre, mit neuen Lohnforderungen an die Ausstellungsverwaltung heran- -utreten, denn diese müßte wohl oder übel auf die gestellten Forderungen eingehen. Die rechtzeitige Eröffnung der Aus stellung stand in Frage. Da waren der Arbeitsminister Tho - ui a s, der sich nach Wembley ins Ausstellungsgebiet begab, die dort beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zusammenbe rief zu einem „Meeting" und sich in einer eindringlichen Rede an den vaterländischen Sinn der Arbeiter wandte. Er sprach die Hoffnung aus, daß die Arbeiter in dem Augenblick, da die Augen der Welt auf diesen Punkt englischer Erde gerichtet wären, ihr Vaterland nicht im Stich lassen würden. Die kluge und geschickte Art, mit der sich der Arbeiter Thomas an seine Kollegen wandte, hatte einen glänzenden Erfolg. Auf Grund einer kleinen Lohnerhöhung wurde die Arbeit mit er höhtem Eifer fortgesetzt, ja es wurde sogar die Nachtzeit dazu verwendet und die Arbeiter suchten einen Ruhm darin, auf alle Fälle bis zum 23. April, dem Eröffnungstage, mit ihren Arbeiten fertig zu sein. Am 22. April fanden auf dem Aus- stcllungsgelände die nötigen Proben statt, die durchweg zur Befriedigung von Arbeitern und Ausstellern ausfielen. So siegte in England der Nationalismus über den Internatio nalismus. OerMche Angelegenheiten. Das amtliche Ergebnis der Reichstagswahl im 30. Wahlkreise. Zwecks Feststellung des endgültigen Ergebnisses der Reichs tagswahl im 30. Wahlkreise Lhemnitz-Zwickau-Plauen fand in Chemnitz eine öffentliche Sitzung des Wahlausschusses unter dem Vorsitze des Kreiswahlleiters Dr. Härtwig statt. Don den einzelnen Wahlvorschlägen haben erhalten: Lifte 1 (Sozialdemokraten) 251335 Liste 2 (Demokraten) 58 283 Liste 3 (Kommunisten) . 182 532 Liste 4 (Deutsche Volkspartei) 109 421 Liste 5 (Deutschnationale) 159 907 List» 8 (Wirtschaftspartei) 72 828 Liste 7 (Dsutschsoziale) 3 866 Liste 8 (Völkisch-sozialer Block) 70 717 Liste 9 (Sozialistischer Bund) 4 963 2 747 u 3672 ( 1494 ) 676 ff Liste 10 (Republikanische Partei) Liste 11 (gentrumspartei) Liste 12 (Notionallib. Vereinigung) Liste 13 (Haeußer-Bund) Die Abweichungen des endgültigen Ergebnisses von dem von uns bekanntgegebenen vorläufigen Ergbnis sind also nur sehr gering. Als ungültig mußten 5622 abgegebene Stimmen (900 mehr als bei der Landtagswahl) angesehen werden. Da auf je 60000 gültige Stimmen 1 Sitz im Reichstag entfällt, so erhalten die Sozialdemokraten 4, die Kommunisten 3, die Deutschnationalen 2 Mandate und die Deutsche Bolkspartei, die Wirtschaftspartei und der Völkisch-soziale Block je ein Man dat. Die Reststimmen sind dem Reichswahlloiter mitgeteilt worden. Auf Grund der Neststimmenzahlen werden nun den einzelnen Parteien auf je 60 000 Stimmen noch weitere Man date zuerkannt werden. (Wir haben die auf die Reststimmen entfallenden Mandate bereits mitgeteilt. Es ändert sich daran, nichts. E. V.) " Die Lage im Zwickauer Steinkohlenrevier ist noch un verändert. Bergbsamte, Bergschüler und Ingenieurschüler neh men die Nothilfe war. Gegen den sozialistischen Terror Ar beitswilligen gegenüber ist Polizei eingesetzt worden. Der Bergbauliche Verein Zwickau hat eine umfangreiche Darstel lung der Lage im sächsischen Bergbau veröffentlicht, worin er nachweist, daß die Leistung je Mann und Schicht nur noch etwa ein Drittel der Friedensleistung bei nur achtstündiger Schicht, die gegenwärtig verweigert wird, beträgt, und ferner, daß vor Aufnahme der verlängerten Arbeitszeit die Leistung bis über die Hälfte der Vorkriegszeit herabgesunken war, während die Lohnhöhe noch die der Vorkriegszeit geblieben ist, wozu noch der Wert der Deputatkohle tritt und der Lohn tüchtiger Arbei ter im Akkord sich noch wesentlich erhöht. Während die Berg werksunternehmer sich streng an den Schiedsspruch des Reichs arbeitsministers vom 24. April halten, fügen sich ihm die Ar beitnehmer nicht. Die Aussperrung wird als eine von der Ar beiterschaft hervorgerufene Abwehrmaßregel bezeichnet. * Die Eisenbahner zum Sachverstäudigen-Sutachten. Der Landesverband Sachsen der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner hielt in Dresden eine Sitzung ab, um zu den Auswirkungen des Sachverständigengutachtens für die deutsche Reichsbahn Stellung zu nehmen. Die Versammlung nahm folgende Ent schließung an:' „Die heutige Kundgebung der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner in Dresden fordert, nachdem die deutsche Neichsregierung in Verhandlungen über das Sachverständigen gutachten eingetreten ist, daß als Voraussetzung für die Be handlung der Deutschen Reichsbahn 1. die Freilassung alle« auf Grund des Ruhrwiderstandes heute noch in Gefängnissen Schmachtenden erreicht wird; 2. die Rückführung der Vertrie benen unverzüglich ermöglicht wird; 3. Sicherung der recht lichen und sozialen Verhältnisse des Eisenbahnpcrsonals er reicht wird; 4. Sicherung für eine angemessene Besoldung und" Entlohnung geschaffen wird. Weirer ist es unbedingt erfor derlich, daß die Reichsbahn in einer einheitlichen Gesellschaft zusammengefaßt wird. Im Interesse der Souveränität.des deutschen Staates ist es unbedingt notwendig, daß die Tarif- Hoheit beim Deutschen Reiche verbleibt. Bei Meinungsver schiedenheiten zwischen der deutschen Neichsregierung und der Leitung der Eisenbahn entscheid^ eine neutrale Kommission. Die Rechte des Eisenbahnkommissars, wie sie in der Anlage 4 des Gutachtens vorgesehen sind, sind untragbar. Insbesondere muß die Möglichkeit, daß der Eisenbahnkommissar oder sein Vertreter durch Anfordern beliebiger Statistiken in der Lage sind, eine weitestgehende Handelsspionage zu treiben, beseitigt werden. Bei Leiftungsverzug der Eisenbahn prüft die schon erwähnte neutrale Kommission die Unterlagen, um festzustellen, ob tatsächlich ein Verschulden der Gesellschaft vorliegt. Keines falls darf der Kommissar in einem solchen Falle das Recht haben, Teile der Eisenbahn zu verpfänden oder gar zu ver kaufen. Die Versammelten erwarten, daß Reichstag und Neichsregierung alles daransetzen werden, um vorstehend auf geworfene Fragen in einer Weise zu regeln, die sich mit den Interessen Deutschlands und Ler Selbständigkeit eines freien Staates verträgt." Adel im Dauernblui. Roman eines Westfalen von Georg Heinrich Taub. 67. Lvrsietzung.) 49. „Liebs Hilda, willst du mir auf eine offene Frage einmal eine offene Antwort geben?" „Gewiß, liebe Maria — wenn ich kann." „Wenn ich kann, d. h. wenn ich will. Warum nmc immer so vorsichtig?" Gräfin Maria von Herberstcin lehnte sich bei diesen Worten in ihrem Korbsessel zurück, die Blicke fest auf ihr Gegenüber gerichtet. Man saß buchstäblich unter Palmen und genoß von der Schloßterrasse herab einen herrlichen Blick auf den im Abcnddämmern liegenden Park. Hilda von Uhlenhorst war seit einigen Lägen blaß Und bleich im Gesicht. Ob die durchtanzten Nächte die Schuld trugen? Aber sie hatte nur an Schönheit ge wonnen; ihr Antlitz war jetzt gleichsam durchgeistigt, und der Teint war so zart geworden, wie man es auch nur in seltenen Fällen bet den blonden Töchtern Albions wiedcrsindet. Lächelnd sah die Angeredc e zu ihrer in rüstiger Frische dasitzenden Freundin hinüber. „Frage, liebe Maria." „Zuerst eine Mitteilung: Graf von Czernin hat sich verlobt!" Um die Wirkung dieses Satzes auf die Freundin Lesser beobachten zu können, beugte sich die Sprecherin ein wenig vor. Aber gleichmütig, jedoch ohne das Lächeln von vorhin, sprach die Komtesse ihr nach: „Tut: also Graf von Czernin hat sich verlobt." „Was? - Gut sagst du? Und bist dabei so ruhig?" „Weshalb denn nicht?" ,Hilda?" „Maria! — Jetzt deine Frage?" ..Also ganz aufrichtig, Liebe! — Warst du nicht ein wenig verliebt in den Grafen von Czernin?" „Ich — verliebt? — Nun ja — ein paarmal an ihn gedacht habe ich. Aber das war keine Liebe. Liebe ist etwa» anderes, Bestä-^iaeS. Der Herr Traf will v auch keine Lieb» — er wollte nur — — Gold." „Hilde!" „Ja, es ist so. Lr. Hut mir . u gesprochen, daß er darauf ausgshs, eine reiche Partie zu machen. Einen stärkeren Beweis lieferte dann seine Abreise nach Wien und sein dortiger Verkehr im Hauss eine-? reichen Israeliten. Gut, mag er mit den Millionen seines Schwiegervaters glücklich werden. Eine exotische Pflanze mehr oder weniger in seinem Treibhaus — warum sollte er keine Orientalin heiraten?" i , „Du bist bitter!" „In etwa. O diese Männer! Ich glaubte, er Habs eine ernste Neigung zu mir gefaßt und hielt ihn für eine bessere Natur, als es sich herausstellt. Wie kalt muß das Herz eines Mannes sein, der auf seinem Wege ist? ES wäre mir entsetzlich, zu denken, daß ich die Seine geworden wäre, wenn ich nur reicher gewesen wäre. Nun bin ich froh, daß ich wieder ich selbst ge worden bin. Ich Preise meine Armut; ich wollte, ich wäre noch ärmer —" Hilda! Du bist ja ganz erregt!" „Bin ich? Um so besser! Ich hatte mich vergessen, mich und einen, der Rechte an mich hat." „Thedo Starke!" „Maria — weißt du seinen Namen?" „Bleib sitzen, Liebe! Claire von Uhlenhorst hat eS mir geschrieben. Meine Einladung war keine zu fällige. Ja, meine liebe Hilda, ich hätte selbst im An fang gern gesehen, wenn du noch einmal gewählt und einen Adeligen erkoren hättest. Aber — heute freue ich mich, daß dein Herz Sieger blieb und die Versuchung Libermans." , „Also du hättest Czernin begünstigt?" ' „Indirekt — ja! Aber heute bin ich froh, daß du dem Manne deiner Liebe treu bleiben willst. Sieh, liebe Hilda — ich bin eine Deutsche, eine Westfalin mit Blut und Seele. Wie mein Herz schlägt, wenn ich einen Gruß von daheim erhalte! Hier höre ich nur tschechisch sprechen, tschechisch Politisieren, tschechisch predigen, ffchechisch singen. Ich mußte selbst meiner Zunge diese flavischcn Laute uuszwängen, mutz jetzt aus dem Munde meiner Kinder eine fremde Sprache hören. O — du weißt nicht, wie einem da umS Herz ist, wenn man diß-Hcimat liebt und an einen fremden Ort aebannt ist." „Armes Herz!" - „Ja — Wohl, arm! Ich liebe meinen Gatten und bin ihm gern gefolgt in dieses schöne Land. Und doch: eine Mauer ist zwischen uns aufgewachsen, seit ich zum erstenmal ausgesprochen, was'ich tief im Herzen gefühlt: Eins deutsche Mutter muß deutsche Kinder erziehen! Aber mir werden sie vom Herzen gerissen. Fremde Lehrer lehren sie denken und fühlen, wie man in der Fremde denkt und fühlt. Wohl ist mein Herz arm- alles, was ich besaß, hat man mir mit meinen Kindern genommen." „Eine erschütternde Klage!" — „Und diesem Los wollte ich dich in einer egoisti» schen Wallung zufahren — weil ich dich so lieb habe^ Hilda. Du solltest näher zu mir kommen. Als Gräfin Czernin wärest du meine Nachbarin geworden . .. Abe» es ist gut so. Ich habe die Mutter geopfert, die Kinde» opfern müssen — auch die Freundin werde ich nichj halten können. Kannst du mir vergeben, Hilda, daj ich dich nicht früher gewarnt?" „Maria! — Wie du nur sprichst! Armes Herz — was hast du erduldet! Mach' dir meinethalben da- Herz nicht schwer. Und was den Abschied angeht —" das Jahr der Prüfnua ist ja bald vorüber — weißt du, Maria, ich schMe mich, ihm wieder in die klare» Augen zu sehen. Wirklich: ich bin seiner nicht würdig!' „Bei Gott, Hilda! Ich wünsche dir und ihm alle^ Gute. Doch still — dort hinten kommt mein Gatts, Weißt du" — flüsterte sie leiser, — „morgen mußt du mir von ihm mehr erzählen. — — Gegen seine sonstige Gewohnheit kam Graf Herbe« stein, der in den Händen einige Briefschaften trug, zö-c gernd und ernst einher. » „Briefe für mich dabei, Herr Graf!"' , „Ja — ja — wo denn habe ich ihn? Hier «in!» Zeitung und hier eine Offerte von einem Wiener Mode haus — und hier " j „O Gott, von meiner Mutter?! Eine Traue«, nachricht' — der Brief ist schwarzumrändert. Herr Traf,; Sie wissen! Was ist passiert?" „Fassen Sie sich, Komtesse. Ihr Bruder Harald „Ist tüt? (Forts e»rin« plA»