Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 29.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192404293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19240429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19240429
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-29
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.04.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«lmltnrett seine diplomatische und militärische Aktionsfteiyelt nicht wahre. Rom, 27. April. „Messaggero" meldet aus Konstantinopel, daß die Lage der französischen Truppen in Sy rien zu wachsender Besorgnis Ursache gibt, fliegende Re- deslentruppa kämpfen dauernd gegen die vorgerückten franzö sischen Posten. Bei einem Zusammenstoß der letzten Tage im Tale von Karrass« sollen die französischen Trippen über 200 Tote und Verwundete gehabt und dabei zwei Gebirgskanonen verloren haben. Bei einem anderen Zusammenstoß auf der Straße nach Aleppo seien den Franzosen drei Maschineyge- wehre und zahlreiche Munition abgenommen worden. Gedenkfeier für Helfferich. Berlin, 27. April. Der Landesverband der Deutschnatio- valen Dolkspartei veranstaltete heute nachmittag in der Phil harmonie eine Helfferich-Gedenkfeier. Unter den zahlreich er schienenen Teilnehmern bemerkte man mehrere Vertreter der Reichsregierung, darunter die Minister Jarres, Luther, Graf Kanitz und in Vertretung des von Berlin abwesenden Außen ministers den Staatssekretär Frhrn. v. Maltzahn. Musik und Chorgesang leiteten die Feier ein. Der Fiihrer der Deutsch, nationalen Dolkspartei, Hergt, sagte in seiner Gedenkrede, daß Helfferich als Wissenschaftler mit seinen hervorragenden Arbeiten Uber das Geldwesen Weltruf genossen habe, daß aber die Kampfnatur und die heiße Liebe zum Vaterlands ihn aus der Welt der reinen Wissenschaft aus den politischen Kampf platz geführt haben, wo er sich als eine der schöpferischsten Führernaturen bewährt habe, die in Deutschland jetzt so selten seien. Hergt würdigte besonders die Tätigkeit Helfferichs in der Deutschnationalen Dolkspartei und sagte, daß eine Tragik darin liege, daß Helfferich durch seinen grausigen Tod die Möglichkeit zur Erfüllung und Vollendung seines Werkes ge nommen worden sei. * Zürich, 27. April. Morgen nachmittag soll in Zürich eine Trauerfeier für die dort aufgebahrten Leichen der bei Bellinzona verunglückten Deutschen stattfinden. Die Leichen Helfferichs und seiner Mutter werden dann am Dienstag nach Mannheim übergeführt, wo am Mittwoch nach mittag 4 Uhr die Einäscherung stattfindet. Bern, 27. April. Nach einem bei der Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen aus Bellinzona ein- getroffenen Bericht ist der Zustand aller Verletzten durchaus befriedigend. Der Lokomotivführer Burg befindet sich außer Gefahr, ebenso der Heizer Snozzi. Was die verkohlten Lei chen anbelangt, so glaube man, daß deren Zahl acht nicht übersteigt. Die Zahl der ums Leben gekommenen Reisenden würde sich darnach auf 9 belaufen. Don dem Personal haben 6 Personen das Leben eingebüßt. Es ergibt sich somit eine Gesamtzahl der Todesopfer von 15, mit Einschluß der nach träglich ihren Verletzungen Erlegenen. Verbot der Maifeiern beantragt. Berlin, 27. April. Die nationalen Verbände haben an die Reichsregierung mit Rücksicht auf die ungeheure Not des deutschen Volkes und besonders der arbeitenden Kreise ein Verbot der sozialistischen Maifeier beantragt unter Hinweis auf das entschlossene Vorgehen Mussolinis in Italien. Eine Aenderung der bekannten Stellungnahme der Reichsregierung ist jedoch nicht, zu erwarten. Inzwischen ha ben eine Anzähl Arbeitgeberverbände, besonders in Mittel- deutschland, beschlossen, diejenigen Arbeiter, die am 1. Mai ohne besondere Erlaubnis den Betrieben fernbleiben, auf drei bis sieben Tage auszusperren. — In Spandau beschlos sen die deutschvölkischen Betriebsräte, die Arbeit am 1. Mai unter allen Umständen und gegen jeden Terror fortzuführen. G Die kommunistische Mörderischem. Stuttgart, 27. April. In Ergänzung der bereits gemel- >deten Verhaftung kommunistischer Mitglieder einer deutschen Tschekagruppe wird noch mitgeteilt: Di° Zuständigkeit der Gruppe erstreckt sich auf das ganze Reich. Sie unterstand einem Genossen mit dem Decknamen Hellmuth, der inzwischen in der Person eines Russen der angeblich Goreff heißt, und vermutlich der militärische Leiter der Reichszentrale der Kom munistischen Partei Deutschlands ist, festgestellt und in Berlin verhaftet wurde. Die Mitglieder der Tscheka winden von der Parteileitung gegen ein festes Einkommen von ursprünglich l80 Mark, später 60 Mark für die Woche und SO Prozent Teuerungszuschlag angestellt. Die Verpflichtung erfolgte vor Lem Führer durch Handschlag. Fernerhin mußte folgendes gesagt werden: „Ich verpflichte mich bei meiner proletarischen Ehre als Mitglied der Gruppe zur Ueberwachung der Partei. Verrat, Feigheit und Flucht werden mit dem Tode bestraft." Jur Erledigung seiner Aufgaben erhielt jedes Mitglied der Tscheka zwei Pistolen und eine erhebliche Menge Sprengstoff. Dazu kamen Ruhr-, Typhus- und Lholeraba- zillen, die sich auf Nährboden befanden. Es mar beabsich tigt, diese Bazillen den Personen, die ünauffällig um die Ecke gebracht werden sollten, ins Essen zu geben. Bis Anfang Fe bruar kam zu dieser Ausrüstung noch ein Kraftwagen, der ebenfalls von der Parteizentrale in Berlin gestellt wurde. Die Waffen wurden bei der Festnahme der Tschekamitglieder be schlagnahmt. Sie waren scharf geladen und zwar zur Hälfte mit Geschossen mit angefeilter Spitze, also sog. Dum-Dum-Ge- schossen. Die Mitglieder der deutschen Tscheka, die sich sämtlich in Stuttgart in Haft befinden, sind: Felix Neumann, Schriftsetzer, Berlin, der Fiihrer der Gruppe, Ernst Poege, Mitbegründer der Ortsgruppe Leipzig, Iohannes Szon, Ru dolf Margics. Im ganzen handelt es sich um sieben Leute, die außer einem der Kommunistischen Partei Deutsch lands schon seit der Gründung angehören. Mit welchen Geld mitteln die Kommunistische Zentrale arbeitet, geht aus den beschlagnahmten Geheimdokumenten hervor, bei denen Quit tungen des Tschekaleiters aus der zweiten Hälfte des Novem ber 1923 von insgesamt über 33000 Dollar gefunden wurden. Berlin, 27. April. Die Polizei beschlagnahmte kommu nistische Geheimkorrespondenzen. Aus ihnen gehen Absichten der Kommunisten zu allgemeinen Störungsaktionen der Reichstagswahlen am 4. Mai hervor. O Berlin, 27. April. Im Anschluß an eine am Sonntag vormittag im BlüHner-Saal abgehaltcne Wahlversammlung der deutsch-völkischen Freiheitspartei kam es zu Zusam menstößen mit Kommunisten. Hierbei wurden drei Per sonen schwer verletzt. Sie mutzten in dos Krankenhaus eingeliefert werden. Die Zahl der in der Niste des Blüthner- Saales versammelten Personen wird auf 3000 ge'chützt, die allmählich zerstreut werden konnten. Wegen Nichtbefolgung der polizeilichen Anordnungen wurden insgesamt 1v Perso nen festgenommen. st', „c Die dänische Währnugskrist». Rotterdam, 27. April. „Daily Mail" meldet au« Ko penhagen: Das sozialistische Kabinett Stauning hat sich in zwei Sitzungen für die schnelle Herbeiführung der Stabi lisierung der dänischen Währung entschlossen. Das Kabinett beabsichtigt zu diesem Zwecke einen allgemeinen Deamtenabbau, eine vorübergehende Herabsetzung der Löhne und Gehälter und eine Steigerung der Steuern und Zölle um mindestens 70 Prozent. Greiz, 27. April. Der Verband sächsisch-thüringischer Webereien hat die Sperrung aller Webereibetriobe im Ver bandsbezirk nicht zur Durchführung zu bringen brauchen, nachdem die große Mehrzahl der wegen der nicht anerkannten verlängerten Arbeitszeit Streikenden in Glauchau/ Meerane, Crimmitschau und Pösneck zur Arbeitsstätte zurückgekehrt ist. Dem Vernehmen nach wollen die Arbeitgeber nach Möglichkeit den Arbeitnehmern mit Lohnerhöhungen entgegenkommen. Berlin, 26. April. In der Umgebung Hindenburgs werden lebhafte Besorgnisse über dessen Gesundheitszustand ge äußert. Hindenburg soll nicht von einer bestimmten Krankheit befallen sein, es soll sich um eine Art Kräfteverfall handeln. Budapest, 27. April. Trotz des Buchdruckerstreiks waren bisher die sozialdemokratische Presse sowie einige andere Blät ter, welche die Forderungen der Streikenden bewilligt hatten, erschienen. Die Regierung hat nunmehr das Erscheinen sämtlicher Budapester Blätter verboten. Die Behörden werden von morgen ab selbst Zeitungen herausgeben. Warschau, 26. April. Nach Blättermeldungen Haden ge stern litauische Freischärler im Bezirk Braclow von litauischem Gebiet aus den dortigen polnischen Grenzpolizei posten beschossen. Verluste an Menschenleben sind nicht eingetreten. London, 27. April. Macdonald ist gestern abend in Schloß Windsor cingetroffen, wo er als Gast des Königs das Wochenende verbringen wird. ——— » OerMche Angelegenheiten. >> -, — —» Schwarzenberg, 27. April. Im Verein für Volksbildung beginnt am Freitag, den 2. Mai, abends l-8 Uhr im Geräte raum der Sanitatskolonne (Kellergeschoß der 1. Bürgerschule) ein neuer Kursus, der in Form praktischer Unterweisungen zei gen soll, wie bei Unfällen im Hause und im öffentlichen Leben sachgemäße erste Hilse geleistet wird. Oberbahnhofsvorsteher Wolf ist der Leiter dieser bis Pfingsten anbecaumten Arbeits geineinschaft, an der Personen beiderlei Geschlechts nicht unter 18 Jahren teilnchmen können. An den sechs Freitagabenden werden behandelt: Die Anatomie des menschlichen Körpers, die verschiedenen Arten von Verletzungen, Verbände mit Binden und dreieckigen Tüchern, Knochenbrüche mit Anlegen von Schienen, Ohnmächten, Blutvergiftungen, Verbrennungen, Wiederbelebungsversuche mit und ohne Apparaten, Aufheben und Wegtragen Verletzter usw. Die Mitglieder des Vereins werden, zur Teilnahme, aufgefordert, auch Nichtmitglieder sind willkommen. . ' ' . > v Hundshübel, 27: April. Gemeindeverordnetensitzung von: 25. April. Vor Eintritt in die Tagesordnung werden die in das Kollegium neu eingetretenen Gemeindeverordnetenmitglie der Paul Tröger jun. und Albin Leistner vom Vorsteher, Bür germeister Lippold, durch Handschlag in ihr -Amt eingewiesen. Ein Gesuch des Gemeindcverbandes Sachs. Gemeindclehranstalt Dresden um Beitritt der hiesigen Gemeinde läßt man z. Zt. auf sich beruhen. Die korpcrative Mitgliedschaft der Gemeinde zum Fürsorgeverein bildungsfähiger Krüppel in Zwickau wird mit einem Iahresmitgliedsbeitrag von 30 Goldmark aufrecht er halten. Als Beisitzer-Ersatzleute für Verhandlungen vor dem Gemeinschaftlichen Wohnungsschiedsamt Eibenstock werden ge wühlt: Landwirt Richard Tröger, Händler Robert Mertiching, Maschinenführer Albin Leistner, Fabrikarbeiter Emil Glöckner. Nachdem die zuständige Behörde den Bürgermeister Lippold als Abstimmungsvorstcher zu der am 4. Mai 1924 stattfindenden Neichstagswahl, zu dessen Stellvertreter Gemeindeältesten Max Poller ernannt und nls Abstimmungslokal den Gasthof „Zur Linde" hier bestimmt hat, wird der Verw.-Assistent Riedel als Schriftführer, Oberlehrer Hennig als Gegenlistenführcr, Ge- meindcältester Emil Unger und die Gemeindeverordneten Otto Mertsching, Albin . Leister, Fritz Geier, Max Meinhold, Gustav Dörfel und Forstmeister Bruhm als Beisitzer gewählt. Die An bringung von drehbaren Windessenköpfen auf dem Gemeinde amtsgebäude, sowie von Holzläden an den Fenstern der Dienst zimmer des Gemeindeamts und der Postagentur wird geneh migt. Die zum Wohnungsbau bestimmte Aufwertungsstcuer soll angcsammclt und bei Erreichung einer entsprechenden Höhe z« Herstellung von Wohnungsbauten verwendet werden. Der Pachtpreis der Grasnutzungen von den Gemeindewiescn kommt Mitte Juni 1924 zur Festsetzung. Eine Abtretung von Gemeindeland zu Industrie- oder Wohnungsbauzwecken hebt jedoch das bestehende Pachtverhältnis ohne weiteres auf. In nchtöffcntlicher Sitzung kommen noch verschiedene Grund- tücks- und Bausachen zur Verhandlung. Schönheide, 28. April. In einer gut besuchten Versamm lung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft des westerzgebir- gischen Handwerks hielt Syndikus Dr. Mitzschke einen Vor trag über die neue Baugenossenschaft. Bürgermeister Winzer begrüßte in der Aussprache die Genossenschaft. Die von der Mietsteuer abzu,zweigenden Gelder für den Wohnungsbau werden, in Schönheide 20 000 Mk. ausmachen. Allerdings ver- ügt die Gemeinde nicht über Baugelände. Es ergeht deshalb an alle privaten Grundbesitzer von Schönheide die Bitte, Bau gelände zur Verfügung zu stellen, damit auch hier mit dem stau begonnen werden kann, zumal die Wohnungsnot bei 120 Wohnungssuchenden immer größer wird. * ** Zwickau. Der Drang nach der Freiheit veranlaßte den Kommunisten Emil Zehl aus Hohen stein-Ernstthal, Ler sich, ebenso wie sein Bruder Alexander wegen der dort verübten Sprengstoff- bzw. Bombenanschläge in Untersuchung in: Land gerichtsgebäude in Zwickau befindet, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Im Verlause der Besuchszeit für die Angehöri gen der Untcrsuchungsgcfangcnen hatten sich mehr denn vier zig Frauen zum Besuch.! ihrer Männer eingefunden. Als Emil Zehl in ein Zimmer geführt werden sollte, machte er vor der Tür kehrt und rannte wie besessen durch die Gänge und Korridore des Gerichtsgebäudes ins Freie, hinter ihm >rcin das diensttuende Personal, das durch den Rus eines Wachtmeisters „Haltet ihn!" auf den Flüchtlina aufmerksam gemacht worden war. In ven «cywanenrelcyanragen, an kA Wiese für Lie Eisbahn, gelang es, den Ausreißer festzunehmen. ** Bolgtsgrün. Im Garten des Forsthauses wurde eine Handgranate gefunden. Man vermutet, daß str schon länger« Zeit im Garten gelegen hat und jedenfalls bei einem versuch« len Einbrüche von den Dieben verloren worden ist. ' Wahlbewegung. Schneeberg, 27. April. Gestern Abend fand in der Sonne ein« überaus stark besucht« Wahlversammlung der Deutschen Volks« Partei statt, in der Admiral a. D. Brüninghaus über Fragen der inneren und äußeren Politik sprach. Die Ausführungen bewegttn sich im allgemeinen in demselben Rahmen wie in der am Freitag in Aue stattgefundenen Wahlversammlung, worüber in der gestrigen Nummer des „E. V." ausführlich berichtet worden ist. Der Redner ist ja bekannt dafür, daß er nicht Parteipolitik im eigentlichen Sinne treibt, sonder» gewohnt ist, alle politischen Fragen höheren vaterlän dischen Gesichtspunkten unterzuordnen. Trotzdem die Zuhörerschaft zum größten Teil aus Sozialisten und Kommunisten, teilweise noch in nicht wahlfähigem Alter, bestand, gelang es Brllninghaus durch eine sachlich vornehme Art seinen Vortrag-ohne nennenswerte Stö rung zu Ende zu führen. In der folgenden Aussprache kamen acht Redner zu Wort, darunter sechs Sozialisten und ein anscheinend aus Galizien stammender Kommunist. Ohne auf den Inhalt der Wahl rede ausführlich emzugehcn und um deren nachhaltige Wirkung auf die Zuhörer abzuschwächen, ergingen sich die Redner stundenlang in Mn bekannten aufhetzerischen Phrasen. Das Schlußwort mußte lei der vom Referenten auch mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeil sehr kurz gehalten werden, da die Führer der Linksparteien es an scheinend nicht für angebracht hielten, ihren Anhängern Gelegenheit zu geben, die Entgegnung des Herrn Brüninghaus änzuhören. Um ter Absingung der Internationale verließen die Sozialisten und Kommunisten der S^al. Wie erbärmlich und lächerlich solches „mutige" Verhalten der „sogenannten", linken Führer ist, kommt ihnen in ihrem Haß und in der begreiflichen Angst vor der Wahl niederlage gar nicht zum Bewußtsein, ebensowenig wie den „so auf geklärten" Massen die Feigheit, auf einen Wink ihrer Bonzen den Saal zu verlassen, um gegen bürgerliche Beweisführung gefeit zu sein. Bockau, 27. April. Die völkische Bewegung faßt auch hier immer mehr Fuß. Der vorläufig gebildete Ausschuß der neu- zugründenden Ortsgruppe des Völkisch-sozialen Blocks hatte für Mittwoch abend Gesinnungsfreunde zu einer Besprechung eingeladen. Wider Erwarten gestaltete sich diese Zusammen kunft zu einer ansehnlichen öffentlichen Versammlung. Die Räumlichkeiten des Gasthofes „Reichsadler" waren überfüllt und viele fanden keinen Einlaß. Schriftsteller Vieweger- Glauchau mußte in mehr als zweistündigen Ausführungen die wichtigsten Programmpunkte ins rechte Licht zu stellen. So kennzeichnete er besonders das Problem der Brechung der Zins knechtschaft, den jüdischen Leihkapitalismus, beleuchtete die Iudenfrage, die Stellung zur Religion und zum Christentum und schloß mit einer packenden Aufforderung zur Neuschöpfung einer echten deutschen Kultur, geboren aus dem siegreichen deutschen Idealismus. Er verstand mit seinen leichtverständ lichen Ausführungen die Anwesenden außerordentlich zu fes seln. Rauschender Beifall lohnte die treffenden Ausführungen. Nach Schluß der Versammlung erfolgte eine große Anzahl von Neuaufnahmen. Nittersgrün, 27. April. Im Saale des Erzgebirgischen Ho fes hielt am Mittwoch abend die Deutschnationale Volkspartei eine sehr stark, auch von Angehörigen der Linksparteien, be suchte Wahlversammlung ab. Das Referat hatte Frl. Bräue« aus Chemnitz übernommen, die in feinsinnigem, oft von per sönlichem Erleben durchwobenen Vortrag. die verheerenden Wirkungen des Marxismus nach außen, ganz besonders aber in kultureller Hinsicht schilderte. Die gewaltsame Verdrängung des religiösen Empfindens, die Verdrängung der Sittlichkeit aus Erziehung, Kunst, Literatur, Verwaltung und Politik sei Negicrungsprinzip der letzten fünf Jahre gewesen. Die Frau und Mutter sei in erster Linie zur Hüterin der unveräußerlichen Rechte deutscher Würde und deutscher Moral berufen. — Einige Anfragen über die Stellung der Partei zum Judentum und zur Bodenreform wurden sachgemäß beantwortet. Eine Debatte scknd nicht statt. «- - > - > — Konzerte, Theater, Vergnügungen. Bockau, 25. April. „Ueb' immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab und weiche keinen Finger breit von Got tes Wegen ab!" Nicht oft genug kann es gesagt werden; umso erfreulicher, wenn es auch im lebendigen Spiel vor dem Auge Ich abrollt wie es am Sonnabend die Freiwillige Sanitäts kolonne Bockau uns bot in dem fünfaktigen Drama: „Im Schatten einer Schuld." Fleißiges Nollenstudium und Lust und, Liebe zum Stück bewirkten bei allen Mitspielern ein recht gutes Zusammenspiel; in den Hauptrollen wurde Vorzügliches geboten. Ein volles Haus hat dem guten Zweck der Sanitäts kolonne hoffentlich eine recht gute finanzielle Stärkung ge bracht. * Deutscher Iugendtag. Am 5. und 6. Juli findet in Hartenstein im Erzgebirge ein großer deutscher Iugendtag statt, zu dem die christlich-nationale Iungmannschaft des Erz gebirges und des Vogtlandes erwartet wird. Hauptredner wird der Führer der sächsischen Kaufmannsgehilfen und Kauf mannslehrlinge, Gauvorstcher Dlax Hegewald aus Leip zig, sein. Die Tagung, die sehr bedeutend werden soll, veran stalten die Kreise Chemnitz und Plauen—Zwickau im D.H.V, Die Vorbereitungen liegen in den Händen des Kreisvorstehers Stadtrat Schambach-Plauen, Kaiserstraße 47. I Kandel, Industrie, Bolkswlrlschast. l Chemnitz. Das Konkursverfahren über das Vermö gen der Hermes-Bank ist eingestellt wovdm, da eine den Kosten des V-rsahrens entsprechende Mass; nicht vorhanden, ist. Neues aus aller Well. — Hagelwetter. In den ersten Nachmittagsstunden de« gestrigen Sonntags wurden die nördlichen Bezirke Berlins stvie auch Teile Leipzigs) von einem mit Hagelschauer und Zturmwetter begleiteten Gewitter heimgesucht, das beson ders in Tegel großen Schaden verursachte. Ein auf dem Marktplatz errichteter Wanderzirkus wurde kurz vor der ersten Vorstellung umgestürzt. Personen sind nicht zu scha den gekommen, dagegen schätzt der Besitzer des Unternehmen den angerichteten Sachschden auf 30—40 000 Goldmark. —< Auf der Spree bei Grünau kenterten infolge des Sturme« zwei Segelboote. Die Insassen konnten aerettet werden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)