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Streichung de, aNiierte» Schulde«? Loudo«, 2. Mai. "Daily Telegraph* berichtet aus Neu« york, das größt« Finanzinstitut der Bereinigten Staaten, National Sich Dank, habe die Streichung bzw. die Der. Minderung der alliierten Kriegsschulden an Amerika befürwortet. (Diese Meldung, die Fraulich eine seiner Waffen aus der Hand schlagen würde, ist sehr mit Vorsicht aufzunchmen. „E. D.") London, 2. Mai. Die belgischen Minister The», nis und Hymaus find gestern abend in London ringe- troffen und werden heute abend mitMaedonald und dem Schaßkansler Snowden die Anwendung des Dmvesplanes be sprechen. Nach Ansicht der Presse handelt es sich bei der Der - mittlungsaktion darum, Mittel zu finden, um Potneave zur Aufgabe der Eisenbahnregie zu bringen. Rücktritt der mecklenburgische» Regierung? Schwerin, 2. Mai. Die Deutsch-Dölkische Freiheitspartei hat der Deutschnationalen Landtagsfraktion erklärt, daß sie nicht in der Lage sei, gegen den von den Sozialdemokraten und Kommunisten angekünoigten Mißtrauensantrag gegen das Ministerium Brandenstein zu stimmen, wenn nicht vor dem Wiederzusammentritt des Landtages der Rücktritt des Ministerpräsidenten Frhr. v. Brandenstein erfolgt wäre. Brandenstein sei infolge seiner Stellungnahme zu den Sachverständigen-Sutachten für die Freiheitspartei untrag bar. Da dem Vernehmen nach die Deutschnationale Volks- Partei nicht gewillt ist, den Freiherrn von Brandenstein zum Rücktritt zu veranlassen, so ist der Sturz des Ministe riums unvermeidlich, falls die Freiheitspartei auf ihrem Standpunkt verharrt. Die Einäscherung -elsserichs. Mannheim, 2. Mai. Auf dem Mannheimer Friedhof wurden der Leichnam Karl Helfferichs und seiner Mutter den Flammen übergeben. Die Freitreppe zum Krematorium, zu Kren beiden Seiten Chargierte zahlreicher Studentenkorvo- cationen mit umflorten Fahnen, Fahnendeputationen der Vismarckgruppe der deutschnationalen Jugend und Stahlhelm- wute Aufstellung genommen hatten, war mit Kränzen bedeckt, znter denen besonders die Dlumengsbinde der deutschen Ncichs- cegierung, des Deutschen Reichstages, der Deutschen Polks- oartei der Pfalz aufficlen. Unter dem Gefolge, das hinter den Särgen Aufstellung genommen hatte, befanden sich Reichs minister Dr. Luther, Vizepräsident des Reichstags Dietrich und nls^A U reter der Deutschnationalen Bolkspartei Staatsminister n. D. Dr. Walraff, Vertreter der Deutschnationalen Volks- Partei aus Baden und Hessen und aus dem Saargebiet. Die Trauerfeier wurde eingerahmt durch das Niederländische Dank- zebet. Die Trauerrede hielt Konsistorialrat Fischer-Berlin. Nach dem Choral „Jesus, meine Zuversicht" entbot Neichsfinanz- minister Dr. Luther dem Verstorbenen den letzten Gruß. Was Helfferich an der Spitze des Reiches geleistet habe, gehöre der Geschichte an; was er als Führer der Opposition später ge leistet hat, das wird das ungetrübte Urteil unserer Nachfahren in seiner vollen Bedeutung würdigen. Wir, die Mitlebcnden, >aben des Verstorbenen zu gedenken als eines Mannes des Volkes und der Tat und als eines Führers, für den sein Deutschtum eine Leidenschaft war. Die deutsche Reichsre- zierung nimmt innigen AntÄl. an.!AN.s Verlust, der die Familien Helfferich und v. Siemens getroffen hat, und m dem VerluftHer-Mutter-bteses-Sohnes- bie gemeinschaftlich uit Helfferich einem so schrecklichen Verhängnis zum Opfer ge fallen ist. Dein, was sterblich an Helfferich war, rief der Neichs- mnister in, Namen der Reichsregierung zu: „Schlaf wohl in deutscher Erde!" Für den Deutschen Reichstag sprach der Vizepräsident Dietrich. Ferner sprachen der ausgewiesene Re gierungspräsident für die Pfalz, Dr. Mathäus, der Bürger- «erster der Heimatstadt Neustadt a. d. H. und der Vertreter der Deutschen Bank in Stauß. Während der Bläserchor die lwei letzten Strophen des Niederländischen Dankgebcts spielte and die studentischen Korporationen zum letzten Gruß die Hahnen senkten, wurden die beiden Särge in das Innere des Krematoriums gebracht, das mit Blumen, Lorbeer und immer- zriinen Girlanden geschmückt war. Pf»l Teufel! Berlin, 2. Mai. In der Nr. vom 25. April der „Hanauer und Frankfurter Pressestimme", dem Organ der sozialdemo- iratischen Partei, stehen über Helfferichs Tod folgende Sätze: Nach markerschütterndem Wehgeschrei fand er mit seinen Reisegefährten und seiner greisen Mutter in den Flammen kn Tod. Vom Leibe des Unheilstifters, des Sachwalters der flunker und des mit ihm verbündeten Teiles der Bourgeoisie blieb nichts übrig als ein Haufen Asche, der sich mit den Asche- cesten anderer zum Kehrichthaufen vereinte. Helsingfors, 2. Mai. Der Reichstag hat Kallio (Agrar bund) zum Präsidenten gewählt. ck Fürst Bütt« 78 Jahr« Berli«, 2. Mai. Der Reichskanzler hat an den Fürsten Bülow in Rom, Villa Malta, ein Telegramm gesandt, in dem es heißt: Ew. Durchlaucht spreche ich im Namm der Reichsvegievung die aufrichtigsten Glückwünsche zur Voll, endung des 78. Lebensjahres aus. Dankbar gedenkt das deutsche Volk morgen Ihrer als des Staatsmannes, der mehr als ein Jahrzehnt die Politik des Sketches mit sicherer Hand geführt hat. Neuer Bergarbeiterkonflikt im Ruhrgebiet. Esten, 2. Mai. Nachdem der Christliche Bergarbeiterver- band und der Frei gewerkschaftliche Altverband den Schieds- spruch vom 28. April, bctr. Ueberarbeit im Ruhrbergbau, ab- qelehnt haben, ist heute den Verbänden die Kündigung der Arbeitsordnung zum 31. Juli von den Zechenver bänden übermittelt worden. Auf einer Reihe von Zechen des Ruhrgebiets haben daraufhin die Belegschaften nach sieben Stunden die Ausfahrt erzwungen. Auf anderen Zechen sind die Arbeiter untätig in den Gruben verblieben. Der Zechen verband faßte darauf den Beschluß, die Arbeiter, die sich von morgen ab weigern, dte bisherige Schicht weiter zu verfahren, nicht mehr zur 'Arbeit zuzulassen. * Königsberg, 2. Mai. Dte Lage im Landarbeiter streik hat sich verschärft. Die Technische Nothilfe ist heute in einer Reihe von Kreisen eingesetzt worden. München, 2. Mai. Im gesamten bayrischen Baugewerbe ist Herste die Aussperrung derBauarbeiter erfolgt. Bremen, 2. Mai. Bet der Maifeier kam es zu Zu- sammenstößen zwischen Kommunisten und der Polizei. Die Beamten wurden mehrfach tätlich angegriffen. Dte kommu nistische Versammlung im Bllrgerpark wurde von der Polizei aufgelöst. Der Redner wurde verhaftet, später aber von der Menge wieder befreit. Auf dem Bahnhofsplatz, wo die Menge die Straßenbahn anhielt und die Fahrgäste zum Aussteigen nötigte, kam es zu kleinen Zusammenstößen und zu Verhaf- tungen. Beuthen, 2. Mai. Die Maifeier in Hindenburg hat jetzt ein drittes Todesopfer gefordert. Ein Arbei ter, der einen Bauchschuß erhalten hatte, ist seiner Verletzung erlegen. ' . ' Berlin, 2. Mai. In Köpe-nick wurde der Arbeiter Götzke, der eine Gruppe junger Leute beim Ankleben von Hakenkreuz aufrufen überraschte und zur Rede stellte, erschossen. Als Täter ist der 24jährige Karl Tepe festgenommcn worden. Er gibt zu, den verhängnisvollen Schuß abgsfeuert zu haben, um Gädke, der auf ihn eingesprungen sei, abzuwehren. Trotzki an Macdonald. Moskau, 2. Mai. In der gestrigen Festsitzung des Mos kauer Sowjets führte Trotzki aus, wenn die Arbeiterretzierung in England Mut besäße, würde sie mit uns einen Vertrag ab schließen, welcher die ganze Weltgeschichte umstür zen würde. Ein« Verbindung der russischen Arbeiterschaft nstt der englischen wäre eine Grundlage des Friedens. Aber die Regierung Macdonalds erfüllt gegen ihren Willen eine riesige vorbereitende Aufgabe und wird eine revolutionäre Be wegung in England Hervorrufen. Macdonald hat unlängst ge sagt: Wir haben gegen Moskau gekämpft und gesiegt. Das ist nicht richtig. Macdonald kann über das von dem großen Lenin aufgebaute rote Moskau nicht siegen. Derjenige, der Uber das rot» Moskau, siegen könnte, ist noch nicht geboren. — Breslau, 2. Mai. Das Oberlandesgericht verurteilte den 27jährigsn polnischen Oberleutnant Bachner we gen Spionage und Verrat militärischer Geheimnisse zu 12 Jahren Zuchthaus und 5000 Mark Geldstrafe. B. hatte dem französischen Kapitän de Roux Pläne über die Stellung der schlesischen Truppen und die Stärke der Sipo-Formationen übermittelt. Haag, 2, Mai. Dte erste Kammer lehnte nstt 19 gegen 10 Stimmen einen Antrag ab, in dem die Negierung aufge- fordert wird, eine Kommission zu ernennen, um die Frage zu prüfen, ob es einem kleinen Staate noch möglich sei, bei der schnellen Entwicklung der Technik der Zerstörungs mittel, vor allem der chemischen Kriegsmittel, durch Auf. rechterhaltung eines Heeres die Sicherheit des Landes zu verbürgen. Athen, 2. Mai. Bei D em on str ati o nen d e r Kom munisten am 1. Mai wurden 17 Personen, darunter fünf Soldaten, zum Teil schwer verletzt. Der Versuch der Kommu nisten, den Streik zu proklamieren, ist gescheitert. Neuyork, 2. Mai. Gelegentlich einer Revolution in Havanna fanden zwischen Negierungstruppen und Auf ständischen zahlreiche Gefechte statt. Lhignik (Alaska), 2. Mai. Alle verfügbaren Schiffe haben Nachforschungen nach dem verunglückten Führer der amerikani schen Weltflugexpedition, Major Martin, ausgenommen, sie fanden jedoch keine Spur von ihm. Waywewegmig. Schneeberg, 2. Mai. In einer Wühlerversammkung 6er Deutschnationalen Volkepartei sprach am Mittwoch Abend im Restaurant zur Post Dr. Schönbach au, Zwickau. Der Vorsitzende der Ortegrupp«, Dr. Raschia, gedachte in feiner Vearü- ßung Helfferichr. Dr. Schönbach entwickelte dann in einstündige» Ausführungen do, Programm der Deutschnationalen Bolkspartei. Einleitend gedachte auch er der überragenden Persönlichkeit Helffe richs, mit dem nicht nur die Deutschnotional« Bolkspartei ihren fähigsten Mann verloren habe, sondern darüber hinaus das gesamt» deutsche Volk. In klaren Ausführungen schilderte er sodann daa Versagen der deutschen Sozialdemokratie und die große Schuld, di« dies« Partei an den jetzigen Zuständen hab«. An der ihr zugefalle- nen Aufgabe mußte die sozialdemokratische Partei scheitern und wird daran zu Grunde gehen, weil sie von jeher ihren Anhängern ver sprochen habe, was nie zu halten «wesen ist. An Hand einwandfreiem, Materials waren es wuchtige Tatsachen, di« der Redner für das jämmerliche Versagen der Sozialdemokratie anführen konnte. Weit« gab er dann einen Ausblick in di« Zukunft und behandelt« hier das weite Gebiet der Wirtschaft, dabei auf dte Rentenmark zu sprechen kommend. Es komme nach sein« Meinung nicht so sehr auf den Streit um die Vaterschaft für die Rentenmark an, al» darum, daß sie gehalten werde. Das aber werde nicht möglich sein, wenn wir zur Weiterzahlung der wahnsinnigen Reparationsleistungen verpflichtet werden. Er geißelte vor allem die sozialdemokratisch« Futterlrlpvm- wirtschast und stellte die Forderung auf: Zurück zu Bismarcks Der- fafsung. Einen breiten Raum nahmen seine Ausführungen über die außenpolitische Lage ein. Die Außenpolitik werd« noch zu sehr ver- nachlässigst Auch bei einem Volke, das «inen verloren«» Krieg hin ter sich habe, gilt das Wort Rankes vom Primat der Außenpolitik. Interessant waren seine Erläuterungen über das Sachverständigen gutachten, besten restlos« Annahme die dauernde Versklavung Deutsch lands gegenüber unsern Feinden zur Folge haben werde. Glück licherweise werde über di« endgültige Annahme des unmöglichen Sachverständigengutachtens erst der neue Reichstag zu entscheiden haben. Wer nicht wolle, daß da« deutsche Volk zu Arbeitskuli» der Entente herabsinke, wer nicht wolle, daß die Lebenshaltung unseres gesamten Volkes nicht auf den Stand eines Negerstammes in Zrn- tralafrika hcrabgedrückt werde, für den gäbe es nur eins: Dafür zu sorgen, daß der neue Reichstag ein deutschnationaler Reichstag sei. Eine Aussprache fand nicht statt. Am Schlüsse forderte Dr. Raschig auf, am Sonntag nur die Liste S der Deutschnationalen Volkspartei zu wählen. Schneeberg, 1. Mai. Am Dienstag sprach Fmanzminister Rein hold in einer Versammlung der Deutsch-demokratischen in dem sehr aut besetzten Sonnensaale. Der Redner wies zunächst auf die Zer splitterung der Parteien hin und legte dar, wie die demokratische Politik uns aus der Zeit des Währungsverfalls zu der heutige» Stabilisierung geführt hat. Sodann zeigte er, wie eine weitere Ge sundung unserer Wirtschaft herbeigofllhrt werden kann und wie dazu die unerläßlichen Voraussetzungen sind das Eingehen auf das Sach verständigen Gutachten und die Erhaltung der demokratisch-republi kanischen Staatsform. Er berührte bei leinen Ausführungen all« brennenden Probleme der Gegenwart, wie z. B. Beamtenabbau, Steuergesetzgebung, Wohnungsbau, Achtstundentag, Arbeitslosen frage, Erschließung der Wasserkräfte, Einführung neuer Industrien, wie Seidenraupenzucht, Steuer auf Auslandsreisen, Verbot für Luxusoinfuhr, Befreiung von Rhein und Ruhr. In der Diskussion sprachen von gegnerischer Seit« zwei Sozialisten und ein Deutsch- völkischer. Sie brachten im wesentlichen persönliche Anliegen und vereinzelte örtliche Mißstände zur Sprache. Es war dem folgenden Diskussionsredner O.-St. R. Friedrich nicht schwer, ihr« Einsprüche vom Standpunkt der demokratischen Politik zurückzuweisen. Land- iagsabgcordneter a. D. Weiß-Albsrnau wies dann nach, wie schwie rig, aber auch wie richtig di« Stellung der Demokratischen Partei als Partei der Mitte sei. In einem Schlußwort ging Finanzminist« Reinhold besonders ein auf di« Frage der Arbeitsbeschaffung und der Aufwertung. Seine Ausführungen wurden auch da von reichem Bei fall geleitet. 10 Uhr 4V Minuten konnte der Dersamlungsleiter Amtsgericht-rot Dr. Hartmann di« wohlgelungene Versammlung schließen. - Schwarzenberg, S. Mai. Am Donnerstag nachmittag fand im Ratskeller eine Wahlversammlung der Deutschen Bollepar- tei statt. Anstelle des Admirals a. D. Brüninghaue sprach Stu- dienrat Bartholome« aus Annaberg. Einleitend bat er dü Mähler, am 4. Mai die Stimmen nur einer großen, einflußreichen Partei zu geben, und warnte vor der Zersplitterung durch, klein« Par teien. Darauf beantwortet« er die Frage: «Ist die Deutsch« Volks« Partei als Partei des Wiederaufbaues ihrer Parole von 1820 treu geblieben?" Als Beweis hierfür möge folgendes gelten: Stresemann hatte sogleich nach seinem Antritt als Reichskanzler den Mut, dem Tabletten hervorragend b«vähü b«i Kexemsch«^ Nerven- und Kopfschmerzen Togal stillt die Schmerzen und scheidet di« Harnsäure aus. Klinisch erprobt. In allen Apotheken erhitttltch. vost.64.3°/, kciU. »cs«.,slic., 0408°/° Owain, 12,S°/, 100äm>I. Gicht, Nheuma, Ischias, A-el im Dauernblul. Roman eines Westfalen von Georg Heinrich Taub. «SS. gortfetzung.) „Ja--- die Wintersaison kommt und tausend Balles „Einstweilen ist es erst Frühjahr, Herr Graf/« „Ja, — aber woran dachte ich denn nur." Wie in großer Verlegenheit wandte sich der Gast der Hausfrau zu, ihr einige Aufmerksamkeiten zu sa gen. die er freigiebig wie Bonbons verteilte. Jetzt erst fand die Komtesse Gelegenheit, ihn zu beobachten. Und sie urteilte, baß sie nie einen schöneren, formgewandte» kefl Kavalier gesehen habe. Als die Herren in ihre Zimmer gegangen waren, suchte auch sie einen Vorwand und trennte sich von ihrer Freundin. Die Blumen, die er ihr gebracht, trug sie auf ihr Zimmer und stellte sie sorgsam in eins Base. Lange, lange ruhte ihr Blick auf den kleinen, seltenen Orchideen. Etwa acht Tage später hatte die gräfliche Familie KU Ehren ihres Gastes ein kleine» Fest veranstaltet. Sämtliche Teilnehmer an der für Hilda v. Uhlenhorst so unglücklichen Jagd fanden sich ein. ES wurden ihr von allen Herren viele Komplimente gemacht. Jeder tat so, al» ob er den bösen Schutz abgescuert hätte, und leder brauchte die Phrase, daß ein so „edles Wild" in diesen Forsten noch niemals „zur Strecke" gebracht wor» den sei. Aber die junge Westfalin beachtete keinen dieser KMchböSwMe» Grske» und Barone. Nur als der Graf v. Czsrnin sich ihr nahte, ging sie aus ihret Zurückhaltung heraus. „Woher nur holten Sie die prachtvollen Orchi deen, die Sie mir sandten, Herr Graf?" „Ah — Kleinigkeit, gerne geschehen! Ich habe in meinen eigenen Treibhäusern genug." „Ich sah nie so schöne Exemplare." i "" „Oh, — da müssen gnädiges Fräulein mich aber einmal besuchen. Ich habe mir immer einen Sport daraus gemacht, diese Lieblinge Floras zu hegen, und kann Ihnen etwa vrcrzig Sorten blühend zeigen." „Ei, das läßt sich hören." „Ja, und die meisten Erstlinge habe ich mir von meinen Reisen in den Tropen unter unsäglichen Mühen stlbst hcimgcbracht. Ich war allein sechs Jahre in Indien." Und nun war der Graf in seinem Fahrwasser. Er erzählte von dem Wunderlands Indien in so hin reißender Beredsamkeit, baß der aufmerksamen.Zuhö rerin die Zeit wie im Fluge verging. „Langweile ich Sie auch nicht, gnädiges Fräulein?" hörte sie ihn Plötz- lich fragen. „O, nein, Herr Gras! Ich bin Ihnen sehr dank bar, daß Sie mir diese wertvollen Aufschlüsse ver mitteln. Ich höre gern von weiten Reisen berichten." Hätte sie die ganze Wahrheit sagen wollen, so würde sie hrnzugesügt haben, daß sie gerade von „ihm" so gern von weiten Reisen höre. Die ganze folgende Nacht noch klang ihr die sympathische Männerstimme im Ohr . .. Al» der Graf einlae T-m* kvLt-< keine Ltnladuva in Gegenwart seines Freunde'» HerbersteiN wiederholte, als dann letzterer der Komtesse zurevete, sagte Hilda ihren Besuch zu, nicht ohne eins gewisse Unruhe im Herzen zu empfinden. > So fuhr sie denn eines Morgen» in einem leichten Gefährt über Land. Auf dem Fahrdamm der mit Obst- bäumen bepflanzten breiten Landstraße tanzten die fei nen Sandstäubchen im Sonnenlicht. In den Gräsern am Wege funkelte der Tau. Zur rechten Seite ließ man in der Ferne die Ruinen des Klosters Melniks vorllber- zreyen. Zur unren Hano ragten me Berge der vohmlsch- sächstschen Schweiz, voran der Milleschauer, empor. „Nun, was hälft du von dem Grafen Czernin, mein« Liebe?" klang Hilda der Freundin Frage unvermutet ins Ohr. Einigermaßen verlegen, halb abgewandt, suchte siü leichthin zu antworten: „Ich habe mein Urteil über ihn noch nicht abgeschlos sen; aber er scheint ein netter Mensch zu sein." „Ein fescher Kavalier ist er", rief der Graf, sich aus dem Bock umwendend. „Und du, Maria — was sagst du von ihm?" „Wir sprechen noch einmal darüber. Er gehört dem feinsten Avel Oesterreichs an, ist erblbtze» Mit glied des RcichSratS und Kammerherr. Allerdings ist er ein Mann, dem das Geld in den Länden zerrinnt." MMvLLIw» WLb Zahnpalt« VVIvrorl«»»«. Hi»" M«n Mundg.ru» »v» «ch E «eia